Volltext Seite (XML)
Neues aus aller well L> 59. Fortsetzung Nachdruck verboten Ein Opfer feiner Gutmütigkeit. Im Kraftwagen von Mitfahrendem erschossen. Auf rätselhafte Weise war vor Pfingsten der Kauf mann Steiner aus Stuttgart verschwunden. Sein Per sonenkraftwagen wurde im Walde bei Freudenstadt herrenlos aufgefunden. Der Polizei ist es gelungen, den Fall restlos aufzuklären. Steiner ist einem Raubmord zum Opfer gefallen. Der Täter, der Kraftwagenführer Gotthelf Lachenmaier, hat unter dem Druck der Beweise ein Geständnis abge legt. Er war auf der Landstraße von Steiner aus reiner Gutmütigkeit aufgefordert worden, in seinem Kraftwagen Platz zu nehmen. Kurz darauf erschoß er ihn in der Nähe von Waiblingen mit einer Armeepistole. Die Leiche ver steckte er im Walde bei Eßlingen, nachdem er aus der Brieftasche Steiners 150 Mark Bargeld entnommen hatte. Uhr und Ning ließ der Täter seinem Opfer. Am fol genden Tage unternahm er mit dem Kraftwagen in Ge sellschaft seiner Geliebten ausgedehnte Spritzfahrten, bis er ihn schließlich wegen Benzinmangels im Walde bei Freudenstadt stehen ließ. Mädchenmord in Schlesien. Eine Holzsammleriv fand in der Nähe von Rückers in Schlesien die Leiche eines Mädchens im Dickicht versteckt vor. Es handelt sich «m die 13jährige Amalie Kindler aus Hartau, die bereits feit einigen Tagen vermißt wurde. Sie hatte sich mit dem Fahrrad vom Elternhause entfernt, um in der Näh« wohnende Verwandte zu besuchen. Der Besund der Leich« deutet auf ein Notzuchtverbrechen. Von einem Hirsch angefaücn und verletzt. Bei Kreuz burg in Schlesien wurden Frauen auf einem Spazier gange im Walde von einem Hirsch angefallen. Das Tiei schleuderte mit dem Geweih die eine Frau zu Boden und verletzte sie schwer an Armen und Beinen. Schwere Unwetter fn Stuttgart und am Mittclrhein. Stuttgart wurde von einem heftigen Unwetter, das strich weise mit starken Hagelfchlägen verbunden war, heim- gesucht. Die tiefergelegenen Stadtteile wurden über schwemmt. In der Umgegend hat das Unwetter schweren Schaden angerichtet; die Obstkulturen wurden größten teils vernichtet. Auch vom Mittelrhein werden schwere Unwetter gemeldet. In verschiedenen Bezirken wurden die Rebstöcke und die Saat von Hagelkörnern völlig zer schlagen. Tragisches Ende eines Speisewagenkellners. Auf der Strecke Paris—Straßburg stürzte ein Speisewagen kellner aus dem Schnellzuge und wurde getötet. Er hatte vergessen, daß der Speisewagen ausnahmsweise den Schluß des Zuges bildete, und wollte, wie er gewohnt war, mit einem Tablett in einen anderen Wagen gehen. Schurman fährt nach Heidelberg. Der frühere Botschafter der Vereinigten Staaten in Berlin, Schurman, ist auf dem Lloyddampfer „Bremen" nach Deutschland abgereist. Schurman beabsichtigt, an der Einweihung des neuen Lehrgebäudes der Universität Heidelberg, deren Ehrendoktor er ist, teilzunehmen. Ein berüchtigter amerikanischer Verbrecher zum Tode verurteilt. Der kürzlich in Newyork unter aussehenerregen den Umständen verhaftete Verbrecher Francis Crowley wurde wegen Mordes an einem Polizeibeamten zum Tode auf dem elektrischen Stuhl verurteilt. Als der verurteilte Verbrecher aus dem Gerichtssaale geführt wurde, ver suchte er sich der am Gurt eines Polizeioffiziers befestigten Pistole zu bemächtigen; er konnte aber noch rechtzeitig niedergeschlagen werden. Seinerzeit mußten mehrer« hundert Polizeibeamte aufgeboten werden, um Crowleys habhaft zu werden. Den Vater erschossen. In Saarbrücken spielte sich ein blutiges Familiendrama ab. Der 21jährige Sohn des Inhabers einer Elektrogroßhandlung hatte wegen seiner Beziehungen zu einem Mädchen mit seinem Vater schon häufiger Auseinandersetzungen gehabt. Bei einem neuer lichen Zusammenstoß ergriff der Sohn ein Gewehr und schoß auf seinen Vater, der tödlich getroffen zufammen- brach. Der Täter ist verhaftet worden. 20 Feuerwehrleute bei dem Großseuer in Bern ver letzt. Bei dem Großseuer in der chemischen Fabrik Dr. Wander A.-G. in Bern wurden 20 Feuerwehrleute ver letzt. Besonders schwere Verletzungen erlitt der Feuer- wehrhauptmann. der von einer Dachterrasse in das untere „Was hast du gesagt, Kusine, blöd — blöd — blödsinni ger Adelsstolz? Du bist doch auch eine von Hohenegg?" Sie lachte herzlich. „Gott sei Dank, bin ich das. Das hindert mich aber A - ' andere Menschen zu erheben, die das kleine Wörtchen „von" nicht besitzen. - . auf und ging auf und ab. Jedesmal, wenn er die Kniekehlen ein. was ihm ein schmerzliches Gefühl verursachte Das infame Zipperlein! Auf einmal blieb er mit beschwörender Miene vor Stine stehen. . „Renke es ein, °"e, ich kann nicht unverrichteter Sache nach Hause kommen. Angela ist außer sich." Jetzt richtete Stine sich kerzengerade auf und sagte: „Das wußte ich I« gleich, lieber Vetter, daß du nur das Sprachrohr deiner Hochwohlgeborenen Gemahlin bist. Ihr habt bisher nicht den Weg nach Hohenegg gefunden, so kann es auch weiterhin so bleiben. Ich werde es niemals dulden, daß jemand mit frevelnder Hand an Joachims Glück rührt. Und er selbst wird es zu schützen wissen. „So ist das Tischtuch zerschnitten von heut an zwischen uns," sagte er frostig. Stine nickte ihm gemütlich zu. „Hebt eure Hälfte gut auf, Osmar, für den Fall, daß das Tischtuch wieder mal durch irgend einen umstand zu sammengenäht werden müßte. Man kann manchmal nicht wissen. Anbieten darf ich dir wohl nichts, ich nehme an, daß du hier in dieser von solch unadeligen Gedanken erfüll ten Lilft keinen Bissen essen könntest." . . , . .. „ Er machte ihr eine Verbeugung, nur noch hochmütige Unnahbarkeit. «MN M Wk NW MN Roman von Gert Rothberg. Stockwerk durchbrach. Die Frau des Hauswarts war bereits ins Freie gelangt, kehrte aber nochmals in die Wohnung zurück, um ihre Katzen zu retten. Sie konnte dann, da das Treppenhaus ein einziges Flammenmeer bildete, nicht mehr hinunter und kam ums Leben. < Selbstmord des Direktors Chmielorz von der Hansa- bank Oberschlesien. Auf der Strecke Beuthen—Gleiwitz fanden Bahnbeamte die Leiche des Bankdirektors Max Chmielorz aus Beuthen von der Hansabank Oberschlesien, die vor einigen Tagen ihre Zahlungen eingestellt hat. Der Kopf war vom Rumpfe getrennt. Chmielorz hat sich von einem Personenzuge überfahren lassen. Zugunglück in Rußland. In der Nähe von Witebsk stieß ein Personenzug mit einem D-Zug zusammen, wobei zwei Personen, darunter ein Eisenbahnangestellter, getötet wurden. Sieben Waggons sind vollständig zerstört. Die Ursache des Zusammenstoßes ist noch,nicht geklärt. 14 Tote bei einem Einsturzunglück' Bei Ausgrabungs arbeiten in der Nähe von Luksor in Ägypten stürzte ein Sandhügel ein und begrub fünf Arbeiter unter sich. Neun andere Arbeiter, die den ersten zu Hilfe gekommen waren, wurden durch einen weiteren Erdrutsch ebenfalls be graben, so daß bei dem Unglück 14 Menschenleben zu be klagen sind. Helene Meier nnevcr Europa-Meisterin Wien. Bei den Europa-Meisterschaften im Fechten wurde Helene Meier, Frankfurt a. M., die Olympia-Siegerin, zum zweiten Male Europa-Meisterin im Fechten. Stahlhelinauto mit Kleinbahn zusammengestoßen. Zwei Tote. Breslau. Auf der Strecke Poppelau—Ohlau stieß ein Last kraftwagen mit Stahlhelmern aus dem Gau Mansfeld mit einer Kleinbahn zusammen. Der Lastkraftwagen stürzte um. Zwei Stahlhelmer wurden getötet und zwölf schwer verletzt. Die badische Kirschenernte schwer heimgesucht. Freiburg. Ein furchtbares Hagelwetter über dem Kaiser stuhl hat die Kirschen- und Weinernte zum größten Teil ver nichtet. Vor allem wird aus den Gemarkungen Burkheim und Bischoffingen ein in die Hunderttausende gehender Schaden gemeldet. Die Reben stehen größtenteils kahl da. Die Kirschen liegen wie hingesät am Boden. Die Hagelkörner hatten die Größe von Taubenetern. BVP. fordert Ausrottung der Reparationssrage. München. Der Landesausschuß der Bayerischen Volks pariei faßte eine Entschließung, in der die Reichsregierung ermahnt wird, dem Auslände Lie Unmöglichkeit weiterer Tributzahlungen llarzumachen und ihre Einstellung oder Min derung zu fordern. Ournen, Spork una Spiel DtulMmds Teilnahme in Los Angeles. Die Schwierigkeiten der Finanzierung. Der Deutsche Olympia-Ausschuß tagte in Berlin und be schäftigte sich mit all den Fragen, die mit der Entsendung einer deutschen Expedition nach Lake Placid und Los Angeles zu den Olympischen Spielen 1932 zusammen hängen. Auf Grund der zustimmenden Erklärungen der Sport- verbände, sich an der Beschickung zu beteiligen, sollen bis zum 1. Oktober die Teilnehmerzahlen der einzelnen Verbände dem DOA. mitgeteilt werden. Man hofft, die Schwierigkeiten der Finanzierung durch Zuschüsse, die das Reich gewähren soll, mindern zu können. Zum Schluß der Aussprache wurde noch einstimmig eine Entschließung des Inhalts angenommen, daß man trotz ver allgemeinen schweren Notlage aus vielerlei Gründen nichts unversucht lassen wolle, die Teilnahme Deutschlands an den nächsten Olympischen Spielen zu ermöglichen. In bezug auf Vie Olympischen Spiele 1936 in Deutschland wurde angeregt, von dem Recht Gebrauch zu machen, auch die Olympischen Winterspiele zu übernehmen. Die nächste Sitzung des DOA. findet voraussichtlich im Oktober statt. * Sächsische Fußball-Ergebnisse. Ostsachsen. Dresden (Sbd.): Guts Muts gegen Wacker Halle 4:2, 04 Freital gegen SV. Rabenau 3:0, Strehlener BL. gegen Ring-Greiling Res. 3:0, VfB.-Fortuna gegen Dresdensia Res. 1:1. (Stg.): Dresdensia gegen Rasensport 1:2 (Dresdensia steigt ab), SV. 06 gegen Ring-Greiling 2:1, Freiberger SC. gegen Leubnitzer SC. 1:4 (Leubnitz Meister der 2a-Klasse, beide Vereine steigen in die 1b-Klasse auf), VfL. Reichsbahn gegen SV. 07 Copitz 2:2, Südwest gegen FC. Sachsen 2:2. — Frei- bera: Sportfreunde aeaen Fortuna Leivria 2:2. — Grostenbain: SV! 97 gegen Radebeuler BC. 3:4 (üm den Gaupökal). — Meißen: Guts Muts gegen Döbelner SC. 4:3. Bezirk Riesa. SV. gegen Wacker Halle 0:5. Nordwestsachsen. Leipzig:SVgg. gegen Club Franvais Paris 2:3. Um die deutsche Fußballmeisterschaft: Hertha-BSC. Ber lin gegen Hamburger SV. (Halbzeit 2:0) 2:2 (nach Verl.: 3:2). —Zwenkau: VfB. gegen Wacker Leipzig 6:1. Mittelfachsen. Chemnitz: CBC. gegen DSC. Dresden 4:8, Gau Mittelsachsen gegen Club Franoais Paris 8:1, Teutonia gegen 1. FC. Greiz 1:3. — Grüna: SV. gegen 06 Crimmitschau 1:1. — Olbernhau: SVgg. gegen Post-SVgg. Dresden 0:5. — Zschopau: 1. FL. gegen Sturm Chemnitz (1. Kl.) 1:2. Westsachsen. Zwickau: SL. gegen FC. 02 0:1, VfL. gegen SC. Planitz 3:3. (Pokalturnier): SC. gegen SC. Planitz 4:0 und VfL. gegen 02 5:1 (Sieger VfL. Zwickau). — Glauchau: VfB. gegen Meerane 07 5:1. Vogtland. Plauen: SuBC. gegen Concordia 1:1, 1. FC. gegen VfB. 2:6, Polizei-SV. gegen Concordia 1:3. — Falken stein: SVgg. gegen VfB. Glauchau 5:3. — Olsnitz: Merkur gegen SV. Grünbach 1:1. — Lengenfeld: VfB. gegen Rasen sport Plauen 3:1. — Netzschkau: Teutonia gegen VfB. Lengen- xeld 0:3. — Zeulenroda: SV. gegen VfB. Auerbach 2:5. Handball. Dresden: Brandenburg gegen DHC. 4:9, Guts Muts gegen Sportges. 93 7:6. — Meißen: 08 gegen Rasensport Dresden 2:6. — Plauen: Polizei gegen TV. Hof 10:1, SuBC. gegen Germania Werdau 5:7, Westdeutschland gegen Ostholland 3 :0. »n Arnheim spielte Westdeutschland gegen Ostholland. Das Spiel endete mit 3 :0 (2 :0) für Westdeutschland. 10000 Zu schauer wohuten dem Spiele bet. Tagungen in Sachsen : Landwirtschaftlicher Genossenschaftstag. -Die landwirtschaftlichen Genossenschaften im Frei staat Sachsen hielten ihre 41. Tagung ab. Direktor Dr. Schöne gab ein Bild von der Entwicklung der landwirt schaftlichen Genossenschaften seit der Gründung des Ver bandes. Nach der Zusammenfassung der Genossenschaften zum Verband sei die Gründung der landwirtschaftlichen Zentralgenossenschaft mit dem Zwecke des gemeinsamen Einkaufs der Bedarfsartikel erfolgt, 1906 wurde ihr eine Getreideabteilung angegliedert, deren Umsatz sich seitdem verhundertfacht hat. Die Tätigkeit der Zentralkasse habe eine gänzlich unabhängige Gestaltung des Geldverkehrs innerhalb der Genossenschaften bewirkt. Dr. Kretzschmar berichtete über die Nevisionstätigkeit im letzten Jahre. Dann sprach der Präsident des Reichsverbandes, Geheim rat Hohenegg (München), über die Genossenschastsarbeit im Dienste der Landwirtschaft. Er zeigte, wie die verän derte Wirtschaftslage auch das Genossenschaftswesen be einflußt hat, aber die Grundsätze der Selbsthilfe seien in keiner Weise verschoben worden. Nach den Feststellungen des Instituts betrage die Verschuldung der Landwirt schaft 11,6 Milliarden Mark, aber die Leistungsfähigkeit des genossenschaftlichen Kreditwesens sei voll erhalten geblieben. Mit der Mahnung, die Genossenschaften immer weiter auszubaucn, schloß der Redner seine Ausführungen. * Die volksparteilichen Beamten Sachsens Der Landesbeamtenausschuß der Deutschen Volks partei hielt unter dem Vorsitz des Stadtverwaltungs direktors Böttger in Dresden eine aus allen Teilen des Landes besuchte Sitzung ab. In einer Entschließung lehnte derLandesbeamtenausschuß in Übereinstimmung mit den Großorganisationen der deutschen Beamtenschaft den Plan einer erneuten einseitigen Belastung der Beamten ab. Grenzland-Chronik. Das Ende -er berühmten Kettenbrücke. Vertreter der Stadt Tetschen und benachbarter Gemeinden sprachen im Arbeitsministerium vor, um eine Beschleunigung des Umbaues der Kettenbrücke zu erbitten. Die Vorsprache hat ergeben, daß die Inangriffnahme der Umbauarbeiten für diesen Sommer zugesichert wurde. Für die Kettenbrücke wird eine Bogendrücke in Eisen konstruktion erstehen. Die Kettenbrücke selbst wird vollständig abgetragen. Nur die Pfeilerstümpfe bleiben erhalten, auf denen die neue Konstruktion aufgesetzt werden wird. Die neue Brücke wird innerhalb von acht Jahren errichtet werden und zwar ausschließlich auf Staatskosten. Stadt und Bezirk tragen lediglich die Abbruchskosten der alten Brücke, die sich auf sieben Millionen stellen werden. „Adelsstolz seid ihr beide, aber glücklich warst du put deiner Frau keine Minute," dachte sie und sah der schmalen langen Gestalt des Vetters nach, der dreimal ansetzte, ehe er endlich auf das -Trittbrett und in den Wagen hinein kraxelte. „Dein Adelsstolz hat dich merkwürdigerweise nie abge halten, dein Geld mit Brettldivas zu verjuxen. Du warst wohl auch von jeher der Meinung, daß man aus Standes- rücksichten eine adlige Gemahlin nimmt, die dann in der Kirche Trost und im Standesbewußtsein Befriedigung fin det, während der Herr Gemahl sein Leben so genießt, wie es ihm beliebt. Nee, Osmar Hohenegg, so denken wir nicht. Wir wählen lieber das bessere Teil. Ein großes, gutes, ge sundes Glück." .... Die Abendglocken läuteten drüben im Dorf. Joachim von Hohenegg trieb sein Pferd an. Dort am Hof tor stand sein Glück. Ruth, das Kind an der Hand, mit einem großen Strauße winkend. Jetzt war er bei ihnen, sprang schnell vom Pferd. Der Fuchs war an dieses tägliche Schauspiel gewöhnt. Gemächlich trottete er allein in den Stall. Hohenegg beugte sich zu seiner Frau herab und küßte sie auf den rosigen Mund. Dann nahm er das Kind auf den linken Arm, umschlang mit dem rechten Ruth. Sie schmiegten sich beide an ihn und seine Brust hob ein tiefer Atemzug des Glücks. Stine sah sie auch heute kommen. „Nun ist das Glück sein, Gott erhalte es ihm," dachte sie. Nach dem Abendbrot, nachdem das Kind zu Bett war und auch Stine sich in ihr Zimmer zurückzog, gingen Hohen egg und Ruth noch hinüber in die Bibliothek. Hier setzte er sich in den weichen Sessel und dann zog er Ruth auf seine Knie. Sie schlang die Arme um seinen Hals. So blie ben sie lange Zeit, versunken in ihr Glück. Endlich sagte Hohenegg: „So oft war ich allein hier in diesem Raum. Verbittert, mit mir und der Welt zerfallen. Schließlich wurden mir meine Bücher Freunde. Lies mir etwas vor, Ruth, aus dem Buche, das mir den ersten Trost brachte." Ruth las mit ihrer sanften Stimme die Fortsetzung des Romans, den sie gestern angefangen. Ein paar Stunden vergingen wie im Fluge. Ruth war zu Ende, legte das Buch beiseite. Da riß Hohenegg sie an sich. „Nun bin ich glücklich, Ruth, meine Ruth, genau wie die zwei glücklichen Menschen dort drinnen im Buch." Fest preßten sich seine Lippen auf den kleinen Muni» des jungen Weibes. Die Turmuhr schlug Mitternacht. In Hohenegg war nach kurzer Zeit das letzte Licht verlöscht. Im Park konnte ein wildes Taubenpaar nicht zur Ruhe kommen. Es koste und schnäbelte sich. Neugierig sah der Mond durch die Scheiben des Schlos ses. Befriedigt lächelte er. Hier wohnte das Glück. Die Schatten der Vergangenheit reichten nicht mehr an dieses Glück heran, — Ende. — „Sie können mir gratulieren, alter Freund, ich hab mich mit einem schönen und äußerst intelligenten Mädchen ver lobt." „Ist ja großartig, lieber Junge — na, und welche von beiden wirst du heiraten?" Ein bekannter Dramatiker arbeitet stets zusammen mit seiner Frau. „Das geht sehr schön," erklärte er, „ich brauche nur auf dem Schreibtisch die Liste meiner „Personen" liegen zu lassen. Dann macht sie mir sofort die schönsten „Auftritte" und „Szenen". Den Schluß muß ich allerdings selbst ma chen, denn sie kann kein „Ende" finden."