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Frankenberger Tageblatt Dies« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen Ler Amtsyauptmannschast Flöha, des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Frankenberg sowie sonstiger Staats- und Gemeindebehörden für den Amtsbezirk Frankenberg. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg sen. in Frankenberg k. Sa. Druck und Verlag von C. G. Roßberg, Frankenberg i. Sv« 8». Jahrgang Smmavend de» S April 1921 nachmittags EI 76 Botts- und Fortbildungsschule Die Aufnahmen finden zu den nachstehend angegebenen Zeiten im Mädchenturnsaal statt: Montag de« 4. April nachmittags 2 Mr: Svkmlnsulins« (Knaben und Mädchen). Montag de« 4 April nachmittags 4 Mr: fmnitbililmngmmvkülmniinnnva. Mittwoch de« S. April nachmittags 2 Ahr: koi*wilchung„v!iitt«n. Frankenberg, den 2. April 1921. Die Leitung der Botts- und Fortbildungsschule. .Handelsschule Frankenbeeg Die Aufnahmeprüfung findet Montag den 4. April für die Schüler und Dienstag den S. April für die Schülerinnen früh um 8 Uhr statt . „ Mitzubringen sind: zwei Bogen Papier, Schreibutensilien und Entlassung,zeugnis Frankenberg, 2. April 1921. yi» Lvkutlvitung. Gewerbeschule Frankenberg Die angemeldeten Schüler haben sich Montag den 4. April nachmittag» >/,5 Uhr und diejenigen, die sich noch anmelden wollen, um 4 Ahr im Zeichensaal der Bürgerschule zur Ukf- nahme pünktlich einzufinden. — Die Entlassungszeugnisse sind mitzubringen. Frankenberg, 2. April 1921. Viv SokmvvNmmv» 1IMIMWWEW wer Mit aem Oemrcde» v-lker i Bon Wilhelm Gleichauf (Berlin). Vorsitzender des Gewerkvereins deutscher Metallarbeiter. Der denkbar schwersten Belastungsprobe ist das deutsche Wolk gegenwärtig ausgesetzt. Im Innern zerrissen, von außen jederzeit der rücksichtslosesten Gewalttat ausgesetzt. In dieser todernsten Zett der politische Streit um dje Staatsforms, ob Republik oder Monarchie, als ob von der Staatsform Las Heil Deutschlands abhänge. In einer Zeit, wo bös artige und starke Feinde das Haus bedrohen, da streitet man sich nicht um die Einrichtung des Hauses, da nimmt man alle Kraft zusammen, um das Haus nach Möglichkeit verteidigungssähig zu machen. Die innere Einigkeit! Wie weit sind wir noch davon entfernt? Was muß noch über das arme Deutschland kommen, bis dessen Bevölkerung mit einer Art Naturgewalt zu dieser Einigkeit gebracht wird? Vier- fünstel des Volkes sind Arbeiter, Angestellte oder Beamte, und wie sieht es da aus? Abenteurer, Phrasenhelden und WiortatHleten haben sich vielfach an die Spitze dieses Volks- teiles geschwungen Und verwirren die Massen der Arbeiters, Angestellten und Beamten, so daß sie nicht mehr begreifen, was möglich, was notwendig ist und was ihnen in Wirklich keit frommt. Wenn einem Arbeitervolk, wie dem deutschen, die Möglichkeit zur Arbeit genommen wird, wer leidet darunter am meisten?: der wirtschaftlich Schwächste. Die Sozialdemo kratie Hat sich festgeraunt in dem Sozialisierungsgedankev, die Kommunisten träumen von einer Wettrevolution. Und die Arbeiter? Ihre Lage muß ja immer schlechter werden", wenn es nicht bald gelingt, der ruhigen Vernunft unter ihnen Geltung zu verschaffen. Was uns fehlt, sind Arbeiter führer, die den Mut haben, den Arbeitern die Wahrheit zu sagen. Was nützt den Arbeitern der schönste Soziali- sierungsgedanke, wenn die Produktion dabei zusämmenbricht. Daran kann man denken, dafür kann man ringen, wenn di« Produktion erst wieder im Gang wäre. Die Umstellung einer Wirtschaftsform von der Privatwirtschaft zur Gesell schaftswirtschaft ist eine solch schwierige Ausgabe, daß sie nur sehr langsam und kaum anders als international durch- geführt werden tann. Ist heute die Zeit und der internatio nale Wille dazu vorhanden? Nicht auf die Wirtschafts form kommt es für die Arbeiter in erster Linie an, sonder» auf die Stellung, die die Arbeiter in der vorhandenen Wirt- schaftsform einnehmen. " Arbeiter, Angestellte und Beamte ha ben jetzt eine gesetzliche Grundlage zur WalMng ihrer Rechte innerhalb des Arbeitsprozesses; zur Mitwirkung am gesam ten Produktionsprozeß sind die betreffenden Organisationen in der Bildung begriffen und durch die Verfassung vorgeschrie ben. Hier ist währlich Gelegenheit genug vorhanden, um durch Einarbeitung in diese neuen Organisationen die Stel lung der Arbeiter fortwährend zu heben Und zugleich die Produktion zu fördern. Auch die Staatsform allein macht es nicht in erster Linie, ob die Stellung der Arbeiterschaft eine besser« oder schlechtere sei. Es gibt Länder mit repu blikanischer, demokratischer und monarchistischer Staatsform, und wenn man in allen diesen Staaten die Stellung der Arbeiterschaft studiert, dann kommt man zu dem Resultat, daß die Staatsform dafür nicht das entscheidende ist, sondern vielmehr die Einsicht der Arbeiter, wie weit sie es ver standen haben, sich Macht durch statte, gut geleitete Organi sationen zu verschaffen. Und nun stellen wir demgegenüber die Heutige Lage Deutschlands. Die Arbeiter sollten sich wieder besinnen und in ruhiger, zielbewußter Gewerkschafts arbeit aus den geschaffenen neuen Rechten weiterbauen, damit «st wieder die Produktion in Gang kommen kann. Dann wäre der innere Zusammenhalt hergestellt. Die politischen Parteien sollten aber heut« das gesamte Wohl des Volkes über das Parreiinteresse stellen, damit auch die Front nach außen lückenlos dasteht. Wer sich dem widersetzt, der bringt Las deutsche Volk noch tiefer in den Sumpf, bis di« Ml- aewalt riesenhafter Not dies« Widerstände mit Naturgewalt »richt. ; » . . l l - i , " . Vie AMrtsnärbem-«»- ist dank dem energischen Abrücken der Mehrzahl der Ar- Vetter von den verbrecherischen Elementen wohl im Abflauen »«griffen, vereinzelt suchen aber immer noch gewissenlose und «ufgchcht« Banden sinnloses Unheil anxustiften. Aus Sachsen IiW*n heute darüber folgende bemerkenswerte Meldungen vor: KommlmisttndrmonstMtton in Dresden. Drosde«, 1. 4. Im Anschluß an eine am Donnerstag «bend in der Zenttvlhalle in Dresden sbattgesundene kommuni stische Versammlung zog eine Menschenmenge von ungefähr 800 Personen vor das Polizeipräsidium und versuchte, in dieses einzudringrn. Die Menge wurde aber durch Polizei- mannschaften auseinandergetrieben. Weiter wurden von der Polizei noch 25-30000 Flugblätter mit aufreizendem In- Kalt beschlagnahmt. M handelt sich um das in einem un- . beschveiblich aufhetzenden Ton gehaltene Flugblatt, das auch in Frankenberg verteilt wurde.) s , Die Wiederholung des Oelsuitzer Verbrechens auch! in Lugau ! " gescheitert. Die Kommunistzen Haben dasselbe Verbrechen, wie bei der staatlichen Grub« „Gottessegen" b«i Oelsnitz am Mittwoch- nachmittag auch auf der „Kaiserin-AugustaGrube" in Lugau versucht. Auch dort trat di« große Sirene zum ersten Male seit 20 Jahren in Tätigkeit und lockte die ganz« Be völkerung der Umgebung herbei, di« die Schandbubenvon deuEingängenzuden Schäch? ten vertieb. Eine zurzeit des Vorganges tagende Re vierkonferenz der Bergarbeiter verlangte einstimmig von der Regierung ausreichenden Schutz der Arbeitswilligen gegen die Terroristen. Daraufhin wurde ein« Abteilung der Chem nitzer Sicherheitspolizei zum Schutze der Bevölkerung nach Lugau entsandt, die die Ordnung aufrechterhält. In B«rg- arbeiterlreisen herrscht große Genugtuung über die Vereite lung der kommunistischen Pläne. Bei der Arbeiterschaft bricht sich die Erkenntnis jmmer mehr und mehr Bahn, daß di« anarchistische Gewaltpolitik sie nur ins Verderben reißt. Zusammenbruch Ler Räterepublik in Pirna-Heidenau. Dresden, 1. 4. In Heidenau, wo die Kommunisten zwei Tage lang durch Terror die Fabrikbetriebe Mlzulegen vermocht hatten, ist am Donnerstag in sämtlichen Fabriken die Arbeit wieder ausgenommen worden. In Pirna wird die Arbeit am Freitag allgemein wieder ausgenommen wer den. In Betriebsversammlungen faßten die Arbeiter Be schlüsse, in denen sie erklärten, sich in Zukunft gegen von einer MnHerheit versuchte Stillegung der Betriebe ganz energisch zur Wehr zu setzen. i Ein außerordentliches Gericht für Sachsen. Der Reichsminister der Justiz hat aus Grund der im Neichsanzeiger Nr. 74 vom 31. März 1021 veröffentlichten Verordnung des Reichspräsidenten über die Bildung außer ordentlicher Gerichte vom 29. März 1921 die Errichtung eines außerordentlichen Gerichts in Dresden mit der Maßgabe angeordnet, daß sein Amtsbereich den Freistaat Sachsen um fassen soll. Das außerordentliche Gericht nimmt seine Tätig keit sofort auf. ! ' ! Dit Läge in Mitteldeutschland. Magdeburg, 31. 3. Nach einer um 7 llhd: abends von der Meldestelle beim Oberpräsidium ausgegebenen Nachricht ist in Magdeburg, sowie in den Regierungsbezirken Magde burg und Merseburg alles ruhig. Eine Bande von ungefähr 150 Mann hat die Postkassen in Naundorf und-Löbejün geraubt und di« Telephondrähte zerschnitten. In Bitterfeld Herrscht Ruhe. , In Liebenwerda hat sich die Lage weiter verschärft. Eine große Attiv» gegen den Kreis Liebenwerda ist im Gange. Im Kreise Schleusingen und in Suhl wird in allen Betrieben wieder gearbeitet. Auch in Halle haben die Arbeiter der städtischen Werke die Arbeit wieder ausgenommen. Die Eisenbahn von Halle nach Thüringen verkehrt wieder. ! s Berlin, 1. 4. In Mitteldeutschland ist eine weitere Be ruhigung eingetreten. Die Unternehmung gegen Wiehe hat zu einem vollen Erfolg geführt. Es ist dort ein« Hundert schaft der Polizei zurückgelassen worden, welche Streifen in ! die Umgegend unternimmt. Die Säuberungsaktion und die i Entwaffnungsaktion jn der Provinz Sachsen wird von meh- ! reven fliegenden Kolonn«n durchgefühtt. Nach der völligen , UnterdrückmG des Aufstandes wird eine Umgruppierung und ! Vermehrung der Schutzpolizsikrüfte in der Provinz Sachsen ' vor sich gehen, da die rapid anwachsende Arbeiterzahl in - keinem Verhältnis steht zu den bisher dort stationierten Polizeiorganen. . Miederaufskackeru in Eisleben. Eisleben, 1. 4. Hier sind laut „Eislebener Tageblatt" neu« Unruhen ausgebrochen. Wie verlautet, soll das Land- ratsantt in die Luft gesprengt und ein Gendarm von Kom- , munisten erschossen worden sein. In Eisleben wird eine Hilfs- attion für Eisleben vorbereitet. s Die Säuberung des Haileschen Bezirkes. Halle, 1. 4. Bei Beesenstedt an der Bahnlinie «Halle- Hettstedt ist gegenwärtig ein schweres Gefecht zwischen der von Hölz geführten Bande und Reichswehr im Gang«. Die ! Hölz-Bande war gestern abend von Wettin, das sie aus- ! geplündert haben, nach Beesenstedt abgezogen. Dort wurde > die Sparkasse ausgeraubt und um rund 18 000 Mark er leichtert. Beim Abzug aus Beesenstedt wurde die Bande s von Reichswehr gestellt, und es entwickelte sich ^in Gefecht, das gegenwärtig noch nicht abgeschlossen ist. Von Halle aus ist am späten Vormittag des Freitags Schutzpolizei, In- i santeri«, Kavallerie und Artillerie abgegangen. Hje anderen ' Banden, die sich um Löbejün gesammelt Haben, haben d«n Ort angesichts des Vordringens der atthattischen SchutzpoltM geräumt. Sie sind nach Süden abgezogen, haben Wallwitz geplündert und liegen jetzt in Verschanzungen «m den Peters berg Herum. s > , . .. Der Berliner Kommunistenführer Sylt seinen Verlrtzim-»» t erkgen. Berlin, 1. 4. Wie wir erfahren, ist in den frühen Morgenstunden des Freitag der Kommunist Sylt in dm Eharitt seinen Verletzungen, di« er durch den Schuß erhttH erlegen. Der Körper war durch den Blutverlust, den Sylt erlitt, so geschwächt, daß sich die Aerzte nur mit Wide». streben zu einer Operation entschließen konnten. Da ab« ein« Operation unvermeidlich war, wurde sie versucht. Gr stellte sich Heraus, daß schwere Verletzungen der Nieren tun» anderer innerer Organe Vorlagen. Nach der Operation befand sich Sylt noch bei Bewußtsein. Eine Vernehmung UM» fand aber unter diesen Umständen nicht ineHr statt. Mgaideitentteib i» k»sli»ü Aus England liefen in den letzten Tagen Meldungen über einen bevorstehenden Streik der Bergarbeiter ein, der inzwischen auch zur Durchführung gekommen zu sein scheint. Die Streik bewegung nimmt aber auch unter den englischen Transport arbeitern einen großen Umfang an, sodaß man an der Themse alle Hände mit Äbwehrmaßnahmen beschäftigen;muß. Hl« wichtigen Einzelmeldungen liegen heute folgende vor : Der Streik unvermeidlich London, 1. 4. Tagsüber versuchte Handlungen in Sache« des vor dem Ausbruch stehenden Bergarbeiterstreike» sind al» ergebnislos abgebrochen worden. Der Beginn des Streik wird auf Mitternacht angekündigt. Der Dreiverband hat seine Stellungnahme auf Mittwoch vertagt. Notstandsarbeiten werden, wo die Arbeiter sie ablehnen, durch Truppen besorgt. Solidarität der Eisenbahner und Transportarbeiter London, 1. 4. Die Eisenbahnarbeiter und Transport arbeiter, die mit den Bergarbeitern verbunden sind, haben Versammlungen von Sonderabgeordneten einberusen, die sich am nächsten Mittwoch und Donnerstag darüber schlüssig machen sollen, welche Schritte im Zusammenhangs mit dem General streik der Bergleute, der heute abend unvermeidlich erscheint, getan werden sollen. Aussperrung als Antwort auf den Streik London, 1. 4. Zu der drohenden Krisis in der englische« Bergwerksindustrie, in der am Freitag die Entscheidung falle« wird, schreibt der „Daily Herald": Innerhalb 24 Stunden wird die Aussperrung der englischen Bergleute beginnen, wenn in der letzten Minute keine unvorhergesehenen Ereignisse eintreten. Die Lage ist äußerst ernst. Die Eisenbahner und Transport arbeiter sind entschlossen, die Bergarbeiter zu unterstützen. Erklärung des Ausnahmezustandes London, 1. 4. In Verbindung mit dem Bergarbeiter ausstand ist eine Bekanntmachung erlassen worden, durch die der Ausnahmezustand erklärt wird. Scdmre «ekangemvnevterei Niederwerfung durch Reichswehr. ! Brieg, 1. 4. Ein« schwere Meuterei entstand Heuke stütz in der Hiesigen Strafanstalt, wo einige hundert Gefangen» auszubrechrn versuchten, während sw aus den Schlassälen rn die Arbeitssäle geführt wurden. Sie überwältigten d»n Hauptwachtmeister und drängten nach dem Hauptausgang. Dort nahmen sie einem Beamten den Revolver weg und feuerten gegen di« ihnen entgegentretenden anderen Beam ten. Diese erwiderten das Feuer, tüteten 2 uird verwundet«» ungefähr 18 Gefangene. Beamte sind nicht verletzt. Di« Gefangenen wurden in die Arbeitssäle zucückgedrängt, wo sie die Fensterscheiben zerschlugen und die Gitter herauszu brechen versuchte». Die Beamten verteilten sich um die An stalt und schossen nach den sich am Fenster zeigenden Ge fangenen, so daß diese den Ausbruchsversuch aufgaben. Vin Zug Neichswehrinfanterie besetzte die Strafanstalt. Der Haupträdelsführer wurde in Einzelhaft gesetzt. Es herrscht wieder Ruhe. . " . - . Vs; MiMsräemtttirlt 4er Port Berlin, 1. 4. Das Defizit der Neichspost wird in ein« amtlichen Denkschrift im ordentlichen Haushalt für 1920 auf v etwa 3 Milliarden Mark geschätzt. Die Ursache dieses Fehl betrages liegt nicht in einem Zurückbleiben der Einnahmen, sondern in der außerordentlichen Steigerung aller Ausgaben. Die persönlichen Ausgaben allein sind von rund 532 Millionen im Jahre 1913 auf 2421 Millionen Mark iin Jahr« 1918 gestiegen. Eine weitere Steigerung der Personalausgabin war durch die Vermehrung der Angestellten bedingt, d«en Zähl sich von 1913 bis jetzt um 256000 aus 385 000 er höht hat, Die Sachkosten hqben sich von 21 l Million^