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Neues aus aller well Die ersten Nachtfröste. Nachdem tm schlesischen Hoch gebirge bereits der erste Schnee gefallen ist, sind in der Nacht zum 9. September tn den tieferen Lagen Schlesiens sie ersten Bodenfröste aufgetreten. Bad Kudowa meldete sine Temperatur von minus I Grad. Bielerorts wurde Neifbildung beobachtet. Äuch in Breslau ging die Boden temperatur auf den Gefrierpunkt zurück. Bei der Ablösung der Wache vor dem Reichswehr- ninistcrium in Berlin ereignete sich ein eigenartiger Un fall. Ein Gerichtsreferendar, der nach den Klängen der Militärmusik schon öfter mit der Wache mitgegangen war, schritt wieder im Marschtakt mit an der Spitze des Zuges, als ihn plötzlich ein schwerer Schlag auf den Kopf traf, so daß er zu Boden stürzte. Der Referendar war dem Tambourmajor zu nahe gekommen, und als die Wache um sine Ecke schwenkte und der Tambourmajor mit seinem langen Stab temperamentvoll das Zeichen zum Ein schwenken gab, traf er unglückseligerweise den Gerichis- referendar auf den Kopf. Der Verunglückte wurde sofort ins Reichswehrministerium gebracht und von einem Militärarzt verbunden. — Große Unregelmäßigkeiten bei der Hagener Straßen bahn. Gegen den früheren Generaldirektor der Hagener Straßenbahngesellschaft, Pforte, schwebt wegen verdächtiger Finanzgebnrung ein Disziplinarverfahren. Im Verlause der Untersuchungen wurde festgestelU, daß Pforte 250 000 Mark ohne Belege aus dem Dispositionsfonds entnom men hat, über deren Verwendung er keine Auskunft geben kann. Wie verlautet, ist gegen ihn jetzt das Strafverfahren eintzeleitet worden. Vierfacher Selbstmord. In Pasing bei München wur den die 3l Jahre alte Frau des Kapitänleutnants a. D. Dr. Dehn, ihre zwei Knaben im Alter von elf und fünf Jahren sowie ihre 20 Jahre alte Hausangestellte Bertha Wied mann tot aufgefunden. Frau Dehn und ihre Haus angestellte hatten beschlossen, durch Gas aus dem Leben zu scheiden und haben dann die beiden Kinder mit in den Tod genommen. Frau Dehn lebte mit ihrem Manne in Scheidung und hatte versucht, sich als Platzanweiserin in einem Kino durchs Leben zu schlagen. Neun Typhusfälle in Sangerhausen. In Sanger hausen und in Artern am Kyffhäuser erkrankten neun ältere Schüler des Gymnasiums Sangerhausen an Typhus. Es konnte festgestellt werden, daß die Erkrankungen vom Genuß von Milchkakao herrührlen, den die Schüler in der Pause getrunken hatten. Die Gesundheitspolizei traf alle Maßnahmen, um die Weiterverbreitung der Krankheit zu verhüten. Ein Kiesbagger in den Rhein gestürzt. In der Nähe von Monheim (Rgbz. Düsseldorf) ereignete sich bei Bagger arbeiten im Rhein ein Unglücksfall. Ein auf einem Kies nachen montierter Dampfbagger stürzte plötzlich in den hier etwa fünf Meter tiefen Strom. Während es dem Kranführer gelang, sich in Sicherheit zu bringen, konnte sich der Heizer aus dem Kranhäuschen nicht mehr befreien und ertrank. Hochwasserschäden an der Saar. Die Saar führt Hochwasser, wodurch starke Schäden verursacht worden sind. Das Wiesental zwischen Bessering und St. Gangolf steht vollkommen unter Wasser, wodurch die ärmere Bevölkerung, die hier das Futter für ihr Vieh holte, in große Not geraten ist. Am schlimmsten ist das Wiesental zwischen Beckingen und Rehlingen betroffen worden. Hier wurde über die Hälfte der Grummeternie von den Fluten weaaerissen. Drei Leichen deutscher Soldaten bei Souchez gesun- oen. Bei Bauarbeiten in der sogenannten „Roten Zone" bei Souchez tn der Nähe von Arras stießen die Bau arbeiter auf die Leichen von drei deutschen Soldaten, die jedoch nicht identifiziert werden konnten. Zu gleicher Zeit wurde auch die Leiche eines französischen Soldaten frei- gelegt. Alte Autos in großer Form. Ein aus dem Jahre 1903 stammender 60-?8-Mercedes gewann, wie aus London berichtet wird, ein „Seniorenrennen", das von Croydon nach Eastbourne führte, mit einer Durchschnitts- geschwindigkeit von 5? Kilometern tn der Stunde. Ein 30jährtger Fiat wurde mit 49 Kilometer Durchschnitts- geschwindigkeit Zweiter. 40 Wagen nahmen an dem „Rennen" teil; 13 blieben auf der Strecke. Urheberschutz durch T. Ackermann, Romanzentrale Stuttgart 36j „Was?' Ebba richtete sich auf, stützte sich auf die Ellenbogen und blickte erschrocken in der Sprecherin Ge sicht — was würde sie zu hören bekommen? Wußte die Mamsell auch schon etwas? Unwillkürlich ängstigte sie sich und seuzte tief auf. „So gern ich unseren jungen Herrn habe — ich muß ihn aber tadeln, wenn er Ihnen allerhand vorgeredet ha ben sollte —" Erregt umklammerte Ebba den rundlichen Arm der guten Mamsell und preßte ihr glühendes Gesicht dagegen. „Ja, der Hanno! Seine Mutter, die Frau Gräfin, wünscht, daß er die Baronesse Armgard Westernhagen heiratet — er hatte ja immer widersprochen, jetzt kann ich mir den Grund denken! Aber eine junge Frau muß doch her auf Reinshagen, und die Baronesse soll recht hübsch und recht reich sein —" Ein Wehlaut entrang sich den Lippen Ebbas. „Das ist doch nicht wahr — so schlecht kann Hanno nicht sein! Er hat doch gesagt, ich sei seine Braut —" Hier stockte sie; hatte sie nicht soeben eine Unwahrheit ausgesprochen? Das hatte er nie gesagt; sie hatte sich alles nur eingebildet, weil er sie geherzt und geküßt — aber das Liebchen küßte man ja auch! Sie drückte ihr Gesicht in die Kissen, um nicht laut aufzuweinen. „Ebbachen, ich sage Ihnen das alles, damit Sie sich danach richten können — weil die Leute doch so allerhand reden und munkeln, was gar nicht wahr ist — dazu kenne ich Sie doch zu gut —" Vier Todesopfer eines Explosionsunglücks. In der rumänischen Petroleumrafsinerie in Margineni ereignete sich eine furchtbare Explosion. Durch den Luftdruck wurde das Dach des ganzen Gebäudes der Fabrikanlage zerstört. Der Inhaber der Raffinerie, der sich gerade in der Nähe der Unglücksstelle aufhielt, wurde getötet. Zwei Arbeiter er litten lebensgefährliche Verletzungen. Ein riesiges Stück des Kessels flog in das Wohnhaus des Direktors, wo dessen drei Kinder im Alter von 10, 12 und 13 Jahren spielten. Alle drei Kinder fanden den Tod. Räuber an der polnisch-russischen Grenze. Im pol nisch-russischen Grenzabschnitt Kozdrowice machten vier bewaffnete Russen den Versuch, ein polnisches Gut zu be rauben. Die Bande wurde von der polnischen Grenzwache beschossen; zwei der Banditen wurden verhaftet. In ihrem Besitz befand sich eine größere Menge Karabiner munition und russische Handgranaten, die zur Durch führung von Raubüberfällen dienen sollten. Explosion in einer Fabrik für Feuerwerkskörper. Durch eine schwere Explosion in einer Fabrik für Feuer werkskörper wurde die Bevölkerung von Colchester in England aus dem Schlafe aufgeschreckt, und Hunderte von Menschen stürzten angsterfüllt auf die Straße. Ein Ar beiter wurde getötet und ein anderer schwer verletzt. Einer der großen Fabrikschuppen wurde vollständig zerstört, viele andere wurden schwer beschädigt. In der Gasmaske erstickt. In Nottingham erlitt der 39jährige Arzt Dr. Gilbert Blurton einen tragischen Tod als Opfer seines Berufes. Er wollte eine neue Sauer stoffgasmaske ausprobieren und machte das Experiment in seinem Schlafzimmer. Sein Dienstmädchen fand ihn kurze Zeit darauf am Boden liegend erstickt auf. Blurton hatte an der Skagerrakschlacht teilgenommen und sich an Bord eines von den Deutschen in den Grund gebohrten englischen Zerstörers befunden. Eine Tribüne mit 200 Menschen eingestürzt. Nach einer Meldung aus Madrid stürzte bei einem Stierkampf in Sotillo de la Adrada eine mit 200 Personen besetzte Tribüne zusammen. Ein Zuschauer wurde getötet, 90 wurden verletzt, darunter 30 schwer und neun lebens gefährlich. * Siemens-Konzern bleibt vorläufig beim 10prozentigen Abzug für Kurzarbeit. Berlin. Auf Grund von Verhandlungen des Gesamt betriebsrates der Groß-Berliner Werke des Siemens-Konzerns mit den Firmenleitungen -des Siemens-Konzerns hat sich der Konzern bereit erklärt, es auch für die Monate Oktober, Novem ber und Dezember 1931 bei dem lüprozentigen Abzug für Kurz arbeit zu belassen unter Beibehaltung der 42stündigen Ar beitswoche. Die Bluttat an dem Polizeiwachtmeistcr Fiebig aufgeklärt. Berlin. Bei einer Demonstration des verbotenen Rot frontkämpferbundes am 1. August war der Polizeiwachtmeister Fiebig durch Lungenschutz schwer verletzt worden. Der Asphaltarbeiter Emil Rudachowski ist der Bluttat überführt und befindet sich in Untersuchungshaft. Zwei weitere Be teiligte, die Arbeiter Erich Rogge und Willi Bunte, sind flüchtig. Frauendoppels clbstmord Berlin. In Wittenau wurde die 35jährige Ehefrau Emma Messe und ihre Freundin, die 20jährige Gertrud Jakob, durch Gas vergiftet tot aufaefunden. Der Grund der Tat ist auf Nahrungssorgen zurückzuführen. Trauerfeier des Bismarckbundes für den verstorbenen Reichsführer. Hamburg. Auf einer von der Landmannschaft Hamburg des Bismarckbundes der DNVP. abgehaltenen Trauerfeier für den verstorbenen Reichsführer Sieveking sprach der Reichs- schatzmeister des Bismarckbundes Berblinger Worte des Gedenkens. Reichspressewart Buchbinder forderte die Anwe senden auf, dem Werke Sievekings treu zu bleiben. Der stell vertretende Landesführer Heyl überbrachte die letzten Grütze der Landmannschaft. Millas Kandidat für die Wahl des Bundespräsidenten. Wien. Der Christlich-Soziale Bundesparteirat, der aus sämtlichen Bundesländern beschickt war, hat beschlossen, an der verfassungsmäßig vorgesehenen Wahl des Bundespräsidenten festzuhalten und als Kandidaten den gegenwärtigen Bundes- Präsidenten Wilhelm Millas aufzustellen. Die Unterhändler der Christlich-Sozialen Partei sind beauftragt, diesen Beschluß den Mehrheitsparteien mitzuteilen mit dem Ersuchen, die Kan didatur bei den Wahlen zu unterstützen. Amy Johnson wieder in England. London. Amy Johnson ist, aus Berlin kommend, von ihrem Tokio-Fluge wieder tn Croydon etngetroffen. Amtliche sächsische Notierungen vom 9. September. Dresden. Die Börse verkehrte fest. Deutsche Diskonto-Bank verloren 4,25, Commerzbank 2,25, Dresdner Bank 3, Berliner Kindl 10, Schöfferhof und Wanderer-Werke ,e 6 Prozent. Die Gewinne stellten sich im Durchschnitt auf 1,5 Prozent. Fester lagen Mimofa 6,5, Dresdner Albumin-Genutzscheine 5, da gegen verloren Vereinigte Strohstoff 6, Zeiß Ikon 3, Siemens- Glas 3,5, Rosenthal 3, Dresdner Gardinen 3 und Geraer Strickgarn 2 Prozent. Dittersdorfer Filz konnten 6 Prozent gewinnen. Am Renienmarkr interessierten vor allem Stadt anleihen und Goldpfandbriefe, die bis zu 4 Prozent anzogen. Die Young-Anleihe wurde 5,25 Prozent höher gesucht. Leipzig. Die Börse zeigte weitere Befestigung. Während Kasseler Jute 5 und Harpener 4 Prozent gewannen, mutzten Leipziger Feuer Reihe 3 10 und Thür. Gas 2 Prozent her geben. Am Pfandbriesmarki weitere Kursbesserungen. Chemnitz. An der Börse war die Haltung freundlich. Rade berger Export konnten 5 Prozent gewinnen, während bei den Banken Adca 6 Prozent schwächer lagen. Lebhaft gefragt waren Pfandbriefe. Chemnitzer Produktenbörse. Weizen inl. 216—226, Roggen fächs. 196—200, Sandroggen 202—204, Wintergerste neu 165 bis 170, Hafer alt 170—180, neu 160—165, Weizenmehl 70 Proz. 12,00, Roggenmehl 60 Proz. 32,75, Weizenkleie 11,50, Roggen- i kleie 10,75, Wiesenheu neu lose 5,50, Getreidestroh drahtgepreßt I 2,75. Geschäftsgang: Roggen, Sandroggen und Roggenmehl be hauptet, das andere ruhig. Amtliche Berliner Notierungen vom 9. September. Börsenbericht. Tendenz: F e st. Die umfangreichen Käufe des Publikums haben die Börse nunmehr in Bewegung gebracht. Die Banken erschienen wieder mit groben Kaufauf trägen ihrer Kundschaft am Aktien- und Rentenmarkt. Durch Vie starken Kurssteigerungen der letzten Tage ist nunmehr auch vie Baissespekulation unruhig geworden, so daß man vielfach größere Deckungen beobachten konnte. Die Unausgeglichen heit der Märkte führte heute zu einer außerordentlich starken Verzögerung der Kursfestsetzungen. Die Publikumsnachfrage und die Deckungen stützen aus völlig leere Märkte, da die Emmissionshäuser nicht gewillt sind, zu den augenblicklich niedrigen Kursen Ware zur Verfügung zu stellen. Im all gemeinen hielten sich die Kursbesserungen, abgesehen von Lpezialwerten, im Rahmen von 1 bis 4 Prozent Auch die im Verlauf der Börse fixierten Kurse lager, durchweg über ven gestrigen Notierungen. Der Privatdiskont blieb unver ändert 7'/s. Das Angebot war gering, ebenso die Kaufneigung. Devisenbörse. Dollar 4,20—4,21; engl. Pfund 20,45 bis 20,49; holl. Gulden 169,66—170; Danz. 81,75—81,91; franz. Frank 16,50—16,54; schweiz. 82,05—82,21; Belg. 58,57—58,69; Italien 22,02—22,06; schweb. Krone 112,62—112,84; dän. 112,51 bis 112,73; norweg. 112,51—112,73; tschech. 16,46—16,48; österr. Schilling 59,17—59,29; Argentinien 1,173—1,77; Spanien 37,61 bis 37,69. Produktenbörse. Nachdem die Preise für Getreide weiter leicht nachgegeben hatten, zeigte sich an der Mittagsbörse ein Anziehen der gesunkenen Notierungen. Das Angebot der Landwirtschaft ist laufend klein gewesen. Dies gilt besonders für Roggen. Für Weizen und Hafer waren die Äbgeber etwas zahlreicher. Gerste lag matt, Mehl lustlos. Getreide und Olsaaten per 1000 Kilogramm, sonst per 100 Kilogramm tn Reichsmark. 9 9 8 9 9 9. 8 9. Wetz., mark. 212-214 214-216 Weizkl. s. Bln. 11.5-11 8 11,5-11,9 pommersch. — — Roggkl. s.Bln. 9.6-9 80 9.7-100 Rogg., märk. 173-175 174-176 Raps — <— Braugerste — — Leinsaat Sommergst. —- Vikt.-Erbsen 22.0-28.0 22,0-28.0 Futtergerste 152-160 152-161 kl Speiseerbs. — — Wintergerste — — Furiererbsen —- —— Hafer, märk. 135-144 136-145 Peluschken — —— pommersch. —— — Ackerbohnen — — westpreuß. —> — Wicken —» — Weizenmehl p. 100 ks fr. Brl.br inkl. Sack (feinst. Mk u. Not. 26,0-32,5 26,2-62.5 Lupine, blaue Lupine, gelbe Seravella Rapskuchen Leinkuchen 13,6-18.8 11,80 43,6-43,8 Roggenmehl p. 100 Ks fr. Berlin br. inkl. Sack 24.4-26.7 24.2-26.7 Trockenschtzl. Sova-Schrot Torfml. 30/70 Karwffelflck 6.70-6.80 11,9-12,4 6,80-6,90 42.0-42,5 Der durchschnittliche Berliner Börscnroggenpreis für 1000 Kum,...«mu betrug in der Woche vom 24. bis 29. August 1931 lb märkischer Station 168,30 Mark. Ebba stöhnte tief auf. Was sie befürchtet, war nun eingetroffen! Und wenn die Eltern es erfuhren und In ga? Ach, sie sah jetzt ihre heimliche Liebe in einem an deren Lichte. So häßlich und entwürdigend für sie war das alles! „Wer spricht, Mamsell? Und was wird gesprochen?" fragte sie tonlos. „Ach, alle, Ebbachen, Sie wissen doch, wie die Leute sind! Da weiß einer mehr als der andere, und da wird das Blaue vom Himmel heruntergeschwätzt! Ich wünsche nicht, daß Ihre Eltern von dem Gerede erfahren! Es ist mir richtig ein Stein vom Herzen, daß der junge Herr mor gen allein fährt! So weinen Sie doch nicht, Kindchen. Still, still, wenn die Mutter hereinkommt —" Liebevoll tupfte die Mamsell die Tränen von Ebbas Gesicht. „Mamsell, es ist ja alles nicht so! Hanno sagte mir, daß er mich liebe, es solle aber vorläufig noch geheim bleiben; diplomatisch müsse man vorgehen — oh, wie bin ich unglücklich!" Die Mamsell nickte energisch. „So machen es die Mannsbilder immer — das kennt man! Ich werde aber den Leuten schon die Mäu ler stopfen, da verlassen Sie sich darauf, Ebbachen! Nun lachen Sie, die Mutter darf keine Tränen sehen — ma chen Sie ein heiteres Gesicht — es ist alles nicht so schlimm, Kindel!" Der Hanno! wer weiß, was er der unerfahrenen Ebba alles'vorgeredet — recht war es nicht von ihm — sie wollte es ihm schon sagen, wollte kein Blatt vor den Mund nehmen!, „ , . Das Mädel, die Ebba, war böse ms Gerede gekom men — weiß der Kuckuck, wer es aufgebracht! Wie der Fuchs um den Hühnerstall, so war der Hanno ja immer um die Ebba herumgestrichen — sie hatte es wohl be merkt! Aber daß die Ebba so naiv war, zu denken, sie sei nun verlobt —! So einfach war das doch nicht—I Nach einigen Tagen kam ein Brief von Inga, in dem sie die Unpäßlichkeit der Freundin sehr bedauerte und die Hoffnung aussprach, Ebba ganz bestimmt bei sich zu sehen, sobald sie nur einigermaßen reisefähig sei. Der „Ring" würde in nächster Woche gespielt — „ denke, Ebba- lein, die ,Walküre" und .Götterdämmerung" dazu mußt Du unbedingt gesund sein!" Mit einem entsagenden Lächeln legte sie den Bries beiseite. Ach, sie würde niemals nach Dresden kommen! Obwohl Ebba die leichte Krankheit bald überstanden, fehlte ihr doch die frühere Frische. Blaß und müde ging sie umher; wurde sie angeredet, schreckte sie nervös zusam men. Und dann war das Gefürchtete doch eingetreten — die Eltern hatten von den Gerüchten, die über sie umlie fen, natürlich mit den nötigen Uebertreibungen, gehört! Beide waren außer sich — ihre vergötterte Ebba ein Lie besverhältnis mit dem jungen Grafen! „Ebba, wie konntest du — wie ist das nur möglich!" Ebba hätte vor Scham in den Erdboden sinken mögen — ihre Liebe war besudelt — was sie Heiliges hineinge legt, in den Schmutz gezogen — wie stand sie da vor den kalten, neugierigen, schadenfrohen Augen der Leute — unaussprechlich litt ihre keusche mimosenhafte Seele. Die vorwurfsvollen Fragen der Mutter waren nicht mehr zu ertragen. „— was wird Christel dazu sagen, wenn er es er fährt? Seine Stellung ist ihm dadurch unmöglich gemacht, Ebba! Hast du denn gar nicht an ihn und uns gedacht?" „Christel weiß bereits darum! Fragt ihn, er wird euch alles sagen — es ist ja alles ganz anders. Wenn ihr mich nicht zur Verzweiflung bringen wollt, dann schweigt! Seht ihr nicht, wie ich leide?" Der junge Pfarrer suchte die Eltern zu beruhigen. Für die Reinheit der Schwester würde er die Hand ins Feuer legen. Ihre Vertrauensseligkeit, mit der sie sich als heimliche Braut Hannos von Reinshagen betrachtet habe, müsse sie nun schwer büßen, und darum bitte er, nichts mehr zu ihr zu sagen. (Fortsetzung folgtZ