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aller anderen Banken zulassen mußte. Die Reichsregierung hat erst durch Notverordnung Wgegriffen, als sich herausstellte, daß es nicht möglich sein werde, in ganz kurzer Frist zwei Milliarden Mark neue AuÄondskredite aufzutreiben, um die gefährliche Blutleere der deutschen Wirtschaft abzustöppen. Was die Reichsregierung seit dem 12, Juli getan hat, das hätte ganz andere Wirkungen auslösen müssen, wenn es am I. Juli geschehen wäre. Die Bankfeiertage allein können der schwer gefährdeten Wirtschaft nicht Helfen, denn Kiese Bankfeiertage verhüllen nur schlecht, daß die Geldverfassung der deutschen Wirtschaft unzu länglich geworden ist. -Im übrigen muß darauf hingswiesen wer ben, daß selbst der Abzug- von 4 Milliarden Mark kurzfristiger Auslandsgelder eine technisch hochentwickelte Wirtschaft, die von einem arbeitswilligen Volk gestützt und getragen wird-, nicht völ lig erschüttern kann, zumal diese vier Milliarden Mark nur einen geringen' Bruchteil des -Volkseinkommens darstellen. Allerdings muß sich erst die Panikstimmung legen, ehe die von der Reichs regierung- eingelegte Selbsthilfe gute Früchte zeitigen kann. Ob aber die Schließung der Börse für eine ganze Woche zweckmäßig war, wird immer umstritten sein. Wirtschaftskrise und Mittelstand. Der Einzelhandel gegen unbegründete Nervosität. Einer der führenden Köpfe der Haupigemeinschafi des Deutschen Einzelhandels, Dr. Poll, äußerte sich über die augenblickliche Lage im Einzelhandel. Aus Grund der bisherigen Ergebnisse konnte an den ersten Tagen in allen Teilen Deutschlands eine lebhaftere Geschäftslage festgestelli werden. Neben den üblichen Käufen war eine starke Nachfrage nach teuereren Warensorten, wie Wäsche, Tep piche und ähnliches zu verzeichnen. Vereinzelt zeigte sich eine stärkere Neigung zur Barzahlung. Erst am Mittwoch und Donnerstag wurde ein Absinken der Kauflust bis aus Oen normalen Stand und teilweise sogar darunter festgestellt. über den Verkehr mit dem Ausland lägen vorerst nur ver einzelte Nachrichten vor. Der Verkehr zwischen Lieferan ten und Verkäufer sei normal geblieben. Bemerkens wert sei jedoch die Meldung aus verschiedenen Orten, daß Lieferantenrechnungen neuerdings in eine Relation zum Fein goldgehalt oder gar zum Dollärkurs gesetzt wurden. Solche deutlichen Zeichen unbegründeter, aber gefährlicher Nervosität seien zu bedauern und zu bekämpfen. Nicht anders stehe es mit vereinzelten Lieferanienforderungen, Ware nur gegen bar zu liefern. — Ganz besonders warnen führende Kreise des Einzelhandels vor Schaffung besonderer Zahlungsmittel, wie Notgeld oder sonstige geldähnliche Zertifikate privater oder kommunaler Stellen. Abgesehen davon, daß solche Zah lungsmittel-Surrogate unweigerlich eine differenzierte Bewer tung und eine Verschärfung der Anormalität des üblichen Geschäftsganges nach sich zogen, wirke sich diese Maßnahme auch psychologisch ungünstig auf die Käuserschafi aus. Ebenso werden schwere Bedenken grundsätzlicher Art im Einzelhandel gegen Teilmoratorium an bestehende Wirtschastsgruppen erhoben. Da augenblicklich die Regierung einen anderen Weg als den eines zeitweisen Moratoriums an die Banken nicht gefunden hat, so muß zum mindesten dieses Teilmoratorium kurzfristig sein und sollte keinesfalls durch andere Sondermoratorien ergänzt werden. Andererseits wäre durch ungleiche Behandlung der Zahlungs verpflichtungen in den einzelnen Wirtschastsgruppen Ver wirrung und unabsehbarer Schaden zu befürchten. Zum Schluß nahm Dr. Poll Stellung gegen die Diskonterhöhung aus 10 Prozent. Diese zwar unumgängliche aber harte Maß nahme könne weite Kreise des Einzelhandels, des Handwerks und des in i t t e l st ä n d i s ch e n Gewerbes außerordentlich in ihrer Existenz gefährden. Die Hauptgemein schaft betont, daß der Einzelhandel weiter in geregelten Bahnen verlaufen wird, und daß sich die Führer dieses Wirtschafts zweiges ihrer Verantwortung bewußt seien. Sie hoffen, in den änderen Berufsgruppen gleiche eiserne Ruhe und Verant wortung zu finden. Naturalleistungen statt Geld. Reichslandbund fordert Maßnahmen zur Bergung der Ernte. Der Reichslandbund hat an den Reichsernährungsminister ein Schreiben gerichtet, in dem es u. a. heißt: Die durch die jüngsten Ereignisse verschärfte Unmöglichkeit, deutscherseits ausländische Produkte, insbesondere Agrraprodukte, zu im portieren und zu bezahlen, sowie auch die innerdeutschen Zah lungsschwierigkeiten, die den Einkauf von Luxuswaren unter binden, werden höchstwahrscheinlich in den kommenden Wochen dem allgemeinen Produktenmarkl eine Stütze geben. Dem stehen aber die Kredttschwierigkeiten der Landwirtschaft und der Kapitalmangel der Abnehmer entgegen, die zu einem be schleunigten Verkauf der Ernie zwingen, wenn nicht aus gleichende andere Maßnahmen seitens der Neichsrcgicrung er griffen werden. Hierzu schein! uns die sofortige Schaffung einer verschärften Erpori möglich leit vordringlich. Es ist unmöglich, die heutigen Sozialleistungen in der bis herigen Form jetzt weiterzuführen. Sie sollten jedenfalls zum Teil durch Naturallieferungen bzw Massenspeisungen ersetzt werden. Ähnliches gilt auch für Steuerzahlungen der Landwirtschaft. Der Reichsminister für Ernährung wird ge beten, für die Durchführung vorstehend angedeuteter Maß nahmen mit größtem Nachdrück im Reichskabinett eintreien zu wollen. Diskonterhöhung infolge „mechanischen Zrrtums" Scherzhaftes von der Londoner Börse. Die Londoner Börse geriet am Donnerstag in ungeheure Aufregung, als plötzlich die elektrischen Signale,,im Hause an zeigten, daß der Diskontsatz von 2,5 aus 4 Prozent heraufgesetzt sei. Für Sekunden herrschte in dem Riesenbetriebe atemlose Stille, bis die Bankangestellten und Börsenmitglieder in wilder Hast aus der Börse stürzten, um ihre Bureaus von dem über raschenden Ergebnis zu unterrichten. Der Straßenverkehr mußte minutenlang unterbrochen werden. 15 Minuten später zeigten die elektrischen Signale an, daß ein Irrtum vorläge, und daß die Bankrate immer noch 2,5 Prozent betrage. Die Mitteilung wurde mit großem Jubel begrüßt, und das Ge schäft, das völlig lahmgelegt war, nahm seinen Fortgang. Amtlich wird behauptet, daß „ein mechanischer Irrtum" an dem elektrischen Anzeiger schuld an der Falschmeldung gewesen sei. Nach einer anderen Meldung soll es sich um einen — aller dings nicht ganz unbedenklichen"— „Scherz" gehandelt haben. Vorläufig kein Reichstag. Neue Beratung über feine Einberufung. Der Ältestenrat des Reichstages trat zu einer Sitzung zusammen, um zu den Anträgen der Deutsch- nationalen, der Nationalsozialisten und der Kommunisten aus Einberusung des Reichstages Stellung zu nehmen. Die Anträge wurden von den Ver tretern der Oppositionsparteien begründet. Der Ältesten rat lehnte die Anträge auf Einberufung des Reichstages zum 20. Juli gegen die Stimmen der Antragsteller ab. Er beschloß aber auf Antrag der Oppositionsparteien, am Donnerstag, den 23. Juli erneut zusammenzutreten und nochmals zur Frage einer Einberufung des Reichstages Stellung zu nehmen. Ein Schreiben des Kanzlers. In der Sitzung des Ältestenrats des Reichstages brachte Präsident Löbe ein Schreiben des Reichskanzlers Dr. Brüning zur Kenntnis, in dem es heißt: „Im Hinblick auf den großen Ernst der gegenwärtigen Lage, die ich nicht mehr erst darzulegen brauche, muß ich aus vaterländischem Interesse die dringendste Bitte an das Hohe Haus aussprechen, die Anträge auf Einberufung des Reichstages abzulehnen. Der Zusammentritt des Reichstages kann in der gegenwärtigen Lage unseres Volkes nur schweren Schaden anrichten." Brot mit Gewichtsangabe. Die Verordnung über das Brotgewicht. Durch die Notverordnung vom 5. Juni 1931 haben die Be stimmungen des Broigesetzes über die Herstellung von Roggen brot nach festem Gewicht und über die Angabe des Brot gewichts eine neue Fassung erhalten. In Verfolg hiervon hat der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft mit Zustimmung des Reichsrates die erforderliche Ausführungs verordnung erlassen. Diese „Verordnung über die Angabe des Brotgewichts", die mit dem 15. August 1931 in Kraft tritt, schreibt im wesentlichen vor, daß das Brotgewichi auf dem ungeteilten Brote in Gramm oder Kilogramm leicht erkennbar auf der Kruste (Rinde) durch Eindrücken eines Stempels in die Ober fläche des Teiges oder durch feste Anbringung einer Papier- marke oder auf einer Banderole anzugeben ist. Ist das Brot in einer Umhüllung verpackt, so ist es erforderlich, aber auch genügend, wenn Gewichtsangabe leicht erkennbar auf der Umhüllung angebracht ist. Uni den Übergang zu erleichtern, ist ferner noch vorgesehen, daß bei dem in der Umhüllung verpackten Brot bis zum 1. Oktober 1931 die Angabe des Ge wichtes auf der Kruste (Rinde) ausreichend ist. Melle« Sie das Wilsdruffer Tageblatt Reist in deutsche Erholungsstätten! Warum ins Ausland schweifen? Die derzeitige Unsicherheit der Verhältnisse fast aller Schichten des deutschen Volkes geben Anlaß, alle irgend entbehrlichen Ausgaben zu vermeiden. Darunter leide) natürlich der Fremdenbcsuch deutscher Bäder und Er holungsorte wie deutscher Städte und Landschaften sehr schwer. So begründet Vorsorge in solchen Zeiten ist, sollten doch diejenigen, welche nicht unmittelbar unter solchem Zwange stehen, überlegen, daß wichtige Zweige der Volks wirtschaft und große bedeutsame Gebiete Deutschlands aus den Fremdenverkehr angewiesen sind. Vor allem aber sollten jetzt alle, denen die Verhält nisse noch Reisen und Erholungsaufenthalt gestatten, sich ihrer volkswirtschaftlichen Pflicht bewußt sein, die deutsche Zahlungskraft nach besten Kräften innerhalb der deutsche« Wirtschaft zu verwenden und aus eigenem Entschluß, so weit nicht ganz dringende Gründe entgegenstehen, deutsche Bade- und Erholungsorte, deutsche Städte und Land schaften aufzusuchen. Die Fülle der Heilkraft deutscher Bäder, die Schönheiten von Natur und Kunst innerhalb der deutschen Lande sind groß genug, die Erfüllung dieser Pflicht nicht zu schwer zu machen. In den fremden Län dern, die sich seit Jahren mit steigendem Nachdruck um die Hebung des Fremdenverkehrs in den eigenen Grenzen bemühen, wird man verstehen, daß in dem durch Kredit- entziehungen aufs tiefste geschwächten Deutschland gegen wärtig nationale Pflichten voranstehen. SeschästSWndenmgen in Gelsenkirchen. Die Ruhe wiederhergestellt. In der Nacht zum Freitag ist cs in Gelsenkirchen zu neuen schweren Ausschreitungen gekommen. Im Zuge der Bismarckstraße wurde planmäßig die Straßenbeleuchtung außer Betrieb gesetzt. Im Schutze der Dunkelheit be gannen dann Plünderungen. Insgesamt dürften 30 Schau fensterscheiben zertrümmert und etwa 40 Geschäfte ge plündert worden sein. Es handelt sich in der Hauptsache um Lebensmittel- und Zigarrengeschäfte. Die Polizei wurde sofort in großen Alarm gesetzt. Gegen 2 Uhr nachts war es ihr gelungen, das Aufruhrviertel abzuriegeln und in Dunkelheit zu versetzen, nachdem es vorher zu einem lebhaften Feuergcfecht gekommen war. In der Olgastratze wurden von den Aufrührern Barrikaden errichtet. Um die Säuberungsaktion ungestört durchführen zu können, wurde der Verkehr in der Aufruhrgegend eingestellt und auf andere Straßen umgeleitet. Die Ruhe wurde dann wicderhergestellt. 22 Personen wurden festgenommcn. Ein großer Teil der geraubten Waren konnte wieder herbei geschasst werden. Auch -as Sterben wir- versteuert. Bleiben wir also am Leben! Das Leben ist schon seit langem nicht mehr billig und wird durch die vielen Steuern noch mehr verteuert, aber der Tod ist auch nicht umsonst — übrigens auch schon seO langem nicht mehr. Nun suchen ihn jedoch mehrere Stadie gleichfalls noch zn vertt-uern, nnd zwar gleiwfans durch Steuern. Sie erheben nämlich eine Begräbnis st euer, die ihrem Wesen nach eine Kopfsteuer ist Was für Erfahrungen man mit dieser Steuer gemacht hat, darüber ist Näheres noch nicht bekannt. Die Be grabenen dürften gegen die Steuer wohl kaum Einwen dungen erheben können, wohl aber die Hinterbliebenen. Ein Steuerprotest Hai wenig Aussicht au? Er-olg, es wäre denn, daß man sich entschließen könnte, das Sterben ein zustellen. Blitzschlag stiftet Brand. Dachgeschoß des Stargarder Landgerichtsgebaudes in Flammen. Ein schweres Gewitter ging hier nieder. Dabei schlug der Blitz in das Amts- und Landgerichtsge- bände ein. Das Dachgeschoß üanb alsbald in Hellen Flam men. Der Brand war so stark, daß Reichswehr zur Unter stützung der Feuerwehr hinzugezogev werden mußte Aller Voraussicht nach dürfte das ganze Dachgeschoß den Flammen zum Opfer gefallen sein. Ob auch Akten mitverbrannt sind, läßt sich zurzeit noch nicht feststellen. si m litt mir chlsick ^oinsn VON. Ii? I -eiinc» 43. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Immer irrte Doras Blick nach der Vorsaaltüre. Wenn der Major jetzt käme und sie in ihrer Unterhaltung mit feinem Gaste sähe, was mußte er denken! „Thea, du bist immer noch das weltfremde und dabei so starrsinnige, trotzige Kind. Denkst du nun, daß dein Leben, wie du es dir jetzt gezimmert hast, so weitergehen soll, bis du in Wirklichkeit grau geworden bist? Sind alle Wünsche nach Glück wirklich in dir erstorben?" „Seit ich mein Dorle habe hergeben müßen, habe ich keinen Wunsch mehr als den, möglichst unbelästigt mein Leben nach meiner Neigung zu leben in dieser harten Zeit! Und die weist mich aufs Haus! Viel gelernt im Praktischen hat man nicht, und mich in einem kaufmänni schen Berufe erst auszubilden, dazu hatte ich keine Lust! Und meine Stellung bei Herrn Major ist sehr selbständig und angenehm " „Dienstmödchenarbeft verrichtest du! Deine kleinen, feinen Hände wie hart und verarbeitet sind sie!" „Viele Damen der gebildeten, vornehmen Kreise müßen noch viel mehr und gröbere Arbeiten verrichten, das stört mich nicht! Die Zeit jetzt fordert manches Opfer." „Thea, es tut mir weh, daß ich dich in dienender Stel- iung wiederfinden muß! Doch meine Schuld ist es nicht, du hattest jede Zahlung von mir —" „Bitte, nichts darüber! Ich weiß, daß Sie in jeder Weise großzügig handeln wollten! Aber ich will nichts, von niemandem etwas!" „Süßer, kleiner Trotzkopf!" Mit zärtlichem Blick sah er sie an. Der Zauber, den diese mädchenhafte, anmutsvolle Frau um ihn gewoben und der nie ganz zerrißen war, er begann wieder zu wir ken. Diese rosigen, feingeschnittenen Lippen, die so süß küssen und zärtliche Liebesworte flüstern konnten, die waren ihm so nahe und erweckten von neuem Sehnsucht! Und Thea war ihm von den vielen Frauen, die er besessen, doch eigentlich die liebste gewesen, immer hatte er ver gleichen müßen! Nach seinem letzten Erlebnis mit Hortense, das für ihn auf eine so peinlich geschmacklose Art ein Ende gefunden, war fein Herz doppelt weich gestimmt. Er hätte Thea sofort mitgenommen, mit tausend Freuden, wenn sie gewollt Das tolle Leben draußen hatte ihn doch ein wenig müde und ruhebedürftig gemacht! Und nun er sie wieder gesehen, kam ihm in Erinnerung, was ihm ihr sanftes, frauliches Mesen doch gegeben! „Ich bitte. Herr von Toop, jeden Augenblick muß Herr von Amthor zurückkommen: ich will nicht im Gespräch mit Ihnen überrascht werden, verstehen Sie das?" „Gewiß verstehe ich es, aber nicht, daß ich „Herr von Toop" für dich bin; wie steis wie feierlich deine Anrede klingt! Und früher —" Mil einem überlegenen Lächeln sah er in ihr heißes Gesicht. „Ach, du dumme, dumme kleine Thea!" „Wenn nur ein Funke von Ritterlichkeit in Ihnen ist, dann achten Sie meinen Wunsch! Lassen Sie mich meine Straße ziehen! Ich will nichts mehr wißen!" „Nichts? Nun, dann frage ich dich in Gegenwart des Majors! Das willst du auch nicht? Dann sei so gut und erwarte mich, sagen wir so gegen acht Uhr, hier vor eurem Hause, sonst komme ich morgen wieder." Sie hörte die Haustüre ösfnen, hörte den ihr wohl bekannten, schleifenden Schritt des Majors, und in ihrer Angst, von ihm überrascht zu werden, gab sie Ewald ihre Zusage. Sie kannte ihn ja genau, wußte, mit welcher Bru talität er gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen. „Bestimmt, Thea? Gib mir die Hand draus, sonst glaube ich dir nicht!" Zögernd legte sie die Hand in die ihr entgegengestreckte Rechte „Der Major kommt!" flüsterte sie atemlos und öffnete die Tür zum Herrenzimmer. Als Maurus eintrat, fiel ihm an Dora eine große, nur mühfam unterdrückte Erregung auf. die das schöne Gleich maß ihrer Seele gestört hatte. Er kannte Dora zu genau, als daß ihm nicht jede Veränderung an ihr aufgesallen wäre. Hatte sie irgend eine Nachricht erhalten? War Hortense — Der Frau konnte man alles zutrauen. „Herr von Toop erwartet Herrn Major," sagte sie mit unsicherer Stimme. „Ah, ist Herr von Toop schon da," versetzte er lebhaft. Er bat sie, eine Flasche Rotwein zu bringen und ging, seinen East zu begrüßen. Als Dora den Herren den Wein reichte, fiel ihm der eigentümlich sinnende Blick aus, mit dem der Architekt sie beobachtete, und noch immer lag die heiße, erregte Röte auf ihrem Gesicht. Einmal blickte sie ängstlich und bittend Herrn von Toop an, um dann sofort die Wimpern niederzuschla gen. Was war das^ Es hatte ganz den Anschein, als ob etwas zwischen den beiden gewesen wäre! Sollte Herr von Toop aus einer unbegreiflichen Laune heraus ihr in irgend einer Weise zu nahe gekommen sein? Aber für einen sol chen Lebemann konnte doch eine so unscheinbare Person, als die Dora aus den ersten Blick wirkte, gar nicht in Be tracht kommen Lächerlich war es, nur irgend so etwas zu denken! Dennoch erfaßte ihn ein peinliches Gefühl, eine Verstimmung stieg gegen den Architekten, diesen leichtsin nigen Genußmenschen, gegen Dora und gegen sich selbst in ihm aus, weil er sich verstimmt fühlte. „Ach ja, Fräulein Dora! Hier ist Ihre Brille! Heute habe ich sie wirklich nicht vergeßen!" jagte er, in seine Brusttasche greifend und ihr die Brille reichend, die sie mit niedergeschlagenen Augen in Empfang nahm. „Ich danke Herrn Major sehr für die Bemühung!" Jetzt, nachdem es zu spät ist, dachte sie beim Hinaus gehen Hätte sie die Brille rechtzeitig gehabt, hätte Ewald auch nicht aus sie geachtet und ihr wäre diese letzte Stunde erspart geblieben! Und wieder fiel Maurus der Blick auf, mit dem der Architekt Dora nachfah! Es war, als fühle der des Majors Verwunderung und als müße er darum etwas zu seiner; Entschuldigung sage«. > . lLortsetznna folstLs