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Wilsdruffer Tageblatt : 27.06.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-06-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193106273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310627
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310627
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-06
- Tag 1931-06-27
-
Monat
1931-06
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.06.1931
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Sinnspruch. Nur die Lieb ist wahres Leben, Kennt und mißt nicht Zeit unL Raum; Sind wir treu ihr ganz ergeben. Wird um uns die Welt ein Traum. Dresdner Plaudereien. Das Fest der tausend Posaunenbläser. — Eine kirchliche Sehenswürdigkeit. — Mozartausstellung im Neuen Rat- Hans. — Dresdner und Leipziger Bühnenkünstler als Fußballspieler. — Rasende Ritter im Grillenburger Wald. — Das Schwimmerheim unter dem Hammer. Die Lippennegerinnen kommen! (Nachdruck verboten.) Ein paar Zeilen mögen zunächst jener evangelischen Jugend gewidmet sein. Hie den Schöpfer aller Welten mit Posaunen- tönen preist. Zu den Veranstaltungen verschiedenster Art in Dresden zählte auch das 30. LanLesposaunenfest des evangelisch-lutherischen Jungmännerbundes, lieber lausend Blä ser, ausgestattet mit blinkenden Instrumenten, hatte es nach der Hauptstadt geführt. Die jungen Leute wollen den Berufsmusikern keineswegs Konkurrenz machen, sondern sie erachten ihre musi kalische Betätigung als Gottesdienst, pflegen demzufolge den Choral, aber sie lassen auch das schöne deutsche Volkslied nicht unbeachtet. Sämtliche Bläserchöre unterstehen dem Landes posaunenmeister Pfarrer Adolf Müller, kurz auch „Posaunen müller" genannt, der von seiner Mission ganz und gar durch drungen ist und mit seinem Quartett geradezu Berühmtheit erlangt hat. Tausende lauschten auf und unterhalb der Brühl- schen Terrasse sowie auf den Abdrücken dem Abendgruß der musizierenden Iucksgmannen und selbst kritisch veranlagte Zu hörer vermochten an diesen Darbietungen nichts auszusetzen. Der Hauptfesttag brachte fünf Platzmusiken, eine Versamm lung in der Kreuzkirche, deren großes Schiff vollständig von den Blasern gefüllt wurde, und eine Abendmusik im Zwmgerhof, der für diese Veranstaltung einen geradezu idealen Rahmen bil dete. Stets war die Beteiligung des Publikums sehr groß wenn sich auch keinesfalls „ganz Dresden", wie ein phantasiebegabter ^Berichterstatter meldete, dazu eingefunden hatte. Bei den An feindungen, denen heute die Kirche und ihre Anhängerschaft ausgesetzt ist, war das schon eine Unmöglichkeit. Trotzalledem: Dieses Posaunen, das Gäste aus allen Teilen des Landes nach Dresden geführt hatte, war eine erfreuliche Angelegenheit und e'u Zeichen dafür, daß die fturmumtoste Kirche noch auf festem Grunde 'steht. Die knappe Freizeit, die den Posaunisten zur Verfügung stand, ist o.ou ihnen zur Besichtigung der vielen Sehenswürdig keiten Dresdens ausgenützt worden. Zu diesen zahlt auch, was nicht olle Leute, und sogar Einheimische, wissen, unsere evan gelische Sophie nkirche in Ler Nähe des Postplatzes Ihre beiden durchbrochenen Türme vervollständigen das herrliche Architekturbild, das Residcnzschloß, katholische Hofkirche, Opern haus und Zwinger in ihrer Gesamtheit ergeben. Dieses in sei ner Struktur prächtige Gotteshaus war einst die Kirche des vor maligen Dresdner Franziskaner- bezw. Darfüßerklosters, dessen Gründung auf Markgraf Heinrich zurückgeführt wird. Im Jahre 1351 dürfte mit dem Bau der Sophienkirche begonnen worden sein. Vielfache Km- und Anbauten hat bas ehrwürdige Haus im Laufe der Jahrhunderte erfahren. Seit 1602 dient es evan gelischer Glaubensübung, nachdem es einige Jahrzehnte hin durch zu profanen Zwecken zur Verfügung gestanden hatte. Die Sophienkirche war aber auch als Begräbnisstätte gedacht und es ruhen in ihrer Krypta Herzog Johann Wilhelm von Sach sen, Herzogin Sophie von Pommern, die Schwester des Kur fürsten Johann Georgi., Sophie Hedwig von Schleswig-Hol stein mit ihren beiden Söhnen, ferner eine Tochter des Herzogs Moritz und Sophia Agnefa von Radzivil, lleberaus reich ist das 1737 zur evangelischen Hofkirche erhobene Gotteshaus an wert vollen künstlerischen Schätzen, die einzeln auszuführen und auch nur kurz zu schildern erheblichen Raum einnehmen würde. Die letzte Erneuerung der Sophienkirche ist mit großem Kostenauf wand im Jahre 1910 durchgeführt worden. Der prachtvolle gotische Bau ist ein Schmuckstück des alten Dresden, sein In neres eine stimmungsvolle Andachtsstätte. Zu außergottesLienst- lichen Zeiten werden Besucher gegen ein kleines Eintrittsgeld durch die Kirche und zur Fürstengruft geführt. Man wird über rascht sein, hier so viel künstlerisch Wertvolles und geschichtl'ch Interessantes zu sehen. Der Lichthof des Neuen Rathauses hat sehr oft Ausstel lungszwecken gedient und sich hierfür als besonders geignet er wiesen. Gegenwärtig ist hier eine M o z a r t a u s st e l l u n g uutergebvacht, die sich als eine hochverdienstvolle Tat des Dresd ner Mozartforschers Professor L. Lewicki darstellt. Der 175. Geburtstag des unsterblichen Tvnschöpfers und sein Aufenthalt NN Abre 1789 m Dresden gaben den äußeren Anlaß zu Lie- ,er ^ ^ettung^ in der Vieles zusammengetragen worden ist, was auf Mozarts Leben und Schaffen Bezug hat. Zu dieser Schau trugen be, die Landesbibliothek, die Städtische Bücherei, der Relchsverband - eutscher Tonkunstler und Musiklehrer und nicht zuletzt der Dresdner Mozartverein, der das ganze Jahr hindurch eure reiche künstlerische Tätigkeit entfaltet Neben Ori- giiialhandlchriften Mozarts sieht man ein umfängliches Noten- malerial seiner Werke, Portrats des Komponisten und Dekora tionsentwürfe ZU seinen Opern, die sich st in Dresden besonderer Pflege erfreuen. Em Stundchm m dieser Ausstellung bringt uns den Künstler und Menschen Mozart, den „göttlichen Amadeus" näher, der das Schicksal so manches Genialen teilte, nämlich erst nach seinem Tode recht erkannt und gewürdigt zu werden. Arm und verlaffen war er in Wien gestorben und das Lhren- grab, das ihm nachmals die Stadt widmete, birgt nicht seine irdischen Reste. Seine wirkliche .Begräbnisstätte ist nicht mehr auffindbar. Tragisches Schicksal eines Meisters der Töne, dessen Melodien schon viele Geschlechter beglückten und noch beglücken werden. Auch heute leiden noch viele Künstler ^'."ere ^lot Wer soll in diesen Zeiten Bilder kaufen, wer Zroße Konzerte be suchen? und daß die Theater schwer um ihre Existenz ringen, >st ja keine Neuigkeit. Also erwerbslose Kimsticr m großer Menge. Da ist nun der Sächsische Künstlerhilssbund auf dem fflun erschienen und hat eine Straßensammlung durchgesuyrt. Wie gibt mm eine PermöMerkliimg ab? Ole Veranlagung zur Vermögenssteuer. Winke für die Ausfüllung der Steuersragebogcn. Bekanntlich wird in diesem Jahre wieder eine allgemeine Einheitsbewertung und Vermögenssteuerveranlagung aus den 1. Januar 1931 vorgenommen, für die in der Zeit vom 15. bis 30. Juni 1931 Vermögenserklärungen abzugeben sind. Für diese Erklärungen sikid den Steuerpflichtigen Vordrucke von den Finanzämtern zugegangen Mit Rücksicht auf die teilweise erhebliche Arbeit, die mit der Beantwortung der in den Vor drucken gestellten zahlreichen Fragen. Aufstellung von Nach weisungen usw verbunden ist, ha, der Reichsfinanzminister in einem neuen Erlatz vom 22. Juni perfügt. datz dem Steuer- pflichtigen keine Nachteile «insbesondere z. B. Steuer- zuschläge wegen Verspätung» erwachsen sollen, wenn er die Frist überschreitet, seine Erklärung aber noch bis zum 20. Juli seinem Finanzamt zugeben läßt. Die Einbeitsbeweriung ist in diesem Jahre abgesehen von ihrer Auswirkung aus die Vermögensleuerveranlagung, insbe sondere auch deswegen besonders wichtig, weil die neuen Einheilswerte für das landwirtschaftliche, forstwirtschaftliche und gärtnerische Vermögen, das Grundvermögen und für Betriebsgrundstücke für die Dauer von sechs Jabrew für das Betriebsvermögen aus die Dauer von drei Jahren Geltung haben sollen. Außer dieser längeren Geltungsdauer der Einheitswerle bat die Ein heitsbewertung noch weiter tnsosern erhöhte Bedeutung, als sie die Grundlage nicht nur wie bisher sür die Retchsver- Mögenssteuer, sondern auch für die Grunderwerbssteuer und vor allem sür die Grundsteuern und die Mindestgewerbeertrag steuern in Ländern und Gemeinden bilden wird Die Einbeits- beweriung wird sich endlich auch aus die Hauszins st euer auswtrken, deren Bemessungsgrundlage die Grundsteuer ist. Auf die erweiterte Auswirkung deutet auch die Bezeichnung .Vermögenserklärung' bin. die wettergebt als der bloße Ausdruck Vermögenssteuererklärung. Es empsteblt sich daher, der Abgabe dieser jetzigen Erklärung ganz besondere Aufmerksamkeit zu widmen Vermögenssteuerpflicht. Da die Veranlagung zu den Grund- und Gewerbesteuern 1931 noch in weitem Felde liegt, interessiert setzt zunächst die Reichsvermögenssteuer. Hier sind mit ihrem gesam ten Inlands- und Auslandsvermögen unbeschränkt steuerpflich tig alle natürlichen Personen mit Wohnsitz oder ge- wöhnlichem lmehr als sechsmonatigen» Aufenthalt im Deut schen Reich am 1. Januar 1931. ferner alle in Gesellschaftsform betriebenen Umernehmungew Vermögensstcuerfrei. Vermögen bis zu 20 000 Mark »bisher 5000 Mark) sind steuerfrei. Die Summe erhöht sich auf 30000 Mark, wenn das Jahreseinkommen eines Steuerpflichtigen 4000 Mark nicht übersteigt und der Betreffende am 1 April 1931 über 60 Jahre alt, erwerbsunfähig oder nicht nur vorübergehend behindert war, seinen Lebensunterhalt durch Erwerb zu bestreiten. Ge hören zum Haushalt des Steuerpflichitaen mehr alS zwei mind^riayrtge Kinder, so erhöht sich die ebengenanme Etn- kommensgrenze von 4000 aus 5000 Mark Bet Ehegatten muß dabei die Erwerbsbehinderung beim Ehemann und nur, wenn die Ehefrau für den Vermögenserwerb wesentlich beiträgt oder beigetragen har. bei der Ehefrau liegen. Die Pflicht zur Abgabe der Vermögenssteuererklärung besteht sür jeden, der ver- mögenssteuerpslichtig ist Darüber hinaus muß eine Erklärung abgeben, wer dazu von dem Finanzamt ausgesordert wird Als Aufforderung gilt auch die Zusendung eines Vor druckes Solche Vordrucke werden »etzi vieifach auch Personen Mgeben, die zwar nicht vermögenssteuerpflich'iy sind aber ein land- oder forstwirtschaftliches oder gärt nerisches Grund st ück und Betriebsvermögen be sitzen Es geschieht das. um die Einheitswerle dieses Vermögens testzustellen Diese Steuerpflichtigen sind zu einer aus den Betrieb oder das Grundstück beschrankten Erklärung verpflichtet Den Formularen der Finanzämter werden regel mäßig noch Anhänge und Fragebogen für die gesamten Vermögensarten beiliegen, dre ebenfalls auszusüllen und zu- «ammen mit der eigentlichen Vermögenserklärunp zurückzu reichen sind Den Anhängebogen und Vermögenserklärungs- oordrucken sind >m übrigen noch Erläuterungen zur Ans- iüllung betgesügi, aus denen auch die hauptsächlichsten Be wertungsvorschriften für die einzelnen Vermrgensarten ersicht lich sind, so daß aus diese hier nicht näher eingegangcn zu werden braucht Die Verpflichtung zur Abgabe der Erklärung hat bei Ver heirateten regelmäßig der Ehemann: das Vermögen der Ehefrau ist dabei zusammen mit dem eigenen Vermögen anzugebcn, es sei denn, baß er von der Ehefrau dauernd getrenni lebt. Für minderiährtge Kinder haben der Vaier bzw die Mutter eventuell der Vormund oder Pfleger besondere Er klärungen abzugeben Das Vermögen von Kindern wird nichi wie das von Ehegatten zusanimen, sondern iürsich veranlagt, was die Anwendung eines günstigeren Steuer- lartss zur Folge haben kann Für das Vermögen nach dem l Januar 1931 Verstorbener sind die Erben bzw Testaments vollstrecker oder Nachlaßverwalier erklärungspflichtig Bei Nichtabgabe der Vermögenserklärung kann das Finanzamt einen Zuschlag bis zu zehn Prozent der end gültigen Steuer festsetzen. sodann die Abgabe der Erklärung mit Geldstrafe erzwingen und endlich auch das Vermögen im Wege der Schätzung seststellen Der Tarif der Vermögenssteuer beträgt, von den Freigrenzen abgesehen, bei Vermögen bis zu 30 099 Mark 3 pro Tausend Vermögen bis zu 50 099 Mark 4 pro Tausend Vermögen vis zu 250 099 Mark 5 pro Tausend Vermögen bis zu 500 099 Mark 5,5 pro Tausend Vermögen bis zu 1000 099 Mark 6 pro Tausend Vermögen bis zu 2 500 099 Mark 6,5 pro Tausend Vermögen bis zu 5 000 099 Mark 7 pro Tausend Vermögen über 5 000 099 Mark 7.5 pro Tausend Unterliegt das Vermögen der Ertragsbesteuerung durch Länder und Gemeinden, z. B der Grundvermögenssteuer, der Grund- und Gebäudesteuer oder der Gewerbesteuer, so ist der Höchsttarif 5 pro Tausend. Ueberall konnte man sich für 20 Pfg. -mit Lem gelben Schmet terling schmücken und war dann von weiteren Bitten befreit. So viel sich feststellen ließ, ist reichlich gegeben worden. Etwas ganz Originelles hatten aber die Solo Mitglieder Ler Sächsischen Staatstheater und Ler Leipziger Städtischen Bühnen vorbereitet. Sie trugen auf einem Sportplätze ein regelrechtes Fußballspiel aus. Vielleicht in der Erwartung, daß sich dazu etwa 30 000 Besucher einstellen und damit der Ünterstützungskasse der Genossenschaft Deutscher Bühnenangehöriger die nötige Auffüllung bereiten würden. Die zünftigen Fußballer aber hatten wohl geahnt, daß es hier keinen aufregenden Kamps geben würde und blieben der Veranstaltung fern; immerhin mögen aber gegen 3000 Zuschauer dagewesen sein. Da Les Plauderers Urteil über die Fußballerei Lurch kei nerlei Sachkenntnis getrübt wird, so vermag er «auch nur zu melden, daß das Hin und Her Ler Bühnenhelden mit 2:1 sn° Lete. In der Pause gab es einen Stafettenlauf zwischen Oper und Schauspiel, wobei Ler stimmgewaltige Robert Burg auch hier den Ruhm unserer Oper sicherte. Die ganze Veranstaltung war gewiß nett gedacht, ihr Zweck ein edler, aber anstatt Fuß ball wird man die Herrschaften wohl lieber Theater spie len sehen. * Von einem anderen Sport mag nun erzählt sein, der aller dings nicht allgemein FreuLe erregt hat. Es handelt sich dabei um das am vergangenen Sonntag ausgefahrene Motorrad rennen um und durch Len Grillenburger Wald, für das die erforderliche Staatsstraßenstrecke freigegeben worLen war. Die Veranstaltung hatte einen ungeheuren Zulauf und es mögen wohl an Ler Rennstrecke weit über 50 OOO Zuschauer versammelt gewesen sein. Schon am Sonnabend waren viele Fahrer einge- trosfen, um die Strecke zu erproben. Sv etwas geht natürlich nicht ohne Geräusch ab. Die Bewohner der waldumrauschten Stadt Tharandt können davon ein LieL singen. Das knat terte. donnerte und prasselte stundenlang, denn die „rasenden Ritter vom riechenden Roß" nehmen auch die Ortschaften in einem gehörigen Tempo. Und nun erst am Sonntag! Da ging Ler Höllenlärm schon mit Tagesgrauen los und am zeitigen Nachmittag begann die Rückflut der BenzinhelLen. Dazu noch Hunderte von Autos und gar nicht zu zählen die RaLsahrer, die mit eigener Muskelkraft Lem Sportereignis zustrebten. Aber nun erst Las Wettfahren selbst. Mit Sturzhelm, Brille und Lederzeug angetan, sausten Lie Wettfahrer am staunenden Vol ke vorüber und einzelne erzielten eine Geschwindigkeit von über 100 Kilometer pro StunLe. Da konnte man sich nur wundern, daß diese Raserei ohne schlimme Unfälle abging. Es gab wohl einige Stürze, aber sie waren glimpflich abgelaufen und ein Fahrer erledigte sein Pensum sogar noch mit verbundenem Kopse. Es ist ja verständlich, Laß man nach Gelegenheiten sucht, Lie Leistungsfähigkeit deutscher Fahrmaschinenproduktion öffent lich zu zeigen, aber praktisch hat solche Straßenrennerei kan n einen Sinn. Man sollte derartigen Sport auf eigene Mvtorrenn- bahnen verlegen, wo inan sich, ohne den allgemeinen Verkehr zu beeinträchtigen, gehörig austoben könnte Wie mag Las in den herrlichen Grillenburger Wäldern heimische Wild den ungewohn ten Lärm empfunden haben? Ein alter Fuchs betrachtete von gesicherter Stelle Las tolle Treiben und meinte: „Sind das ko mische Menschen!" Wie noch erinnerlich sein wird, hatte der etwa 5000 Mit glieder zählende Sächsische Schwimmkreis unter der Führung eines Herrn Dr. Brunner ein Villengrundstück an der Wiener Straße erworben und dieses zu einem Schwimmerheim mit erheblichem Kostenauswand ausgestattet. Feudale Klub möbel zieren die Zimmer, auch Uebernachtungsräume sür durch reisende Verbandsmitglieder waren eingerichtet worden. Im merhin war nicht reiht zu begreifen, warum eine so verhältnis mäßig kleine Körperschaft sich mit einem derart großen Ob jekt belasten mußte; ein paar ermietete Geschäftsräume hätten jedenfalls auch genügt. Das Licke Ende kam sehr bald. Dr. Brunner hatte seinen Verband mächtig „gehackt" und Lenkt hierüber jetzt an einem gesicherten Ort nach. Das stolze Heim aber ist nunmehr, wie so mancher Wertbesitz in diesen Zeiten, unter den Hammer gekommen. Auf das mit insgesamt über 170 OM RM. belastete Grundstück erfolgte zunächst ein Gebot von 85 000 RM., dann würben weiterhin 90 000 und 95 000 RM. geboten. Schließlich nannte der Bevollmächtigte Ler Stadt verwaltung 100 000 RM., woraus sein Nivale verstummte. Die ses Kaufgebot erhielt Len Zuschlag und Lie Stadt ist damit für einen.annehmbaren Preis in den Besitz eines wertvollen Grund stücks gekommen. „Det Ieschäft is richtig!" würde hierzu Freund Gieseke aus dem „Weißen Rößl" sagen. * Belehrung und Erholung zugleich gewährt jetzt der Besuch unseres Zoologischen Gartens. Wirtschaftlich geht es dem Unlernehmen leider nicht gerade glänzend, da es keine Zu- fchüsse bezieht unL, obwohl ein gemeinnütziges Institut, ganz auf sich selbst gestellt ist. Aber trodtzem bietet die Direktion alles nur Mögliche und der Tierbestand ist von einer Reichhaltigkeit, wie mau sie anderswo kaum in 'diesem Maße antrisst. So weist Las Raubtierhaus eine geradezu imponierende Besetzung auf und Lie vielen Iunglöwen eigener Zucht gewähren einen er freulichen Anblick. Aber auch, sonst ist noch manch seltenes Exemplar an exotischen Tieren zu sehen, es sei nur an die Orang-Utangs und Len Gorilla erinnert. Nächstens werden nun noch für kurze Zeit ganz eigenartige Gäste in Len Zoo ein ziehen. und zwar südafrikanische Lipppenneger, Angehö rige eines Stammes, Lie ihr Aussehen dadurch verschönern, daß sie ihr „Mündchen" durch Einlegen von Holzscheibcn zu einem schnabelähnlichen Gebilde erweitern. Auf ihren Anblick freut sich schon Emil. Abänderungsarbeiten an der Notverordnung. Vorläufig keine Partcivcrlmndluugcn. Die Ankündigung des Reichskanzlers Dr. Brüning in seiner Rundfunkrede, daß er g r u n v s ä tz l i ch b e r e i t sei, mil ven Parieien in Verhandlungen über die A b - anoerungs wünsche zur Noiverordnung em- julreren, ersähri jetzi eine Erweiterung durch ein schreiben des Pressechefs der Reichsregieruug. Hierin wird gesagt, daß sich das Reichskadineti mit dieser Frage bereits be- »chäftigi bade und Oie zuständigen Ministerien angewiesen seien, in eine Prüfung der bereits gemachten Abänderungs vorschläge einzntreien. Natürlich müsse aber nach wie vor daran fest- geHpllen werden, daß der erhoffte finanzielle Erfolg, den dke Rvlvcrvrdnung hcrbciführcn solle, nicht irgendwie verkürzt werden dürfe Eine zweite Einschränkung müssen die Abänderungs vorschläge bzw das, was bei ihrer Bearbeitung heraus- 'ommen wird, noch insofern erfahren, als die beabsichtig ten Verbesserungen auf ihre spätere Annahme im Reichstag einzusteüen sind, dort nicht etwa parlamentarische schwierigteiten auSlösen dürfen Nun' sind adei die Abänderungswünsche der Parteien und dei ihnen nahestehenden Berufsverbände nicht bloß überaus zablreich, sondern sie gehen vielfach sehr weit
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