Volltext Seite (XML)
Das kleine Lied vom Leben Horch, wie die Geige tönt! Horch, wie sie stöhnt! Sieh, wie die Tone verweh'n, denk', wie die Träume vergeh'» — Leben ist Lied vom Leid, ist nur schwankende Zeit. Jmmerwechselnde Stunden geben immerwechselndes Schicksal im Leben. Wir müssen die Stunden tragen, müssen nicht so viel fragen. Wir wissen nichts, sind wie der Wind, nur Töne, die — — verklungen sind. — Heinz Adrian. Sein Geist Lut. 9, 55: Jesus aber bedrohie sie. und sprach: „Wißt ihr nicht, welches Geistes Kinder ihr seid!? Des Menschen Sohn ist ntchi gekommen, der Menschen Seelen zu verderben, sondern zu erhalten." In diesen Tagen hat die Stadt Magdeburg ein seit- iames Fest gefeiert: das Fest seiner einstigen Zerstörung 1631. Sonst feiert man doch zumeist Feste zur Erinnerung daran, daß etwas Neues entstand. Besonders eindringlich spricht diese Erinnerung zu uns allen. Sie führt uns zurück in die blutigen Kämpfe um den Glauben und sie führt uns damit eine der schauerlichsten Verirrungen vor die Augen: daß man Golt zu dienen meint und seinen eigenen „Glauben" beweise, indem man andere, die anders über ihn denken und ihm auf andere Weise dienen, ver nichten möchte. Diese Verirrung zeigt sich in den Religio nen in der Geschichte immer wieder. Doch die Religionen bemühen sich, sie zu überwinden. Dagegen sind's gerade heute die F e i n d e der Religion, die sich dieser Lerirrung wieder zuwenden und ins Untergeistige hinab sinken, in das bloß Natürliche unserer menschlichen An lage. Überall und immer wieder ist ja der Wille, Anders senkende gewaltsam zu verfolgen, zu finden und in unserer Zeit wohl mehr als lange Zeit bisher, auch wenn es nicht gleich mit Feuer und Schwert geschieht. Es zeigt sich gerade darin eine schlimmer Trieb der Menschennatur, den zu überwinden wir alle mit allem Ernst uns mühen müssen. Gerade wir Christen — mögen's die andern halten, wie sie wollen. Wie ernst nimmt es Jesus bei den Seinen mit diesem vermeintlich heiligen, in Wirklich keit so unheiligen Eifer! Aus seinem Geist ist das nicht, was so getan wird. Also nicht für ihn geschieht es, sondern gegen ihn; also es baut nicht an seinem Reich, sondern zerstört. Sein Geist will's anders. Sag' einmal, mein Leser: Weißt du eigentlich, welches Geistes Kind du bist- Und handelst du danach? Heimatfest und heimatfroh. Es tft eme at^ BmsenwelSheu: DaS Leven ch unser Vester Lehrmeister Warum aber, wenn es eine solch billige Weisheit ist, vergessen wir das so oft wieder? Die neuzeitliche Emwnk- iung ha' gezeigt, daß für unsere heutige Jugend der Begriff veimai la sogar das Gefühl für den Begriff Henna: gar nichts mehr so Selbstverständliches ist. Zugleich aber sind sich Er ziehung und Pädagogik unserer Lage darüber im klaren, daß vw reckne Einfügung des Menschen m das Leben gerade von v-n ihm nächste» Bezirken auszugehen hat, und zu diesen nächste^ Bezirken gehör: doch unstreitig die Heimat Aus der einen Lett« also ein um sich greifendes Gefühl der Heimat- losigkeil, aui der andern Seite die Erkenntnis, daß wir, um zu einer rechren Lebensgestaltung und zu einer rechten Sinn- gebung oes Lebens zu kommen, irgendwo mii unserem Gefühl und unserer Liebe aus festem Grund stehen müssen, mit anderen Worten also, daß wir irgendwo das Gefühl von „Heimat" haben müssen. Nun tun Schule und Elternhaus sicherlich ihr Äußerstes, um sic ihnen anverlraute Jugend die Kenntnis von und die NMSMMkWWM Roman von Gert Rothberg. 27. Fortsetzung Nachdruck verboten Eine dunkle schwere Stimme, die Stimme seines eigenen Gewissens, dröhnte in ihm: .Vaterland, das dir das Höchste sein sollte, hast du geschädigt, nur und immer nur den eigenen Gewinn im Auge. Ein blasses Kind stand vor ihm: , »Du hast uns hungern lassen, nun ist Gottes Strafe auch über dich gekommen." ' mit beiher Händen in die Luft. 6 "lle. ich gutmachen!" lähmte ihn. Er konnte nicht mehr gutmachen, den er war ein Bettler. Diese unselige Speku lation, die sein Vermögen verschlungen hatte ^-^das^n Balles g^ bauend auf das Gluck, das i noch nie verlassen, und er hatte ver- Mr noch Wochen konE verdecken, im günstig sten Falle ein paar - dann Dann mußten es seine Kinder erfahren und mit ihnen die Welt. „Wäre ich arm und ehrlich geblieben, wie anders könnte mein Alter iein," sagte er schwer vor sich hj„ Angestrengt dachte er nach. Harry konnte ihm nicht hel fen, denn welche reiche junge Dame würde seinen häßlichen Sohn nehmen? Das wäre nur im umgekehrten Fall möglich gewesen, nämlich, wenn Harry noch reich gewesen wäre und er ein armes Mädel genommen hätte. Aber arm und häßlich? „Harry, vergib mir," murmelte der alle Mann. And Isabelle? Sie hatte ja auch nur lauter Anbeter, die das reiche Mädchen umschwärmten, m der Hauptsache ihr Erbe liebend. Er selbst fühlte keine Kraft mehr in sich, das Schicksal, welches mit erbarmungsloser Hand nach ihm griff, in andere Bahnen zu lenken. Liebe zu der Heimat zu lehren. Und doch muß das unzureichend bleiben, wenn wir nicht auch hier das Leben zum Lehrmeister nehmen; denn wie sollten wir lieben, wenn wir das Objekt unserer Liebe nur undeutlich aus der Ferne kennengelernt haben? Darum also: Heran an das Objekt, heran an die Heimat. Und das „Wie" dürfte nicht schwer sein Wir müssen unsere Jugend die Liebe zum Wandern lehren Die Natur, die Menschen, die Tiere, draußen geschaut und draußen erlebt, wer den ganz anders mit dem Gefühl der jungen Menschen ver wachsen. als wenn sie ihnen nur aus dem Unterricht — und sei er noch so gut — bekannt sind. Begriffe für Entfernung, Zeit, Höhe und Tiefe und noch so manche andere, mit deren Erklärung man sich in der Schule oft reichlich plagen mutz, werden von den Kindern in ihr Wissen spielend eingeordnet werden. Aber diese Reale scheint mir nicht einmal das Wesem- liche. Biel stärker wird bei aufgeschlossenen jungen Menschen die Wirkung aus Herz und Gemüt sein, wenn sie erst einmal Freude am Wandern bekommen baden. Wandernde Jugend. Zum Jugendherbcrgstag am 16. und 17. Mai. Das Wandern ist schon längst nicht mehr blotz des Müllers Lust! Ja, wer Weitz, ob die Müller überhaupt noch in so großen Scharen wandern, daß sie selbst den verträumten Dichtern aufsallen müssen! Die Müller fahren letzt wahrschein lich mit der Eisenbahn, wenn sie sich die Welt ansehen wollen. An ihre Stelle sind aber große Scharen anderer „Wanders männer" getreten Nein. „Wandersmänner" ist nicht das richtige Wort, denn erstens sind auch Frauen dabei und zweitens sind es überhaupt weder Männer noch Frauen, sondern Jungen und Mädel, sie erst einmal Männer und Frauen werden wollen. Jugend geht auf Wanderschaft, um sich an Gottes schöner Natur zu erfreuen und zu erquicken, um Sehenswertes zu besichtigen, Städtebilder, Dorfanger, Ruinen alter Burgen und was sonst noch jo oorkommt in der Welt. Ränzel aus dem Rücken, Stecken ober Laute in der Hand — je nachdem —, so geht es hinaus für ein paar Feier stunden, für ein paar Feiertage! Und ein lustig Lied wird hinausgeschmeiterl, bald gesungen, bald gepfiffen, oder auch ein wehmütiges - le nachdem! Und abendS, wenn sie müde wird oom Sehen und Singen und Wandern, winki der Jugend als freundliche Ra st st all die Jugend herberge. wo sie gut ausgenommen und sicher unter- gebrachl ist Mit dem Jugenbwandern sind unbeschreibliche Werte ver- vunden, und man sollte es nicht bekritteln sondern fördern, and wenn einem etwas nicht ganz in Ordnung vorkommi — nun, dann sollte er es eben besser zu machen juchen, aber nicht gleich alles über den Hausen Wersen Und da soll denn gleich noch gesagt werden, daß es mit dem Jugendwandern durch aus nicht immer so wunderschön bestelli ist, wie uns das dünken will, wenn wir den fröhlich dahinziehenden Jungen und Mädeln begegnen, und daß noch viel, sehr viel getan werden muß, wenn das Wandern, das zu Volkskraft und Volksgesundheit fübri, etwas Rechtes werden soll Noch ist es nur ein kleiner Bruchteil der Jugend, der sich zum Wandern i-ekehri Hai, noch hockt die große Masse unserer Jugend Sonniag sür Sonntag in der S>adt und weiß nichts von der Schönheil des Wanderns, noch sind vor allem die Jugend herbergen nicht so ausgebaui und so zahlreich, daß sie alle wandernde Jugend bequem beherbergen könnten Ja, und deshalb sollten wir, die wir so arg erwachsen sind, aber trotz dem ein Herz für die Jugend haben, mil Hand anlegen und Wassen und wirken, um den langen Wanderen ein bißchen zu helfen, und wenn ,eyi die wanderlustige Jugend für >hr Herbergswerk wirbl. wie sie bas iun will, jo wüten wir, statl immer bloß zu kritteln und Altersweisheil zu verzapfen, lieber einmal in die Tasche — es kann auch die Brieftasche sein greifen und unser Scherflein beitragen für die Ausgestaltung des noch sehr im argen liegenden Jugend- hervergswerkes! Krokodilschlächterei in Brasilien. Für diese lungen Menschen erhall der Begriff Heiinal, er- hält d-r Begriff Volk einen andern Sinn, einer, Sinn der die Kenntnisse vr»r Schule und Hörsaal in den Schatten stellt, weil seine Keunnnsje von der Erfahrung Herkommen, von dem Er leben am Objekt Können die noch dieselben bleiben, die heute >n der Fabrik, hinter dem Verkaufstisch, an der Werkbank stehen, die heule noch aus den Schulbänken oder Himer den Schreibpulteu sitzen, und morgen frei dahinstretsen durch Wald und Wiese, die mir den Bauern sprechen und Kameraden begegnen, die sie daheim nie gesehen, mil denen sie sich nie hüllen austasschen können? Können die noch dieselben bleiben, die heute in aller Hast über die Fahrdämme der Großstadt huschen und morgen tu aller Beschaulichkeit die Wunder einer kleinen Stadt schauen, die Anmut einer Dorfkirche, die Schönheit eines Hassgiebels, die Besinnlichkeit und urwüchsige Festigtet! eines baumuwstandenen Gehöftes und nicht zuletzt die klare, sachlich schöne Gestaltung der neueren deutschen Jugendherbergen? Jedes Zögern des Fußes, ieder bewußte Blick aus eines dieser Dinge trägt einen kleinen Stein zu dem bet, was wir Gefühl für Heimat nennen und was Liebe zur Heimai schafft Wie es — im Gegensatz zum Vergnügen — bas Wesen ver Kunst ist, baß sie ven Menschen nachwirkend bilde! und form:, so wird auch dieses Schauen und Erleben von Arbeti und Natur und Kultur diese jungen Menschen bilden und formen Es wird Ihnen tiefer als alle Worte und Lehren die Liebe zu Volk und Heimat in die Herzen senken Schritt- weise wird es geschehen, nicht von heute auf morgen, aber es wird qenüehcn Zpenäet für Äie äugen äkerbergen. „Nur ein Wunder könnte mich noch retten, doch dieses Wunder wird nicht geschehen." Der Kopf des alten Mannes schlug schwer auf die Kante des Schreibtisches. 11. Kapitel. Stine kam die Treppe herauf. Ihr gesundes Gesicht war heute etwas blaß, denn all das Bevorstehende riß an ihr. Aber sich nur nichts merken lassen, tapfer ausharren neben Joachim. Hanna war in den letzten Tagen ganz vernünftig ge wesen. Nur heute früh war sie plötzlich reisefertig in Stines Zimmer gekommen, ein braunes Köfferchen in der Hand. „Ich muß verreisen, Tante Stine," sagte sie hastig. „Joa chim wird es dir gewiß schon gesagt haben." Stine war einen Moment ganz verdutzt. „Wohin, Hanna?" „Ach, das ist ein Geheimnis." Stine begriff. i „Aber Kind, du hast dich im Tage getrrr. Heute hast du dein Gartenfest. Am Montag reist ihr doch," hatte sie ruh?g gesagt und der Bedauernswerten das Köfferchen aus der Hand genommen. Willenlos ließ Hanna es geschehen, als Stine ihr beim Entkleiden half. Ihre Augen hatten einen eigentümlichen starren Ausdruck. „Das Gartenfest ist heute, das ist ja richtig, ich danke dir, Tante Stine." Und während sie das sagte, drängten sich ein paar flam mende schwarze Augen in ihre Erinnerung, streckte die Eifer sucht ihren Stachel in ihr krankes Hirn. Stine aber brachte es sogar so weit, daß Hanna ein paar Stunden schlief. Und als sie erwachte, war sie vollständig klar. Sie traf nun sorgfältig ihre Vorbereitungen und ein schwarzes Samtkleid, welches ihr ihre Jungfer, die sehr ge wandt war, für diesen Tag zurecht gemacht, floß an ihr nieder, die Marmorblässe ihres Gesichtes noch mehr, her vorhebend. Um ihr eine Freude zu machen, hatte Joachim ihr ein Diadem aus wunderbaren Brillanten geschenkt. Als sie zu ^ihm ins Zimmer trat, ging er ihr schnell entgegen. Von Ulrich von Riet. In allen stehenden und fließenden Gewässern der nord brasilianischen Rieseninsel Marajo befinden sich sehr viel Krokodile, die drei Arten der Kaimanklasse angehören; alte Tiere der größten Art erreichen die ansehnliche Länge von fünf Metern und können daher recht gefährlich werden. Im allgemeinen greifen die brasilianischen Krokodile den Menschen aber nicht an, wahrscheinlich, weil sie an den vielen Fischen und Wassertieren, die es dort gibt, überreichlich Nahrung finden. Die Insel Marajo, die fast unter dem Aequator in der Amazonasmündung liegt, unterscheidet sich von dem umge benden Festland dadurch, daß sie fast ganz waldlos ist. Das Innere der Insel — die mit ihren 42 000 Quadratkilometern noch größer als die Schweiz ist — besteht aus weiten Steppen, die, von der Regenzeit abgesehen, ein trocken-heißes Klima haben. Dort weiden Rinderherden, die nach Hnndcrttansen- den von Köpfen zählen und den drei oder vier Eigentümern der Insel gehören. Diese Herden werden von den Vaqueiros (berittene Hirten, Cowboys) betreut, die fast das ganze Jahr um die Herde herumreiten. Fast — denn in der vorn Jannar bis April dauernden Regenzeit sind die Steppen oft mctertief überschwemmt, sodaß sich das arme Vieh dann an etwas höher gelegenen Stellen znsammendrängen muß. Dabei hat cs weite Strecken bis zum Bauche im Wasser watend zurückzu legen und viele Bäche zu durchschwimmen, die dann zu breiten Strömen anschwellen. — Das ist die beste Jagdzeit für die unzähligen Krokodile, die schwimmend die Herden verfolgen. Besonders gern reißen sie die jungen Kälber und schnappen „Du bist heute sehr schdv, Hanna," sagte er und- küßte sie auf die Stirn. Sie lächelte zu ihm auf. „Ich fühle mich wohl wie seit langem nicht. Ich will heute sehr vergnügt sein, Joachim. Und tanzen will ich, tanzen." Er sah besorgt in ihr Gesicht. Auf den vorhin so blassen Wangen glühten jetzt zwei rote Flecken. Sie hob den Kopf. „Ich glaube, unsere ersten Gäste kommen," sagte sie und trat an das Fenster. „Dort biegen bereits zwei Wagen in den Schloßhof ein, komm, Joachim." Ein herrlicher, warmer Sommerabend. Schon am Nachmittag hatte man sich amüsiert durch alle möglichen Spiele und Unterhaltungen. Jetzt wurde das große Feuer werk abgebrannt. Joachim ging um das Wasser herum, um den Leuten noch eine Anweisung zn geben. Da kam er an dem kleinen dich ten Gebüsch vorüber, wo er Ruth im Arm gehalten, und er blieb stehen, sah sich um, als müsse auch heute ihr liebes Gesicht vor ihm auftauchen. Und sie war ja so weit fort von ihm, das wußte er doch. Ihn freute nichts. Er kam sich vor wie ein Uhrwerk, das seine Stünden abläuft. Por all den Aufregungen, die ihm noch bevorstanden, graute ihm. Und doch mußte es sein. Joachim war bei den Leuten angekommen und gab seine Anweisungen. Dann ging er schnell wieder zu seinen Gästen zurück, die lachend und plaudernd im Park promenierten. Er zwang sich zu einem fröhlichen Gesicht. „Heuchelei, immer der Welt etwas vorheucheln," dachte er bitter. Eine Stunde später saß man an der Tafel. Isabellas strahlende Augen hingen in^heißer Sehnsucht an Joachims schönem Gesicht. Frau von Sassewitz wurde am Aermel gestreift. sFortsetzung folgt.)