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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 05.04.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-192104052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19210405
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19210405
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1921
-
Monat
1921-04
- Tag 1921-04-05
-
Monat
1921-04
-
Jahr
1921
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Mgemekn grotzen Gindruck gemacht. Man geht wohl nicht , worden seien, denen nur 360000 deutsche Stimmen entgegen- kabinett hat nach Prüfung Zeitungsverleger vom 31. M Hand- dafür er Politische Nachrichten England 5V Millionen Mart für die Deutsche Kinderhilfe. Sammlung für die Deutsche Kinderhilfe hat am 31. Marz Die Sammlung für die Deutsche Kinderhilfe hat am 31. Marz ihren Umbildung des enalischl Abschluß gefunden. Trotz der Ungunst der Verhältnisse sind ! nett haben sich eine Reihe voraussichtlich mehr als SO Millionen Mark flüssig geworden. ! Marschall French ist nicht 1 Davon wurden allein in Berlin 1850000 Mark gesammelt. - wurde durch den katholisch London, 4. 4. Das Reuterbüro erfährt, datz die kleine Entente an Admiral Horthy ein Ultimatum gesandt hat, datz, wenn der frühere Kaiser das ungarische Gebiet nicht verlasse, am Donnerstag militärische Schritte beginnen würden. datz Karl Habsburg sich fortgesetzt weigere, Ungarn zu verlassen. Der morgigen Sitzung der ungarischen Nationalversammlung wird deshalb mit Spannung entgegengesehen und sogar eine Ministerkrisis befürchtet. Hingegen melden einige Blätter aus einer Wiener Quelle, dass die letzten Reisevorbereitungen beendigt sind und dass mit der Abreise binnen 48 Stunden zu rechnen, sei. Wie einige Blätter aus Steinamanger berichten, hätten die Aerzte bei Karl Habsburg eine Irritierung beider Lungenflügel festgestellt. ?olem verlimge» nack vderrcdlerle» Berlin, 4. 4. Polen scheint sich von der Wirkung der Abstimmung erholt zu haben und verlangt nunmehr auch die nördlichen''Kreise Oberschlesiens. Einem Berichterstatter des „Echo d« Pologne" gegenüber hat der polnische Außen minister zugegeben, daß sich die polnischen Aspirationen selbst aus die rein deutschen Kreise Kreuzburg und Rosenberg er strecken. Die polnische Press« arbeitet mit allen möglichen Zahlenkünststückchen. So behauptet sie, daß auf dem linken Oderufer insgesamt 390000 polnische Stimmen abgegeben ,I"Hen Kabinetts. Im englichen Kabi- 'eihe wichtiger Aenderungen vollzogen. , icht mehr Vizekönig von Irland. Er - wurde durch den katholischen Lord Edmund Talbot ersetzt, ständen. Weiter ist die polnische Presse voll von falschen - Meldungen allerlei Art. Sie behauptet u. a., von deutscher amtlicher Seite werde das Freistaatprojekt erneut vorge- ! bracht. Diese Meldung trägt den Stempel der Erfindung s an der Stirn. Alle einflußreichen Kreise Oberschlesiens lehnen diesen Gedanken entschieden ab. 1 Berlin, 4. 4. Dem „B. T." wird aus Paris u. a. mitgeleilt, Viviani, der gestern in Mwyork der East der „Alliance francaise" war, hat einem Interviewer erklärt, daß die neue Regierung der Vereinigten Staaten allen französischen Wünschen und Anregungen geneigt sei. Gr hat die Nachricht, daß er Auftrag habe, über die Regelung der französischen Kriegsschulden zu verhandeln, entschieden dementiert. Ueber die Erklärung des amerikanischen Kabinetts sprach er sich sehr befriedigt au». > Der „New Port Herald", der allerdings den französischen Interessen ganz ergeben ist, und dessen Nachrichten aus diesem Grunde mit einiger 'Vorsicht ausgenommen werden müssen, behauptet, daß kein Volk in Amerika mehr Sym pathien genieße, als das französische. Mit diesen Nachrichten steht «ine Meldung des „Erchange-Telegraph" in einigem Widerspruch, di« besagt, daß eine Annullierung der Kriegs anleihen nicht möglich wäre. Das Aeußerste, was erreicht werden könnte, sei die bereits mitgeteilte Stundung der Schul den auf ein weiteres Jahr. > fehl, wenn man Viviani damit in Zusammenhang bringt. Abzuwarten bleibt, ob die Erklärnug wirklich den Wortlaut hat, den di« französischen Blätter Mitteilen. > Die deutsche Auswanderung 1920. Die überseeische Aus wanderung über Bremen, Hamburg, Amsterdam und Rotterdmn wird vom Reichswanderungsamt für 1920 auf 6763 Personen angegeben. Dazu kommen die Auslandswanderungen und die sonst nicht kontrollierbaren Auslandswanderungen über See, sodaß man die Gesamtzahl der Auswand rer für 1920 auf rund 12000 schätzen kann. Während die Zahl der Anfragen Aus wanderungswilliger tm Jahre 1919 33465 betragen hat, stieg sie vom April bis November 1920 auf 60500. Nach dem Bericht der beiden sächsischen Zweigstellen des Reichswanderungsamtes betrug die Zahl der Anfragen 1919-20 3867 in Dresden (Kreis- kauptmannschaften Dresden und Bautzen) und 4500 in Leimig (Kreishaupimanuschasten Leipzig, Zwickau, Chemnitz.) Die Hauptzielländer der Auskunstsuchenden waren Brasilien, Ver einigte Staaten von Nordamerika, Argentinien, Rußland und Holland. Polizeilicher Schutz für Zeitungsdruckerelen. Wie bekannt, war in der Nacht zum Oüer onnadend in das Gebäude der Druckerei der Dresdner Unabhängigen Volkszeitung ein Einbruch verübt und dabei die Kraftmaschine zerstört worden. Um das Weilererscheinen der Zeitung zu ermöglichen, wandle sich deren Gclchäftsleitung an die mehrheitssozlaldemokratische Dresdner Volkszeitung mit dem Ersuchen, die Unabhängige Volkszeitung bis zur Instandsetzung der Maschinen in ihrer Druckerei Herstellen zu lassen. Die Geschäftsleitung der Dresdner Volkszeitung er- klärie sich dazu bereit unter der Bedingung, daß ihr Druaerei- gebäude durch Polizei vor gewaltsamen Angriffen geschützt werde. Die Gcschäflsleitung der Unabhängigen Volkszeitung hat es denn auch erreicht, daß der ihrer Partei angehörende Minister des Innern Lipinski zum Schutze des Gebäudes der Dresdner Volkszeitung 9 Mann Pölizei beorderte. Da nicht anzunehmen ist, daß der Minister sich zu dieser Schutzmaßnahme nur ver standen hat, weil es sich um den Schutz einer unabhängigen Zeitung handelte, kann wohl damit gerechnet werden, daß die Polizei in Zukunft ganz allgemein bereitwilliger mit dem Schutz bedrohter Zeitungsgebäude sein wird, als sie dies bisher im großen und ganzen gewesen ist. Neue Deutschen-Ausweisungen aus Elsaß-Lothringen. Die Erregung über die neuesten Ausweisungen in Elsaß- Lothringen hat in der deutschsprachigen Presse zu lebhaften Auseinandersetzungen geführt. Die Zahl der Ausgewiesenen, die auf 450 Personen angegeben war, scheint bei weitem größer zu fein, da allein in Nieder-Jentz und Beauregard, kleinen Ortschaften bei Metz, 12 Familien von dem Ausweisungsbefehl betroffen wurden. Wieder eine Karl will »icdt adretten Wien, 4. 4. Die Korrespondenz Wilhelm meldet: Auf Gmnd des Ergebnisses der aus Anlaf " " " ' Kaisers Karl durch Oesterreich eingeleitet die ungarischen Staatsangehörigen Prinz , Grätz, sowie Graf Thomas Erdädy und dessen dauernd aus der Republik Oesterreich ausgewiesen. Auch die heutigen Moraenblätter berichten aus Ungarn, noch in b . . „ daß Karl Habsburg sich fortgesetzt weigere, Ungarn zu verlassen. , preise vorgebeugt werden. - Der letzte Oberhofprediger von Sachsen. Wie wir hören, hat der Vizepräsident des Landeskonstistoriums, Oberhofprediger Dr. Dibelius, aus Altersrücksichten und wegen einer Erkrankung sein Emeritierungsgesuch eingereicht. Mit seiner Pensionierung wird auch seine Vizepräsidentschaft im Landeskonsistorium er löschen, da dieser Posten regelmäßig dem Oberhofprediger zukam. Der Nachfolger von Dibelius wird den Amtsmel Ober hofprediger nicht wieder erhalten. Das Befinden der Kaiserin. Aus Doorn wird über das Befinden der Kaiserin folgender Bericht ausaegeben: „Der körperliche Verfall schreitet langsam und unter Schwankungen, aber sichtlich fort. In den letzten Tagen war das subjektive Befinden wieder schlechter. Nur die liebevolle und sachkundige Pflege durch die Familienglieder und die Pflegerinnen haben bisher die Kaiserin erhalten. Zwangsrationierung beseitigt. Das Reichs- . ) Prüfung der durch die Entschließung der i Zeitungsverleger vom 31. März geschaffenen Sachlage in feiner Sitzung vom 1. April beschlossen, die Bewirtschaftung des Zeitungsdruckpapiers mit Wirkung vom 1. April ab aufzu heben. Damit entfällt in Zukunft auch die amtliche Preis ¬ festsetzung. Die Reichsregierung wird auch weiterhin durch > Wilhelm meldet: Auf äußerste Förderung der Produktion und durch strafe Hand- ch der Reise des früheren ' habung der Ausfuhrkontrolle für Zeitungsdrucki eien Untersuchungwurden sorgen, daß der Inlandsbedarf der deutschen Presse sichergestellt nz' Ludwig Windisch- bleibt. Wenn die Regierung ihr Versprechen erfüllt und die dessen Gattin Antonie Ausfuhrkontrolle vor allen Dingen darauf sieht, daß im Aus ¬ land nicht billiger verkauft wird als im Inland, wird vielleicht noch in letzter Stunde einer weiteren Anziehung der Papier- Robert Hornes wird Schatzkanzler. Sein Nachfolger als Han delsminister ist Stanley Baldwin. Der Minister fllr öffentliche Gesundheit, Dr. Addison, wird Minister ohne Portefeuille. Staatssekretär für Luftfahrt wird Kapitän Guest. Graf Lraw- fort wird Minister für öffentliche Arbeiten. An die Stelle des aus Gesundheitsrücksichten aus seinem Amt scheidenden Post ministers Jllingworih tritt Kellaway. Außenpolitische Bedeu tung haben diese Aenderungen kaum. Aus Heimat und Vaterland i s ' Frankenberg, den 5. April 1921. s Lin Frühlingsgewltter. eingeleitet durch heftigen Sturm und verbunden mit zum Teil recht ergiebigen Niederschlägen zog am Montag Abend in der 7. Stunde über unsere Stadt und ihre Umgebung. Chemnitzer Blätter bemerken, daß man nicht fehl g^hi, wenn man annimmh daß das verhältnismäßig frühzeitige Gewitter mit dem riesigen Sonnenfleck in Verbindung zu bringen ist, der gegenwärtig an unserem Zentralgestirn beobachtet wurde. Die elektrischen Entladungen hielten sich auch bei uns in mäßigen Grenzen. Der Gewttterregen ist auf das freudigste zu begrüßen, dürsteten doch alle Gärten, Felder und sonstigen Fluren seit langem nach dem erfrischenden Naß, das ruhig noch etwas länger gespendet hätte werden können. Die äußerst günstige Wirkung dieses Regens konnte man heute früh an Bäumen und Sträuchern beobachten, die über Nacht ihr Knospenkleid angelegt haben. Aus der Dresdner Pflege wird übrigens schon von der berühmten Baumblutpracht berichtet. 7 Dom Seminar. In der Seminarschule fand am 4. April vormittags 10 Uhr die Aufnahme von 20 Abcschützen statt. Zahlreiche Eltern hatten ihre Kinder auf dem ersten Schulgang begleitet. In seiner Begrüßungsansprache kennzeichnete der Klassenlehrer, Seminaroberlehrer Seidel, seine Stellung zu den zwei brennendsten Fragen auf dem Gebiete der Volksschule, zu den Fragen des Arbeits- und des Religionsunterrichts: bann besprach er die Maßnahmen, mit welchen Schule und Haus den schlimmen FoMeerichzjnungen des Krieges, der Unterernährung und der Verwilderung der Sitten, begegnen könnten. Gesänge der ersten Seminarschulklasse verschönten die Feier. — Nachmittags ' ,4 Uhr versammelte sich die Seminar gemeinde zur Aufnahme 22 Schüler, von denen 1 in Klasse 3, 2 in Klasse 5 und 19 (darunter erstmalig 4 Mädchen) in die neue Klasse 7 eintreten. Oberstudiendirektor Dr. Dietel sprach in seiner Einführungsrede zunächst von den Sorgen, die sich die Eltern in den vergangenen Tagen um ihre Kinder gemacht, und von den Hoffnungen, mit denen sie die Söhne und Töchter zum Seminare brächten.- Durch Dankbarkeit und Pflichttreue sollten die Aufzunehmenden den Eltern ihre Liebe vergelten. Wenn auch Lehrer und Umgebung das Ihre zur Heranbildung charaktervoller Persönlichkeiten beitragen würden, so müßte doch jeder Schüler darauf bedacht sein, sich selbst zu erziehen. In diesem Bestreben wird er gefördert, wenn er die allgemein geltenden goldenen Lebensregeln beachte, z. B. Glaube an dich und an deine Kraft! Was du tust, das tue ganz und allein, mit Stetigkeit und mit Gründlichkeit! Gewöhne dich auch im kleinsten an Ordnung! Lerne beizeiten die Kunst, Arbeit und Erholung auseinanderzuhalten! Laß dich bei der Arbeit nicht von Stimmungen leiten! An Gottes Segen ist alles gelegen! Nachdem ein 3 stimmiger Chor das alte schöne Lied „Harre, meine Seele" gesungen hatte, mußten sich die neuen Schüler aus die Gesetze der Anstalt und auf die Schülertugenden, der Wahrhaftigkeit, des Gehorsams und des Fleißes verpflichten. Mit Choralgesang begann und endete die Feier. —dt. f Sächsischer Künstlerhilfsbund. In der jüngsten Sitzung der OrtsgruppeFrankenberg des S. K. H. ist beschlossen worden, im laufenden Monat noch einen Kunsterztehungsabend zu veranstalten, der in das Schaffen des größten nordischen Tonkünstlers,' des Norwegers Edward Grieg, einführen soll. Hierfür sind drei bedeutende Kräfte aus Chemnitz gewonnen worden: Herr Stieber-Walter, erster lyrischer Tenor am Stadttheater, wird Griegfche Lieder singen, Herr Konzertmeister Schaller eine der berühmten Violinsonaten des nordischen Meisters spielen, Herr Tonkünstler Otto Böhme Klavierkompo sitionen Grieg» vortragen und die anderen Künstler am Flügel begleiten. Herr Böhme, der als Kunstlichter am „Chemnitzer Tageblatt" tätig ist und als schaffender Künstler eben mit der Aufführung des Singspiels „Es zog ein Bursch' hinaus" in Leipzig einen großen Erfolg errungen hat, wird alle zum Vor trag gelangenden Werke Griegs eingehend erläutern und so das Angelas Heirat Roman von L. G. Moberly SS (Nachdruck verboten) Frau Scheibler versuchte hier ein höhnisches „Pschsch I" anzubringen, aber es mißlang genau so, wie vorhin der Versuch, würdevoll hinauszusegeln, und wieder blitzte es für einen Augenblick in des Bürgermeisters Augen lustig auf. Aber wieder unterdrückte er seine Heiterkeit rasch, und seine Stimme klang ernst und streng wie vorher: „Die einzige Genugtuung, die wir Frau Martens jetzt bieten können," fuhr er fort, ohne daß seine Frau den ge ringsten Einwurf gemacht hätte, „ist gänzlich unzulänglich. Trotzdem muß es sofort geschehen. Du wirst noch heute Frau Martens besuchen und ihr sagen, wie sehr du dich freust, daß die Unschuld ihres Mannes an den Tag ge kommen ist. Und ich werde dich begleiten." Frau Scheibler öffnete den Mund zum Sprechen, aber es kamen keine Worte. Ihre Augen wurden groß und rund, und ihr starrer Blick drückte ein solches Maß von Erstaunen aus, wie es in Worten gar nicht wiederzugeben gewesen wäre. „Jawohl, wir werden heute gehen," wiederholte der Bürgermeister und wunderte sich im stillen, daß er in all' den langen Jahren seiner Ehe nie herausgefunden hatte, welche Wirkung wahre Festigkeit und Strenge auf seine Frau ausübten. „Und ich erwarte von dir, daß du auch Frau Peters und deine anderen Freundinnen dazu bringst, bei der armen jungen Frau ihr unverantwortliches Betragen einigermaßen wieder gutzumachen." Der Bürgermeister schwieg einen Augenblick, um seiner Frau Gelegenheit zu geben, ihm zu antworten, aber da er merkte, daß ihr immer noch die Worte fehlten, nahm er seinen weichen Hut vom Tisch und verließ schweigend Vas Zimmer und zwar mit all' der Würde, die Frau Scheibler vergeblich versucht hatte, in ihre Haltung zu legen. « Dieser scharfe Zusammenstoß zwischen den Ehegatten, m dem der Bürgermeister einmal ernstlich gezeigt hatte, vaß er der Herr mar, rief eine völlige Revolution in dem Leben der beiden hervor. Von dem Tage an, wo sie ein- irüchtiglich Angela Martens besuchten, um sie zu der guten Nachricht von der erwiesene» Unschuld ihres Gatten zu be glückwünschen, mar das Verhältnis zwischen Herrn und Frau Scheibler ein gänzlich verändertes. Die geborene oon Neuenhain herrschte nicht mehr mit eisernem Zepter über Gatten und Haus und Städtchen, sondern der Bürger meister hatte sich die Herrschaft, die ihm ein Augenblick ver Festigkeit und Strenge in die Hand gespielt, nicht wieder entreißen lassen. Von nun an mar er Herr im Hause, ein strenger aber gerechter Herr, und seine Frau folgte ihm in allen Stücken. Die Umwandlung war ge radezu wunderbar und lieferte natürlich wieder einmal ven Klatschbasen ausgiebigen Gesprächsstoff, aber sie konnten sich nie recht erklären, wie es gekommen. Die Tatsache aber blieb bestehen, Frau Scheibler war im Handumdrehen eine andere und bessere geworden. Die Gratulationsbesuche, die Angela nun von allen Seiten empfing, waren Balsam auf ihr wundes Herz, und sie war viel zu gutmütig, um die Leute empfinden zu lassen, daß sie sie, solange der Verdacht über Erich schwebte, so schlecht behandelt hatten. Sie sah, daß man sich alle Mühe gab, wieder gut zu machen, und sie erkannte das dankbar an. Sie hatte Freundschaft und Hilfe jetzt so nötig, daß sie nicht daran dachte, sie zurückzuweisen, wo sie ihr geboten wurden. Sie war so unglücklich über Erichs Aus bleiben und sein fortgesetztes Schweigen, daß sie sich nach Sympathie und Trost sehnte und der Gesellschaft von Grau- berg wirklich dankbar dafür war, daß sie sich ihr wieder zuwandte. Rolf hatte ihren Brief durch ein unzusammenhängen des Geschreibsel beantwortet, das sie verletzt und geängstigt hatte. Sein Brief war ein eigenartiges Gemisch von Ver- icherungcn der leidenschaftlichsten Liebe und halb ausge- prochenen Drohungen und erfüllte sie mit einer unbe- timmten Furcht vor etwas, dem sie nicht entrinnen konnte. Der unordentlich geschriebene Wisch, der aussah, als ob sein Verfasser nicht ganz zurechnungsfähig gewesen, endete mit den Worten: „Du wirst doch mein! Versuche nicht, Deinem Schicksal zu entgehen. Ich werde Dich zwingen, Dein Versprechen zu halten, und der Tag wird kommen, an dem ich Dich besitze." Außer mit ein paar förmlichen Worten, in denen er Angela Glück wünschte, gedachte er der freudigen Botschaft von Erichs Unschuld überhaupt nicht; im ganzen gewann die junge Frau den Eindruck, als ob der Mann, den sie für den treuesten Freund ihres Gatten gehalten, es im Grunde bedauere, daß Erichs Ehre wiederhergestellt war, an statt sich darüber zu freuen. Die Leidenschaft für sie mußte seine Freundschaft für Erich vollständig ertötet, ja sogar in Haß verwandelt haben, so daß er es lieber gesehen hätte, wenn er des ihm zur Last gelegten Vergehens wirklich schuldig gewesen wäre. Der Gedanke war schrecklich, aber Angela konnte sich ihm nicht verschließen, denn der ganze Ton von Rolfs Brief sprach für die Annahme. Sie ließ ein paar Tage verstreichen, ohne das Schreiben zu beantworten, denn sie wollte genau überlegen, was sie ihm schrieb. Es sollte ihm keine Spur von Hoffnung bleiben, daß sie jemals unter irgendwelchen Umständen seinen Wünsche» nachgeben werde. Sie hatte sich in ihrer Verzweiflung zu dem Versprechen Hinreißen lassen, als sie noch an seine Ergebenheit und Treue geglaubt, jetzt über lief sie ein Schauder, wenn sie daran dachte, jemals die Seine werde» zu solle», denn nachdem einmal der Verdacht gegen ihn in ihr rege geworden, hätte sie niemals wieder Vertrauen zu ihm fassen können. Die plötzliche Abreise der Frau von Trent und ihres angeblichen Bruders hatte natürlich Angela nicht so über rascht wie die übrigen Bewohner von Graubera. Der Ge ¬ heimrat halte nacy oer umerreoung nm,yr zwei «seyeim- ! Polizisten nach der Ahornvilla geschickt, die sich als Beamt« ' des Auswärtigen Amtes ausgaben und Frau, von TreM unter dem Vorwand aufsuchten, irgendeine unschuldig« Auskunft für Herrn Bierling holen zu wollen. Die geübter Augen dieser Leute sahen natürlich manches, was di« schlaue, kleine Frau sehr gut verborgen zu haben glaubte Sei es aber, daß ihr Eifer größer war als ihre Diskretion sei es, daß Frau von Trent sie durchschaute, auf jeden Fal . verließ sie mit Herrn Charles de Larioe noch am selber Abend die Villa unter Mitnahme alles dessen, was si« hätte kompromittieren können. Drei Tage später erhielt der Geheimrat aus einer aus wärtigen Hauptstadt einen Brief, der ihn in schmerzlichei Wut erbeben ließ. Kein anderes Auge bekam dies Schreiber je zu sehen, denn sobald er es gelesen, überantwortete der betrogene Mann es den Flammen, und wenn man der Inhalt in Betracht zieht, kann man ihm dies wirklich nich' verübeln. Der Brief trug weder Datum noch Ortsangab« und lautete folgendermaßen: „Mein lieber Herr Geheimrat! Wenn die Schlauheit eines Mannes der einer Frai gegenübersteht, so kann ich Ihnen nur den Rat geben immer auf die letztere zu wetten. Wer mich bei Ihnen an geschwärzt hat, ich ahne es nicht, wer Ihre sogenannter Beamten des Auswärtigen Amtes waren, ich weiß es nicht aber auf jeden Fall habe ich sie durchschaut. Es ist schade daß Sie mich erkannten, ehe ich Meinen letzten großer Schlag führen konnte, aber es ist nicht zu ändern — teil« est la vie. Es war eine interessante Aufgabe, das doppelte Spie' mit Ihnen zu spielen, es tut mir leid, daß es zu End« ist, und ich danke Ihnen, daß Sie mir so schön in di« Hände arbeiteten. SjL haben es mK sehr leicht gemacht Die Depeschen und KMen am Abend Ihrer großen Ge sellschaft aus Ihrem Arbeitszimmer zu holen, war Kinder spiel, und ich rate Ihnen ernstlich, künftig schönen Frauen gegenüber vorsichtiger zu sein. Nachdem die Dokument« kopiert waren, gab es nichts Leichteres, als sie in Erich Martens Pult zu schmuggeln. Warum ich die Sache gerad« f auf ihn abwälzte? Nun, ich haßte ihn, weil er der erst« Mann war, der mir kein Interesse zeigte, der mich nich« einmal von Ansehen kennen wollte. Und gerade er gefiel mir. Voüä tout. Mein Mann, — daß Herr Charles de Larioe mein Mann ist, wissen Sie ja wohl jetzt — also mein Mann und ich sind beide halb deutscher, halb französischer Herkunft. Dev Namen, den wir künftig führen werden, sowie den Ort, den wir mit unserer Gegenwart beehren werden, ziehen wir vor, Ihnen nicht zu nennen. Ihre durchaus nicht reuige, eher belustigte i - Leonore de Larioe, ali«» von Trent.* - ! ! : lNortsetzuna folM ! i . , ,
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