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MlsdrufferTageblati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, »Wil-Lruffn Tageblatt» «rsch«i«« -» »Ile« Werkt«««« ,»ch»itt«,r SUH«. P«pi,,prc>»: »ei «bh»l»», ia »« DeschSstrftelle und de« Au»«ad«stellea r RM. im Monat, bei Zustell»«, durch dl« »»«en r^o RM., bet Poftbeftellun, L «W. ,u,S,Iich Abtra,. . -- .. . ,ebühr. Ei«j-I«um7nrrn »«pf,.«llePostanftalten Wochenblatt für Wilsdruff ll. Umgeaeno Postboten und»nserrdlu«. irl«eru»d<LtschSftrstelleu - —— nehme« ,« jeder Zei! Be- kek««,eu eutge,««. I» Falle höherer »emalt, Krie, oder sonstiger Betrieb,ftörunzen besteht kein Anspruch Mts Liefern», der Zett»», oder Kürz«», de» Be,«g»preife». — Rückte«»»», ein,efa»dter Schriftstücke «rf»i,t nur, »on, Port» beilte,t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Oktober 1931 Ms er wiedsrkam... Formell also ist die Regierungskrise beendet durch die Ernennung der früheren und des einzigen neuen Ministers, durch die Genehmigung der Liste, die Dr. Brüning dem Reichspräsidenten vorgelegt hat. Aber — das wichtigere — steht ja noch aus: die Feuerprobe vor dem Reichstag oder, wenn man so will, die „offene Feldschlacht". Eifrig ist heute der Rechenstift politisch Interessierter dabei, festzustellen, ob und welche Aussicht für das neue Kabinett Brüning besteht, an der Klippe des Mißtrauensvotums im Parlament vorüberzu lavieren; aber man kommt mit dieser Berechnung nicht zu Ende, weil allzu viele „unbestimmte Größen" dabei sind. Man wird Genaues auch wieder erst — wie so manches Mal in der Geschichte des ersten Kabinetts Brüning — doch wohl dann erfahren, wenn der Reichstagspräsident Löbe sich erhebt und verliest: „Die Abstimmung hat fol gendes Ergebnis . . ." Einen Augenblick darf man sich heute bei der perso - nellen Neugestaltung der Reichsregierung aufhalten; und dabei ist die Übernahme des Außen ministeriums durch den Reichskanzler ein zwar er wähnenswertes, aber sicherlich nicht auffallendes Ereignis Schon in den anderthalb Jahren, seitdem ihm ein Außen minister zur Seite stand, hat Dr. Brüning doch nicht blof äußerlich die Leitung der deutschen Außenpolitik in seinen Händen gehabt, hat hier nicht bloß „die Richtlinien dei Politik bestimmt", wie es ihm die Reichsverfassung zum Recht und zur Pflicht macht. Unter seinen Amtsvorgängern sah es darin — wenigstens äußerlich — ganz anders aus; wanderte doch Dr. Stresemann als Fachminister für das Auswärtige sieben Jahre lang durch alle Kabinette. Das Dr. Brüning nun auch offiziell das Außenministerium übernimmt — wohl auch deshalb, weil er dafür den Lon doner Botschafter v. Neurath nicht gewinnen konnte — ff also mehr die äußerliche Folgerung aus einem tatsächlick vorhandenen Zustand. Größeres Aufsehen aber mutz die Übertragung des Innenministeriums auf den bisherigen unk sein Amt auch jetzt behaltenden Reichswehrminister Dr Gröner erregen. Der Reichsinnenminister — gerad« so wie sein Kollege von der Justiz — stand und steht jc an der Spitze eines Ministeriums, das man mit bos haftem Witz, aber nicht mit Unrecht, als eine Behördl „ohne Körper" bezeichnet. Denn es fehlen ihm die Exeku tivbehörden und daher ist der Reichsinnenminister bei de: Durchführung seiner Aufgaben auf die Länderbehörder angewiesen. Daß nun die Leitung dieses Ministeriums gerade dem Reichswehrminister übergeben wurde, mus daher eine hauptsächlich politische Wirkung aus lösen; diesem untersteht die stärkste und — letzte Exekutive nämlich die Reichswehr, für den Fall ernstester Konflikt« im Dasein des Staates. Nach den Wirren der Revolu tionszeit ist aber erfreulicherweise nur ein einziges Ma! zu diesem „letzten Mittel" gegriffen worden, übrigens ff im Ausland hier und da auch schon die Verbindung diese, beiden Ministerien in einer Hand erfolgt. Schließlich ist neben der Tatsache, daß das neu« Kabinett Brüning in der Hauptsache aus Männern zu sammengesetzt ist, die schon Mitglieder des vorigen waren, auch noch daran nicht ganz vorüberzugehen, datz neben Dr. Curtius zwei Angehörige des Zentrums, alsc der eigenen Partei des Kanzlers, nicht mehr in der neuen Ministerliste erscheinen, Dr. Wirth und Dr. v. Gusrard Welche Gründe oder welche Absichten bei diesem Rücktrib Mitwirken, wird man wohl erst später sagen können, wenn es sich entscheidet, ob Dr. Brüning mit seinem neuen Kabi nett sich im Reichstag halten kann. Vermutlich wird er aber die kurze Zeit, die ihm bis zn dieser Entscheidungsstunde noch bleibt, auszunutzen ver suchen in dem Sinne, daß dann nicht allein die persönlich: Zusammensetzung des neuen Kabinetts, sondern auch fach liche Fragen zum Objekt des Für und Wider werden Stoff hierfür ist ja mehr als reichlich vorhanden; denn man hat ja dem Reichskanzler Brüning längst schon gerade den Vorwurf gemacht, in zahllosen Notverordnungen ebenso zahllose Dinge angepackt zu haben, darunter recht über flüssige — aber einer Inangriffnahme der brennendsten nämlich der wirtschaftspolitischen Probleme, bisher aus gewichen zu sein. Nun ist im neuen Kabinett auch wieder ein neuer Wirtschaftsminister vorhanden, der bisher eine hervorragende Stellung in der deutschen Wirtschaft be kleidete. Wenn Dr. Brüning vor den Reichstag tritt, so kann und — muß eben der Inhalt der Regierungserklärung wehr als nur eine Andeutung darüber sein, was man wirt schaftspolitisch tun will, sondern sagen, was man hierin und hierfür tut: Ein wirtschaftspolitisches Notprogramm also, das aber über nur „programmatische" Ausführungen hinausgeht, das ein praktisches, ein aktives Handeln ent wickelt. Dann wird die Entscheidung über Brüning auch darum gehen, ob die Mehrheit des Reichstages ihm den Weg zu diesem Handeln freigibt oder ob sie ihm darin nicht folgen will, weil sie kein Vertrauen zu ihm und seinen Kol legen auf der Ministerbank besitzt. Arancors Poncet in Paris. Ler Berliner französische Botschafter Francois Pon ist m Paris eingetroffen. Seine Reise wird mit de« Bildung des deutsch-französischen Wirtschaftsausschusses in Zusammenhang gebracht. Jie MeruiW der mtiMlen AM. Die Harzburger Kundgebung. Sofortiger Rücktritt der Regierung Brüning, sofortige Neuwahlen gefordert. Die Stadt Bad Harzburg stand am Sonnnabend und Sonntag ganz im Zeichen der Tagung der Nationalen Opposition. Die Straßen zeigten reichen Flaggenschmuck. Die Führer der Nationalen Opposition waren vollzählig zugegen, so außer Dr. Hugenberg die Bundessührer des Stahlhelms, Seldte und Düsterberg, und Adolf Hitler, vom Alldeutschen Verband Justizrat Claß. Aus den Kreisen der Landwirtschaft Dr. Wendhausen, von Sybel, Sieber und die Präsidenten Bethge und Lind. Von den Mitgliedern des Reichs- und Staatsrates waren Freiherr von Gahl, Minister Küchenthal und Minister Klagges aus Braunschweig, Finanzminister Dehlinger-Württemberg, Justizminister Gürtner-Bayern, Ministerpräsident Eschenburg-Mecklen burg, Landrat Schulze-Pelkum anwesend. Ferner sah man Persönlichkeiten aus den führenden Kreisen der Wirtschaft, darunter Reichsbankpräsidenten a. D. Schacht. Die alte Wehrmacht war vertreten u. a. durch Generaloberst von Einem, General von Gallwitz, von Hutier, Kühne, Admiral von Trotha, Prinz Eitel Friedrich, Admiral von Levetzow, Generaloberst von Seeckt. Die Besprechungen begannen um 10 Uhr im Kurhaus. Vor dem Gebäude hatte eine Abteilung Nationalsozialisten Aufstellung genommen. Vor der gemeinsamen Beratung hielten die Nationalsozialisten eine Sondersitzung ab. Der Vorsitzende, Dr. Frick, gab eine Darstellung, wie es zu dieser Tagung gekommen sei. In der NSDAP, hätten an fangs Bedenken geherrscht. Demgegenüber sei darauf hin zuweisen, datz auch Mussolini den Weg der Koalition habe gehen müssen. Notwendig sei, datz die nationale Opposition in geschlossenem Vorgehen die Macht erreiche. Die Natio nalsozialisten würden in den Reichstag zurückkehren, nicht, nm dort sogenannte positive Arbeit zu leisten, sondern, um die Regierung Brüning und das System zu erledigen. Frick verlas hierauf die Anträge, die von den Parteien der Nationalen Opposition im Reichstage bei seinem Wiederzusammentritt am Dienstag eingebracht werden sollen. Die gemeinsamen Anträge der Nationalen Opposition lauten: 1. Der Reichstag entzieht der Reichsregiernng das Vertrauen; 2. Der Reichspräsident wird ersucht, den Reichstag aufzulösen und Neuwahlen auf Sonntag, den 8. No vember 1931, auszuschreibcn; 3. Die von dem Reichspräsidenten auf Grund des Artikels 48 Absatz 2 der Reichsverfassung seit dem 10. Fe bruar 1931 erlassenen Verordnungen sind außer Kraft zu setzen; 4. Die Zahlung der Polizeikostenzuschüffe au Preußen ist mit dem 31. Oktober 1931 einzustellen. Frick erteilte hierauf Adolf Hitler das Wort. Er verlas ein Manifest, das mit schweren Vor- vürsen und Anklagen gegen die bisherigen deutschen Re gierungen, insbesondere gegen die Regierung Brüning, begann und in dem es weiter heißt: Wir sehen die Mög lichkeit der Rettung der deutschen Nation nur in einem gigantischen Appell an die in uns selbst vorhandene Kraft. Feierlich erheben wir Protest gegen die weitere Aufrechterhaltung des sogenannten Friedensvertrages von Versailles, der nicht nur unser deutsches Vock zerstört, sondern in zwangsläufiger Folge die ganze Welt in einen Zustand ewiger Unruhe und Unsicherheit werfen muß. Die von ans allen gewünschte Zusammenarbeit der zivilisierten Nationen ist so lange undenkbar, als die Welt durch Viesen Vertrag in zwei feindselige Hälften zerrissen ist. Der Kampf gegen die bolschewistische Zertrümme- mng aller menschlichen Gemeinschaften setzt eine auf richtige Auflehnung aller der Nationen voraus, die vor allem im Interesse ihrer Hand- und kopfarbeitenden Menschen den sozial grauenhaften Zustand des bolsche- oisierten Sklavenstaates vermeiden wollen. Am Mittag fand die gemeinsame Sitzung der parlamentarischen Vertreter ves Reichstages, des Preußischen und des Braunschweigischen Landtages, der in der Natio nalen Opposition vereinten Parteien, statt. Nach den Besprechungen fand ein Feldgottesdienst auf dem Wiesenhang Hinter den Eichen statt. Nach dem Niederländischen Dankgebet sprachen Hofprediger Döhring sowie der katholische Pfarrer Hoynka aus Schlesien. Nach dem Gottesdienst erfolgte der Vorbeimarsch der uniformierten SA.- und Stahlhelmleute. Nach einer Mittagspause folgte die große Kundgebung im KurHause. Der große Saal des Kurhauses war dicht gefüllt. Nach einer Begrüßungsansprache des braunschweigi schen Ministerpräsidenten Dr. Kückenthal eröffnete Dr. Hugenberg, der deutschnationale Führer, die Reihe der Redner. Er führte u. a. aus: Hier ist heute die Mehrheit des deutschen Volkes. Aus dieser Gemeinschaft heraus wird, wenn es Zeit ist, die Parole für die Reichspräsidentenwahl ausge- geben werden. Was Arbeitslosigkeit heitzt, weH jetzt die ganze Erde. Ihr wird der erste große Kampf der regierenden nationalen Opposition gellen. Jeder BM in die Zukunft hat dem Kabinett Brüning gefehlt. Es hat jede Gelegenheit verpaßt. Man glaube nicht, daß wir un geduldig nach Ministerseffeln oder persönlicher Macht oder Bonzentum seien. Wir sind nur ungeduldig nach Rettung des Volkes. Wer solche von uns erwartet oder sie selbst nicht leisten kannn, mag uns auch die Macht dazu gönnen. Insbesondere die Macht in Preußes. Dr. Hugenberg schilderte dann die außenpolitische Lage und fuhr fort: Aus dem Gedanken der nationalen Gemeinschaft heraus müssen die nationalen Volkswirtschaften dar MeoHen lebens fähigen Völker in Freiheit und Selbständigkeit neu aufgcbaut Werden. Das bedeutet nicht den geschlossenen Handels- ftaat. Aber es bedeutet eine im großen Rahmen sich selb st genügende Nahrungsgrundlage, freie Entwick lung der einheimischen Kräfte und aller Möglichkeiten des inneren Marktes fowie Teilnahme an den Kolonial- und Siedlungsgebieten der Erde. Es bedeutet selbständige Währungs- und Handelspolitik, natio nale Führung und Freiheit der großen Unterneh mungen des Landes sowie Schutz der eigenen Volkswirtschaft vor Störungen durch ausländische Kapitalmächtc und deren Bundesgenossen. Es bedeutet Entwicklung des auswärtigen Handels und Warenaustausches und Verkehrs auf der Grundlage der gegenseitigen Ergänzung und Befruchtung statt des Dum pings und der Zerrüttung aller Märkte. Es bedeutet voll ständige Abkehr von dem sogenannten „weltwirtschaftlichen Gelten". Alles wartet nur auf die Parole zu den ersten Hammerschlägen des Neubaues. Aber der Bauplatz muß zuvor von den anderen geräumt sein. Im Anschluß an seine Rede verlas Dr. Hugenberg Sie gemeinsame Entschließung, in der folgende Forderungen erhoben werden: Wir stoßen keine Hand zurück, die sich zu wirklich ehr licher Zusammenarbeit anbietet. Wir müssen aber die Er haltung eines falschen Systems und die Fortsetzung eines falschen Kurses in einer nur national getarnten Regierung der bisherigen Kräfte ablehnen. Jede Regierung, die gegen den Willen der nationalen Opposition gebildet werden sollte, muß mit unserer Gegnerschaft rechnen. So fordern wir den sofortigen Rücktritt der Regierung Brüning und Braun, die sofortige Aufhebung der dikta torischen Vollmachten für Negierungen, deren Zusammen setzung nicht dem Volkswillen entspricht und die sich nur noch mit Notverordnungen am Ruder halten. Wir fordern sofortige Neuwahlen der überalterten Volksvertretungen, vor allem im Reich und in Preußen. Im vollen Bewußtsein der damit übernommenen Verantwortung erklären wir, daß die in der nationalen Opposition stehenden Verbände bei kommenden Unruhen, wohl Leben und Eigentum, Haus, Hof und Arbeitsstellen derjenigen verteidigen werden, die sich mit uns offen znr Nation bekennen, daß wir es aber ablehnen, die heutige Regierung und das heute herrschende System mit dem Einsatz unseres Blutes zu schützen. Wir verlangen Wiederherstellung der deutschen Wehrhoheit und Rüstungsausgleich. Wir beschwören den durch uns ge wählten Reichspräsidenten von Hindenburg, daß er dem stürmischen Drängen von Millionen vaterländischer Männer und Frauen, Frontsoldaten und Jugend entspricht und in letzter Stunde durch Berufung einer wirklichen nationalen Regierung den rettenden Kurswechsel herbei führt. Die Entschließung wurde mit stürmischem Beifall aus genommen. Dr. Schacht. Nach Hugenberg sprachen die anderen Führer. Der frühere Reichsbankpräsident Dr. Schacht erklärte in seiner Rede: Das Programm, das eine nationale Regierung durchzuführen haben wird, berhut auf einigen ganz wenigen Grundgedanken. Es ist das Programm Friedrich des Großen nach dem Siebenjährigen Kriege: Sich fest aus Lie heimische Wirtschaft stellen und aus dem heimischen Boden herausholen, was nur irgend hcrauszuholen ist und im übrigen sich für eine Generation bescheiden, sparenund arbeiten. Dazu gehört nichts als Charakter, als Selbstvertrauen und Gottvertrauen. Es aeüört dazu der Glaube an die Ewia-