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MsdmfferTageblatl Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in ^Alchasl-stcll« und den Ausgabestellen 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten 2,30 AM., bei Poftbeftellung 2«M. zuzüglich Abtrag. „ gebühr Einzelnummern ISRpfg.All-Boftanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umaeaend Postbotenund'nns-r-Aus. kagerundGeschastsftellen -— — u v-v nehmen zu jeder Zeit De. stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Äürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebtchr 20 Reichspfennige. Bor geschriebene Grscheinungs- — _ tage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vorm.1V Uhr. > - — -— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Aabatlansprn ch erlischt, wenn derBetrag durch Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeberinKonkurs gerät. Anzeigennehmen alleDermittlungsstelleneutgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 170 — 90. Jahrgang Telegr.-Ädr.: .Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 3640 Freitag, den 24. Juli 1931 Not-Lösung. Selbst der Losbruch des GewtlierS über Deutschland am 13. Juli Hane die bet der Internationalen Bank in Basel versammelten Letter der ausländischen Notenbanken nicht veranlassen können, dem armen Deutschen Reich mehr als nur die Verlängerung des MU-Millionen-Tollar- Kredits zu bewilligen, den sie drei Wochen zuvor der Retchsbank gegeben halten. Somit waren wir für die Folgezeit in der Hauptsache auf unsere eigenen An strengungen angewiesen. Ähnliches, Entsprechendes ist auch von der Londoner Konferenz und der sich nun ihr anschließenden Zeit unserer unmittelbar nächsten Zukunft zu sagen. Die Grenzen und Schranken stehen also genau fest und in diesem Raum müssen wir Deutsche unsere Wirtschaft, unseren Zahlungsumlauf, unseren Kredit usw nach besten Kräften einzurichten versuchen. Da wird es die erste Aufgabe sehr zielbewußten Denkens und Arbeitens sein, eines vor jeder Gefährdung zu schützen: die Währung. , . Im Ausland hat die Reichsmark schon vielfach ihren früheren Werlstand wieder erreichen können und im In land ist der kritische Augenblick ohne besondere Erregung vorübergeaanaen al« bekannt aemacht wurde, daß die bis- ^Nge Deckunasarenze von 40 Prozent unterschritten war. scharfen Notverordnungen, aber auch ein breit ein- letzender Aufklärungsfeldzug haben eine größere Panik verhindern können; jetzt muß aber auch die letzte, kleinste Gefahr xjE Feuersbrunst beseitig: werden. Das kann man nichl durch irgendwelche noch so gui gemeinte Reden erreichen Die Tai vor allem muß also und wird ihre Wirkung mn: Unsere Währung steht fest und bleib, fest —, dann wird auch das Vertrauen auf sie, wird ihr „Kredit" sich festigen und sestbleiben. Diese erste Voraussetzung steht über allen Maß nahmen, die zu einer besseren'Regulierung des Notenum laufs, die also über „das Geld" getroffen werden. Da von ist zu wenig vorhanden, viel weniger als es der natür liche Ablauf selbst unserer tu starker Depression befindlichen Wirlschasl verlangt. Daher bedeute! dieser Mangel an Geld eine überaus schwere Störung der Wirlschasl, wäh rend das Geld doch gerade die Hauptaufgabe Hal, das In andergreisen der Erzeugung, des Handels und des Ver brauchs möglichst reibungslos zu gestatten. Ein überaus großer Teil Vieser Reibungen und Schwierigkeiten ließe sich nun allein schon durch erne Auswertung des in Deutsch land noch recht rückständigen bargeldlosen Zah- lungsverkehrs erzielen. Der S cdeck z. B. spielt in England eine außerordentlich große Rolle als Zahlungs mittel. Seinem Wesen und der gesetzlichen Vorschrift nach ist er aus Verlangen immer und überall gegen b o r sofort einzulösen. Ihm fehl! feder Zwang einer Ännahmever- pslichtung. Aber er mutz in Deutschland erst noch durch das Rechi sehr viel stärker als bisher vor Mißbrauch geschützt werden; unbarmherzig wandert jeder Engländer für lange Jahre ins Gefängnis, der einen nichl vollkommen gedeckten Scheck an Zahlungsstatt ausgibt, und dabei ist es ganz gleichgültig, ob der Aussteller es wußte oder nichl, daß sein Scheckkonto „überzogen" war, ob er betrügerisch oder nur fahrlässig handelte. Wenn wir uns in den nächsten Wochen aus der Not lösen wollen, in die wir durch die Entwicklung der letzten ^ahre gekommen sind, so verlangt das aber nicht minder energttche w i rt s ch a f t l i ch e Umstellungsmatznahmen. Die furchtbare Kredttknappheit von heute, morgen und übermorgen wird uns zwingen, „eingefrorene" Kredite mit allen Mitteln aufzutauen, überhaupt unsere wirt schaftliche Kreditbasts zu erweitern bzw sie vor weiterer Verkleinerung zu bewahren. Auch das Ausland ist sich darüber klar geworden, daß die deutsche Kreditnot und die dadurch erzeugte Kredttverleuerung sehr schnell zu einer ganz natürlichen Drosselung der deutschen Ein fuhr und zu einer möglichsten Verstärkung der deutschen Aussuhr fuhren muß. Um ein Beispiel zu wählen: Die 12 Millionen Tonnen betragenden deutschen Stein- koblenhalden stellen einen Werl von 2W Millionen Mark dar, der natürlich „Zinsen frißt" Sind infolge de« hochgesteigerlen NeichSbankdiskonts diese Zinsen gewaltig emporgeklettert, dann wird man zusehen, mi, allen Mitteln auch unter nicht unbedeutenden Verlusten, die Steinkohlen loszuwerden. An das Ausland natürlich; ist ^ch immer und genau so eine Folge überteuerter Kredite daß sie jeden einzelnen Geschäftsmann zwingen können seine Vorräte zu verkleinern, seine Läger zu räumen, also 'seinen Kredit möglichst einzuschränken und sich „liquide zu machen" . Wenn wir kein Geld und viel zu wenig Kredit haben, wenn wir im Interesse auch unserer Währung vorläufig noch sehr lange dafür sorgen müssen, daß das „D e v i se n- Po > ster" der RcichSbank größer und stärker wird, um daraus endlich etwas sorgenfreier sitzen zu können, — dann werden wir uns auch vieles versagen müssen, was wir bisher dem Ausland abkauflen. Genutzmittel, zur Deckung des LebenSbedarss nicht unbedingt notwendige Waren oder solche Güter, die wir im Inland auch selbst erzeugen, werden wohl schwer über die Devisensperre hin überspringen können. Die Notlösung, die man in London für Deutschlands Sorgen nun gefunden hat, muß durch die Selbsthilfe Deutschlands erst zu einer wahrhaften Not- Losung werden. WM über bar Ergebnis in Lnndvn Weitere Verhandlungen in Berlin Abgesang und Auftakt. Die mit so großen Erwartungen — Hoffnungen und Befürchtungen — begonnene Londoner „Sieben Mächle- Konferenz" ist mit einem ziemlich geringen „greifbaren" Erfolg für Deutschland geschlossen worden. Wollte mau nicht die Wirtschaft Deutschlands völlig zusammen- brechen lassen und damit eine schwere Erschütterung der Weltwirtschaft Hervorrufen, so konnte man nicht gw weniger tun. Die nochmalige Verlängerung des 100- Millionen-Dollar-Kredits, d. h. das Still halten, war eine reine Banktersache, und man muß dem amerikanischen Außenminister Stirn jon Recht geben, wenn er die Frage stellt, warum man zur Lösung dieser Frage die Staatsmänner von sieben Großmächten nach London ausgeboten Hal Es ist ferner zu beachten, daß diese Verlängerung seinerzeit bereits tn Basel von den Notenbanken beschlossen worden ist, und zwar eine Verlängerung auf drei Monate Der entsprechende Beschluß in London kann also nur die Erhärtung des schon erfolgten Baseler Beschlusses bedeuten Als positiver Erfolg in London wird zu buchen sein, daß der Reichskanzler die Konferenz zum Anlaß ge nommen hat, in aller Deutlichkeit auf den E r n st der Lage in Deutschland hinzuweisen In diesem Zusam menhang wird in Berliner unterrichteten Kreisen betont, daß London nicht als Abschluß zu betrachten sei, son dern nur als der Auftakt zu weiteren Verhandlungen Macdonald und Henderson werden Anfang näch ster Woche nach Berlin kommen, während Staatssekretär Siimson mit der deutschen Abordnung nach Berlin fährt. Falls es in nächster Zukunft zu einer erneuten deutsch-französifchen Besprechung kommen sollte — womit in Berlin mit Bestimmtheit gerechnet wird — wird als Verhandlungsort nach deutscher Auffassung selbstverständlich nur Berlin in Frage kommen. Was den Ausgang der Londoner Verhandlungen angeht, so wird, wie ergänzend zu bemerken ist, vor allem die Tat sache als Positivum gewertet, daß die deutsche Abordnung politisch völlig unbelastet zurückkehre. Bleibt als zweites Resultat der Konferenz: d i e Hoffnung. Die Hoffnung, daß die nun folgenden Mi nisterzusammenkünfte in kleinem Kreis eine Erfüllung aller der guten Wünsche bringen mögen, die an dem großen „runden Tisch" in London für Deutschland aus gesprochen wurden. * Schluß der „Sieben-Mchle-Kvnferenz.,, Empfehlungen an die Banken. In der letzten Vollsitzung der Londoner Minister konferenz wurde das von den Finanzsachverständigen be schlossene Dokument vorgelegt. Die einzelnen Ministern der verschiedenen Abordnungen hielten Schlutzansprachen, und damit war die Konferenz beendet, über die Schluß sitzung wurde folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: „Die kürzlich stattgefundenen außerordentlichen Kapi talabzüge aus Deutschland haben eine akute finanzielle Krise hervorgerufen. Sie haben einen Mangel an Ver trauen hervorgerufen, der nicht durch die wirt schaftliche und Haushaltslage des Landes gerechtfertigt ist. Um eine Fortdauer der finan ziellen Stabilität Deutschlands sicherzustellen, die für die Interessen der gesamten Welt notwendig ist, sind die auf der Konferenz vertretenen Regierungen zu einer Zu sammenarbeit bereit, um, soweit es in ihrer Macht liegt, das Vertrauen wiederherzustellen. Die aus der Konferenz vertretenen Regierungen sind bereit, den Finanz instituten ihrer betreffenden Länder folgende Vor schläge zur Erleichterung der augenblicklichen Lage zu unterbreiten: Empfang ver Weltkonserenz im Königspalast. Als Abschluß der Weltkonserenz sand beim König von England im Buckingham-Palast ein Empfang statt. 1. der Zentralbank-Kredit von 100 Mil lionen Dollar, der kürzlich der Neichsbank durch die BIZ. bewilligt wurde, soll bei Fälligkeit für weitere drei Monate verlängert werden, 2. die vereinbarten Maßnahmen sollen von den Finanzinstituten in den einzelnen Ländern ergänzt werden, um den Umfang der bereits Deutschland gegebenen Kredite beizubehalten. Die Konferenz empfiehlt, die BIZ. aufzufordern, un verzüglich einen Ausschuß von Finanzleutcn einzusetzen, die von den Gouverneuren der interessierten Zentralbanken ernannt werden, um die Frage unverzüg licher weiterer Kreditbedürfnisse zu prüfen und um die Möglichkeiten einer Konvertierung eines Teiles der kurz fristigen in langfristige Kredite zu studieren. Die Konfe renz hat mit Interesse eine Darlegung Dr. Brünings be züglich einer kürzlich von der deutschen Industrie der Golddiskontbanl zur Verfügung gestellten Gesamt- g a r a n t ie Kenntnis genommen. Die Konferenz ist der Ansicht, daß eine derartige Garantie es möglich macht, eine gesunde Grundlage für die Wiederaufnahme normaler internationaler Kreditoperationen herzustellen. Die Kon ferenz glaubt, daß eine Durchführung dieser Maßnahme eine Grundlage für eine dauerhaftere zukünftige Aktion bilden werde." „Zwischenlösung, aber Vorbereiiung der Nauerlösung". Brüning über das Ergebnis von London. Bel der Beurteilung der amtlichen Mitteilung legte Reichskanzler Brüning zunächst einmal Wen aus den ersten Paragraphen dieses Schriftstückes-, er betonte, hiermit habe die Konferenz ausdrücklich anerkannt, daß die Kapital- zurückziehungen aus Deutschland in erster Linie aus Vas Ausland zurückzuführen seien, und daß Deutschlands Staatshaushalt und Wirtschaft in Ordnung gebracht worven wären, nachvem der Hoover-Plan dieses möglich gemacht habe. Die Londoner Konferenz habe nur eine Zwischen lösung gebracht Er habe eigentlich auch von vornherein nichts anderes erwartet, nachdem man sich über die Schwierig keiten, die der Ausnahme einer internationalen langfristigen Anleihe entgegenstehen, klar geworden sei Finanziell sei sie nicht zu erzielen gewesen. Die Verfassung Amerikas erlaube eine Garantie seitens der Regierung nicht Der Londoner Kapital markt befände sich zurzeit nicht tn der gewünschten Verfassung. Auch bereite ein Einvernehmen zwischen Amerika und Eng- tand einerseits und Frankreich andererseits Schwierigkeiten. Die deutschen Bemühungen hätten sich daher von vornherein eigentlich lediglich aus die Verlängerung vcs lW-Millioncn-Dollar-Nediskontkrcdits und das Anhalten der ausländtschen Krednzurückziehungen beschränkt. Brüning wies hierbei besonders aus den Einfluß hin, den die amerikanische Stellungnahme aus die günstige Lösung dieser beiden Fragen ausgeübr habe. Die Konferenz sei besonders stark von der deutschen In- dustriegaranlie beeindruck! gewesen, und anscheinend böie diese die geeigneicn Unierlagcn für eine zukünftige Kredit- aliion, die dann nichl unmittelbar an das Reich, sondern wahrscheinlich über den Weg der Golddiskonibank nach Deutschland fließen würde. Die Ergebnisse der Konferenz bedeuteten daher nichts weiter als Zweck maßnah men, aber es müsse an den Zielen sestgehalten werden, daß der Gesamiumsang ves deutschen Kredites im Auslande zu vermehren ser Die Kon- serenz habe, wie er hoffe, den Grundstein für eine Aktion von Dauer gelegt. Brüning ging dann aus die Einladung über, einige aus ländische Bankiers nach Deutschland zu berusen Er habe bereits tn der vergangenen Woche mit Mr Sprague tn dieser Angelegenheit Rücksprache genommen Dabei habe es sich herausgesielll. daß Vie komplizierte Lage in Deutschland von nur sehr wenig Menschen im Auslände verstanden würde, besonders, nachdem durch das ausgedehnte Sustem der kurz fristigen Kredite die Lage in Deutschland sehr unübersichtlich geworden ser Die Mitglieder dieses Bankierausschuffcs würden von der deutschen Regierung ernannt Es siehe noch nichl endgültig sest, welche Herren bierzn berangezogen mnrden Der Reichskanzler sagle dann, vaß zwischen diesem, von der deu Ischen Negierung zu ernennenden Ausschuß und dem von der BFZ s» ernennenden ein Unleftchied bestebe Es seien zwei durch vonewandei getrennte Ausschüsse Brnnmu bezeichnete den Ausgang der Konserenz als j e b t g u t. Er sand Worte des Dankes sür M a c d o n a > d durch dessen Be- mübungen es gelungen set, Vie Konserenz in Herzttchken bei- sammenzubalien, er Vankte ven Amerikanern unv ganz besonders auch dem französischen Minislerprüsidemen Laval