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Tagesspruch. Ich denke deiner spät und früh, Wie an mein fernes Glück, Und dennoch, dennoch wünsch' ich nie: O kehrtest du zurück! -r- Wer lust'gen Mut zur Arbeit trägt Und rasch die Arme stets bewegt, Sich durch die Welt noch immer schlägt. Gesunder und lranlhaster Durst. Von Dr. med. Leo Bonnin. An heißen Tagen mutz sich jeder fragen, wieviel er trinken darf, und wie es kommt, datz der Durst nicht jeden in gleichem Maße quält. Woher kommt eigentlich das Durstgefühl? Es wird zweifellos durch eine vermehrte Trockenheit des Mundes und des Rachens hervorgerusen, die wiederum durch verminderte Speichelabsonderung noch gesteigert werden kann. Daher kommt es, datz selbst nach dem Genuß größerer Flüssigkeitsmengen das Durst gefühl oft nicht nachläßt, weil nach Aufsaugung des Ge trunkenen durch den Körper die Mundschleimhäute wieder ebenso trocken werden wie vorher. Man kann also durch Befeuchten des Mundes mehr erreichen, als durch rasches Trinken, das die Schleimhäute nur vorübergehend ent lastet. Bonbons und Obst, langsam verzehrt, leisten sehr gute Dienste. Vieles Trinken zwingt Herz und Niere zu größerer Leistung, was sich aus die Dauer vielfach rächt. Starkes Durstgefühl kann natürlich auch an kühleren Tagen auftreten. Was hat das zu bedeuten? Neben der Sommerhitze gibt es zahlreiche Krankheiten, die ein be sonders stark ausgeprägtes Flüssigkeitsbedürfnis offen bar werden lassen. Das gilt vor allem für alle Krank heiten, die mit hohem Fieber verbunden sind. Das Fieber ruft ohne weiteres einen erhöhten Stoffwechselumsatz her vor, die Wasserausscheidung steigert sich und dadurch auch der natürliche Abwehrwunsch, die verlorenen Bestandteile wieder zu ersetzen. Der Fieberkranke weiß, daß er nicht gesund ist; der Durst braucht ihn daher nicht besonders zu beängstigen. Anders dagegen bei den scheinbar Gesunden, die monate- und jahrelang große Flüssigkeitsmengen zu sich nehmen müssen. Sie tun es auch unbedenklich, bis aus irgendeinem anderen Grund einmal eine Untersuchung durch den Arzt stattfindet. Zur allgemeinen Überraschung stellt sich dann plötzlich heraus, datz der Betreffende an Zucker leidet. Der gesteigerte Durst hätte ihn schon längst zu dieser Untersuchung veranlassen sollen. Der Durst als erstes Symptom des Zuckers ist schon lange bekannt, dagegen ist es gerade in letzter Zeit der medizinischen Forschung gelungen, auch andere Krank heitsarten festzustellen, die sich zunächst in autzerordentlich starkem Durst äutzern. So wurden Fälle von Rippenfell reizung beobachtet, die zu Ergüssen im Rippenbereich An laß gaben und dadurch dem Stoffwechsel Wasser entzogen. Ähnlich ist es bei Stauungen im Verlauf gewisser Herz krankheiten. Allerdings sind diese Herzkranken gewöhnlich schon in einem vorgeschrittenen Stadium, datz ihr Leiden auch ohne das vermehrte Durstgefühl schon erkannt wor den ist. Die gleichen Voraussetzungen treffen auf Nieren erkrankungen zu, die mit einer Abnahme der Harnmenge einhergehen und dadurch eine Eindickung des Blutes und Stauung in den Hohlräumen des Körpers Hervorrufen. Ferner ist es möglich, daß der Urin über eine Abflutz- beschwerung — 3- d. im Gebiet der Vorsteherdrüse — nicht hinweg kann und der Organismus so gefährlichen Harn- vergistungeu'mit Durstgefühl ausgesetzt ist. Denkbar ist schließlich auch, daß innere Blutungen vorkommen, die einen großen Säfteverlust zur Folge haben, dem der Mensch instinktiv durch vermehrte Flüssigkeitszufuhr ab helfen will. Alle diese beschriebenen Vorgänge stellen natürlich Ausnahmen dar; nicht etwa jedes Durstgefühl bedeutet eine derartige schwere Erkrankung. Im allgemeinen wird es sich durch ungefährlichere Ursachen erklären lassen. Ent weder ist eine vermehrte Schweißabsonderung durch an- Nach dm AlWlMMsentsW Bilanz -es 9 August. Das Ergebnis der zum Volksentscheid abgegebenen Ja-Stimmen mit rund 8,8 Millionen bleibt hinter den zur letzten Reichstagswahl für die Parteien, die sich für den Volksentscheid erklärt hatten, zurück, da diese am 14. Sep tember in Preußen zusammen rund 12,4 Millionen Stim men erhalten hatten. Hingegen ist das Ergebnis zum Volksentscheid beträchtlich höher als das zum Volksbegehren, da beim Volksbegehren 5,955 Mil lionen Stimmen aufgebracht worden waren. Die Tat sache, datz die für den Volksentscheid aufgebrachten Stim men fo beträchtlich hinter den Ergebnissen der letzten Reichstagswahl zurückgeblieben sind, ist zweifellos darauf zurückzusühren, datz die Kommunisten in vielen Teilen Preußens der Parole der Partei nicht gefolgt sind, bzw. im letzten Augenblick abgeblasen haben. Die Wähler der Parteien der Rechten dürften hingegen, wie das vor allen Dingen ans einer Durchsicht der Ergebnisse der ländlichen Wahlkreise im Osten hervorgehl, weitgehendst der ausgegebenen Parole gefolgt sein und mit Ja ge stimmt haben. Irgendwelche politischen Rückschlüsse, wie bei den kommenden Wahlen die Stimmen der einzelnen Parteien ausfallen würden, lätzt der preutzische Volks entscheid nicht zu. Gesamtergebnis der Wahlkreise. In der Spalte 3, unter 14. September 1930, steht die Stimmeuzahl, die die Volkscntschcidsparteien bei den letzten Reichstagswahlen erhalten haben. Wahlkreis: Stimm berechtigte Ja- Stimmen I4.Septbr 1930 1. Ostpreutzen 1 381 547 658 053 702 26c 2. Berlin 1 567 433 461 129 782 38k 3. Potsdam II 1 391 282 452 133 694 06( 4. Potsdam I 1 385 011 556 065 740 274 5. Frankfurt a. d. Oder 1 084 931 519 140 544 20l 6. Pommern 1 207 955 659 350 689 491 7. Breslau 1 275 474 495 556 550 26c 8. Liegnitz 811 591 358 951 370 911 9. Oppeln 872 672 290 782 321 044 10. Magdeburg 883 474 373 691 421 12k 11. Merseburg 974 209 528 369 611 41k 12. Erfurt 425 139 179 654 200 101 13. Schleswig-Holstein l 054 080 494 433 542 26t 14. Weser-Ems 457 072 164 621 175 Oll 15. Ost-Hannover 709 540 348 293 379 49k 16. Süd-Hannover 1 001 962 356 178 441 861 17. Westfalen-Nord I 469 631 400 773 549 69: 18. Westfalen-Süd I 688 210 551 218 730 55c 19. Hessen-Nassau 1 720 196 554 557 751 341 20. Köln-Aachen 1 512 313 245 442 517 27k 21. Koblenz-Trier 821 027 212 324 247 171 22. Düsseldorf-Ost l 489 481 531 055 771 341 23. Düsseldorf-West 1 215 655 401 847 536 20k Preußen 26 399 885 l9 793 604> 12 279 398 Der Volksentscheid im Sviegel der presse Der sozialdemokratische Vorwärts schreibt: „Die Re publik hat dem Ansturm ihrer Feinde getrotzt! Es hat sich er wiesen, daß eine überwiegende Mehrheit des Volkes in sei Republik und ihrer Verfassung die feste Form des staatlichen Lebens erblickt, die nick» erschüttert werden dar? An? dem MMW^MWMUWM»WWW^W^W»»WMW>WWWW«Lt gestrengte Körperarbeit eingetreten, oder aber eine Herab setzung des Feuchtigkeitsgehalts der Luft besonders im Sommer hat eine Austrocknung des Salzhaushaltes im Körper veranlaßt. Erst wenn das Durstgefühl wirklich lange Zeit hindurch ohne eine erkennbare Ursache anhält und quälende anormale Ansmatze annimmt, wird es an der Zeit sein, geeignete Gegenmaßnahmen zu treffen. Auslandsecho des Volksentscheids. Was Paris sagt. Die Pariser Blätter verzeichnen das Ergebnis des Volksentscheids mit größter Genugtuung, nehmen aber anderer seits einen radikalen Frontwechsel vor. Während es bisher hieß, daß ein Erfolg des Volksentscheids die größten außen politischen Gefahren mü sich bringen werde, und nur der Sieg des bisherigen preußischen Regimes die nötigen Sicherheiten für Frankreich bieie, ist die gesamte nationale Presse jetzt der Meinung, daß zwischen Hitler und Braun cm Grunde kein arotzer Unterschied bestehe und datz -Frankreich dabei. noch Tiefpunkt der Krise, in schwerster Situation angesichts der Zusammenbrüche von Großkonzernen und Großbanken Hai eine große Mehrheit des Volkes dennoch die Vernunft behalten Die staatsbürgerliche Einsicht der Wählerschaft Hai den Sieg davongetragen über die Politiker des Chaos!" In dem demokratischen Berliner Tageblatt heißt es: „Eine Niederlage der Demagogie Aber auch Grund für die Demokratie, mit verdoppelter Anstrengung an die Arbeit zu gehen Nur eine Atempause? Es kommt daraus an, was wir daraus machen. Es kann auch die Wendung sein Wird die Stunde genützt, werden die Monaie, die letzt kommen, richtig ausgefulli, so werden sich nicht wieder die drückenden Fesseln der Diktaruranhänger beklemmend um die Brust der Demokralie legen." Im Leitartikel der flaatsparteUichen Vossischen Zet- iung heißt es u a.: „Wäre es wirklich nur um Preußen ge gangen, dann hätte nicht die ganze Welt die Entscheidung des 9. August mit fo unverhohlenem Interesse erwartet Ob die Zahlen des Volksentscheides einen zuverlässigen Schluß daraus gestatten, wie der Preutzische Landtag aussehen wird, der im Mai gewähli werden soll, ist im Augenblick nebensächlich Wir sehen in dem Volksentscheid eine deutliche Abkehr von den zer störenden Parolen des Radikalismus und das Bekenninis zu einer Poliiik, die Deuischland nichi nur vor einer Wiederkehr finanzieller und wirtschaftlicher Krisen sichert, sondern aus der Talsohle der Depression emporfichrt zu freundlicheren Aspekten. Braun Hai für Briining gesiegt" Die der Volkspariei nahestehende Deutsche Allge- meine Zeitung schreibt: „Der Kampf um Zeitgewinn, den der Kanzler mit größter Zähigkeit führt, kann Staat und Wirt- schast allein nicht retten. Wer wagt es heute, für den Herbst und Winter einen Rückgang der Massenarbeitslosigkeit zu prophezeien? Das Gegenteil ist so gut wie sicher. Nicht die Sozialdemokratie und auch nicht die Herren Braun und Seve ring haben uns in den letzten zehn Jahren den Weg gezeigt, wie man dieser Katastrophe entrinnen kann. Es ist eine der schlimmsten Folgen der Abstimmung, daß die Neigung, mit ihnen zu paktieren, trotzdem eher wachsen, als abnchmen wird. Eine Schlacht ist geschlagen. Sie hat keine Entscheidung ge bracht. Der Kamps um die Macht geht weiter." Das Zemrumsblatt Germania urteilt folgendermaßen: „Das deutsche Volk ist durch den Ausgang des Volksentscheids vor einer Aktion bewahrt worden, die sechs Monate lang eine dauernde politische Beunruhigung erzeugt hätte, und deren Rückwirkung aus unsere finanzielle und wirtschaftliche Ent wicklung nur unheilvoll sein konnte. Diese Gefahr ist jetzt ge bannt. Aber dennoch bleiben noch viele Gesabren übrig, so viel, datz alles daraus ankomml, diesen kommenden Winter mit der Vernunft, der Disziplin und der Ruhe zu überstehen, die ein wesentlicher Faktor des Gelingens der Rettungsmaß- nahmen unserer politischen Führer sind." Der deutschnationale Lokal-Anzetger führt u. a. aus: „Trotz der unfreiwilligen Propaganda, die nach wochen- langer Lähmung der nationalen Propaganda durch ihren Miß brauch der Hindenburgschen Pressenotverordnung im letzten Augenblick die Regierung Braun-Severing für den Volks entscheid machte, ist es nicht gelungen, dessen letztes taktisches Ziel zu erreichen. Weder gelang es, die 5V Prozent aller Stimmberechtigten an die Urne zu bringen, noch iene Ziffern zu erreichen, die bet den Neichstagswahlen vom 14 September 1930 sich in Preußen auf die hinter dem Volksentscheid stehen- oen Parteien vereinigten. Selbst in den demokratischen Re vakttonsstuben wird man begreifen, datz die zehn Millionen Stimmen, die gegen die preußische Negierung abgegeben wur den, eine glatte Verurteilung diefer Regierung bedeuten Nir gends kann ein Zweifel sein, daß es das Ende der Negierung Braun-Severing wäre, wenn sie es heute wagen würde, Neu wahlen anzuberaumen." Der nationalsozialistische Völkische Beobachter siebt tn dem Abstimmungsergebnis einen durchschlagenden Erfolg der nationalsozialistischen Opposition. Die Nationalsozialisten hätten die Hauptlast des Kampfes getragen, während die An hänger fast aller anderen Parteien und Organisationen, die an dem Volksentscheid des Stahlhelms beteiligt waren, mehr oder weniger versagten. iÄ //MM . .. Koman von Uolma von Kellermann Lnpvriedt bv »llrUn Neucdtwsnkcr, »alle IS3I s42 Er war höflich und zuvorkommend gegen den Gast, erkundigte sich interessiert nach dem entstehenden Brunnen, sprach mit warmer Teilnahme vom plötzlichen Heimgang des Professors, den er gerade persönlich kennen und schätzen gelernt hatte, und fand manch freundliches Wort, ja, eine leichte kameradschaftliche Neckerei für seine junge Kusine, die dankbar seine Güte hinnahm, gleich Helmut bestrebt, unbefangen und beherrscht zu erscheinen. Bis sie — es war purer Zufall, datz sie just von ihrem Teller aufsah - den höhnischen Blick auffing, der unter des Kranken halb geschlossenen Lidern zu Hardt hinüber zuckte — höhnisch und triumphierend. Was war das? Was bedeutete der seltsame Wider- spruch? Welche Gedanken hegte Joachim gegen Helmut Hardt, die für den Bruchteil einer Sekunde blitzartig hinter der lächelnden Miene hervorbrachen? War seine Freundlichkeit nur Maske? Wie unbefangen er jetzt wieder dem geliebten Manne zuhörte, der von der alten Goethestadt Weimar erzählte; wie angeregt er selber sprach. Nun ruhte sein Blick plötzlich auf ihr, dieser eigen artige, verschleierte Blick unter gesenkten Lidern, der mehr verbarg als offenbarte. — Eine harmlose, leichte Be merkung nur. Aber während das Mädchen antwortete, fühlte sie wieder jene unerklärliche Befangenheit in sich aufsteigen, die sie vor Wochen zuerst, scheinbar grundlos, gespürt hatte. Etwas kroch an sie heran, das sie nicht mit Namen nennen konnte, das sie mit einer ganz anderen, leise lähmenden Angst erfüllte als die Vorahnung all des geschehenen Unglücks. Törin, die bei Tage träumte! Rosemarie schob mit einer energischen Willensanstrengung die phantastischen Gedanken von sich, die nur durch allzuviel Alleinsein und Grübeln entstanden waren. Der arme Joachim — was sollte der Böses denken! Ganz anders war der hämische Blick zu erklären: der Leidende empfand wohl manchmal bitteren Neid auf den schönen, gesunden Menschen, dem die Welt offen stand. Der Vergleich lag nahe und war natürlich. Und wie eine warme Welle fluteten Mitleid und Teil nahme in das gütige junge Herz zurück, wuchsen im Glück einer sich erwidert wissenden Liebe über ihre Grenzen und strömten wärmend und hell wie die Sonne selber auf den Kranken über, der mehr aus dem Lächeln las, als es schenken wollte! Leicht zu leiten war die kleine Rose ohne den stören den Einfluß des anderen... Als die Baronin die Tafel aufhob, wandte sich der Hausherr an seinen jungen Gast: „Wenn es Ihnen recht ist, Herr Hardt, rauchen wir in meinem Zimmer noch eine Zigarre zusammen. Es gibt da noch so allerlei zu be sprechen." Bereitwillig verneigte sich Hardt: „Gern, Herr Baron! Ich wollte mir schon erlauben. Sie um eine kurze Unter redung zu bitten." Nun saßen sie sich in den tiesen, ledernen Klubsesseln gegenüber, der alte und der junge Mann. Und wieder, wie schon oft zuvor, fuhr es dem Schlotzherrn durch den Sinn: wäre doch dieser dein Sohn! Wie tapfer faßte er das Leben an, das in grauer, sorgenvoller Ungewißheit vor ihm lag; wie willig lud er sich die Bürde auf, mit der drei Frauen ihn in ihrer Hilflosigkeit belasteten! Er würde sie tragen, bis das Schicksal sie ihm einst abnahm, dessen war er sicher. Festen Willen verriet das schöne Gesicht. Schweigend hörte der Sinnende zu, freute sich der warmen Stimme. Nur ein Nicken ab und zu verriet die lauschende Aufmerksamkeit. »Das verlegt Ihre Ehe mit Rosemarie vorläufig auf ein unbestimmtes Datum", bemerkte er endlich, als der Jüngere seine Ausführungen beendet hatte. „Ja, Herr Baron. Daran — darf ich jetzt nicht denken, so schwer es mir auch fällt." Ein seufzendes Atemholen — Helmut Hardt erhob sich, um die ihn übermannende Bewegung zu verbergen, trat ans Fenster und starrte hinaus mit blinden Augen und wehem Herzen, wie es vor Monaten Natalie von Rohsen an derselben Stelle getan hatte. Der Baron betrachtete die hohe, schlanke Gestalt, die, straff aufgerichtet, dem Sturm, der da gekommen war, Trotz zu bieten schien. Nickte wieder leise vor sich hin, als habe er die Antwort erwartet. Dann räusperte er sich und legte sorgsam die Spitzen seiner Finger gegen einander. „Wenn Ihnen mit ein paar tausend Mark gedient wäre, Sie damit die Heirat beschleunigen könnten, wäre ich wohl in der Lage, sie Ihnen zur Verfügung zu stellen. Sie könnten sie ja als ein Darlehen betrachten aus un bestimmte Zeit. Niemand brauchte etwas davon zu er fahren." Der Junge am Fenster fuhr herum. Womöglich noch gerader aufgerichtet als vorhin. „Ihre Güte ist groß, Herr Baron — von Herzen Dank für den freundlichen Vor schlag! Aber Sie werden begreifen, datz ich ihn ablehnen mutz. Aus eigener Kraft will ich mein Leben meistern. Ein Darlehen wäre nur neue Sorge, keine Erleichterung." Wie stolz der junge Kerl das Haupt trug! „Und — wenn ich es Rosemarie schenkte, als Morgcn- gabe?" „Mit meinem Willen würde sie es nichi annehmcn, Herr Baron", erwiderte Hardt ruhig, „und" — ein leises Lächeln erhellte seine ernsten Züge — „gegen meinen Willen wohl noch weniger." Er kannte zur Genüge Rosemaries bedrücktes Gefühl ob all der seit Jahren empjangenen Wohltaten; nie würde sie sich dazu verstehen, das Glück ihrer Ehe einer neuen Wohltat zu verdanken. — „Ich bitte mir deswegen nicht zu zürnen", fügte Hardt hinzu, „die Güte Ihres Angebots ist ein großer Vertrauensbeweis." (Fortsetzung folgt.)