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hat Berlins Bevölkerung das stolze Schiff von hier aus'zum kühnen Fluge in die Arktis aufsteigen sehen und heute, wo Sie wieder den Fuß auf deutschen Boden setzen, begrüßt Sic wieder der brausende Jubel der Berliner. In Zetten tiefster Nor erscheint uns das silberglänzende Luftschiff als ein Svmbol für den so heiß ersehnten Ausstieg. An Ihnen wollen wir lernen, was zäher Wille und festes Vertrauen leisten können" Mit einem begeistert ausgenommenen Hoch aus Dr. Ecke ner und die Besatzung des Luftschiffes schloß Oberbürgermeister Sahm seine Ansprache. Dr. Eckener dankte und sagte u. a. Ich darf offen sagen, auch wir sind erfreut, denn es konnte wirklich mit seinem guten Glück das Luftschiff wieder eine recht erfolgreiche Fahrt hinter sich bringen. Ich habe mich insbesondere darüber zu freuen, daß das Luftschiff wieder seine Leistungsfähigkeit zeigen konnte. Ich muß als Ergebnis dessen, was wir unter wegs erlebten, die Feststellung mitbringen, daß eine Fahrt in die Arktis das angenehmste, schönste und am wenigsten gefährlichste ist. was man sich vorstellen kann. Wir sind dauernd unter einem Himmel von italienischer Bläue herumgekutscht, spazierengesahren, bei guter Verpflegung und manchem guten Tropfen Wein. Zunächst wird meiner Über zeugung nach das Luftschiff sehr häufig noch für ähnliche Fahrten eingesetzt werden, sobald wir das nötige Kleingeld dafür zusammenbringen können. Zweitens aber wird das Luftschiff für Vergnügungs- und Touristenfahrten in die Arktis vom Publikum sehr häufig benutzt werden. Prof. Samoilowrisch sei erstaunt gewesen, was für ein ausgezeichnetes Mittel das Luftschiff für die Erforschung der Arktis sei. Er glaube, man müsse zwei oder drei Jahre brauchen, um diejenigen topographischen Arbeiten zu machen, die vom Luftschiff aus in wenigen Tagen gemacht worden seien. Meteorologische, aerologische und geophysikalische Arbeiten hätten ausgezeichnete Resultate ergeben. Auf lautes Verlangen der Zuschauermasten mußte dann Dr. Eckener, begleitet von seinen Luftschisskapitünen, von Pros. Samotlowitsch und Oberbürgermeister Dr. Sahm, im Auto an den gesamten Zuschauerplätzen vorbeisahren. Er war hierbei Gegenstand lebhaftester Kundgebungen. Dann schritt Dr. Eckener mit seiner Begleitung unter dauernden Hochrufen von den Zu schauerplätzen und unter den Klängen des Deutschandliedes zur Gondel zurück. -i- „Gras Zeppelin" über Leipzig. Graf Zeppelin erschien auf der Rückreise von seiner Arktis fahrt um 22 Uhr über Leipzig; er kreuzte zehn Minuten über der Stadt. Der Weg des „Gras Zeppelin". Wieder in MdrWWu. Friedrichshafen. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist heute früh um 4 Uhr, von seiner Arktisfahrt zurückkehrend, über Friedrichshafen eingetroffen. 4.52 Uhr erfolgte dis Landung glatt und ohne Zwischenfall. Von Friedrichshafen in die Stratosphäre. Professor Piccard soll von neuem a as st eigen wollen. Eine Brüsseler Zeitung meldet, daß Professor Piccard einen neuen Höhenflug, der die Prüfung der stratosphärischen Forfchungsapparate zum Zwecke haben soll, beabsichtige. Der neue Flug soll tn bedeutend größere Höhen führe» als der erste. Der Start wird wahrschein lich in Friedrichshafen stattsindcn. Piccard habe erklärt, daß deutsche und französische Ingenieure, mit denen er verhandelt habe, die Ergebnisse des ersten Höhen fluges zum Bau stratosphärischer Flugzeuge zu verwerten beabsichtigten. Zwei amerikanische Ozeanflüge gelungen. Fliegerlandung in England und in Konstantinopel. Das von den amerikanischen Fliegern Pangborn und Herudon gesteuerte Flugzeug „Miß Veedol", das am Dienstag vormittag den Newyorker Flugplatz verlassen hatte, ist in der Nähe eines abgelegenen Gehöftes bei Cardigan in England gelandet. Die Flugzeit für die 5200 Kilometer lange Strecke betrug 25 Stunden und 15 Minuten. Die beiden Flieger hatten beabsichtigt, einen Dauerflug von Amerika nach Moskau zu unternehmen. Die amerikanischen Flieger Boardman und To la n d o sind in ununterbrochenem Fluge von Newyork nach Konstantinopel gefolgen und dort glücklich gelandet. Appell der Internat. Handelskammer iiir ckie Meckerverstellung ckes Aellvertrsuens. Auf der außerordentlichen Versammlung des Voll zugsausschusses der Internationalen Handelskammern, die unter dem Vorsitz von Franz von Mendelssohn zu sammentrat, wurde ein Beschluß angenommen, in dem nach einem Hinweis auf die Atmosphäre des Mißtrauens, die eine ständige Bedrohung des Friedens darstelle und die gesamte Wirtschaft gefährde, ein Appell an die öffentliche Meinung aller Nationen gerichtet wird, durch eine umfassende Aktion des für die wirtschaftliche Wohl fahrt unentbehrliche Vertrauen der Welt wieder herzu stellen. * IerWeg voll MMeich zuMWaitd Paris. Eine Anzahl französischer Parlamentarier, Finanz leute und Industrieller hat sich vereinigt, um ein Komitee für inter nationale Verständigung zu bilden, deren Grundlage nach ihrer Ansicht die deutsch-französische Zusammenarbeit ist. Der Gedanke geht von dem bekannten Lyoner Industriellen und Abgeordneten Mene Vorigere aus. Dem Komitee gehören u. a. an: Die Sena toren de Iouvenel, Le Trocquer und Francois Marsal und die Abgeordneten Pierre Cot, Julien Durant, Laurent Eynac und Oueuille. Von Industriellen- und Finanzleuten find zu nennen: Theodor Laurent, Peyerimhoff und Duchemin. Da in diesem Komitee, namentlich was die Industriellen anbetrifft, sämtliche wesentlichen Zweige der französischen Wirtschaft vertreten sind, werden an die Gründung in allen beteiligten Kreisen große Hoff nungen auf praktische Ergebnisse geknüpft. M NiMbe der deMen Kolonie« Paris. In einem bemerkenswerten Artikel setzt sich die Republique für die Rückgabe der Kolonien an Deutschland ein. Man müsse heute den Mut haben, zu erklären, daß Frankreich mit den deutschen Kolonien etwas genommen habe, wozu es nie ein Recht hatte. Ein großes Industrievolk wie Deutschland brauche unbedingt koloniale Absatzgebiete, und es sei falsch, ihm diese zu nehmen. Der Ueberschusz, der sich nicht mehr nach außen absetzen könne, stelle im Innern Europas eine ständige Explosionsgefahr dar. Gerechtigkeit und Vernunft verlangten daher, Deutschland ebemogut wie Frankreich Kolonialmandate zu überlasten. Eine derartige Geste werde unbedingt zu einer deutsch-französischen Verständigung beitragen, und die Frage der Abrüstung werde sich dann in einer Weise regeln lasten, die nichts mit den verletzenden Maßnahmen zu tun hätte, die der französische Kriegsminister m seiner letzten Rede vorgeschlagen habe. Oie Stillhatteverhanölungen in Berlin beendet. Amtlich wird mitgeteilt: Die mit den Stillhalteverhand lungen betrauten Vertreter der Auslandsgläubiger sind aus Berlin abgereist, nachdem die Besprechungen zur Zu friedenheit abgeschlossen waren und entsprechend dem Zweck der Erörterungen teine Grundlage für das weitere Vorgehen geschaffen war. ^Ov Millionen Fünfmarkfiücke. Der Reichsrat genehmigt die Ausprägung. Der Reichsrat genehmigte die Ausprägung von Fünfmark stücken im Gesamtbeträge von zunächst 1vü Millionen Mark. Die Ausprägung soll unverzüglich vorgenommen werden. In Zusammensetzung, Größe, Gewicht und Gestalt sollen die neuen Fünfmarkstücke genau den bisherigen gleichen. Das Kontin gent an Scheidemünzen ist mit dieser neuen Prägung immer noch nicht voll ausgenutzt. Es bleiben noch über 60V Mil lionen Mark verfügbar. Die Aomreife der deutschen Minister. Voraussichtlich tn der zweiten Augusthälfte. Zu den Meldungen über den Termin der Romreise des Reichskanzlers und des Außenministers wird von zuständiger Stelle fcstgestellt, daß der Besuch der deutschen Staatsmänner in Italien bestimmt in Kürze zu erwarten sei. Dr. Brüning und Tr. Curtius würden die Reise antreten, wenn sich die Lage in Deutschland ge klärt habe, jedoch voraussichtlich nicht vor der zweiten Hälfte des August. Im übrigen sei anzunehmen, daß der Rombesuch vor dem Gegenbesuch des französischen Ministerpräsidenten und Außenministers in Berlin statt finden werde Vasallen des Goldes. Frankreichs Gold- und Machthunger. Die Bank von England hat den Diskont von 3n aus 4)6 Prozent erhöht. Nach dem Schettern der Verhand lungen der Bank von Frankreich mit der Bank von England mußte England diesen Schritt unternehmen, um dem Goldabzug nach Paris Einhalt zu tun. Daß die französische Valutapolitik überhaupt zur Verschlechterung der Weltwirtschaftslage beigetrageu habe, stellt der bekannte schwedische Wirtschaftsforscher Professor Cassel fest. Seit 1928 habe Frankreich seinen Goldbesitz um nicht weniger als 28 Milliarden Franl vergrößert — nicht etwa aus Wirtschaftsgrün den, sondern bewußt, um sich die jetzige machtpoli - tische Stellung zu schaffen. Alle übrigen Länder hätten erkennen müssen, daß ohne Frankreich nichts getan werden könne, und dadurch habe Frankreich die Möglichkeit be kommen, von Deutschland politische Zugeständnisse zu fordern. Schon beim Falle der Österreichischen Credit- Anstalt habe Frankreich versucht, Österreich zum Vasallenstaat zu machen; damals habe jedoch das Ein greifen Englands die französischen Pläne verhindert. Der französische Vorschlag, Deutschland eine Zwei- Milliarden-Anleihe zu geben, fei ein ganz natürliches Glied in der Politik Frankreichs, das Wohl selbst nur einen kleinen Teil der zwei Milliarden beitragen, aber den ganzen politischen Gewinn habe einstreichen wollen. Auch England habe fühlen müssen, daß es von Frank reich abhängig sei. Man müsse befürchten, daß Frankreich auch in Zukunft mit seiner Geldmacht politische Zuge ständnisse zu erzwingen versuche, die es sonst nur durch einen blutigen und teuren Krieg erhalten könne. Die Folge der französischen Machtpolitik auf Grund der riesi gen Goldvorräte müsse in einer weiteren Zunahme des Preisfalles und einer Verschärfung der Weltwirtschaftskrise bestehen. Ernste Haushalilage Englands. Bei den Verhandlungen im Unterhaus kam Neville Chamberlain auf den Ernst der Haushaltlage zu sprechen und betonte, daß es notwendig sei, Einsparungen iw Haushalt vorzunehmen. Snowdon gab zu, daß die Aus sichten für den kommenden Haushalt ernst seien. Er müsse jedoch unbedingt die Behauptung ablehnen, daß England sich in einem hoffnungslosen Zustande befinde und dem Bankrott entgegengehe. Die Finanzierung des Haushalts würde schwierig sein, aber er würde jede nur mögliche Anstrengung machen, um sie zu erreichen. „Die Aussichten für eine Weltrevolution wieder gestiegen." Der erste Gehilfe Stalins, Kaganowitsch, sprach in Twer über die Lage der Sowjetunion. Er betonte in seiner Rede, daß die Lage in Europa kritisch sei. Die Krise habe eine Schärfe erreicht, wie sie bisher in der Geschichte Europas nicht bekannt gewesen sei. Nur die Sowjetunion sei von dieser Krise unberührt geblieben, weil die Sowjetunion kein kapitalistischer Staat sei. Die Lage in Deutschland zeige eine stark revolutionäre Stimmung. Die Aus sichten für eine Weltrevolution seien somit wieder gestiegen, j Äus unlrrei' velmal Wilsdruff, am 31. Juli 1931. Merkblatt sur oen l. August. Sonnenaufgang 4" I Mondaufgang 21'" Sonnenuntergang 19'" j Monduntergang 7" 1914: Mobilmachung tn Deutschland und Frankreich. August. Der Sommer hat den Höhepunkt erreicht: es ist Hoch sommer. Als des Jahres heißester Monat gilt der August, in den der größte Teil der sogenannten „Hundstage" fällt. Für unsere Breiten ergibt sich m diesem Monat eine Durchschnitts temperatur von 20 Grad Celsius. Es ist aber schon mehr als einmal vorgekommen, daß die Augusttemperatur beträchtlich unter diesem Monatsmittel liegt, und daß wir statt der Hunds- tagshitze ausgiebigen Regen bekommen. Im alten römischen Jahre war der August nicht, wie bei uns, der achte, sondern der sechste Monat des Jahres Er hieß deshalb ursprünglich „Senilis", bis ihm Kaiser Augustus zum Andenken an glückliche Ereignisse, die ihm in diesem Monat widerfahren waren, seinen eigenen Namen, Augustus, beilegen ließ. Während der Sextilis nur 29 Tage gehabt hatte, wurde der Augustus um zwei Tage verlängert, so daß er seither 31 Tage zählt. Im Deutschen heißt der August auch Erntemonat oder Ernting, weil in ihm ja ein großer Teil der Getreideernte vollendet wird Im norddeutschen Volksglauben gilt der 1. August als Un glückstag, da an diesem Tage Satan aus dem Himmel ge- stoßen worden sein soll. Heilig ist in ganz Süddeutschla>w und in dem katholischen Mitteldeutschland der 15 August. Mana Himmelfahrt, den der Volksmund Mariä Kräuterweihe oder Unserer lieben Frauen Würzweihe nennt. An diesem Tage werden Kräuterbüschel in der Kirche geweiht, und diese soge nannten Sangen sind heilkräftig und schützen das Haus vor Blitz und Behcrung Mit Mariä Himmelfahrt beginnt der Frauen- dreißig oder die Drcifticnaye. an Venen vre nan^e Nnm?« dsrN Menschen hold ist, giftige Tiere ihr Gift verlieren, wohltuende Pflanzen ihre höchste Kraft entfalten. Im staatlichen Leben hat der August in der Nachkriegszeit eine besondere Bedeutung gewonnen: er ist der Monat, an dessen elftem Tage die Verfaffungsfeier stattfindet Erwähnt zu werden verdient außerdem noch, daß im August in einem großen Teile Deutschlands die großen Schulferien zu Ende gehen, wäh rend im zweiten Teile des Monats der zweite Teil der Gerichts ferien seinen Anfang nimmt. und Hausierhandels vorzunehmen. Die Stadt war seinerzeit der Landesbausparkasse als Mit glied beigetreten, hatte die Satzungen anerkannt und sich den ge forderten Verpflichtungen unterworfen. Die Stadt bzw. Spar kasse hat beim Abschluß von Bausparverträgen ein gewisses Risiko zu übernehmen und aus diesem Grunde bisher nur Anträge von Wilsdruffer Einwohnern angenommen. Nun liegen aber auch Anträge von auswärts wohnenden Kunden der hiesigen Sparkaste vor. Äm deren Wünsche befriedigen zu können, haben Span kassenausschuß wie Stadtrat beschlossen, Bausparverträge auch von nicht in Wilsdruff wohnenden sächsischen Einwohnern anzU' nehmen nach vorhergehender genauer Prüfung der Verhaltmste. Die Stadtverordneten gaben ihre Genehmigung Zum Hausbau an der Bismarckstraße hatte die Stadt vom Bezirksverband ein Darlehen von 24000 Mk. erhalten und das Sesstl. Sitzung der Stadlvemdnctkn Donnerstag, den 30. Juli, abends 8 Uhr. Die letzte Sitzung vor den üblichen Ferien hielten die Stadt verordneten gestern abend 8 Uhr ab. Entschuldigt fehlten die Stadtvv. Fischer, Lehmann und Hofmann, am Ratstische waren anwesend die Stadträte Gerhardt und Zs.choke. Zunächst gab Bürgermeister Dr. Kronf e l d den 44. Nach trag zur Gemeindesteuerordnung über die Erhebung der Bier steuer bekannt, den die Amtshauptmannschaft angeordnet und be reits bekanntgemacht hat. Der Stadttat hatte beschlossen, Ein wendungen dagegen nicht zu erheben, weil dieselben ia doch keinen Zweck hätten. Aus denselben Gründen schlossen sich auch die Stadtverordneten dem Ratsbeschlusse an. Kenntnis nahm man weiter von einer Verordnung des Ar- beits- und Wvhlfahrtsministeriums, die Aufwertungssteuer betr. Wegen schlechten Eingangs derselben werden die Gemeinden davon unterrichtet, daß Neuzuteilungen zu Neubauten in diesem Jahre nicht mehr zu erwarten sind und bereits zugesagte Mittel bei weiterem Herabsinken des Steueraufkommens zum Teil aus dem nächstjährigen Aufkommen bestritten werden müssen. Nach einer weiteren Verordnung des Ministeriums des In nern sind auch die Aussichten für RLckgewckhrung der gemeind lichen Anteile an der Einkommensteuer usw. sehr trübe. Während unsere Stadt im Jahre 1928 noch! 53000, 1929 52 000 und 1930 noch 44000 Mark erhielt, ist in diesem Jahre nur mit einem Betrage von höchstens 23 000 Mark zu rechnen. Der Verein für Handel und Gewerbe hatte an Stadtrat und Stadtverordnete ein Ersuchen um Erlaß einer Polizeiverordnung gegen den Straßen- und Hausierhandel nach dem Vvrbilde Hei denaus gerichtet. Der Stadtrat hatte abgelehnt, dem Gesuche stattzugeben, weil die hier bereits bestehende Polizeiverordnung die Angelegenheit bereits regelt und sich- bewährt hat. Die Stadt verordneten traten dem Ratsbeschlusse bei, nachdem Stadw. Wehner gebeten hatte, eine strenge Kontrolle des Straßen-