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Verantwortlicher Redalleur: Ernst Robberg sen. in Frankenberg l. Sa. — Druck und Verlag: C. G. Robberg in Frankenberg t. Sa. ^151 Freitag »m 2. Juli 182« nachmittags 79. Jahrgang Allgemeine Ortskrankenkasse Auerswalde - SitLUNA Sonnabend de« 10. Juli d. I. abends 8 Uhr in GlSferS Gastwirtschaft t« «nerswalde. Tagesordnung: 1. Vorlegung der IaorerreLnung ISIS. 2. Bericht der Rechnungsprüfer der Jabresrechnung ISIS. S. »ettrnt »um Uraukenkassenvaband Flöha. «. Satzungsänderung betreffend. 8. Allgemeines. Anträge Und bis zum 8. Jull schriftlich au den Untenelchneten eiuiurelchen. Die gewählten Vertreter «erden um vollzählige» Erscheinen gebeten. Auerswald«, den 2. Juli 1920. Der Vorstand de, Allgemeinen Ortsvautentass«. Böttger, Vorsitzender. Megen Vornahme von vampfwalzardeite» wird die vorfftrah« tu Riedermühl' dach, und zwar »wischen Gasthof und Erbgericht »OM ll. dl» ml» s. Zu» «I«, I«. für alle« Fährverkehr gesperrt und letzterer «ährend dieser Zell aus die Staat,firab« Frankenbera—Freiberg verwiesen. Mühlbach, am 2. Juli 1820. 0»i» kiomolmrovoi-oeoo«. Verteilung von Süßstoff «s gelangt dieser Tage wiederum 8üßftols»nr verteüung, und »war «ach solgenden Grundsätzen: -«mhalturgnr von 1-2 Personen erhalten eine ^-Packung, solche von 3-4 Personen zwei ^.Packungen ulw. Personen, die keinen Haushalt hab«,, bleiben unberücksichtigt. Mit »um Haushalt sind diejenigen ei»,«rechnen, die in dem betr. Laushalt al» Pensionäre» Dienslpersonal oder dergl. ihr Essen einsebmen Die Abgabe oo« Süblofl an die Verbraucher «folgt durch die Leben«mistelhä»dl«, und »«ar aus den voll da Gemeindebehörde »u bestimmenden Abschnitt da Lebensmitteltarte. Gastwirt«, die K Pfund Zuck« während da laufenden vasorgungireih« «halten, haben Anspruch aut eine S-Pockung, folche, di« 10 Pfund Zuck« «halten, auf »wei «.Packungen usw. Da Antrag aus Zutalung von Sübkoff ist von den Gastwirten umgehend bet da Ge- meindebehörd« ,u stellen, die ihn sodann ba da B«ua»vaelvtgung de» Rommunaloaband«» Nöha «bfordem wird. m rto«bllor»« «hallen Sübsioff «ach Mabaabe de» Umfange« ihre» Gewerbebetriebe«. Ihren Ledarl an «.Packungen Haven sie durch die Gemeindebehörde hi« avzumelden. Flöha, am 2S. Juni 1S20. Der llommunawerban». vorbereiMges tiir 5pa Zwei deutsche Noten über Deutschlands Mrtschaftslage. Die deutsche Friedensdelegation in Paris hat der deut schen Friedenskonferenz zwei neue amtliche Denkschriften über geben, die gleichzeitig auch den alliierten Regierungen in Lon don, Paris, Rom und Brüssel übergeben worden sind. Die erste dieser Denkschriften behandelt die Zahlungsfähigkeit Deutschlands für die Wiedergutmachung, die andere stellt im Einzelnen dar, wie weit Deutschland schon jetzt seine Steuer quellen angespannt hat. In der Begleitnole wird kurz darauf hingewiesen, daß Deutschland zur Erfüllung der ungeheuren Leistungen aus dem Friedensvertrag wesentlich geringere Quellen zur Verfügung stehen, wie vor dem Kriege. Das ist ganz natürlich, denn im Kriege selbst ist mit allem, was Deutschland heroorbrachte, ein solcher Raubbau getrieben, daß Heute im wesentlich geringerem Matze produziert werden kann, weil Maschinen, Bergwerke und nicht zuletzt auch Men schen weniger leistungsfähig sind. Die deutsche Regierung hat die schwierige Situation rückhattslos klargeletzt, damit die alliierten Regierungen den gegenwärtigen Stand der wirt schaftlichen Verhältnisse in Deutschland, die Steuerbelastung, welche das Reich vertragen kann usw. genau kennen. Dabei werden die Erörterungen über die betreffenden praktischen Matznahmen zur Durchführung der wirtschaftlichen und finan- nellen Bestimmungen des Frsiedensvertrages zur mündlichen Besprechung Vorbehalten. Zn einer zweiten Note ist gleichzeitig ein sehr aus führliches Gutachten von 22 im deutschen Wirtschaftsleben in hervorragender Stellung stehender Namen überreicht wor den. Dieses Gutachten, das auf Ersuchen der Reichsregierung erstattet ist, gibt ein umfassendes Bild von der wirtschaft lichen Gesamtlage Deutschlands, seiner Leistungsfähigkeit und der Möglichkeit der Steigerung der Produktionskraft. .Auch dies»» Gutachten dürft« für Spa wichtiges Material liefern. > ' ! I ' s ' ' ' - ! Der deutsch«, Delegation ' für Spa werden Reichskanzler Fehrenbach, Reichsminister des Aeutzeren Simons, Reichssinanzminister Dr. Wirth und ferner der" ReichswirtKaftsminister Dr. Scholz und Reichsernäh rungsminister Dr. Hermes angehören. Außerdem werden mehrere hervorragende Wtrtschaftsvertreter entsandt werden. Es sind von Belgien insgesamt nur 7 Pressevortreier zuge- lassen worden. Di« Abreise der Delegation wird Sonnabend abend niit einem Sonderzug erfolgen. Die Delegation, Vechandlungs- führer, Sachverständige, Sekretäre und Pressevertreter, wird insgesamt nicht über 60 Köpfe Ohlen, also wesentlich kleiner sein, als die Versailler Delegation. , ' > i . l . vemrcber fteicdrtsg Berk», 1. 7. Der zur Beratung stehende Reichsnotetat wird einstweilen abgesetzt, weil der Haushaltausschutz die Be- ratung noch nicht abgeschlossen hat. Die Punkte 2—5 der Tagesordnung über Beseitigung von Härten bei Erhebung der Einkommensteuer durch Abzug vom Arbeitslohn usw. weüden einer Kommission von 28 Mitgliedern überwiesen. Das Gesetz über «in deutsch-französisches Abkommen betreffs Elsatz-Lothcmgen wird ch allen drei Lesungen angenommen. Es folgt die Fortsetzung der Debatte über das Regie- rungsprogramm. Abg. Müller (S.) polemisiert gegen einzelne Aus führungen der Mbgg. Heim und Schiffer. Daß seine Partei nach anderthalbjähriger Regierungstätigkeit bei dm Wahlen Verluste erleiden würde, war von vornherein klar. Die Sozialdemokratie sei immer noch die stärkste Partei, und sie habe in keinem Lande der Welt solchen Rückhalt im Volke wie bei uns. Die Prophezeiung des Abg. Hergt von einer Weitepen Entwickelung nach rechts, glaube er nicht. Di« Tätig keit der Reichswehr haben auch wir kritisiert, wo es nötig mar. So mutz auch der Mord an Paasche gesühnt und die Militärgerichtsbarkeit abgeschafft werden. Was Spa an gehe, so sei hier die Entwaffnungssrage die Hauptsache. Eine solche Entwaffnung habe er bei einer so schwachen Negierung wie sie beim Fortbestand der alten Koalition vorhanden gewesen wäre, nicht durchführen können. Auch er warne davor, in Spa Unmögliches zu unterschreiben. Der.Tag werde bald kommen, wo man nicht nur in Italien und England, sondern auch m Frankreich einsehen werde, datz Deutschlands Los tzaHms-tz der vanzen Wett sej. - ! I > ! i ! Reichsfinanzminisftr Dr. Wirth: Der Etat für 1920 steht erst in den großen Ziffern fest. Der ordentliche Etat wird zum ersten Male seit der Vorkriegszeit balancieren und zwar Mit 28 Milliarden. Dabei sind aber gegm 3 Milliarden noch nicht bewilligte Steuern in Rechnung gestellt. Im außerordentlichen Etat sind vorge sehen an Ausgaben 11,6 Milliarden, darunter 5 Milliarden für den Friedensvertrag, dis aber kaum ausreichen werden. Dazu kommen 15—16 Milliarden Fehlbeträge aus den Be triebsverwaltungen (Eisenbahn, Post usw.), so datz die außer ordentlichen Ausgaben aus 26,6—27,6 Milliarden steigen, und ein Gesamtetat von 54—55 Milliarden sich ergebe. Di« Schuld des Reiches betrage 209 Milliarden. Dazu kommen di« Kriegs aufwendungen der Länder und Gemeinden mit 15 Milliar- !den, für welche das Reich auszukommen habe. ' ' AM Schlüsse seiner Ausführungen sagte der Minister u. a.: Wir stehen vor Spa, und damit stehen wir vor unserem Schicksal, ja vor dem ! s' l > ! Schicksal Europas. I > ! Vyn den Verhandlungen in Spa hängt nicht nur unsere Zukunft wesentlich, ab, sondern auch die Frage des gesamten europäischen Wiederaufbaues. Wenn Vernunft und Verständi gungswille die Verhandlungen beherrschen, kann man wohl auf einen Erfolg hoffen, der zu einer rascheren Behebung der Kriegsschäden zu führen vermag und uns auch wirt schaftlich wieder zu Atem kommen lätzt. Notwendig aber ist, datz Deutschlands wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wieder gehoben wird. Das Problem der deutschen Zahlungsfähig keit ist zuerst ein wirtschaftliches und dann ein geldliches Pro blem. Die ganze Welt mph von dem Eeldwahn loszukommen suchen. Man darf nicht vergessen, datz internationale Schuld- abtragungen nur erfolgen können durch Sachgutlieferungen oder Dienstleistungen irgendwelcher Art. Das ganze Widers- gutmachungsproblem wächst sich damit von selbst aus zu «ineM . - Problem der Produktiv. Welche Finanztransaktionen man auch erdenken mag, alle gehen sie schlietzlich immer wieder zurück aus die einfache Formel der Ueberschutzleistung dec heimischen Wirtschaft, der Wären oder Dienst zugunsten der Entente. Unter diesem wirt schaftlichen Gesichtswinkel ist die ganze WiedergutmachungS- frage zu behandeln. Wenn das Problem von Spa zu einem für Europa günstigen Ende geführt werden soll, müssen die Verhandlungen geführt werden mit dem ehrlichen MiUen, das niedergedrückte Europa aufzurichten und die drohende Gefahr des finanziellen, wirtschaftlichen, sozialen und allgemein kulturellen Aankerotts von den hart betroffenen Ländern! Europas zu bannen. Das Problem ist ein europäisches, ja «in Weltproblem. Kommt es irgendwo zu einem Zusammen bruch, so pflanzt sich der Stotz fort auf alle übrigen Länder, und die Weltwirtschaft würde ungeheuren Schaden erleiden schon aus dem Grunde, weil wichtige Absatzmärkte veröden müßten. An unserem guten Willen bei den Ver handlungen wird es nicht fehlen. Wir wissen, daß wir mehr als jedes andere Land unter den Lasten zu tragen haben wer den, welche der Krieg auserlcgt. Die deutsche Negierung und das deutsche Volk haben trotz aller ungeheuren Nöte red Zeit bisher schon Leistungen vollbracht, wie sie noch "einem Volk nach einem verlorenen Krieg« jemals auferlegt worden sind. Nur darf nian immer wieder nicht vergessen, datz jeder, der Arbeit leisten soll, auch das nötige Handwerks zeug und die Arbeitsstil ffe Haven mutz. Nimmt man ihm etwas davon weg oder enthält man sie ihm vor, so kann man ihn nicht beschuldigen, zu wenig geleistet zu haben. Das deutsche Volk »nutz sich jetzt des ganzen Ernstes der gegenwärtigen Lage bewußt sein. In diesen Stunden entscheidet sich nicht nur unser nächstes Schicksal, sondern auch die Zukunft unserer Kinder und Kindes kinder. Einig und geschlossen müssen wir stehen, müssen wir die Lasten auf uns nehmen, die aus dem Kriege und deM Friedensvertrag erwachsen. Alle unsere Hoffnungen, daß doch eine bessere Zeit kommen werde, beruhe aus der Arbeit, auf unserem Können und dem Fleiß unserer Hände. Die Not der Zeit muß bezwungen werden, nur 'durch ihre Be zwingung können wir sie beseitigen. l - Abg. Henke (ll. S.) wünscht den bürgerlichen Parteien in ihrem Liebeswerben um die Rechtssozialisten viel Glück, aber seine Partei werden den Arbeitern klar machen, daß sie airf politischem Gebiet niemals schamloser angelogen worden seien, als durch die Mehrheitssozialisten. > Die Unruhen der letzten Tage seien vielfach durch Lockspitzel yervorgerufen wor- den, um der Reaktion willkommene Gelegenheit zu geben. - Mg. Eisenberger (bayr. Bauernb.) erkennt die Ver- dienste der alten Regierung gern an. Die Zwangswirtschaft habe auch ihr Gutes gehabt, wie ihr Fehlen in Oesterreich beweise. Eine Diktatur sei stets vom Uebel, wie uns auch die Militärdiktatur ins Unglück gestürzt habe. Ein kräftiger Mittelstand "wäre das beste Mittel gegen esn Umsichgreifen des Klassenhasses. > > s , ' i - > Nach einer Reihe persönlicher Bemerkungen vertagt sich das Haus auf Freitag 1 Uhr: Anfragen, Fortsetzung der heutigen Debatte, Notetat. — Schluß 61/4 Uhr. , s i , lleicbMirtrcdan««» Berlin, 1. 7. Präsident Edler v. Braun eröffnet dt« Sitzung nach 111/4 Uhk. Der Saal ist voll besetzt. Auf der Tagesordnung steht der von allen Gruppen unterstützte An trag Wissell: Die andauernde Schließung von Betrieben bezw. die Beschränkung der Produktion bringt volkswirtschaftliche und soziale Schädigungen so schwerer Art, daß dringend die Wega zur Abwendung dieser Gefahren zu erforschen sind. Der Aus bau der heutigen Erwerbslosenfürsorge zu einer produktiven, deren Ziel die Steigerung der Warenerzeugung ist, erscheint unumgänglich geboten. Der wirtschaftspolitische Ausschuß wird beauftragt, die hier in Betracht kommenden Fragen zu prüfen ünd dem Reichswirtschaftsrat Vorschläge zur Beschlußfassung zu unterbreiten. Reichsminister a. D. Wissell: Der Antrag ist von allen (Schuppen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern und allen Einzelpegierungen unterschrieben. Es genügt nicht, den Arbeits losen nur ehre Unterstützung zu geben, es gilt, ihnen Freude an der Arbeit zu bereiten und eine produktive Erwerbslosenfür sorge zu schaffen. Ich schlage vor, meinen Antrag nicht nur dem wirtschaftspolitischen Ausschuß, sondern beiden Aus schüssen zur gemeinsamen Beratung zu überweisen, die eine innere Kommission mit den Vorarbeiten betrauen mögen. So können wir die Mittel erkennen, um aus der unhaltbaren Lage herauszukommen. Ich. bitte, ohne eingehend« Beratung dem Antrag zuzustimmen. (Lebhafter Beifall.) " 1 Reichswirtschaftsminister Dr. Scholz: Die Negierung wich) im Ausschuß in der Lage sein, di« bereits von ihr unter nommenen und beabsichtigten Schritte'darzulegen. Dabei wird es.uns von höchstem Werte sehn, von den Sachverständigen im Ausschuß zu erfahren, ob sie mit unseren Maßnahme« einverstanden sind oder welche Vorschläge sie zu machen ha ben. Der Reichswirtschastsrat soll ein Parlament der Tat sein. : Geheimrat Weiger t: Das Reichsarb eitsministenum hat sich mit der Frage der produktiven Erwerbslosenfürsorge be reits befaßt und begrüßt die Möglichkeit, mit Hilfe des von Ihnen einzusetzenden Ausschusses dies« Frage auf «ine breitere Basis zu stellen. ä - Textilarbeiter Jäckel: Unbegreiflich erweise ist bei der Zusammenstellung des wirtschaftspolitischen Ausschusses die Textilindustrie nicht berücksichtigt worden- Deutschlands Textil industrie ist von Aufträge,» vollkommen entblößt. In die sem Augenblick vergibt man zur Bekleidung der Cicheryeitswehr einen Auftrag von 700000 Meter Militärtuch an englische Firmen. (Leb haftes Hört, hört!) Die deutsche Industrie hätte diesen Auf trag zu billigeren Preise ausführen können. Weiter sind von Süddeutschland gewaltige Aufträge ins Ausland gegangen, wählend bei uns Hunderttausend« von Textilarbeitern beschäfti gungslos geworden sind. Vom Reichswirtschaftsrat ist fest zustellen, nach welchen Grundsätzen die staatlichen Verwaltun gen ihre Aufträge vergeben. Zum zweiten Punkt der Tages ordnung, Beratung über den Ausfuhrabgabeausschuß, bean tragt Herrr Keinath, den wirtschaftspolitischen Ausschuß zu beauftragen, eine Kommission einzusetzen. Das Haus be schließt dementsprechend. Die Beratung über den Betriebs räteausschuß wird nach kurzer Debatte von der Tagesordnung abgesetzr und dem Vorstand des Termins und der Tagesord nung für die nächste Sitzung überlassen. — Schluß 12>/i Uhr. lleiMcketttl SeiiettktiM t« Italien Rom, 29. 6. (Agenzia Stefani.) In der Nachtsitzung beschloß die Arbeiterkammer, den Generalstreik für Dienstag morgen zu proklamieren. Die Straßenbahnen verlehren nicht, die Droschken hingegen fahren noch. Die meist»» Läden sind geöffnet. Auf deM Bahnhof herrscht vollständige Ruhe. All«