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MMusserTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, wchttm an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. »«Mgaprei,! Bei Abholung in r«W ^züguch Abttag" Au««al>eftellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch dt- Boten 2,3» AW., bei Postbestellung Wochenblatt für Wilsdruff u, Umgegend Poftboten^dunse««,^ Ölungen ImFallc HSHrrer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht belli Anspruch ausL?tterung der 8-ttung o xurzung des Bezugspreises. — Rücksendung eing-sandter SchristftL-kc erfolgt nur, wem, Port» deilicgt. ,— ....a „„ s»ue. une ^ee»..e..aug»neueue«m-»ru. Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Noffen behördlicherseits bestimmte Blatt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. 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Man braucht ja nicht mehr an die allzu bekannten Hemmnisse zu er innern, an denen dieser Plan zu scheitern drohte und die nur mühsum überwunden werden konnten. An jenen Spannungen und Widerständen zerschellte aber die aus eine Überwindung der Weltwirtschaftskrise abzielendc „massenpsychologische" Wirkung und es ging seitdem wirt schaftlich in der Alten wie in der Neuen Welt immer weiter bergab. Zudem verstärkten sich die politischen Spannungen auch noch, mutzten wirtschaftlich vernünftige Erwägungen sich dem Diktat der französischen Politik beugen, die zwar aus diesem Ringen als Sieger hervorging, aber ein großes, mit wachsenden Schwierigkeiten übersätes Trümmerfeld hinter sich ließ, Trotzdem werden neue Gerüchte laut, die von ähn- lichen, nur um vieles erweiterten Absichten Hoovers wissen wollen, von der Absicht des amerika nischen Präsidenten sprechen, sein „Feierjahr" auf die Vier oder fünffache Dauer auszudehnen. Da Deutschland ja letzten Endes der Tributschuldner der Welt ist, auch jener Staaten, denen gegenüber Amerika den Gläubiger dar stellt, so würde" sich ein derartiger neuer Vorschlag Hoovers natürlich auf eine entsprechend lange Außerkraft setzung des Young-Planes beziehen. Wenn man sich zunächst auf diese "rein rechtlich-formale Seite beschränkt, so könnte man freilich vom deutschen Standpunkt aus sofort einwenden, daß bei einer bloßen Verlängerung des Feierjahres auch die Revision des Young- Planes hinausgeschoben wird, die herbeizuführen das Hauptziel der deutschen Außenpolitik ist und bleiben muß. Zumal das jetzige Feierjahr an sich schon Beweis genug für die Unhaltbarkeit jenes Planes sei. Auch bei einer längeren Außerkraftsetzung würde der Young-Plan immer als drohende Wolke über der poli tischen und wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands stehen und uns selbst nicht frei atmen lassen. Das sind Argumente, die einer gewissen Berechtigung nicht entbehren. Andererseits leben wir aber auch so nur oon der Hand in den Mund und haben wirtschaftlich ein -Moratorium" nur bis zum Februar nächsten Jahres er halten. Dann läuft die Zeit des „Stillehaltens" unserer Kreditgläubiger ab und bis dahin muß Entscheidendes :n der Frage geschehen sein, wie sich unsere wirtschaftlich- politische Lage und unsere entsprechenden Beziehungen zu oen anderen Mächten, namentlich Frankreich, gestalten. Diese Frage scheint nun aber auch bei den angeblichen neuen Plänen Hoovers eine bedeutsame Rolle zu spielen: oas neue längere Moratorium solle, wie die Londoner „Times" schreiben, den Weg abgeben, aus dem eine An näherung zwischen Frankreich und Deutschland möglich gemacht würde. Daß die deutsch-französischen Beziehun gen — die ja rein politisch beeinflußt sind — den Dreh- -mnkt für eine Wendung wohl auch der Weltwirtschafts krise darstellen, daß auch alle Versuche, diese Krise zu mildern, an jenem Punkt einfach nicht vorbeikommen, haben dem amerikanischen Präsidenten die Erfahrungen des letzten Sommers mit aller Deutlichkeit bewiesen. Nüchterne Feststellung sagt eben, daß von der Art und Ge staltung des künftigen Verhältnisses zwischen Deutschland und Frankreich noch weit mehr als nur unser eigenes wirt- -chaftlich-politisches Schicksal abhängt. Auch das hat uns Reser Sommer schmerzlich genug vor Augen geführt. Aber selbst wenn der angebliche neue Plan Hoovers mehr als nur eiu Gerücht ist, muß man daran denken, daß er auch jetzt wieder ein schweres Hindernis auf seinem Wege findet: das Problem der Abrüstung, das ja auch so eng mit der „interalliierten Kriegsschuldenfrage" ver flochten ist und darum den Gegenstand eines harten und hartnäckigen Ringens wieder zwischen Amerika und Frank reich abgeben muß. Ein MdeMMem Ser mangelhafte SchG der Wvderheüen. Kritik des Reichsaußenministers am Völkerbund. Neichsaußenminister Curtius führte im Politischer Ausschuß der Völkerbundversammlung bei dei Eröffnung der Ausfprache über bas Minderheiten- Problem u. a. aus: Die deutsche Delegation hat es füt ihre Pflicht gehalten, den das Minderheitenprovlem be handelnden Teil des Jahresberichts des Generalsekre tariats des Völkerbundes zur Überweisung an deri Politischen Ausschuß der Versammlung zu beantragen Es ist nämlich unbedingt notwendig, einen Rückblick auf die Jahrestätigkeit des Völkerbundes auf dem Gebietk der Minderheitenbehandlung zu werfen und hierzu kri tisch Stellung zu nehmen, Erfahrungen auszutauschev und praktische Anregungen für den Ausbau des Minder heitenverfahrens beim Völkerbund zu machen. Die deutsche Delegation hat jedoch nicht die Absicht, jetzt bereits prak tische Vorschläge zum Ausbau des Minderheitenschutzes vorzulegen. Sie geht von dem im Vorjahre angenom menen Bericht über die Minderheitenfrage aus, in dem alle die Achtung vor den heiligen Rechten der Minderheiten auf Sprache, Religion und Kultur anerkanni und ausdrücklich festgestellt haben, daß im Minderheiten problem ein großes Friedensproblem vorliegt. Das Minderheitenproblem ist nicht ein nationales, son dern ein internationales Problem. Es ist die Aufgabe des Völkerbundes, über die Minderheiten zu wachen. Eine Unterdrückung der Minderheiten entspräche nicht den wahren Interessen der Mehrheitsvölkcr. Die Minder heiten haben die Pflicht, mit den Mehrheitsvölkern zu- sammenzuarbeiten. Curtius betonte sodann, daß die Minderheiten allen An spruch auf Einhaltung dieser Grundsätze hätten. Er setzte fick dann kritisch mit dem auf der Madrider Ratstagung ge schaffenen Beschwerdeverfahren der Minderheiten auseinander und stellte hierbei fest, daß die Zahl der beim Völkerbund eingegangenen Beschwerden von 57 im voriger Jahre aus 204 im äbgelaufenen Geschäftsjahre gestiegen sei. Von diesen 204 Beschwerden seien nur 73 vom Völkerbund sekretariat für zulässig erklärt worden. Die Einbringung vor Beschwerden sei das selbstverständliche Recht dei Minderheiten. Es dürfe nicht verkümmern. Besonders dürften daraus den Minderheiten keine Nachteile in ihren eigener Ländern erwachsen. Die Beschlüsse des Völkerbundrates am der Madrider Ratstagung sehen eine Reihe von Vervoll kommnung des bisherigen Minderheitenverfahrcns vor. Ei Hosse dringend, daß künftig häufiger als bisher eine Erweite rung der Minderheitenausschüsse bei der Behandlung grund sätzlicher Minderheitenfragen stattfinden werde. Bisher sei es nur einmal erfolgt. Curtius brachte sodann eine Reihe von Anregungen zur Verbesserung des gegenwärtigen Beschwerdeverfahrens des Völkerbundes vor. Besonders bedeutsam sei die Stellung der beschwerde führenden Minderheit. Wie unbesriedigcnd dieses Verfahren sei, zeige ein besonders bedeutsamer Fall, der kürzlich vordem Völkerbundrat verhandelt worden sei, und wo der Völker bundrat eine endgültige Stellungnahme geben wollte, obwohl der beschwerdeführenden Minderheit keinerlei Ge legenheit geboten wurde, zu der in letzter Stunde eingetrofsenen Antwort der Regierung Stell ungzu nehmen. Der Völkerbundrat hätte somit in diesem bedeutungsvollen Falle lOberschlesien) eine endgültige Regelung getroffen, ohne zu der letzten Phase der Verhandlungen Stellung zu nehmen. Un bedingt notwendig sei daher, daß den Minderheiten die Ge legenheit gegeben würde, auch zu diesem im letzten Augen blick eingehenden Material der Negierung Stellung zu nehmen. Ferner sei es durchaus wünschenswert, daß noch weit mehr als bisher von dem den Minderheitenausschüssen eingeräumten Recht der Rückfrage bei den Minderheiten Gebrauch gemacht würde. Die Veröffentlichung der Beschlüsse der Minderheiten, die nach dem Madrider Verfahren durchaus möglich sei, bedeute einen wesentlichen Schutz der Minder heiten und Deckung gegen Gefahren, die aus einer Geheim haltung des laufenden Verfahrens für die Minderheiten ent stehen können. Im Vorjahre seien von 29 Minderheitenentschei- dungen lediglich drei veröffentlicht worden. Es sei daher dringend notwendig, daß die Zahl der Veröffentlichungen der Minderheitcnentschcidungcn sich rasch erhöhe. Dr. Curtins schloß seine Ausführungen sodann mit der Erklärung, es bestehe kein Zweifel daran, daß noch sehr viel getan werden müsse, bis man zu einer Lösung des Minderhcitcnproblems gelange, die eine befriedigende Zusammenarbeit zwischen den Mchrhetts- und Minderheitsvölkern schaffe. Der Völkerbund dürfe in feinem Eintreten für die Minder heiten nicht erlahmen. Er dürfe nie die heiligen Rechte der Minderheiten, die Garantieverpflichtungen des Völkerbundes gegenüber den Minderheiten und die seelische und materielle Notlage der Minderheiten anher acht lassen. Nach der Curtius-Rede fand eine große Aussprache über die Minderheitenfrage statt. Sodann wurde beschlossen, der Vollversammlung nur über den Verlauf der Verhandlungen im politischen Ausschuß zu berichten. Die Behandlung der Minderheitenfrage auf der diesjähri gen Vollversammlung ist somit ohne jede praktischen Ergebnisse in einer zweistündigen vollständig allgemeinen Aussprache ab geschlossen. Es wurden nur Erklärungen abgegeben, die keinen grundsätzlichen Fortschritt aus dem Gebiete der Behandlung der Minderheiten durch den Völkerbund bedeuten können. . EMäuschrmg Her Minderheiten. Die Kritik Curtius' war nicht scharf genug. In Kreisen der M i n d e r h e i t c n v e r t r e t e r in Genf hat die Rede'des deutschen Außenministers stark enttäuscht. Es wurde allgemein erwartet, daß Curtius in weit stärkerem Matze, als es geschehen ist, die tatsächlichen Leiden der Minderheiten und das völlige Fehlen des Völkerbundschutzes für die Minderheiten fest stellen werde. Man vermißt daher einen Hinweis auf die erschütternde Lage der Millionen von Minder heiten, ihre seelische und materielle Notlage sowie ihre Rechtlosigkeit. Wenig verständlich erscheint ferner, das den die Minderheitenfragen bearbeitenden Stellen des Völkerbundsekretariats erteilte Lob, da in weitesten Minderheitenkreisen gerade die Leitung der Minderheiten abteilung in letzter Zeit Gegenstand scharfer Kritik gewesen ist. Auch wird ein Hinweis auf diefortgesetzteVcr- letzung der Minderheitenschutzverträge in zahlreichen Ländern vermißt. * Die deutsche OberWesiendefchwer-e. Vor der Behandlung im Völkerbund. Der japanische Botschafter in Paris, Joshisawa, der im Völkerbnndrat Berichterstatter für die Obcrschlcsienfrage ist, stattete Dr. Curtius einen Besuch ab. In dieser Unterredung ist über die bevorstehende Erörterung der noch immer nicht ent schiedenen großen Beschwerde des Deutschen Volksbundes in Oberschlesien wegen der polnischen Terrorakte gesprochen wor den. In den in der letzten Zeit zwischen der deutschen und der japanischen Abordnung geführten Verhandlungen ist von deut scher Seite mit großem Nachdruck der Standpunkt vertreten worden, daß oer aus der Mailagung vom japanischen Bericht erstatter vorgelegte abschließende Bericht, der eine befriedigende Lage und allgemeine Entspannung in Oberschlesicn scststcllt, von Deutschland nicht anerkannt werden könne, da er in keiner Weise der wahren Lage entspreche. Es wird erwartet, daß der Rai Ende dieser Woche zu- sammentritl, um über die Oberschlesienfrage zu verhandln. Reichsminister Dr. Curtius stattete dem japanischen Unter- gencralsekrctär des Völkerbundes, Sugimura, dem Leiter der politischen Abteilung des Völkerbundsekretariats, einen Besuch ab. In dieser Unterredung ist das Programm der kommenden Natsverhandlung über die Oberschlesien- und Danziger-Frage erörtert worden. Amerika mr Grandis Floitenvorschkag. DmZ amerikanische Staatsdepartement steht, wie amt- ttch mttgcteilt wird, der Frage einer zeitweiligen Einstel lung der Flottenbauten nach Prüfung der Vorschläge Grandis und Senators Borah sympathisch gegenüber. Harle Bedingungen für Sfierreich. Schwierigkeiten im Genfer Finanzausschuß. Bei den Verbandlungen des Ständigen Finanzausschusses über das österreichische Finanzhilsegesuch sind Schwierigkeiten entstanden, die zunächst zu eingehenden Beratungen innerhalb der österreichischen Abordnung und zur Fühlungnahme mit der Wiener Regierung geführt haben. Der Finanzausschuß Hal ein Programm ausgestellt, in dem von Österreich weiteste Einschränkung des Haushaltes und all gemeine Ersparnisse gefordert werden. Aus österreichischer Seite werde» diese Forderungen zunächst als nicht tragbar an gesehen. vir vrrbltwoehr der Lanawirllebatt Der AufbauwMe des deutschen Landmanns. Tagung der Deutschen Landwirkschaftsgesellschaft. Bei ihren Wanderungen rings um das Reich hat dü Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft fm diese Herbsttagung in dem ausgesprochenen Kleinbauern-, Gärtner- und Winzerlande Hessen Station gemacht. Die Anteilnahme aus allen süd- und westdeutschen Ge bieten ist außerordentlich stark und übertrifft bei weitem diejenige der letzljährkgen Tagungen. Schon in den Aus schußsitzungen konnte eine hocherfreuliche Tatsache mik- gcteilt werden, welche beweist, daß trotz der Notzeit der Äusbauwille des deutschen Landmannes ungebrochen geblieben ist: Bei den über Erwarten zunehmenden Ein tragungen in das deutsche Rck n d e r l e i ttu n a s b u ck sind Höchstleistungen an Menge der Milch und des Fettgehaltes fest gestellt worden, welche die amerikanischen Höchstleistungen nicht unerheblich übertreffen. In gleichem Matze günstig hat sich das Kontroll vereinswesen entwickelt, wobei jetzt der durchschnittliche Jahresmilchertrag der Kontrollknh mit 3795 Kilogramm de, sonstigen Durchschnittsleistung aller deutschen Kühe mit 22A Kilogramm gegenüberstchi. Aus den übrigen Versammlungen des ersten Tages ist hervorzuheben, daß in der Düngcrabteilnng Sie dänische Behauptung, man könne ausschließlich mit Mine raldünger ohne Stallmist anskommen, znrückgewiesen nnd als für unsere Böden unzutreffend bezeichnet wnrde. Bei uns leidet auch bei den besten Böden die Gare sofort, wenn Stall mist ausbleibt, doch erweist sich Kunstmist im Gegensatz zv der noch nicht bewährten Strohdüngung zunehmend als ein guter Ersatz des Stalldunges.