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verdächtige, damals 25 Jahre alte Lehmann mutzte vom Torgauer Schwurgericht mangels Beweises freigesprochen werden. Jetzt, nach zehn Jahren, betrieb Lehmann, in dem er sich des Raubmordes bezichtigte, das Wieder- aufnahmeverfahren, um einen Freispruch wegen er wiesener Unschuld zu erlangen. Vor dem Schwurgericht Widerries er die Selbstbezichtigung Sein Allbiversuch mißlang jedoch, und das Gericht verurteilte ihn zum Tode. Arofessorenfirett im Salmette-Prozeß. Lokaltermin im Laboratorium. Im weiteren Verlauf des Calmette-Prozesses fand ein Lokaltermin im Allgemeinen Krankcnhause in Lübeck statt; hierbei wurden sämtliche Räume des Laboratoriums besichtigt. Professor Dr. Devcke erklärte die Technik der Herstellung von Kulturen und die Anlage der Brut schränke. Die Schwester Schütze und er erklärten weiter, daß die Infizierung einer Kultur im Brutschrank unmöglich sei. Pros. Dr. Deycke be- zsichnete es als bemerkenswert, daß Dr. Wittern, einer der Vertreter der Nebenkläger, am 9. Juli das Laboratorium besichtigt und dabei Aufzeichnungen gemacht habe. Als er diese Aufzeichnungen dem Oberarzt Dr. Welckar zur Bestätigung vorgelegt habe, habe Prof. Roth vom Allgemeinen Krankenhaus dem Oberarzt ver boten, diese Aufzeichnungen zu korrigieren und zurück- zugebcn. Bei der Besichtigung kam es dann zu erregten Zusammenstößen zwischen Professor Dr. Much und Professor Dr. Kalle, der fragte, ob nicht das Protokollbuch geführt worden sei. Schließlich wurde eine ganze Reihe von Auf zeichnungen zum Vorschein gebracht, in denen die Schwester vie Kontrolle der BCG.-Kulturen und anderer Stämm- genau vermerkt hatte Das Gericht beschloß, dieses Pro- wkollmaterial stcherzustellcn. Professor Dr Deucke erhob dagegen Einspruch, da sich unter dem Mater al Auf- ^"U'^'beL^ A« 7nd neuere UntL luchungen bes^ mch, veröffentlich- worden ~ arm, bin bcsch oß das Gericht, das Material von zwei Sachr erstandigen sichten und das für d»n Prozeß Belangreiche stcherstellen zu lassen. ' ! turnen, Sport unck Spiel ! 6 Bezirk Freital vom Turngan Mittelelbe-Dresden D. T. .. ^'-^vvemöer: Wettkämpfe, Lehrstunde, Hauptver- lanumung, westluge in Potschappel. 1. Ordnung für die Ge- ratewetttampfe der Iugendturner am 1. November in Freitai- Postchappel wie folgt: 9 Uhr Kämpfrichterbesprechung. 9.15 Uhr Antreten Her Wettkämpfer und Feierstunde durch den Igdw. Hermann. Nach dem Kämpf Siegerverkündung. Auch die Nichtteilnehmer sind eingeladen. 2. Bezirkslehrstunden: A. Turnerinnen: ab 13.30 Uhr Umzug, Freiübungen Bftw. Albert. B. Turner: 14.45—15 Uhr Kürturnen, 15 Uhr Vvlksturnen Bvolkstw. Frenzel, 15.50 Uhr Riegenturnen mit einmaligem Wechsel: a) Hochreck (Felg aufschwung vorlings, rücklings, Riesenfelgausschwung mit An fügungen) — Döhlen, b) Stützreck (Felgaufschwung vor lings und rücklings mit Anfügungen) — 1 877. c) Barren 1,5 Meter (Einschwung, eingrätschen, einspreizen, Kehrschwung am Ende 'des Barrens und Anfügungen) — Potfchappel. d) Barren 1,3 Meter (Aufgänge aus dem Seitstand mit oder ohne Anlauf, Mittelstufe) — Wilsdruff, e) Pferd und zwei Böcke, Wilsdruffer Hebungen — Tharandt. f) Al tersturnen (Uebung und Gerät selbst gewählt, g) Kindertur nen (Uebung und Gerät selbst gewählt), h) Kinderturnen (Stangen), i) Turnerinnen (Stützbarrcn. 14 Uhr Freiübungen — Dezirksoberturnwart, 14.25 Uhr Spiele. 3. Hauptversammlung der Bezirksvorturnerschaft ab 17 Ahr. Tagesordnung: 1. Eingänge, Mitteilungen. 2. Aussprache über den geturnten Stoff. 3. Berichte. 4. Wahlen. 5. Bezirks- ^.hresarbeitsplan. 6. Verschiedenes. 4. Dezirksgesellige ah 19 Uhr. * Die Leichtathletiksnison 1932 wird in Deutschland wegen ser Olympischen Spiele besonders früb beginnen. Die Ver- vmdswaldlaufmeisterschaslcn sollen am 10. April, die Deur- wen WaldlausmeisiM'chaslen am 24. April vor sich gehen. Am 22. Mai werden die Großstasicln ausgeiragen, am 19. Juni folgen die Verbandsmetsterschaslen und schon am 3. Juli dir Deuischen Meisterschaften aus Aschenbahn und Rasen. Die Absalm der Olympiamannschaft nach Los Angeles ersolgi am M Juli, die Rückkehr am 3. Sepiember. Für den 2 Oktober 'st die Deutsche Gebermeisterschaft über 50 Kilometer vor- gesehen. Novembersternschnuppen. Von vr. vr. Carl G. Cornelius.' In jeder klaren Nacht zeigen sich Sternschnuppen am Himmel und zwar, im großen Durchschnitt genommen, in unseren Breiten stündlich sechs. Die Zahlen schwanken im einzelnen mit der Jahreszeit, der Tagesstunde und der Himmelsgegend, auf die sich die Beobachtungen beziehen. Im Herbst, um drei Uhr morgens und am östlichen Firmament findet man die günstigsten Sichtbarkeitsbedingungen. Diese Angaben beziehen sich aber nur auf die sogenannten spora dischen Sternschnuppen, daneben gibt es periodisch wieder kehrende, die aus einer bestimmten Region des Himmels gewölbes auszustrahlen scheinen. Meist zeichnen sie sich durch besondere Reichhaltigkeit aus, so daß man bei ihnen vov Sternschnuppenschwärmen spricht. Dem Laien am bekann testen sind die Schwärme von 10. August nnd 12. November. Leider wird der Anblick der letzteren bei uns durch eine Be wölkung des Herbsthimmels leicht verhindert, doch wenn er sich ermöglicht, ist er stets lohnend. So beobachtete Hum boldt am 12. November 1799 in Venezuela vier Stunden lang Tausende von Sternschnuppen. Kein Stück am Himmel von dreifacher Vollmondgröße gab es, das nicht jeden Augenblick von Sternschnuppen gewimmelt hätte. Vom 12. November 1833 wird von der Ostküste Amerikas be richtet, daß wie Raketen im Aussehen, wie Schneeflocken in der Dichte Sternschnuppen niedergegangen seien. In Boston zeigten sich mehr als eine viertel Million. 1866 am gleichen Datum trat die Erscheinung wieder besonders Prächtig auf. Als „feuriger Regen" wird sie geschildert. Die Unterschiede von 33 Jahren zwischen dem Auftreten der stärksten Fälle, die, als man nachforschte, sich im gleichen Zwischenraum bis 902 n. Chr. zurückverfolgen ließen, brachte den Astronomen die Lösung des Rätsels der Sternschnuppenschwärme. Von den einzelnen Schnuppen, die gelegentlich als Meteore auf die Erdoberfläche gelangen, weiß man, daß es Fels- oder Eisenstücke sind, die, im Gewicht zwischen einigen Kilogramm und einigen Tonnen schwankend, aus dem Weltenraum mit großer Geschwindigkeit in den Luftmantel der Erde einschießen, durch den Plötzlichen Widerstand und die Bremswirkung ins Glühen geraten und solange in einer leuchtenden Bahn dahinziehen, bis sie die Erdatmosphäre wieder verlassen haben oder in ihr verdampft sind. Den iu Schwärmen auftretenden Sternschnuppen müssen also dich tere Massen im Weltenraum befindlicher Meteore zugrunde liegen, die an den gewissen Tagen in die Nähe der Erde gelangen. Die regelmäßige alljährliche Wiederkehr der Novembererschcinung und ihre gesteigerte Intensität in drei unddreißigjähriger Periode kann man sich klar machen, wenn man eine langgestreckte Ellipse auf ein Blatt Papier zeichnet und Saud längs der Linie ausstreut, an einer Stelle be sonders dicht. Ein Kreis, der die Ellipse berührt, stelle die Erdbahn dar. Sowohl die Erdmasse als auch die Stern schnuppenmassen sind in Bewegung auf ihren Bahnen, ein mal im Jahre müssen sie in unmittelbare Nachbarschaft ge raten, dann zwingt die Erde die kleinen kosmischen Körper zu sich. Selten nur ist gerade die dichteste Stelle des Stern- Schnuppenschwarms zugleich mit der Erde an der Be rührungsstelle der Bahnen: Nur dann bietet sich der Anblick solcher Himmelsfeuerwerke, wie wir sie beschrieben fanden. Die Massen im Weltenraum, welche die Schwärme von Sternschnuppen verursachen, sind, dies weiß man seit 1866, wo der große Novemberfall eingehende Untersuchungen anregte, die Zerfallsprodukte ehemaliger Kometen. Der Schweifstern, desfen Reste die Sternschnuppen des 12. November verur sachen, hat im Jahre 126 n. Chr. durch Einwirkung des Planeten Uranus seine endgültige Bahn angenommen und sich dann unter der Kraftwirkung der Sonne in seine mete orischen Bestandteile aufgelöst. Unter den Augen der Astro nomen vollzog sich das 1846 mit dem Kometen Biela, der 1852 als Doppelkomet wiederkam und 1872 einen prächtigen Sternschnuppenschwarm hervorrief. Diese sogenannten Bie- liden treten ebenfalls im November — um den 27. herum — auf, doch nicht mehr so zahlreich wie im verflossenen Jahr hundert, nachdem sie durch die großen Planeten eine Aen- derung ihrer Bahn erfahren haben. Sie sind aus der Gegend des Sternbildes der Andromeda zu erwarten, während die Sternschnuppen des 12. November ihren scheinbaren Aus strahlungspunkt im Löwen haben, weshalb sie auch Leoniden genannt werden. Dieses Sternbild kommt erst um Mitter nacht über den Horizont, sein Hauptstück gleicht einer Sichel, und aus ihrem Halbkreis werden die Sternschnuppen sich verbreiten. 1932 ist wieder ein besonders starker Fall zu er warten, doch wird dieser an die des letzten Jahrhunderts nicht heranreichen, und zwar aus denselben Gründen, die für das Nachlassen der Bieliden maßgebend sind; aber immer bieten auch in den dem Maximum vorangehenden Jahren die Leo niden ein schönes Schauspiel. Vor anderen Sternschnuppen zeichnen sie sich dadurch aus, daß sie die größte mittlere Geschwindigkeit haben, näm lich 77 Kilometer in der Sekunde, daß sie ferner schon hoch in der Atmosphäre (etwa 130 Kilometer) zum Aufleuchten ge langen, und auch hoch (etwa 90 Kilometer) wieder erlösten. Lne Lange tyrer Bahn ist verhältnismäßig kurz (etwa 85 bis 90 Kilometer), was eben sich als Folge ihrer bedeu tenden Geschwindigkeit herausstellt: Je größer die Wucht ist, mit der sie aus dem Nichts in die obersten Luftschichten ge langen, desto mehr erhitzen sie sich, und desto eher ver brennen sie. Jas VttbrrchttMnl- Von Horst Hartenstein. Im Erkennungsdienst. Wir gehen an der daktyloskopi schen Registratur vorüber, wo fleißige Augen die Bogen-, Schlingen- und Wirbelmuster der Fingerabdrucke erspähen und zur Henryschen Formel ballen. Ein ganzes Zimmer stellt das schauerliche „Verbrecheralbum" dar, denn das Album ist keine Verbrecherfibel, die man in die Hand nimmt und gemütlich durchblättert, sondern rings an den Wänden erhebt sich ein Chimborasso von Karteikästchen. Nicht chaotisch, sondern auf jedem Kästchen ist gewissenhaft Größe nnd Alter des Täters sowie die Verbrechensart etikettiert. Räuber, Mörder und Mörderinnen, Erpresser, Brandstifter, Heiratsbetrüger, Fahr raddiebe, Sittlichkeitsverbrecher, Betrüger, alle geben sich in diesem Panoptikum ein stummes Stelldichein. Ein Lustwan deln im wilden Kaleidoskop menschlicher Laster. Eine Rund schau auf Menschen, die außerhalb der bürgerlichen Rechts ordnung stehen und nur ihre eigenen Triebe als Gesetz an erkennen. Ich nehme einige Kästchen dieser Koryphäen her aus. Was ihre Aufschrift wetterleuchtete, finde ich in den gänsehauterregenden Bildern wieder. Etwas für Leute, die das Gruseln lernen wollen, das große Gruseln vor dem Dämon Mensch. Ein sensationeller Lesestoff ohne Worte. Häßliche Romane ohne Romanfiguren. Momentaufnahmen wilder Bestien. Exkursionen in muffige Raubtierkäfige. Ein Fanal vorgeschichtlichlicher Zeit, eine Rekonstruktion antidiluviani- scher Fossilien! Man sollte meinen, Lombroso feierte beim An blick der anthropologischen Merkmale posthume Orgien. Ge wiß, eine ganze Parade hervorspringender Oberkiefer, fliehen der Stirnen, Henkelohren, übermäßiger Entwicklung des Joch- beinfortsatzcs, außerordentlicher Größe der Augenhöhlen, des Okzipitalwulstes. Aber auch ganz regelmäßig gebaute Ge sichter von alltäglichster Erscheinung ohne jede besondere Cha rakteristika, die Lombrosos apodiktische Physignomien zur Hy pothese machen. Es kommt ja vielleicht weniger darauf an, aus den feststehenden Merkmalen des Gesichtes das eigentlich Verbrecherische herauszulesen, als vielmehr auf eins zu achten, das ewig wechselt und sich stets gleich bleibt: den Ausdruck des Auges. Was können die Augen alles sagen! Eine Sprache ohne Worte, ein ganzes Vokabularium vom Sprachschatze der Seele. Ich komme mir vor wie ein psychischer Petroglyphen forscher, der das ganze Pandämonium der Seele aus tiefsten Schächten aufflackern sieht. Ein Brandstifter glotzt gläsern- giftig in die Welt; hinter den Augen des Erpressers liegt ein Meer stehengebliebenes Jauchenwasser, wie ein baldowernder Aasgeier blinzelt ein angriffslustig-athletischer Raubmörder, mit stechendem Auge bohrt sich der Sexualverbrecher in den einzigen Gedanken: Blut. Genug von diesen Hyänen der Sumpf niederungen! Ich glaube, daß die Lichtbildersammlung des Er kennungsdienstes ein außerordentlich wertvolles Material für physiognomische Studien ist. Sie — nicht charakteriologische Lehrbücher — ist der direkte Weg zum Erwerbe tiefenpsycholo gischer Menschenkenntnis. Was könnte man sich alles ersparen, wenn man es besser verstünde, in den Augen zu lesen! Aber heutzutage fällt einem oft eine gewisse Beobachtungsunsähig- keit und Warnehmungsschwäche auf. Gerade das Einfache, Sinnfällige, gerade die Dinge, bei denen es zunächst nur zu sehen gilt und noch gar nichts zu denken, zu rechnen und Stellung zu nehmen, gerade sie haften in der Wahrnehmung der Menschen unserer Tage am wenigsten: Aber wie sehr der Mensch auch versagt, wenn es sich um bewußte Beobachtungen handelt, so scharf und treffend beobachtet er instinktiv. Weil es so ist, muß man erstaunen, daß Leute mit einfachem Geist fo oft nach einer kurzen Begegnung mit einem Verbrecher ihn in der Lichtbildersammlung sogleich wieder erkennen. Kommt eine Dame in den Erkennungsdienst und erzählt sie, daß sie von einem Manne belästigt worden sei, so wird der Beamte nach dem ungefähren Alter und der Größe des Täters fragen. Schätzt die Dame ihn auf 25 Jahre und Größe 1,70 Meter, so zieht der Kommissar aus der Abteilung „Sittlich keitsverletzer" nicht nur den einen Kasten 1906 und 1,70 Me ter heraus, sondern zur Vorsicht auch oie benachbarten Kästen, die Delinquenten im Alter von 20 und 30 Jahren und von der Größe 1,65 und 1,75 Meter einliegend haben, denn die Anzeigeerstatterin kann Schätzungsfehlern unterlegen sein. Hat sie Alter und Größe des Attentäters einigermaßen richtig abgeschätzt, so wird es ein Leichtes sein, den Täter genau scst- zustellen, wenn er sich in der Kartei befindet. Als Jdentifi- zierungsmittel fristet freilich das Verbrecheralbum ein kümmer liches Dasein. Die Daktyloskopie ist maßgebend. Aber dessen ungeachtet kann die Polizei bei Ermittlung unbekannter Ver brecher und bei Feststellung unbekannter Toter das Verbrecher album nicht entbehren. Sachsen hat die Form der Karteikästchen. In Berlin, das Die Erschütterung des Geld- und Kreditwesens in der ganzen Welt hat dazu geführt, daß der Welthandel wieder zu Me thoden früherer Jahrhunderte greift und Waren im Tauschhan del bezieht. So wurde zwischen Brasilien und Deutschland n den letzten Tagen Kaffee gegen Kohlen gehandelt. Vom Tauschhandel zum Tauschhandel. Moskaus größte Sorge ist der Mangel an fachlich ge bildeten Menschen. Der ganze Aufbauplan droht an die sem Mangel zu scheitern. Unter dem Druck dieser Schwie rigkeiten hat sich die russische Regierung entschließen müs sen, die Fachleute, die sie in den letzten Jahren gedrückt und verfolgt hatte, weil sie nicht auf den Kommunismus schwören wollten, wieder aus den Gefängnissen heraus zuholen und in den Fabriken und im Verkehrswesen' wieder einzusetzen. Erst Prügel — dann Zuckerbrot.