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Frankenberger Tageblatt Bezirks Freitag »ra 7. Rai 182V nachmittags 79. Jahrgang ^105 Lie «««Uloxzlei. Dtt-be«, den 6. Mat ISA. Tageblatt- Bestellungen Amtsblatt für die Amtshauptmannschast Mha, die Staats- und Gemeindebehörden zu Frankenberg Verantwortlicher Redakttur: Ernst Robberg len. tn Frankenderg i. Sa. — Druck und Verlag: C. G. Rüßberg in Frankenberg i. Sa. Kirfchbaum-Berpachtung Ale der Stadtgrmeinde gehörige« Kirschöäume fasse« Mr diese» Jahr ver pachtet «»erde«. Der Stand und dte Zahl der Kirschbäume, sowie die Bedingungen rönnen an Stadt- bi» -um rr. »-I laro eluzureichen. Aus di« Bekanntmachung de« Wirlschaktsministaium« vom S. Mär, 1V20 — adgedruckt in Nr. 81 de« .Frankenboga Tageblatte»' — wird au«drückltch htngrwtelen. Itadttal Frmrkaibttg. am s. Mai 1S20. 1Ib«rdmMegel» aer Kerrie gege» »ermittircde Sewslt ' Die Aerzteschast der Amtshauptmannschast Oelnitz i. V. hat" unter dem Eindruck der Borgänge der letzten Wochen «meMftschlietzung gefaßt, in der sie unter ausdrücklicher Be- toMW/ daß sie politisch neutral ist, und den Testen in ihrer «WiMst al« Staatsbürger vSllig steie Hand läßt, fol- gondes zum Ausdruck bringt: > > j „WM ein Arzt während einer revolutionären oder Nichwautwürviges Mudfleisch au sich erforderlichen Flrffch»«ken sind abzugeben. -LnHs» LouuadMtd den 8. 8. 20. auf Buttanebenkarte Nr. SS je SS Gram«. VRKKk» Preis: 14.5« Mk. für das Pfund oder 30 Gramm — 87 Pfg. Fraukeuberg, den 7. Mai 1920. LeSensmittel-Abt«Uuug de« Stadirate». MutzballspLel auf -e« EtruHen Seit einig« Zeit werden öffentliche Strebe». Wege und Plätze zum FußbaMvttl benutzt. Durch den Umfana, den dieke« Svtel dabei auuimmt, tit e« geeignet, den freien Verkehr m hkndttn und di« allgemeine Bsrk«hr»sich«hett «n beeinträchtigen. Mit Rücklicht hierauf und la Beachtung der an un« gelangten Beschwerden haben wir unsere Ausstchttoraane angewttlen, künftig die Teilnehmer an den Fußballiptelen auf den öffent lichen Strotzen, Wegen und Plätzen gemäß 8 360 Ziffer 11 de» Nelch-ftrafgeketzbuche» zur Anzeige zu bringen. «tadttät Urmckmi»««, am 5. Mai 1920. lvaniesäe Leicbe» Aus d«r Nachrichtenstelle der Staatskanzlei wird uns geschrieben: ! „Syndikalistische Binnenschiffer stehen, obwohl der für sie zuständige Transportarbeiter-Verband einen Tarifvertrag abgeschlossen hat, im Streik und verhindern auf der Elb« di« Zufuhr der Lebensmittel für die Städte. Etwa 1006V Zentner Kartoffeln, die das Wirtschaftsmini- stamm mit erheblichen Kosten und Schwierigkeiten aus Däne mark für Sachsen erstanden.hat, werden von den Schiffern in Riesa festgehalten, und die Regierung ist deshalb gezwun gen, sie dort auszuladm und mit der Eisenbahn nach Dresden zu verfrachten. Dadurch werden die sowieso fast unerschwing lich teueren Kartoffel» um weitere Zehntausende von Mark verteuert. Außerdem muß angesichts der schwierigen Bahn lag« die städtische Bevölkerung 10 bis 14 Tage länger aus die so notwendigen Kartoffeln warten, und die für andere Zwecke dringend benötigten Eisenbahnzüge müssen Kartoffeln fahren, die zu Schiff in weniger als einem Tage nach Dresden ««schleppt werden könnten. Zu allem anderen liegt die Ge fahr vor, daß durch all dies Hunderte von Zentnern ver derben. Zwei weitere Kähne mit 10060 Zentnern Kartoffeln find von den Streikenden unterwegs angehalten worden und liegen irgendwo an unbekannter Stelle fest. Auch hier ist di» Gifahr des Verderbens groß. Weil der Transportarbeiter- Verband diese Gefahr etkachrt hat, hat er sich, gegen den Mttetk erklärt. ! I § Gin anderer Fall: Zwei große Fabriken Sachsens haben unter schweren Opfern endlich einige Kähne mit etwa 30000 Zentnern böhmischer Braunkohle angekauft, die auf d»r Elbe von den Streikenden zurückgehalten werden. Bei noch mehr sinkendem Wasserstande können sie überhaupt nicht talwärts fahren und gehen dann der sächsischen Industrie verloren. Die Streikleitung will den Transport dieser Kohle al« Notlstandsarbeit nicht anerkennen. Zwar hat eine Ver sammlung der Streikenden beschlossen, in Anbetracht der große» Gefahr, die mit dem Verluste der Kohl« dem sächsischen Wirtschaftsleben droht, die Kähne unter roter Flagg« fahren zu lasten, aber auch das ist nach den Angaben des Dresdner Strenleiters Krebs durch die Zentralstreikleitung Berlin ver hindert worden. Gin dritter Fall: Die Bergarbeiter im Zwickau- Oelsnitzer Revier haben durch ihren Verband eine ab 1. Mai gültige Lohnordnung abgeschlossen, die den Arbeitern für «ine sieden stündig« Schicht (wobei Ein- und Ausfahrt mit inbegriffen sind) einen Mindestlohn von 45 bis -55 Mark ficherstellt. Daneben erhalten die Arbeiter für jedes Kind für den Arbeitstag 1 Mark Zulage, außerdem im Jahre 70 Zentner Steinkohle zum Durchschnittspreise von 55 Pf. den Zentner. Dazu kommen die in der Oeffentlichkeit be- kannten Lebensmittehulagen. Damit waren di« Bergarbeiter einverstanden. Zwei Tage nach Abschluß dieses Vertrages unterbreiteten jedoch die Syndikalisten „im Namen der Berg arbeiter" neue höhere Forderungen. Danach soll di« Arbeits zeit einschließlich Ein- und Ausfahrt nur 6 Stunden (die tat sächliche Arbeitszeit also nur 4Vs Stunden), der Mindesttage- lohn für einen 16jährigen Arbeiter 36 Mark, für einen 24- jährigen 60 Mark und die Kinderzulage 5 Mark betragen, so daß »in 24jähriger Arbeiter, der 3 Kinder hat, für 4V-ftündige Arbeitszeit einen Mmdestlohn von 75 Marr täg lich zu fordern hätte! i - > v Gs ist -selbstverständlich ganz ausgeschlossen, daß solche Forderungen ohne völlige Zertrümmerung unser«« Wirt- schastsltbens bewilligt werden könnten." gegenrevolutionären Bewegung oder eines Generalstreiks, ohne daß er sich gegen die bestehenden Gesetze vergeht, ver haftet oder an der Ausübung seiner ärztlichen Tätigkeit gewaltsam gehindert, oder an Eigentum oder Gesundheit geschädigt, so stellen sämtliche Aerzte des Bezirkes ihre Tätigkeit sofort ein. Jede Behandlung von Patienten sowohl von Kassen- wiy. auch Privat-Patienten, selbst m schwersten Notfällen, unterbleibt solange, bis die Bedrohung des betreffende» Arztes wieder beseitigt oder Sicherung zur Beseitigung des verursachten Schadens gegeben ist. — Werden in Unruhezeiten Aerzte an der sachgemäße» Be handlung ihr«r Kranken dadurch behindert, daß ihnen durch Stillegung des Wasserwerkes das Wasser entzogen wird, so stellen aus diesem Grunde, wie aus den für di« Volks- gesundheit entstehenden großen Gefahren, wie sie die Unter bindung der Wasserzusuhr und Ausschaltung der Kanali sation mit sich bringt, sämtliche Aerzte zunächst örtlich, nötigenfalls im ganzen Bezirk, ibre gesamte Tätigkeit so lange ein, bis die Versorgung mit Wasser wieder in nor maler Weise erfolgt." > > hanplvmsmmMg äer llerbanaer rscdr. Znamttieller Die diesjährige 16. ordentliche Hauptversammlung des Verbandes sächsischer Industrieller, die am Mittwoch, den 6. Mai in Dresden stattfand, war aus allen Teilen Sachsens außerordentlich stark besucht. Der Vorsitzende Otto Moras (Zittau) sagte in seiner Eröffnungsansprache u. a.: Man hält Ausnahmegesetze gegen die Unternehmer für erlaubt, die mit dem Grundsatz: Gleiches Recht für alle — nicht in Einklang zu bringen sind. Eine Hebung der Arbeitsfreudigkeit der Arbeitnehmer darf nicht geschahen lediglich auf Kosten der Arbeitsfreudigkeit der Arbeitgeber. Der einzige Weg zu einem allmählichen Abbau der Preise ist die Erhöhung der Arbeits leistung. ! I s s > j ! s !. ! 1 Den Geschäftsbericht erstattete der Syndikus des Ver bandes, Dr. März: Er führte u. a. aus: Die Wirtschafts politik im vergangenen Wirtschaftsjahr ist in steigendem Maße beherrscht gewesen von sozialistischen Einflüssen und Tendenzen. Der Verband Hai bezüglich des Abbaues der Zwangswirtschaft den Standpunkt eingenommen, daß eine plötzliche Beseitigung der gesamten während einer langen Kriegsdauer aufgebau ten Zwangswirtschaft auch für viele Industriezweige nachteilig fein würde, daß aber der Abbau planmäßig und mit mög lichster Beschleunigung zu vollziehen ist. Der Verband be grüßt die Errichtung des R«ichswirtfchaftsrates und wünscht, daß er ein wirkliches Wirtschaftsparlament werde. In einer einstimmig angenommenen Entschließung kommt zum Aus druck: „Die Industriellen aus allen Teilen Sachsens müssen mit aller Schärfe und Deutlichkeit den, gesamten Volke und den Regierungen in Staat und Reich zurufen, daß der Zusammenbruch unmittelbar bevorsttht, wenn nicht in letzter Stunde ihren Warnungen Gehör geschenkt wird. Die unsicheren innerpolitischen Zustände und wirtschaft lichen Verhältnissen, insbesondere auch das gänzliche Fehlen einer auf verständnisvolle Förderung der Produktion gerich teten Wirtschaftspolitik und die gewissenlose Finanzpolitik unterbanden nicht nur die Produktion, sondern machet, einen Wiederaufbau des Wirtschaftslebens zur Unmöglichkeit. Durch die der bisherigen Führung der Wirtschaft zur Last fallen den Fehler wird die Erportfähigkeit und der gesamte Absatz deutscher Erzeugnisse aus den Inlands- und Auslandsmärkten ganz fühlbar beeinträchtigt. Die Verordnung über die Aus fuhrkontrolle stellt eine neue indirekte Steuer dar. Wir sind" überzeugt, daß wir aus dieser höchsten Not nicht durch Gesetze und Verordnungen aller Art und durch «inseitige Bevorzugung einzelner Bevölkerungsschichte» herauskommen können, sondern daß die Produktion durch sinngemäße Förde rung seitens der Unternehmer wieder aufwärts entwickelt wer den muß. Mehr als bisher hat die Zeit seit der November- Evolution gezeigt, daß die Leitung des Wirtschaftslebens unbedingt in der Hand einzelner Persönlichkeiten liegen mutz, die innerlich und äußerlich w der Lage sind, die Verantwortung zu tragen. Demi ' » alle Versuch« vvn Gemeinwirtschaft sind bisher kläglich > l - »tscheitat. NeichstagAtvahl Kür dtt R«fch»1«g»n»abl vom 6. Jimi 1920 werden ernannt Mr d<« St. MaMreis Vrrsdea Nimtz««: «I« KriiwwahMa Kerr Stadttat Mich«»» in Dresden, al- Stellvatt«« Aar Stadtrat Dr. RrnmiM«! in Dresden; Mr de« SS. Wahlkreis Leipzig: al, Krettwablleil« Har DSb. Reataunosrat Frbr. v Oer bet der Kreirbauptmannlchakt Leipzig, al» Stellvertreter Herr Oderregttmnasrat v. WiluSt bei der «rei-hfluptmannschast Leipzig: Mr de« SS. Wahlkreis Khem«itz-Zwickau: al» Kreiswahlleit« Herr Stadttat Dr. LSttwig in Chemnitz, al» Stellvertreter Har Stadtrat Dr. G-euffle» in Chemnitz. Der Krei»wabliett« sürden 31. Wahlkreis Dnsden-Bautzen, Herr Stadttat Reichardt in Dresden, «ttbzugletchzum verbandiwahlleittr für den wahlttettserband XVL Kachle» er- «annlr Har Stadlrat Dr.Kr««bttget tit auch lür diese» Amt sein Stellvertreter. Die Industrie legt schärfste Verwahrung ein, daß di« wirt schaftliche Gesetzgebung im Reiche und in Sachsein «inseitig unter die Kontrolle von Verbände-, der Angestellten und Arbeiter gestellt werden soll, und daß sie ohne die entscheidende Mit- Wirkung der Organisationen der Industrie und ihrer großen Verbände beabsichtigt ist. Der Verband erhebt auf das nach- j drücklichst« Einspruch gegen die Versuche, den sächsischen Unter nehmer unter ein Ausnahmerecht zu stellen, wie es in dem mehrheitssozialistischen Anttage Arzt in der sächsischen Volks^ kammer und in den von der sozialdemokratischen Partei Sach sens der sächsischen Regierung auferlegt«» elf Punkte» zum Ausdruck kommt." Die Versammlung nahm alsdann nach dem Bericht eines Vertreters der Ortsgruppe OLeroogtland über die < Hölzsch« Schreckensherrschaft Stellung zu diesen verfassungswidrigen Vorgängen, um in einer Entschließung u. a. zum Ausdruck zu bringen: „Die gesamte sächsische Industrie fordert von der säch sische» Regierung in entschiedenster Weis« genügenden Schutz gegen die Gewaltherrschaft derartiger auf di« Vernichtung des Wirtschaftslebens ausgehenden Elemente und erklärt, daß die sächsische Industrie die Regierung zum Ersatz der in die Millionen gehenden Schäden verpflichtet erachtet." Bei den Neuwahlen zum Vorstand« wurden di« aus- scheidenden Herren wiedergewählt. Neugewählt sind General direktor Feind in Firma Eschebasche Werke, Dresden, und Hugo Bischofsberger, Klingenthal. Die Versammlung erteilt« dem Vorstande, der Geschäftsführung und dem Schatzmeister Entlastung und genehmigte die vom Gesamtvorstande vor- geschlagene» Satzungsänderungen. Es sprachen dann noch Wirklicher Geheimer Legationsrat a. D. Dr. Simons, Berlin, und Dr. Gustav Stresemann. Die Ausführungen Stresemanns sollen als Sonderdruck im Wortlaute verbreitet werd«». Im Anschluß an diesen Vortrag gab die Versammlung eine Er- klärung über die Notwendigkeit einer Revision des Friedens» Vertrages ab. f Line «Mr vrodung smMeicdr Der „Matin" fordert von der Konferenz zu Spa, daß sie das Verlangen Frankreichs nach Bezahlung jener Summen erfülle, die 'zum Wiederaufbau der zerstörten Gebiete not wendig sind. Dieser Forderung Frankreichs zu ihrem Recht« zu verhelfen, werde auch England sich nicht weiger», andern falls würden sich die Franzosen veranlaßt sehen, keiner Ver einbarung zuzustimmen, sondern sich an ihre eigenen Mittel zu halten, um von Deutschland alles zu erlangen. Mit anderen Worten: Frankreich würde, wenn es in Spa nicht alle seine Forderungen durchsetzt, wieder aus eigene Faust di« Besetzung weiteren deutschen Gebietes vornehmen. , Frankreichs Einspruch gegen den neuen Vormarsch . im Ruhrgebiet. Genf, 6. 5. „Echp de Paris" meldet, die aus dem Nuhr- revier von der Üeberwachungskommission der Alliierte» em- gegangenen Berichte lauten für Deutschland nicht günstig. Der neue militärische Vormarsch der Deutschen verletze sowohl die Bestimmungen des Augustabkommens wie auch die d«s Versailler Vertrages, weil Deutschland auch für die neuen mili tärische» Handlungen in der neutralen Zone nicht die vorherig« Genehmigung der Alliierten eingefordert hat. Der „Matin" meldet, daß an, Freitag der Alliierte Rat sich mit einem Ein spruch Frankreichs zu befassen haben wird, der sich gegen di« neuen militärischen Maßnahmen Deutschlands im Ruhr» reoler richtet. > , ! , j Var GsLe hs«ptq»aiM macker Kaker Eine Unterredung mit Oberft Bauer Der bekannte amerikanische Korrespondent Karl o. Wt-aand batte außer mit Ludendorff auch eine Unterredung mit Oberst Bauer, dte er tn einem Telegramm an dte ,R«w Park American" wiederaibt. Bauer tagte kaut »Lokal Anzeiger' u. a.: -Die Oberste Hea«»leUung «ar nur eine von den acht Instanzen, die den Kats« umoaben. Da Genaalstob mußte okt um da» Notwendigste betteln, und auf die vitalsten Ent schließungen mußten wir mitunter wochenlana warten. Ma» konnte den Kaisa zu ein« Enlschlußkssung uichi bringen. Im