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En Blick hinter die Kulissen -er „Adoptionsgeschäfie" Theophilus Sauberzwein und die Freifrauen. Freiing werden sich vor einem Berliner Schwurgerich: Zwei Freifrauen wegen Meineides zu verantworien haben ole 49jährige Malbilde Freifrau von Wimmer- fperg, geborene Woen, und die 45jährige Mar > ha Frei- fr au von Wimmersperg. geschiedene Freifrau von Coburg, geborene Böhnke. Die letzigenannte der beiden Damen ist in Berlin und darüber hinaus als Ehesttfierin lies: Heiratsvermittlerin, sehr bekannt. Die andere Freifrau ist die Witwe des vor Jahresfrist tm Alter von 82 Jahren verstorbenen Freiherrn Artur von Wimmersperg dessen vierte Gattin sie war. Artur von Wimmersperg betrieb, gestützt auf seinen Frel- herrntiiel, ein interessantes Geschäft: er „adoptierte" für Geld und gute Worte bürgerliche Herrschaften, die einen Adelstitel erstrebten. Nicht weniger als sechs Adoptionen hatte er in den letzten Fahren „getätigt", aber alle sechs wurden von den Gerichten für ungültig erklärt, und wenn der alte Freiherr nicht inzwischen das Zeitliche gesegnet hätte, hätte er wahr scheinlich selbst Bekanntschaft mit den Gerichten machen müssen. Obwohl er aber mehrfach gewarnt war, liest er es sich nich: nehmen, als siebenten Adoptivsohn den Kaufmann Theo philus Sauberzwetg. den er durch die Freifrau von Coburg kennengelernt hatte, und den er für einen Krösus hielt, in sein freiherrliches Haus aufzunehmen. Leider stell« sich dann heraus, datz Theophilus auch nicht einen Pfennig Geld besaß. Trotzdem stiftete die geschiedene Freifrau von Coburg, die schon so viele andere Ehen gestiftet hatte, nunmehr ihre eigene Ehe, indem sie Theophilus, der sich Freiherr von Wimmersperg nannte, als Gatten heimführte. Der 82jährige Freiherr erhielt daraufhin eine monatliche Unterstützung von 50 Mark in bar, worauf das Amtsgericht Wittstock auch die Adoption des Theophilus für ungültig erklärte. Im Verlauf aller dieser merkwürdigen Dinge haben nun die beiden Freifrauen unter Eid ausgesagt, datz sie von den Adoptionsgeschäften des verstorbenen Freiherrn nichts gewuhl hätten. Diese Eide sollen salsch gewesen sein: beide Damen, so meint der Staatsanwalt, haben ganz genau gemutzt, „was gespielt wurde". In dem bevorstehenden Prozetz sollen auch zwei Freiherren von der österreichischen Seitenlinie dei Wimmersperg vernommen werden. Einer von ihnen hatte gegen Theophilus Sauberzweig eine Klage auf Unterlassung der Führung des Namens Wimmersperg eingereichi, seinen Prozeß aber glatt verloren, weil die beiden Freifrauen — auch diesmal unter Eid — für Theophilus eingetreien waren. j Neues aus aller Welt Bandenüberfall auf ein mexikanisches Dorf. Das mexikanische Dorf Penjamillo wurde von einer Räuber bande überfallen und ausgeplündert. 18 Einwohner, barunter mehrere Kinder, wurden von den Verbrechern abgeschlachtet Ms eine Abteilung Bundestruppen an Ori und Stelle eintraf, waren die Räuber bereits ver schwunden. Zwei Bergleute tödlich verunglückt. Auf der Zeche Beramannsglück bei Gelsenkirchen gerieten beim Schicht wechsel zwei Bergknappen an einer Rutschenstrebe unter herabstürzende Gcsteinsmassen. Obwohl sofort die Ber gungsarbeiten eingeleitel wurden, konnten die beiden Bergknappen nur als Leichen geborgen werden. Mit dem Leichenwagen zum Heuen. Passanten der Berlin—Hamburger Chaussee sahen bei Karstädt auf den Löcknitzwiesen zu ihrem Erstaunen einen Leichenwagen stehen. Als man der Sache auf den Grund ging, stellte es sich heraus, daß der Kutscher nach einer Beerdigung In einem Nachbardorfe der Einsachheit halber gleich mit oem Leichenwagen zur Heuernte gefahren war. Ein Flugzeug im Bodensee gesunken. Das Wasser flugzeug D 963, das. seit etwa 14 Tagen einp> Neukon struktion von Schwimmern aus dem Bodensee auspro- dierte, wurde bei einer Fahrt aus der Wasseroberfläche von einem Sturm überrascht Eine Welle erfaßte die Maschine und stürzte sie um. Sie wurde vollständig zertrümmert und versank kurz vor der .Halle. Die drei Insassen konnten lebend geborgen werden. 32 Soldaten bei einem Autounglück verletzt. In Altofen (Ungarn) überschlug sich aus noch unbekannter Ursache ein Lastauto, das mit Soldaten von einem Sport fest heimkehrte. Die Soldaten stürzten in einen acht Meter tiefen Graben. Ein anderes Auto stieß mit aller Wuch: -auf das vor ihm liegende Fahrzeug auf. 32 Soldaten wurden verletzt, davon mehrere lebensgefährlich. Aufsehenerregende Verhaftung eines Innsbrucker Grotzkaufmanns. In Innsbruck wurde der Grotzkaufmanr und ehemalige brasilianische Vizekonsul Heizmann verhaf tet. Er hatte einen Gefrierfleischimport aus Südamerikc und lieferte hauptsächlich an die Stadtgemeinde Innsbruck Diese räumte ihm einen Bankkredit von mehreren hundert tausend Schilling ein, dessen Verwendung durch Heizmanr aber im unklaren blieb. Die Angelegenheit beschäftigt« vor einigen Monaten den Tiroler Landtag. Die Verhaf tung Heizmanns hat in Innsbruck großes Aufsehen erregt Das überinalte Festabzeichen. Berlin. Der Polizeipräsident teilt mit: Verschiedentlich ist versucht worden, das nunmehr verbotene Festabzeichen der Spartakiade durch rote Übermalung unkenntlich zu machen und in dieser Form weiter zu tragen. Da kN diesem Vorgehen eine bewußte Umgehung ves am Mittwoch erlassenen Abzeichenver botes erblickt werden mutz, wird auch gegen die Träger der artiger Abzeichen vorgegangen werden. Das Ergebnis der Untersuchung des Preußcnkasse-Ausschusscs. Berlin. Der Umersuchungsausschutz des Preußischen Landtages zur Nachprüfung der Kreditgewährung der Preutzenkasse stellte das Uniersuchungsergebnis tm Falle Reichslandbund fest. Es wurden die Feststellungsan träge des Berichterstatters, Abgeordneten Leinert (Soz.l, an genommen, in denen es u. a. heißt, datz die Landbundorgantsa- tionen Gelder der Preußenkasse zu genossenschastswidrigen Zwecken verwendet hätten und datz die Preutzenkasse die aus diesen Geschäften herrührenden Verluste mit Mitteln des Preußischen Staates, also mit Staatsmitteln, abgewendet habe. Keffelexplosion an Bord eines Torpedobootes. Madrid. An Bord eines tm Hafen von San Fernando liegenden Torpedobootes ereignete sich eine Kesselexplosion, durch die vier Heizer schwer verletzt wurden. Zusammenstoß in der Luft. Brüssel. Bei Nivelles stießen zwei Militärflugzeuge zu sammen und stürzten ab. Der Führer des einen Flugzeuges, ein Unteroffizier, wurde getötet, der andere Führer konnte sich durch Abspringen mit dem Fallschirm in Sicherheit bringen. „Gras Zeppelin" über Hamburg. Hamburg. Am Donnerstag, uni 18,10 Uhr. erschien das Luftschifs „Gras Zeppelin" von seiner Island-Reise kom mend, über Hamburg und fuhr nach einer Schleife in südlicher Richtung weiter Mandatsaberkennung des kommunistischen Senators Stränslq. Brüx. Der wegen der Duxer Ereignisse vom Kreisgericht in Brüx zu einem Jahr schweren Kerkers verurteilte kommu nistische Senator Slränsky wird nun auch sein Mandat verlieren. Das Oberste Gericht in Brünn Hal das Urteil dahin ergänzt, daß Stränsky aus niedrigen und nnehren- hasten Gründen gehandelt und sein Vergehen nicht als politisches charakterisiert werden könne Stränsky verliert daher das aktive und passive Wahlrecht und damit auch das Mandat. Feuersbrunst tm Ölhafen Port Arthur <TexaS). London. In dem Ölhafen Port Arthur (Texas) gerieten di« beiden amerikanischen Tankdampser „Kurrter^ <4711 Tonnen) und „Golf of Meriko" <7807 Tonnen) in Brand. DaS Feuer dehnte sich aus einen Teil der Hasenanlagen aus, die zurzeil noch in Flammen stehen. Durch das Aussließen des brennender Oles aus das Wasser fingen fünf große Motorboote Feuer die völlig ausbrannten. Der Schaden ist vorläufig noch ntch zu übersehen. Körle - ksnckel ÄlrtlGalt f Amtliche sächsische Notierungen vom 2. JuN. Dresden. Die Börse zeichnete sich durch Widerstandsfähig keit aus. Eine gewisse Festigkeit war nicht zu verkennen. Ge sucht waren vor allem Dittersdorser Filz, die 7, und Berliner Kindl, die 5 Prozent anzogen. Schubert u. Salzer mußten dagegen weitere 9L Prozent hergeben. Auch Reicbelbräu und Wanderer-Werke verkehrten etwas schwächer. Am Anlagemarkt büßten Siadtanleihen Bruchteile eines Prozentes ein. Ehemnttz. An der Börse machte sich bet kleinem Geschäft eine zurückhaltende Grundstimmung bemerkbar. Tie Kursver- änderunaen gingen auf beiden Setten nicht über 2 Prozent hinaus. Freiverkehr stiu, Banken Wetter schwach. Leipzig. Tie Börse zetgie eine schwache Tendenz. Schubert und Satzer verloren 11, Böhme 15, Danat-Bank 4L und Sach senwerk 4 Prozent. Mittweidaer Baumwolle hingegen lagen 4 Prozent höher Anlagewerte zogen etwas an, der Fretver- kehr war unverändert. Leipziger Schlachtviehmarkt. Auftrieb: 17 Ochsen, 37 Bullen, 49 Kühe, 8 Färsen. 641 Kälber. 24L Schafe, 1588 Schweine. Preise: Ochsen belanglos, Bullen 1. 38—40, 2. 35—87. Kühe 1. 34-38, 2. 30-33. 3. 27—29. Kälber 2. 50—54. 3. 45-49, 4. 38—44, Schafe 2. 4L—48, 3. 37—42, 4. 30—36, Schweine 1. 41—42, 2. 42—43, 3. 43-44. 4. 40-42. 5. »6-39. Geschäfts gang: Alles schlecht. * Amtliche Berliner Notierungen vom 2. Juli. Börsenbericht. Tendenz: Befestigt. Die ungeklärte Lage in Paris lähmte wieder die Unternehmungslust in nennenswertem Maße. Die Tendenz war gut gehalten und stimmungsmätzig sreundlicher. Die Kursschwankungen hielten sich tm Rahmen von etwa 1 Prozent. Nach den Anfangskursen trat überall eine Befestigung ein. Der tm Verlaus der Börse bekannt werdende Retchsbankausweis wurde eifrig diskutiert, da die Deckungsgrenze nunmehr nur noch 40,1 Prozent be trägt und eine Änderung in den Devisenabzügen bisher nicht eingetreten ist. Devisenbörse. Dollar 4,20—4,21; engl. Pfund 20,47 bis 20,51; holl. Gulden 169,33—169,67; Danz. 81,86—82,02; franz. Frank 16,47-16,51; schweiz 81,54—81,70; Belg. 58,66—58,78; Italien 22,04—22,08; schwed. Krone 112,86—113,08; dän. 112,70 bis 112.92; vorweg. 112,69-112,91; tschech. 12,47—12,49; österr. Schilling 59,18-59,30; Argentinien 1,332—1,336; Spanien 39.96 bis 40,04 Produktenbörse. Ernteaussichten bei herrschender Witte rung werden als günstig erachtet. Verkäufer sind vermehrt am Markt. Interessenten kaufen nur vorsichtig, zumal das Mehl geschäft selbst bei den Bäckern schleppt. Hafer und Gerste gleich falls weichend. Neue Kündigungen liegen mit etwa 1000 To. vor. Getreide und Oljaaten per >000 Kilogramm, sonst per 100 Kilogramm tn Reicbsmart 2 7 r 7 2. 7, 1, 7, Wetz., märt 265-66 269-271 Weizkl 1 Bin 12,7-13.0 12,7-13,0 oommersch — — Nogkl I. Bln. 11,5-11,7 11,5-11.7 Rogg. märk 212-214 -213-215 Rav» —— — Braugerste — — Leinsaat — — Fuiiergersle 175-198 178-198 Vikl -Erbsen 26,0-31,0 26,031.0 Sommerast — — ft Sveiseerbj — — Wintergerste --. i^unererbsen 19,0-21,0 19,021,0 Hoier märk 161-166 165-169 Peluschken 26,0-30.0 26,030,0 pommersch — — Bckerbohnen 19,0-21,0 19,021,0 wektvreuß — — Wicken 24,026,0 24,026,0 Weizenmehl 100 kg ft. Lupme blaue 16.017/ 16,017,5 Lupme aelbe 22.027.0 22.027.0 Brk br lnkl. Serodella — — Sack «feinst. Rapskuchen 9,3-9,80 9,309,80 Mk L No, 31,5-36.731,7-37,0 Leinkuchen 13,3-13,5 13,2-13,4 Roggenmeyl p 100 ks fr. Trockcnschyl Sova-Schrot 7 507,70 12,4-13.2 7,507,70 12,4-13.2 Berkin vr TortiM »0/70 — tnkl Sock 28.2-30.2 28.5-31.0 KoriofteMck — Milchpreise ab Sonnabend, den 4. Juli. Erzeugerpreis: Für Frischmilch (^-Milch) einschließlich Qualitätszuschlag 16,9 Pfg., für tiefgekühlte 17,4 Pfg., für Meiereimilch vorbehandelt 18,65 Pfg. Richtpreis für den Kleinverkauf ab Laden oder Wagen 29 Pfg. Berliner Butternotierungen. 1. Qualität 118, 2. Qualität 108, abfallende Sorten 94 Mark per Zentner. Kartoffelpreisnotierung je Zentner waggonfrei märkischer Station: Deutsche Erstlinge 6.50-7,00 Mark. Pretsnolierungen für Eier. lFestgestelli von der amtlichen Berliner Eiernotierungskommission.) H.. Deutsche Eier: Trink- eier (vollirische, gestempelte, über 65 Gramm 9, über 60 Gramm 8,25, über 53 Gramm 7,25, über 48 Gramm 6,50, frische Eier über 53 Gramm 7, Eier 2. Sorte 5,50—7,50, aussortierte kleine und Schmutzeier. 5,5. 8. Auslandseter: Dänen l8er 9,50, 17er 8,75, 15,5—16er 8, Schweden 18er 9,50, 17er 8,75, 15,5—16er 8, Estländer 17er 8,50, 15,5—16er 7.50—7,75, leichtere 7, Holländer 68 Gramm 9,75, 60—62 Gramni 8,25—8,50, 57—58 Gramm 7,75 bis 8, leichtere 7,50. Belgier 68 Gramm 9.75. 60—62 Gramm 8,25—8,50. Liiauer große 7—7.50, normale 6—6,50, Rumänen 6,25—6,50, Russen große 6,50—6,75, normale 6,25. abweichende 5,50—6. kleine. Mittel-, Schmutzeier 5—5,25. Berliner Magerviebmarkt. «Amtlicher Marktbericht vom Magerviehhos in Friedrichsfelde.) Auftrieb: 299 Rinder, dar unter 274 Milchkühe, 25 Jungvieh 82 Kälber, 431 Pferde, 10 Schafe. Verlaus: Sehr langsam bei gedrückten Preisen. Es wurden gezahlt: Milchkühe und hochtragende Kühe je nach Qualität 280—420 Mart. Ausgesuchte Kühe und Kälber über Notiz. Tragende Färsen je nach Qualität 260—370 Marl. Ausgesuchte Färsen über Notiz. Jungvieh zur Mast je nach Qualität 35—40 Mark je Ztr. Lebendgewicht. — Pserdemarkt: Preise je nach Qualität 200—1100, Schlachtpferde 30—180 Mark. Verlauf: Ruhiges Geschäft. MM » k MM IWIN V Milli imrmssul „ Kommr von ki? L. Fortsetzung. (Nachdruck verboten.) Bald daraus hörte Dora den Major einen Walzer von Thopm spielen. Er beherrschte beinahe meisterhaft das Klavier: oft hatte sie gelauscht, wenn er in der Dämmer- stunde oder abends ein Stündchen zu feiner Erholung musizierte Plötzlich brach er mitten im Stück ab; die ftch nicht weiterspielen denn es war be- ^ben^ und Hortense war noch nicht da. Ä blatte ganz pünktlich zu fein. Pension abgeholt und nach ihrer blißenden^Auaen Arisch und luftgebräunt. mit outzenoen Augen und lachendem Munde war sie zurück- gekommen ganz erfüllt von allerlei Erlebnissen v rliebt und zärtlich war sie wie nie, den Mann be- rauschend. Ungeduldige, freudige Erwartung tt1e? i^ der Wohnung umher; er drehte überall das Le ttisch Licht an, unterzog nochmals das Eßzimmer einer genau n Mu te- run^ -^wre behaglich und festlich war es doch - er freute " Wieder kam er in dte Küche, diesmal mit dem Hunde „Prinz mutz fetzt ausquartiert werden." „Er kommt auf den Kuchenbalkon, Herr Major er bleibt dort ganz brav unter dem Tische liegen, nicht wahr Prinz?" Der Hund sprang Wendig und täppisch an ihr empor. Sie wehrte ihm scherzend habe ich keine Zeit " Gehorsam folgte er ihrem ^fehle und legte sich auf die Matte, die sie ihm fürsorglich hinbreitete — „ganz brav Kurz danach klingelte es. Es drängte Mamu^ Geliebten entgegenzueilen — doch er bezwang sich. Man war jetzt ja nicht mehr allein. Laut lachend trat Hortense ins Herrenzimmer, das ihr Dora geöffnet. Mit ausgebreiteten Armen stand Maurus da: sie warf sich jedoch auf den Diwan. „Verzeih, Liebster, doch ich kann nicht mehr. Was für eine Nachteule hat mir da die Tür geöffnet. Ist das die neue Perle? Mein Gott, Mensch, alle Geister des guten Geschmacks haben dich ja verlassen — solch Buckelchen, nein —" Und sie lachte weiter so herzlich, datz er mit einstimmen mutzte. „Nein, Säusel," sagte er, „der gute Geschmack ist viel mehr mit ihr eingekehrt, wovon du gleich den Beweis haben wirst — sie kocht ganz vorzüglich. Das Essen wartet be reits auf dich. Wo warst du nur so lange. Liebling? Warum warst du nicht pünktlich?" Sie strich lachend über sein Gesicht. „Ich hab' mich schön für dich gemacht! Nicht schelten — fchau mich an!" Ein tiefausgefchnittenes Abendkleid aus bläulich schim merndem Metallstoff, das über den marmorweißen, vollen Schultern nur durch ein paar schmale Achfelbänder gehalten wurde, schmiegte sich um ihre üppige Gestalt. Mit ent zücktem Blick betrachtete er sie; hinreißend sah sie aus in dieser etwas gewagten Toilette. Er preßte feine Lippen auf ihren Hals. „Sausei, du —" er küßte sie wie toll, bis sie ihm lachend wehrte. „Du, ich hab' Hunger! Ich bin neugierig auf die Künste jener Nachteule, die dein Heim verschönt." Der Major reichte ihr den Arm, und ihr tief und zärt lich in die Augen blickend, führte er sie hinüber ins Eß zimmer. Sie schien angenehm überrascht. „Wirklich hübsch heute bei dir — so nett habe ich es noch nie gesehen." Sie nahm aus einer Kristallvase eine von den glutro ten, schweren Nelken, die er für sie gekauft und befestigte sie am Ausschnitt ihres Kleides. Dora brachte die Suppe, neugierig beobachtet von der glänzenden Hortense Peinlich lag jedes Härchen des glat ten, melierten Scheitels Mit unbewegtem, ernstem Ge sicht servierte sie; nur ihre sonst blassen Wangen waren heiß und rot, wie von einer gewissen inneren Erregung gefärbt. Hortense plauderte, lachte, scherzte und ließ es sich schmecken, und Maurus war glücklich über ihre strah lende Laune. „Ah, noch eine Ueberraschung?" sagte Hortense, als Dora mit einer großen Omelette soufflä kam, die leicht und locker wie gelber Schaum auf der Platte lag. „Wirklich köstlich!" Sie kostete und aß mit Genuß. Dora setzte die Fruchtschale mit auserlesenen Pfir sichen und Trauben auf den Tisch. „Wann befehlen Herr Major den Kaffee?" „Ich werde es Ihnen sagen, Fräulein Dora!" „Deine Nachteule, das Buckelchen, versteht wirklich zu kochen, Maurus, mein Kompliment!" Hortense lachte laut auf, während sie sich in den Stuhl zurücklehnte und das Elas, gefüllt mit schwerem Bur gunder, den sie mit Vorliebe trank, zum Munde führte. „Noch nie hab' ich ein fo gutes Souffls gegessen. Alles war überhaupt erstklassig." Erschrocken blickte Maurus nach der Tür, die sich kaum hinter Dora geschlossen — hoffentlich hatte sie Hortenfes unbedachte Worte, die ihn in seinem Feingefühl verletzten, nicht noch gehört, was ihm fehl leid getan hätte. „Und mit welcher Grandezza sie servierte — zum Tot lachen! Als ob es ein Leichenbegängnis, aber kein Wieder sehen fei." Schmachtend und verheißungsvoll fah sie ihn mft den funkelnden Zigeuneraugen über den Rand ihres Glases an, leise und übermütig summend: „Jetzt trinkt er kernen Rotspon mehr —" Er stand auf und trat hinter ihren Stuhl; ihren Kopf zurückbiegend, legten sich seine Lippen dürstend auf die ihren. „Saufe! -" Leidenschaftlich bebte seine Stimme; tief und bittend senkte er seine Augen in die ihren. (Fortsetzung folgt.) Sinnspruch. In ein Gewebe wanden Die Götter Freud und Schmerz, Sie webten und erfanden Ein armes Menschenherz.