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oruck. Wie die Untersuchung ergab, war Sauerwein auch an mehreren Überfällen auf Heimwehrleule beteiligt. Er aal zugegeben, bei diesen Zusammenstößen einige Gegner ourch Messerstiche schwer verletzt zu haben. Außerdem wurden ihm in Innsbruck und Umgebung über vierzig ^inbruchsdiebstähle nachgcwiesen. In Wien hat er vier Raubüberfälle verübt. Schweres Grubenunglück in Rumänien. Durch Schlagende Wetter wurden auf der Grube „Lonia" bei Petrosani in Rumänien sechs Arbeiter getötet und vier zehn schwer verletzt. Die Arbeiter wurden unter einer ein- stürzenden Galerie begraben. Die Rettungsarbeiten ge stalteten sich sehr schwierig, da fortgesetzt Gas ausströmte. Mehrere Arbeiter erlitten Gasvergiftungen. Bunte Tageschronik Berlin. In der Strafsache gegen Katzenellenbogen und Genossen ist die Voruntersuchung abgeschlossen worden Bremen. Der Aufsichisrat des Norddeutschen Lloyds teilt mit, daß Generaldirektor Ernst Gläßel den Vorsitz im Vorstand dieser Gesellschaft übernommen hat und Direktor Adolf Stadt- länder zum stellvertretenden Vorsitzenden berufen ist. 3« den Höndes der RausWst- WWler. Ein britischer Konsul verschwindet. — Kampf im Dunkel. — Verbrechen werden um einer Prise Kokain wegen begangen. Von Georges Mo uysard-Paris. Im Frühjahr 1931 versetzte das Verschwinden eines Eng länders die Marseiller Polizei in Helle Aufregung. Denn es handelte sich hier nicht um irgend einen beliebigen Ausländer, sondern um den britischen Vizekonsul. Dieser Reginald Lee hatte sein Amtszimmer um fünfeinhalb Uhr verlassen und war in der Richtung nach dem Hafen verschwunden. Dann hörte jede Spur auf. Die ver schiedenartigsten Gerüchte wurden nun in Umlauf gesetzt. Der einen Verlautbarung zufolge sollte Lee einem Raubüberfall erlegen sein. Ein anderes Gerücht wollte wissen, er sei ver schleppt worden. Das dritte behauptete, Lee sei freiwillig ver schwunden. Kürzlich nun kam die Aufklärung ganz unerwartet aus Japan. Jibu Kitade, das Haupt der japanischen Kokarn- schmugglervereinigung, war verhaftet worden und legte ein volles Geständnis ab. Mit Hilfe seiner Aussagen ließ sich die ganze Entwicklung des Falles zurückverfolgen: Reginald Lee war außerdienstlich ein eifriger Bekämpfer des Rauschgifthandels und besaß gute Kenntnisse der Machen schaften der Schmugglersyndikate. So erhielt er eines Tages durch einen seiner Korrespondenten in Genf die Mitteilung aus Deutschland, ein nach Japan bestimmter Dampfer werde demnächst Marseille anlaufen. Die Ladung bestände allem An schein nach aus völlig harmlosen Waren, doch unter den Kisten und Ballen befände sich eine ungewöhnlich große Menge Kokain. Der Genfer Korrespondent hatte zur Uebermittlung dieses bedeutsamen Winkes einen Geheimkode benutzt. Nur der Name des Schiffes war nicht chiffriert, eine Unvorsichtigkeit, die sich bitter rächen sollte. Unter den Angestellten auf dem britischen Konsulat befand sich nämlich der Spion eines internationalen Schmugglerringes. Dem gelang es, von dem Vorhandensein des Genfer Telegrammes zu erfahren. Er konnte sich für einen Augenblick in den Besitz des Blattes setzen und las den Schiffs- namen. Er benachrichtigte sofort die örtlichen Führer der Der- brecherorganisation, und diese beschlossen, den ihnen schon längst lästigen Vizekonsul aus dem Wege zu schaffen oder wenigstens für geraume Zeit unschädlich zu machen. Lee hatte inzwischen ebenfalls seinen Plan gefaßt. Er wollte sich davon überzeugen, ob der Dampfer im Hafen ein- gelaufen war, und dann die Polizei benachrichtigen. An einem Frühlingstag verließ er um halb sechs Uhr sein Büro, um den Hafen aufzusuchen. Er schritt durch die engen Gassen der Alt stadt, von Spionageaugen verfolgt. Eine Kraftdroschke fuhr an ihm vorüber. Hielt. Ein junges Mädchen stieg aus, wandte sich an den Bizekonsnl, schien ihn einzuladen, in ein Hans cinzn'.reten. Der Engländer schob die Zudringliche zur Seite. Er hatte wohl kein Interesse an galanten Abenteuern. Doch das Mädchen ließ sich nicht ad schütteln. Es lief hinter ihm her, legte eine gepflegte Hand ach den Arm des Konsuls: „Bitte, Sie mißverstehen mich. Seher Sie sich doch nur dieses Schächtelchen an!" Es hielt eine kleme mit Edelsteinen geschmückte Dose vor Lees Gesicht. Unwillkür lich beuate sich der Engländer darüber. Da'drückte das Mädchen auf einen Knopf. Der Decke! sprang auf. Ein betäubendes Gas strömte aus. Der Engländer schwankte, faßte nach den Augen, fak nichts mehr, fiel in die Arme zweier Männer, die in einer» Hausflur gestanden halten. Sie schienen dem Bewußtloser helfen zu wollen, trugen ihn in ein Haus. Auf der Straß! kümmerte sich kein Mensch um den belanglosen Vorfall. In einem Raum des scheinbar so gastfreundlichen Hauset untersuchtest die Vertreter des Schmugglersyndikats den Vize konsul. Sie fanden bei ihm das Genfer Telegramm und du von dem Engländer selbst niedergeschriebene Uebertragung. Sie sahen daraus, daß Reginald Lee zuviel von ihnen wußte, unk damit war das Schicksal des Engländers besiegelt. Er durfte nicht am Leben bleiben. Der Tote mußte verschwinden. So konnte das Schiff mit dem Rauschgift den Hafen un behelligt verlassen. Marseille wunderte sich damals -gerade über das rätselhafte Verschwinden des Vizekonsuls. Die Schmuggle: verstanden es, das Gerücht zu verbreiten, Lee habe sich aut Verzweiflung über geschäftliche Verluste das Leben genommen. Lees Korrespondent in Genf schöpfte aber Verdacht, benach richtigte die Leiter der Gegenorganisation, und diese haten dir Polizei in Jokohama telegraphisch um genaue Durchsuchung des demnächst dort einlaufenden Schiffes. Jibu Kitade, das erwähnte Haupt der japanische» Schmugglervereinigung, glaubte, es sei ein Erfolg seine: mannigfachen Bestechungsversuche, wenn sich die Polizei an scheinend überhaupt nicht um die Schiffsladung kümmerte. So wurden die Schmuggler etwas nachlässig, um plötzlich bei einer großen Razzia festgenommen zu werden. Auch die gesamt! Kokainladung beschlagnahmte die Polizei. Lange Zeit versuchte Jibu Kitade, den Fragen der Polizei mit stoischem Schweigen zu begegnen. Doch dann gestand e: alles, was er von der Tätigkeit seiner Organisation wußte, zuletzt auch den Mord an Reginald Lee. Er persönlich ivar a» dem Verbrechen nicht beteiligt. Trotzdem wird ihn das Geständnis das Leben kosten. Den» es ist das Gesetz der Rauschgiftschmuggler, daß sie Leute, die Kaudern, beiseite schaffen. Sie machen das unauffällig, indem > den Opfern, die ja sämtlich selbst dem Rauschgift verfalle» ind, reines unvermischtes Kokain in die Hände spielen, das ich von der nicht tödlichen, mit Zucker oder Milchpulver ver mengten Droge äußerlich nicht unterscheidet. Die Polizei hat Veranlassung, anzunehmen, daß verschiedene Todesfülle, in denen der Amtsarzt Selbstmord durch überstarken Genuß von Kokain feststellte, in Wirklichkeit Hinrichtungen durch die Rauschgiftschmuaaler waren. Vermischtes Abbau des Münchener Bterherzens. Heute noch taucht oft die Redensart vom „Münchener Bierherz" auf, obwohl dieses „Münchener Bierherz" gar nicht mehr existiert: man kann es sich weder im Hofbräu noch im Löwenbräu oder wie die Münchener Bräue sonst heißen mögen für einen vernünftigen Preis anschaffen, und so scheinen denn die Münchener ganz auf ihr Bierherz ver zichtet zu haben. In der Münchener medizinischen Wochenschrift erhebt ein Arzt mit großer Energie Ein spruch dagegen, daß man noch immer den Münchenern ihr Bierherz vorwerfe, obwohl der Zustand der Mün chener Herzen jetzt mindestens ebenso gut sei wie der aller anderen Herzen in Deutschland. Die Münchener Herzen sind sicher auch heute noch so „bierehrlich" wie in der guten alten Zeit, aber erweitert und vergrößert sind sie schon längst nicht mehr — dazu fehlt ihren Besitzern das nötige Kleingeld. Es gibt einfach in München keinen über mäßigen Biergenuß mehr: die berühmte Wirt- schaftslage und die verringerte Kaufkraft auch der Mün chener nötigen zur Mäßigkeit im Biergenuß. Per Kops der Bevölkerung werden heute in München nicht weniger als fast Uw Liter Bier im Jahre weniger getrunken als vor dem Kriege. Per Kopf der Bevölkerung, das heißt: die Münchener Säuglinge, die früher selbst im Schnuller Bier gehabt haben sollen, mitgerechnet. Und jetzt kommt noch etwas, das geradezu erschütternd wirkt: in der großen Bierstadt München ist der Milchverbrauch größer als in irgendeiner anderen deutschen Stadt. Da nun aber ein eifriger Milchtrinker kein Bierherz bekommt, wird man endlich die alte Legende von dem Münchener Bierherzen aufgeben müssen, und es wird kommen der Tag, an dem sie milchtrinkenden Münchener auch ein sanftes „goldenes Herz" haben werden wie die Wiener! August Bier erfindet den Stahlhelm. Den deutsche» Stahlhelm, der jetzt zu einem Symbol geworden ist, er fanden in dem großen Kriege drei Männer: der Kapitän- leutnant Schwarzenauer, der Hauptmann Schwerd und der Marineingenieur Moller. Das ist, wie behauptet wird, historisch. Nunmehr erklärt aber einer von diesen dreien, der Kapitänleutnani a. D. Schwarzenauer, daß der eigentliche Erfinder des berühmten Helms der — Geheim rat August Bier, der vor kurzem den 70. Geburtstag feiern konnte, sei. Bier, der sich dem Heere als beratender Chirurg zur Verfügung gestellt hatte, machte an der Westfront die Beobachtung, daß die überwiegende Zahl der Kopfverletzungen, die in Lazarettbehandlung kamen, durch kleine Granatsplitter und durch Schrappnellkugeln verursacht worden war. Er beantragte daher im Sommer l9l5 beim Kriegsministerium die Einführung eines wider standsfähigeren Kopfschutzes — besonders für die Schläfen- und Hinierkopsgegend — mit ausreichendem Abstand der Helmwand vom Schädel, damit der Kopf bei gewaltsamer Einbeulung des Helms keine Verletzung er litte. Das veranlaßte die oben genannten Herren, den Stahlhelm zu konstruieren. „Die Idee," sagt Schwarzen auer, „war von Bier, und Hunderttausende verdankten seiner Erfindung Leben und Gesundheit." NWeWe Mim m Wilsdruff Md IlMgend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Installateur Zotter, Ferd. (Inh. Ludwig Hellwig), Markt 10. o--*> 542. Ladestation für Akkumulatoren und Batterien Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. s-» 6. Malergewerbc Schindler, Edwin, Hohestraßc 134 O s-s- 71. Milch- und Butterhandlung Barthel, Alfred, Braunsdorf (tägl. Lieferung ins Haus). Molkerei-Erzeugnisse jeglicher Art (tägliche Lieferung frei Haus). Dampfmolkerei Hans Bräuer, Friedhofstraße 165 8. Schleifanstalt, Drechslerei und Schirm- Reparaturwerkstatt Aberle, Kurt, Meißner Straße 266. Schlossermeistcr Bräuer, Karl, Töpfergasie 246. Nickel, Arthur (W. Trepte Nachfolger), Rosenstraßc 73. Schatzschneider, Max (vorm. O. Legler), Zedtlerstr. 189. Stuhlfabrik Schreiber, Arthur, Lvbtauer Straße 298 8. 51. Tischlereien Adolf Schlichen maier, Möbelfabrik, Anfertigung von Fenstern und Türen sowie Bauarbeiten aller Art, Möbellager, Spez.: Schlafzimmer und Küchen. K-»- 38. Nur echte Möbel: Heeger, Georg, Zedtlerstraße 180. »-»- 31. Tonwaren-Spezialgeschäft Hänig, Clemens, Bahnhofftratze 142. 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Als sie die Verachtung in seinen Zügen las, flammte ihr Blick auf, und königlich stand sie plötzlich vor dem Freiherrn. „Tun Sie, was Sie für richtig befinden, mein Herr. Tenn Sie glauben, es Ihrer Ehre schuldig zu sein, einen Zerworfenen der verdienten Verurteilung zu übergeben, tun Sie es. Ich will Sie nicht beeinflussen." Der Baron sah sie fassungslos an. Vergaß sie denn daß sie selbst dabei in die Verhandlung verwickelt würde, daß die schöne, stolze Eugenie ihre Beziehungen zu Unwürdigen bekennen mußte? Cr wandte sich der Tür zu. Da stand wie fest gemauert das Bild des ehrwürdigen, Herrn mit leisem Vorwurf in dem lieben Gesicht vor Um des Vaters, seines Wohltäters willen durfte er "ich, gehen. Es kostete die Ehre seines Kindes. Er sandte »ch noch einmal zu Eugenie. »Lassen Sie uns nicht so auseinander gehen, mein «raulein-, sagte er. Seine Stimme klang anders; es war ^ warmer Ton darin „Ihr lieber Vater, den ich hoch Matzen lernte, wie wenige Menschen, würde mit mir nicht rn » Ich bin nich, mit der Absicht gekommen, Sic anr.,i^ bi" ^kommen. Ihnen meinen Schutz Näbers!»"' b" ""ch ^ie nich: davon befreit sein würden, Müllen d" i? hie Waagschale fallen, machen zu müssen, und dw.es Pemttche möchte :ch Ihnen ersparen." Eugenie zuckte zusammen, als er ihr zu verstehen gab, daß ihr guter Ruf darunter leiden könnte, und sie flammte von neuem empor. „Ich habe so viel Bitteres und Schweres seit meiner Kindheit erlebt, bin so oft angefeindet und verletzt worden, daß ich auch das Allerschwerste ertragen könnte. Ich habe Ihre Nichtachtung verstanden, mein Herr. Schlimmer kann es auch nicht sein, wenn ich von anderer Seite abgeurteilt würde. Mein Selbstgefühl kann dadurch nicht ins Wanken kommen Ich weiß, daß ich kein Unrecht begangen habe, und werde gegen jedermann frei die Augen aufschlagen. Vielteicht ist es ein Vergehen, das geahndet werden muß, als ich es wagte, Ihnen oben im Hotel als Kranken schwester beizustehen. Ich leugne es nicht, ich kam, um ein Unrecht zu sühnen, das Ihnen von einem Erbärmlichen angetan war. Ich hatte geahnt, daß ein Unschuldiger leiden würde, weil ich den Drohbrief zu spät erhalten. Meinen Notschrei haben Tie wohl nicht bekommen oder unbeachtet gelassen! Hätten Sie mir doch nur diesen Wunsch erfüllt, dann wäre das Unglück nicht passiert." Er sah sie starr an. „Von Ihnen kam die Warnung?" fragte er ergriffen. „Sie wußren. was mir drohte?" Bisher hatte sie hastig, wie ein niederstürzendes Ge witter schien es, gesprochen, jetzt war sie erschöpft, und auf die Frage kam nur ein langsames „Ja" aus ihrem Munde. „Also gewußt!" kam es Hari von seinen Lippen. „Dann hatte er wohl auch Ihre Zustimmung — ?" „Sprechen Sie nich: weiter!" rief Eugenie atemlos da zwischen. „Nicht noch ein Wort weiter! Ich weiß, was Sie sagen wollten. Meine Zustimmung hatte er nicht; aber ich fürchtete, saß er irgend etwas Schlimmes plante. Ein Bries, in dem er mich bedrohte, falls ich mich nicht zu einer Verabredung mit ihm bekenne, kam zu spät in meine Hände, und ich konnte nur noch sie Warnung an Sie abschicken. Was ich in den Stunden, überhaupt an dem Tage, seelisch gelitten, kann kein Mensch ermessen Und heute muß ich mir von einem Manne, dem ich mich aufgedrängt habe, ihm zu helfen, sagen lassen, ich hätte mit dem ehrlosesten Men schen, den ich fürchte, wie ich noch nie jemanden gefürchtet habe, in Zusammenhang bei einem Verbrechen gestanden.* Er war erbleicht und trat ihr entgegen; ihre Hand wollte er erfassen, und flehend bat er, als sie dieselbe zurückriß: „Eugenie, vergeben Sie mir! Ich weiß ja selbst nicht mehr, was ich gesagt. Ich hatte den Glauben verloren, und den habe ich jetzt wiedergefunden. Hören Sie mich an, Eugenie!" „Nein, nicht weiter, Herr von Waldungen! Wir haben uns beide nichts mehr zu sagen; ich habe heute den Todes stoß durch Sie erhalten. Ich weiß, wie tief ich unter Ihnen stehe. Was Sie nie einer Dame aus Ihren Kreisen gesagt hätten, auch wenn sie moralisch noch so tief gesunken wäre, das war für mich das Rechte. Sie konnten mir das furcht barste Verbrechen zumuren — der Tochter eines Empor kömmlings war ja alles zuzutrauen. Ich weiß, wie man in Ihrer Familie über mich denkt, und wußte, als ich in diesem Zimmer Ihren Namen hörte, daß ich den Bruder meiner ärgsten Widersacherin, der ich nie ein Leid zu gefügt, gegenüberstand. Die Kränkungen haben mich da mals furchtbar erbittert; aber sie waren im Verhältnis zu dem, was ich heute erlebt, eine Bagatelle, die nicht mehr in Betracht kommt. Jutta von Waldungen habe ich gehaßt; aber Sie —" Sie hielt inne. O Gott, nur nicht weiter! Von dem, was sie empfunden, durfte ja kein Wort über ihre Lippen kommen. Diesen Triumph durfte er nicht auch noch nach der furchtbaren Kränkung erfahren. Es schien, als ob Dietrich nur auf den Moment ge wartet hätte, da er sprechen konnte. Er war in einem solchen Zwiespalt mit sich selbst; der mußte gelöst weroen, wenn er nicht daran zugrunde gehen sollte. Jedes gehässige Wort war auf ihn selbst zurückgeschlagen. Er hatte ver letzen wollen, auch wenn es gegen seine eigene Uever- zeugung war; in seinem Innern tobte eine Eifersucht, die er nicht bannen konnte. IFortsevuna solar.)