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Kleine Geschichten. Von G. Zieschang. Der lange Böhme. An den westlichen Ausläufen der Sächsischen Schweiz befinden sich an verschiedenen Orten größere Sandstein brüche, wie viele Männer aus den umliegenden Dör fern Beschäftigung finden. Die Mundart der Bewohner ist der Lausitzer ähnlich. Der Tonfall des O ist kurz und liegt zwischen o-a, wie es auch meist in mundartlichen Arbeiten geschrieben wird. Wir setzen hier dafür das ein fache o. Unter den Steinbrechern war eine bekannte Per sönlichkeit, der lange Böhme, gewöhnlich Bihms Korl ge nannt. Seine Händelsucht und Stärke waren gefürchtet. Montags beim Blaumachen und Sonnabends zum Lohn tag traten diese Eigenschaften meist in Erscheinung, ge wöhnlich nach reichlichem Alkoholgenuß. Eine am Wege in E. liegende Schänke war oft das Ziel des Einkehrens. Der Ruhepunkt auf dem Heimwege. So war es auch wieder eines Sonnabends. Nachdem alle ihr Werkzeug, Fäustel, Krönel und Hacke in die Bruchschmiede geschafft hatten, ging es heimwärts. Bei dem Trupp, welcher durch E. mußte, war der lange Böhme dabei. An der Schänke sagte er: „Wir kehren amol bei Wahnersch ein, dar Steen- stoob muß runger gespült warn." Man schwenkte also hinein. Wenn das nötige gebrannte Wasser, als Nord häuser oder alter Korn, eingenommen war, wurde noch das Pullchen für Sonntag gefüllt. Man trank den Schnaps auch in der Schänke aus diesem. Bei lebhafter Unterhal tung hatte man schon eine ganz erkleckliche Zahl vertilgt. Da kam die in der Nähe wohnende Hörnigen in die Schänkstube, um ihren Mann heimzuholen und polterte los: „Muß denn jeden Simmt s Luhn verfuffen warn, itze gifte mit heem, murne früh wullmer Gros Haun, der- no turkelste mit der Sense rime." Trotz spitziger Bemer kungen der anderen schob Hörnig mit ab. Es war die Zeit, wo wieder einmal Weltuntergang prophezeit war, sie hatte aber bis jetzt den Propheten den Gefallen noch nicht getan. Da kam man bei der Unterhaltung auch auf diesen zu sprechen. Böhme sagte: „Anne Hallsahern Hot prophe zeit, doß de Walt ungergiehn füll, zewos fulln mer do no sporn." Richter Emil erwiderte: „Wie konnste nur sulch dummes Zeug globen, wos su anne ale Büchse lowert, wu willse denn Hinfollen, ne, fer su enfälltch hättch dich ni gehalten." Da hatte er es aber beim Korle grade getroffen. Im Nu goß dieser Richtern das Pullchen Schnaps ins Ge sichts dieser wieder schlägt das seine Böhmen auf den Kopf, daß das Blut herumspritzte und über das Gesicht Herablies. Im Hof unter der Plumpe wurde er abge waschen. Der Wirt rief seiner Frau zu: „Breng anne ale Quahle zum Verbing und Essgwosser." Die Wirtin schimpfte. „Dar lange Schluttch muß eegol rimkeilen, dar verträt schun su a Luch im Kuppe, do kann de Schnaps dunst besser raus." Auf einem Rollwagen mit Strohun terlage wurde dann Böhme ins nächste Dorf D. nach Haufe gefahren. Judefeind. Ein berüchtigter Einbrecher namens Judefeind machte schon längere Zeit die Gegend unsicher. Eines Nachts hatte er beim Bruder vom langen Böhme unter anderem einen Schafpelz sowie die Geige des Knaben gestohlen. Eines Sonnabends hatte Böhme wieder eine längere Sitzung in der Schänke in E. abgehalten. Wenn auch stark angeheitert war er doch noch in leidlicher Verfassung. Sein Heimweg führte durch die sogenannte Leite, einen Wald, welcher beide Dörfer verband. Da tritt plötzlich ein Kerl aus dem Wald, hält ihm ein Pistol entgegen mit den Worten: „Geld her oder ich schieße". Da war er aber an den Falschen geraten, mit Steinbrecherfäusten war er wahrscheinlich noch nicht in Berührung gekommen. „Wos willste, mei Geld?" Blitzschnell hatte Böhme die Hand mit der Waffe ersaßt, daß diese zu Boden fiel. Ein Knacks und ein Aufschrei, das Handgelenk war gebrochen. Die Fäuste sausten wuchtig hernieder auf den Eienbrechr, daß er in die Knie sank. „Du bist do Judefeind, du host ju mein Bruder sein Schofpelz on, wu hoste die Geige?" Judefeind jammerte: „Meine Hand!" „Och wos, deine Hand, du orbeitst do emol ni, zum Mausen gilt se schun no." Die Geige hing in der Nähe versteckt an einem Baum. Sie wurde geholt, wobei Böhme den Kerl am Pelz fest hielt. Böhme sagte: „Jtz giehste vurneweg no D. zum Vurstand. Die warn der schun deine Mauserei an- streichen." Als die beiden am Hause seines Bruders vor überkamen, rief ihn Böhme heraus. Judefeind mußte den Pelz ausziehen, welchen der Bruder samt der Geige in Empfang nahm. Dieser wollte dem Einbrecher noch ein paar versetzen. „Lutz nur, dos hobch schun richtg besurgt." Am nächsten Morgen ging die Reise mit Judefeind nach St. ins Gefängnis, nachdem ihm ein Handnotverband an gelegt war. Böhme bekam manches Geschenk später, weil er die Gegend von dem gefährlichen Einbrecher befreit hatte. Die falsche Kuh. Eines Tages hatte Böhmes einzige Kuh Gelüste nach dem anderen Geschlecht. Seine Frau sagte: „Korle, du mußt die Kuh führen." Karl machte sich mit der Kuh auf den Weg. Aus dem Rückwege hing aber so ein verlocken des Schild an der Schänke. Die Kuh wäre ja vorüber ge kommen, Karl aber nicht. Es mußte erst Station gemacht werden. Die Kuh wurde an einer Stange angebunden, welche im Hofe zu diesem Zwecke angebracht war. Da es ein kalter Tag war und der Wirt schon wußte, daß so eine Sitzung von Böhme etwas länger dauerte, hatte er die Kuh in den Schuppen gezogen. Der Zufall wollte es, daß Michellieb am selben Tage eine Kuh gekauft hatte. Als er an der Schänke vorübertreiben wollt, klopfte Böhme und einige Kumpane ans Fenster. Der Michellieb schwenkte mit der Kuh in den Hof und band diese an die Stange. Nach einer solennen Zecherei brach Böhme zuerst auf, die anderen blieben noch sitzen. Er band die Kuh los und trieb heimwäts, wenn auch etwas im Zickzack. Seine Frau erwartete die Beiden schon vor dem Hause. Da gab es einen gesalzenen Empfang. „Wos brengstn du für anne Kuh heem, dos is do ni unsre, wie kimmstn du doderzu, wir hon do anne Rutschecke und keene Schworzschecke, wu Hot ihr denn wieder rimgesuffen." Während dieser Aus einandersetzung kommt schon der Michellieb angetrabt, um seine Kuh zu holen und sagt, daß die Kuh Böhmes im Schuppen der Schänke steht. Die Frau mußte ihre Kuh selbst abholen. Karl meinte: „Ich Hulse ni, ihr wißt ni, wos ihr wullt!" s Steinbrecherlos. Herrlich blaute der Himmel. In P. war Schulfest. Girlanden und Fahnen schmückten das Dorf. Aus den Nachbardörfern, welche in den Schulbezirk gehörten, ka men die Kinder, festlich geschmückt. Zwischen P. und E. geht der Weg auf einer Höhe hin. Vier Steinbrecher käm men daher, zwei trugen die ominöse, roh gezimmerte Tragbahre. Der Verunglückte ist zugedeckt. Da naht ein Trupp zum Fest gehender Mädchen. Peim Anblick falten sie die Hände, ein nettes Ding fragt: „Wer is'n verun glückt?". Es war Wilkens Rosel. Die Männer sehen sich an. Da spricht der lange Böhme, welcher dabei war: „Sis a bihmscher aus D." Als die Kinder weiter waren, spricht er: „Wir wulln dann Kinde ni dos Vergnügen verdarben heute, looft eener vurneweg und brengts der Wilken sachte bei, sot ni glei, doß er tut is." Vermischtes Eine Stelle frei. Von einem Parlamentarier bei bürgerlichen Linken wird eine heilere Geschichte erzählt Der betreffende Politiker ist dafür bekannt, daß er in einem starken Betätigungsdrang sich um alle möglichen oedeutsamen Stellungen beworben Hai Vor einiger Zeft wurde er zum Oberbürgermeister einer großen deutschen Stabt gewählt. Als er in seine neue Residenz etngezogen war, wurde ihm bei Verwalter des alten ehrwürdigen Friedhofs der Stadi gemeldet Der Parlamentarier empfing den Beamten und fragte nach seinen Wünschen Dieser erinnerte daran, daß aus seinem Friedhof alle bedeutenden Männer der Stadi nach ihrem Ableben Ouarlier bezogen hätten, und fragte, ob der Herr Ober- nürgermeister für die spätere Zukunft nicht auch ein Blätzchen dort belegen wolle, da er gerade noch eine schön geschnittene Stelle frei habe Der Heri Oberbürgermeister war zuerst etwas überrascht über den liebenswürdigen Vorschlag, dann aber faßte er sich, dankte dem Friedhofs- veamlen für das gefällige Anerbieten und fügte, wie dic Geschichte behauptet, mit leisem Lächeln hinzu, daß er das Angebot um so lieber annehme, als es die einzige beachtenswerte Stelle sei, um die er sich noch nicht be worben habe. Ein künstliches Auge erfunden? Dem Wiener Gelehrten Joseph Gartlgruber soll es gelungen sein, Blinde aus künstlichem Wege mittels einer Sehprothese wieder sehend zu machen. Der Wiener Augenarzt Dr. Gugi soll im Gegensatz zu anderen Fach autoritäten erklärt haben, daß er mit der Erfindung Gartlgrubers günstige Erfolge erzielt habe. Gartlgruber hat sein ganzes Einkommen seiner Erfindung geopfert, so daß er sich in dürftigen Verhältnissen befindet. In Wien ist ein Komitee gegründet worden, das die weitere Aus wertung der Erfindung möglich machen soll. Spielplan der Dresdner Theater. Bon Sonntag, den 16., bis mit Sonntag, den 23. August. Opernhaus Bis mit 22. August geschloffen. Sonntag (23.) 7: Tannhäuser. Schauspielhaus. Bis mit 22. August geschloffen. Sonntag (23.) Die Geschwister; Die Laune des Verliebten; Die Mit schuldigen. Vorstellungen für den BVB. Gr. 1 1—<500. Albert-Theater. Allabendlich 8 Uhr: Der Hauptmann von Köpenick. Vorstellungen für den BVB. Gr. 1 Dienstag 7501 bis 7600; Mittwoch 7601—7700; Donnerstag 7701—7800; Freitag 7801—7000; Sonnabend 8301—8400; Sonntag (23.) 10 801 bis 10 900. Die Komödie. Sonntag (16.) 8.15 Uhr: Gastspiel Otto Ge bühr: Intimitäten; Montag, Dienstag 8.1!5: Gastspiel Grete Reinwald, Willy Kaufmann, Heinz Kubertanz in „Liebe — un modern"; Mittwoch bis mit Sonntag (23.) 8.15 Uhr: Gastspiel Otto Gebühr: Intimitäten. Vorstellungen für den ÄVB. Gr. 1: Montag 6801—7000; Dienstag 6701—6800; Mittwoch 10 201 bis 10 300; Donnerstag 10 301—10 400; Freitag 10401 bis 10 500; Sonnabend 10 501—10600; Sonntag 10 601—10 700. Residenz-Theater. Allabendlich 8.15 Uhr: Gastspiel Fritz Fischer: Wie werde ich reich und glücklich. Vorstellungen für den BVB. Gr. 1 Montag 3601—3700; Dienstag 3001—3100, Mitt woch 3101—3200; Donnerstag 3201—-3300; Freitag 3401 bis 3500; Sonnabend 3501—3600. Central-Theater. Allabendlich 8.15 Uhr: Gastspiel Enrico Rastelli. Amtliche sächsische Notierungen vom 14. August. Esscltenbörsen in Dresden, Leipzig, Chemnitz geschloffen. Dresdener Produktenbörse. 14 8. 10. 8. 14 8. 10. 8, Weizen 77 Kilo 221—228 209-214 Weiz.'Sl. Rogg.-Kü 11,1—11,5 10,8—11.8 10,8—11.. i0,5—11. Roggen 73 Kilo 171—18i 175-180 Kalseraus- zugmehl Bäcker» mundmehl 47,0—49z 16,2^8. Wtnrerflste Sommery 159—164 153-158 40,5-^12.1 49,7-41. . Hafer, ini Raps, tr. 170—178 — Welzen nachmehl 18,5—20,. 18^—20,. Mals Laplato Clngu. IMand- welzenm Tope 70 N 41,7—43.. 11,0-43. Rotklee L rocken» schnitzel 7,00-7,20 7,0O-7,L Roggen- mehl 01 Tope 60 H 30,0—31,' 29,0-30. stucker- schnitzel Kariossel- swcten Futtermehl lb.8-16,2 14 2—15,5 15,6--16,2 15,0- 15.2 Rogaen- meyl 1 Lope 70 A Roggen- nachmehl 28,5—29.5 18,0—19,. 27,5—28/ 17,5—18. Nossener Produktenbörse vom 14. Ang. IS31. Weizen hiesiger neu 75 Kilo 10,80; Roggen hiesiger new 72 Kilo 8,90; Wintergerste neu 7,40—7,70; Hafer neu 7,20; Weizenmehl Kaiserauszug 22,50; do. Semmelmehl 21; do. 60 Prozent aus Ilandsweizen 18; Rvggenmehl 60 Prozent 15. — In Posten unter 5000 Kilo Nachmehl ohne Sack 9,50; Fut termehl 8,50; Roggenkleie inländische 6L0^-6,60; Weizenkleie grob 6,30—6,70; Maiskörner Laplata alt 11,25; Kartoffeln neu 2; -Stroh in Ladungen Preßstrvh 0,70; Gebundstroh 0,60; Heu neu in Ladungen 2—2,50; Butter ab Hof 0,75—0,80; Kartof feln Pfund 0,03—0,04; Preßstroh 1,70; Gebundstroh 1,60; Eier Stück 0,08—0,09; Frische Landbutter ^-Pfund-Stück 0,75 ois 0,85. — Die Preise gelten nur für den Tag der Notierung. — Feinste Ware über Notiz. — Stimmung: Befesttigt. * Amtliche Berliner Nvilcrungcn vom 14. August. Devisenbörse. Dollar 4,20—4,21; engl. Pfund >»44 bi- 20,48; holl. Gulden 169,7^-170,12; Danz 81,69—81.85-sranr. Frank 16,50-16,54; schwetz. 82,00—82,16; Belg 58,59—58,71; Italien 22,05—22,09; schweb. Krone 112,54—112,76; dän. 112,49 bis 112,71; vorweg. 112,49—112,71; tschech. 12,46-12,48; österr. Schilling 59,15—59,27; Argentinien 1,20—1,21; Spanien 35,81 bis 35,89. Produktenbörse. Weizenexportmöglichkeiten, geringes Jn- landsangebot, weiter flottes Mehlgeschäft wirkten für Weizen haussierend. Roggen etwas mitgezogen, jedoch vernachlässigter. Hafer gefragt, vorsichtig offeriert. Gerste still Rvggenmehl ruhig. Getreide und Olsaaien per 1000 Kilogramm, sonst per . 100 Kilogramm in Reichsmark. Weiz., mark. 14 d 218-220 13 v 210-212 Weizkl. f. Bln. 14. 8 11.2-11,7 13 8. 11,0-11 5 pommersch. — — Nogkl. f. Bln. 9.7-10.2 9,.5-I0.L Rogg.. mark. Braugerste 167-169 167-169 Raps 140-150 140-15, — — Leinsaat — — Sommergst — — Vikt.-Erbsen 25.0-31.1 26,0-31 i Futtergerste Wintergerste 150-160 148-159 kl Sveiseerbs. — — — — Futtererbsen 18.0-201 18,0-20 Hafer, mark. 155460 151-156 Peluschken — — pommersch. —- — Ackerbohnen — — westpreutz. — —— Wicken — — Weizenmehl p. 100 kg fr. Brl.br inkl. Sack ssetnst. Mk u. Not 27,0-35.0 26,5-35,0 Lupine, blaue Lupine, gelbe Seradellä Rapskuchen Leinkuchen 13,2-13,3 13.2-13.3 Rvggenmehl p. 100 kg fr. Berlin br inkl Sack .,4 0 m 4 2' 0-26 -> Trockenschtzl. Soya-Schroi Torsml 30/70 ^ortosiesflck 7,0-1,10 11.V-12.6 7,00-7,10 11,9-12.8 LLLte üUe spülen äre Lernte in äsr XLolis nur imt S306/ZK» . nö Ke