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Wilsdruffer Tageblatt : 12.10.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193110125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19311012
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19311012
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-10
- Tag 1931-10-12
-
Monat
1931-10
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 12.10.1931
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schütz"; in feingeschliffener instrumentaler Durcharbeitung wür be die Feftvuvertüre von Lortzing zum Erblühen gebracht. Blen dende Technik und großes Können entwickelte Schüler Walter Born in dem ungarischen Czardas für Violine; der verdiente protze Beifall nötigte zur teilweisen Wiederholung. Eine Bra vourleistung vollbrachten die Streicher in der „Träumerei" von Schumann und in „Sie tanzt im Traum". Sprühendes Leben durchwehte das Potpourri „Rheinischer Sang" und schneidig kamen die beliebten Fanfarenmärsche für Heroldstrompeten und Pauken zum Vortrag. Wie am Anfänge, so stand auch am Schlüsse des Programmes das Werk eines heimischen Kompo nisten, der „Anakreon-Marsch" von Kantor Th. Hientzsch. Dem Orchester und ihrem Leiter wurde für die glänzenden Gaben große Anerkennung und herzlicher Beifäll entgegengebracht. Das Konzert fand einen freudigen Ausklang in einem frohge stimmten Tänzchen, dem Alt und Jung huldigte. — Am Vor mittag hatte bereits im „Lindenschlößchen" die Hauptver sammlung der Vereinigung ehemaliger Mu sikschüler Wilsdruffs stattgefunden, an der 86 Per sonen teilnahmen. Nachdem der Vorsitzende, W. Uhleman n, Hoboist vom Inf.-Regt. 2 in Lotzen die Versammlung und den anwesenden Stadt. Musikdirektor E. Philipp begrüßt hat te, schritt man zur Erledigung der umfangreichen Tagesord nung. Einstimmig beschlossen wurde, alle drei Jahre einmal in Wilsdruff zusammenzukommen, das nächste Mal im Oktober 1934. Als Vereinszeichen wurde ein Knvpfbändchen in „Blau- Weiß", der Farbe der Schülermütze entsprechend, gewählt. Je des Mitglied ist verpflichtet, dasselbe als Erkennungszeichen „Wilsdruff" allerorts und überall innerhalb des Reiches zu tragen. Die Mitgliederzahl beträgt zur Zeit 192. Man kommt überein, überall zu erkunden, wo noch „Ehemalige" aus der Zeit vor dem Kriege ansässig sind und zu versuchen, diese als Mitglieder zu werben. Mit einem dreifachen Hoch auf die Mu sikschule und die Stadt Wilsdruff wurde die Hauptversamm lung geschloffen. — Nun sind die schönen Tage kameradschaft lichen Beisammenseins wieder vorüber. Wir hoffen auf ein frohes Wiedersehen in besseren Zeiten im Jahre 1934! Theater in Wilsdruff. Dresdner Bühnenkünstler warteten gestern Abend im „Löwen" mit einem Gastspiel auf und mach ten die hiesigen Theaterfreunde mit dem dreiaktigen Schwank „Panne in der Hochzeitsnacht" von Wolfgang Gallungen und Kürt Wrublick bekannt. Es ist ein leichtes und seichtes Musen kind der beiden Autoren, an dem die ausnahmsweife sehr zahl reichen Besucher keinen besonderen Gefallen fanden: Das erste trauliche Glück Neuvermählter wird durch die Freundin der Braut, einer verbissenen Männerfeindin und Suffragette von großem Format, ins Wanken gebracht. Es gibt zwei Tage Krach in der -jungen Ehe, Lis ein Freund des Gatten das „Lebel" er kennt und den Weg zum Glück der beiden freimacht. Die Wie dergabe durch die Dresdner Künstler war ausgezeichnet. Glän zend gelungene Typen waren das Dienstmädchen Minna (Elli Aßmann) und ihr Bräutigam Emil, der Offiziersbursche, (Martin Schrader). Gut gefielen Toni Rubenz in der Rolle der Frauenrechtlerin und Curt Lingen als Tierarzt Dr. Griesecke und abgefeimter und gütig vermittelnder Jung geselle. Edith Scheppach gab sich überzeugend als junge Frau, die in ihrem Partner Herbert Hoos von den Rotter bühnen in Berlin einen Künstler hervorragender Qualität ge funden hatte. Für lebendiges und harmonisches Zusammenspiel sorgte die -Spielleitung Rolf Martin Käudlers, während die künstlerische Leitung in den Händen des Hofschauspielers Willy Lindner lag. Den Darstellern wurde wohlverdienter Beifall gespendet. Wir heißen die Künstler gern wieder einmal in Wilsdruff willkommen, nur geben wir ihnen den guten Rat, wie Aenne Schönstedt bisher auch literarisch Wertvolles zu bieten. Leber die sächsische Notverordnung spricht heute abend 8 Ahr im „Löwen" in einer vom Bürgerverein einberufenen Ver sammlung, zu der alle bürgerlich gesinnten Einwohner Zutritt haben, Syndikus Tögel vom Verband Sächsischer Indu strieller. (Vgl. Ins.) Homöopathischer Verein. In der morgen Dienstag abend in der „Tonhalle" stattfindenden Versammlung . hält Privat gelehrter Karl Franke-Dresden einen Vortrag über „Zuckerkrankheit, deren homöopathische Behandung und Hei- lungsmöglichkeiten" Alle Mitglieder und Interessenten werden um zahlreichen Besuch gebeten. (Vgl. Ins.) Eine Geheimsitzung der Landwirtschaftskammer. Zum ersten Male seit ihrem Bestehen hielt die Sächsische Landwirtschafts kammer eine Plenarsitzung ab, von der die Oeffentlichkeit aus geschloffen war. Bisher haben alle Sitzungen der Landwirt- fchaftskammer in voller Oeffentlichkeit stattgefunden. Die Ge heimsitzung, die am Freitag im Sitzungssaal der ehemaligen Ersten Kammer des Landtages stattfand, sollte Klarheit dar über bringen, wie sich die Kammer zu dem 8 38 des Reichs milchgesetzes bezw. zu einer von der sächsischen Regierung dazu am 13. August dieses Jahres erlassenen Verordnung stellt. In dieser Verordnung wurde den milcherzeugenden und milchver arbeitenden Betrieben in Sachsen aufgegeben, sich Lis zum 15. Oktober zu erklären, ob sie sich freiwillig zu einer wirtschaft lichen Organisation zusammenschließen wollen. Nach dem Z 38 kann die Regierung, wenn der freiwillige Zusammenschluß nicht erfolgt, einen solchen von sich aus verordnen. Zu dieser Sachlage sollte nun die Landwirtschaftskammer Stellung neh men. Sie kam aber zu keinem Resultat, weil die Meinung in den Kreisen der betroffenen Landwirte noch sehr geteilt ist und die nationalsozialistische Mehrheit der Landwirtschaftskammer sich weder für den freiwilligen Zusammenschluß noch für die Zwangsorganisation durch die Regierung festlegen wollte. Schließlich wählte man den Ausweg, die Entscheidung Welter hinauszuschieben. Die Verhandlungen führten zeitwellig zu sehr scharfen Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen der soge nannten Kammerpartei, die sich besonders zuspitzten, als aus dem Kreise der letzteren heraus der Antrag gestellt wurde, die Oeffentlichkeit der Sitzung herzustellen. Diesen Antrag lehnte die nationalsozialistische Kammermehrheit ab. Herzogswalde. Einweisung. Am gestrigen Sontag im Frühgottesdienst fand die feierliche Einweisung des Nach folgers von Kantor Härtel, des Lehrers Zieger als Kantor statt. „ , Herzogswalde. Am Sonnabend den 10. Oktober veranstal tete die Ortsgruppe Grumbach der NSDAP, in Herzogs walde eine ^öffentliche Versammlung mit Pg. Knöbel, Grumbach. Der Redner, der über das Thema: „Ursachen zum Steuerbolschewismus" sprach, verstand es, den Besuchern seine Ausführungen in sehr anschaulicher, sachlicher und überzeugen der Weise zu bieten. Der Redner führte aus: Das große Wort Napoleons: „Die Politik ist das Schicksal unseres Volkes" wur de von dem sozialdemokratischen Juden W. Rathenau auf das Deutschland der Nachkriegszeit umgedeutet in: „Die Wirtschaft ist das Schicksal unseres Volkes". And heute hat sich aus diesem Ausspruch der Satz: „Das Steuerzahlen ist das Schicksal un seres Volkes" herauskristallisiert. Die Ursachen liegen in den beiden Versklavungsplänen, dem Dawes- und dem Poungplan und dem Steuerraubsystem der Diktatur Brüning-Dietrich. Im zweiten Teil zeigte der Redner den Weg zur finanziellen Wie dergesundung des deutschen Volkes. Eine sehr interessante und lebhafte Debatte schloß sich an; aber der Redner konnte alle Angriffe erfolgreich zurückzuweisen, u. die Gegner, Iungdeutsche wie Sozialdemokraten, mußten sich, ob sie wollten oder nicht, als geschlagen bekennen. — Acht Neuanmeldungen, 1 Freiheits kampf — und 1 Bezieher des Illustrierten Beobachters waren das erfreuliche Resultat dieser Versammlung. Mohorn. Sitzung des Schulausschuffes. Freitag abend 8 Uhr kam der Schulausschuß im Rathaus zu einer Sitzung zu sammen. Bürgermeister Kropf gab unter Punkt 1 verschiedene Mitteilungen bekannt. Punkt 2 betraf die Wahl eines Schul arztes und wurde dem Gemeindeverordnetenkdllegium Dr. Ru dolf Schellhorn in Vorschlag gebracht. Die Notlage zwingt die Gemeinde, von einem Hausabputz der Kirchschule, Erneuerung der Dachrinnen, Anschaffung neuer Schulbänke u. a. abzusehen und hingegen die notdürftigsten Reparaturen zur Erledigung zu bringen. Die freigewordene Lehrerwohnung in der Schule zu Grund bleibt vorläufig unvermietet; nach Bekanntgabe der Sparmaßnahme durch das Volksbildungsministerium soll die selbe beim Verbleiben der Haushaltlehrerin Fräulein Sikora angeboten werden. Nach dem Punkt, Neufestsetzung der Mie ten für Lehrerwohnungen, behandelte man: „Sparmaßnahmen auf dem Gebiete des Schulwesens". Es wurde beschlossen, die Reinigung der Schulräume wöchentlich nur zweimal (dreimal), das Oelen ebenfalls jährlich zweimal (dreimal) vorzunehmen. Die Reparaturen an den Schulgebäuden kommen in Wegfall bis auf kleine Abweichungen, Sparmaßnahmen treffen die Lehrer und Schülerbücherei — es wurden daher etwa 100 Mk. abgestrichen, — Beschränkung der Lernmittelfreiheit u. a. Im ganzen erhofft der Schulausschuß rund 1050 Mark zu ersparen. Mit dem Punkte, Erwerbslvsenschulung, die man dem Nothilfs ausschuß mit überweisen will, endete 11.15 Uhr die Sitzung, an der 9 Ausschußmitglieder teilnahmen. Deutschenbora. Autorin fall. Auf der Staatsstraße zwischen Bahnübergang und Weg nach Dorf Deutschenbvra er eignete sich am Sonnabend vormittag um 9 Uhr ein Autvun- fall. Der Fabrikbesitzer Stadtler-Roßwein, welcher mit Frau und Kind nach Dresden fahren wollte, fuhr mit seinem Auto dem Geschirr des Wirtschaftsbesitzers Hammer aus Rothschön berg in die Flanke. Die Ursache hierzu war, daß der Fahrer eine Wespe abwehren wollte, die in den Wagen geflogen war. Er verlor hierbei die Steuerung über den Wagen und fuhr Ler die Straße direkt in das Geschirr. Als großes Glück ist es zu bezeichnen, daß bei diesem Unfall keine Personen zu Schaden kamen. Das Auto und das Geschirr landeten im Stra ßengraben, wobei geringer Sachschaden entstanden ist. Kirchennachrichten Wilsdruff. Heute Iungmännerverein. Vereinskalender. Bürgerverein. 12. Oktober Mitgliederversammlung. Kirchenchor. Dienstag „Löwe". Fechtverein Wilsdruff. Mittwoch Mitgliederversammlung Homöopathischer Verein. Dienstag Vortrag „Tonhalle". Turnverein D. T. 17. Oktober Monatsversammlung. Verein ehemaliger landwirtschaftl. Schülerinnen. 15. Ok tober Versammlung. Wetterbericht. Vorhersage der Sächsischen Landesroetterwarte für den 13. Oktober. Vorübergehend etwas Bewölkungszunahme und auffrischende Winde. Im übrigen keine wesentliche Aenderung des allgemeinen Witterungscharakters. Nachruf auf den Landtag. Was die Abgeordneten — nicht getan haben. Der Landtag hat es für notwendig gehalten, seine — allerdings nicht sauer verdienten — Ferienfreuden zu unter brechen: eine Zwlschentagung wurde veranstaltet, während der man an drei Tagen Plenarsitzungen und an zwei Tagen Aus- schußsitzungen abhielt. Nun ist man am Ende, ist wieder neu in die Ferien gegangen, und erst Ende November wird man abermals zur regulären „Wintertagung", zusammemreten. Diese Zwischentagung war ursprünglich nicht vorgesehen. Man ist berechtigt zu fragen: Warum hat man die Ferien unter brochen, und was ist nun als Ergebnis zu verzeichnen? Die Antwort auf beide Fragen ist nicht schwer zu finden. Die Verschärfung der Krisis in Politik und Wirtschaft und vor allem die Notverordnung der sächsischen. Regierung erklären es, daß der Landtag glaubte, seine Stimme erheben zu müssen. Freilich stand es schon von Anfang an fest, daß es im wesent lichen bei dem „Stimme-Erheben" bleiben müßte, daß nur wenig Gelegenheit für praktisches Wirken gegeben sein würde. Wir haben m nur eine „geschäftsführende" Regierung, die der Landtag nur auf dem Wege über Neuwahlen beseitigen könnte. Und dafür hat die Mehrheit der Landiagspartcien aus be kannten Gründen ja kein Interesse... Also ist der Einfluß auf die Regierung sehr gering. Und nun kam noch dazu, daß die Verordnung des Reiches vom 24. August die Länderregie- rungen ausdrücklich ermächtigte, über ihre Parlamente hinweg zuschreiten. Was hätte da der Landtag noch groß ändern können? Er hat es auch nicht gekonnt, und deshalb ist nun kurz und bündig festzustellen: von einem „Ergebnis" dieser Zwischen tagung ist überhaupt nicht zu reden., — es gibt gar kein Er gebnis. Wie gesagt, das konnte man schon vorher wissen. Trotz dem hätte die Zwischentagung nicht gänzlich ertraglos zu sein brauchen. Hätte man sich aus eine große Kundgebung be schränkt, in der die Not des Volkes zum Ausdruck kam, und in der auch die sehr wohl berechtigte Kritik an den Einzel heiten der sächsischen Notverordnung laut wurde, — dann könnte man heute vielleicht wenigstens von einem moralischen Resul tat dieser Landtagstage sprechen. Und weiter: Sachsen wirs fortgesetzt durch die R e i ch s p o l i 1 i k benachteiligt, die Reichs- rcgierung nimmt keine Rücksicht daraus, daß die Erwerbs losigkeit in Sachsen sehr viel größer ist als in allen übrigen Reichsteilen; da wäre es gut und wahrscheinlich auch m prak tischer Hinsicht nützlich gewesen, wenn man einmal in geschlos sener Kundgebung nachdrücklich und würdig Svachsens Recht gefordert hätte. Nun, ein Antrag, der eine beson dere Hilfsaktion für Sachsen forderte, ist am Freitag auch an genommen worden. Aber er ist in der Masse der übrigen An träge einfach verschwunden, man wird ihn zu dem dicken Stoß von Akten legen, die in diesen Tagen im Dresdner Stände haus entstanden sind, und damit wird die Sache erledigt sein. Denn das ist das Betrübliche an der Sache: der Landtag — oder richtiger: die Landtagsmehrheit — tat so, als sei noch alles so wie in früheren normalen Zeiten. Sie „beschloß" das uns jenes, das soll die Regierung tun und das soll sie Unter lasten, neue Ausgaben in Höhe von rund 30 bis 40 Millionen soll sie machen... Und die Regierung denkt gar nicht daran, diese Beschlüsse auszuführen, sie kann es beim besten Willen auch nicht, und die Landtagsabgeordneten wissen das selbstver ständlich ganz genau — aber sie beschließen eben... Glauben sie, daß sie damit das geringe Ansehen, das die Parlamente letzt nur noch besitzen, erhöht haben?! * Z ' 'st Dresden. Tschechischer Einbrecher sest- genommen. Nachts wurde von der Kriminalpolizei ein 25 Jahre alter Schlosser aus der Tschechoslowakei festgenommen. Er ist ein bekannter Einbrecher, der im Herbst vorigen Jahres aus einer Strafanstalt ausgebrochen ist und noch eine längere Freiheitsstrafe zu verbüßen hat. Bei ihm vorgefundene Einbruchswerkzeuge lassen darauf schließen, daß er erneut Einbrüche verüben wollte. Dresden. Musikinstrumenten st euer. Auf Grund der Reichsnotverordnung hat die Kreishauptmann schaft angeordnet, daß die Stadt Dresden im Rechnungs jahr 1931 die Musikinstrumentensteuer nach den Bestim mungen im 61. Nachtrage zur Gemeindesteuerverordnung vom 17. Dezember 1914 erhebt. Großschönau. ZurKokainschmuggel-Affäre. Die Fittanzbezirks-Direktion in Reichenberg, die die weitere Untersuchung führt, hat das Verfahren auf eine ganze Reihe von Geschäftsleuten in der Tschechoslowakei ausgedehnt, die das geschmuggelte Kokain von den Groß schönauer Lieferanten übernommen haben. Einer von diesen wurde, nachdem er schon längere Zeit von einem Zolldetektiven beobachtet worden war, in Prag verhaftet und erst nach Stellung einer Kaution von 80 000 Krönert entlassen. Gegen die Mitschuldigen, sehr angesehene Bür ger Großschönaus, schwebt das Verfahren. Gersdorf. Das neue Gemeindeparlament. Hier fand die erste Sitzung des neugewählten Gemeinde verordnetenkollegiums statt, das zum ersten Male eine rechte Mehrheit aufweist. Zum 1. Vorsteher wurde Bürger meister Scheunemann gewählt, 2. Vorsitzender wurde der Nationalsozialist Rötsch und 3. Vorsteher der National sozialist Hartig. In den Gemeinderat wurden zwei Na tionalsozialisten, ein Kommunist und ein Sozialdemokrat gewählt. Köthensdorf-Neitzenhain. Verunglückte Mor genpartie. Hier fuhr ein mit sechs Personen besetzter Chemnitzer Personenkraftwagen durch die Schuld eines Radfahrers gegen ein Stratzenbaum. Von den Insassen des Autos wurden vier Personen in den Straßengraben geschleudert, wobei ein Mann schwere innere Verletzungen erlitt. Penig. Der ungesicherte Bahnübergang. An dem unbewachten Bahnübergang nach dem Eichbaum stießen ein Kraftwagen und ein Personenzug zusammen. Der Kraftwagen wurde in den Straßengraben geschleudert. Glücklicherweise erlitt der Fahrer nur leichte Verletzungen. Es ist in der Hauptsache Materialschaden entstanden. Geithain. Beim falschen überholen ver unglückt. In Niedcrgräfenhain wollte eine 20 Jahre alte Radlerin ein Geschirr rechts überholen. Im gleichen Augenblick fuhr aber das Geschirr scharf nach rechts. Die Radlerin kam so zum Sturz, fiel unter den Wagen, wurde überfahren und erlitt schwere Verletzungen. Geithain. Ein Kind ertrunken. Ein vierjäh riger Knabe fiel in den Schwanenteich und ertrank, da keine Hilfe in der Nähe war. Wurzen. Auf frischer T a t. Die Kriminalpolizei nahm einen Mann fest, der gerade im Begriff war, von einem Parkplatz das Auto eines Wurzener Einwohners zu stehlen. Der Dieb hatte bereits in Dresden einen Kraft wagen gestohlen, mit dem er jedoch in Oschatz liegen ge blieben war. Borna (Bezirk Leipzig). Was ein Häkchen wer den will... In Lobstädt wurden zwei junge Bürsch chen im Alter von 16 und 17 Jahren festgenommen, als sie ein Motorrad an den Mann bringen wollten. Das Rad halten sie einige Tage zuvor gestohlen und waren planlos umhergefahren, bis ihnen Benzin und Geld aus gingen. Sie WM Lehrerschaft protestiert. Der Riesenraum des Zirkus Sarrasani faßte die Menge der Mitglieder des Sächsischen Lehrervereins nicht, die zur Teil nahme am Protest gegen die sächsische Notverordnung nach Dresden gekommen waren. Die Außerordentlichkeit der Ver sammlung zeigte sich in einer erregten, verbitterten Stimmung. Trinks, Dresden, der erste Vorsitzende, eröffnete die Versamm lung und gab dem Regierungsvertreter, Ministerialdirektor Dr. Woelker, das Wort. Er wurde mit eisigem Schweigen emp fangen. Seine Ausführungen waren allgemeiner Art und riefen schärfsten Widerspruch hervor. Die Erregung steigete sich zu dauernder Unruhe und Rufen nach Gerechtigkeit, nach Bela stung aller, -aber auch aller Schichten des Volkes. Tosender Beifall durchhallte den Raum, als der 1. Vor sitzende das Wort ergriff, dessen Ausführungen öfter durch stärkste Sympathiekundgebungen unterbrochen wurden. Er stell te fest, daß das verlangte Opfer der Lehrerschaft und der Schu le vergeblich, sinnlos, einseitig, die Belastung unerträglich sei. Er wandte sich gegen dieses Wirtschaftssystem, das keine Exi stenzberechtigung mehr hat, wenn es bei vollen Scheunen Men schen verhungern läßt. Der Mensch muß wieder ein Wert wer den, er darf nicht länger zur Sache herabgedrückt sein. Barth-Leipzig behandelte die Schulnot und betonte, daß die Bildungshöhe der Volksschule durch die Notverordnung nicht erhalten bleibt, trotz aller Erklärungen der Regierung, die der Oeffentlichkeit solches glauben machen möchte, um sie zu be ruhigen. Die Eltern sehen noch nicht, was geschehen soll. Bartsch-Gautzsch stellte fest: Das Vertrauen der Volksschul lehrerschaft zur Regierung ist restlos zerstört. Die bevorzugte Behandlung der höheren Lehrer bedeutet eine politische Ent scheidung und ist eine empörende Ungerechtigkeit. Unter stärk stem Beifall der Versammlung erklärte er: Die Volksschul lehrerschaft wird gegen diese Ungerechtigkeiten der Notverord nung anrennen und kämpfen, bis sie beseitigt sind. Zur drohenden Iunglehrernot sprach Klemm-Dresden: Ueber 2000 Junglehrern ist vom sächsischen Staate gekündigt worden. Durch das völlige Uebergehcn und der Nichteinhaltung der vierteljährigen Kündigungsfrist der nichtständigen Lehrer ist eine Rechtsminderung, ja ein Rechtsbruch geschehen. Einstimmig wurde eine den Vorträgen entsprechende Ent schließung angenommen. Ueberwältigender Beifall unterstrich die letzten Worte des Vorsitzenden. Der SchulcUbau muß auf- gehalten werden. Das Besoldungsunrecht an der Volksschul lehrerschaft muß rückgängig gemacht werden und die Iungleh rernot abgewendet wrdcn.
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