Volltext Seite (XML)
Dennoch hangen die Vogtländer mit großer Liebe an ihrer Heimat. Mei Vugtland is doch wunderschee Es tut nischt übersch Vugtland geh.., K. H. Brel Lärm um nichts. Die Sparkassen waren liquide. Nach den Ermittlungen über die Entwicklung der Spareinlagen bei den deutschen Sparkassen im Juni, die im neuen Wochenbericht des Instituts für Konjunktur forschung veröffentlicht werden, ist zum erstenmal seit der Stabilisierung ein Überschuß der A u s z a h l u n g e n über die Einzahlungen in Höhe von 166,8 Millionen Mark zu verzeichnen gewesen, da die Abhebungen mit 228.6 Mil lionen die Ziffer des Vorjahres um rund 50 Prozent über troffen haben. Wenn der Gesamteinlagebestand nur um 152,5 (auf 11 073,60 Millionen zurückgegangen ist, so erklärt sich die Differenz aus verschiedenen Buchungen (Zinsen usw.) internen Charakters. Ähnlich wie im Mai 1929 und im Herbst 1930 wurden die stärksten Ab hebungen in den großen Städten und Jndustrie- bezirkcn vorgenommen. Die Zahlungsstockung bei den Sparkassen ist fast aus schließlich durch die Illiquidität der Kreditbanken und Girozentralen hervorgerufcn worden. Sonst hätten Kassenbestand und die innnerhalb sieben Tage fälligen Guthaben der Sparkassen ausgereicht, um Eintagen in Höhe von 550 Millionen Mark auszu zahlen. Nach einiger Zeit hätten sie auf Grund ihrer befristeten Forderungen weitere 1260 Millionen Mark flüssig machen können, ohne daß es not wendig gewesen wäre, einen einzigen Kredit zu kündigen oder Effekten zu verkaufen bzw zu lombardieren Wenn man sich diese Ziffern vor Augen führt, erscheint es unverständlich, daß gerade die Sparkassenpolitik im Zentrum der Kritik gestanden Hal. Späte Entschuldigung. Der Fall Strasburger. Amtlich wird aus Danzig mitgetcilt: „Durch Ver mittlung des Hohen Kommissars des Völkerbundes, Grafen Gravina, sind zwischen dem Präsidenten des Se nats, Dr. Ziehm, und dem diplomatischen Vertreter der Republik Polen, Minister Dr. Strasburger, Er klärungen ausgetauscht, in bezug aus das^vor einiger Zeit vielfach erörterte Rücktrittsgesuch Dr. Strasburgers, durch die eine Klarstellung der Angelegenheit herbeige führt worden ist. Die hierbei von Dr. Strasburger ab gegebenen Erklärungen haben es dem Präsidenten des Senats, Dr. Ziehm, ermöglicht, die seit jenem Vorfall unterbrochenen persönlichen Beziehungen zu Minister Strasburger wieder aufzunehmen." * Bekanntlich halte Minister Strasburger tw. April d. Is. den Danziger Senatspräsidenten in schwer st er Weise verunglimpft. Er Halle u. a behauptet, daß er (Stras- burger) „in einer in offiziellen Beziehungen nicht üblichen Weise vom Danziger Senatspräsidenlen getäuscht" worden sei und daß er „als Vertreter der polnischen Regierung nicht Erklärungen des Senatspräsidenten emgegennehmen könne, die mil der Wahrheit in Widerspruch ständen". Den fortgesetzten Bemühungen des Danziger Volkerbnndkommissars um eine Vermittlung ist es nun gelungen, Sirasburger zu entschuldigenden Erklärungen zu bewegen, so daß nunmehr die feil vier Monaten unterbrochenen Beziehungen zwischen Stras burger und dem Danziger Senatspräsidenten wieder ausge nommen werden können Der Sultan von Marvil» vor Verdun Die Festung schießt Salut. Nach der Besichtigung der Schlachtfeldern von Ver dun ist der Sultan von Marokko mit seinem Gefolge in Metz eingetroffen, wo die Stadl ihm einen feierlichen Empfang bereitete. Dann wird er im Kraftwagen nach Straßburg fahren, um dann über Lyon die französische Mittelmeerküste zu erreichen und erst am 31. August von Marseille aus die Rückreife nach Marokko anzutrcten. Die Festung Verdun hat den afrikanischen Gast bei seinem Ein zug in die Zitadelle mit SalrLschüssen und großen mili tärischen Ehren empfangen. Ein „Rezept für -ie Welirüstung". Vernichtende Kritik der französischen Abrüstungsdenkschrift. Die französische Zeitung „Republique" unterzieht die französische Denkschrift zur A b r ü st u n g s f r a g e einer geradezu vernichtenden Kritik und erklärt u. a., daß diese Initiative rein negativ sei und daß die französische Denk schrift in Wahrheit nur ein Rezept für die Welt rüstung darsteüe, während man glauben machen wolle, daß man zur Abrüstung geneigt sei. Wer sich in dieser Beziehung noch Illusionen gemacht haben sollte, müsse durch die Rede des Kriegsministers Maginot in Arcachon eines Besseren belehrt worden sein. Jede Bedingung, die man an die Abrüstung knüpfe, sei eine Falle, an der man die Abrüstung scheitern lassen wolle, und das franzö sische Dokument enthalte eine ganze Reihe solcher Fallen Das Reichskolonialehrenmal. Den gefallenen Kolonialkriegern. Das Reichskolonialehrenmal, das die Deutsche Kolo nialgesellschaft, Abteilung Bremen, zu Ehren der ge fallenen Kolonialkrieger in Gestalt eines riesigen Klinker- Elefanten errichten läßt, wird Ende August fertiggestellt sein. In Anbetracht der schwierigen Zeitverhältnisse wird der Tag der Denkmalsweihe jedoch in den Anfang des Oktobermonats gelegt werden. Jimmy Walker ehrt Hünefeld. Newyorks Bürgermeister Jimmv Walker, der sich zur zeit aus einem Erholungsaufenthalt in Deutschland be findet, stattete der Mutter des Ozeanfltegers Hünefeld, den er seinerzeit in Newport begrüßt und kennengelernt hatte, einen Besuch ab. Unser Bild zeigt die Gäste im Erinnerungszimmer Günther v. Hünefelds — (von links) Ozeanflieger Hermann Köhl mit seiner Gattin — Bürger meister Walker — Freifrau von Hünefeld — Ozean flieger Balchen, der den deutschen Piloten nach ihrer Notlandung aus Greenly-Jsland die erste Hilse brachte. EisenvahnansOlag in Hamburg? Eine Barrikade auf den Gleisen. Beim Dammlorbaynhos in Hamburg wurde aus dem Altonaer Ferngleis von unbekannten Tätern eine Barri kade errichtet, und zwar waren mehrere zusammengebun- drne Planken auf die Schienen gelegt und mit einem Stein beschwert worden. Durch Aufmerksamkeit des Führers eines Güterzuges, der die Stelle bald darauf passierte, konnte größerer Schaden vermieden werden. Nur die Lokomotive wurde leicht beschädigt. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Als Täter kommen drei Männer in Frage, die durch die Flucht entkommen sind. Die Pressestelle der Reichsbahndirektion bezeichnet den Zwischenfall als „einen groben Unfug von frevelhaftem Leichtsinn". * Die Suche nach den Jüterboger Attentätern wird ver schärft weitergeführt. Das Gerücht, daß bei dem An schlag ein Toter zu beklagen sei, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Ein Wohnhaus in die Lust geflogen. Acht Tote, 15 Schwerverletzte. Eine schwere Explosion ereignete sich in einem drei stöckigen Wohnhaus in dem Fabrikvorort Villeurbanne bei Lyon. Das ganze Gebäude, das von algerischen und italienischen Arbeitern bewohnt war, brach unter der Ge walt der Explosion zusammen. Die Explosion hat an Opfern fünf Tote und 15 Schwerverletzte gesordert. Bei der Explosion wurden die Nachbarhäuser durch die nach allen Richtungen fliegenden Trümmer des zerstörten Hau ses schwer beschädigt. Die Ursache der Explosion ist auch bis jetzt noch nicht festgestelU worden. Wie immer bei derartigen Unglücken, gehen die verschiedenartigsten Gerüchte um. Anwohner der Gegend wollen wissen, daß ein Arbeiter, der vor kurzem aus dem Hause ausgewiesen wurde, damit gedroht haben soll, das ganze Haus in die Lust zu sprengen. Andere Wieder behaupten, ein Wilderer, der sich besonders auf Fischfang legte, habe in dem Hause Sprengstoffe zum Töten der Fische fabriziert. Einsturzunglück in einer Gchiefergrube. In der Grube der Dachschiefergewerkschaft Langhecke bei Weilburg ereignete sich ein folgenschweres Einsturz unglück. Nach der Einfahrt von zehn Bergleuten in den Stollen lösten sich an der Arbeitsstelle etwa 40 Kubikmeter Gesteinsmassen und begruben zwei Arbeiter unter sich. Der 23jährige jungverheiratete Arbeiter Stoll wurde vollständig verschüttet und von den Gesteinsmassen zu Tode gequetscht, während ein anderer Arbeiter nach ange strengten Bergungsarbeiten in schwerverletztem Zustande geborgen werden konnte. Bei den Bergungsarbeiten stürzten weitere Gesteinsmasfen nach, wodurch noch einige Arbeiter verletzt wurden. T8 Todesopfer einer Dynamitexplosion. Nach einer Meldung der „Times" aus Hongkong er eignete sich in Makau, vem portugiesischen Pachtgebiet in China, eine furchtbare Explosion, durch die 28 Personen getötet und viele andere schwer verletzt wurden. Zehn Tonnen Dynamit, die auf einer Befestigungsanlage explo diert waren, legten eine große Anzahl Häuser, darunter die frühere Sommerresidenz des Gouverneurs, in Trüm mer. In der ganzen Stadt entstand eine ungeheure Panik. politische Mnälchau Deutsches Reich 97prozcnllkger Vermahlungszwang. Die siebente Verordnung über die Vermahlung von Jnlandsweizen bestimmt: Jede im deutschen Zollgebiet liegende Mühle hat von der Weizenmenge, die sie ver mahlt, in der Zeit vom 16. August bis 30. September 1931 und in den einzelnen Monaten von Oktober 1931 bis Juli 1932 einschließlich mindestens je 97 Prozent Jnlands weizen zu vermahlen. Sofern die Mühle Auslands- weizen vermahlt, der zu einem ermäßigten Zollsatz ein- gcführi worden ist (Austanschweizen), ermäßigen sich die genannten Hundertsätze auf mindestens je 70 ProzeNu In diesem Falle darf aber anderer Auslandsweizen nur bis zu 3 Prozent der gesamten in den in Absatz l genannten Zeitabschnitten vermahlenen Weizenmenge vermahlen werden. Lohnkonflikte in den Gemeindebetrieben. Die Notverordnung der Reichsregierung vom 5. Juni bestimmt u. a. auch, daß die Löhne der Gemeinde arbeiter den Löhnen der Reichsarbeiter angeglichen werden sollen. Die Verhandlungen zwischen den Ge meinden und den Gewerkschaften über die Durchführung dieser Bestimmung sind ergebnislos geblieben. Die Gewerkschaften haben die Vorschläge abgclehnt. Nun er klären die Gemeinden, daß sie die Lohnangleichung durch V e r w a l l u n g S b e s ch l u ß vornehmen müßten. Der Gesamwerband der Gemeindearbeiter betont demgegen über, daß solche Beschlüsse die Gefahr von Streiks in den lebenswichtigen Gemeindebetrieben heraufbeschwö ren könne. ck'6 Liebe A/nMe //men... Koman von Helma von Kellermann Oopvrlgkt dv klsrlin ksucktrvsnAer, lisüs 1931 s52 Er nickte fluchtig, ließ sich dann ein wenig schwer in einen nahen Sessel gleiten. Das Stehen ohne Stütze er müdete noch stark. „An was dachtest du gerade, als ich her einkam?" fragte er, den Kopf gegen das Helle Seidenpolster lehnend und zu ihr herübersehend, die ihren Platz am Fenster nicht verlassen. „Du sahst gar so nachdenklich ausl Schrieb der ferne Freund etwas, das dein Herz beschwert? Latz deinen Kameraden teilnehmen an deinen Sorgen!" Wieder der ernste, herzliche Ton. Sie schwieg, sah mit abgewandtem Gesicht hinaus in die rieselnde Nebelnässe, der einzelne Schneeflocken unter mischt waren. Aber Joachim ließ nicht locker. „Du hast doch heute den üblichen Wochenbrief er halten?" Ein leises: „Nein." „Deswegen so bedrückt? Was heute nicht kommt, das kommt morgen. Die Post verspätet sich eben mal." „Letzte Woche kam auch kein Brief", antwortete Rose marie, sich endlich umwendend, und sah den Vetter mit großen ängstlichen Augen an. „Ich sorge mich!" Rohsen zog m gemachter Ueberraschung die Brauen hoch. Er wußte es schon. Wenig geschah im Schloß, was er nicht wußte. „Nanu! — schon so saumselig geworden? Ich hätte dem Verlobten meiner Kusine mehr Pflichttreue zugetraut." „Er ist gewiß krank", sagte Rosemarie leise, und seufzte in nicht zu unterdrückender Besorgnis. Aber ihr Vetter schüttelte mit dem Kopfe. „Ein leichtes Unwohlsein hätte ihn nicht zwei Wochen vom Schreiben abgehalten, und eist schweres wäre dir ge meldet worden. Die Abhaltung wird wohl anderer Art sein Wir können uns ja von ver Hetze va drüben in Amerika gar kein rechtes Bild machen — dazu die gesell schaftlichen Verpflichtungen, die Herr Hardi doch nun ein mal übernommen Hal. Die werden ihm über ven Kops gewachsen sein! Der schöne Kerl gefällt gewiß allerseits riesig, das verstehen wir nur allzugul, nicht wahr? Uns gefiel er >a auch! Die Familie des Chefs scheint seinen Schützling auch recht gewogen, nach oen Beschreibungen und Bildern zu urteilen — eine bildhübsche kleine Frau, diese Marion Hartmann, die so strahlend an seiner Seite steht" — ein verstohlener Blick zu dem Mädchen hinüber, das nun unruhig im Zimmer hin und her ging. Sie nickte. „Ja, ganz reizend." Es klang ein wenig matl. Rohsen senkte die Lider, schien nachzudenken. „Wie wär's, wenn du mal Sättlers in Berlin an riefst?" schlug er dann vor. „Ist zwar ein kostspieliges Ferngespräch" — den tadelnden Ton seiner Mutter leicht nachahmend —, „aber in diesem Falle nicht überflüssig, da es dir Beruhigung bringt! Durch Frau Sättler er fährst du dann so im Laufe des Gesprächs, was und wann sie zuletzt von Helmut Hardt gehört. Oder" — da er ihr Zögern bemerkte — „soll ich einmal anrufen?" „Ach ja, lieber Joachim, bitte, sei so gut!" Vai Rose marie erleichtert. Ihrem offenen Wesen widersprach dieses Hintcnherumsragen. Auch fürchtete sie, sich sogleich zu ver raten. Nach längerem Warten meldete sich Berlin, gleich dar aus die gewünschte Nummer. Gnä' Frau sei eben zur Tür hinaus, klang eines Mädchens Stimme, sie wolle sie gleich zurückrufen. „Einen Augenblick, bitte!" — Dann Frau Aennes Helle Stimme am Apparat. Joachim lehnte sich zurück, sprach mit ihr, nachdem er Rosemarie stumm bedeutet hatte, ven zweiten Hörer zu nehmen. Er er kundigte sich nach Frau Sättlers und ihres Gatten Er gehen, bai um die Adresse des einmal im Sommer ge nannten Antiquars, der alte, wissenschaftliche Bücher kaufe — dankte verbindlich. Erwähnte ganz wie zufällig den Namen ihres gemeinsamen Freundes Hardt, dem es ja in Amerika ausgezeichnet zu gehen schien — „Sie hören gewiß auch ab und zu von ihm, gnä Frau?" „Gewiß, der gute Junge weiß ja, wie wir an ihm hängen, wie uns all seine Ertebnisse interessieren! Jetzt kam sogar jede Woche ein Brief, auch heute erfreute uns die Post — feine Reise mit Frau Hartmann im Flugzeug nach Florida und zurück har uns, und gewiß auch Ihr liebes Kusinchen, riesig interessiert, nicht wahr? Muß ja ein fabelhafter Luxus da herrschen: so ein kleines Para dies der großen Welt!" Ein heiteres Lachen, in das der Mann am Hörer in liebenswürdigem Echo einstimmte. Noch ein paar verbind liche Worte — Rosemarie sei mit seiner Mutter im Dorf, glaube er — er würde gern die Grüße bestellen. — Dann legte Rohsen den Hörer zurück auf die Gabel. Das kleine Geräusch war der einzige Laut, der minutenlang im Zimmer zu hören war „Hast du alles verstanden?" fragte er endlich. „Ja. Und begreife nicht." „Ich auch nicht, um offen zu sein. Nun, wir müssen Geduld haben und warten, wie sich alles aufklärt. Geduldig sein und warten — das haben wir beide ja gelernt, kleine Rosemarie!" Er nickte dem blaß gewordenen Mädchen zu, freute sich ihrer Haltung, des stolz erhobenen Köpfchens. Ganz eine Rohsen, ihm im tiefsten Blute verwandt. Und für ihn be stimmt. Nun glaubte er daran! * s * „Wie gefallen Ihnen eigentlich die amerikanische" Frauen, Herr Hardt?" Marion Hartmann saß auf der Lehne eines kleine" Brokatsessels und wippte mit dem Fuß, auf dessen seidenem Schuh eine Diamantschnalle bei jeder Bewegung wie eine kleine Sonne funkelte und gleißte. Von ver rechte" Schulter war das schmale Stratzband beim Tanzen herab- geglitten, zeigte den wundervollen Armansatz, die tadel lose Büste bis zum zart anschwellenden Rund des Busens. (Fortsetzung iolgl-k