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Zrankenberger Tageblatt Bezirks- Anzeiger Amtsblatt für die Amtshauptmannschast Flöha, die Staats- und Gememdebehörden zuFrankenberg Verantwortlicher Redakteur: Ernst Robbera len. tn Frankenberg i.Sa. — Druck und Verlag: C.G. Roßberg tv Frankenberg i. Sa. «»» > »——— . > . >» u »»-»—»—>-» >»> " » >»> > '»»» »" , 148 Dienstag »e« 28. Juni 1S2« nachmittags 7S. Jahrgang ^8W>WIIW^^MWWtMWKWW>W>WUWNMN>N>WM>>N>>W>NM^>IMWWUM>W>MW^^MW>WWMWNWI^^^W^W>MBMWW>>llWWMMMWr'itM>WN8N>WiMWWWN>W^MWIMMW8IMÄ^MWWWWWWWAV MU »er morgende« Mittwochs-Nummer unseres Tageblattes schlicht das II. Quartal 1820 ad. Mr lade» imsere geehrten Leser ei«, de« Bezug für das beginnende lll. Vierteljahr, vezw. für de« Monat Juli, insoweit dies nicht schon geschehe«, -esl. umgehend vestelle« zu wolle«. Alle Geschäfts- und A«sgadeftrlle« de» Tagehlattes, wie anch die Aastriiger i« Stadt «n» Lau», eöenso alle deutsche« Poftanstalte», nehme« Auf- trSge für Vierteljahrs- wie Monatsvezug entgege«. Verlag des Frankenberger Tageblattes. Nichtvanlwürdiges «indfleisch?W-L'K LLL °N-Sr'- Getragene «nd ans-edesserte Militiirstiefel «ad -Schah« find an »i»r«r>i«Ut«It« gegen Vorlegung des Ausweise» »u verlaufen. ", Frankenberg, den 28. Juni 1920. vekleidungssteU« (Kirchgasse 8). Gemeinde-Ver-ands-S-arkaffe Niederwiesa Geschäftszeit vou 8—4 Uhr u«d Sonnabends von 8—2 Uhr durchgehend. Zweigstelle ia Bra««sdors geöffnet Mittwoch nachmittags von 3—S Uhr Zinssatz 3/, 7° bei täglicher Verzinsung Strokonto btt. I rlirberwiela Postscheckkonto Nr. 27 SSI Leim kg In der Woche vom 28. Jimi bi» 4. JnU werden für PeAonen üba k Jahre IM Gramm FrischsUisch »eiw. W«lt und ISS Gramm v»n»«a d<>«t sichttgeveM. Kinder unter k Jahren «hatten die Hälfte dteler Mangen. Der Preis Mr 1 Pfund FrMftE bezw. Wurst wird auf 9 Mk. 2S Psg. seftgekht, und der Preis Mr 1 Pfund Oorvsä dsst beträgt 8 Mk. 88 Dfg. FlSha, am 28. Juni 192«. V« Vorlistende de« Nommnnalvetbandes. 2n da» hiesig« v«ef«regM« ist heute aus Blatt 25 da Verein .»«ein gur Errichtung »d EAaNnng ein«, Kri«si»drok«»l»' in Sauueredorf elngeiragm worden. Amtsgericht Frank,vderg, den 25. Juni 1920. V.-«sx. 185/2«. Ortsschutz Rach den Beschlüssen der städtischen Körperschaften soll ein Orklchntz Mr Frankenberg mm Schuhe von Leben und Eigentum gebildet «erden. Er stellt eine Ergänzung der Ortspoli»« dar. Der untergeichvete AuMuh ist mit der Bildung de» Ortsschutze» beauftragt. E« ergeht nun hierdurch an all, männlichen unheschoitine» EKwohnar. welche da» 24. Lebenalahr vollendet haben, »mMiich »ültig sind und ans dem Boden der verfafl«ng»«Sbtgeu Ordanng ltehm, da» Ersuchen, Mitglied de» Ortelchutze» ,u werden. .. ... »«dnnsm werden dia mm 12. Juli 1S20 im Rathan», Li««« Rr. s (Hauptkanzlei), entgegenaenommen. Die bet den verschiedenen Ortskartellen der Gewerkschaften bereit« bewirkten Meldungen behalten ihre Gültigkeit. Frankenberg, am 29. Juni 192«. v«» v»i>iti»mii«m«»u»»vl>ii0. Mrendscdt frognmm Dl« ErklärunKeu des neuen Reichskanzlers vor dem ReichjStag. Am Montag vormittag stellte Reichskanzler Fehrenbach das neue Ministerium den: Reichstage vor und entwickelte in einer längeren Erklärung das Programm, nach dem sein Kabinett arbeiten will. Das Haus war voll besetzt, die Tribünen angesichts des „großen Tages" ebenfalls. FeHrenbach gedachte zunächst nach ei,rügen einleitenden Worten seines Vorgängers und des bisherigen Ministeriums, denen er Worte des Dankes widmet«, und stellte die neuen Minister dem Hause vor. Dann verlas er eine längere Er klärung der Reichsregierung über ihre Ausgaben und wie sie si» zu lösen gedenke. ' l , Unsere innere und äußere Politik sei nicht frei, sondern all« unsere^ Maßnahmen stehen im Zeichen de» Vertrage» von Versailles, d»r wie eins dunkle Wolke über unserem Vaterlande liegt. Nachdem er nun einmal angenommen ist, ist es Pflicht der Reichsregierung, ihn nach allen Kräften zu erfüllen, wenn M unser« ehemaligen Feinde nicht änbdrn. Insbesondere müsse dir Heeresverminbetung, soweit es innere Ordnung und Grenzschutz zulassen, ehrlich durchgeführt werden. Nur im gegenseitigen Vertrauen kmn die zusammen gebrochene Weltwirtschaft wiederaufgebaut «Beden. Wir müssen unsere Gegner überzeugen, daß der Deutsche kein« andere Auf. gab« kennt, als das, was der Krieg zerstört hat, in fried licher Arbeit wieder aufzubauen. , . l l l Dem Ziele der i - , ^ > ! ! ! ! Wiederaufrichtung von Handel und Verkehr > i passen wir auch unsere innere Politik an. Unsere vornehmste Sorg« ist der Wiederaufbau des zusammengebrochenen Vater landes. Diesen auf dem Boden der republikanischen Staats form weiter zu führen, ist, der einheitliche und feste Wille der Regierung. Wir lehnen jeden Versuch der Aufrichtung einer Klassen. Herrschaft ab. (Lebhaftes Bravo!) Unser Ziel ist eine Poli tik der Versöhnung und des Ausgleichs. Deshalb bekäm pfen wir jeden Klassen- und Rassenhaß, jede sozial« und religiös« Vergewaltigung. Das, was vor allem not ^tut, Ist Ruh« und Arbeit in unserem Staatswesen, die nur von der Achtung vor der Autorität der Regierung getragen werden Dann. Ohne diese kapn kein Staat bestehen. Di« Regierung appelliert deshalb an das gesamte Volk. Wer könnte an gesichts der furchtbaren Nöte des Volkes einen Bürgerkrieg verantworten? Dem Appell an die Gewalt wird und muß di« neue Regierung entgegentreten, ! s Der Mederaufbau soll sich auf alle Gebiete unseres Volkslebens erstrecken, der Not der Wissenschaft und Kunst nmß abgeholsen werden. Die Reichsregierung und das deutsche Volk hegen die feste Zuversicht, daß in Ost. und Westpreußen, in Oberschlesien und Eupen-Malmedy die durch Jahrhun derte bewährte deutsche Gesinnung der Bevölkerung unserer -«rechten Sach: den Sieg bringt. , Di« Neuorganisation der Reichswehr l wird hoffentlich die Kluft zwischen Volk und Heer übew brücken. Gin Gesetz zur Aushebung der Militärgerichtsbar. -eit liegt bereits dem Reichsrat vor. - - Der Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft, unser Haupt problem der nächsten Jahre, steht in Wechselwirkung mit der Gesundung der zerrütteten Relchrflmmzen, ' bi« mit allen Mitteln gefördert werden muß, soll nicht der Zusammenbruch erfolgen. Das Eros des Steuerbedarfs ist in der Steuerreform der Nationalversammlung geliefert, wir find.aber noch nicht zu Ende Mit unserer Reform! Immer größer wird unsere Schuldenlast: Die Post hat ein Defizit von 1 Milliarde, die Eisenbahn von 13 Millionen! Steuer- fabotage ist Hier «in Verbrechen am Volke, dem wir mit allen Mitteln entgegentreten werden. Unser« einzig» Rettung Hyt -l der Gabuns des, Nüt,r«rMgung. > s Nach wie vor ist s s s ! j ! s ! ! > unser« Ernähirungslage bedtMch. > Mr müssen auf möglichste Steigerung der Einfuhr bedacht seine. Erne Besserung unserer Versorgung darf besonders von der besonnenen Lockerung der Zwangswirtschaft erwartet werden. Allerdings kann heute die Forderung aus' völlige Wiederherstellung des freien Verkehrs für die wichtigsten Nahrungsmittel noch nicht erfüllt werden. Es kann nur ein planmäßiger Abbau in Frage kommen. > " l Der Landwirtschaft sollen Dünger und Futtermittel zu angemessenen Preisen zur Verfügung gestellt werden. Die Wiederherstellung der landwirtschaftlichen Produktion ist eine der ersten Voraussetzungen des Wiederaufbaues. Ebenso sind die Erzeugnisse unseres Bergbaues, Kohlen, Eisen und Kali, die Grundlagen unserer Existenz, daß sie in ausreichendem Maße gefördert werden, müssen alle 'Maßnahmen ergriffen werden. Die Gesetze über di« ' s ! - - . : ! i Sozialisierung > l werden loyal durchgeführt. Die Arbeiten der Sozialisierung^ konunission werden fortgesetzt. Der Zweck jeglicher Sozia- lisierung müß die Steigerung der Produktion sein. Den ge werblichen und kau männischen Mittelstand wollen wir unter stützen und lebens ähig erhalten. Unsere Wirtschaftspolitik wird durch den jetzt zusammentretenden Reichswirtschaftsrat unterstützt werden, zu dessen Aufgaben die Organisation der Betriebsräte gehört. An der Fortführung der Sozialreform halten wir.fest, Neichsversichrrungsordnung, Invaliden- und Unfallversicherung werden der neuen Zeit angepaßt werden. Eine Vorlage zur Versicherung gegen Arbeitslosigkeit liegt dem Reichsrat vor. Im Zusammenhang hiermit stehen die Fra gen des ländlichen Siedlungswesens und die Durchführung des Heimstättengesetzes. Die Verbesserung und Vereinheit lichung des Arbeitsrechts wird auch der neuen Regierung am Herzen liegen,-sie wird der Schaffung der Nezirksarbeiterräte und des Reichsärbeitsrats unverzüglich nähertreten. Es ist der ehrliche und aufrichtige Wille der Regierung, nicht gegen die Arbeiterschaft, sondern mit ihr zu regieren. Die letzten Worte betonte Fehrenbach nochmals in seinen ' > i Schlußworten, l l , in denen er dann noch ausfühtte: ' ' l ! : Wir wollen sein eine Regierung der Versöhnung, des Ausgleichs der Gegensätze, des Aufrufs an die gesamte deutsche Nation, zur tatkräftigen Mitarbeit an der Wiederaufrichtung unseres zusammengebrochenen Vaterlandes. Uns Hat nur das Bewußtsein der Pflicht gegenüber Volk und Vaterland an die Stelle geführt, auf der wir stehen. Wenn irgendwo der bedeutende Mann mit dein ge wichtigen Arm und anerkanntem Ansehen und bewährter Ver gangenheit gesunden werden sollte, ich preise die Stunde glücklich, wo ich das mir anvertraute Amt in andere Hände übergeben kann. "Ich stehe hier nur als ein Opfer meiner Auffassung von vaterländischer Pflicht und mit mir meine Herren Kollegen im Amt. ' ' " An das deutsche Volk und seine Vertretung appellieren wir, daß sie sich bei ihren politischen Entschließungen von den gleichen Beweggründen leiten lassen. Trennendes wollen wir zurückstellen und uns zusammenfinden in dem Gedanken des Opfers für das große Ganze, auf daß Deutschland lebt. (Lebh., anhaltender Beifall, Händeklatschen.) ! veuttcber stelcdrlag Di« EutgegermaHme der RegiernngserMruNg. — Di« Stu- i deuten von Thal. ! . ' ' ! ' Berlin, 28. Juni. > Die 'heutige dritte Sitzung ist der Entgegennahme der Regierungserklärung gewidmet. Das Haus und die Tribünen sind sehr gut besucht, am Ministertisch haben sich di« neuen Minister tzj,H«funden. ! - I . I Präsident Löbe teilt zunächst mit, daß Abg. Erzberger (Ztr ) «men längeren Urlaub wegen Krankheit erhalten hat " (Heiterkeit). Das Ergebnis der Schriftfühterwahkisi: Abgg. Frau Schuch (S.), Fischer-Berlin (S.), Frau Agnes (U. S.), Dr. Pfeiffer (Ztr.), Heile (Dcm.ll Kempkes (Deutsche Volksp.), Dr. Bauermann (Deutsche Volksp.) und Malke witz (Deutschnat.). l , Dann ergreift der Reichskanzler Fehrenbach das Wort zu einer Erklärung der neuen Regierung, die wir als beson deren Artikel an anderer Stelle veröffentlichen. > Die Aussprache über diese Erklärung soll am Nachmittag stattfinden. ' ! l - ' Es folgt die Interpellation des Abg. Ledebour (U. S.) betr. die Vorgänge in Thal am 24. MärZ 1920. Reichswehrminister Dr. Geßler gibt seinem Bedauern über die Vorgänge Ausdruck, näher äußern könne er sich erst, wenn das Gericht endgültig entschieden habe. Ein Gesetz über die vorläufige Regelung des Reichshäus- halts (Notetats) geht an den. Ausschuß. ! ' i ! i ! Darauf tritt eine Mittagspause ein. j ! ! l ! i ! i l l ! l ' * i l - ! , ! ! ! Zweite Sitzung s l Dl« Parteien zur Regierungserklärung. ! In der zweiten Sitzung erhalt als erster Redner des Hauses zur Regierungserklärung das Wort der Abg. Schei demann (S.). Manches vermisse er in dem Programm Fehrenbachs, vielem könne er zustimmen. Es bleibt seines Partei nur übrig, abzuwarten, wie die Regierung ihre Ver sprechen erfüllen werde. Manche ihrer Mitglieder seien ihM aus gemeinsamer Arbeit bekannt und geschätzt, besonders der Reichskanzler Fehrenbach. Das werde seine Partei immer berücksichtigen, wenn sie zu- der Regierung vielleicht einmal in schroffem Gegensatz stehen sollte. Er wendet sich dann in längeren Ausführungen gegen die Unabhängigen, die durch ihr Verhalten die Bildung einer Arbeiterregierung verhindert hätten, und kündigt den Deutschnationalen heftigsten Kamps an. Er fordert Aufhebung der Militärgerichtsbarkeit, eine freie Cchnlgesetzgebung, Maßnahmen gegen die Arbeitslosig keit und Wohnungsnot. Die Friedensbedingungen sollen ehr. lich erfüllt werden, doch geht es ohne Revision nicht mehl: ab. Abg. Ledebour (U. S.) wendet sich in scharfer Form gegen Scheidemann upd erklärt, daß das Volk die Koali- tionsparteien verurteile. Die Unabhängigen würden ihrer ganzen Vergangenheit ins Gesicht schlagen, wenn sie einer solchen Koalition sich angeschlossen hätten. Alles, was die Mehrheitssozialisten sich aus der Koalition auf den Hals ge laden hätten, hätte seine Partei mit ausbaden solle». Ms dann die Koalition unmöglich, wurde, hätten die Mehr heitssozialisten sich aufs neue an die Unabhängigen gewandt; selbstverständlich hätten dann diese ihre Forderungen gestellt. (Zuruf: Wir waren ja die Minderheit!) Dann sei das sozialdemokratische Kabinett gescheitert. Seine Partei stehe bei ihrem Programm, das ihr 5 Millionen Stimmen verschafft Habe. Der Redner kommt sodann auf die Kanzlerrede zu sprechen, aus welcher rr leider nichts Greifbares habe ent nehmen könne». Er erinnert an die noch heute bestehenden Lüttwitz- und Kapp-Leute. Was sei gegen die Offiziere ge schehe», welche auf der Seite des Putsches gestanden hätten. Demgegenüber müßten die Arbeiter sich rechtzeitig aus den Generalstreik einrichten. Die Zwangswirtschaft müsse in, Gegenteil ausgedehnt und alle Vorräte in Staatsbesitz ge nommen werden. Ledebour forderte weiter Sozialisierung des Großgrundbesitzes und des Wohnungswesens. Das Pro letariat werde seine Forderungen mit immer größerer Energie geltend machen und jedes Mittel wählen, welches es seinem Ziele näher bringt. In Spa werde der Reichskanzler jeden falls den Versuch machen, eine Milderung der Friedensbe- dingungen durchzusetzen. Eines der besten Unterstützungsmittel Hierzu würde die Aufhebung des stehenden Heeres sein. AM Schlüsse seiner Rede trat Ledebour für den Fried ensschluß Mit.Rußland und Wiederaufnahme der wirtschaftlich:« Br- 1 -j -i vH