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Eigentlich hat selbst die englische Arbeiterpartei, die ja zum allergrößten Teil ihren früheren Führer Mac donald verlassen und sich in die Opposition begeben hatte, von vornherein mit einem Unterliegen in der Wavlschlacht gerechnet, wenn sie es natürlich auch nicht zuaestehen wollte. Ihr wie im übrigen auch für ganz England be deutet der konservative Wahlsieg — oder soll man sagen: der Sieg der „nationalen Regierung" Baldwin-Samuel- Macdonald? auch keine Überraschung oder doch höch stens insofern als die Konservativen es waren, deren Vorstoß zum Erfolg geführt hat. Tiefe Partei war ja als einzige «geschlossen in den Wahlkampf gezogen; die Liberalen hatten sich geipalten, da sich die Gruppe des alten grimmen Kämpen Llohd George ebenso wie die Oppositionelle betätigt hatten bekämpft^ Wahlschlacht ""d das Ergebnis ist nun, daß neben den Häuflein der nationalen Liberalen und der nationalen Arbeuerparteiler Macdonalds in dich- "" großen Massen die Konservativen wirklichen Sieger, und an ihrer Spitze Baldwin, der vor drei Jahren dem Führer der damals großen geschlossenen Arbeiterpartei Macdonald den Sessel des englischen Ministerpräsidenten hatte ein räumen müssen. Ihn hat der von säst allen seinen An hängern verlassene Mann immer noch inne, denn unter dem Schlachtruf „Für und gegen die Männer und das Programm der nationalen Regierung" war ja der Wahl- kamps entbrannt und durchgeführi worden; aber genau so sehr wie die Schar der Anhänger ist jetzt der politisch parlamentarische Einfluß Macdonalds zusammenge schmolzen. Er wird es innerlich kaum als Triumph an sehen, daß viele von seinen einstigen Ministerkollegen, von den früheren Freunden mit .Henderson an der Spitze auf dem Schlachtfeld der Wahl als Opfer liegen blieben. Auch die einst so große liberale Partei, die dem „olcl merr^ knAlanä" in Frieden und Krieg bedeutende Staatsmänner geschenkt hat, deren Führer Lloyd George im Weltkrieg in für England schwerer Stunde Führer der ganzen Nation wurde, — diese Nachfahren der alten Whigs scheinen endgültig gespalten und damit einflußlos geworden zu sein. Immer mehr sieht es so aus, als werde sich der alte englische Zweiparteien- gegen satz von neuem in der Teilung Konservative— Arbeiterpartei auftun, nachdem in dem jetzt aufgelösten Parlament die Liberalen noch hier und da das Zünglein an der Waage spielen konnten. Aber schon dort war es häufig zu Spaltungen gekommen, war die Partei bei ent scheidenden Abstimmungen auseinandergefallen. Daß die „Devalvation" des englischen Pfundes zu nächst eine gewisse Milderung der wirtschafttichen Schwie rigkeiten, einen recht bemerkbaren Rückgang der Arbeits losigkeit brachte — was Macdonald als Führer des Arbeiterkabinetts nie erreicht hatte —, mag vom eng lischen Wähler ebenso zugunsten der Konservativen Partei Verbucht worden sein wie die angebliche oder wirkliche Balancierung des englischen Staatshaushalts, — obwohl Macdonald Ministerpräsident und Snowden Schatzkanzler Waren, beides einst Führer der Arbeiterpartei. Daß da neben gerade von konservativer Seite als Wahl Parole die Forderung des Zollschutzes ausgestellt wurde, um damit jene Stabilität des Haushalts zu festigen und die englische Handelsbilanz aus ihrem schweren Defizit herauszubringen mit dem Endziel einer Stabilisierung auch des Pfund Sterlings, konnte kaum aus entschiedenen Widerspruch stoßen, da selbst große Teile der englischen Gewerkschaften mit dem Hochschutzzoll zum »lindesten liebäugeln. Die „nationale Regierung" hat sich vor dem Wahlkampf nach dieser Richtung hin nicht irgendwie festgelegt, sondern sich nur freie Hand in der Wahl der ihr vorgeschlagenen Mittel Vorbehalten, die geeignet erscheinen würden, der englischen Wirtschafts krise entgegenzuwirken. Mit-aller Schärfe aber haben sich zu dieser Forderung des Schutzzolles die Konservativen als zu ihrem wichtigsten wirtschaftspolitischen Programm- Punkt bekannt und — sie haben in der Wahl die Zustim mung, man darf heute wohl schon sagen: der Mehrheit des englischen Volkes erhalten, sicherlich auch aus weiten Kreisen der Arbeiterschaft selbst. Zu welchen Welt- und Wirtschaftspoli ti- 'Len Folgen dieser in der Hauptsache konservative Wahlsieg führen wird, ob man in England grundsätzlich ZUni Schutzzoll übergeht, wie sich ferner das Verhältnis zwischen dem Mutterlande und den Kolonien, ins besondere zu Indien, entwickelt, — all das wird sich erst un Laufe der Zukunft zeigen können. In der nächsten Woche tritt unter ziemlich genauer Beobachtung aller Zere- monten, an denen das traditionsliebende England fest- hau, im riesigen vieltürmigen Parlamentsgebäude das neugewahite Unterhaus zusammen. Stärker und sicherlich "chtsloser wird sich dort der Wille des englischen deutuna^?d machen, seine Stellung und seine Be- bat"nun .» der letzten Zeit manches verloren vai, nun wieder zuruckzuerobern. Ein GrunWMe der MW. Wie können die durch Verschuldung gefährdeten Werte erhalten werden? Unter der Überschrift „Ein Grundgedanke der Rettung" veröffentlichen die Mitteilungsblätter der Deutschnationalen Polkspartei Ausführungen des deutsch nationalen Parteiführers Dr. Hugenberg über Wege zur Wicdergesundung der deutschen Wirtschaft. Dr. Hugenberg geht von dem Gesetzentwurf zur Ent schuldung der Landwirtschaft aus, den im Dezember 1930 die Deutschnationale Partei im Reichstag eingebracht hatte, ohne allerdings die Unterstützung der Regierungsparteien zu finden. Dr. Hugenberg betont, daß der Zustand der Verschuldung infolge Unrentabili tät die ganze deutsche Wirtschaft ergriffen habe und stellt die Frage: Wie kann man für Gläubiger und Schuldner die zerstörten Werte wieder aufbauen? Er beantwortet die Frage so: Es sei mit der geschicht lichen Erfahrung zu rechnen, daß nach einer Zeit der Ver wirrung der Geister die Vernunft zurückkehrt und daß ein arbeitsames Volk in einem vernünftig regierten Staate, d. h. einem Staate ohne Noung-Plan-Geist und ohne sozialistische Psychose auch Rente und Kapital wieder aufleben. Unter der Voraussetzung einer wieder hergestellten gesunden Rentabilität wird ein ganz großer Teil der jetzt vernichteten oder in Frage gestellten Forde rungen wieder gut sein. Wir wollen nicht Betriebs inhaber und Gläubiger zugrunde gehen lassen. Sondern wir wollen Werte, die schon vernichtet erscheinen, durch einevernünftigeWirtschaftpolitikwieder Herstellen, damit nicht ganz Deutschland zusammen bricht und fast die gesamte deutsche Arbeiterschaft ihre Arbeit verliert. Aber dafür kann die Allgemeinheit von den so Geretteten eine Gegenleistung verlangen. Diese Gegenleistung liegt erstens darin, daß alle diese Schulden, die heute uneintreibbar sind, als uneintreibbar an erkannt, d. h. in Tilgungsschulden verwandelt werden, wobei gleichzeitig der Grun> nzcntümer sich zur Verhütung der Wiederkehr künftiger ungesunder Zustände eine Ver.schuldungsgrenz gefallen lassen muß. Die geretteten Kapitalien sollen nickt mehr mit einem sinnlos hohen Zinssätze verzinst werden, der das Er gebnis einer Mißwirtschaft und unüberlegten Auslands verschuldung ist, sondern mit einem angemessenen Zinssatzezu verzinsen, mit dem eine Tilgungszahlung Hand in Hand geht. Dann heißt es weiter: Uber den Gesetzentwurf betr. Entschuldung der Landwirtschaft hinaus haben wir die Grundlagen vorbereitet, auf denen unter einer nationalen Regierung diese Dinge geordnet und damit insbesondere die gesamte deutsche Arbeiterschaft vor dem furchtbaren Schicksal bewahrt werden kann, das die sozialistischen Ein flüsse der letzten 12 Jahre über ihrem Haupte zusammcn-- gezogen haben. Ohne Abschüttung jeglicher Sorte von Sozialismus sind Wirtschaft und Arbeit nicht wieder in Schwung zu bringen. Diese Abschüttlung ist also heute im höchsten Maße sozial- und arbeiterfrcundlich. Mit bloßen Zwangseingriffen großen Stils in die Wirtschaft ist heute nichts zu bessern und nichts zu retten. Notwendig ist, daß man den Boden verläßt, aus dem die Politik (einschließlich Voung-Politik) und insbesondere die Wirtschaftspolitik des letzten Jahrzehnts beruht. Wie das englische Volk seinen verhältnismäßig harmlosen Sozialismus zerbrochen hat, so mutz Deutschland seinen alles vernichtenden So zialismus zerbrechen. Vor dem Zusammentritt des WirischastsbeLratss. Die Beratungen des Kabinetts. Das Reichskabinett trat zusammen, um sich erneut mit der Frage der Vorbereitung der Arbeiten des Wirt schaf t s b e i r a t s der Neichsregierung zu beschäftigen. Die Vertreter der Freien und der Christlichen Gewerk schaften sowie des Gewerkschaftsrings traten ebenfalls zu einer gemeinsamen Beratung zusammen, um sich über ihre im Wirtschaftsbeirat der Reichsregierung zu erfüllen den Ausgaben und um ein möglichst einheitliches Vorgehen der Vertreter der Arbeitnehmerschaft zu verständigen. Amtlich wird mitgeteilt: Der von dem Herrn Reichs präsidenten in den Wirtschaftsbeirat berufene Bankdircktor Reinhart hat an zuständiger Stelle erklärt, er werde bis zum Abschluß der Nachprüfung der gegen ihn in Ver bindung mit der Schultheiß-Ostwerke Aktien- angelegenheit erhobenen, von ihm als haltlos bezeich neten Vorwürfe an den Sitzungen des Wirtschaftsbeirats nicht teilnehmen. Von Bankdirektor Reinhart war be hauptet worden, er hätte von den Börsenspekulationen Katzenellenbogens Kenntnis gehabt, ohne dem Aufsichts rat der Schultheiß-Patzenhofer, dem er angehörte, davon in Kenntnis zu setzen. JeM-WeizerWer HandelMrtW. Deutschland lehnt die Schweizer Forderungen ab Berlin, 28. Oktober. Deutschland hat am Mittwoch in einer Mitteilung an Bern die Forderungen der schweizerischen Regierung auf Einführung bestimmter Zvllkontingente im Han delsverkehr zwischen den beiden Ländern abgelehnt. Die deutsche Regiernug steht grundsätzlich auf dem Stand punkt, daß die ausländischen Schulden und sonstigen Verpflich tungen nur mit Hilse der Ausfuhr cbgedeckt werden künnen. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die schweizerische Forderung, daß die Zahlungen für deutsche Warenlieferungen nach der Schweiz nicht an die deutschen Gläubiger, sondern an die schweizerische Nationalbank gezahlt werden sollten. Aus diesem Fonds bei der schweizerischen Nationalbank sollten dann die Summen zur Befriedigung von schweizerischen Gläubi gern aus Warenlieferungen nach Deutschland und ferner die Beträge zur Befriedigung von schweizerischen Finenzgläubi- gern verwendet werden. Lediglich der Rest war für die Be friedigung der deutschen Gläubiger auf dem Wege über die Reichsbank gedacht. Deutsch-französische Reparationsverhandlungen? Tributzahtungcn und Stillhattefrage. In der französischen Presse wurde berichtet, daß Laval die Absicht habe, nach seiner Rückkehr nach Paris eine internationale Schuldenkonferenz für den Dezember einzuberufen. Im Zusammenhang mit den Washingtoner Besprechungen wurde in der deutschen Presse behauptet, daß die Reichsregierung erwäge, den Antrag auf Einberufung des im Voung-Plan vorgesehenen Sonderausschusses bei der BIZ. zu stellen. Wie von unterrichteter Seite erklärt wird, treffen beide Nachrichten in dieser Form nicht zu. Eine Entscheidung über das, was Frankreich unternehmen wird, wird erst fallen, nachdem Laval dem Kabinett Bericht erstattet hat. Ob Frankreich eine internationale Schuldenkonkeren» ein ¬ berufen wird, ist zu bezweifeln. Jedoch kann es als wahr scheinlich gelten, daß Frankreich deutsch-französi sche Verhandlungen in der Tributfrage an regen wird. Die deutsche Regierung dürfte jedenfalls ab warten, bis Frankreich in diesem Sinne an Deutschland herangetreten ist. In unterrichteten Kreisen weist man darauf hin, daß zunächst für Deutschland keine Veran lassung besteht, die Frage der künftigen Regelung der Tribute von sich aus anzuschneiden, da das Schulden- feierjahr noch bis zum Juni 1932 dauert. Hingegen ist es nicht unwahrscheinlich, daß sich der sogenannte Re parationsausschuß des Kabinetts in absehbarer Zeit mit der Frage einer etwaigen Verlängerung des Stillhalte abkommens, das bereits im Februar 1932 abläuft, beschäftigen wird. Zu welchem Zeitpunkt das der Fall sein wird, und welche Ergebnisse diese Beratungen haben wer den, ist zurzeit noch durchaus ungewiß. Angesichts der ganzen weltpolitischen und Weltwirt schastlichen Lage darf man annehmcn, daß die deutsche Re gierung vor der Neuregelung der Stillhaltefrage nicht in der Lage sein dürste, in der Tributfrage zu verhandeln, do es von der Art und Weise der Regelung der kurzfristiger. Auslandsschulden abhängt, ob Deutschland überhaupt kassenmäßig noch in der Lage ist, irgend welche Tributzahlungen zu leisten. Lavals Neffe und die deutsch-französische Annäherung. Ministerpräsident Laval gab kurz vor seiner Abreise einem amerikanischen Pressevertreter folgende Erklärung über die politischen und wirtschaftlichen Pläne, über die er mit Präsident Hoover verhandelt hat: „Ich Werde dem Parlament über alles Rechenschaft ablegen. Ich werde sodann meine Ministerkollegen um ihre Ansicht bezüglich eines Planes der Konzentrierung der Bemühungen für eine vollständige franzö sisch-deutsche Annäherung befragen. Das aller notwendigste ist, das Vertrauen wiederherzustellen, das seinerseits nur auf der Grundlage einer wirtschaft lichen Verständigung beruhen kann. Ich habe dem Prä sidenten Hoover und dem Senator Borah erklärt — und ich glaube sie davon überzeugt zu haben —, daß Frank reich, wenn es sichselb st überlassen bleibt, die er wartete Annäherung zustande bringen kann."