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Wilsdruffer Tageblatt 3. Blatt. Nr. 158 - Freitag, den 10. Juli 1931 Sinnspruch. Kraft erwart' ich vom Manne; Des Gesetzes Würde behaupt' er: Aber durch Anmut allein herrschet und herrsche das Weib. Das Deutsche Gängermuseum. Ein Juwel des Deutschen Sängerbundes. Mit dem Deutschen Sängermuseum im Kacha rinenbau in Nürnberg Hai es eine eigene Bewandtnis. Einmal dürste es nicht allzu viele Museen geben, denen eine solch herrliche Unterkunft geschenkt ist wie ihm, und anderer seits dürste sich anderwärts die Hereinbringung wertvollen Museumsgutes nicht in der Form abspielen, wie dies beim Deutschen Sängermujeum der Fall ist - selbstverständlich von Museen rein lokaler Bedeutung abgesehen. In der Tat ist es so. daß mit verschwindend wenigen Ausnahmen alle Aus stellungsstücke durch freiwillige Spenden zusammen gekommen sind. Fürwahr ein schönes Zeugnis für den Geist, der in unserem Deutschen Sängerbund hinsichtlich der Förde rung ideeller Dinge herrscht. Zwar fließt der Gabenstrom nicht mehr so stürmisch, als dies besonders in den ersten Jahren der Fall gewesen ist; das kann ja auch schließlich gar nicht anders sein, aber dennoch zeigt die Angabe, daß von 1929 bis 1931 3090 Einzelstücke dem Museum zugeslossen sind — im Durchschnitt also Tag für Tag fünf Stücke —, daß ein Abflauen nicht zu befürchten ist. Dankbar muß es sogar anerkannt werden, daß gerade in den letzten Jahren der Eingang wertvollster Tinge ein erfreulich hoher war. Alle Abteilungen des Museums sind nunmehr so ausgestattet, daß man getrost von einer gewissen Abrundung sprechen kann; >m einzelnen bestehen aber selbstverständlich noch Wünsche Um die Sammeltätigkeit auf dem Gebiete der handgeschriebenen Noten in geregelte Bahnen zu leiten, möchten wir die Gelegenheit benutzen, um anzudeuien, daß wir uns eine wesentliche Be reicherung unserer Bestände aus weiteren Stiftungen nicht versprechen können. Diese Dinge stammen alle aus der Zeit vor 1870, als der Urheberschutz noch nicht so streng durch- gesühri war. und aus zahllosen Vergleichen konnten wir fest stellen, daß es meistens dieselben Lieder sind, die hier ab geschrieben wurden; es gab anscheinend Standardwerke, deren Einübung wohl zum guten Tone bei allen Gesangvereinen gehör,e, die etwas aus sich hielten Dagegen ist das Museum aber durchaus noch «jch, gedruckten Liedersammlungen, »otzdem hieraus ziemlicher Wer, gelegt wird. Gebefreudige herein? und Verlagssirmcn seien heute eingeladen, uns Spenden in der angedeuteten Richtung zukommen zu lassen; nm Doppelstücke zu vermeiden, wird um vorherige Benach richtigung gebeten Aus diesem Gebiete brauch, uns um ein Versiegen des Gabenstroiue'z nicht bange zu sein, wenigstens soweit es sich um Dinge au« den letzten Jahrzehnten handelt. Leider ist es aber gerade die Kinderzeil des deutschen Männer gesangs, von der im Museum zwar nur Gutes, aber auch nur Weniges anzurressen ist Diesmal ist es eine Nolensamm lung vom Gesangssest zu Windsheim 1842 und ein handschrift liches Programmplakat aus Apolda vom Jahre 1831, beides von dem ansässigen alten Mgv. gestiftet. Bezüglich der Pflege des deutschen Liedes im Auslande ist von viel Erfreulichem zu berichten: aber es sollte noch mehr geschehen und sei es auch nur deshalb, um den vielen Aus ländern, welche unser Museum besuchen, vor Augen fuhren zu können, wie der Ausländsdeutsche sich noch mit der ganzen Kraft seiner deutschen Seele mit dem Mutterlande verbunden fühlt, und wie es gerade die Pflege des deutschen Liedes ist, welche die Deutschen aller Stämme zu gemeinsamem Tun ver einigt. Wer gelegentlich mit auslandsdeutscheu Sängern Briese zu wechseln Hal, und wer mil wachen Sinnen in die Sprache des Ausländsdeutschen hineinhorcht, dem klingt es entgegen von dem hohen Wett des deutschen Liedes für das Deutschtum im Auslande Eine dauernde angenehme Verbindung besteht im europäischen Auslande mit der Liedertafel in Reval; auch der Deutsche SB in Siebenbürgen und der Deutsche SB in Lettland haben sich diesmal mit Gaben sür das Museum beteiligt, die ein anziehendes Bild von dem Treiben der dortigen Vereine geben Wenden wir uns nach Übersee. so sind es selbstverständlich die Vereinigten Staaten, aus welchen das größte Kontingent an Spenden kommt. Es sind 8,°^hwlich Feslzeitungen, Festschriften, Voriragsfolgen. -oltder usw., aus denen wir die. frohe Erkenntnis schöpfen 25. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Die Arme unter dem Kops verschränkt lag Dora mit weit offenen Augen da. Daß stx dop früheren Gatten mehr erregt als der Schrecken des Aick in seinem unvermuteten An- ,-Ibe ei-b- ,» MN, »Esch,,, sich, da» hatte sie zu herbe Enttäuschungen erlebt, und jetzt war sie mit ihren dreißig Jahren eme müde Frau, die froh war in einer untergeordneten, dienenden Stelluna ihr Leben fristen ZU können. Aber ste war wenigstens ibr eiaener Herr — hatte sie ihre Pflichten erfüllt, gehörte ste sich Albst. Allerdings hatte ste stch das nicht träumen lassen, daß ste sich mit einem solchen Abschluß ihres Lebens begnügen würde! Wenn man ihr das noch vor wenigen Jahren ge sagt hätte, wie würde sie sich dagegen gesträubt haben! ! Sie drückte das heiße Gesicht in die Kissen. Jetzt wünschte sie sich gar nichts anderes mehr: Gluck war es für sie, Maurus zu dienen! Wie sie doch diesen vornehmen und gütigen Mann liebte, so wie ste den Gatten bei aller Schwärmerei nie geliebt, mit der tiefen, innigen und lei denschaftlichen Liebe des reifen Weibes. Schon als ste zum ersten Male in seinem Hause gewesen war, hatte er einen solchen Eindruck auf sie gemacht, daß sie Oftmals hatte seiner gedenken müssen Und dann hatte der Zufall sie ganz zu ihm geführt. Der Zufall? War es wohl nicht mehr als .Zmasl, war es nicht Fügung gewesen? Sie wollte es so dürfen, dUß unseren Brüdern drüben die Beschäftigung mii dem deutschen Lied mehr ist als der Zeitvertreib sür einige müßige Stunden. Besonders John Thomasfer in Bufsallo. dessen Wiege einstens in Kärnien stand, sammelt mit wahrem Bienenfleiß und ihm ist es vor allem zu danken, wenn wii über das Gefangsleben an den Seen aufs beste unterrichtet sind Vom JndianapolisMännerchor ist eine Dankesadresse angekckmmen. welche dem verdienten Sänger- sührer John P Frenzel, dem großherzigen Förderer des Museums in Zeiten der Inflation, überreicht worden ist Aus Südamerika ist es einzig und allein der Deutsche SB in Brasilien, welcher mit uns durch Übersendung seiner stets lesenswerten Monatsschrift eine gewisse Verbindung aufrechi- erhält. Wir sind ihm hierfür zu besonderem Dank verpflichtet Von deutschen Gesangvereinen in Asien fehlen Eingängc überhaupt Erhebend sind die Berichte und Sendungen aus Südwestafrika. Der neugegründete Südwest afrikanische SB. ist offen bar so solide ausgebaul, daß er ein Faktor im allgemeinen Sängerleben geworden ist, mit dem man jederzeit rechnen kann. Hoffentlich übersteht er die Stürme recht gut, welche die Wirtschaftsnot dorr ebenso erzeugt wie bei uns; die letzten Berichte von Südwest lauten leider recht trübe; in manchen Gegenden drohen die wirtschaftlichen Nöte den Kern unseres dortigen Gesangvereins anzugreifen, aber trotzdem ist man voller Zuversicht und kämpft mit Zähigkeit — und wir setzen aus vollem Herzen hinzu: hoffentlich mit Erfolg — gegen ein widriges Geschick. Man pflegt drüben mit den Behörden ein ausgezeichnetes Verhältnis und Hai auch offenbar Glück damit. Beweis: die Stiftung einer Fahnendenkmünze beim vorjährigen ersten Sängerfest und die Überreichung eines Exemplars davon durch den Magistrat der Stadt Windhuk an das Deutsche Sängermuseum. Wir sind auch über das : genannte Musikleben des Südwestasrikanischen SB. durch Vor- j tragsfolgen, Zeitungsausschnitte in allen Einzelheiten unter richtet, und die Art, w t e dort musiziert wird, mutz uns mit freudiger Genugtuung erfüllen; man steht eben, datz man auch unter den schwierigsten Verhältnissen gute Musik machen kann vsrkvtst reinigt clsn ^tsm Sie Gefahren des Leuchtgases. Zahlreiche Todesopfer. — Entgiftung des Gases notwendig Von I)r. Karl Freitag. Nach der kürzlich veröffentlichten Statistik sind in Deutsch land innerhalb eines Jahres schon wieder 665 Personen ar Gasvergiftung gestorben. In den medizinischen Fachzeitschriften wird immer hau siger die Forderung erhoben, das Leuchtgas aus Küche unk Wohnung zu verbannen. Die Aerzte betrachten es als Ur sache einer Berufskrankheit bei Hausfrauen und Hausangestellten, und da alle Kunst der Me dizin darin besteht, die Ursache der Erkrankung zu beseitigen gelangen sie folgerichtig zu ihrer anscheinend so radikaler Forderung. Sie haben gute Gründe dafür. Leuchtgas ist wegen seines Gehalts an Kohlenoxyd ein Gift. Es enthält rund acht von hundert dieses gefährlicher Stoffes; aber schon ein Teil Kohlenoxyd auf zehntausend Teilt Luft genügt, um Vergiftungserscheinungen hervorzurufen Das Kohlenoxyd verbindet sich mit dem roten Blutfarbstoff verdrängt allen Sauerstoff daraus, der ja zum Leben unent behrlich ist, und so stirbt der Vergiftete einen qualvoller Tod. Die ersten Anzeichen einer Kohlenoxydvergiftunc sind Schwindel, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Mattigkeit — Erscheinungen also, darunter viele Hausfrauen leiden. Aerztc bemerkten nun, daß während der sommerlichen Erholungs reise, in frischer Luft, fern vom Gasherd diese Erscheinungcr schnell verschwanden, sofort sich aber aufs neue einstellten wenn die Hausfrau ihre Tätigkeit wieder aufnahm. Eirn sorgfältige Nachprüfung der Gaseinrichtungen ergab hier uut da geringe Undichtigkeiten, denen das Leuchtgas, obwohl nur in kleinen Mengen, entströmte. Weiter wurde festgestellt, das am Brenner das Leuchtgas nur unvollkommen verbrannte auch hier kleine Mengen Kohlenoxyd in die Atemluft ge langten. Wohl möchte man glauben, daß eine Verbefserunc der Gaseinrichtungen die Gefahr beseitige, aber gerade du Aufgabe, Rohrverbindungen, Hähne, Ventile absolut gasdichi zu halten, kann von der Technik nur unter großen Koster und Schwierigkeiten gelöst werden. Damit wäre aber auch noch nicht alles getan: beim Anzünden der Gasflamme ström! Gas in die Luft, bevor es sich entzündet, ein Streichholz ver löscht, das Cereisenfeuerzeug versagt, der Platinschwamm wirk! auch erst nacy gewißer Zeil, und immer noch Miede die Gefahr der unvollkommenen Verbrennung. Auch dem Laien ist ja be kannt, daß in einem gasbeleuchteten Zimmer Blumen nicht ge deihen, daß in solchen Räumen eine andere, schlechtere Luft herrscht als in elektrisch beleuchteten. In einerBeriinei Plattere erkrankte die ganze Belegschaf! an Gasvergiftung, als wegen der Kälte ein Ventilator abgesiellt wurde. Von Gasvergiftungen in Badezimmern mit Gasbadeöfen lesen wir immer wieder Sie sind deshalb nicht weniger gefährlich und — was man Heuzutage ,a ruhig sagen darf — kostspielig. Nicht nm der Einzelhaushalt wird mit den Kosten sür die Wieder herstellung der Gesundheit belastet, auch die Gesamtheit in Form der Krankenkassen, Invalidenversicherung wird daran beteiligt. Der Kreis der also Gasgefährdeten wird noch weiter, da auch Lehrer und Lehrerinnen in gasbeleuchteten Schulen, Beamte und Angestellte in gasbeleuchteten Büros unter der Einwirkung des giftigen Gases zu leiden haben. Was an Lebensmut und Lebensfreude eingebüßt wird, weiß jeder selbst, der mit Mattigkeit, stetem Kopfschmerz, Appetitlosigkeit und gar Uebelkeiten nur „ein halber Mensch" ist. Die radikale Forderung der Aerzte, das Leuchtgas aus den Wohnungen zu verbannen, kann leicht befolgt werden durch Rückkehr zum festen Brennstoff — Steinkohle oder billiger und angenehmer Braunkohlenbriketts — und Ersatz der Gaslampen durch elektrische Beleuchtung. Die Gaswerke aber sollten sich allen berechtigten Vorwürfen entziehen da durch, daß sie endlich die im Kleinen mögliche Entgiftung des Gases auch im Großen vornehmen. Zwar wird es in dieser Notzeit des deutschen Volkes wegen der fehlenden Kapitalien schwer möglich sein, von heute auf morgen die An lagen zu errichten. Solange'sie sich aber dazu nicht entschließen, sollten sie es im Interesse der Volksgesundheit auch unter lassen, ihre Produktion weiter auszudehnen und neue Gas abnehmer zu werben, die wegen vermeinlicher Vorteile ihre Gesundheit" auss Spiel setzen. WchenvenmWiigszwang S7 Prozent. Für das ganze Wirtschaftsjahr. In einer Besprechung der beteiligten Wirischaftskreisc gab der Reichsernährungsminister bekannt, datz der Vermah lungszwang für inländischen Weizen aus 97 Prozent durchgehend für das ganze Wirtschaftsjahr festgesetzt wird. Gleichzeitig machte der Minister längere Ausführungen über die Aussichten der Weizenernte. Diese schätzte er aus 4,5 bis 4,6 Millionen Tonnen. Der durch schnittliche Jahresweizen b e d a r s, einschließlich Saatgut, be trägt sür Deutschland etwa 4,8 Millionen Tonnen. Im kom menden Jahre muß aber mit einem Bedars gerechnet werden, der eher etwas größer ist als im vergangenen Jahre, da wir weder mit einer zu starken Abwanderung des Verbrauchs zum Roggen zu rechnen haben, noch der Roggenkonsum mit beson deren Maßnahmen, wie z. B. das Brolgesetz im vergangenen Jahre aus Kosten des Wetzenverbrauchs erweitert werden soll. Es wird also unter allen Umständen ani Schluß des Wirt schaftsjahres ein Einsnhrbedars für Weizen verbleiben, der immerhin einige 100 000 Tonnen betragen dürfte. Deshalb braucht entgegen verschiedenen Befürchtungen in diesem Jahre mit keiner Absaykrtse für Weizen ge rechnet zu werden. Um etwaige Schwierigkeiten, die nach Be ginn der Ernte durch zu starke Ablieferungen eintreien könnten, zu beseitigen, sind verschiedene Maßnahmen vorgesehen, die eine Ausfuhr der in den ersten Monaten des Wirtschafts jahres angelieserten zu großen Weizenmengen ermöglichen sollen. Verheerungen durch eine Windhose. Große Unwetterschäden in den Vierlanden. Das Gebiet zwischen der Göhrde und Bleckede wurde durch eine Windhose heimgcsucht, die in einer Breite von 50 bis 100 Metern über das Land hin wcgzvg und schwere Verwüstungen anrichtete. Etwa 15 Morgen Waldbestand wurden fast völlig vernichtet, da die Bäume entwurzelt oder geknickt wurden. Auf den Feldern wurden durch die Saugkraft der Windhose Rüben und Kartoffelpflanzen aus der Erde gerissen und hoch in die Lust geschleudert. In Neetzendorf wurden mehrere Ge bände abgedeckt und zahlreiche alte Bäume entwurzelt. Das schwere Unwetter an der Wasserkante hat in den Vierlanden, der Gemüsekammer Hamburg, besonders großen Schaden angerichtel. Die Erdbeerennacherntc wurde völlig vernichtet. Das Getreide wurde auf weitc Strecken zur Erde gedrückt. Das noch im Freien lagernde Heu wurde zum größten Teil weggeschwemmt. In der Hamburger Marsch sind die Getreidefelder arg mitgenom ¬ glauben, obwohl sie für sich dabei doch nichts erhoffen konnte. Aber ihre weiche, so mütterlich warm empfindende Seele hatte wieder etwas zum Umsorgen und zum Be treuen, nachdem ihr Kind ihr genommen. Sie wünschte sich weiter nichts mehr; doch, eins noch: daß diese schreckliche Hortense von Schöning überhaupt nicht mehr käme. Deren Anwesenheit quälte sie, diese Frau mit dem lauten, unvornehmen Wesen, die so gar nicht zu dem feinsinnigen Manne paßte. Ach, und sie wußte gar nicht, daß es bloß Eifersucht war, die ste das wünschen ließ Eifersucht auf die andere, der sie seine Liebe nicht gönnte, wenn auch ihre Liebe ganz uneigennützig und wunschlos war. X. Aus einem leisen Dahindämmern fuhr Dora durch ein aus der Küche kommendes Geräusch auf; es klang wie Ge schirrklappern. Erschreckt richtete sie sich im Bette auf; es war ganz dämmerig. Wie spät mochte es wohl sein? Sie mußte doch etwas geschlafen haben! Schnell sprang sie auf; alle Glieder taten ihr weh von dem Fall, ste fühlte sich wie zerschlagen. Es war Zeit, sich um das Abendessen zu kümmern. , Als sie in die Küche trat, stand der Major am Gasherd und brühte sich gerade den Tee Auf einem Tablett standen bereits der Teller, die Taste und ein Schüstelchen mit Auf schnitt. „Herr Major," stammelte sie verlegen, „Verzeihung, daß ich die Zeit versäumt habe." „Sie sollten überhaupt im Bette bleiben, Fräulein Dora!" Freundlich sah er sie an „Haben Sie sich wirklich nicht Schaden getan durch den Fall? Frau Wohlfahrt sagte mir, daß Sie durchaus nichts von einem Arzt wissen wollten." „Weil es nicht nötig war, Herr Major! Ich fühle mich ganz gut. Meine Ungeschicklichkeit ist noch gnädig abge laufen." Nach dem Abendessen fragte sie, ob er Wünsche habe wegen schriftlicher Arbeiten, von denen er am Mittag ge sprochen habe. ! MI I »IW«!,!»! I!!, II I!I! !I 7» „Das allerdings, Fräulein Dora, aber heute abend nickst mehr, heute schonen Sie sich." Sie widersprach und behauptete, daß ste sich ganz woh! fühle Er gab nach, innerlich froh darüber, da er viel zu tun hatte. „Ich möchte Herrn von Toop sein Kriegstagebuch jo bald wie möglich zurückgeben. Er ließ es mir, da es einige für mich sehr interessante und wertvolle Ergänzungen meiner Liller Tage enthält! Wenn Sie mir diese Seiten hier abschreiben wollen? Die Handschrift scheint allerdings etwas eigenwillig; werden Sie sie entziffern können?" Ob sie diese Schrift, die ihr früher die glühendsten Liebesbeteuerungen gesagt, entziffern konnte! Ihre Hand zitterte, als ste Ewalds Buch an sich nahm Wie eft hatte sie früher darin mit tiefstem Interesse gelesen Sie nahm ihren gewohnten Platz ein Im stillen wun derte sich der Major, wie schnell sie sich in die ziemlich undeutliche Handschrift gelesen; nur ab und zu fragte sie nach den abgekürzten Ortsnamen, die sie unmöglich wissen konnte. Einmal fand sie sich in dem Buche nicht zurecht; sie wollte aufstehen, um sich erklären zu lasten; doch höf lich kam er ihr zuvor Während er neben ihr stand, streifte er zufällig mit seinem Arm ihre Schulter; da fühlte er ein leises Zittern ihres Körpers, und sie bog sich weg von ihm. War sie so empfindsam? Es hatte gewiß nicht in seiner Absicht gelegen, ihr zu nahe zu kommen! Als der Major wieder auf seinem Platze saß, mußte er sie unwillkürlich beobachten Wie rührend eifrig sie bei der Sache war! Bor seinem geistigen Auge erstand ihr Bild, wie er ste am Nachmittage gesehen, wie das wun dervolle, kastanienbraune Haar in der Pagenfrisur ihr reizendes Gesicht umwallte, daß sie wie ein ganz junges Mädel aussah Wie unbeschreiblich süß war ste! Ein wun derliches, warmes Gefühl bemächtigte sich seiner, während er aus die Schreibende blickte. Kleine verzauberte Prinzestin! Du häßliches, kleines Entlein, hab' ich doch dein Geheimnis erraten! Nun w'chte ich den Grund dazu noch wissen! Doch nein, lieber nicht! Denn würde er offenbar, ging sie ihm sicher davon! (Fortsetzung folgt.)