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MMufferTageblali Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »« .Wil»druff«r Tageblatt" erscheint an ,1«» Werktagen »achmitta,» 5UH«. »«pigaprei«: »ei «bhalnng in »er DeschLst-Kell- und den Äu»sab«ft-ll«u 2 «M. im Manat, bei A-stellnn, durch di» »oa»n 2L0 RM., bei P°stb-ft«L»n, L«M. zuzüglich Abtrag. . gebühr. Einzelnummern UM»fg. Alle Postanstalten 2BocheNft!üt1 fük 28ilA0kUfs U. UMgkgkN)) Postboten und unsere Aus. ttLgerund Eeschösteftcllru '— — nehmen ,» jeder Zeit Be. ^rünngen entgegen. Im Falle HIHerer Gemalt, Kri«, »der sonstiger Bettiebrftürnngen besteht kein Anspruch auf Lieferung ber Zeitung oder Kürzung des Bczugapreise». — Rücksendung eingesaadter Schriftstücke ersulgt nur, »eun Port» beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzelle 20 Rpfg.. dir 1 grspatterm Zeil« der amtlichen Ledonntmachu»geu st» Raich» Pfennig, di« 3,«spalt««« Reklaoe^u« im trptlich«n T«il« 1 Reichamark. Rachaxisungagebkchr 20 Reichapseuui^. «am geschriebene Erscheinung». « , „ tage uud PlastuorschrWm, «erden »ach Mbglichk.it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 brrs-ksichti^. »umt»^ annahm«bi» varm.ioUhr. — — — - Für di« Richtigst«« »m durch Fernruf übermittelten A»z«i^u übernehme« mir keine Garantie. Icher Rabattanspruch erlischt, menn der »«trag Mrrch Klage cingezoge» »erden must »der der Auftrag,-berinKoukur» gerbt. Arteigen nehmen alle Vcrmittlnn^stellen euchern. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreutamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 246 — 90. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Mittwoch, den 21. Oktober 1931 Postscheck: Dresden 2640 parisÄalhington. Lavals Trümpfe. Je mehr sich das Schiff mir dem französischen Ministerpräsidenten und dessen großem Gefolge an Bord dem Newporter Hafen nähert, desto zahlreicher, wider sprechender, verwirrender werden alle möglichen und un möglichen Meldungen über die Pläne Lavals ver breitet. Ähnliches kann man auch sagen von dem, was zwischen den beiden bereits in Amerika weilenden Ver tretern der Bank von Frankreich und der Leitung der amerikanischen Bundeszentralbank vereinbart oder nich: vereinbart worden ist. Immerhin scheint es doch den Amerikanern gelungen zu sein, zu erreichen, daß Frankreich seine in Newpork gekündigten kurzfristigen Guthaben nich; mehr aus den Goldvorräten der Bundesbank nach Paris in die Keller der Bank von Frankreich abtransportieren sondern drüben als Goldsonderkonten stehen läßt; es soll sich dabei um 200 bis 300 Millionen Dollar handeln, wic eme bekannte französische Finanzzeitschrift behauptet Nach derselben Quelle sollen sich die ausländischen Gut haben in Amerika aus 1,2 Milliarden, umgekehrt die ame rikanischen Anlagen im Auslande auf 600 Millionen Dollar belaufen, so daß für Amerika ein Passivsaldo von 600 Millionen Dollar besteht. Sie abzudecken, würde theoretisch etwa der sechste Teil des amerikanischen Gold Vorrates genügen. Irgendeine Gefahr für die Währung Amerikas besteht also nicht im entfern testen, aber die fortdauernden Angriffe auf die Gold schätze in Newpork machen eine Beruhigung der Wirt schaft, die Wiederkehr des schon fast sagenhaft gewordenen „Weltvertrauens" ganz unmöglich; auch die jetzt angeblich erreichte Sonderregelung zwischen den beiderseitigen Notenbanken ist weit entsernt von einer wirklichen Zu sammenarbeit zwischen Paris und Newport, sondern iß einem ständigen französischem Druck aus gesetzt. Außerdem haben die Maßnahmen der Ban! von Frankreich den amerikanischen Bankdiskontsatz in dü Höhe gedrückt, was natürlich nicht gerade geeignet ist einer Belebung der Wirtschaft Amerikas zu dienen. Ol von Hoovers großen Plänen, diese Wiederbelebung durck eine umfassende Kreditaktion „anzukurbeln", nun noch viel übrigbleiben wird, ist recht zweifelhaft geworden. Lava! findet aber, wenn er den Fuß auf den Boden von Newyorl setzt, dort eine Lage vor, die ihm für seine Besprechungen mit Herrn Hoover sozusagen garantierte, fast unfehl bar stechende Trümpfe in die Hand gibt. Trotzdem scheint er es, wenigstens nach außen hin, ver meiden zu wollen, mit bestimmten Forderungen, mit einem genau formulierten Programm im Washingtoner „Weißen Haus" zu erscheinen. Eher dürfte alles auf eine An Defensivtaktik des Vertreters Frankreichs hinaus kommen —, und darin hat der französische Ministerpräsi dent vom Sommer her einige, weder für Hoover noch füi die Welt sehr angenehme Erfahrung. Fast alles, was damals und seitdem von amerikanisch-englischer Seite unternommen worden ist, scheiterte an dieser Defensiv taktik Lavals, der zu allem einfach Nein! sagte. Daß seit dem die Weltkrise ihr Trümmerfeld nach außen hin noch vergrößerte, ihre Bekämpfung oder gar Überwindung noch schwieriger machte, hat die Leiter der französischen Gold- und Kreditpolitik so wenig gekümmert, daß, wie erinnerlich, der Finanzminister Flandin auf der letzten Völkerbund tagung sich lediglich in heftigstem Tadel gegenüber allen andern Mächten erschöpfte, ohne aber im geringsten oder auch nur andeutungsweise zu sagen, was denn nun heule oder morgen zur Bekämpfung der Krise geschehen solle oder eine Ingangsetzung der französischen Goldkräfte für diesen Zweck in Aussicht zu stellen. Infolgedessen ninimr das „Rette sich und sein Gold, wer kann!" in immer schnellerem Tempo- zu und z. B. die „Vereinigten Staaten Europas" Briandscher Erzeugung weisen geradezu grotesk verzerrte Züge auf. Noch grotesker freilich ist unter diesen Umständen, da Laval fast als Welttriumphator nach Amerika gefahren ist, das ständige Verlangen Frankreichs, sich weltpolitisch eine noch größere „Sicherheit" zu schaffen, die selbst beim „besten Willen" niemand zu bedrohen vermag. Auch in den beiden hierfür in Frage kommenden Weltproblemen, also derAbrüstung und eine neue, irgendwie verstärkte „Friedensgarantie" soll es in Washington zu Ver handlungen kommen, besser gesagt: wird Laval sich zunächst einmal anhören, was ihm Hoover hierüber zu sagen hat. Das gleiche dürfte ja wohl auch von der N e p a r a t i o ns- frage bzw. den interalliierten Schulden gelten. Auch hier hat Laval schon deswegen alle Trümpfe in der Hand, weil Hoover Rücksicht nehmen muß auf seinen im Dezember zusammentretenden Kongreß, dem er doch das Eingeständ- nis machen mutz, datz der eigentliche Zweck des „Feier- jahres , also des Verzichts Amerikas auf die Schulden- bezahlung durch Europa, nicht erreicht worden ist, der m iÜberwindung der Welt- V. ? "nd damit auch des fortgesetzten wirtschaftlichen Niederganges in Amerika °>I» mAch!' anh-beu wird, ist Frankreichs Goldsorgen. Was Laval Hoover mitbringt. Als Lavaldie Einladung Hoovers nach Washington annahm, handelte es sich in erster Linie um Maßnahmen gegen die deutsche Finanzkatastrophe. Die Entwicklung der Dinge in England und ihre inter nationalen Auswirkungen haben die deutsche Frage jedock, an die zweite Stelle gerückt. Jetzt handelt es sich um die Bekämpfung der Weltkrise, die Frankreich und Amerika in gleichem Maße wie Deutschland und England bedroht. Nicht weniger als „Reisender in Weltinterefsen" als „in eigener Sache", kommt Laval nach Amerika, denn die Befürchtung, Amerika könnte von der Goldwährung ähnlich wie England abgehen, scheint nicht zuletzt die Reise des französischen Ministerpräsidenten beschleunigt zu haben. Alle Bemühungen Frankreichs, auch die Gold schätze Amerikas in seine Bankkeller zu leiten, wären be: einem solchen Schritt Amerikas zum großen Teile vergeb liche Mühe gewesen. Frankreich muß jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um Amerika beim Gold st andard zu halten und seine eigenen Goldschätze nicht der Entwertung verfallen zu lassen. Es lenkt auch anscheinend schon ein, und wie aus zuverlässiger Quelle in Newpork gemeldet wird, ist dort ein Vertrag zwischen der Bank von Frankreich und den führenden Persönlichkeiten der Federal Reserve Bant abgeschlossen worden, nach dem sich die Bank von Frank reich verpflichtet, 200 Millionen Dollaraufden Newyorker Markt zu belassen. Außerdem ha: die Bank von Frankreich seit langer Zeit wieder einmal sm 20 Millionen Dollar amerikanische Papiere gekauft Es sei wahrscheinlich, so heißt es, daß sie diesen Kaus mir den in Amerika noch vorhandenen Geldmitteln bezahle, dic ursprünglich zurückgezogen werden sollten. Was im übrigen die Zurückziehung französischer Guthaben vom amerikanischen Geldmarkt anbelange, so ständen einige große Goldsendungen für eine Reihe Pariser Großbanken bevor, die sich trotz der außerordentlich opti mistischen Berichte der französischen Sachverständigen noch nicht völlig beruhigt hätten. * Lml M Ilmerstllg in MWngtsv. Rieseuempfang vorgesehen. Paris, 21. Oktober. Die Ankunft der „Ile de France" in Neuyork ist für Donnerstag vormittag um 4 Uhr vorgesehen. Ministerpräsident Laval wird das Schiff um 8 Uhr verlassen. Der offizielle Empfang des französischen Ministerpräsidenten wird an Ausmaß alles bisher Dagewasene übersteigen. Im Na men Hoovers wird Staatssekretär Stimson den Ministerpräsi denten empfangen und ihn zunächst über den Broadway nach dem Neuyorker Rathaus begleiten, wo die offizielle Begrü ßung durch die Stadt Neuyork stattfmdet. Militärische Forma tionen werden vom Hasen bis zum Rathaus Spalier bilden, während etwa 400 Automobile den Ehrenzug abschließen. Um elf Uhr erfolgt die Abfahrt nach Washington. Um 18 Uhr stat tet Laval dem amerikanischen Staatspräsidenten einen Besuch ab und um 20 Uhr findet im Weißen Haus ein großes Essen statt. In den frühen Nachmittagsstunden des Freitag beginnen dann die eigentlichen Besprechungen mit Präsident Hoover. Goldhunger in Frankreich. Eine weitere Goldmilliarde aus Amerika abberulcn. In Paris werden im Laufe dieser Woche wieder für eme Milliarde Franc Goldbarren aus Amerika erwartet. Die erste Ladung in Höhe von 550 Millionen Franc traf bereits mit der „Europa" in Cherbourg ein und wurde im Sonderzug sofort nach Paris weiterbesördert. Mit de „Aquitania" werden weitere 258 Fässer mit Gold erwarte: und am Donnerstag 600 Fässer mit der „Deutschland" und dem „Präsident Roosevelt". Das Gold ist für eine Reihe Pariser Großbanken bestimt, die immer noch ihre Gut haben aus Amerika zurückziehen. pariser Bank in Schwierigkeiten. Die Banque Commerciale Africaine, die ihren Haupt sitz in Paris hatte, hat ihren Kunden mitgeteilt, daß sie ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen könne. Die Bank arbeitete mit einem Kapital von 40 Millionen Franc und hatte außer in Bordeaux und Dakar Niederlassungen in sämtlichen größeren Städten Westafrikas. Norwegen schützt sich. Wie aus Oslo gemeldet wird, rechnet man mit dem Erlaß verschiedener norwegischer Einfuhrverbote, vor allem für Luxuswaren, aber auch für Gemüse. Diese Verbote werden sich im wesentlichen gegen die Einfuhr aus Dänemark, aber auch gegen Waren richten, die über Däne mark nach Norwegen gelangen. Der Künfjahresplan gefährdet. Stellt Moskau die Zahlungen ein? über eine bevorstehende Zahlungseinstellung Sowjet- rußlands wird bekannt: Die Sowjethandelsvertretungen im Auslande haben auf Moskauer Weisung begonnen, mit großer Vorsicht bei einzelnen Großgläubigern Fühler wegen Prolongierung von Akzeptverbind lichkeiten auszustrecken. Wenn auch heute noch nicht abzusehen ist, ob eine volle Zahlungseinstellung zur Tat sache wird, so weisen doch die Geheiminstruktionen, die vom Politbureau an die Handelsvertretungen ergangen sind, darauf hin, daß die Sowjetunion sich zurzeit in einer- akuten Finanzkrise von bisher nicht dagewesener Schwere befindet, die sehr leicht zur Zahlungseinstellung und damit zum offenen Bankerott des kommunistischen Wirtschafts systems führen kann. An deutsche Firmen sind in der nächsten Zeit etwa 500 Millionen Mark abzu^ecken; an amerikanische Firmen etwa 250 Millionen Mark. Die Versuche, hierfür ausreichende Mittel aus Anleihen in Deutschland, Österreich, Norwegen oder England bereit zustellen. scheiterten. Prolongationsverhandlungen mit Lieferanten sotten nach einer neuen Verordnung streng vertraulich und stets in Fühlung mit dem zuständigen Sowjetbotschafter geführt werden. Von der Prolon gationsbereitschaft der Lieferanten wird es abhängen, ob und in welcher Frist sich aus der gegenwärtigen Zahlungs stockung die Zahlungseinstellung entwickelt, die nichts anderes als den Zusammenbruch des Stalinschen Wirtschastsexperiments, genannt Fünfjahrplan, bedeuten würde. * Ein Dementi. Zu den Gerüchten über eine Prolongation von Russen wechseln wird von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß die Nachrichten jeder Grundlage entbehren. Bisher sei kein einziger Fäll bekanntgeworden, in dem eine derartige Pro longation beantragt worden sei. Die Zahlungen, die Sowjetrußland in den nächsten Monaten an Deutschland zu leisten habe, seien so gering, daß sie nicht zu einec Zahlungseinstellung führen könnten. Größere Beträge würden erst ab April nächsten Jahres fällig. Richtig sei hingegen, daß Rußland mengenmäßig seine Ausfuhr in folge des Absinkens der Preise steigern müsse und datz dies bisher noch nicht in vollem Umfange geglückt sei. Weiter wird daraus hingewiesen, daß auch die Ver handlungen zwischen dem Berliner Auswärtigen Amt und der Sowjetbotschaft keinen Anlaß zu diesen Gerüchten gegeben haben könnten. Russischerseits sei dem Wunsche Ausdruck gegeben worden, die im letzten Jahre wertmäßig zurückgegangene Sowjetausfuhr nach Deutschland wieder zu erhöhen, uni durch eine Steigerung der Menge den Aus gleich im deutsch-russischen Warenverkehr herbeizuführen. Weiter hätten die Russen in den Verhandlungen bestimmte Wünsche bezüglich der deutschen landwirtschaftlichen Zoll gesetzgebung geäußert, wie sie auch von anderen Staaten geäußert worden seien. * MffenweKselinLiga zu Protest gegangen Größtes Aufsehen verursacht iu Rigaer Wirtschafts- krcisen die Tatsache, daß mit dem Giro der russischen Han delsvertretung versehene Wechsel im Betrage von 50 000 Goldfranken von der Rigaer Erportfirma Baltimer, die hauptsächlich Rutzlandgeschäfte tätigt, zu Protest gegangen sind, nachdem die Firma vergeblich versucht hatte, die girierten Wechsel im Ausland zu diskontieren. Die be teiligten Banken haben der russischen Handelsvertretung mitgeteilt, daß sie das Beitreibungsverfahren eröffnen werden, wenn die Wechsel nicht sofort eingelöst würden. Am das HypoLhekenmoratonum. Die Ablösung ver Aufwertungshppotheken. Im Reichsjustizministerium fand eine Besprechung der zuständigen Referenten der Neichsregierunp und der L ä n d e r r e g i e r u n g e n statt, die sich mit den von verschiedenen Organisationen des HauSbesitzeS und auch der Aufwertungshypolhekengläubiger eingebrachten Anträgen und Vorschlägen über einen Aufschub ver Ablösung der im Januar füllig werdenden Aufwertungshppotheken befaßte. Wie verlautet, ist man in dieser Länderkonserenz zu einem endgültigen Abschluß noch nickst gekommen, viel mehr haben sich die Perhandlungsteilnehmer darauf be schränkt, die verschiedenen Projekte durchzusprechen Wie bekannt, wird neuerdings nicht nur eine Stundung der Aufwertungshppotheken zum gesetzlichen Zinssatz um einige Monate bis zu einem Jahr angestrebt, sondern jetzt vielfach auch ein Moratorium für fällige Goldhypotheken gefordert. Im Reichsjustizministerium vertritt man die Auffassung, daß angesichts der zugespitzten Kapitalmarkt lage eine Lösung der MoraloriumSfrage gefunden werden mutz, Zur Regelung des Zahlungsaufschubs für die Auf- wertungshppotheken wird man wahrscheinlich nicht zum Erlaß einer Notverordnung schreiten, sondern sich auf die Herausgabe einer besonderen Durchführungsverordnung zum Hppothekenaufwertungsgesetz beschränken.