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kelkswerte unseres Volkes. Mit Borgen und Betteln ist noch kein Volk groß geworden. Adolf Hitler erklärte in seiner Rede: Es muß in Deutschland entweder Kommunismus regieren oder National sozialismus. Es ist denkbar, daß Deutschland kommunistisch regiert wird, es ist sicher, daß es nationalistisch regiert werden kann, es ist unmöglich, daß es ein Deutschland gibt, bei dem eine Hälfte kommunistisch, die andere natio nalistisch denkt. Hier muß die Entscheidung gesucht und herbeigeführt werden. Das ist die größte Aufgabe, die uns die Zeit gestellt hat. Wir können nicht denen folgen, die sagen, Deutschland ist zerrissen, hier ist Bolschewismus, hier ist Nationalismus. Wir dürfen nicht zugeben, daß diese beiden Kräfte ihre Spannung lösen und so vielleicht zum Ausgleich kommen. Wir dürfen nicht dulden, daß durch eine innere Auseinandersetzung die Ruhe und Ordnung gefährdet werde. Wir müssen demgegenüber die Auffassung vertreten: Wehe, wenn in Deutschland zu einer konfessionellen Spaltung auch noch eine ewig dauernde politische kommt. GrafvonKalckreuth überbrachte die Grüße des Reichslandbundes, dessen Präsident er ist. Er be- wnte: Was der Reichslandbund durch meine Teilnahme an dieser Tagung klar zum Ausdruck bringen will, ist die Erkenntnis, daß Deutschland in seiner heutigen, politisch und wirtschaftlich fast hoffnungslos zerrütteten Lage nur noch gerettet werden kann, wenn in letzter Minute eine Regierung die Zügel ergreift, die sich auf die immer stärker, zielklarer und geschlossener dastehende nationale Be wegung Deutschlands stützt. Der Zweite Vundesführer des Stahlhelms, Oberst leutnant Düsterberg, behandelte die Abrüstungsfrage. Er erklärte: Wir fordern als gleichberechtigtes Völkerbund mitglied auf Grund der Rechtslage und der Notwendigkeit oerdeutschenSicherheit vor aller Welt für Deutsch land die Wiedergewinnung der vornehmsten staatlichen Hoheitsrechte: Gleichberechtigung und Wehrhohe'it. Wir wollen keinen neuen Krieg, wir wollen einen neuen Frieden, wir wollen Verständigung, aber keine Unter werfung. Deutschlands Armut und Friedenswille lasten ein Wettrüsten nicht zu. Im Rahmen des Möglichen aber will Deutschland selbst im eigenen Lande nach eigenem Ermessen die Maßnahmen durchführen, deren Deutschlands Sicherheit und Landesverteidigung, Deutschlands Volksgesundheit, Jugenderziehung rurd Volkstum benötigen. Das weitere Programm der nationalen Opposition. Bad Harzburg, 12. Oktober. In den Kreisen der na tionalen Opposition wird der Verlauf der Harzburger Tagung als ein voller Erfolg gewertet, besten Auswirkung sich im poli tischen Geschehen Deutschlands unmittelbar zeigen müsse. Das sei gelungen. Die Tagung habe ergeben, daß die nationale Front in Wahrheit einig und geschlossen sei zur Erkämpfung des zuerst notwenigen Zieles der Machtergreifung, und daß sie bereit sei, die Verantwortung, so schwer sie heute sei, zu über nehmen. Zu dieser nationalen Willenssront seien Kräfte geste hen, die bisher abseits standen und die bisher glaubten, den Versuch einer ZuscmmrncrbMt mit dem geltenden System ma chen zum müssen. Die nationale Opposition werde, wenn nicht schon in der nächsten Woche, so bestimmt in ganz kurzer Frist vor die Ausgabe gestellt sein, den Staat von Grund auf durch die eigene Kraft des Volkes neu zu bauen. Der von der nati onalen Opposition gebildete Aktionsausschuß werde seine Ar beit sortsetzen und für weitere Schritte die notwendigen Vorbe reitungen treffen. Severing über die Tagung der nationalen Opposition. Dortmund, 12. Oktober. In einer Kundgebung der sozialdemokratischen Partei sprach am Sonntag der preußische Innenminister Severing über die polilüschir Lage. Er kam dabei auch auf die Harzburger Tagung der nationalen Opposition zu sprechen und führte u. a. aus: Vor vier Jahren wäre einer sol cher Tagung noch keine Bedeutung beizumessen gewesen; heute aber sei sie ein bedenkliches Vorzeichen kommender Ereignisse. Der Rücktritt des ersten Kabinetts Brüning sei neben dem Ein fluß der DVP. auch dem „unheilvollen Wirken der unveranb wortlichen Ratgeber der Wilhelmstrcß^ zuzuschreiben. Die Umbildung des Kabinetts bedeute eine schwere innen u. außen politische Erschütterung des Vertrauens. Das Rätselraten um den Kurs der neuen Regierung bewirke eine erhebliche Nervo sität in allen Volksschichten und müsse eine allgemeine Unsicher heit im Gefolge haben. Die Heraufbeschwörung dieser Regie rungskrise sei KatastrvphenpoWik. Deutschnationale und natio nalsozialistische Minister würden heute in Deutschland die Din ge nicht zum besten wenden können. Wenn die nationale Oppo sition ans Ruder komme, werde mehr zerschlagen, als der deut sche Volkskörper ertragen könne. Es sei daher Aufgabe aller republikanischen Parteien, die Machtergreifung durch die nati onale Opposition unter allen Umständen zu verhindern. Nur die Zusammenfassung aller bewußjt republikanischen Kräfte könne gegenwärtig noch helfen. Pariser Eindrücke von der Harzburger Tagung. Paris, 12. Oktober. Die Pariser Abendpresse läßt sich von ihren Sonderkorrespondenten mehr oder weniger eingehend über die Harzburger Tagung berichten. Vorläufig beschränken sich die Meldungen im wesentlichen auf das äußerste Bild, doch lassen die Ueberschriften eine gewisse Beunruhigung erkennen. Die Liberkv spricht von einer „dramatischen" Koalition der na tionalen Kräfte. In anderen Blättern heißt es, daß die Ver- sammluno eine große Gefahr für das neue Kabinett Brüning darstelle. Im übrigen wird betont, daß Reichspräsident v. Hin denburg für die Auflösung des Reichstages im Falle eines Mißtrauensvotums nicht zu haben sei, da er die parlamenta rische Grundlage nicht erschüttern wolle Wenn das Kab.net Brüning gestürzt werden sollte, werde sich der Reichspräsident vermutlich, an Dr. Hugenberg wenden. Dor Intrunslgeant fugt hinzu, daß diese Möglichkeit von sein würde, da eine Regierung der äußersten Rechen D ulsch- land mit Sicherheit die Unterstützung des Auslandes entziehen werde. stiller bei stinüenburg. Empfang Hitlers beim Reichspräsidenten. Aussprache über die politische Lage. Die Nachricht, daß Reichspräsident von Hindenburg oen Führer der Nationalsozialisten, Adolf Hitler, empfan gen würde, hat sich bestätigt. Der Empfang hat am Sonn abend stattgefunden und hat ungefähr 1^ Stunden ge dauert. über den Empfang wird folgender amtlicher Be ucht ausgegeben: Der Reichspräsident empfing die Herren Hitler und Hauptmann a. D. Göring und nahm von ihnen einen ausführlichen Bericht über die nationalsozialistische Be wegung entgegen. Hieran schloß sich eine Aussprache über außen- und innenpolitische Fragen. Zum Empfang Hitlers beim Reichspräsidenten hatten fich viele Zuschauer eingefunden. Die nur verhältnismäßig chwach vertretene Polizei hatte die Menschen aus den dem leichspräsidentenpalais gegenüberliegenden Bürgersteig, der mit Stricken gegen die Fahrbahn abgesperrt war, ge drängt. Der Verkehr war in vollen aufrecht- rryalten worden; die gespannt wartenden Zuschauer ver hielten sich vollkommen ruhig. Eine kleine Unruhe entstand erst, als auf Grund einer Anweisung des preußischen Innenministers den Pressephotographen unter Androhung der Beschlagnahme ihrer Apparate das Photographieren untersagt wurde. Als Adolf Hitler in Begleitung des Reichstagsabgeordneten Göring nach eineinviertelstündiger Besprechung beim Reichspräsidenten wieder erschien, wurde er von seinen Anhängern begeistert begrüßt. Die Menge zerstreute sich, ohne daß sich Zwischenfälle ereigneten. Zu dem Photographierverbot wird noch von national sozialistischer Seite bekannt: Auf Befehl des preußischen Innenministers wurde das Photographieren und Filmen vor dem Reichspräsidentenpalais bei der Anfahrt und Ab fahrt Adolf Hitlers von der Polizei verboten und dagegen eingeschritten. Das Neichsinnenministerium mißbilligt diesen rechtlichen Übergriff der preußischen Polizei und wird veranlassen, daß Apparate, falls sie beschlagnahmt worden sind, sofort den Eigentümern zurückgegeben wer den. Jedenfalls steht fest, daß der angeblich der preußischen Polizei erteilte Befehl, nur die Tonfilmwagen an ihrer Tätigkeit zn verhindern, auf alle Photographen ausgedehnt worden ist. Bild links: Adolf Hitler begibt sich zum Reichspräsidenten. Bild rechts: Hitler ist vorgefahren, seine Anhänger und zahl reiche Neugierige hatten sich in der Wilhelmstraße angesammelt. Rede Dingeweys in Breslau. Anschluß an die nationale Opposition. Der Parteiführer der Deutschen Volkspartei, Dingel- dey, sprach vor Vertrauensleuten der drei schlesischen Wahlkreise über die politische Lage. Er sei ein entschlosse ner Gegner einer Politik, die darauf abgestellt sei, die Gewerkschaften zu zerschlagen. Tas, was das Volk wieder in normale Bahnen virngen könne, der nationale und see lische Schwung, könne aber nicht mit den Sozialdemokra ten erreicht werden. Die nationale Opposition müsse in Vie Front der Ber autwortung. Die Harzburger Tagung könne von entschei dender Bedeutung sein. Wenn die Partei heute einmütig Brüning die Gefolgschaft verweigere, so erkläre sic sich bereit zu einem Zusammenschluß mit der nationalen Oppo sition Nils der Grundlage gegenseitiger Achtung vor dem Wesen vcrer, die den Bündnisvertrag schließen wollen, gegenseitiger Achtung aus dem Boden staatspolitischcr Be sonnenheit. Noch sei es nicht zu spät. Es sei die Mission der Volks- Partei, eine Brücke zu schlagen zwischen den zerklüfteten Volksteilen. Grandi fährt auch nach Washington Der italienische Außenminister Grandi wird auf Ein ladung der Regierung der Vereinigten Staaten voraus sichtlich am 7. November nach Amerika reisen. Grandi wird von einigen Herren des italienischen Außenministeriums begleitet werden. Voraussichtlich wird sich Grandi etwa zwei Wochen in Amerika aushalten. Washington prüft die Zahlungsfähigkeit. Das Schicksal der europäischen Schuldnerländer. Das zuständige Washingtoner Staatsdepartement ist beauftragt worden, eine genaue Aufstellung über die Finanzlage der europäischen Staaten zu machen. Diese Aufstellung soll dazu dienen, im Falle einer Schuldenrevi sion die Zahlungsfähigkeit der einzelnen Länder festzu stellen. Kein Abrüffungsvorschlag Lavals an Hoover. Von amtlicher französischer Seite wird die Nachricht dementiert, daß Laval die Absicht habe, Hoover eine 25prozentige Herabsetzung der europäischen Rüstungen vorzuschlagen, um als Gegengabe eine Herab setzung der Kriegsschulden zu erhalten. Laval habe -keinerlei Erklärungen über die bevorstehenden Besprechun gen mit Hoover abgegeben. Sie pevsionskürzung durch Notverordnung Die „wohlerworbenen Rechte" der Beamten. Zu der vielerörterten Frage der Verfassungs - Mäßigkeit der Bestimmung in der Notverordnung som 6. Oktober über die Kürzung der Pensionen anrd von zuständiger Seite erklärt: Es ist zuzugeben, daß )er Entwurf des Pensionskürzungsgesetzes, dessen Be- nmmungen in die Notverordnung übernommen worden Md, seinerzeit als versassungsändernd erklärt worden ist. Der Schlusselpunkt ist der Artikel 129 der Reichsverfassung, oer von den wohlerworbenen Rechten der Beamten handelt. Die Frage ist nun, ob sich diese „wohlerworbenen Rechte" auf eine zifsernrnätzige Gehaltshöhe be ziehen oder auf die Garantie der Institution des BeruM beamtentums als solchem. Im Schrifttum, aber auch in einem Spruch des Neichsfinanzhofes vom Anfang dieses Jahres habe sich die letztere Auffassung durchgesetzt. Ohne, vie Streitfrage zu entscheiden, habe die Reichsregierung geglaubt, schon jetzt in der Notverordnung die Frage praktisch regeln zu sollen, wobei notfalls die endgültige Entscheidung dem Reichsgericht zu überlassen wäre. Wilsdruff, am 12. Oktober 1931. Merkblatt für den 13. Oktober. Sonnenaufgang 6^ I Mondaufgang 9°' Sonnenuntergang 17" j Monduntergang 17^ 1821: Der Mediziner und Politiker Rudolf Virchow geb. Das sommerlich anmutende Wetter des gestrigen Sonn tags war zum Besuche des hiesigen Jahrmarkts besonders gün stig. Den ganzen Nachmittag über herrschte ein ununterbroche nes Kommen und Gehen und so weit wie man das beobachten konnte, waren unter den Läufern auch Käufer, sodaß die Markt- sieranten immerhin auf ihre ^Kosten gekommen sein dürsten. Auch unsere heimische Geschäftswelt dürfte einen Vorteil aus dem Offenhalten der Geschäfte gehabt haben. Heute ist bas Wetter ja wieder schön und ba hofft man noch aus viele Be sucher vom Lande. Das Festkonzert der Städtischen Orchesterjchule, das am Sonnabend anläßlich der Wiedeisehensfeier der ehemaligen Wilsdruffer Musikschüler im „Löwen" veranstaltet wurde, war nur mäßig bösucht. Gewiß, es gibt viele Entschüldigungsgrünbe dafür, aber gesagt muß doch werden, daß man viele nicht sah, die kommen konnten und kommen mußten und doch nicht kamen. Das ist sehr bedauerlich, zumal unser Stabt. Musikdirektor und seine Schüler alles taten, um die Besucher auf sonnigem Wege in die Freudengefilde der Frau Musika zu entführen. Ein hin reißend schwungvoller Auftakt und zugleich ein treues Gedenken an den unvergeßlichen Komponisten, unsern ehemaligen Stabt- musikdirektor Emil Römisch, war die glänzende Wiedergabe seines hervorragenden Iubiläumsmarsches, dem sich die fein sinnige Ouvertüre z, Op. „Heimkehr aus der Fremde" anschloß. Der Vorsitzende ber Vereinigung ehem. Wilsdruffer Musik- schüler, Rw.-Hoboist Uhlemann-Lötzen hieß hierauf die Be sucher im Namen der Vereinigung willkommen und gab ihrer Anhänglichkeit und Dankbarkeit an den Leiter der Musikschule, Musikdirektor Philipp, durch lleberreichung eines herrlichen Rosenstraußes und einer Mappe mit kostbaren Noten Ausdruck. Der also Geehrte dankte herzlich dafür, wünschte seinen ehe maligen Schülern alles Gute, ber Vereinigung Wachsen. Blühen und Gedeihen und dem deutschen Daterlanbe eine Besserung der Verhältnisse, damit in 3 Jahren an der 2. Wiedcrsehens- feier alle ehemaligen Schüler teilnehmen könnte». Ehe im Pro gramm fortgefahren würbe, gedachte man Ler Toten. Vor einigen Jahren wurde ein Schüler beim Spiel vom Tod über rascht und vor kurzem starb ein tatkräftiger Förderer der Orchesterschule, .Kantor Oberlehrer Hientzsch. Während sich die Anwesenden von den Plätzen erhoben hatten, spielte die Kapelle das Lieb vom guten Kameraden. Mit orchestralem Glanz erstanden dann die Melodien aus der Oper „Der Frei-