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Wilsdruffer Tageblatt : 14.07.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-07-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193107146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310714
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310714
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-07
- Tag 1931-07-14
-
Monat
1931-07
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 14.07.1931
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Blätter über Deutschland sprachen, geht aus den Erklärun gen der Pariser Presse mit nicht mißzuverstehcnder Deut lichkeit hervor, daß man in Frankreich ausatmet, Deutsch land nun endlich auf die Knie gezwungen zu haben. Der späte Besuch des deutschen Botschafters von Hoesch beim französischen Ministerpräsidenten hat vor allem einen tiefen Eindruck hinterlassen. Sämtliche Blätter unterstreichen den Wechsel in der Haltung des sonst so frischen Diploma ten, der das Bureau des Ministerpräsidenten diesmal mit der Miene eines gebrochenen Mannes verlassen habe. Die Antwort Lavals aus die Vorstellungen von Hoesch s unterliege keinem Zweifel. Der französische Ministerpräsi dent habe nur immer wieder daraus hingewiesen, daß sich Frankreich nntcr den gegenwärtigen Umständen nicht dazu bereit erklären könne, Deutschland irgendwelche Hilfe zu- kommcn zu lassen, ohne daß die bereits bekannten Garan tien gegeben würden. So sieh! sich Deutschland p o l i t i s ch in seinem schwer sten Existenzkampf auf sich selbst gestellt, und auch die wirtschaftliche Hilfe, die man nns angcdeihen lassen wird, dürfte nicht „um unserer schonen Augen willen" er folgen, sondern nur deshalb, weil ein finanzieller Zu sammenbruch Deutschlands die Wirtschaft der ganzen Welt in seinen Lrümmersturz mitreiben würde. Vielleicht aber stählt dieses A l l e i n st e h e n, wie schon so manchmal in der deutschen Geschichte, die Tatkraft Deutschlands und seinen Willen zu energischer Selbsthilfe ohne übertriebene Hoffnungen auf fremde Unterstützung und ausländisches Wohlwollen. * Warum die Danatbanl die Schaller schloß. Erklärungen Jakob Goldschmidts. Den Entschluß, Vie Schaller der Danal-Bank zu schließen begründete Bankier Jakob Goldschmidt in einer Presse- besprcchung: Bei Gesanuabhebungen von Auslandsgeldcrri aus Deutschland von etwa 3 Milliarden Mark seil dem 30. Juni vorigen Jahres habe die Danai-Bank etwa 950 Millionen bis eine Milliarde an flüssigen Mitteln verloren Es entfalle somit auf die Danat-Bank etwa ein Drittel aller Abhebungen aus Deutschland. Seil Anfang Mai seien der Danal-Bank 650 Millionen Mark entzogen worden. Die besondere Konzentration der Abziehungen aus die Danat-Banl iverde in erster Linie mit den Vorfällen bei der Nordwolle und damit in Verbindung gebracht, daß sich Gerüchte über Bankschwierigkeilen insbesondere aus die Danal-Bank konzen triert hätten.. Dies habe zu einem offenen Nun aus die Bank geführt. Man habe nichts unversucht gelassen, den jetzigen Schritt zu vermeiden. Angesichts der Verzögerung der ausländischen Kredilhilje für Deutschland und der hierdurch bedingten schärjeren Restrikitonsmaßnahmen der Reichsbank sei es aber unmöglich gewesen, von dieser Seite Hilse zu bekommen, ebensowenig von anderen Großbankkreisen, da ja die Gesamlbankenjchasi Deutschlands durch die Entwick lung der letzten Wochen in Milletvenschafl gezogen worden sei. Es sei eben unmöglich, ohne Herbeiführung einer Krise in nerhalb von 5 bis 6 Wochen die Mittel aus dem deut schen Wirtschaftskörper herauszuztehen, die man in einem Zeit raum von s ü n f b is sechs Iahren in ihn investiert habe. Das Ausland müsse sich sagen, daß man die Deutschland zur Verfüguug gestellten kurzsristigen Mittel in Deutschland nicht habe liquiäe liegenlassen können. Die Auslandsverpslichiunaen der Danat-Bank betrügen heule noch etwa 350 Millionen Mark Remboursekredite und 110 Millionen Mark Valulaguthaben. Die gesamten frem den Gelder seien von 2070 am 30 Mai aus 1718 Millionen am 30. Juni auf etwa 1,5 Milliarden zurückgegangen. Die Not verordnung der Reichsregierung dürfte geeignet sein, be ruhigend zu Wirken. Das Publikum und die Danatbank. Die Rückwirkung der Zahlungseinstellung. Nachdem in der Öffentlichkeit durch die amtliche Mitteilung bekanntgeworden war, daß die Darmstädter und Ra tio n a l b a n k ihre Schalter vorübergehend schließen muß, ent stand natürlich vielsach die Befürchtung, daß die Bankeinlagen ganz allgemein gefährdet seien. Bei den BerlinerBanken vermehrten sich im Lause des Momagvormiltags die Abhebun gen so stark, daß die Banken sich entschließen mußten, bei größeren Anforderungen nur einen Teil, durchschnittlich 10 Prozent, auszuzahlen. Man hofft, daß durch die Garantieerklärung der Reichsregierung bald wieder Beruhigung der Einleger eintritt, so daß die Abhebungen wieder voll geleistet werden können. Von Großbankkreisen wird darauf hingewiefen, daß die Banken durchaus in der Lage sind, die norma len Geldmittelbedürfnisse zu befriedigen. Wenn darüber hin aus aber unvernünstigerweise in größerem Maßstabe Angst abhebungen erfolgten, so sei keine Bank in der Lage, diesen An forderungen gerecht zu werden, dieses um so weniger zu einer Zeit, da durch verschärfte Restriktionsmaßnahmcn der Rcichsbanl die Banken ohnehin in ihrer Liquidität stark beengt würden. Jeder Depositär und jeder Sparlassengläubiger müsse sich ver- nünftigerweise sagen, daß er für seine Depositen keine Zinsen verlangen könne, wenn die Bankinstitute diese Depositen in ihren Kassen zur ^derzeitigen Abziehung bcrcithalten sollten. Tic Unvernunft des großen Publikums würde also dazu führen, daß die Banken die Auszahlung von Geldern, die nicht notwendig ist, entstellen. Das Echo in der Öffentlichkeit. Presicstinnnen zur Danat-Krise. Die Zahlungseinstellung einer der größten deut schen Banken wird natürlich in den Blättern aller 'Richtungen ausführlich besprochen. Man wrscht nach den Gründen und sucht nach Mitteln, die aus der Krise Heraushelsen könnten. Dabei kommt die parteipolitische Einstellung sehr stark zum Ausdruck. Der Vorwärts, das Blatt der Sozialdemokratie, macht die Rechte für das ganze Unglück verantwortlich und fordert von der Regierung „alle innen- und außenpolitischen Konsequenzen rücksichtslos zu ziehen." An die Arbeiterschaft richtet er die Mahnung, sich in keine Panikstimmung hineintreiben zu lassen und ntchi zu vergessen, daß die Existenz ihrer Betriebe von Krediten abhängig ist. Die demokratische Bosstsche Zeitung spricht von dem hemmungslosen Treiben derradtkalen Parteien, und macht sie sür die Panikstimmung verantwortlich. Im übrigen fordert das Blatt „einschneidende Maßnahmen, getragen von klarer Erkenntnis, der unumgänglichen Erfordernisse." Das links- demokratische Berliner Tageblatt bringt in seiner Stel lungnahme zum Ausdruck, daß von deutscher verantwortlicher Seite Fehler begangen worden seien. Was jetzt in Deutschland sich abspiele, sei „die Tragödie eines Volkes, von dem die Well dreizehn Jahre lang Unmögliches gesorderi habe." Die Aus- landskrcdite hätten das deutsche Volk veranlaßt, seine eigene Lage viel zu optimistisch einzuschätzen. Die Germania, das führende Zentrumsblatt, setzt starke Hoffnungen auf die Hilse des Auslandes. Das Slusland habe die Pollttk der kurzfristigen Auslandsgelder mitgemachl und sei deshalb nicht unschuldig an der Entwicklung, zu der es nun in Deutschland gekommen fei. Die volksparteiliche Deutsche Allgemeine Zei tung sagt, dieser Zusammenbruch sei nicht unvermeidlich ge wesen. Aber es habe „die Entschlußkrasi gefehlt, zur rechten Zeit das Richtige zu tun." Nun müsse dem deutschen Volk klar gemacht werden, daß wir aus lange Zeit hinaus schwere und bittere Notjahre tragen müssen. Der recMstehende Berliner Lokalanzeiger be zeichnet die Krise als „notwendige Folge der Erfüllungspolitik". Diese Folge nicht rechtzeitig erkannt zu haben, sei die poli tische Schuld der verantwortlichen Kreise. * Die Garantien des Reiches. Die Verordnung des Reichspräsidenten über die Darm städter und Nationalbank. Auf Grund des Artikels 48, Absatz 2, der Reichsverfassung wird verordnet: Die Neichsregierung ist ermächtigt, m Ansehung der Darmstädter und Nationalbank, die durch die Geld krise in ihrer Liquidität bedroht ist, Garantien zu über nehmen. Die Retchsregierung kann im Falle der Übernahme einer Garantie anordnen, daß Arreste, Zwangsvoll streckungen und einstweilige Verfügungen gegen das Ver mögen der Bank nicht eröffnet werden. Die gleiche Anordnung kann die Reichsregierung für das Vermögen eines persönlich haftenden Gesellschafters der Bank treffen, wenn sie es im Interesse der Gläubiger der Bank für notwendig erachtet. Eine solche Anordnung bewirkt, daß der persönlich haftende Gesell schafter den gleichen Beschränkungen unterliegt, die in dieser Verordnung und ihren Durchführungsvorschriften für die Bank getroffen werden. Die Reichsregierung ist ermächtigt, Vorschriften über die Geschäftsführung und Vertretung der Bank, über die Erfüllung von Verbindlichkeiten der Bank, über die Dienstver hältnisse und vcrmögensrechtlichen Ansprüche der persönlich haftenden Gesellschafter, Angestellten und Aufsichtsratsmit alieder gegenüber der Bank sowie die zur Durchführung dieser Verordnung erforderlichen Rechtsverordnungen und Verwal tungsvorschriften zu erlassen: sie kann für Zuwiderhandlungen gegen die von ihr erlassenen Vorschriften Gefängnis strafen bis zu drei Jahren und Geldstrafen oder eine dieser Strafen androhcn. Die Ausführungsbestimmungen für die Verordnung über die Danat-Bank. Für die Verordnung des Reichspräsidenten über die Darmstädter und Na. io nalbank liegt bereits die Durchführungsverordnung vor. Sie enthält zehn Artikel und bringt lediglich nähere Ausführungen zu der bereits ins einzelne gehenden Verordnung. In Artikel 1 werden die einzelnen Verbindlichkeiten für die das Reich die Ausfallbürg- schaft übernimmt, ausgesührt; danach kommen sämtliche Arten von Verbindlichkeiten für die Bürgschaft in Betracht. Aus genommen sind lediglich solche Verbindlichkeiten für die eine Aufrechnung gegen Guthaben der Bank möglich ist, weiter Verbindlichkeiten gegen persönlich haftende Gesellschafter und gegen Tochterunternehmungen, schließlich solche aus Rechts handlungen, die einer Anfechtung unterliegen könnten Weiter ist Vorsorge dafür getroffen, daß unter Umständen in der Zu kunft liegende Verbindlichkeiten ausgeschaltet werden können. Die Artikel 3 bis 5 enthalten die Pflichten und Rechte der Treuhänder, die außerordentlich weit gehen. Alle Handlungen und Willenserklärungen hängen letzten Endes von der Zustimmung des Treuhänders ab. Auch in die innere Organisation der Bank habe er weitgehende Eingriffsmöglich, keil. Artikel ö bis S sprechen ein tatsächliches Moratorium für die Bank bis zum 31. Juli 1931 aus. Für Handlungen aus dem Wechselrechi und Scheclrechi laufen die Fristen bis zum 6. August. Das Moratorium wird auch auf das Vermögen der persönlich haftenden Gesellschafter ausgedehnt. Mit Ausnahme der Verbindlichkeiten aus eigenen Akzepten dürfen bis zum 31. August Auszahlungen nur nach Weisung eines der Treuhänder geleistet werden. Artikel 9 regelt die Vergütung der Treuhänder. Artikel 10 gibt die Möglichkeit, die genannten Fristen noch weiter zu verlängern. * Re-Lskontkre-it verlängert. Eine amtliche Meldung der B.J.Z. Mach Schluß der Moniagspäiabend-Sitzungen um 23 Uhr wurde folgendes Communiquö ausgegeben: „Der Verwaltungsrat hat von der Darstellung Kennt nis genommen, die der Präsident der Rcichsbanl, Dr. Luther, von der Situation in Deutschland und von der deutschen Wirtschaft und Finanzlage gegeben hat, die trotz der durch die Abzüge von in Deutschland angelegten kurz fristigen Kapitalien hervorgcrufcncn Krise befriedigend ist. In Anbetracht des Umstandes, daß sich die deutsche Regierung an die verschiedenen Regierungen wegen finan zieller Unterstützung mAhrcn entsprechenden Märkten ge wandt hat, erklärt sich Kr Verwaltungsrat unter den ge genwärUgen Umständen bereit, an dieser Hilfe mitzuwir- ken und sie mit allen den Zentralbanken zur Verfügung stehenden Mitteln zu stärken." * Eine Erklärung Dr. Luthers vor der Presse Basel, 14. Juli. Reichsbankpräsident Dr. Luther gab in tiefer Bewegung am Schluß der Sitzung der BIZ. der ihn um ringenden Presto zu verstehen, welchen schweren Kampf Deutsch land gegenwärtig führt, der nicht durch eigenes Verschulden her vorgerufen sei, sondern durch fremde Eingriffe von außen, indem seit Mai Deutschland in unerhörtem Maße die ausländischen Gelder abgezogen werden, wodurch Deutschland natürlich immer weniger in der Lage sei, aus dem Ausland Rohstoffe zu beziehen und Waren einzukaufen. Ohne eine gesunde und ruhige Ent wickelung in Mitteleuropa sei auch an einy ebenso gesunde Weiter entwicklung der übrigen Welt nicht zu denken. Washington und die Baseler Verhandlungen. Optimistische Beurteilung. In Washingtoner Regicrungskreisen sicht man dem Aus gang der Baseler Verhandlungen zuversichtlich entgegen. Man erwartet, daß die Zentralnoienbanken gemeinsam mit der BIZ. einen Plan ausarbcitcn, der der weiteren Flucht vor der Mark Einhalt gebietet. Erneut wird betont, daß die Lösung der Kreditfrage von der finanz- und banktechnischen Seite änzupacken sei. Eine Einigung wäre zweifellos leichter, wenn die Reichsregierung die Garantie geben würde, daß der Devisenhandel strengstens kontrolliert werde. Man darf annehmen, daß bis zur Wiedereröffnung der Börsen in Deutschland derartigen im eigenen deutschen Inter esse stehenden Notwendigkeiten Rechnung getragen sein wird. Präsident Hoover konferiert ununterbrochen mit dem Un- terstaatssekretär Castle. Die Attachöes im Weißen Hause er klären, daß ver Präsident der Lage in Deutschland „unge teilte A u i m e r l s a m k e i t" widme. Es stehe jedoch nicht Uur unserer Heimat 1831: Der Bildhauer Reinhold Begas geb. Sonnenaufgang Sonnenuntergang 3"^ 20" 3^ I Mondausgang 20" I Monduntergang Der Tevere Aber die Ereignisse in Deutschland. Rom, 13. Juli. Gegenüber der Lage in Deutschland wird in italienischen Regierungskreisen zunächst noch eine weitgehende Zurückhaltung beobachtet. Als erstes Blatt ergreift der Tevere das Wort. Er nennt die Ereignisse in Deutschland eine logische Folge der französischen Haltung gegenüber den Problemen der Weltwirtschaft und der europäischen Lage. Frankreich glaube, daß eine gute Gelegenheit gekommen fei, um Deutschland auf die Kniee zu zwingen. Es fordert Garantien aller Art, militärische, wirtschaftliche und politische. Die Methoden Poincares kehrten wieder. Wenn man die Ruhr nicht mit Truppen besetzen könne, so besetze man eben die Reichsbank mit Franken. Aehnkich sind die Aussührungen der Gazetta del Popvlv, die von französischer Er pressung spricht. 4- Die Londoner Konferenz. Im Londoner Unterhaus bestätigte Macdonald ofst- stell, daß Einladungen an die deutsche, belgische, franzö- ische, italienische, japanische und amerikanische Regierung mr Teilnahme an der Sachverständigenkonferenz ausge- andt sind, die am 17. Juli im englischen Schatzamt zu- lammentreten soll. Wilsdruff, am 14. I M 1931. Merkblatt sür den 15. Juli. Trostlose Fenster. Man sagt, jede Zeit habe ihr Gesicht. Daß die Gegenwart ein Gesicht der Sorge und der Rot, des Kummers und der Ent behrung trägt — wer wüßte es nicht! Aber könnten wir nicht hin und wieder und hier und da einmal in die vergrämten Züge ein bißchen Freude Hineinbringen? Nicht hin und wieder und hier und da einmal eine freundliche Miene zeigen? Das blumengeschmückle Fenster, das Fenster mit Blumenbrett und Blumentöpfen, der blumengeschmückle Balkon scheinen wieder recht rar geworden zu sein. Man braucht nur durch die Straßen der Städte zu wandern: ganze Häuserreihen stehen nackt und kahl und steinern kalt und freudlos da. Kaum ein Blümchen am Fenster, kaum ein kleiner, bunter Gruß des -Sommers, der in Blüten steht, kaum ein einziges Fenster, das mit grünen Pflanzen und mit farbigen Blumen spricht: „Seht, hier wohnen Menschen, die sich des Sommers und der Sonne freuen, die ihr Herz auftun, um ein wenig Freude hinein zulassen, die ihr Haus öffnen, um ein wenig Frohsinn hinein zuzwingen: Wollt ihr es ihnen nicht gleichtun?" In einer so harten Zeit, wie es unsere Zett ist, sind die großen Freuden selten. Man sollte daher Lebenskunst genug haben, um wenigstens die kleinen zu empsinden, ja inan sollte sich diese kleinen Schönheiten und Freuden des Lebens selbst zu schaffen suchen, wo immer man dazu in der Lage ist. Meint ihr also, es mache keine Freude, Blumen amFenster zu sehen? Die leuchtenden, dankbaren Geranien, die sommcrttber bis in den Herbst hinein kein Ende finden des Blühens^ die bnnten, form- und farbenschönen Wicken, die seinen, zarten Fuchsten mit ihren bald prallen, bald zierlich" eleganten Glöckchen? Warum also sind eure Fenster wieder so kahl und leer? Sind diese Fenster ein Widersviel trostloser Sie Garantie der polnischen Westgrenze Polnische Schadenfreude. Die polnische Presse hebt mit großer Genugtuung dü S angebliche Tatsache hervor, daß eine der wichtigster. Forderungen, die den Deutschen jetzt in Paris diktier, wurde, die Garantie der polnischen West- grenze gewesen sei. Im Zusammenhang hiermit er geht sich die polnische Presse in Anerkennungen und Lob preisungen Frankreichs, die für den Grad des Hörigkeitsverhältnisses Polens zu Frankreich besonders bezeichnend sind. Man erklärt hierzu, das Schicksal der Weltgeschichte liege nunmehr offensichtlich in den Händen von Frankreich. Die Stimmung in Berlin wird als ver zweifelt geschildert; man läßt der Schadenfreude die Zügel frei. In unerhörten Ausfällen gegen Deutsch land ergeht sich n. a. auch der regierungstreue „Kurjer Poranny", der in einem Artikel erklärt, die deutschen Forderungen nach finanzieller Hilfe seien ein Gipfel punkt des Zynismus. Zum Schluß heißt es, die Welt fordere Frieden, und Deutschland müsse ihn garantieren. Wenn die Mächte es nur verstehen würden, das mit entsprechendem Nachdruck von Deutschland zu fordern und sich durch geschickt insze nierte Erpressungspolitik nicht einschiichtern zu lassen. Nach Meinung des Blattes habe sich auch England für eine Garantie der polnischen Westgrenze durch Deutschland ausgesprochen. Was sagen die Weltbörsen? Erholung der Markturse in Newyorl. Eine Nachricht, daß die Baseler Konferenz die Er neuerung des 100-Millionen-Dollar-Kredites beschlossen habe, führte zu einer leichten Erholung der Markkurse, die gegen 14 Uhr amerikanischer Zeit 22 notierten. Dagegen bröckelten deutsche Anleihen ab. Tie Doung-Anleihe hatte mit 62,5 einen Verlust von 10 Punkten gegenüber dem Endkurs am Sonnabend zu verzeichnen. Die Stimmung an der Londoner Börse. Tie Stimmung an der Londoner Börse war unter dem Eindruck der Hiobsnachrichten aus Teutschland gedrückt. Späterhin erholte sich die Mark, als bekannt wurde, das Newyork die Lage zuversichtlicher beurteile. An dem Ver halten der Reichsbank wurde teilweise scharfe Kritik ge übt. Es wurde bemerkt, daß Dr. Luther die vorbeugenden Maßnahmen 14 Tage früher hätte treffen sollen. Die Kreugerpapiere. Die Meldung über die Schwierigkeiten der Danat bank verursachten aus der Stockholmer Börse stärkste Nervosität. Besonders wurden die Kreugerpapiere betrossen, die bis zu 67 Kronen, d. h. um 20 Prozent, sielen. Im weiteren Verlause der Börse ist jedoch ein Teil der Verluste wieder eingeholt worden. in seiner Macht, über das Moratoriumsangeböt hinaus iraend- eine Aktion zu unternehmen. Andererseits werde jede Maß nahme, die zur Lösung der Krise beitragen könnte, die vollpe moralische Unterstützung des Präsidenten finden.
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