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— 13« — Gotznes erwartet. Oder «in Eroßkaufmwm darf «ine schöne Krau stundenlang mit seinen /eichten Eesrlischaststiraden an- «den, Lediglich, weil diese von ihm die Erreichung baldiger Lebensmittel erhofft. Kurz, laut Elsa Tauber sei Frauen- liebenswürdigkeil nur ein Machtmittel» «in« diplomatische oder politische fern geschliffene Wass«, ein Florett, das man mit spielerischen Händen gebraucht, um es in entscheidenden Augen- »licken ins Herz des Gegenspielers mit fast unmerklicher Ge schicklichkeit zu stoßen. Ja, Elsa Tauber spricht sogar von «irrem Selbstzwang gewisser Frau«n- zur Liebenswürdigkeit, der wir, törichte Männer, nur zu leicht erliegen. Natürlich kann man nicht leugnen, daß die scharfe Kri tikerin der angeblichen Frauenliebenswürdigkeit, besonders was die Motive dieser betrifft, zuweilen Recht hat. Eine Verall gemeinerung in dem Sinne, daß alle Frauen nur aus Selbst sucht liebenswürdig seien, entspricht jedoch keinesfalls den Tatsachen. Denn Liebenswürdigkeit ist mehr als «ine Höflich keit der Seele, sie ist allerdings durch Distanz und persönlichen Geschmack «ine etwas differenzierte Wärme und gleichsam Sonnigkeit des Herzens. Das selig« Lächeln eines glücktrunke- nen Mädchens, die Innigkeit mütterlicher Güte 'm ihrem Zusammenleben mit ihren Kindern, sind Beweise dieser zur Herzlichkeit gesteigerten Empfindung, die sich freilich meist vorerst nur dem Nächsten mitteilt, die man aber auch aus der ebenso persönlichen wie sachlichen Liebenswürdigkeit der Evatöchter im Verlehr mit anderen im Berufsleben, wie , in der Gesellschaft ahnen kann. Und daß gerade unsere - Zeit sich den Glauben an die Frauenliebenswürdigkeit von Heute nicht rauben läßt, beweist die Sammlung von Dichter- stimmen der Gegenwart: „Der moderne Frauenlob" (Verlag A. R. Meyer, Wilmersdorf), in dem die Eigenschaften un- . serer Frauen eine rythmische Ehrung fanden. j I Ale «»a «o köime» Sie Breven rpsnnrs - i Von Ernst Edler o. d. Planitz. Jede Einleitung, jedes Wort üb«r die Notlage des deut- l schien Volkes ist Verschwendung. Aus dem Jammer, unter ! dem besonders der Mittelstand entsetzlich leidet, kommen wir nur heraus durch Arbeit und Sparen. Sparen aber ist in s erster Linie Sache der Frauen, denn diese sind es, welche das verdiente Geld des Mannes in Lebensgenuß umsetzen. Da stellt sich.nun leider der weiblichen Psyche eine fürchterliche Feindin entgegen, die alle ihre noch so schönen Kalkulationen l.ohnlachend zerschlägt. Diese Feindin ist — dl« Mode. .Se mester um Semester greift die Mode rücksichtslos in das verdiente und zusammengesparte Geld und rafft Hände voll davon hinweg. Man müßte also nur ein Mittel finden, welches dir Frauen von oer Mode unabhängig macht. Dieses Mittel ist: Dis deutschen Frauen schaffen sich eine Nationaltracht. — Eine Nationaltracht kennt keine, Mode. Ein« National tracht ist nicht den Launen der Zeit und ewigen Eeld- ausgaben unterworfen, von denen die Frauen heute in der Kleiderfrage tyrannisiert werden. Eine Nationaltracht bleibt. Eine Nationaltracht ermöglicht es jeder Frau nach ih'-en Mitteln, ihr Aeußeres dauernd zu gestalten, indem die armen Frauen billige, die reichen Damen kostbare Stoffe wählen. Unsere Vorfahren, Las stellt sich jetzt in der Zeit der Not immer mehr heraus, waren viel klüger, als wir bisher ahn ten. Als jeder Gau noch seine Tracht hatte, wurde das Sparen viel leichter als heut«. „Man kam zu was." Das Geld wanderte nicht von Quartal zu Quartal zu den Mode- warenhündlern (solche gab es daher gar nicht), sondern blieb im Haus für bessrre und dauerhafter« Zwecke. Und kam einmal di« Not. dann war der Spargroschen da. Bereits im Jahre 1871 nach dem Feldzug mit Frankreich hatten wir eine Bewegung, welche eine deutsche Nationaltracht einführrn wollte. Die Tencenz war aber verfehlt, denn man dachte sich die Tracht als national« Siegeskleidung, also sozusagen als übermütige Maskerade. Außerdem lag das Volk nicht im Elend wie heute, sondern faß vor gefüllten Töpfen. Also konnte es nicht ausbleiben, daß auch die Frau«n die Laune, die selbst nichts anderes als «ine Modelaune war, bald wieder aufgaben und den Pariser Journalen nachlirfen. Heute liegt der Fall anders. Heute würde eine der Mode nicht unterworfene Nationaltracht Rettung für Hundert tausend« bedeuten. Ss ist selbstverständlich daß die Mode- als solche dadurch nicht beeinträchtigt wird, aber Frauen, di« sparen wollen, bietet sich dadurch di« Gelegenheit, sich neben den Modedamen von der Mode zu emanzipieren, ohne als rückständig in der Kleidertracht angesehen zu werden. — Alles käme also nur darauf an, daß etliche tausend Frauen den Mut hätten, anzufangen. Ich denke mir di« Sach« so, daß die Nationaltracht zunächst nur an Sonn- und Feie» tagen getragen wird. Wochentags trägt man die alten Lum pen b«i der Arbeit usw. zunächst aus. Und der An fang? Einige lausend oder hunderttausend Frauen in ganz Deutschland treten zusammen. Man wählt das einfachste und zugleich kleidsamste Kostüm, das unser« Voreltern dereinst in den freien Städten getragen haben. Vielleicht Gretchen- kostüm mit praktischem sußfreiem Rock. Dann wird Monate lang vorher ein Tag festgesetzt, und zwar ein Sonntag im Sommer, und an diesem Tag wird in ganz Deutschland die Nationaltracht zum erstenmal angelegt und überall in Stadt und Land öffentlich gezeigt. Wo ist die deutsche Frau, welche di« Sache in die Hand nimmt? > , ; Aar «eik Oer Memcd von ricd? Don Otto Riedrich. Der Mensch glaubt so vieles zu wissen. Doch wenn er nur einmal bei sich selbst beginnt, was weiß «r von sich? Er kennt seine Körperteile, er kennt sein« inneren Organe, er kann ungefähr die Arbeit dieser Organ« feststellen. Aber wie es im Grunde geschieht, wie die chemische, physikalisch« und mechanisch« Arbeit vor sich geht, davon hat er keine Ahnung. Der Mensch verzehrt eine Frucht. Fragt er sich einmal, was aus dieser Frucht in seinem Körper wird, dann kann er nur die indischen Worte bringen: Alles, was wir in uns aufnehmen, zerfällt in ein Dreifaches, in ein Weißes, «in Rotes und «in Schwarzes. In ein Weißes, das ist die Rede, in ein Rotes, das ist das Blut, in ein Schwarzes, das ist die Asche. , Wie aber geht die Teilung vor sich? Wie wird dir Frucht in Rede, in Gedanken, wie in Blut umgewandelt? Das Mundwasser und bi« Magensäfte zerspalten di« Speise. Sie muß in Urbestandteile zerlegt werden, muß in Blutbahn, in Nervenbahn geleitet werden, um zu Gedanken, zu Wärm«, zu Asche zu werden. Wer weiß, wie das vor sich geht? Wer kann sich die feinste Teilung einer Nahrung vorstellen, die bestimmt ist zu einem Gedanken zu werden? Die meisten Menschen wissen wohl überhaupt nicht, datz die Eeistestätigkeit ebenso aus der aufgsnommen«n Nahrung fließt wie Wärme, wie alles. Wenn die Kräfte verbraucht sind, dann denkt der Mensch nichts anderes als Nahrung. Alles än ihNr wird abgelenkt von den Sonderbestrebungen der Organe und nur einem Gedanken zugeführt: Nahrung, wie bekomme ich Nahrung? Ueber Las weitere wissen wir nichts. Wie die Natur sich in ihren Gesetzen nie vergißt, s» vergißt auch das in uns Waltende kein Organ im Körper Jevem wird regelmäßig die entsprechende Nahrung zugeführt. Es ist ein wunderbarer Betrieb, der, wenn er vollständig erkannt werden könnte, uns den Schlüssel zu allen Rätseln böte. Könnten wir das tiefste Walten in uns er!enn«n, dann würde sich bi« Welt mit ihren Erscheinungen offenbaren; denn di« Wurzel aller Weltmöglichleit ruht in uns. Aad» iri err Von Peter Rosegger. ' Feste feiern, Lieder singen, 7 , Reden hallen, Gläser klingen, , > Spielen, sparten und flanieren, s ! Tanzen, flirten und charmieren — , Ist mit solchen guten, netten ! , Dingen unser Volk zu retten? , ' ' j — Arbeit, Arbeit ohne Ruh'» j ' ; Taschen auf und Fäuste zu! . s > s Trotzig dem Geschicke stehen ' > s Oder — feig zugrunde gehen! Verasüvorlltch« Rrbakeur: Ernst Roßberg in Fr<m»rnb«» LSi. — Druck und Beklag v-n L. S. Roßberg in Krmck«rb«g t-S.