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Tagesspruch. Frei wie das Firmament die Welt umspannt, So muß die Gnade Freund und Feind umschließen. Schiller. Dresdner Plaudereien. Geldlrilische Tage. — Fröhliche Feriengäste. — Das Kinder- Paradies am Heiderand. — Sommerbetrieb in Theatern und Kinos. — Noch ein neuer Filmpalast. — Im Autobus nach Bcutzcn. — Singendes Papier. — Hinaus in die Ferne! (Nachdruck verboten,.) Nun ists bald Schluß mit den großen Ferien, auf die sich die Jugend so gefreut hatte. Unbekümmert hatte sie sich ganz dem Genuß der ersehnten Freiheit hingegebcn. Weniger sorglos hatten die Hauchaltungsvorstände dem Feienbeginn entgegen gesehen, sintemalen nicht überall dte dazu erforbeMchen Moneten bereitlagen und was wir den letztvergangenen beiden Wochen an Geldkalamität durchlebten, wollen wir gern als eine „vor übergehende Erscheinung^ verbuchen. Sv paradox es klingen mag, wahr ists doch: wer nichts hat, hat nichts, wer was hat, hat auch nichts! Sozusagen teelöffelweise konnte man von Sparkassen und 'Banken das eigene Geld kriegen. Na, deshalb braucht man nicht gleich Kotzebue's „Ausbruch der Verzweiflung" M dekla mieren. Durch die sehr fragwürdige Hunbert-Mark-Verordnung wird immerhin ein schönes 'Stück Geld im Lande geblieben sein, woraus man ja auch abzielte. Aber wir wollen doch recht sehr wünschen, daß wieder normale Verhältnisse im wirtschaftlichen Leben eintreten. In den Ferien ist man zuweilen Gast oder empfängt auch Gäste. Letztere teilt man in Wei Sorten. Die erste sieht man gern kommen und freut sich ihres Bleibens, die zweite sieht man gern wieder abreisen. Auch der Plauderer war ein paar Tage Gastgeber und denkt mit feiner Eheliebsten mit vielem Vergnü gen daran, wie zwei prachtvolle Lanbkinder das Heim mit fröh lichem Leben erfüllten. Ein Junge und ein Mädel, beide bunt- bemützt, reisten eines Tages an, nachdem ihnen von den Eltern daheim auf einem staatlichen Gute in Mittelsachsen ein Schock guter Lehren und Verhaltungsmaßregeln mit auf den Weg ge geben worden war. Das erste Mal in Dresden! Das war doch ein Erlebnis, sind ein paar Tage jeden Morgen nach Belieben ausschlasen zu können, dann Frühstück auf dem Balkon und hier auf mit der „Tante" Stadlbummel, Straßenbahn- und Schiff fahrten, das war ja der Himmel auf der Erde. Ja, so waren diese Kinder, die vom elterlichen Haus täglich bei jedem Wetter nach der Stadt zur Schule fahren und, zurückgekehrt, dann in Haus, Hof und Feld tüchtig mithelfen mästen. Der Vierzehn jährige ersetzt seinem Vater bereits dtzn Schirrmeister und die Elfjährige hilft der Mutter, wo sie nur kann. Man vergleiche mal solche Kinder mit unseren Grotzstadtpuppen und verwöhnten Muttersöhnchen. Etwas Ungesundes und Natürliches steckte in unseren Feriengästen, denen eine gehörige Portion Frohsinn und Mutterwitz mit auf den Lebensweg gegeben war. Im Umgang mit solchen Kindern, die bei aller Fröhlichkeit die gute Erziehung nie vermissen ließen, wurde man selbst wieder jung und auch bei trübem Wetter schien das Haus von Sonnenschein erfüllt. Uebrigens gabs auch bei Regen keine Langeweile. Mein junger Freund hatte im Bücherschrank seinen Lieblingsschriftsteller Karl May entdeckt und vertiefte sich mit beispielloser Ausdauer in den „Winnetou", während sich die Kleine in der Küche nützlich machte. Nur wenige Tage waren den Kindern in Dresden ver gönnt, denn daheim nahm die Ernte alle Kräfte in Anspruch. Falls sie rechtzeitig und glücklich werde eingebracht sein, winke ihnen noch ein dreitägiger Besuch bei Verwandten in der Roch litzer Pflege. Warum das hier erzählt wird? Weil viele Stadt bewohner keine Ahnung davon haben, wie man sich draußen auf dem Lande vom frühen Morgen bis zum späten Abend plagt wndi wie man dort die Kinder zur Arbeit und zur Bescheidenheit erzieht. Aber dort erstehen auch kernige Geschlechter, Menschen, die vvn Liebe zur heimatlichen Schölle erfüllt sind. Wie ganz anders unsere Großstadtjugend und bedauerns wert jene aus den Armutsvierte'ln. Gewiß genießen alljährlich Tausende die Wohltat einer Ferienpflege an der See oder im wundern, angesichts der trüben Wirtschaftslage ein solches An- ck/s /./sOs r«/ unk«/' f/E/r... Koman von Holms von Kellermann Oopvrlskt dv Martin INUN 1021 ,37 Sie nickte nur, als habe sie keine andere Antwort er wartet. Sah starr auf die stille Gestalt neben sich... »Viel Haß und viele Verwünschungen werden ihm ins Grab folgen. Man wird all das Gute vergessen, das er so gern getan, all die Freude, die er anderen schuf, die Güte, die anderen half in Zeiten der Not; alles werden sie vergessen. Aber diesen seinen letzten Schlaf im Heim, das von seiner Liebe erfüllt war, den soll Liebe bewachen.* „Wer ihn geliebt, wird ihm auch verzeihen*, erwiderte Helmut ernst. Ein weher, bitterer Zug furchte das leidvolle Antlitz der Frau. „Deren wird es wenige geben! Hat doch sein einziges Kind sich angesichts des toten Vaters nicht der Vorwürfe enthalten können. — Das war vielleicht das Allerfurcht barste.* Ihr Haupt sank tief herab, als drücke es schwere Scham „Ich konnte es nicht ertragen — habe sie fortgeschiüt Nur heute noch nicht, heute noch nicht.. .* Es war ein Flüstern. Sie glitt auf die Knie, schmiegte ihre Wange gegen die kalten blassen Hände, die sich nie wieder liebreich um ihr Gesicht legen würden mit dem, ach, so gern gehörten, herz lichen: „Mein gutes Thildchenl*... Lange lag sie so da. Die Zeit verrann. Die Kerzen, zur Hälfte herabgebrannt, begannen unruhig zu flackern, schufen seltsamen Schattenspuk in den dunklen Winkeln des großen Naums Draußen mochte es bereits dämmern. Es hatte zu regnen begonnen, rieselte leise rauschend an den geschlossenen Fenstern herab. Von irgendeiner Rinne tropfte es in schläfriger Eintönigkeit. Helmut Harm saß und machte am Lager des Toten, SememSen unä SvarkaNen Der Lebensnerv kommunaler Selbstverwaltung. Die Kredittrennung von Sparkassen und Gemeinden. Die durch Notverordnung angeordneie plötzliche Kredit- lrennung der Sparkassen von ihren Gewährsverbänden, den Gemeinden, Hai den Präsidenten des Deutschen Städtetages, Dr. Mulen, Veranlassung gegeben, namens der Städte bet dem Reichskanzler und bei Reichsfinanzminister Dr. Dietrich scharfen Einspruch dagegen einzulegen, daß diese Notverordnung ohne jede Fühlungnahme mit den Ge- mernden und zum Teil in Unkenntnis der tatsächlichen Ver hältnisse ergangen ist. Dr. Mulen Hai beaniragl, die Ziffer 3 der Notverordnung alsbald wieder aufzuheben. In dem Schreiben des Städtetages heißt es, daß das Verbot des Kre ditverkehrs zwischen Gemeinden und Sparkassen den Lebensnerv der kommunalen Selbstverwaltung träfe. Es werde völlig verkanni, daß die Sparkassen von jeher aus Grund von Gesetz und Statur zur gleichmäßigen Pflege von Realkredii und Kommunalkrevit bestimm! seien. Im Realkredit sind heute mehr als 50 Prozent der Sparkassenguthaben angelegt, im Kommunalkredit, der nach dem Gesetz eine Inanspruchnahme bis zu 25 Prozent zulätzt, im Durchschnitt gegenwärtig weniger als l? Prozent. Die Gemeinden stehen im Rahmen der von ihnen in Anspruch ge nommenen Sparkassenmittel zugleich in einem regelmäßigen Kontokorrenwerkehr bei den Sparkassen hinsichtlich der für sie eingehenden Sieuern, Gebühren und sonstigen Ein nahmen. Dieser völlig ordnungsmäßige Verkehr wird Gebirge und die Jugendfürsorge leistet ein gewaltiges Stück so zialer Arbeit. Aber nicht alle bedürftigen Kinder können von ihr erfaßt werden. Für die Daheimgebliebenen hat nun der so se gensreich wirkende Verein „DöMwvhl" etwas Vorbildliches geschaffen: die täglichen Heidefahrten Dresdner Kinder. Fünf Wochen hindurch bringen an jedem Mittag drei Personendampfer über 2000 Kinder stromaufwärts bis Mr Sa loppe und von hier aus gehts unter Aufsicht hinauf in den nahen Waldpark. Dort werden bis zum Abend fröhliche Spiele ver anstaltet und in geordneter Weife vollzieht sich abends 6 Uhr aus gleiche Art der Rücktransport der Kinder nach der Stadt. Für diese fünfwöchige Ferienpflege haben die Eltern pro Kind nur eine Mark zu zahlen und für einen ganzen Fünfer erhalten die Kleinen einen Topf Milch mit Gebäck. Es ist wohl selbstver stündlich, daß diese Beträge die Kosten nicht decken, der genannte Verein und die Städtgememde legen düs Fehlende zu. Man muß aber einmal das frohe Treiben der vielen Kinder unter den: grünen Laubdach selbst beobachtet haben, das singt, lacht, jauchzt und zwitschert und das Allers-chönste an dieser Jugendpflege ist baß sie völlig unpolitisch ist. Das körperliche Wöhl des Kindes ist hier oberstes Gesetz. Sv soll es ja auch sein und nichts ist verkehrter, als die Schuljugend schon vor einen Parteiwagen gleich welcher Farbe, zu spannen. Erfrischt und gebräunt treten nach den Ferien die Kinder wieder ihren Schulweg an; ihnen wie ihren Eltern war eine Wohltat erwiesen worden. Der Aufenthalt im Freien ist noch -das Beste, was uns warme Svmmertage und -Abende bieten können Staats- und Alberttheater sind geschlossen und nur im Residenztheater und in der Kömödie wird gemimt. In das Zentraltheater hat die zehnte Muse, das Varietee, Einzug gehalten und 'damit das schöne Haus seiner ursprünglichen Zweckbestimmung zurückgesührt. Kästen- magnet ist der weltberühmte italienische Jongleur Rastelli, besten Handfertigkeit an das Unglaubliche grenzt. Er war schon vor mehreren Jahren hier, Uber was er jetzt bietet, ist nicht zu übertreffen. Auch das übrige Programm kann sich sehen lasten und man begreift nicht, daß sich ein gutes Varietee-Theater auf längere Dauer nicht halten kann. Auch in den Kinos bleiben in den Sommermonaten viele Plätze leer und man behilft sich mir heiteren Spielfolgen. In Wei Lichtbildtheatern läuft, allerdings als „Vereinsvorstellung" der vielumstrittene Film „Im Westen nichts Neues", in Amerika nach dem bekannten Roman vvn Re marque gedreht. Allerdings hat He -Zensurschere dem Film arg zugefetzt und was von ihm blieb, hinterläßt nicht die üble Wir- kung des Büches. Die Vorführungen siäd natürlich stark besucht. Obwohl wir in Dresden schon über 30 große und kleine Kinos haben, von 'denen einzelne nur schwer auf ihre Rechnung kom men, plant man dem Vernehmen nach auf dem Altmarkt, jeden falls „um einem längst empfundenen Bedürfnis äbzuhelfen", die Errichtung eines neuen Filmtheaters. Man muß den Mut be vurch die Notverordnung zerschnitten. Die Gemeinden sind die Träger der Reichs- und Staatsge walt in der örtlichen Instanz und müssen imstande sein, ihre Zahlungen an Gehältern, Löhnen und Unterstützungen regel mäßig zu leisten. Auch vom Standpunkt der Sparer aus wäre diese einschneidende Maßnahme nicht notwendig ge wesen. Der Status der Sparkassen ist völlig gesund. Die Benachteiligung der Gememden gegenüber der privaten Wirtschaft durch Reichsbank und Relchsregierung erhält nach Ansicht der Städte einen besonders grotesken Ausdruck durch die Bestimmung, daß den Gemeinden zwar der Weg zu den Instituten, die sie selbst für den kommunalen Kredit ausdrück lich geschaffen hatten, abgeschnitten, gleichzeitig aber als selbst verständlich angesehen wird, oaß Vie Gemeinden weiterhin wie bisher vie volle Haftung dieser Institute tragen. Der so fort einberusene Vorstand des Städleiages wirb zu dieser Lage Stellung nehmen; es unterliegt keinem Zweifel, vaß er zu einschneidenden Beschlüssen kommen wirv Bürgschaft 0er- badischen Regierung für die Sparkassen. Die badische Regierung Hai durch Noigesetz eine Bürg schaft im Höchstbetrage von 2 7 Millionen Mart für die badischen Sparkassen und ihre Girozentrale übernommen, die diesen einen Wechselkredii in gleicher Höhe bei der Akzept- und Garantiebank in Berlin eröffne: Die Sparkassen sind durch diesen Verirauensbeweis der Negierung in die Lage versetzt, auch den weitgehendsten Anforderungen nach Wiederaufnahme des uneingeschränkten Zahlungsverkehrs zu aenüaen ternehmen auf bie Leine stellen zu wollen. Aber es hat ja auch schon angenehme Enttäuschungen gegeben. Zu den GesellschaftLsahrten mit Bahn und Dampfer gesel len sich jetzt solche mit Staats- und Postauto un'd bie Verwal tungen der beiden letztgenannten Verkehrsunternehmen haben für die Sonntage einen großen Teil ihres Wagenparks schon 'm Voraus vergeben. Run fährt es sich -allerdings auch prachtvoll in solch modernem Vehikel und man kommt in kurzer Zeit ein großes Stück weg. So unternahm der Dresdner Gewerbeverein am vergangenen Sonntag eine solche Fährt nach dem „sächsischen Nürnberg", der malerischen Kreisstäbt Bautzen. Dort be treibt man seit längerer Zeit eine geschickte Verkehrswerbung und hat damit schon recht beachtliche Erfolge erzielt. Nun ist ja auch das äste Bautzen eine außergewöhnliche Sehenswürdigkeit und von 'der Spreetalbrücke aus gewährt die turmreiche Stadt einen prachtvollen Anblick. Der dortige Verkehrsverein läßt es sich angelegen sein, die Fremben auf bie besonderen (Schönheiten der Stadt hiyWweisen. Es geschieht durch Aeberreichen eines drucktechnisch vorzüglich ausgestatteten Faltblattes und durch Führungen durch die Stadt. Man kann noch so viele Male an einem geschichtlich und baulich interessanten Ort gewesen sein, bie Eigenart erschließt sich doch erst durch eine gute Führung. Den Bautznern stehen dafür sehr bewährte Kräfte zur Verfü gung-, die nicht wie mancherorts ei'n eingelerntes Sprüchlein her unterbeten, sondern sich ganz auf ihre Gäste einstellen und -die Wanderung durch die alten- Straßen und Gassen zu- einem wah ren Genuß gestalten- Als ein Stück echtes Volkstum, um dessen Erhaltung man sich auch -anderwärts bemühen sollte, erwies sich der Bautzner Jahrmarkt. Nach einer Abcndrast in den Ge wölben des schönen Ratskellers traten die Dresdner die Rück fahrt an, 'die erneut die Schönheit unserer sächsischen Heimat zur Geltung brachte. Eine Umwälzung scheint auf dem Gebiete der Schall- pl alten musik bevorzustehen. Ein Grammophon kann ein guter Ersatz für selbsterzeugte Hausmusik sein und die Auswahl der Schallplatten charakterisiert den Besitzer des Instruments. Nun hat der Dresdner Ingenieur Pfleumer nach jahrelangen Bemühungen ein „LauMriftband" erfunden, einen singenden und musizierenden Papierstreifen, der ab- und -aufgespult wird. Bricht sich diese 'Erfindung Bahn, so wird man keine Platten mshr, sondern die Musik nur noch meterweise kaufen. Wer weih, wohin diese Entwicklung noch führt? Vielleicht -ist die Zeit nicht mehr fern, in der Geschichte und Romane auf das kautempfind-- liche Papier übertragen -und von diesem! beliebig ost gesprochen werden. Vorläufig wollen wirs aber bezüglich Büch und Zeitung noch beim bisherigen System belasten. Die nächsten Wochen gedenkt der Plauderer in der Ferne zu verbringen. In der Vorfreude auf die Ausspannung grüßt seine Leserschaft in Stadt und Land Emil. vesten Verzweiflungstat auch seinem Leben das sorglose Jugendglück geraubt. Wenn die Eltern das erfuhren — die armen Eltern ... Wie würde sich alles ändern? — Schwer lag die Zukunft vor seinen besorgten Gedanken. Aber in das Dunkel der Ungewißheit siel ein hell leuchten der Lichtstrahl: Rosemarie — Rosemarie!! Jede Faser seines Herzens strebte zu ihr in unbeschreiblicher Sehn sucht. Brach auch Not und Leid über sie beide herein, für sie würde er es tragen, für sie überwinden, mit ihr einem neuen, lichten Tag entgegenwandern. War das ein langer, anstrengender Tag! Professor Hardt mußte seine ganze Kraft zusammen nehmen, um der ahnungslosen Kranken eine unbefangene Miene zu zeigen, auf das durch sein und Helmuts Besuch belebte Geplauder einzugehen, das in heiterer Sicherheit beginnender Genesung die schönsten Zukunftspläne ver hieß. Hatte er sie ihr nicht selber vorgezaubert, die Reise nach dem sonnigen Süden, das Kommen der Kinder? Frau Anna lächelte glücklich vor sich hin. Wie innig freute sie sich auf das Schwiegertöchterchen, das ihr ge liebter Einziger sich zur Gefährtin auserkoren — sprachen doch schon das reizende Bild, die schlichten, von Jubel und Dankbarkeit vurchglühten Zeilen so sehr zu Herzen! „Es ist begreiflich, daß unser Bub seine Heirat mit diesem wonnigen Geschöpfchen möglichst beschleunigen möchte*, meinte sie zu ihrem Manne, der am Fenster stand und hinaus in den seit abends zuvor herabströmenden Regen sah. Seit Mittwoch war Helmut in Berlin... „Das Geschäftliche wird sich gewiß schnell regeln lassen, bei unserem guten Onkel Markmann. Der hat ja alles aufs beste verwaltet. Mit den sechstausend Mark jährlich kann das junge Pärchen zunächst schon auskommen, und für Extraausgaben — na, da sind wir schon dal Nicht wahr, lieber Hans?* Mütterliche Freude erhellte das blasse Antlitz. „Du ahnst ja nicht, was so eia junger Haus halt alles braucht! Oder doch? Entsinnst du dich noch unseres Eheanfangs?* Sie trat neben den Gatten, legte den Kopf gegen dessen breite Schulter. „Ach, wie einfach und bescheiden war der — und doch so glücklich.* Sie schmiegte sich willig in den Arm, der sie in schweigender Zärtlichkeit fest an seine Seite zog. Es klopfte. Der Professor fuhr herum. Die junge dralle Kranken schwester im weißen Häubchen erschien auf der Schwelle mit einem Tablett, auf dem das silberne Schokoladen kännchen und ein Teller mit gerösteten Weißbrotscheiben standen. „Ei!, bist du aber zusammengezuckt!*, lachte Frau Anna, „als wenn du die Polizei erwartet hättest! Ich glaube gar, der Regen macht dich nervös — oder die Faulenzerei. Mein Mann ist nämlich von einem geradezu unangenehmen Arbeitseifer besessen", fügte sie scherzend, zur Schwester gewandl, hinzu, die den Gatten ihrer Patientin freundlich begrüßte. „Nur an seinem Schreib tisch ist er wunschlos glücklich — wir sind für ihn dann nur die störenden Nebengeräusche — nicht wahr?* Dabei zupfte sie ihn sanft am Ohrläppchen. Professor Hardt stimmte ein wenig gezwungen in das lustige Lachen der beiden Frauen ein. Zu sehr war ihm der Schreck in die Glieder gefahren. Er erwartete Nach richt von Helmut im Verlauf dieses Vormittags. Von elf bis ein Uhr hatte Anna ihre Massage und Liegekur — zu dieser Zeit wollte der Junge ihn aus Berlin anrufen, wenn möglich. Mutter sollte doch nichts erfahren! Ach, dieses schreckliche, ungewohnte Verheimlichen! Wenn nur alles erst vorüber und geordnet wäre! Nachher schrieben sie gemeinsam an Rosemarie. Der Regen hatte sich verstärkt, floß gleichmäßig rauschend vom grauverhangenden Himmel herunter. Eine Stunde war wieder sehr langsam vergangen, dem Zeiger schien es ordentlich Spaß zu machen, so langsam wie nur möglich vorzurücken, fand der unruhige Mann, der wieder und immer wieder heimlich auf die Uhr sah Endlich schlug es elf Uhr. Frau Anna legte die be schriebenen Bogen zusammen, schloß ihre Briefmappe unr erhob sich. (Fortsetzung folgt.»