Volltext Seite (XML)
Auch Panzerzüge werden eingesetzt. Die Bilder, die jetzt fast täglich vom Kriegsschauplatz in der Mandschurei ein laufen, lasten erkennen, daß die Japaner den Kampf mit allen Mitteln moder ner Kriegstechnik führen. Unsere Aufnahme zeigt einen Teil eines japanischen Panzerzuges im Kampfgebiet. Die Besatzung steckt — wie man deutlich sieht — in Pelzkleidung, da zur Zeit der Kämpfe strenge Kälte herrschte. Die internationale Untersuchungskommission in der Mandschurei. Das erste Bild von der internationalen Untersuchungskommission in der Mand schurei. Unsere Ausnahme zeigt die Kommission an der Stelle der Südmandschu rischen Eisenbahn, wo durch angebliche Zerstörung von chinesischer Seite der Konflikt seinen Ausgang nahm. Heimwehrführcr Pfriemer vor Gericht. Dr. Pfriemer (links), der Organisator des Heimwehrputsches vom 13. Sep- rember, durch den die österreichische Regierung gestürzt werden sollte, hat sich jetzt vor dem Schwurgericht in Graz wegen Hochverrats zu verantworten. Diese Aufnahme konnte nur unter den größten Schwierigkeiten bewerkstelligt werden, da es strengstens verboten war, zu photographieren. Der Bau einer neuen Elbbrücke wird bei Tangermünde durchgesührt. Da es bisher auf der Strecke Mischen Magdeburg und Wittenberge keine Straßenbrücke über die Elbe gab, bedeute: diese Verbindung zwischen den Ufern besonders für die Einwohner von Stendal und Tangermünde eine erfreuliche Neuerung. morden sein mutzte, wenn er auch selbst nicht mehr oen Mut und die Kraft besaß, sich zu verteidigen. Vor der Anstalt wartete immer noch das Auto, mit dem der Staatsanwalt eingetroffen war. Als er es bestieg, empfing ihn sein Freund sofort mit der Frage: „Hast du irgend etwas erreichen können?" „Ich werde die Neuaufnahme des Falles Frigg bean tragen." „So hast du irgend etwas Neues in Erfahrung bringen können? Wußte Heinzmartin Frigg etwas zu erklären, was vorher nicht schon bekannt war?" Mit einem Hochziehen der Schultern mußte der Staats .mwalt darauf gestehen: „Nein." Da fragte der Medizinalrat ungeduldig: „Was willst du dann tun?" Und Herbert Ritter entgegnete: „Ich werde Martin Runge rufen." 21. An dem großen Schreibtische im Zimmer des Staats anwaltes saß Martin Runge. Vor ihm lagen die Akten des Falles Frigg, die der Staatsanwalt ihm zum Studium der verschiedenen Einzel heiten der Anklage gegeben hatte. Nichts anderes war zu hören, als ab und zu das Knistern und Rauschen der Seiten, die umgeblättert wurden, dazu der Widerhall der Schritte des Staatsanwaltes, der uner müdlich auf und nicderging. Als Martin Runge die Akten zurückschob und auf diese Weise zu erkennen gab, daß er das vorliegende Material ein gehend geprüft hatte, blieb Herbert Ritter dicht vor ihm stehen und fragte mit leiser Erregung in der Stimme: „Haben Sie sich auf Grund der Akten ein entscheidendes Urteil bilden können?" Wachtmeister Runge griff sich mit seiner rechten Hand nach dem Kragen und zerrte daran, als spürte er, daß ihm dieser zu eng geworden sei. In seiner verlegenen, schüch ternen Art erwiderte er: „Das ist nicht gut möglich, denn bei der Untersuchung des Falles Frigg sind so viele Fehler gemacht worden, daß cs sehr schwer sein wird, sie wieder gut zu machen." Bestürzt blickte der Staatsanwalt auf, der sich von die- fem Bescheid selbst getroffen fühlte, da er doch für die Un tersuchung verantwortlich war. Hastig erwiderte er: „Ich begreife das nicht. Welche Fehler sollen nach Ihrer Ansicht vorgekommen sein?" Abermals zerrte Martin Runge an seinem Kragen, machte eine ruckartige Bewegung mit dein Kopf, als wollte er etwas von sich abschütteln, und erwiderte mit gedehnter Stimme: „Ich vermisse einen Bericht darüber, daß unmittelbar nach der Tat das Zimmer durchsucht wurde, und finde keine An gaben darüber, wo der Angeklagte stand, als der Schuß fiel, und in welcher Richtung zu seiner Stellung die Verunglückte zusammengebrochen ist." Einen Augenblick schien der Staatsanwalt über die Be- nierkung des Wachtmeisters nachzudenken und rief dann: ^Was hatte in den Zimmern noch gesucht werden sollen, da doch das Hotelpersonal unmittelbar nach der Tat eingedrun- gen ist und Heinzmartin Frigg mit der noch rauchenden Waffe in der Hand vorgefunden hat? Da er nicht einmal leugnete, daß er geschossen habe und lediqlick erklärte, daß er sie nicht habe töten wollen, so war damals noch nicht die ge ringste Veranlassung gegeben, die Räume noch weiter zu un- ersuchen." Martin Runge nickte vor sich hin und begann an seinen Fingern zu zerren. „Gewiß. Aber aus den Akten konnte ich ersehen, daß es sich in dem Hotel um zwei ineinandergehende Zimmer han delte. In dem einen ist die Tat geschehen. Niemand scheint es für der Mühe wert gehalten zu haben, auch das anliegende Zimmer zu durchsuchen." Da der Staatsanwalt etwas unsicher in das faltige Ge sicht Martin Runges schaute, so erklärte dieser noch: „Wenn schon die Möglichkeit erwogen wird, daß Heinz martin Frigg trotz der gegen ihn sprechenden Umstände schuldlos sein könnte, so hätte immerhin geprüft werden müssen, ob in den Zimmern außer jenen zweien nicht eine dritte Person anwesend war." Staatsanwalt Ritter ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte grübelnd vor sich hin. Dann fuhr er empor: „Aller dings, das hätte geschehen müssen. Hier ist sicherlich eine Un terlassung begangen worden." Martin Runge erklärte darauf: „Es ist immer das Gleiche. Die meisten Fehler geschehen, wenn eine Spur sich allzusehr aufdrängt. Als das Personal und die Zeugen in das Zim mer stürmten, sahen sie die Tote und den Mann mit der abgeschossenen Waffe, hielten es nicht mehr für notwendig, nach mehr zu suchen. Es schien ja alles so selbstverständlich zu sein." Kleinlaut mußte Herbert Ritter gestehen: „Allerdings. Ich muß selbst bekennen, daß ich nach diesen Feststellungen gar nicht an die Möglichkeit dachte, daß in dem Zimmer noch etwas zu finden sein könnte, da der Täter scheinbar doch bei der Tat selbst überrascht wurde." Martin Runge ließ wieder seine Finger knacken und fragte darauf: „Ich vermisse ferner einen Aufschluß darüber, ob eigent lich ein Schuß oder zwei Schüsse gehört wurden. Ich fand lediglich einmal die Bemerkung von einem Widerhall des Schusses, so daß immerhin die Möglichkeit bestehen könnte, daß zwei Schüsse fast gleichzeitig gefallen sind. Die Frage selbst ist aber nicht erörtert worden." Auf diesen Einwand steigerte sich die Bestürzung des Staatsanwaltes, der nunmehr entgegnete: „Von einem zweiten Schuß war bestimmt nie die Rede. Eine solche Möglichkeit ist auch nie in Betracht gezogen wor den, obwohl ich mich daran erinnere, daß der Angeklagte den Ausdruck von einem Widerhall gebraucht hat." Da erhob sich der Wachtmeister vom Schreibtisch und trat in seiner unbeholfenen Art auf den Staatsanwalt zu, wobei er erklärte: „Es ist ziemlich viel vergessen worden. Aber die Sache fängt an, mich zu interessieren. Vielleicht ist es doch noch möglich, den Weg einzuschlagen, der von Anbeginn hätte genommen werden sollen." Eifrig fragte der Staatsanwalt darauf: „So würden Sie bereit sein, den Fall von neuem zu übernehmen und zu Ende zu führen? Es handelt sich dabei um das Schicksal eines Menschen, der vielleicht auf Grund von Irrtümern schuldlos verurteilt wurde." Der Kopf mit dem zerknitterten Gesicht und den kleinen Mausaugen nickte: „Ich werde es versuchen, aber ich weiß nicht, ob noch etwas zu finden sein wird!" cluo daran, vernetz Rairtin Runge oas Zimmer des Staatsanwalts, ohne im geringsten zu verraten, was er zu nächst beginnen wollte. 22. Die Augen des Hausdieners im Hotel Esplanade glitten immer wieder Uber die Erscheinung des Mannes hin, dessen Kleider die hagere Gestalt umschlotterten, wie die Gewand- setzen eine Vogelscheuche. Sollte cs wirklich denkbar sein, daß dieses unscheinbare Männchen mit einem so faltigen Gesicht, als wäre es ein Vratapfel, ein bedeutender Detektiv sein sollte? Der Hausdiener hatte die Leistungen der verschiedensten Detektive in einer Nicsenanzahl von Filmen in seinem Stammkino bereits bewundert; in den großen Filmdramen war der angestannte Detektiv immer eine männlich schöne Gestalt von elegantem Auftreten, der in besonderer Vor nehmheit seine Zigarette anzuziindcn verstand, oder mit sei ner Ehagpfeife im Munde in einem Klubsessel an irgend einem Kaminfeuer saß und von dort aus seine Weisheits sprüche verkündete. Niemals hatte er auf der flimmernden Leinwand einen Detektiv gesehen von so zwergenhafter Erscheinung wie die sen Martin Runge. Man konnte daher dem Hausdiener nicht verdenken, daß er zu dem kleinen Wachtmeister, der sich zumeist verlegen die Hände rieb, nicht das geringste Vertrauen hatte. Das ronme also nur eine Torheit fein, daß man gerade dieses Männchen mit erneuten Nachforschungen betraute, nachdem der Fall Frigg zudem bereits vergessen war. Die Aeuglein Martin Runges glitten durch das Zimmer, in das der Hausdiener ihn geführt hatte. Mit halblauter Stimme, als müßte er um Verzeihung bitten, fragte er: „Dies ist also der Raum, in dem die Ermordete aufge funden wurde?" Sehr von oben herab klang die Antwort des Haus dieners: „Gewiß. Hier lag die Tote und dort saß der Mörder auf einem Stuhl und starrte auf die Leiche, während ich als erster mit anderen in das Zimmer eindrang." „Können Sie mir genau die Lage angcben, wo und wie die Tote hier am Boden lag?" Der Hausdiener trat in die Mitte des Raumes und be zeichnete durch Handbewegungcn genau die Stellung, in der die Tote damals vorgefunden worden war. Aufmerksam folgte Martin Runge den Erklärungen und fragte dann noch: „Die Tote war also vvrnübergestllrzt und lag mit de« Gesicht den, Boden zu?" Der Hausdiener nickte eifrig und erklärte: „So ist es." „Der Angeklagte saß also nicht unmittelbar der Toten gegenüber, sondern etwas rechts seitwärts von der Leiche?" Abermals nickte der Hausdiener, ohne begreifen zu kön nen, daß dies alles jetzt noch von Wichtigkeit sein könnte. Ihm erschien diese Wißbegierde des kleinen Mannes komisch. Geradezu lächerlich aber dünkte es ihm, als Marti« Runge nun mit kurzen, trippelnden Schritten immer wieder in einem großen Kreis herumging, als könnte jetzt noch etwas von der Tat zu entdecken sein, die doch bereits ei« vaar Monate »urücklaa. (Fortsetzung folgt.)