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Ein Stahlhelmautounglück in Thüringen. Zwischen Schleusingen und Eisfeld verunglückte ein Lastwagen mil sechzehn Stahlhelmern, die nach Koburg zur Geburtstags feier des ehemaligen Herzogs von Koburg-Gotha fuhren. Das Lastauto kam in der Nähe von Ratscher in eine un übersichtliche und als gefährlich bekannte Kurve. Hier ver sagte die Bremse, und der Wagen rollte den Abhang hin unter, sich mehrmals umschlagend. Sieben Insassen des Wagens wurden schwer verletzt. Eine Lübecker Tjalk gesunken. Die Lübecker Tjalk (Küstenfahrzeug) „Hans Peter", die mit einer Ladung Briketts von Lübeck nach Dänemark unterwegs war, ist in den Stürmen der letzten Tage in Fehmarnsund gesunken. Die Besatzung wurde gerettet. Max Schmeling in Berlin. Berlin. Der Boxweltmeister Schmeling traf am Montag wend im Flughafen Tempelhof ein. Die Begrüßung fand auf ünem erhöhten Empfangspodium statt. Zum Rollfeld zu- zelassen waren von der Polizei nur zwanzig durch Armbinden gekennzeichnete Bildberichterstalter. Schmeling wurde begeistert begrüßt. Seine Mutter begrüßte ihn als erste, dann seine Freunde. Die Schacholympiade in Prag. Prag. Bei der Schacholympiade in Prag konnte Deutsch- and seinen ersten Ländersieg in der zweiten Runde - n der ersten Runde war Deutschland spielfrei — gegen die vchweiz davontragen. Die deutschen Vertreter gewannen mit Ü1 Punkten. Bogoljubow gewann gegen Johner, Ahues ge- >en Professor Dr. Nägeli, während Wagner gegen Zimmer- nann und Richter gegen Dr. Michel remisierten. Prozeß Kränzen. Ein Tag Vcrhandlungspause. Im Prozeß des braunschweigischen Minister Dr. Franzen bat der Verteidiger des Angeklagten das Gericht, den Dienstag frei zu lassen und erst am Mittwoch wieder zu verhandeln, da Dr. Franzen den Dienstag in Regierungsgeschästen in Braun schweig verbringen müsse. Da der Vertreter der Anklage keine Bedenken äußerte, stimmte auch der Vorsitzende des Gerichts hofes zu Dann wurde der ehemalige Berliner Polizeipräsident Zörgiebel vernommen. Da das Gericht keine Fragen an ihn zu stellen hatte,-nahm nur der Verteidiger das Wort und es entspann sich zwischen ihm und dem Zeugen ein Frage- und Anlwori- spiel. Der Verteidiger wollte wissen, ob Zörgiebel das Innen ministerium dahin informiert habe, daß bei Franzen schwer wiegende Delikte vorlägen. Zörgiebel antwortete, daß seine Worte keine positiven Behauptungen enthalten hätten, da ihnen nur der Polizeiberichi zugrunde lag. Aus die Frage Franzens, wie die amtliche Pressemeldung zustande- gekommen sei, in der es hieß, daß Guth unter dein Verdacht des Widerstandes, des Landfriedensbruchs und des Betruges stünde, und daß gegen ihn, Franzen, ein Verfahren wegen Be günstigung eingeleitet sei, antwortete der Zeuge, daß die Mel dung wohl nach dem Meldungsmaterial gemacht worden sei. Es kam bann zu einem Zusammenstoß zwischen dem Staatsanwalt und dem Verteidiger, da der Verteidiger angedeutei hatte, daß Polizeimajor Heinrich den Versuch gemacht habe, Zeugen zu beeinflussen. Der Zeuge Heinrich, der darauf gehört wurde, schilderte die Vorgänge aus der Polizeiwache und erklärte, baß Franzen aus eine an ihn gerichtete Frage ausdrücklich bestätigt habe, daß oer festgenoinmene Mann wirklich Lohse sei. Als er, Heinrich, dann trotzdem die Überführung des angeblichen Lohse (der in Wirklichkeit der Lanawtit Guth wart nach dem Polizeipräsidium angeoronei habe, habe Franzen gesagt, dazu habe er, Maior Heinrich, kein Recht, da Abgeordnete jLohse iü Landiagsabaeorbnetert immun seien. Major Heinrich erklärte mit aller Bestimmlheit, daß er dem Minister Franzen gesagt habe, Guth sei wegen Bannkreisver- ie tz u n g icstgeuommcn worden. Erst am Tage nachher sei oer Gedanke aujgetauchi, daß sich Franzen strafbar gemacht habe. Zwei Todesurieile. Der Gräfenthaler Mordprozetz. Im Prozeß wegen der Ermordung des Uhrmacherehcpaares Arosch in Gräfenthal wurde nach sechstägiger Verhand- ung in Rudolstadt das Urteil gefällt. Die Angeklagte Klara kaschold und der Dachdecker Werner, die bekanntlich wegen Ermordung des Stratzenhändlcrs Kirschbcrg in Leipzig zum Lode verurteilt waren, wurden jetzt wiederum wegen Ermor- mng des Ehepaares Grosch in Gräfenthal in zwei Fällen zum Lode und wegen Unterschlagung zu je einem Jahr Gefängnis »erurteilt. Der Mitangeklagte Zange wurde freigesprochen. Während der Angeklagte Werner das Urteil ruhig und ge iaßt entgegennahm, brach die Angeklagte Paschold in Schluch ten und Weinen aus, rief unverständliche Worte in den Saal md brach schließlich in der Anklagebank zusammen. Von der Luftpost. Die Luftpostlinie Zwickau—Dresden ist bis Stettin mit Landung in Frankfurt (Oder) ver längert worden und wird in beiden Richtungen zur Post sachenbeförderung benutzt. Schlutzzeit für Auflieferung der Luftpostsendung beim Postamt Flughafen Dresden, 7,20 Uhr, Abflug vom Heller 7,30 Uhr, Ankunft in Stettin 10,30 Uhr. MGcWe Simei M Wilsdruff md Umgegend halten sich bei Bedarf bestens empfohlen: Agentur für Versicherungsgesellschaften Wilhelm, Berthold, Feldweg 283 v. Anzeigen-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straße 29, 6 D (auch für auswärtige Zeitungen). Auto-Reparaturwerkstatt Zobel, Alfred, Friedhofstraße (Elektrizitätswerk). 143. Autovermietung (Kraftdroschke) Fischer, Fritz, Meißner Straße 266. 104. Otte, Richard, Markt 13/14 (Hotel weiß. Adler). 405. Badeanstalt Stadtbad, Pächter Erich Hausmann, Löbtauer Straße. Bank- und Wechselgeschäste Girokasse und Sparkasse, Rathaus, »«»> 1 und 9. Wilsdrusfer Bank, e. G. m. b. H., Freiberger Straße Nr. 108. 491. Bau- und Möbelindustrie Siering, Am unteren Bach 250B. Botenfuhrwerk Ilschner, Otto, Bahnhofstraße 12^. s-H- 584. Buchbinderei Zschunke, Arthur, Zellaer Straße 29. o««- 6. Dachdeckerei in Ziegel und Schiefer Fonfara, Erich, Neumarkt 169. Färberei und Reinigung, Plisseeprefserei, Hohlsaum und Schnurstichnäherei Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. Auto-Neparaturwerkstatt, Kraftfahrzeug-Vertrieb, Tankstelle, Oele, private Automobilfahrschule, Fahr räder und Motorfahrräder, Nähmaschinen Fa. Arthur Fuchs, Markt 8, E-H- 499. Fahrrad- und Nähmaschinenhandlungen mit Reparaturwerkstätten * auch Motorrad-Reparaturwerkstatt. Dürre, Alfred, Zedtlerstraße 183. * Marschner, Fritz, Dresdner Straße 234. Gärtnereien Kcßelsdors: Beyer, Rob., Bäume, Topfpflanzen, Kranzbinderei Glaserei (Bildereinrahmung) und Glashandlung Hombsch, Willy, Marktgafse 89. Grabsteingeschäft (Steinbruchbetrieb) Wolf, Karl, Meißner Straße 263. Heilkundiger für alle Krankheiten (Homöopathie, Biochemie, Naturbehandl.). — Urin-Untersuchungen Schubert, Joh., Meißner Straße 266. 145. Herrengarderobcgcschäst Plattner, Eurt, Dresdner Straße 69. Holzbildhauer Birnick, Kurt, Zedtlerstraße 79. Jnseraten-Annahme Wilsdruffer Tageblatt, Zellaer Straß« 29. o«»- 8 (auch für auswärtige Zeitungen). Maschinenbau und Reparatur Schwepcke, Franz, Ingenieur, Bismarckstr. 35. 511. Luther in Vasel. Basel. Rcichsbanlpräsidcnt Luther ist um 15.30 Uhr am Sitz der BIZ. in Basel eingetroffen. Der Verwaltungs rat, der um 13.20 Uhr seine Sitzung zur Mittagspause unter brochen hatte, schloß nach Eintreffen Luthers sofort seine Türen, um in der Weiterberatung fortzufahren. Die Stim mung innerhalb des Verwaltungsrates war sehr ernst. Luthers Eintreffen wurde mit sichtlicher Erleichterung be grüßt. Vörienruhe auch in Sachsen Dresden. Wie von amtlicher Stelle mitgeteilt wird, hat die sächsische Regierung die Schließung der Börsen in Sachsen für Montag und Dienstag angeordnet. Versammlungsverbot in Hamburg. Hamburg. Die Polizeibehörde Hamburg teili mit, daß auf Grund des Artikels 123, Absatz 2, der Reichsverfassung bis auf weiteres alle Versammlungen und Aufzüge unter freiem Him mel für das hamburgische Staatsgebiet verboten sind. Bestätigung zweier Todesurteile. Leipzig. Im Mordprozeß Saffran, der den Zweiten Straf senat des Reichsgerichts als Revisionsinstanz beschäftigte, ist vas Urteil des Schwurgerichts Bartenstein vom 25. März 1931 bestätigt worden. Der Senai hat die Revisionen der wegen Mordes und Mordversuchs zum Tode und zu Zuchthaus ver- iMeilten Angeklagten Safsran und Kippvis verworfen. Die Todesurieile sind damit rechtskräftig geworben . Zer Schstz des „Löwen von Zsnm". Neuentdeüte Dokumente weisen den Weg zu geheimnisvolle! Gewölben. —Abenteuerliche Laufbahn eines Emporkömmlings Von Günther Erlenbeck. Im nördlichen Griechenland wurden vor kurzem fehl alte Dokumente aufgefunden, die allem Anschein nach gs eignet sind, ein Geheimnis, das weite Teile des Balkani seit mehr als einem Jahrhundert beschäftigt, endlich zr klären. Es handelt sich um die märchenhaften Schätze ai Edelmetall und Juwelen, die Ali Pascha, der grausame noch heute jedem Kinde auf dem Balkan dem Namen nack bekannte „Löwe von Janina", kurz vor seinem Sturz in den wildzerklüfteten Berglande seines Stammsitzes verborgen haben soll und die man seitdem trotz allen Suchens nicht Hai wieder ausfinden können. Auf Grund der erwähnten ver gilbten Papiere wurde nun kürzlich zwar noch nicht der Schatz selbst gefunden/aber doch der unterirdische Zuganx zu geheimnisvollen Gewölben freigelegt, die jenen berger dürften. Eine starke Stütze findet diese Hoffnung in dei Auffindung von neun am Eingänge liegenden Skeletten, du auch in den Dokumenten erwähnt werden und von der Soldaten stammen sollen, die Ali Pascha beim Vergraben seiner Reichtümer Hilfe leisteten, dann aber von ihm, der jein Geheimnis auf alle Fälle gewahrt wissen wollte, eigen händig umgebracht wurden. Ali Pascha muß eine ungewöhnlich starke Persönlichkeit gewesen sein, sonst wäre es nicht zu erklären, daß er noch heute in dem Maße, wie es der Fall ist, nicht nur in seiner engeren Heimat Albanien, sondern weit darüber hinaus im Gedächtnis der Bewohner fortlebt. Er wurde 1741 in dem albanischen Bergnest Tepeleni als Sohn des Dorfschulzen — so Würden wir ihn nennen, er selbst bezeichnete sich stolz als „Bey" — geboren. Der „Bey" fiel, als Ali 14 Jahre all war, als Opfer der dort üblichen, nie abreißenden Kämpfe zwischen den einzelnen Stämmen unter den Messern feind licher Beys der Nachbardörfer. Tepeleni wurde von diesen unterworfen, und Ali mußte mit seiner Mutter flüchten. Jahrelang führte man in den wilden Bergen ein Räuher- leben; dann gelang es, Tepeleni zurück zu erobern und die Blutrache zum glücklichen Ende zu führen, mit anderen Worten, sämtlichen Gegnern der Familie die Gurgel ab zuschneiden. Ali war nun wieder Herrscher seines heimat lichen Dorfes, aber dies genügte dem ehrgeizigen jungen Manne nicht. Um ganz sicher zu gehen, ließ er zunächst seinen einzigen Bruder umbringen und die Mutter ins Ge fängnis werfen, dann sah er sich nach weiteren Taten um. Sein an die türkische Regierung gerichteter Vorschlag, mit seiner Streitmacht das Banditenunwesen in Albanien aus zurotten, wurde von jener dankbar angenommen. Das Unternehmen nahm indessen eine ganz andere Wendung, als man sich in Konstantinopel gedacht hatte. Ali war be reits so gefürchtet, daß die Räuberführer sich ihm freiwillig unterwarfen, beträchtliche Abgaben zahlten und ihm so zu namhaften, leicht verdienten Einnahmen verhalfen. Für seine Teilnahme am Russenkriege im Jahre 1787 wurde der Bey von Tepeleni vom Großherrn in Konstanti nopel zum Pascha von Trikkala in Thessalien und Unterstatt- haltsr von Rumelien ernannt: wenige Jahre später folgte der Mr ckü iiüf «Ms koinan VON. kn. 35. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) „Was will der Mann?" fragte Ewald verwundert. „Er scheint sich zu irren!" Hortense ging schnell auf die Straße, als ob sie da dem Unheil entgehen könnte, das sie seit Minuten gefürchtet; unruhig irrten ihre Augen umher, wie nach einem Ausweg suchend — doch der Geigenspieler vertrat ihr den Weg. „Ich irre mich nicht!" sagte er in bestimmtem Tone, „und nun ich dich endlich gefunden, Fanny, fordere ich Rechenschaft." Ewald von Toop stellte sich schützend vor Hortense. „Was erdreisten Sie sich, Herr?" „Ist es eine Dreistigkeit, wenn ich mit — meiner Frau spreche? Mit meiner Frau, die mir und meinen zwei Kin dern vor zwölf Jahren davongelaufen ist?" „Das ist nicht wahr!" schrie Hortense beinahe, „schützen Sie mich vor einem Wahnsinnigen!" „Ich — wahnsinnig? Ich habe so gut wie du meine fünf Sinne beisammen!" Mit hartem Griff faßte der Geigenspieler Hortense am Arm und sah ihr mit funkelnden Augen in das angstver zerrte Gesicht. „Jetzt bist du ja eine feine Dame geworden." Von drinnen her tönten schwache Eeigenklänge. Er achtete nicht darauf, daß man ihn vermißen mußte; bar häuptig stand er da; das ziemlich lange, blonde, schon mit vielem Grau gemischte Haar wehte in der kühlen Nachtluft. Der zu weite, speckig glänzende Frack schlotterte um seinen schmalen, überschlanken Körper. Unheimlich glühten die blauen Augen aus dem hageren, faltenreichen Gesicht, das trotz des etwas Herabgekommenen dennoch etwas Sympa thisches hatte. Ewald von Toop hatte ein Auto hergewinkt. Hortense lief förmlich darauf zu, um im Innern des Wagens Zu flucht zu suchen vor der Vergangenheit, die da plötzlich vor ihr auftauchte und drohte, alle Zukunftshoffnungen zuschanden zu machen. Doch der Geigenspieler war ihr ge folgt; er stand am Wagenschlag, den Architekten am Ein steigen hindernd. „Wahnsinnig nennst du mich, Fanny? Du hast recht, wahnsinnig war ich an dem Tage, als du eines Nachts mit dem Schauspieler auf und davon warst," schrie er in den Wagen hinein, „und mich mit den kleinen Kindern allein ließest, du — Dirne!" Sie saß zusammengekauert im Wageninnern mit ver zerrten Lippen, vor Wut und namenlosem Schrecken keines Wortes mächtig. „Einen Augenblick noch, Herr," sagte der Künstler zu Ewald, der ihn energisch aufforderte, sich zu entfernen, „einen Augenblick, ich will gar nichts mehr von der da, die das Anspeien nicht wert ist! Aber da es Gottes Fügung ist, daß ich sie nach so vielen Jahren Wiedersehen muß, will ich ihr nur meine Verachtung ins Gesicht schreien, daß sie ihre Zwillinge zwei kleine Kinder, im Stich laßen konnte! Von mir, oem Manne, der sie so sehr geliebt, will ich gar nicht reden! Aber: gibt's noch einmal solche un natürliche Mutter? Die Kinder sind jetzt gut aufgehoben, so gut, daß kein Erdenschmerz, kein Leid sie tresfen kann." Seine Stimme brach in Schluchzen; aber dann raffte er sich wieder zusammen. „Gut, sehr gut scheint es dir ja zu gehen! Natürlich, Menschen deines Schlages, denen geht es immer gut, die fallen wie eine Katze immer wieder auf die Fuße! Und ich hätte gewünscht, dich im Elend zu finden, als ge rechte Vergeltung für deine Schuld." Hortense hatte ihre Kaltblütigkeit wiedergefunden. Sie fühlte: hier geht es um alles! Sie mußte das Aeußerste versuchen. Sie stand hochauf im Wagen. „Wollen Sie das Geschwätz eines Wahnsinnigen noch länger so ruhig mit anhören? Der Mann verkennt mich, er verwechselt mich mit einer anderen oder er hat voll ständig den Verstand verloren!" Ganz ruhig und gelaßen sprach sie: „Meine Geduld ist erschöpft! Sehen Sie denn keinen Schutzmann, der mich von den Anpöbelungen dieses Rasenden befreit?" Da lachte der Geigenspieler schallend auf. „Du bist eine gute Schauspielerin. Fanny, eine bessere als du je auf den Brettern warst, du kleine Statistin voller Größenwahn und Künstlereitelkeit. Doch sei ruhig, ich störe dich nicht in deinen Wegen! Eine Genugtuung ist's mir, daß ich dich doch einmal wiedergejehen habe und daß ich dir habe sagen können, wie ich dich verachte, und eine doppelte Genug tuung, weil dein Freund oder Liebhaber, was weiß ich, es mit angehört hat — hahaha —!" Das schaurige Lachen gellte noch in Hortenses Ohren, als der Wagen bereits in voller Fahrt war. Sie hatte die Hände gegen die Ohren gedrückt; dennoch verfolgte es sie unterwegs. Sie saß in einer Ecke zusammengesunken; stoßweise schüttelte ein Schluchzen ihren Körper. Ewald von Toop gewann es nicht über sich, sie tröstend und beruhigend in die Arme zu nehmen. Seine Verliebt heit war verflogen; er fühlte sich ganz gründlich ernüchtert. Irgendwie kam er sich lächerlich vor sich selbst vor in der Szene, die er vorhin hatte mit erleben müssen; es war eine Geschmacklosigkeit sondergleichen gewesen, und er konnte alles eher vergeben als eine Sünde gegen den guten Ge schmack! Keinen Augenblick zweifelte er daran, daß der Geigenspieler die Wahrheit gesagt; Ler hatte Hortense nicht verkannt. Trotz seiner maßlosen Aufgeregtheit hatte er keineswegs den Eindruck eines Wahnsinnigen gemacht! Es stand bei ihm jetzt schon fest, daß er mit Hortenst heute zum letzten Male zusammen ausgegangen war; die ja nur erst lose geknüpften Beziehungen ließen sich noch leicht lösen! Denn für ihn in seiner stark ausgeprägten Künstlereitelkeit war nach der Tragikomödie dieser nächt lichen Szene ein weiterer Verkehr mit ihr eine glatte Un möglichkeit. Mit ihr, der davongelaufenen Frau irgend eines kleinen, herumziehenden Kaffee- oder Weinhaus mustkanten! Und diese Frau war auch nicht eine P"' wandte des Majors von Amthor, wie sie behauptet, sotz- dern seine Freundin, und sie hatte mit ihnen beiden ein falsches Spiel getrieben! (Fortsetzung folgt)