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Vor 2V0 Jahren. „Denkwürdigkeiten für Sachsen". „Was die Väter beglückte, paßt nicht mehr ganz für die Söhne." Sachsen hat seine Verfassung später bekommen als die meisten anderen Länder. Solange der alte König Friedrich August der Gerechte lebte, dem auch die Ereignisse der Jahre 1813/15 «Sachsens Teilung!! die Zuneigung des Volkes nicht rauben konnten, war es leicht, über die „modernen Wünsche" «ach dem Konstitutionalismus hinwegzugehen. Aber sie leb ten doch in breiten Massen des Volkes, und sie machten sich nach Friedrich Augusts Tode, als sein Bruder Anton auf dem Throne saß, in deutlicher Weise Luft. Die Tumulte im Sep tcmber 1830 mußten als Warnung angesehen werden, und man besolgw sie: am 17. September 1830 wurde die Mitteilung ver- össentlichi. daß Prinz Friedrich August, der spätere König, nach dem Thronfolgcverzicht seines Vaters Maximilian zum Mil rezenten seines Oheims, des Königs Anton, ernannt worden war. Die Unterschrift beider, Friedrich Augusts und Antons, trägt auch die Urkunde über die dann ein Jahr später, im September 1831 in Kraft getretene Verfassung. Ein alter Zeitschriftenband aus den Jahren 1830/31 lehrt, daß in dieser Vorbereitungszeit die alten Fesseln der Zensur abgestreist worden waren, daß manches freie Wort gesprochen werden konnte, das vorher und auch später wieder unmöglich war. „Denkwürdigkeiten für Sachsen" heißt diese Zeitschrift, und außerdem hatte sie noch einen Untertitel: „Eine Zeitschrift zur Beförderung der Vaterlandskunde und zur Verständigung über die Angelegenheiten des Gemeinwohles". Der Dresdner Buchhändler Arnold war ihr Herausgeber, und was er mu ihr bezweckte, das hatte er in einer Vorankündigung so aus gesprochen: „Es möchte uns gelingen, jede Anhänglichkeit an das Vaterland zu erhöhen, die durch nichts so sehr als durch erleuchtete Kunde des Vaterlandes, dnrch freie Ansicht und un befangene Würdigungen seiner Einrichtungen belebt werden kann! Möchte es sich in unseren Denkwürdigkeiten recht ofi durch die Tat bewähren, daß wir uns der Schweigsamkeil über öffentliche Angelegenheiten, deren man uns Sachsen be schuldigen will, immer mehr entwöhnen und daß wir über alles, was dem Gemeinwesen nottut, mit rücksichtslosem Frei ymte, aber mit Einsicht, mit Unbefangenheit und Würde zu sprechen wissen". Auch die Losung, die man auf das Titelblatt setzte, kcnu zeichnete das Vorhaben. Es war ein Wort der Fürstin Paulinc von Lippe-Detmold: „Es ist das schöne Vorrecht hoher Menschenwürde, nie still zu stehen, nie am Ziele sich zu glauben: denn was die Väter beglückte, paßt nicht mehr ganz für die Söhne; was diese bedürfen, würde schwerlich mehr den En kein genügen". Der Inhalt der Zeitschrift hält im allge meinen das, was versprochen worden war. Gern bezog man sich aus das parlamentarische England und stellte es Deutschland and Sachsen als Muster hin. Man führte beispielsweise das Wort Huskissons im englischen Parlament an, das bei der Erörterung der liberalen Handelsprinzipien nicht die Mei nung von Theoretikern, Schwärmern und Metaphysikern, son vcrn von mehreren durch lange Erfahrung erleuchteten Handels leuten gehört worden sei, und sägte hinzu: „Wo anderwärts hört man einen Staatsminister sich auf solche Gewährsmänner beziehen? Es kann freilich nur da geschehen, wo die Staats männer selbst so viele praktische Kenntnisse haben, daß sie die Ansichten erfahrener Männer zu würdigen und die Meinun gen derselben zu vergleichen verstehen." Und mit Anerkennung zitierte man den Ausspruch des gleichen Huskisson, daß es nicht dem Ministerium zustehe, die öffentliche Meinung zu leiten, sondern daß es vielmehr die Pflicht des Ministeriums sei, sich von ihr leiten zu lassen. Dazu betonte der Heraus geber noch, das Volk müsse freilich auch Gelegenheit und Auf forderung haben, feine Stimme hören zu lassen. . . Am Schluß des Asten Jahres konnte der Herausgeber der Denkwürdigkeiten mit Recht erklären: „Mancher unerschrockene Sprecher Hai hier über öffentliche Angelegenheiten geredet zu einer Zeil, wo Zurückhaltung und Anbequemung beliebter machten als freie Rede." Spätere Zeilen werden mannigfache Kenntnisse über die Zustände unserer Gegenwart aus unseren Zeitungen schöpfen können. So, wie auch wir mancherlei er fahren, wenn wir einen Zeitungsband aus früheren Zeiten in die Hand nehmen. Aus dem Landtage. Um den Stahlhelm-Aufmarsch in Freiberg. Die Landtagsfraktion der NSDAP, hat folgenden Antrag eingebracht: Zeitungsmeldungen zufolge hat die sächsische Landesregierung den für Ende September ge planten Stahlhelm-Aufmarsch in Freiberg verboten. Da mit hat die sächsische Landesregierung bewiesen, daß sie das bis zum 15. September 1931 befristete Demonstra tionsverbot noch weiter auszudehnen beabsichtigt. Wir be antragen daher: Der Landtag wolle beschließen: 1. alle erlassenen Demonstrationsverbote sofort aufzuheben und weitere Verbote nicht auszusprechen; 2. die örtliche Polizei behörde anzuweisen, Beschränkungen in der Versamm- lungs und Demonstrationsfreiheit unter allen Umständen zu unterlasse«. Zur Dresdner Straßcnbahnsabotage. Die Landtagsfraktion der Kommunistischen Parte: nimmt in einem Antrag Stellung zu den Ereignissen auf den Dresdner Straßenbahnhösen und zu dem Verbot der Dresdner „Arbeiterstimme". Die Fraktion beantragt, die Regierung zu beauftragen, den Polizeibehörden sofort alle Eingriffe in bestehende Lohn- und Arbeitskonflikte zu un tersagen, alle in dieser Angelegenheit getroffenen Maß nahmen, wie Besetzung von Bahnhöfen, Verhaftungen usw. von sich aus rückgängig zu machen und das Verbot der „Arbeitnrstimme" sofort aufzuheben. Helft Brandstiftungen aufklären! Die Zeitungen berichten leider fast täglich von Brand stiftungen! Nach den Bestimmungen des geltenden Straf gesetzbuches wird vorsätzliche Brandstiftung mit Zuchthaus bis zu 15 Jahren, in besonders schweren Fällen nicht unter 10 Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft. Die abschreckende Wirkung ist aber leider in den letzten Jahren vielfach gemilderi worden durch Gnadenmaßnah men, die dazu angetan waren, den Ernst der Strafan drohung in den Augen der Allgemeinheit abzuschwächen. Neuerdings wurden sich aber die Gerichte bewußt, daß sie durch strenge Anwendung der Bestimmungen des Strafgesetzbuches eine wichtige Waffe im Kampfe gegen die Brandstiftung in der Hand haben, und auch die Öffent lichkeit, besonders die Parlamente, traten dafür ein, in der Abwehr der Brandstiftungsgesahr alle strafgesetzliche Tatkraft anzuwenden. Der Brandstifter ist zweifellos ein Feind der Allgemeinheit und damit auch der deutschen Volkswirtschaft. Der Schaden, der durch sein frevelhaftes Tun entsteht, trifft die gesamte Bevölkerung. Daher müssen alle mit größtem Nachdruck dafür sorgen, daß die Brand stifter den Gerichten und einer verdienten Strafe zuge führt werden. Landwirtschaftliches. Betriebsvoranschläge der Landwirtschaft. Die Presse stelle der Landwirtschaftskammer macht darauf aufmerk sam, daß heute mehr denn je die Aufstellung eines Be triebsvoranschlages notwendig ist. Aus einer derartigen Aufstellung lassen sich vor allem die wichtigen Maßnahmen erkennen, die der Landwirt in seinem Betriebe zu trefscn hat. Wenn die voraussichtlichen Ausgaben beispielsweise höher als die voraussichtlichen Einnahmen liegen, so muß der Landwirt von vornherein bedacht sein, nach Möglichkeit Sonderausgaben, die er ohne Kenntnis des Voranschlages gemacht hätte, zu vermeiden oder herabzusetzen. Wenn sich auch zur Zeit der Aufstellung des Betriebsvoranschlages noch nicht genau alle Einnahmen und Ausgaben voraus sehen lassen, so ergibt sich doch aus den Buchführungs ergebnissen oder aus Notizen, vor allem aus den Ernte ergebnissen die ungefähre Höhe der Einnahmen. Vielfach werden im Laufe der Zeit Änderungen eintreten, so, wenn sich zum Beispiel die Konjunktur ändert. Der Betriebs voranschlag ist in gewissem Sinne das Fieberthermometer des landwirtschaftlichen Betriebes. Das Beizen nicht vergessen! Die Aussaat des Ge treides steht vor der Tür. Jeder Landwirt weiß heute, welche Gefahren den einzelnen Getreidesorten während ver Entwicklung drohen und kennt vor allem den Schnee schimmel des Roggens, der in ungünstigen Jahren schlimme Verheerungen in den Roggenschlägen anrichtet. Man hat ausgerechnet, daß die schneeschimmelschäden in Deutschland jährlich etwa 15 Millionen Mark betragen. Beim Weizen ist es der Steinbrand und bei der Gerste die Streifenkrankheit, die sehr viel Schaden anrichten. Diese Verluste sind aber vermeidbar, und zwar durch richtiges Beizen des Saatgutes. Das Beizen hat den Zweck, die an der Schale des Samenkorns sitzenden Krank heitserreger abzulöten, ohne den Keimling im Innern zu schädigen. Landwirte, die mit dem Beizen noch nicht so vertraut sind, sollten sich an ihre zuständigen Beratungs stellen wenden. Die heutige Nummer umfaßt 8 Seiten Verlag und Druck: Buchdruckerei Arthur ZIchunke, Verlagsleitung: Paul Kumberg. Verantwortlich für die Schriftleitung: Hermann Lässig, für Anzeigen und Reklamen: A. Römer, sämtlich in Wilsdruff. Elnrder" meiIl»elesenmLi<>gtiÄmii> drdeulenbften TLKLSAtttun-rn In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Kaufmanns Hermann Heinrich Josef Schmitz in Dresden, Eisenstuckstraße 1b, alleinigen In habers der im Handelsregister eingetragenen Fir ma Eger L Koch in Wilsdruff, Wielandstraße, der ebenda die Möbelfabrikatwn betreibt, wird zur Prüfung der nachträglich angemeldeten For derungen Termin auf den 30. September 1931, vormittags 9 Uhr anberaumt. Amtsgericht Wilsdruff, den 3- Sept. 1931- Mittwoch, den g. Septbr. 1981, von vormittags 9 Uhr an Verkauf von Schweinefleisch in rohem Zustande zum Preise von V,50 NM. pro Pfund. Wilsdruff, am 8. September l931. Der Stadtrat. Lumöeiren ä65 ZagtgetreirlLz! 66IM5M ?as erfolgreiche Anzeigenblatt OrlginalvrekM Kupfer-Miol gee me geinstilen, snipiiMt ru billigsten kreisen Uür ckie inniZe ^nteilnakme beim llinsckeicken unserer lieben Nutter xed. ^unxblut ckurcb Wort, Schritt unck ebrenckes Oeleit rur letzten stukestätte cksnken wir vierclurck allen kei-rliadst. Llankenstein, am Lesräbnistaxe. Vie trauernäe psmilie Lodert Ulbricht Im kismeu sller llinterdlledeueu. fHiücht OerMchMgtil SmerWe«« - FmrWMm. Zur Vermeidung von Mahnungen usw. wird -daraus hingewiesen, daß 15. September 1931 fällig wird: 1. die zweite Teilzahlung der Gewerbe steuer des Rechnungsjahres 1931 und 2. die erste Teilzahlung der Feuerfchiutz- steuer des Rechnungsjahres 1931. Wird die Gewerbesteuer nicht rechtzeitig ent richtet, sv ist für jeden aus den Zeitpunkt der Fälligkeit folgenden angesangenen halben Mo nat ein Verzugszüsch l a g von 5 v. H. des Rückstandes za zahlen. Wilsdruff, den 8. September 1931. Der Stadtrat. --- Steueramt. Drogerie Daul KletzM probenummeru kostenlos durch Sie Hauptgeschäftsstelle Leipzig, peterssteinweg I- MtmäeMcksLpLl-en! Tc/ro/7 Tw-o^z? Fsüs/7 ck^/rszt, To-Ss/?, Semrzssz?, Ts/sw/? lVo/r/ASLc/rzTrscZr. 0 0 0 Fttlchelhonig 0 0 Schlomumrfel- 0 0 Honig 0 0 KeuGustkusäste 0 0 Bronchial- 0 0 Tabletten 0 0 bewährte Hausmittel 0 z^ gegen Husten, Heiser- X V leit und Katarrh, v 0 LöisengpoHieks ö V Allopathische und ho- v 0 möopathische Offizin, 0 ZI Inh. P. Knabe. X Frisch geräucherte und feiuschmeckende mari nierte Heringe empfiehlt täglich frisch Rich. Plattner Ehrenfriedhof 198. W (Winterrübsen) empfiehlt billigst W kW Mgt V<MI- bünOi« billig zu verkaufe«. Zu erfragen in der Ge schäftsstelle dieses Blattes. »»WIWML ItLsSIÄ vk. Pelekon iVitsärutk Nr. SIMM Wilsdruff Geöffuet täglich von 8 Uhr av für Wannen« und alle medi, ziuische« Bäder, Dampfbad für Dameu Mittwoq i2—4Uhr, Herre« 4—8 Uhr, für Herren Sonnabend 4 bi« 8 Uhr. t7 Jahre alt, erfahren in der Stenographie, Schrs.^ Maschine, Versand und allen sonstigen Vüroarbetfli sucht für 1. Oktober Stellung. Offert m unter an die Geschäftsstelle dieses Blattes. Homöopot-. Meili Wilsdruff uud Umgegend Donnerstag, de« 1v. September, abend» 8 Uhr im „Adler" Lirdtbiiarr-Vsrtrag Sei» 7irms Vr. WMmsr Sedwabs, Lriprrig Thema: „Grundlagen der Gesundheit" Zahlreiches Erscheinen der Mitglieder erwartet Der Vorstand JiltOeiWr Wm PMWft Mlstmss Mittwoch den 9. September abends 8.1S Uhr im Adlet Wer- u. WlMlilckilö — Erscheinen aller ist Pflicht! — Es 'st