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Die Borstg Lokomotivenbau-Gefell- schäft wird von den Vorkommnissen in keiner Weise berührt. Auch die Borsigwerl A.-G. ist nur mit kleineren Forderungen beteiligt. Line Ehrenerklärung für Professor Deycke Die Lübecker Sachverständigen gegen Calmette. Im Calmette-Prozeß gab Professor Dr. Hahn im Auftrage sämtlicher Sachverständigen (der Professoren Abel, Bruno Lange, Ludwig Lange, Hahn, Kolle, Much, Uhlcnhut, Schürmann und Poll) folgende Ehren erklärung für Professor Deycke ab: „Angesichts einer neuen Veröffentlichung des Herr» Calmette in der Grünen Post vom 13. Dezember 1931 möchten die unterzeichneten Sachverständigen des Lübecker Prozesses betonen, daß keiner von ihnen die Unterstellung, wonach Herr Professor Deycke absichtlich virulente Tuberkelbazillen in die Impfstoffe hineingebracht habe, und die höchst bedauerlicher Weise auch seht wieder von Calmette verbreitet wird, sich je zu eigen gemacht hat, daß sie vielmehr alle von der persönlichen Ehrenhaftigkeit und Wahrheitsliebe des Herrn Professors Deycke fest über zeugt sind." Rechtsanwalt D r. Kantor erklärte, daß es sich um einen Brief von Prof. Calmette an ihn handele, in dem Calmette sage, er könne sich nicht der Meinung an schließen, daß Dr. Deycke absichtlich virulente Bazillen in den Impfstoff hineingebracht habe. Er, Rechtsanwalt Kantor, habe die Veröffentlichung nicht veranlaßt. Oer Gchweinebestand in Preußen. Nack, der Zwtschenzählung am 1. Dezember. Das Preußische Statistische Landesami hat in Preußen am 1. Dezember IU3I wieder eine Schweinezwischen zählung durchgesührl. Das Ergebnis liegt bereits voll ständig vor. Hiernach hat der Schweinebestand in Preußen gegenüber dem I September 1931 um 6,5 Prozent ab genommen und gegenüber dem 1. Dezember 193l> um 1,5 Prozent zugenommen. Am 1. Dezember 1930 betrug die Zunahme gegenüber dem 1. Dezember 1929 16 Prozent Wechsel in der Leitung des Berliner Zoos. Der langjährige wissenschaftliche Leiter des Berliner Zoologi schen Gartens, Geheimrat Prof. Dr. Ludwig Heck (links) wird mit Rücksicht auf sein hohes Alter von seinem Posten zu rücktreten. Als sein Nachfolger ist sein Sohn Dr. Lutz Heck (rechts) ernannt worden, der bisherige Stellvertretende Direk tor des Berliner Zoos. ! Heuss sus aller Weit j Wieder ein Todesfall tm Hause Wahnfried. In Locarno starb Gras Guido Gravina, der Sohn einer Tochter Cosima Wagners. Die Gräfin Gravina trifft mit dem Tode dieses Sohnes innerhalb kurzer Zeit der dritte schwere Verlust: sie hat vor nicht langer Zeit eine Tochter und dann vor einigen Wochen ihre Schwiegertochter, die Gattin ihres zweiten Sohnes, durch den Tod verloren. Großfeuer in Bad Salzuflen. In Bad Salzuflen entstand aus bisher noch nicht geklärter Ursache im Kaffee- restaurani Astoria eine Feuersbrunst, der die beiden großen Säle mit fast sämtlichen Einrichtungsgegenständen innerhalb weniger Stunden restlos zum Opfer fielen. Der Sachschaden ist sehr groß. Zwei Kindcrleichen im Wäschepaket. Im Anschluß an Gerüchte nahm die Polizei in Swinemünde auf einem Hotelgrundstück Haussuchungen vor. Dabei wurde in einer Rumpelkammer ein Pappkarton gesunden, der zwei in Wäsche eingewickelte Kindesleichen enthielt. Die Leichen waren im mumifizierten Zustande. Im Zusammenhang mit dem grausigen Funde nahm die Polizei eine 27jährigc Frau Bott fest, die ein Geständnis ablegte und erklärte, daß sie die beiden Kinder in den Jahren 1928 und 1929, in welcher Zeit sie in dem Hotel beschäftigt war, heimlich zur Welt gebracht und sofort getötet habe. Folgenschwerer Brand, weil die Motorspritze ein gefroren war. In Heiligenbeil in Ostpreußen brach im Scheunenviertel ein Feuer aus, bei dem zahlreiche Gebäude in Flammen aufgingcn. Da die Motorspritze eingefroren war, konnte man zunächst kein Wasser geben. So wurden innerhalb kurzer Zeit zwölf Gebäude ein Raub der Flammen. Sechs Tote bei einem Einsturzunglück. Wie aus Tunis gemeldet wird, ist in der Umgebung von Madiuna ein von Eingeborenen bewohntes Haus zusammengestürzt, wobei eine Frau und ihre fünf Kinder ums Leben kamen. Das Einsturzunglück ist auf die Überschwemmungen der letzten Zeit zurückzufübren. Zusammenstoß zweier amerikanischer Armceflng- zeuge. Wie aus Mount Clemens im Staate Michigan gemeldet wird, stießen beim Geschwaderfluge zwei amerika nische Militärflugzeuge zusammen und stürzten ab. Zwei Leutnants und ein Unteroffizier wurden hierbei getötet. Ein Wasserbüffel wirft einen Eisenbahnzug um. Bei Titwala, etwa 60 Kilometer von Bombay entfernt, stieß ein Personenzug mit einem Wasserbüffel zusammen, worauf der Personenzug entgleiste. Die Lokomotive und sämtliche Wagen stürzten um. Ein Eisenbahnangestellter fand den Tod, zwei Passagiere wurden verletzt. Ein silbernes Trommelfell. Die Heilwirkung des Silbers ist den Medizinern seil langem bekannt, insbesondere seine Eigenschaft, gewisse Krankheitskeime abzutöten. Z. B. verwendet man ganz dünne Silberblättchen, die von der modernen Technik heute in einer Stärke von nur einem Hundertstel Millimeter hergestellt werden, zur Heilung gewisser Wunden, die, wie Brandwunden, ständig eitern, nach Anbringung der Silberfolien aber als bald trocken werden. Diese Silberfolien hat man neuerdings auch mit bestem Erfolge zur Heilung von Mittelohr entzündungen angewandt. Ein derartiges hauchdünnes Silber blättchen wird als eine Art Trommelfell in's Ohr eingeführt, worauf gemäß den Beobachtungen Professor vr. Alexanders von der Ohrenabteilung der Wiener Allgemeinen Poliklinik, dem wir dieses neue Verfahren verdanken, die chronische Mittelohreiterung rasch eintrocknet. Dies silberne künstliche Trommelfell kann, ohne daß der Kranke dadurch Schaden erleidet, wochenlang an seinem Platz im Innern des Ohres bleiben. Sollte das Hörvermögen einmal zu wünschen übrig lassen, so genügt das Eintröpfeln von ein wenig Menthalöl, um die gewünschte Besserung herbeizuführen. Worauf die eigenartige, geheimnisvolle Heilwirkung des Silbers beruht, hat sich trotz vielfacher Bemühungen noch nicht feststellen lassen. Als sicher darf indessen angenommen werden, daß seine Verwendungsfähigkeit noch keineswegs erschöpft ist. Die photoelektrische Zelle im Wasserwerk. Neuerdings wendet man in amerikanischen Trinkwasser rernigungsanlagen optische Hilfsmittel nicht nur zur Prü fung des Wassers, sondern auch zur Regelung des Betriebes an. In Denver dient beispielsweise eine photoelektrische Zelle dazu, trübe werdendes Rohwasser zwecks Klärung automatisch in Absatzbecken zu leiten. Läßt die Verunreinigung nach, wie es etwa nach dem Aufhören von Regengüssen eintritt, so werden die Absatzbecken selbsttätig ausgeschaltet, und das Wasser strömt wieder über die Filter. Im kanadischen Montreal zeigt die photoelektrische Zelle an, daß die zu Des infektion des Trinkwassers erforderliche Chlorierung im richtigem Ausmaße eingetrcten ist. Auch in deutschen An lagen wird man sicherlich bald dazu übergehen, Photoelektrische Zellen — die man nachgerade als Mädchen für alles zu be zeichnen Pflegt — zur Regelung des Betriebes zu verwenden. Die Söhne des Duce als Flugschüler. Die beiden ältesten Söhne Mussolinis wollen sich dem Flug sport widmen. Sie nehmen schon jetzt an jeder flugsportlichen Veranstaltung teil — auf unserem Bilde sieht man sie (links), während eines Flugfestes in Rom mit den beiden italienischen Rekvrdfliegern Nuvolari und Suster. kuk 13725 Iwesaen-a. 8ckekkel8tr. 21 IN NfM? «UMM ilNIM VLMM gis MÜNKS WKSNKK-üSNKM« Lia l-ivbe»rom»Q aus fr!6er!2iLlll8oker 2e!t vor» k » uI H L 1 Q. 19)1 LomLQcUeOst Oigo, Lerüv 30. 20. Fortsetzung. Der Comte blickte sie heiß an. Teufel, war das Mädel schön! Seine Abenteurernatur war vom ersten Augenblick an hingerissen gewesen beim Anblick Ilsabes. Das war jener Typ blonder, deutscher Schönhell, der ihn von je immer besonders stark gereizt hatte. Man sagte, diese Mädchen wären schwer zu erobern, schwerer als die heißblütige Romanin oder die leidenschaftlich-sinnliche Russin. Nun, man würde ja fehenl Sein so leicht entzündbares Herz stand in Hellen Flammen. Der Baron lächelte in sich hinein. Er kannte die schwache Seite seines Freundes und merkte sehr wohl, wis er bereits wieder einmal Feuer gefangen hatte. Die Kutsche rollte gemächlich dahin. Es war Nachmittag geworden, und man würde heute nicht mehr bis nach Leuthen kommen. „Komtesse, wissen Sie, daß Sie die schönsten Augen haben, die ich je in Deutschland gesehen habe»" „Sie machen sehr viel Komplimente, Comte," sagte Ilsabe ^Verzeihen Sie, aber man darf etwas Schönes doch schön nennen." Sie lächelte gezwungen. Die Blicke des Comte begannen ihr unangenehm zu werden. Sie wurde ein leises Gefühl des Unbehagens und der Angst nicht los. Vielleicht wäre es besser gewesen, sie hätte mit dem Postillon an der verunglück ten Postkutsche gewartet und hätte sich dann im nächsten Dorf einquartiert. Der Baron beschwichtigte: „Mein Freund schwärmt für deutsche Frauen. Gewiß nicht die schlechteste Eigenschaft an ihm." ,Vivat Geliebter! der beiden Fenster geöffnet. Die würzige mte herein. Geruch von reifen Feldern war Sie lächelte. Sie hatte eins i ß Luft der Nacht strömte herein. Geruch — -- darin. Der Duft ferner Blumen, die auf den Ilsabe schüttelte die Beklemmung ab. Sie sah Gespenster. Die beiden waren doch Kavaliere. Der Comte liebte eben die galanten Phrasen, wie sie in Frankreich wohl üblich waren. Der Abend kroch über den Himmel. Die Pferde gingen im Schritt. „Im nächsten Dorf halten wir!" rief der Comte dem Kut scher zu. Ja, es blieb nichts anderes übrig, die Pferde muhten ge schont werden. Die letzte Nacht im Wirtshaus, dachte Ilsabe. Gott sei be dankt. Morgen vormittag bin ich an Ort und Stelle. Sie blieb noch eine Weile mit den Herren auf, dann begab sie sich auf ihr Zimmer. Die heißen Augen des Comte cke Renard konnte sie nicht mehr ertragen. Der lächelte hinter ihr her und flüsterte dem Baron leiden schaftlich zu: „Diesen Mund küsse ich noch heute nacht." Elftes Kapitel Es war eine Laune des Schicksals — dieser Radbruch der Postkutsche, diese Begegnung Ilsabes mit den beiden fran zösischen Herren. Das Schicksal liebt solche Spiele, die unschein bar aussehen und doch oft voll tieferer Bedeutung sind. Der Comte de Renard hielt diese zufällige Begegnung für ein hübsches, pikantes Abenteuer. Ilsabe für eine freundliche Hilfe des Zufalls. Und nur das Schicksal selbst wußte, daß es etwas anderes war! — Ilsabe saß noch lange auf. Sie hatte sich, weil ihr plötzlich kalt wurde, die Retsedecke umgelegt, und so saß sie — beque mer als sonst — in der Ecke des Kanapees. Ein dunkles Angstgefühl war noch immer in ihr. Sie wollte sich auslachen. Wovor hatte sie denn Angst? Die Tür hatte sie verschlossen. Das Gasthaus war sauberer als die anderen, die sie auf ihrer Reise kennengelernt hatte. Freilich, da war noch eine zweite Tür, die in das Zimmer nebenan führte. Nur verschließbar vom Nebenzimmer aus. Sie hatte auf die Klinke gedrückt; die Tür war verschlossen gewesen. Was wollte sie also? Hier war sie doch ganz sicher. Was sollte ,hr denn geschehen? " " , Hand gegen den Busen. Fühlte den mutig ¬ frohen Brief des Geliebten knistern, den sie noch immer wie einen Talismann aus dem Herzen trug. Mählich kam eine sanfte Müdigkeit über sie. Sie kuschelte sich in die Sofaecke und schloß die Augen. So war es gut. Sie lächelte noch, als schon der Schlaf sich mild-> und gütig über sie geworfen hatte. Ruhig und stark ginger ihre Atemzüge. — Plötzlich schlug sie die Augen auf. Starrte in die Dunkelheit hinein. Ihr war, als hätte eine unheimliche, unsichtbare Faust sie aus dem Schlaf gerissen. Das war weit nach Mitternacht. Der Comte de Renard stand vor ihr. Er taumelte etwas, er hatte unten im Gastzimmer dem Wein reichlich zugespro chen. Sein Zimmer lag nebenan; der Schlüssel hatte in der Tür gesteckt. „Komtessa — haha —, wissen Sie, daß ich verliebt in Sie bin?" Ilsabe muhte sich zusammenreißen, um zu begreifen, daß dies kein Traum war. Sie sprang auf die Füße. „Hinaus!" Mit einem Male ganz wach. „Oh — lala — blondes Täubchen. Wer wird gleich so zornig sein, wenn es — um Liebe geht!" Er streckte die Arme nach ihr aus. Sie wich angstvoll zurück. „Comte, Sie sind von Sinnen!" „Aber ja — nach dir — blonder Engel! Ist das so ver wunderlich? Ich hab geschworen, heute noch deinen Mund zu küssen/' Er drang auf sie ein. Sein hübsches, blasiertes Gesicht war verzerrt von Leidenschaft. Was denn, er hatte schon so viele Frauen im Arm geyabt — alle, die er begehrte, keine hatte sich ihm verweigert, wenn sie zuerst auch sehr kratzbürstig taten. Er kannte doch die Frauen! Wenn der erste Kuß sie durchglühte, wurden sie alle schwach! Und die Sünde war ein so süßes Gift! Diese blonde Schöne würde nicht anders sein. Seine Hände griffen nach ihr. „Ich — dürste nach dir — Taube, blonde Taube —" „Hinaus!" ' (Fortsetzung solg^