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Wilsdruffer Tageblatt : 23.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193107238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310723
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-07
- Tag 1931-07-23
-
Monat
1931-07
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 23.07.1931
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RiesknslsWM der MM. Das vollkommenste Transportmittel. — Maschinen von tausend Tonnen Größe, die 2500 Reisende besördcrn. Von Louis Bröguer, dem bekannten Flugzeugkonstrukteur. Tas Flugzeug ist heule allen Völkern unentbehrlich ge worden. Mehr als Dampfer, Eisenbahn und Kraftwagen wird es sich künftig für die Ausdehnung des Handels in jeder Form als nötig erweisen. Gewiß, unsere heutigen Maschinen sind noch wenig widerstandsfähig. Sie stecken gewissermaßen in den Kinderschuhen. Wir vergleichen häufig die Wikingerboote mit unseren modernen Schlachtschiffen und die Karavellen Columbus' mit den Ozeanwindhunden, welche die Erdteile miteinander ver- binden; so etwa sollten wir auch die Flugzeuge von vor zwei Jahrzehnten mit denen unserer Zeit m Vergleich stellen. Die größten Maschinen von heute dürften in einem Jahrhundert plump und lächerlich erscheinen. Wir brauchen ja nur an einen modernen Motor zu denken, der zwischen 500 und 600 Gramm je Pserdekraft wiegt, und uns die Dampfmaschine des vorigen Jahrhunderts ins Gedächtnis zu rusen, mit ihren mehr als 100 Kilogramm je Das Eigengewicht eines Flugzeugs beträgt etwa die Hälfte des Gesamtgewichts der voll beladenen Maschine. Wenige Fahrzeuge besitzen einen so günstigen Koeffizienten. Das tote Gewicht eines Dampfschiffes beläuft sich in der Regel auf mehr als die Hälfte des Gesamtgewichts bei ge füllten Laderäumen. Selbst beim Kraftwagen und ebenso beim Personenzug ist das Verhältnis ungünstiger. Nur Lastkraft wagen und neuerdings auch Güterzüge kommen dem Flug zeug in dieser Hinsicht nahe. Die Großflugzeuge der Zukunft mit einem Gewicht von etwa 20 Tonnen, die sich sicher steuern lassen und ein be quemes Reisen auch bei Nacht erlauben, werden daher etwa zehn Tonnen toten Gewichts ausweisen. Auf Besatzung, drahtlose Telegraphieanlage usw. werden drei bis fünf v. H. fallen, je nach der Bestimmung, der die Maschine dienen soll, mithin 600 bis 1000 Kilogramm. Man darf daher mit einer Nutzlast von 25 v. H. oder etwa fünf Tonnen rechnen. Wenige Transportmittel können damit wetteifern. Ein Tausend-Tonnen-Flugzeug — vorausgesetzt, man wollte eine derartige Maschine bauen — könnte eine Nutzlast von 250 Tonnen befördern. Das entspricht 2500 Reisenden (wenn man für jeden samt Handgepäck 100 Kilogramm rechnet) vder 1000 Frachtstücken von je 250 Kilogramm. Ein Tausend-Tonnen-Schiff gilt bekanntlich als ein kleines Fahrzeug, sein Tonnengehalt ist etwa der einer großen Vergnügungsjacht. Die Kanaldampfer verdrängen etwa 2000 Tonnen, sie befördern 500 Reisende und 50 bis 100 ^onnen Fracht und Post über eine kurze Strecke. Die Dampfer, die den Verkehr Zwischen Marseille und Algier vermitteln, besitzen eine Wa'servcrdränquna von 10 000 Tonnen, jene, die nach dem Ahen und Fernen Osten fahren, von nahezu 20 000 Tonnen. Die Südamerika-Dampfer verdrängen 25 000 bis 30 000 und die großen Atlantikdampfer 50 000 Tonnen und mehr. Bedenken wir nun, daß die im modernen Schiffbau ver wandten Stoffe im großen und ganzen die gleichen sind, aus denen man die Groß-Flugzeuge von morgen bauen wird (z. B. der große Beanspruchungen aushaltende, nicht rostende Stahl), jo wird deutlich, daß der Bau derartiger Flugzeuge durchaus nicht unverhältnismäßig teurer ist als der von Schiffen, wenn jene sich auch insofern höher im Preis stellen mögen, als ,hr Bau größere technische Fertigkeiten und höherwertige Baustoffe verlangt. . Alle in dieses Gebiet fallenden Berechnungen zeigen, daß die Kosten für Luftreifen, berechnet auf die zurückgelegte Strecke, von denen irgend einer anderen heute gebräuchlichen Beförderungsart nicht wesentlich abweichen. Berücksichtigen wir die ungeheuere Zeitersparnis, so werden wir zu dem Schluß genötigt, daß nichts mit dem Ricsenslugzeug der Zu kunft wird in Wettbewerb treten können. Häufig wird die Ansicht vertreten das Flugzeug lasse hinsichtlich der Sicherheit manches zu wünschen übrig. Ohne hierauf naher einzugehen, möchte ich nur meiner festen Ueber- zcugung Ausdruck geben, daß alle noch bestehenden Ursachen der Unsicherheit überwunden werden, da Erfinder in der ganzen Welt sich mit dem Problem beschästigen, und daß Reisen im Luftschiff genau so sicher sein werden wie solche mit der Eisenbahn, dem Dampfschiff, dem Kraftwagen oder einem anderen Beförderungsmittel. Reisen zur See sind keineswegs völlig gefahrlos. Schiffbrüche ereignen sich noch häufig genug, aber niemand kommt deshalb auf den Ge danken, eine Einschränkung des Seeverkehrs vorzuschlagen. Während die Zivilluftfahrt erhebliche Fortschritte machen und andere Beförderungsmittel verdrängen wird, ebenso wie die Eisenbahn an Stelle der Postkutsche trat und der Dampfer Mckmül'WM Roman VON. H?. l/Llins- (Schluß.) (Nachdruck verboten.) „Zürnen Eie Herrn von Toop nichts er ist ohne Schuld. Wie es kam, daß er Thr Geheimnis verraten, werde ich Ihnen nachher sagen,- ich habe Veranlassung ihm sehr dank bar zu sein. Vor allem jetzt das eine' Wollen Sie denn nicht wieder mit mir kommen, Dora, aber ohne die garstige Brille und Perücke und die hohe Schulter? So wie Sie sind?" Zart strich er über das köstliche Haar und wieder errötete sie vor seinem liebevoll eindringlichen Blick „und möchten Sie nicht länger, für immer bei mir bleiben? Es war doch zu ertragen, kleine Dora?" Ob sie den versteckten Sinn seiner Worte erriet? Er legte den Arm um sie und zog sie sanft an sich Willenlos ließ sie es geschehen, ebenso, daß er seinen Mund auf den ihren legte, wie ganz selbstverständlich. „Ich hab' dich lieb, ganz unsinnig lieb, kleine süße Dora!" sagte er einfach, aber mit unbeschreiblicher'Zärt lichkeit Sie zitterte in seinen Armen, und er drückte ihren Kopf gegen seine Brust, fest, ganz fest. Und wieder küßte er sie auf die blaffen Lippen, bis sie unter seinem Munde pur purn aufblühten und er ihren scheuen, innigen Gegendruck spürte. „Mein bist du, du Süße, Liebe Ich lasse dich nicht wieder, nun ich dich gefunden. Als meinen kostbarsten Schatz will ich dich hegen und halten; denn was du mir gabst, meine Dora, das war so schon, so friedevoll für mich — dein treues, selbstloses Frauenwalten. Aber nun kann es noch viel, viel schöner werden, wenn du willst. Und du willst doch mein geliebtes Weib werden!" Sie wagte nicht, ihn anzusehen. Sie war überwältigt von dem, was da so unerwartet über sie gekommen war. Ach, gab es denn soviel Glück? Der geliebte Mann saß bei ihr, sie ruhte an seinem Herzen. Er hob ihr Gesichtchen zu sich empor, sah tief in ihre wunderschönen Augen, und was an die Oes Seglers, wird das Flugzeug auch in militärischer Hinsicht von größter Bedeutung werden. Der Flieger ver mag alles zu sehen und alles anzugreifen. Schutz gegen ihn gibt es so gut wie gar nicht. Allerdings führt der Selbst erhaltungstrieb den Menschen zur Erfindung von Abwehr maßregeln gegen Luftangriffe, aber er wird darin nur Teil erfolge erzielen. Das Flugzeug vermag sich durch Ein nebelung der Beobachtung zu entziehen; man kann die Motore geräuschlos laufen lassen. Mit Kompressor-Motoren wird es sich in den höchsten Luftschichten bewegen können, wo es prak tisch unsichtbar und der Wirkung von Fliegerabwehrgeschützen entzogen ist. Militärische Kreise sind sich überall darüber im klaren, daß die Kriegführung durch das Flugzeug ein völlig neues Gesicht erhalten hat. Heute gilt es noch als Nebenwaffe, künftig aber werden die übrigen Waffengattungen die Diener der riesigen Maschinen bilden, die den Luftraum beherrschen. M Müder der Landes Mu. Eine neue Theorie über die Wiege der Menschheit. — Natur katastrophe im Stillen Ozean vor 20 Jahrtausenden. Von Hermann Petersen. Die Ansicht, daß die Inselwelt des Stillen Ozeans die Ueberreste eines alten, infolge einer ungeheuren Natur katastrophe vom Meere verschlungenen Festlandes seien, wird von Fachgelehrten schon lange vertreten. Es sprechen dafür geologische wie auch vor allem ethnologische Gründe. Eine neue Stütze erhält die Theorie durch ein kürzlich in New Jork erschienenes, hochinteressantes Buch „Die Kinder des Landes Mu", in dem der Verfasser, der bekannte englische Ethnologe James Churchward, das von ihm im Laufe eines langen Lebens mit Bienenfleiß aus aller Welt zusammen getragene, hier in Betracht kommende Material gesammelt hat. Churchward kommt zu dem Schluß, daß an dem einstigen Bestehen eines Erdteils im Stillen Ozean nicht nur nicht zu zweiseln, sondern daß dieser auch als die ursprüngliche Heimat der Menschheit anzusehen ist, die sich von hier aus über die Erde verbreitete. Churchward wurde zu seiner Arbeit angeregt, als er in Indien mit einem Rischi, dem Abt einer Klosterschule, be kannt wurde, der ihn mit der Naacal-Sprache — angeblich der Ursprache der Welt — bekannt machte. Schließlich erhielt der junge Engländer auch Gelegenheit, einige uralte, im Kloster aufbewahrte Tafeln mit Schriftzeichen in Naacal zu entziffern, die eine Art Schöpfungsgeschichte enthielten und u. a. als Wiege der Menschheit das „untergegangene Land Mu" bezeichneten. Der Bericht machte auf Churchward solchen Eindruck, daß er beschloß, sein künftiges Leben der Lösung des hier ausgeworfenen Problems zu widmen. Nach zwölfjährigem Aufenthalt in Indien begann Churchward, in aller Welt nach Spuren zu suchen, die auf den verschwundenen Kontinent hinwiesen. Seine völlige Be herrschung des Naacal tat ihm hierbei gute Dienste, ermög lichte sie ihm doch das Verständnis für zahllose Schriften, Hieroglyphen und andere Erinnerungen an die Borzeit. Zu Viesen zählt vor allem das im Britischen Museum befindliche Troana-Manuskript, ein vor vielen Jahrhunderten in der Maya-Sprache geschriebenes Buch aus Yucatan; es „erwähnt das Land Mu, für das es die gleichen Symbole braucht, die sich auch in Indien, Burma und Aegypten finden". Ferner gehört hierher der berühmte Codex Cortesianus, heute in Dresden und gleichfalls in der Maya-Sprache abgefaßt; endlich der sogenannte Lhasa-Bericht aus Tibet. Diesen alten schriftlichen Stützen für Churchwards Theorie treten andere zur Seite. So die auf zahlreichen Süd- see-Jnseln befindlichen uralten steinernen Tempelruinen und in ihrer Bedeutung z. T. noch rätselhaften Steinbilder, die nach Ansicht Churchwards unmittelbar auf Mu zurückzu- sühren sind. Ein verfallenes Kloster auf Yucatan enthält Inschriften, in denen sich der bezeichnende Hinweis auf „die Länder im Westen, aus denen wir gekommen sind", findet, ein Hinweis, den man auch auf einer alten Pyramioe im südwestlichen Mexiko antreffen kann. Wo lag nun'dies geheimnisvolle Gebiet? Nach Church- ward erstreckte es sich über einen Raum, der etwa durch die Irei Punkte Hawaii, Oster-Insel und Fidschi-Inseln be grenzt Wird. In west-östlicher Richtung dürfte es rund 8000, von Nord nach Süd 5000 Kilometer gemessen, seine Bevölkerung kurz vor dem Untergang 64 Millionen Köpfe betragen haben. Die Erklärung für" die Katastrophe wird )arin gesehen, daß in den tieferen Erdschichten unter Mu riesige, mit — vielleicht explosiblem — Gas gefüllte Hohl räume sich erstreckten. Irgendwie fand das Gas einen Weg ins Freie und entwich. Die dadurch ihrer Stütze beraubten Räume brachen unter der Last der oberen Erdschichten in sich er darin las, mußte ihn wohl befriedigen, denn dankbar drückte er seine Lippen auf ihre Hände. Und daun dachte er an etwas, was sich wie ein Schatten aus seine Seele legte. Alles aber sollte klar sein in dieser Stunde, und dann nichts mehr, nie wieder etwas davon. „Das andere, mein Lieb, das ist gewesen, ganz vorder Aus meinem Gedächtnis ausgelöscht. Nie darfst du daran denken und rühren! Erspare dem Mann, dem du dein Herz gibst und dem du das Höchste und Heiligste bist, erspare ihm das peinigende Gefühl der Scham, hörst du?" Er hielt ihren Kopf in seinen Händen und sah sie in beschwörender Bitte an. Und sie verstand ihn, ach, so gut. Sie nickte ihm ernst haft und gütig und verstehend lächelnd zu. „Ich bin doch Frau. Längst hatte ich begriffen und alles vergessen." In wortlosem Dank zog er ihre Hände an seinen Mund. „Dir danke ich es, daß ich rechtzeitig Wert und Unwert unterscheiden und klar sehen lernte, kleine Dora. Ebenso wie ich auch deine rührende Maskerade längst durchschaut hatte. Auf die Dauer kann sich solch ehrliches Menschenkind doch nicht verstellen." Er lächelte gutmütig, und sie wurde rot. „Als ich deine Augen, deine wunderschönen Augen zum ersten Male ohne Brille sah und deine Angst darum, da wußte ich, daß die Dora Schröder etwas zu verbergen hatte, und als sie da mals von der Leiter gefallen, erfuhr ich mehr; da sah ich das köstliche Haar" — liebkosend glitten seine Hände über die seidigen Locken, die ihr Gesicht so unendlich reizvoll und jung erscheinen ließen —, „allerlei Geheimnisse wurden mir da offenbar." Beinahe entsetzt starrte sie ihn an, daß er beruhigend über ihre Augen strich. „Ach, ich schäme mich so," stammelte sie, das Gesicht gegen seine Schulter drückend, und sie dachte daran, daß er sie längst durchschaut und vielleicht belächelt hatte „Da fing es an, Dora, und während du, ehrbar mit Hornbrille und grauer Perücke angetan, vor mir saßest und schriebst und die kindliche Handschrift deines ersten Briefes sich in eine ausaeschriebene Frauenhand verwandelt batte. zusammen und rissen den ganzen Kontinent bis auf wenige', beute als Inseln noch sichtbare Teile mit sich in die Tiefe. Von der — übrigens auf einer sehr hohen Kulturstufe stehenden — Bevölkerung wären Wohl wenig Spuren auf Vie Nachwelt gekommen, hätte sie nicht lange schon vor der Katastrophe durch Wanderungen sich in die anderen Erdteile ergossen. Man glaubt dabei zwei Hauptwanderrichtungen Nachweisen zu können, eine westliche und eine östliche. Erstere war entschieden die bedeutendere. Ihr Hauptstrom nahm seinen Weg zunächst nach Mittelamerika (Yucatan), dann weiter über Atlantis nach den Mittelmeerländern und dem Nahen Orient. Abzweigungen gingen die Ost- und Westküste Südamerikas hinab nach Süden, andere nach Nordwest-Afrika und Nordeuropa. Weniger gut nachweisbar ist ein zweiter, nach Osten gerichteter Wanderstrom, der über das nördliche Südamerika — und zwar durch das Amazonas-Becken, das damals eine Art südamerikanischen Mittelmeers bildete — und den süd lichen Atlantik Mittelafrika erreichte. Spuren von ihm finden sich noch in dem Hochgebirgsland der Anden, die, wie auch das mexikanische Hochland, damals nach Church wards Ansicht sich noch nicht zur heutigen Höhe aufgetürmt hatten. Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammen hänge eine vor einigen Jahren von dem Archäologen William Niven in Mexiko in zehn Meter tiefen Erdschichten gefundene Tonfigur, die unverkennbar chinesische Merkmale zeigt und in Verbindung mit gleichzeitig ausgegrabenen Tontafeln voi> geschichtlichen Zusammenhang zwischen dem Fernen Osten und Amerika, eben durch die Vermittlung der Landes Mu, darzutun scheint. Dasselbe gilt von einer Bronze aus der Gobi — man schätzt ihr Alter auf 20 Jahrtausende —, die nach Churchward entweder in deren früherer Hauptstadt Uighur oder in Mu selbst angefertigt sein soll. Ob die Hypothese des englischen Gelehrten den Tatsachen entspricht, ist eine Frage, die vielleicht nie beantwortet werden wird. Immerhin, die Möglichkeit dazu besteht durchaus. Sind doch gerade ungeheure Gebiete Amerikas und Asiens vom archäologischen Standpunkte aus noch völliges Neuland, das unerwartete Entdeckungen und Ueberraschungen bringen kann. Vielleicht enthüllen sie unseren Enkeln auch das Ge heimnis des Landes Mu. KlMntttWMl. * Eine Südsee-Erinnerung von Rainer Maria Reinhardt. Am 18. Februar 1867, gegen zwei Uhr nachmittags, sichtete die englische Korvette „Prince of Wales" im Atlantik etwa hundert Seemeilen östlich der brasilianischen Insel Fernando do Noronha den Kopenhagener Schoner „Christine Maria", der bei vollgesetzten Segeln einen merkwürdigen Zickzackkurs fuhr. Da er weder auf Anruf noch Flaggensignale reagierte, begab sich ein Kommando hinüber, das feststellte: An Bord des Seglers wurde keine Menschenseele ange troffen. Das Schiff selbst war in tadelloser Verfassung, die Ladung unberührt. Die letzte, um sechs Uhr morgens vorge nommene Eintragung in das Bordbuch enthielt nicht den ge ringsten Hinweis auf irgend welche außerordentliche Vorkomm nisse, der Aufschluß über den Verbleib der Mannschaft hätte gehen können. Im Ofen der Schiffsküche glühte sogar noch Kohle, ein Beweis, daß der Schoner erst vor kurzem verlassen worden war. Was aber den unerklärlichen Vorfall vollends mit dem Schimmer des Rätselhaften umwob, war, daß sämtliche Boots in ihren Ausschwingkränen hingen. Auf welchem Wege und aus welchem Grunde hatte die Besatzung das Schiff verlassen? Sechzig Jahre eifrigster Arbeit der tüchtigsten Krimina listen aller Länder vermochten nicht, den Schleier um das Ge heimnis der „Christine Maria" zu heben. Weil niemand Heuer auf dem „Gespensterschiff" nehmen wollte, faulte der Drei master im Heimathafen bis auf den letzten Balken zu sammen. — Das abergläubischste Volk der Erde sind unbedingt die Seeleute. Es gibt unter ihnen Wohl nicht einen einzigen, der nicht Stein und Bein darauf schwört, daß es den „Fliegenden Holländer" oder den „Klabautermann" wirklich gibt. In diesem Aberglauben liegt vielleicht auch der Schlüssel zu den Rätseln um den Kopenhagener Schoner, wenngleich des der Lösung Harrenden auch dann noch genug übrig bleibt. - Drei Jahre lang trieb mich die große deutsche Not auf der Suche nach Brot über alle Weltmeere und spülte mich eines Tages als so etwas wie Bootsmann an Deck des Dreimasters „Christine Maria" der Firma Feddersen, Kopenhagen, der auch das Geisterschiff gleichen Namens gehört hatte und die da mußte ich immerfort darüber nachdenken, was die kleine Dora wohl für Beweggründe zu einer solch ungewöhnlichen Verkleidung haben mochte — das mutz Sie mir alles noch erzählen, nicht wahr?" „Aber eins weitz der Herr Major doch nicht," sagte sie in reizender, verlegener Schelmerei, „daß ich schon längst einmal bei ihm in seiner Wohnung gewesen war und aller lei Wichtiges mit ihm besprochen hatte." „Jetzt weitz ich es genau: du warst jene Dame in Trauer, die damals für eine Bekannte wegen der ausgeschriebenen Stelle mich aufsuchte," sagte er schnell, und triumphierend nickte sie. Er lächelte „Oftmals, mein Kind, kam mir der Gedanke! Daher auch ging meine Hanshaltsmaschine wie auf Eummirädern." „Weil die Heinzelmännchen so gut über die Wünschc ihres Herrn unterrichtet waren! Ich danke dem Zufall, der mich das Inserat zum zweiten Male lesen ließ." „Wirklich, mein Lieb? Hatte der Major mit dem schon grauen Kops so dein Mitleid erregt, daß du ihm unbedingt helfen wolltest?" Wie gut ihn das schalkhafte Lächeln kleidete! „Ach, Mitleid!" Sie schüttelte errötend den Kopf. „Mit leid, nein, es war mehr." „Was war es denn, kleine Dora?" „Liebe war es, Maurus, und Liebe war es auch nur, die mich wieder aus deinem Hause trieb, nur Liebe, weit ich vor mir selbst fliehen mußte! Wie konnte ich ahnen, daß du —! Ich war in den letzten Tagen bei dir so unglücklich, weil du mich quältest mit deiner Kälte, deiner Verstim mung." „An der nur du die Schuld trugst — ich war eifersüch tig, mein Liebling! Nun weitz ich aber, daß das nicht nötig war! Du liebst mich doch?" sagte er ernst. „Ja, Maurus, und so glücklich, wie ich in deinem Hause war, war ich niemals in meinem Leben!" Sie schmiegte sich an ihn, und er verstand, was sie sagen wollte. Fester drückte er sie an sich. „Und du sollst es auch wieder werden, meine Dorothea, du, mein Geschenk Gottes!" — Ende.—
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