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schreibt eine stärkere Zentralisierung bei der Handhabung des Rechtes vor, die Aufnahme amtlicher Kundgebungen oder Entgegnungen zu verlangen. Das Verlangen kann nur noch von einer obersten Reichs- oder Landesbehörde ausgehen. Eine weitere Einschränkung ist für solche Verlaut barungen der obersten Landesbehörden vorgeschrieben, die sich als Kundgebungen darstellen: Ihre Aufnahme kann nur im Einvernehmen mit dem Reichsminister des Innern verlangt werden. Um dem be rechtigten Interesse entgegenzukommen, das die von einem Verbot betroffene Zeitung an einer grösstmöglichen Beschleunigung des Beschwerde« verfahrens hat, mutz jede Beschwerde über ein Zeitungsverbot späte stens am fünften Tage nach ihrer Einlegung auf dem Instanzenwege derjenigen Stelle zugeleitet sein, von der aus die Beschwerde dem Reichsgericht zur Entscheidung vorzulegen ist. Wird die Frist versäumt, so ist das Ver bot von der Stelle, die mit ihm bei oder nach Ablauf der Frist besaßt ist, ohne sachliche Prüfung sofort aufzu heben. Diese Vorschrift gilt auch für Zeitungsverbote, die auf Grund der 1. Verordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen vom 28. März 1931 und auf Grund des Gesetzes zum Schutze der Re publik sich ergeben. Von weiteren Milderungen der Prefsenotverordnung, wie sie angeregt worden sind, mutzte noch abgesehen wer den. Insbesondere erschien es angesichts der Terrorakte des ver gangenen Sonntags zurzeit unvertretbar, die Matznahmen zu beseitigen oder abzuschwächen, die nach der Verordnung zum Schutze der gefährdeten Sicherheit und Ordnung zulässig sind. In den Ausführungsbestimmungen hat der Reichs minister des Innern sowohl für die Handhabung des Kundgebungs- und Entgegnungsrechtes wie für den Er laß von Presseverboten Richtlinien aufgestellt, die den berechtigten Wünschen der Presse emgegenkommen. Bei Kundgebungen und Entgegnungen soll ein Raum von 500 Worten nicht überschritten werden. Überschiebende Zeilen sind zu bezahlen. Die Anforderungen bezüglich des Abdruckes sollen sich regelmässig im Nahmen der technischen Möglichkeiten halten, die der Zeitung zur Verfügung stehen. Vor dem Erlaß jedes Verbotes einer Zeitung soll ge prüft werden, ob der erstrebte Zweck nicht schon durch eine Ver warnung oder eine amtliche Entgegnung erreicht werden kann. In leichteren Fällen ist statt eines Verbotes zunächst ledig lich eine Verwarnung auszusprechen, wenn der Vertag zur Veröffentlichung einer entsprechenden Wiedergut- machungserklärnng bereit ist. Ein „kurzer, aber nützlicher" Besuch. Der Reichskanzler wieder in Berlin. Reichskanzler Brüning und Reichsautzenminister Curtius sind mit ihrer Begleitung von ihrer Romreise nach Berlin zurückgekehrt. Der Reichskanzler hat an den Chef der italienischen Regierung, Mussolini, ein Telegramm gerichtet, das etwa wie folgt lautet: „Beim Verlassen des gastlichen italienischen Gebiets ist es mir ein Bedürfnis, Euer Exzel lenz das Gefühl unseres l e b h a f t e st e n Dankes für den herzlichen Empfang zum Ausdruck zu bringen. Ich bringe die Überzeugung mit mir heim, daß unsere kurzen Gespräche dazu beitragen werden, nicht nur die freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen Italien und Deutschland bestehen, zu stärken, sondern jene geistigen Kräfte zu entwickeln, die dazu bestimmt sind, künftig den Beziehungen zwischen den verschiedenen Völkern ihren Charakter auf der Grundlage unerschütterlichen Vertrauens zu geben." Reichsaußenminister Curtius hat an den italie nischen Außenminister Grandi wie folgt telegraphiert: „Nachdem unser kurzer, aber nützlicher Be such zu Ende ist, dem Eure Exzellenz zusammen mit dem Ches der italienischen Regierung den Stempel herzlichster Gastfreundschaft und aufrichtiger Freundschaft gegeben, gebe ich meiner Überzeugung herzlichen Ausdruck, daß so wohl aus dem Gebiete der internationalen Zu sammenarbeit, wie auf dem der Beziehungen zwischen unseren beiden Völkern Deutschland und Italien, immer neue Beispiele für eine gemeinsame und interessierte Arbeit für den politischen und wirtschaft lichen Frieden der Welt gegeben werde." DeuischLands Finanzlage. Beratung der Finanzsachverständigen bei der Tributbank. Der Finanzsachverständigenausschutz der BIZ. hörte den zweiten Teil vom Bericht des Tr. Melchior über die deutsche Finanzlage und die deutschen Kreditbedürf nisse an. Der Bericht gilt als Grundlage für die Aus sprache und Weiterarbeit des Ausschusses. Ten wichtigsten und dringendsten Beratungsgegenstand bildeten die jetzt schon fälligen kurzfristigen Kredite. In diesem Zusammen hänge wurden mit den französischen, englischen und ameri kanischen Gläubigern Deutschlands einerseits und den in teressierten Berliner Bantgruppen andererseits Verhand lungen ausgenommen. Beschlüsse wurden nicht gefaßt. Präsident Wiggin bedauerte, keinerlei Äußerungen über die getroffenen Abmachungen und den Charakter der Be handlungsmaterie machen zu können. Baumwolle stürzt. Billigster Preis seit 1899. Neuyork. Die bereits am Sonnabend durch den Bericht des Landwirtschaftsamtes über die zu erwartende Baumwoll- rekvrdernte eingeleiteten Preisrückgänge an den amerikanischen Warenmärkten steigerten sich in Neuyork am Montag zu einem der sensationellsten Kursstürze, die Amerika je erlebt hat. Der Baumwollpreis ist um nicht weniger als 5 Dollar 50 Cents pro Ballen gefallen. Die Okttoberlieferung wurde in Neuyork mit 6,70 Cents pro Pfund verkauft, das bedeutet gegenüber den Schlußnotierungen am Sonnabend einen weiteren Rückgang um 142 Punkte. Seit 1899 war die Baumwolle nicht mehr so billig wie jetzt. Sie Ermordung der polizeioWere Verbal der Kommunistischen Partei? Die in der Wahlnachl erfolgten kommunistischen Aus schreitungen am Bülowplatz in Berlin, bei denen zwei Schupooffiziere ermordet wurden, sind durch starkes Zu packen der Polizei niedergeschlagen worden. Die Polizei hat die ganze Gegend um den Bülowplatz, auf dem sich das .Hauptquartier der Berliner Kommunisten befindet, einer planmäßigen Säuberung unterzogen. Wie hoch die Verluste der Kommunisten bei dem Feuergsfechi mit der Schutzpolizei gewesen sind, läßt sich schwer feststellen, da man glaubt, daß die Kommunisten ihre Opfer selbst ge borgen haben, um sie einem Zugriff der Polizei zu entziehen. Der Polizeipräsident von Berlin hat wegen der Ermordung der Polizeihauptleme Anlauf und Lenk durch Kommunisten und wegen des Mordanschlages auf den Polizeioberwachtmeister Willig, nachdem er bereits 3000 Mark Belohnung für die Ermittlung der Täter ausgesetzt hatte, nunmehr 20 000 Mark Belohnung ausgesetzt. Zugleich hat der Polizeipräsident auf Grund der Ver ordnung des Reichspräsidenten zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen bis auf weiteres alle Ansammlungen, Versammlungen und Aufzüge unter freiem Himmel auf dem Bülvwplatz und auf allen zu diesem Platz führenden Straßen in einer Entfernung von 200 Metern von der Einmündung verboten. Zur Durchführung dieser Anord nung Hut der Polizeipräsident verfügt, daß das Karl- Liebtnecht-Haus zunächst bis einschließlich 20. August ge schlossen wird und alle Räume und Eingänge polizeilich besetzt werden. Der Polizeipräsident geht bei diesen Anordnungen von der Feststellung aus, daß cs sich bei den Erschießun gen der Polizeihauptleute zweifellos um einen vorbe reiteten, von hinten ausgeführten Meu chelmord durch Kommunisten handelt. Nach dem bereits Sonntag die „Note Fahne" beschlagnahmt worden ist, ist sie nunmehr auf 14 Tage verboten worden In diesem Zusammenhang wird mitgeteilt, daß wegen der kommunistischen Ausschreitungen kein Grund zu irgendwelcher Befürchtung besteht In politischen Kreisen verlautet, daß man mit der Absicht umgehen soll, die KPD. infolge der letzten Blut taten zu verbieten. Gesetzlich würden für ein solches Ver bot verschiedene Handhaben bestehen. Wahrscheinlich würde aus Grund des Republikschutzgesetzes vom Reichs ministerium des Innern ein Ersuchen an alle Länderregie rungen gerichtet werden, die Kommunistische Partei und ihre Nebenoraanisationen zu verbieten. Die Opfer. Links: Poliseihauptmann Lenk und Hauptmann Ankauf, die von zwei Kommumsten hinterrücks erschossen wurden. Das Karl-Liebknecht-Hans in Berlin, die Zentrale der KPD. Das Haus wurde von der Polizei be setzt und bleibt bis Mn 20. August geschlossen. Die Polizei rückt an. Die Berliner Schutzpolizei besetzt das Karl-Liebknecht- Laus, den Unruheherd der kommunistischen Krawalle. Die Ermordung des Gtahlhelmgauführers in Köln. Zu der Ermordung des Gaugeschästsführers des Stahl helm. Gau Köln, Albert Heister, gibt die Polizei einen amt lichen Bericht heraus Danach befand sich Heister, als er nachts gegen 2 Uhr nach Hause kam, in Stahlhelmunisorm und kam mit einer Autotaxe vor seiner Wohnung oorgefahren. Benn Aussteigen bemerkte er daß Jungstahlhelmleute anscheinend von Angehörigen der Kommunistischen Partei verfolgt wur den. Uni Zusammenstöße zu verhindern, forderte er die Siahl- helmleute aus, mit in seine Wohnung zu kommen, bis sich die Kommunisten entfernt hätten Als sich die Stahlhelinleute mU dem Gausührer tn das Haus zurückzogen, folgten ihnen die Kommunisten unter dem Rus „Nieder mit den Faschisten" und versuchten, die Tür mit Gewalt aufzubrechen. Als dies nicht gelang, gab einer aus unmittelbarer Nähe durch die Glas scheiben der Tür einen Schuß ab, der den Gausührer ins Herz tras und nach kurzer Zeit seinen Tod herbeiführte. Die sofort eingeleiteten Ermittlungen führten zunächst zur Festnahme der an dem Zwischenfall beteiligten Personen. Bei der Gegenüberstellung von Zeugen und Beschuldigten wur den drei Festgenommene als unmittelbar beteiligt und einer davon als Tater einwandfrei ermittelt. In der Wohnung eines der Beschuldigten wurde eine Armeepistole gefunden, aus der vor kurzem geschossen worden war. Der Haupttäter und die übrigen zwei Beschuldigten wurden ins Gefängnis eingeliefert. Kommunistische Angriffe auf Reichswehrsoldaten In Stargard Ist es zwischen Kommunisten und Reichs wehrsoldaten zu blutigen Zusammenstößen gekommen Mehrere Soldaten, die nachts aus einem Tanzlokal kamen mußten an einer Gruppe junger Burschen vorbei, unter denen sich zahl reiche Kommunisten befanden. Nachdem die Soldaten zuerst mil beleidigenden Redensarten zum Stehcnbleibcn veranlaßt wur den, entwickelte sich plötzlich eine Schlägerei. Die Kommunisten, Vie in der Mehrheit waren, schlugen mit allerlei Gegenständen aus die Soldaten ein Ein Reichswrhrsoldat brach blutüber strömt mit einer schweren Kopfverletzung zusammen und mutzte sofort in das Garnisonlazaretl geschasst werden Drei andere Soldaten wurden ebenfalls schwer verletzt. Passanten, tue den Vorsall beobachteten, alarmterten die Polizei Ebenso wurde von dem Reichswehrbalaillon eine starke Patrouille entsandt, denen es dann vereint gelang, die Ruhe wieder herzustellen. Zahlreiche kommunistische Angreifer wurden verhaftet. GeheimWsn über den Aüstungsstand Genf veröffentlicht keine Rüstungsnoten mehr. Die englische Regierung hat ebenso wie die fra n zösische Regierung dem Generalsekretär des Völker bundes eine Note über den Rüstungsstand Englands übermittelt. Die Note beschränkt sich ausschließlich aus eine knappe, rein statistische Bekanntgabe der engli schen Rüstungsziffern. Im Gegensatz zur französischen Note nimmt die englische Regierung mit keinem Wort zu den grundsätzlichen Fragen der Abrüstungs politik Stellung Die englische Note wird vom Völker bundsekretariat geheimgehalten. Es sieht jetzt von der weiteren Veröffentlichung der Rüstungsnolen ab, da die Moskauer Regierung ausdrücklich ersucht hat, von einer Veröffentlichung ihrer Rote abzusehen, da die sowjet russischen Rüstungsziffern ausschließlich zur Bekanntgabe auf der Abrüstungskonferenz und nur für diese bestimmt seien. DeiMe und italienische Rede» aus der Tam» »es PoMWkn JaMt» I» WMamftsw,. Neu york, 10. August. Das Hauptmerkmal der Ver handlungen auf der Tagung des Politischen Instituts in Wil liamstown war die von den Rednern aller Nationen vorge brachte Kritik an den Friedensverträgen. GrößLg Interesse be anspruchten am Montag die Ausführungen des Bonner Profes sors Beckerath, der sich in wirkungsvoller Rede dafür einsetzte, daß der Versailler Vertrag zerrissen und durch ein freiwilliges konstruktives Uebereinkemmen abgelöst werde. Beckerath appellier te in diesem Zusammenhang an Amerika, dessen Eintritt in den VöUerdund Mr friedlichen Regelung der europäischen Probleme beitragen würde. Abschließend unterstrich Beckerath mit schärf ster Betonung, daß Deutschland niemals die These der alleinigen Kriegsschuld omerkenne. Auch der Italiener Villari vom Aus wärtigen Amt in Rom kritisierte, wenn auch m milderer Form, die Friedensverträge. Diese, so führte er aus, stellten weniger eine gerechte Lo ung der weltpolitischen Probleme dar als einen Versuch der Großmächte, die größmöglichsten Vorteile für sich herauHuschlagen. Sie seien daher für das italienische Volk durch aus unbefriedigend. Rus unserer «leimst j s Wilsdruff, am 11- August 1931, Merkblatt für den 12. August. Sonnenaufgang 4^° - Mondausgang 2°- Sonnenuntergang 19"" j Monduntergang 19^ 1848: Der Begründer des Eisenbahnwesens George Stephenson gest. Obst als Nahrungsmittel Dem heimischen Obst gebührt aus gesundhen Gründen ein weit größerer Anteil an der Ernährung, als er ihm bisher zuteil wurde. Bei der Beurteilung des Obstes als Nahrungsmittel mutz man sich darüber klar sein, daß sein Nährwert — ausgedrückl in Katorien oder Verbrennungswerten — nichts das wichtigste ist. Ent halten die üblichen Nahrungsmittel Bau- und Brennstoffe für die Körpermaschine, so kann man die im Obst vor handenen Erzeugungsstofse — Vitamine und Mineral stoffe — als den Funken bezeichnen, der, wie im Benzin motor, den Brennstoff zur Entzündung bringt. Ohne diese Ergänzungsstoffe nutzt die reichlichste Nah- rungszufuhr nichts, gibt's kein Wachstum, keine Gesund heit, keine gesunden Knochen und Nerven, keine normale Tätigkeit der Drüsen und übrigen Verdauungsorgane, ohne den Genutz von Obst wird der Körper von Rachitis, Skorbut und anderen Krankheiten befallen. Zähne und Zahnfleisch werden durch die leicht sauren Bestandteile des Obstes günstig beeinflußt. Speisereste in Zahnlücken und in Zwischenräumen zwischen Zahn und Zahnfleisw werden herausgescheuert. Der Obstgenuß kann in dieser Hinsicht dem Gurgel uud Mundspülen ohne weiteres an die sette gestellt we den. Ollst am Abend oder morgens nüchtern vor rcder anderen Nahrung genossen, vermag auch einer vorha - denen Neigung zu Darmträgheiten wirksam entgegen zutreten. Es soll das zu einer Lebensgewohnhett werden, die man sich fest aneignen mutz.