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Wilsdruffer Tageblatt : 03.09.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193109030
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310903
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310903
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-09
- Tag 1931-09-03
-
Monat
1931-09
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 03.09.1931
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Wir wouen neven oer ZusammenfasiNNg des vem Retcy Gemeinsamen in Reichshand den Heimatgedankcn pflegen. Jeden Zentralismus, der dieser Grundaussassung des Bundes zuwider ist, lehnen wir ab. Auch für die preußischen Landesieile wünschen wir keine Konzentrierung der gesamten Verwaltung an einer Stelle, sind vielmehr der Meinung, daß die vorgeschlagene Lösung erst die Grundlage für eine ver nünftige Dezentralisation auf Länder und Pro vinzen geben wird. Die Einzelvorschläge des Bundes hierfür liegen Ihnen vor. Die Probleme, mit denen sie sich beschäftigen, sind Ihnen aus Persönlicher Mitarbeit an den Fragen der Reichsreform be- könnt. Wir vertrauen darauf, daß die Reichsregierung in schwerster Zeit nicht zögern wird, die Führung auch für die Durchfühung dieser Reform zu übernehmen. Ernste Mahnung in letzter Stnnve. Die Forderungen des Preussischen Landgemeindelages. Der Vorstand des Verbandes der Preußisch-N Landgemein den und der Gesamtvorstand des Deutschen Landgemeindelages traten in Berlin zusammen, um zu den finanziellen Maß nahmen der Reichs- und Länderregierungen und ihren Aus wirkungen auf die Gemeinden Stellung zu nehmen. In beiden Sitzungen erstattete der Präsident, Landrat a. D. Dr. Ge- reke, Bericht über die immer schwieriger werdende Lage der Landgemeinden. Dei Vorstände faßten ihre Stellungnahme in einer Ent schließung zusammen, in der es u. a. heißt: Die finan zielle Not der ländlichen Gemeinden ist auf das höchste ge stiegen. Mit Sparmaßnahmen allein läßt sie sich nicht beheben. Die Notverordnungen und die in Aussicht gestellten zukünftigen Maßnahmen der Reichsregierung und vieler Länderregierungen lassen bisher ein genügendes Verständnis für die Lage der deutschen Landgemeinden vermissen. Der Deutsche Land gemeindetag fühlt sich daher verpflichtet, aus die äußerst be drohliche und ernste Suliation der deutschen Landgemeinden mit allem Nachdruck hinzuwcisen. Die Finanznoi der ländlichen Gemeinden und Kreise be ruht nicht aus einer zu großen Ausgabefreudigkeil, sondern aus der die großen Städte einseitig bevorzugenden Verteilung des Steueraufkommens durch die Finanzausgleiche der meisten Länder sowie auf der überbürdung mil zwangsläufigen Aus gaben in den Gebieten der Schule, der Fürsorge und des Straßenbaues. Diese Finanznoi wird noch besonders ver schärft durch die Sparkassennotverordnung, die den Sparkassen verbietet, irgendwelche Kredite den Gemeinden zu gewähren. Die gesamten Ausgaben kür die Arbeitslosen werden nur dann aufgebracht werden können, wenn die Organ« lanon nach den Vorschlägen ves Deutschen Landgemeindelages durch Schaffung einer Reichsarbcitsloscnsürsorge geändert wlrd, in der die Krisenfürjorge und die Wohlsahnspslcge zusammcn- gefaßl sind. Die Naluralverpflegung der Arbeitslosen muß baldigst entsprechend den Verhältnissen in den einzelnen Be zirksfürsorgeverbänden von den letzteren gefördert werden. Der Finanzausgleich muß in erster Linie von der Einwohner- zahl und der Kinderzahl der Gemeinden ausgehen. Zu den be sonderen preußischen Verhältnissen satzie der Verband der Preu- ßischen Landgemeinden eine Entschließung: Die Landgcmein- den fordern nicht nur die Gleichberechtigung mil den kleinen Städten und Ämtern der Rheinprovinz und Westfalens, son dern darüber hinaus auch eine den tatsächlichen Verhältnissen entsprechende Aufteilung der Zuständigkeit zwischen Kreis- und Ortspolizeibehörden. Naturalleistungen in der öffentlichen Fürsorge. Der Landkreislag hat die Frage geprüft, ob und ln welchem Umfange Geldleistungen für Arbeitslose durch Naturalleistun gen ersetzt werden können. Einzelne Landkreise sind tu dieser Richtung bereits mil Erfolg vorgegangen. Ersolge konnten erzielt werden, weil diese Landkreise ihre Maßnahmen völlig auf die vorhandenen örtlichen Verhältnisse abgestelll haben. An dieser individuellen Behandlung des Problems muß an gesichts des Fehlens eines für alle ländlichen Bezirksfürsorge verbände passenden Verfahrens unbedingt festgehalten werden. Für größere Gemeinden und in Jndustriegegcnden empfiehlt sich die Einrichtung von Volksspeiftingen in Anrechnung ans die Fürsorgeunterstützungen unter weitgehender Zusammen arbeit mit der sreien Wohlfahrtspflege. Oie Golddeckung der Reichsbanknoien. Der Reichsbankausweis vom 31. August. Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 31. August hat sich in der Ultimowoche die gesamte Kapital anlage der Bank in Wechseln und Schecks, Lombards und Efsekten um 296,4 Millionen aus 3450 Millionen Mark erhöht. An Reichsbanknoten und Renien- bankschetnen zusammen sind 356,2 Millionen Mark in den Verkehr abgeflossen, und zwar hat sich der Umlauf an Reichsbanknoten um 334 Millionen auf 4383,8 Mil lionen Mark, derjenige an Nentenbankscheinen um 22,2 Millionen auf 420 Millionen Mark erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 508,6 Millionen Mark eine Abnahme um 23,9 Millionen Mark. Die Bestände an Gold und deckungsfähigen Devisen haben sich um 42,6 Millionen auf 1722,3 Millionen Mark erhöht. Im ein- zelnen haben die Goldbestände um 220 000 auf 1366,1 Mil lionen Mark und die Bestände an deckungsfähigen Devisen um 42,4 Millionen Mark auf 356,2 Millionen Mark zu genommen. Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Deviler beträgt 39,3 Prozent gegen 41,5 Prozent in der Vorwoche. Lavals und Briands Berliner Besuch am 26. und 27. September. Die französische Regierung hat durch den Botschafter ,zraitcols-Poncc1 dem Ncichsausicnministcr mitteilen lassen, daß der Besuch des Ministerpräsidenten Laval und des Außenmnnstcrs Briand in Berlin am 26. und 27. Sep tember stattfindcn wird. Zeppelins neue Glanzleistung. 7900 Kilometer in 72 Stunden. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" hat bei seiner Landung in Pernambuko einen begeisterten Empfang er fahren. Alle Teilnehmer der Fahrt sind begeistert über die glänzende Ozeanüberquerung. Das Luftschiff Hai die 7900 Kilometer lange Fahrstrecke in 72 Stunden zurückgelcgt. Die Durchschnittsgeschwindigkcft betrug 110 Stundenkilometer. Die Route Deutschland—Brasilien ist zum erstenmal ohne Zwischenlandung beflogen worden. Die Vertretung der Zeppelinwerke gibt bekannt, daß das Luftschiff „Graf Zeppelin" entgegen den ersten Mel dungen unbeschädigt geblieben ist. Vor dem Start zur Rückfahrt am Freitag müssen lediglich einige Einzel teile der Hinteren Gondel überholt und gereinigt werden. * Der deutsche Flieger von Gronau ist in Chikago eingetroffen und hat damit seinen zweiten Ost—West-Flug beendet. Gronau ist Mitte August gestartet und hat das Inlandeis von Grönland aus einer Strecke von mehr als 1500 Kilometern überflogen. Amerikanische Vorbereitungen für die Abrüstungskonferenz. Paris, 3. September. Die Pariser Spätabendpresse Weitz zu berichten, daß die Washingtoner Regierung Vorbereitungen sür die Abrüstungskonferenz treffe, die dem Geist der französi schen Denkschrift entgegengesetzt seien. Dieser Auffassung liegt eine Havas-Depesche aus Washington zugrunde, in der es u. a. heißt, daß man sich in amerikanischen Regierungskreisen jeder Verschiebung der Abrüstungskonferenz widersetze. In gut unter richteten Kreisen werde betont, daß die Regierung der Vereinig ten Staaten noch keinen bestimmten Plan ausgearbeitet habe und sich vorläufig darauf beschränke, die Lage der einzelnen euro päischen Länder eingehend zu prüfen. Washington werde ver mutlich erst im letzten Augenblick mit einer klar umrissenen Stel lungnahme hervortreten. Es scheine jedoch heute sestzustehen, daß Präsident Hoover die Abrüstungsfrage zum Ausgangspunkt so wohl der Schuldenregelung als auch der Organisierung der allge meinen Sicherheit machen wolle. Man glaube zu wissen, daß sich Hoover dem in der französischen Denkschrift enthaltenen Vorschlag in bezug auf die Garantierung der Sicherheit durch gegenseitige Effektivbestände im Falle eines Angriffes energisch widersetze. Der Präsident vertrete die Auffassung, daß es sich hier um eine Art Bündnisvorschlag handele, was mit den amerikanischen An schauungen vollkommen unvereinbar sei. Weiter lehne Amerika eine Verquickung der Abrüstung mit dem Völkerbund ab, was als Anwort auf die Vorschläge Paul Boncours aufzufassen sei. Auf alle Fälle sei es sicher, daß Amerika die Abrüstungsfrage in einer Weise regeln wolle, die vom Ausgangspunkt der französischen Denkschrift weit entfernt sei. McDonald legt sein Mandat nicht nieder. Einberufung des englischen Parlaments. In einem Schreiben an seinen Wahlkreis Seaham lehnt Ministerpräsident MacDonald es ab, der Auffor derung, wegen seiner Zugehörigkeit zur Nationalregierung sein Mandat niederzulegen, nachzukommen. Beide Häuser des englischen Parlaments sind auf Dienstag, den 8. September, einberufen worden. Schweres Ekvwsionsunglück bei Paris. Zahlreiche Tote und Verwundete. In einer chemischen Fabrik in Bezons bei Paris er eignete sich ein schweres Explosionsunglüü. Nach den ersten Meldungen wurden zwei Tote und 35 Verletzte gezählt. Die Explosion war so heftig, daß das Gebäude völlig in Trümmer gelegt wurde. Ein großer Teil der in dem Fabrikgebäude beschäftigten Arbeiter wurde unter den zu sammenbrechenden Mauern begraben. Feuerwehr und Polizei begannen sofort die Rettungsarbeiten. Erschwert werden die Bergungsarbeiten dadurch, daß sofort nach der Explosion Feuer ausbrach. Wo ist Nautilus? In norwegischen Kreisen hegt man Befürchtungen um das Schicksal von Wilkins U-Boot Nautilus, da man seit vier Tagen von den norwegischen Funkstationen aus mit dem U-Boot, das mitten im Packeis liegt, nicht mehr in Verbindung kommen kann. Aufruhr der politischen Gefangenen in Varcelona. Die in Barcelona in den Hungerstreik getretenen Ge fangenen versuchten beim Besuch des Gefängnisses durch den Zivilgouverneur einen allgemeinen Aufruhr herbei zuführen. Die Gefangenen legten in zahlreichen Gängen und Zellen des Gefängnisses Brand an, den die Feuer wehr mit Mühe löschen konnte. Die Ordnung konnte erst wiederhergestellt werden, als Polizei eingriff. Wilsdruff, am 3. September 1931. Merkblatt sür den 4. September. Sonnenaufgang 5'°I Mondaufgang 20^ Sonnenuntergang 18" j Monduntergang 13-° 1824: Der Komponist Anton Bruckner geb Nachsommer. Der August har uns um den Nachsommer betrogen. Ganz plötzlich und ganz unzeitgemäß Hal er uns den Herbst gebracht. Wochenlang waren war alte verärgert, verzagt und verdrossen ob der grauen Regenfluten, der fröstelnden Kühle, des leisen Blätterfallens und der frühen Nebel Und mit einem Male sieht die ganze Well wieder heilerer, wieder froher, wieder lebensvoller und wieder glücklicher aus. Der August wollte seine Sommerehre retten und hat uns noch zu guter Letzt den Nachsommer eingeleitet, jene wahrhaft goldenen Tage, über denen ein tiefblauer Himmel steht und eine milde, gütige Sonne leuchtet, jene Tage in denen eine beglückende Stimmung durch die Natur geht. Wie weggewischt ist plötzlich alles, was an Herbst und an das Spätjahr ge mahnt. Wir sehen nicht mehr die gelben Flecken tm Laub der Bäume, sehen nicht mehr die verwelkten Blätter aus den Wegen, wir sehen nur noch die warmen Sonnenstrahlen, die ein fröh licher Wind wohlig mildert und erleben nur noch die späten, unverhofften Sommertage. Der Nachsommer gehört mit zu den schönsten Jahreszeiten. Die Temperaturen sind von einer angenehmen Ausgeglichen heit, die Luft ist von einer einzigartigen Klarheit und Durch sichtigkeit, die ganze Natur ringsum ist von einer seligen, be glückenden Symphonie und Harmonie, erfüllt von Stimmungen und Farben, die n«r dieser Jahreszeit, diesen Nachsommer tagen Vorbehalten und eigentümlich sind. Hoffen wir, oaß uns der Nachsommer hinüberführt in einen wetterbeständigen, schönen und farbenfrohen Herbst! Besseres Wetter? Endlich einmal wieder ein wenig Son nenschein! Man atmet erleichtert auf. Wird der September nun den erhofften freundlichen Herbst bringen? Er hat vieles wieder gutzumachen, was der August verschuldet hat. Umsonst erhofften wir von diesem vergangenen Monat unseres Mißvergnügens schönes Wetter, strahlende Sonne und Wärme. Nun vertrauen wir aus den naturgesetzlich verankerten Ausgleich aller Dinge und nehmen den September für die erneute Bestätigung einer alten Erfahrung in Anspruch. Ob er unser Vertrauen rechtferti gen wird — wer weiß? Aber wir wollen den Herbstmonat nicht gleich zu Anfang mit Pessimismus empfangen. Man nennt den September manchmal „Mai des Herbstes". Und der Mai ver- mngt nun einmal neue Hoffnung und Freude- Halten wir beides für den Einzug bereit — zur Enttäuschung ist immer noch Zeit genug. Nach dem Hundertjährigen Kalender soll im September 1931 das Wetter wie folgt sein: Vom 1. bis zum 10. Septem ber unfreundliches Wetter mit -Regen, worauf bis zum 14. schö nes Wetter folgt; danach drei Tage Regen, die nächsten drei Tage schön; vom 31. bis 25- September wieder Regen, dann schönes Wetter bis Ende des Monats. Verbrecherische Gefährdung des Postaulos. Am 1. September ist bas von Wilsdruff nach Mohorn verkehrende Postauto abends in der 10. Stunde am Eingang von Herzogswalde insofern ge fährdet worden, als ihm ein Absperrungsbock, wie solche beim Straßenbau verwendet werden, quer über den Weg gestellt wor den ist. Zwei unbekannte Männer haben im Straßengraben ge legen, von denen man annimmt, daß sie die Täter sind-. Sie sind unerkannt entkommen. Etwaige Wahrnehmungen erbittet der Gendarmerisposten Wilsdruff 2. Schrveinezählung. Bei der am 1. September durchgeführten Schweinezählung wurden in unserer Stadt 583 Tiere gegen 708 am 1. Juni gezahlt. Es ist also seit -der letzten Zählung eine auf fallende Abnahme -der Bestände um 1-47 Stück eingetreten. Im Bahnhof Grumbach emgebrochen. In der vergangenen Nacht wurde im Bahnhof Grumbach ein Einbruch verübt. Der oder die Täter haben sich vermutlich auf dem Abort aufgehalten und sich beim Abgänge des letzten Zuges im Bahnhofsgebäude einschließen lassen. Sie haben dann versucht, durch -den Fahr kartenschalter in den Dienstraum zu gelangen. Das ist ihnen aber nicht gelungen, weil der Sicherungsladen vorgelegt war. Es hätte ihnen- auch nichts genützt, wenn- sie noch mehr Sachschaden angerichtet hätten -und doch eingedrungen wären, denn nach einer Bestimmung der Reichsbahndirektion dürfen Gelder über Nacht nicht mehr in den unbewohnten Stationsgebäuden aufbewahrt werden. Etwaige Wahrnehmungen, die zur Ermittelung der Tä ter -führen Knuten, erbittet der Gend-armerieposten Wilsdruff 2. Der Landbund hielt gestern nachmittag im Adler die erste Sitzung nach der Ernte ab- Zu Beginn gedachte Bezirksvor sitzender Rittergutsbesitzer W u nd e r l i n g - Neukirchen in ehrenden Worten des verstorbenen Oberlehrer Kantor Hientzsch, der auch ein Freund der Landwirtschaft war. In seinen weiteren Ausführungen skizzierte er die gegenwärtige Lage und warnte davor, die Lage der Landwirtschaft allein zu betrachten, sie sei ein Teil des Ganzen. Es könne ihr nur besser gehen, wenn sich die Grundlagen der Gesamtwirtschaft bessern. Jetzt gehe es nm Kredit, Arbeitsbeschaffung, Länder- und Gemeindes-anierung und Ähnliches. Mit der Entscheidung dieser Maßnahmen entscheide sich auch das Schicksal der Landwirtschaft. Die Entwicklung lasse sich nicht vorausschen. Das Einzige, w-as sicher nicht komme, sei Bolschewismus und Inflation. — Dann berichtete Bürgermeister Friedrich-Gruna sehr eingehend über Vorbereitungsarbei ten für Neuwahlen des -Aufsichtsrates und- Vorstandes des Eo. Gröba. Es wurde ein 24er Ausschuß von je 6 Vertretern aus den vier beteiligten Amtshauptmannschaften Meißen, Döbeln, Großenhain und Oschatz und ein kleinerer Arbeitsausschuß ge bildet, der eine Neuordnung der Verbandssatzungen und der Verwaltung anstrebt. Man ist ungehalten über die Zurückd-rän- gung des Einflusses der Landgemeinden in dem Verband, über die Bevorzugung der Industrie bei der Strompreisbemessung usw. Die Landwirtschaft habe doch das Unternehmen ins Leben gerufen, da solle man auch den Interessen der ländlichen Klein abnehmer mehr Rechnung tragen. Nach einer Zusammenstellung entfallen an Anteilen beim Ev. Gröba auf die Amtshauptmann- schäften Döbeln 8677, Meißen 8594, Großenhain 63W und Oschatz 6119. Auf Grund der Anteile soll nun Anspruch auf fünf Vertreter im Aufsichtsrat bezw. Vorstand aus dem Bezirke der Amtsh-auptmannschaft Meißen gemacht werden. Landdund-oor- sitzender Zimmermann, der ebenfalls dem 24er Ausschuß angehört, ergänzte die Ausführungen mit dem Bemerken, daß der E-v. Gröba einst ein solider Gemeindeverband gewesen, durch großzügige auf industriellen Aufschwung hoffende Konjunktur- Wirtschaft nun aber stark in kurzfristige Schulden geraten sei. Die Gefahr müsse abgewendet werden, daß das Werk in Staats hände gerate oder in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werdet womit der Landwirtschaft keinesfalls gsdient sei. Die bisherigen- Vertreter seien von dem Vorwurfe nicht zu befreien, ihren Ein fluß im Verbände zu wenig geltend gemacht zu haben und der Oeffentlichkeit die Aufklärung darüber schuldig geblieben zu sein, wohin -der Kurs treibe. Nach kurzer Aussprache, in der vor al lem auch die Geheimniskrämerei über das Gehalt des Direktors Korfs gobrandmarkt wurde, gab Vorsitzender Zimmerman» eine Betrachtung über die heutige Ges-amtlage. Selbsthilfe sei das Gebot der Stunde sür Staat -und Wirtschaft. Diese Forde rungen habe sich -auch der Reichslandbund zu eigen gemacht. Wenn noch eine Rettung möglich sei, so könne sie nur über die deutsche Landwirtschaft kommen. Der Redner erwähnte auch einen Antrag Wunderling-Reukirchen, demzufolge der Staas die festgesetzten Getreidepreise als Norm für -die Steuerberechnung anwenden und -durch Notverordnung sofort verfügen soll. Be- -denklich erschienen die neuerdings vorgeschlagenen kurzfristigen Lieferungs-Verträge. Deutschland habe dieses Jahr keine Vorräte an Brotgetreide mehr und auch keine Devisen, solches aus dem Auslände einzuführen. Es sei also von der Leistung der eigenen Scholle abhängig. Das müsse -der Anfang zum -Umschwung zur nationalen Wirtschaft sein. Die Ausführungen fanden reichen Beifall. I» der folgenden Aussprache verurteilte Gutsbesitzer Preußer- K-aufbach die hohen Eteuerverzugszufchläge, Guts besitzer Röthig-Grumbach berührte das Kapitel „Drema" und Milcherzeugerverein, während Gutsbesitzer Pietzsch- Grumbach auf Maßnahmen zum Schutze der Kartoffelernte hin wies. Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, Orts gruppe Wilsdruff, veranstaltete gestern abend im „Adler" eine öffentliche Versammlung und- hatte in Hofrat Urban- Sorau einen ausgezeichneten Redner gewonnen, -der allerdings einen vollen Saal verdient hätte. Der Versammlungsleiter bedauerte in seiner Eröffnungsansprache den schwachen Besuch seitens der Wilsdruffer Einwohner besonders. Der Redner schilderte fein pointiert die gegenwärtige Lage und die Notverordnungen der letzten Zeit: Als der Hooverpl-an in Erscheinung trat, sahen viele schon den Silberstreifen, aber er hielt nicht lange. Wolken scho ben sich vor und nun drohen Sturmzeichen. Die Reichsregierung sitzt auf dem 8 48. Eie verordnete das Gesetz zur Milderung der politischen Sitten, das das Gegenteil von dem ausgelöst hat, was es -bezweckt. Interessant ist, daß diese Notverordnung nur angewendet wird gegen die nationale Opposition und insbeson dere gegen die Nationalsozialisten. Die zweite Notverordnung brachte -den Abbau der Rente -der Kriegsbeschädigten, nachdem man den Frontsoldaten einst versprach, der Dank des Vater landes ist euch gewiß. Dann kam der Hooverplan und sollte Er leichterung bringen. Er ist fedoch das Machwerk der Iudenbörse in Neuyvrk, und die tut nichts unserer schönen Augen willen, die will daran nur wieder verdienen. Seit der Zeit ist es auch merkwürdig still geworden über die Revision der Tributverträge.
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