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Tarifpolttkk der kommunalen und sonstigen Versorgungs- und Verkehrsbetriebe, Abkehr von der Unterstützung der Ge halts- und Lohnabbauwünsche der Arbeitgeber durch die staatlichen Schlichtungsinstanzen. MMM des ungarischen Kabinetts. Ein neues „Sparkabinett"? Die Regierung des Grafen Bethlen hat ihren Gesamtrücktritt überreicht. Der Reichsvcrweser hat die Regierung mit der Weiterführung der Geschäfte betraut und inzwischen Beratungen mit führenden Persönlich keiten über die Entwirrung beaonnen. Der Umstand, daß Graf Bethten. als erster der gewesene Finanzminister Johann Te les z k y empfangen worden ist, weist darauf hin, daß die Regierungskrise durch w i r t s ch a f t s p o l i - tische Schwierigkeiten hervorgerufen ist. Es scheint zum mindesten auf wirtschaftspolitischem Gebiet ein vollständiger Wechsel zu erfolgen, der im Zeichen der Sparsamkeit stehen dürfte. Absturz eines volnischen Militärflugzeuges Vier Militärflieger getötet. Ein schweres Flugzeugunglück ereignete sich in der Nähe des Militärübungsplatzes Gruppe bei Graudenz. Ein polnisches Militärflugzeug, das mit vier Personen besetzt war, wollte wahrscheinlich eine Notlandung vor nehmen und stürzte dabei auf einen Stall. Es erfolgte eine Explosion. Der Apparat stand sofort in Flam men, in denen die vier Insassen umkamcn. Auch das Gebäude fing Feuer, und zwei Arbeiter, die in dem Stall schliefen, konnten sich nur mit Mühe retten. Sie erlitten jedoch schwere Verletzungen. Der Stall und das darin befindliche lebende Inventar wurde ein Raub der Flammen. -i: Schwerer Krastwagcnunfall polnischer Offiziere. In Wilkowice fuhr ein mit vier Offizieren der Lubli- nitzer Garnison besetzter offener Personenwagen gegen eine geschlossene Bahnschranke. Die Schranke wurde durch die Stoßstange des Kraftwagen bochgehoben und traf die Offiziere mit voller Wucht. Ein Haupt mann wurde sofort getötet, während ein Major schwere Verletzungen erlitt. Der Führer, sowie ein neben ihm sitzender Oberstleutnant, trugen leichtere Verletzungen da von. Die Gememdearbeiierlöhne. Die Verhandlungen auf Freitag verschoben. Zu dem Vorschlag des Reichsarbeitsmtnistcrmms über die Durchführung der Angleichung der Gemeindearbeiterlöhne an die Reichsarbeucrlöhne sollten sich der Reichsverband kommu naler und anderer öffentlicher Arbeitgeberverbände Deutsch lands und die Gewerkschaften der Gemeindearbeiter bis Mitt woch, den 19. August 1931, erklären. Die Gewerkschaften haben um Fristverlängerung bis Freitag, den 21. August, abends, gebeten. Die neuen Verhandlungen im Reichsarbeitsministe rium beginnen am Freitag, den 21 August. Deutsches -ieich Neuer Vorsitzender der Wirtschaftspartei. In der Fraktionssitzung der Wirtschaftspartei wurde die politische Lage eingehend besprochen. Der stellver tretende Parteivorsitzende Professor Bredt teilte mit, daß ihm der Parteivorsitzende Drewitz die Führung der Parteigeschäfte bis auf weiteres übergeben habe. Der Reichsausschutz der Wirtschaftspartet, dem neben den Vertretern der Reichstagsfraktion auch die Vertreter der Länder- und Gemeindeparlamente angehören, ist für den 8. September nach Berlin einberufen worden. Verlängerung der Steueramnestie? Die Veröffentlichung der Verordnung über die Ver längerung der Steueramnestie ist nicht vor Freitag zu er warten. Der deutsche Protest an die Mongolei. Wie aus Moskau zu dem Urteil des mongolischen Ge richts gegen die deutschen Verkehrsflieger der deutsch chinesischen Flugverkehrsgesellschaft Eurasia gemeldet wird, hat die Sowjetregierung auf telegraphischem Wege den Wortlaut des deutschen Protestes nach der Mongolei über mittelt. Eine Antwort der mongolischen Regierung ist im Laufe dieser Woche zu erwarten. In Moskau findet das Urteil des mongolischen Gerichts kein Verständnis. Blutige Zigeunerschlacht. Ein Toter, ein Schwerverletzter. Am Lübecker Hafen ist es zu einer schweren Zigeuner schlacht gekommen, in deren Verlauf der Zigeuner Wei niger von einem anderen Zigeuner in die Brust ge schossen wurde. Der Tod trat sofort ein. Der Täter, der durch mehrere Messerstiche schwer verletzt worden war, flüchtete und wurde von anderen Zigeunern verfolgt. Unterwegs lief der Flüchtige einem des Weges kommen den Kriminalbeamten in die Arme, der den Täter festnahm. Blutige Gaalschlacht bei Hamm. Zahlreiche Schwerverletzte. Einen blutigen Verlauf nahm eine nationalsozia listische Versammlung in Anröchte bei Hamm i. W. Es ent wickelte sich eine wüste Schlägerei, bei der Kommunisten und Nationalsozialisten mit Stühlen, Biergläsern und Messern aufeinander losgingen. Dabei wurden zwei Nationalsozialisten durch Messerstiche schwer und mehrere andere leicht verletzt. Von den Kommunisten mutzten acht schwer verletzt fortgetragen werden. Die Polizei mutzte mit blanker Waffe vorgehen. Dabei wurde ein Polizeiwacht meister durch einen Messerstich am Kopf lebensgefährlich verletzt. Im Saal selbst war alles zertrümmert worden. Berkehrsunsatt in Köln. Ein Toler, ein Schwerverletzter In einer Nurve cnlgtctste der Anhänger eines Strahcn- bahnzugcs der Linie 13 Er wurde gegen ein Brikcttfnhrwerk geschleudert, wobei ein Radfahrer und ein Hilfsaufseher der Straßenbahn zwischen Vrikettwagen und Straßenbahn geklemmt wurden. Der Radfahrer st a r b kurz nach der Einlieferung ins Krankenhaus. Der Hilssaufseher ist schwer verletzt. Die Un glücksursache steht noch nicht fest. s Neues aus aller weit j Schweres Unwetter im Odenwald, über Darmstadt und dem vorderen Odenwald ist ein schweres Unwetter niedergegangen, das stellenweise großen Schaden verur sacht hat. Bei Niederramstadt ist die Modau über die Ufer getreten. Wohnhäuser und Ställe mußten in aller Eile geräumt werden. Die Autostraße Darmstadt—Heidel berg ist unpassierbar. Sowohl in Niederramstadl als auch in Eberstadl mußten die Feuerwehren und freiwillige Hilfskräfte eingesetzt werden. Ein Loser Ncinfall. Einen Lösen Neinfall erlebte ein Dortmunder Fleischermeister, der wenig Vertrauen zur deutschen Währung hatte. Um sein Geld sicher anzulegen, händigte er am 9. April d. I. dem Kaufmann Franz K. den Betrag von 33 500 Mark aus mit dem Auftrag, für ihn in Holland Devisen zu kaufen. Nach seiner Rückkehr aus Holland brachte der Kaufmann aber weder Devisen noch das Geld des Fleischermeisters zurück. Angeblich will er das Geld in Holland verloren haben. Er wurde von der Kriminalpolizei festgenommen, da er im dringenden Verdacht steht, die 33 500 Mark unterschlagen zu haben. 'Mit dem Küchenmesser die Frau erstochen. Eine grau sige Mordtat ereignete sich in Schweidnitz. Dort lauerte der Arbeiter Paul Viol seiner Frau, von der er getrennt lebte, auf und fragte sie, ob sie wieder zu ihm kommen wolle. Die Frau erwies sich unter bestimmten Bedin gungen dazu bereit. Ohne ein Wort zu sagen, stach jedoch Viol mit einem großen Küchenmesser auf seine Frau ein und tötete sie durch einen Stich in das Herz. Der Täter ergriff die Flucht, konnte aber verhaftet werden. Notgemeinschaft gegen den Hunger. Die Vorstände des Einzelhandelsverbandes und die Arbeitgeberverbände im Einzelhandel in Düsseldorf berieten über eine Hilfs aktion zur Linderung der Not der Arbeitslosen. Es wurde eine Notgemeinschaft gegründet, die täglich an 500 Per sonen ein warmes Mittagessen verabreichen zu können hofft. 'Lohnende Lektüre. Eine Studentin der Jowa-Univer- sität in den Vereinigten Staaten, fand im Bibliotheks saal beim Ausschneiden eines alten verstaubten botanischen Buches zwischen den Seilen das Testament des Autors, das bestimmte, sein großes, aus einer Newyorker Bank liegendes Vermögen sei dem auszuzahlen, der auf die Idee komme, dieses Buch zu lesen. Das Seil gerissen. Im Montblanc-Gebiet sind von fünf Straßburger Alpinisten zwei tödlich verunglückt. Der eine von ihnen stürzte infolge Reißens eines Seils auf den Gletscher ab. Der andere fiel beim Abstieg in einen Gletscherbach. ' Die Kuppel von St. Peter wieder hergestellt. Bei Ausbesserungsarbeiten am St. Peter-Dvm in Rom stellte man vor -drei Jahren fest, daß die Kupel des Domes bedeutende Sprünge aufwies. Aus Anordnung des Papstes wurden sofort umfassende Restaurierungsarbeiten unterommen, die jetzt zu Ende geführt wurden. Man hat große Quadersteinblöcke er setzt, in die Ritzen Eisenbeton gegossen, und neu mit Asphalt belegt. Zur Errinnerung au diese größten Restaurierungsarbeiten die seit dem Bestand der Petersbasilika an ihr vorgenommen mürben, hat man in einen Stein den Namen Papst Plus xi. und das RegierungÄjahr eingetragen. rst cÄ6 AwMs r/mM... klomsn von Kolms von Kollsrmanv Oopvrlsdt dv klsrtla beucklvrmLer. ItaU« ISA s62 Am Abeud las er die auf dem Konsulat erhaltenen Briese. Viel Liebe strömte ihm daraus entgegen, legte sich wie weiche, zarte Hände um sein Herz, seinen müden, gedankenzermarterten Kopf, schenkte neuen Mut, neue Zu versicht. Aber wie seltsam: in ihren drei letzten Briefen klagte Rosemarie über sein langes Schweigen. Er hatte jede Woche geschrieben. Waren Briefe verlorengegangen? Gleich am nächsten Morgen begann Helmut die Beant wortung. Schrieb bruchstückweise den ganzen Tag, denn oft mutzte er innehalten, die Gedanken sammeln, aus ruhen von der schwierigen Arbeit des Denkenmüssens, das ihn noch sehr anstrengle. Nur Rosemarie erfuhr die volle Wahrheit seines Weg gangs von Nosehill. Seiner Mutter verschwieg er die Ur sache, die sie aufs tiefste erregt hätte. Nur der Unfall auf der Stratze wurde beschrieben. Er müsse sich nun eine leichtere Stellung suchen, wäre dem gesellschaftlichen Trubel im Hartmannschen Hause nicht mehr gewachsen. Herr Hartmann habe äußerst generös für die nächste Zu kunft gesorgt, wie sie aus dem per Kabel überwiesenen Geld ersehen würde. — Sättlers gegenüber fiel nur eine leichte Andeutung über „unerquickliche Konflikte", die ihn gezwungen hätten, das Heim seines Chefs zu verlassen. Noch einen Ruhetag gönnte sich Hardt. Dann bat er den zu einer kurzen Visite erschienenen Dan um Zuweisung von Heimarbeit irgendwelcher Art, die jener ihm auch verschaffte. Tag für Tag saß er nun in seinem Hinterstübchen am Tisch in der Nähe des Fensters, sortierte Grammophon nadeln, klebte kleine Pappkästchen, wickelte bunte Woll strähnen auf zackige Pappsterne, die er vorher zurechtschnitt. Er wartete auf Nachricht von seinen Lieben aus Deutsch ¬ land. Nur nicht Nachdenken, nur irgend etwas tun, damit die Zeit verging! Als die ersten hundert Dollar verbraucht, zwang er sich zu weiterer Arbeit. Bot seine Dienste in der Nachbarschaft an, spülte Flaschen in einer Obstweinfabrik, wusch Ge schirr im Gasthof des Iren, wofür er sein Mittagessen umsonst erhielt, schälte Kartoffeln in große Eimer, vom Geschwätz gleichgültiger Leute umgeben, die den schweig samen Mann, der höflich grüßend kam und ging, ohne etwas zu sagen oder zu fragen, bald zu übersehen lernten. Wer keinen Anteil am Ergehen seiner Mitmenschen ver riet, brauchte auch auf kein Interesse an seinem eigenen Schicksal zu rechnen. Ihm war es recht so. Was hatten sie alle mit ihm, was er mit ihnen gemein? Ihr Lob, ihr Tadel waren ihm gleichgültig. Eine gewisse Stumpfheit, die seinem Gefühl als Folge der Verwundung noch anhaftete, ließ ihn das Schwere seiner Lage nicht mit voller Schärfe empfinden. Endlich kamen die ersten Briefe. Ueberglücklich war die Mutter ob der erhaltenen Zeilen, voll liebevollen Trostes, voll Sorge, ob es ihm auch wirk lich wieder gut gehe. Ihr selbst strahle das Leben in neuem Glanze, da sie ihren Jungen gesund wisse und von soviel Güte seiner amerikanischen Gönner umgeben... Aennes Handschrift: Mein armer, unglücklicher Helu! An welchem Wahnsinn bist Du erkrankt, daß Du, der sein Ehrenschild so blank durchs Leben getragen, nun Unehre über das Haus Deines warmherzigen Freundes bringen konntest! Wie furchtbar muß die Versuchung gewesen sein, daß Du Charakterfester ihr unterlagst! Deine fristlose Entlassung — Herr Hartmann schrieb Georg alles — und nun Dein schrecklicher Unfall oben drein Gott gebe, daß Du keine Not zu leiden hast! Georg zürnt Dir — ich, Helu, ich kann es nicht. Schreibe mir alles, laß mich Dir helfen, wenn Du Sorgen ums tägliche Brot hast; ich bitte Dich darum. Wie sich Deine Brant zu alledem stellt, Weitz ich nicht... IIIU »II IN II LI"IUj!M«.,WIIHLU«»»I»»MMr-^» James Harimann Hane ihn angeklagt, Rosemarie seinen Brief wahrscheinlich gelesen — das noch nicht auf geklärte lange Ausbleiben jeglicher Nachricht von ihm selbst — barmherziger Gott, welch unheilvolle Ver wirrung! Aber nun hatte Rosemarie seine Erklärung in Händen, nun wußte sie alles. Ach!, wie sehnte er sich nach ihrer alles verstehenden und verzeihenden Antwort! Vier Tage später erhielt Hardt einen eingeschriebenen Brief mit dem Poststempel Breslau. Eine feine altmodische Damenhaudschrift... Baronin Natalie von Rohsen sandle Helmut Hardts Brief an Rosemarie ungeöffnet zurück. Die Erklärung hierfür würde er aus dem beigefügten Brief des Herrn Hartmann an das Ehepaar Sättler ersehen. Meine Nichte brach körperlich und seelisch zusammen unter dem Schmerz, den Sie ihr zugesügt haben. Um ihr Genugtuung für die angetane Beleidigung zu geben, sie vor weiterer Herzensnot zu schützen, bat mein Sohn sie, seine Frau zu werden. Rosemarie nahm seine Wer bung an. Vor einigen Wochen wuroen sie hier im Hause getraut. Wenn Sie noch einen Funken Ritterlichkeit, noch einen Rest Zuneigung und Mitleid für das von Ihnen so schwer gekränkte Mädchen besitzen, dann unter lassen Sie weitere Versuche, sich ihr schriftlich oder per sönlich zu nähern. Stören Sie nlcht den hart erkämpften Seelenfrieden, zu dem sich Rosemarie mit unserer lieben den Hilfe durchgerunaen hat Lange saß Helmut Hardt regungslos auf demselben Fleck und suchte zu begreifen, was Diese Frau ihm da mtt- geteili. Rosemarie hatte um ihn gelitten, an seine Schuls geglaubt, glauben können! War das auszudenken? Er, der ihr Bild als höchstes Heiligtum seines Herzens an- betend hütete, er hätte sie um einer anderen Frau willen verlassen? Daß sie Dies glauben konnte...! Sie war die Frau eines anderen geworven, ohne seine Verteidigung abzuwarten, ohne ihm ein Wort davon mitzuteilen... (Fortsetzung folgt.)