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Wilsdruffer Tageblatt : 16.05.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193105166
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310516
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310516
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-05
- Tag 1931-05-16
-
Monat
1931-05
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 16.05.1931
- Autor
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Wilsdruffer Tageblatt s Blatt. Nr. 112 — Sonnabend, Sen 16. Mai 1931 Was ist Liebe? Wes tragen — auf sich nehmen, Sich zu jeder Tat bequemen, Selbst nichts haben und doch geben, Nur damit die anderen leben; Alles sehen — alles fühlen Schmerzen stillen — Wunden kühlen, Ohne Worte, ohne Zeichen — Alles glätten — alles gleichen ! Im verworrenen Weltgetriebe Das ist L -iebe. Dresdner Plaudereien. Blicke ins Blütenmeer. — Verdrießliche Fahrt in den Frühling. Iugendwandern und Jugendherbergen. — Lästige Geldstücke? Hygiene-Ausstellung. — Der „freundliche Nachbar" jenseits der Grenze. — Rund um Deutschland. Wohin reisen wir in diesem Sommer? (Nachdruck verboten.) Auch anderwärts blühen wieder die Bäume und man könn te mit einem Hinweis auf diese Tatsache die Einladung zu einer Baumblutpartie ins Elbtal kurz abtun. Aber damit würde man sich und Andere um einen außergewöhnlichen Natur- gcnuß bringen. Der Reiz liegt hier in der Menge und im Land- schaftsbild. Da muß man denn schon einmal durch den Zscho- ner Grund vor den Toren unserer Stadt, etwa von Kem -. n i tz aus, zur Zschoner Mühle gewandert sein und dann von hier aus, fast immer durch ein wahres Blütenmeer gehend, sei nen Weg durch stille Dörfer, wie Podemus, Mobschatz und an dere Ortschaften genommen haben. And wer von der Herren kuppe bei Oberwartha den Blick auf das weite im Blütenkleide prangende Elbgelände schweifen ließ, vergißt dieses entzückende Bild nicht so leicht wieder. Wer auch drüben auf der anderen Stromseite, in der Lößnitz, nicht mit Anrecht „sächsische Ri viera" genannt, kommt der Naturfreund auf seine Rechnung. Hier kommt zur Kirsch-, Birnen- und Apfelblüte noch das Zartrosa der Pfirsichblüte und der reiche Blumenflor wohlgepflegter Gärten. Reizvoll auch das Blütenmeer im oberen Elbtale bis hinauf zur sächsischen Schweiz. Da ist es ein besonderer Genuß, vom Decke eines Dampfers aus in all diese Frühlingspracht zu schauen. Das Schöne richtig zu genießen will allerdings verstanden sein. Die einst so beliebten Kremser- und Leiterwagenpartien Hal das Lastauto verdrängt. Es war ja ein mehr als zweifelhaftes Vergnügen, stundenlang auf schmalem Brett in einem maienge- fchmückten holpernden Leiterwagen zu sitzen, aber solch kleine Beschwerden wurden gemeinsam humorvoll ertragen. Jetzt er hebt man ein Lastauto zum Personentransportmittel, stellt -'n paar Bänke hinein und los gehts. Am vergangenen Sonntag sah der Plauderer im Stadtgebiet solch eine Fuhre. Sie hielt auf einer stillen Straße oberhalb des Hauptbahnhofs. Innerhalb der vielleicht früh in guter Stimmung gewesenen Teilnehmerschar war es zum „Krach" gekommen. Ein Teil der Mißvergnügten, vielleicht der „Aeltestenrat" war ausgestiegen und stritt sich auf der Sraße herum, während das „Plenum" noch im Wagen laut diskutierte Nur die weiblichen Mitglieder waren in diesem „Parlament" ausnahmsweise stumm. Mißmutig dreinblickend, hockten sie zwischen den „Manns'n und sehnten sich anscheinend vorzeitig nach dem heimischen Herd. Da Augen- und Ohren- zeugen des Streites offenbar nicht erwünscht waren, so ist Emil bald weitergegangen., er konnte nur noch den Vorschlag hören, daß jeder mit den nächsten zwei Stunden anfangen- könne, was er wolle, und daß nach Ablauf dieser Fist die Heimfahrt ins östliche Sachsen angetreten werden solle. Der brave Chauffeur hatte anscheinend keine rechte Freu'de an seinen Fahrgästen, denn er rief ihnen laut und vernehmlich zu: „Mährd nu mal aus mit Eierm Quatsch, damit ich ooch mal zu'n vernimftigen Glas Bier komm!!" Hoffentlich hat diese „Stimme der Vernunft" den Sieg davongetragen. Da lob ich mir das rechte Wandern. Mit Rucksack und Stecken. Allein oder mit einem guten Kameraden. Früh heraus und drei bis vier Stunden frisch weggelaufen, dann eine längere Mittags- und Ruhepause und nachmittags noch ein paar Weg- chunden. Die ganze Wanderung verläuft natürlich alkoholfrei. -Uoer am Ziel, nach vollbrachtem Tagewerk, kann man dieses an sich empfehlenswerte Prinzip wieder verlassen. Dann schadet ein guter Schoppen nichts, doch während des Wandern, fördert er die Müdigkeit. Dies haben auch die Träger der Iugen dH er be rgs beweg ung richtig erkannt, die soeben eine hoffent lich erfolgreich gewesene Werbewoche für ihr ideales Werk be endeten. Des Plauderers Grundeinstellung zur Jugendpflege ist schon mehrfach d-argetan worden. Er widerrät bekanntlich jeder Aeberspannung und Aebertreibung und er möchte bei-allen Für- forgemaßnahmen das notleidende Alter nicht hintangestellt wissen. Das deutsche Iugendherbergswerk ist vorbildlich und die Not her gegenwärtigen Zeit läßt eine Erweiterung auch gar nicht zu. Zur Errichtung weiterer Herbergshäuser fehlen also die Mittel. Aber das bisher Geschaffene m-utz unbedingt erhalten werden, denn es stellt ein wertvolles Kulturgut dar. Tatfache ist jedenfalls, daß das Iugendwandern durch 'die Schaf fung von Jugendherbergen erst in die richtigen Bahnen gelenkt worden ist. Die Wandervogelbewegung der Vorkriegszeit war nicht frei von Extremen. Auffällig gekleidet zog -die Jugend drau ßen herum und für mehrtägige Reisen fehlten die geeigneten Unterkünfte. Dann hörte man von Auslandsfahrten jugendlicher Wandergruppen. Ohne das eigene deutsche Vaterland schon rich tig zu kennen, zog man mit unzureichenden Mitteln nach fernen Ländern und baute auf die Gastfreundschaft von -deren Bewoh nern. Damit ist 'dem Ansehen unserer Nation Schaden zugefügt worden. Jetzt ist Deutschland mit einem ganzen Netz zweckmäßig eingerichteter Jugendherbergen überzogen. Für wenige Groschen erhält der Wanderer ein sauberes Nachlager, gute Verpflegung und hat bei schlechtem Wetter eine Bleibe, in der er sich wohl fühlt. Dabei ist besonders beachtenswert: in allen deutschen Ju gendherbergen herrscht politische und konfessionelle Neutralität. Die schwere Wirtschaftslage ist auch auf das Iugendherbergswerk nicht ohne Rückwirkung geblieben. Der -arbeitslos gewordene Va ter vermag seinem Jungen nicht mehr ein geringes Zehrgeld zum Wan'dern zu geben. Der Besuch der Jugendherbergen hat in folgedessen im vergangenen Jahre erheblich abgenommen und es ist nicht leicht, das mit vielem Opfern Errichtete zu erhalten. Hier zu sollte nun die Werbewoche beitragen. Auch hier gelte der Wa-Hlspruch: Nicht rückwärts und -abwärts, sondern auf wärts und vorwärts! Eine etwas kuriose Notiz nahm in diesen Tagen ihren Weg durch viele Zeitungen. Da stand schwarz auf weiß zu lesen, daß hie Deutsche Reichsbank in ihren Kellern für 1 5 7 Millivnen Fünsmarck stücke liegen habe, die sie ihres „unhandlichen Formats" und -ihres schweren Gewichts wegen nicht los werden könnte. Da kann man bloß ausrufen: Haste Töne? Sollte es wirklich Menschen geben, 'die Fünfmarkstückc ablehnen. Gewiß, so Stöcker zwanzig belasten den Beutel, -aber in der Regel hat man so viele runde Dinger nicht beisammen. Diejenigen, denen solcher Metallsegen unbequem ist, vergeßen meist, daß das Pa piergeld, das ein weniger sauberes Zahlungsmittel barstellt, einer Golddeckung bedarf, Silbergeld jedoch nicht, weil das Silber metall selbst einen gewissen Wert repräsentiert. Da hie Reichs bank nach den gesetzlichen Bestimmungen gezwungen ist, gemünz tes Geld in einem Gesamtbeträge von 1,3 Milliarden Mark nicht nur zu prägen, sondern auch auszugeoen, war sie seinerzeit gezwungen, auch Dreimarkstücke und Fünfmarkstücke prägen zu lassen. Das Gewicht ist überall das gleiche, das heißt, fünf ein zelne Markstücke oder ein Dreimarkstück und ein Zweimarkstück oder ein Dreimarkstück und zwei einzelne Markstücke oder zwei Zweimarkstücke und ein Markstück oder ein Zweimarkstück und drei einzelne Markstücke — sie alle wiegen jeweils 28 Gramm, also genau so viel wie ein Fünfmarkstück. Die Belastung der Tasche ist -also die gleiche. Darum nehme man gern unb gut die „kleinen Wagenräder", noch dazu bei der gegenwärtigen Geld knappheit. Wir wollen nicht -hoffen, daß die dunklen Andeutun gen, die kürzlich der Reichsfinanzminister gelegentlich einer Rede in Varel -machte, Tatsachen werden. Die be-Äen letztoergangenen Wochen haben den Dresdnern die Wiedereröffnung der Internationalen Hygiene-Ausstellung und die große Su d ete n d e u t- sche Kundgebung gebracht. Hierüber ist bereits ausführlich berichtet worden. Aber ein paar Bemerkungen können noch an gefügt werden. Glaube niemand, der vielleicht im vergangenen Jahre der Ausstellung einen flüchtigen Besuch abstattete, er hätte alles gesehen, Nein, diese Schau ist so reichhaltig, so lehrreich und so interessant, daß man ihr ruhig noch ein paar Tage widmen kann. Zu dem bisherigen Ausstellungsmaterial ist noch manches Neue gekommen. Verschwunden ist die Abteilung Sowjet-Rußland. Das ist kein Verlust, denn sie war sehr ein seitig und bewußt politisch aufgezogen. Neu ausgestellt haben Italien, Enland und Frankreich. Ferner sind einige neue wissen schaftliche Abteilungen geschaffen worden und in einem großen Schaubergwerk hat die Ausstellung eine besondere Sehens würdigkeit und Anziehungskraft erhalten. Wie viele haben keine MkWWNkiMm OK -r» Roman von Gert Rothberg. Atzung Nachdruck verboten Kbre^^r Frau von Hohenegg geben sich die Ehre, am 3. Au^ Fräulein Isabelle Halmer zu dem ginn 4 Uhr " stEfindenden Gartenfest einzuladen. Be- Schreiben sinken. Ein heißer Strom bÄw Frau kam er wieder, der Haß auf die l Isal^lle blickte '^em Platze behaupten wollte. Marum war 'r r vor ych hin. gegeben, wenn sie ein°einr"°^? Hütte sie darum egg allein gewesen wäre^^ 3°^"" von Hohen- maren sie wirklich einm^ - dazu kam cs nicht. Und "L »i-" «n Mi. es war weder Ort noch beobachtet und - nulle mar viel chre Reize wirken zu las sen. I,abclle war vier zu Mou, daß s-? hätte sie daran denken können ze seine K«u -u werden. Sie warf den Kopf zuruck, vetzt hieß es warten. Sie klingelte dem Mädchen und beauftragte es, ihr das Modellbuch der Modistin, das diese ihr gestern zur Ansicht geschickt, herüber zu bringen. Die Wahl ihrer Toilette nahm viel Zeit in Anspruch, denn natürlich mußte sie alle über strahlen. . Am Tage vor dem Fest saß 31,Elle allein in ihrem Zimmer Da wurde die Tür hastig geöffnet und Borislaw Sinsky stand auf der Schwelle. Ruhig sah sie ihm entgegen. Nur zögernd kam es über seine Lippen: „Isabelle?" Sie blickte ihn verächtlich an. „Du hättest dich ruhig anmelden können, Borislaw. Ich hätte dich empfangen, denn ich war ja vorbereitet durch dei nen Brief." Ihre Ruhe verblüffte ihn. „Isabelle, ich kann ein Leben ohne dich nicht ertragen, ich muß in deiner Nähe atmen, soll ich leben können." Er blickte sie mit einem beschwörenden Blick an, doch kalt hielt sie diesem Blicke stand. Sie dachte gar nicht daran, ihn zum Sitzen aufzufordern. „Ich habe dir gesagt, was mein fester Entschluß ist und nehme von meinen Worten kein einziges zurück. Du müß test mich kennen, Borislaw. Ich habe keine Lust, die Frau eines — Zigeuners zu werden." Hart, grausam trafen ihn ihre Worte. Er trat näher. ! „Und — Isabelle, hast du das nicht früher gewußt, was ich bin?" Sie zuckte mit den vollen Schultern. „Wozu die Frage, Borislaw? Es hat keinen Zweck, dar über zu streiten. Ich bin der Auseinandersetzungen mit dir müde. Ich habe anderes zu tun." „Ich will eine klare Antwort von dir, Isabelle!" „Du hast sie, Borislaw. Ich bin fertig mit dir!" Mit eisernem Griff faßte er ihre Hand. „Nein, Isabelle, wir sind nicht fertig miteinander, noch lange nicht. Du hast kraft deines Reichtums nicht die Macht, mit Menschenherzen zu spielen. Ich warne dich, Isabelle. Hüte dich! Ich, der arme fahrende Zigeuner, könnte ver gessen, daß du die Tochter des reichen Halmer bist, sondern ich könnte denken, du bist ein Reptil, ein giftiges Reptil, das der Menschheit Schaden bringt und das man vernichten muß!" Sie lachte leise auf, im Bewußtsein, einen Helfer hinter sich zu haben, im Kampfe mit diesem da, dessen unerwünschte Leidenschaft und Anhänglichkeit sich ihr hindernd in den Weg zu stellen wagte. „Du lachst, Isabelle? Lache nicht, es ist bitterer Ernst!" Ganz nahe kam er an sie heran, die weißen, schlanken KUnstlerhände legten sich um ihren Hals. Ein Verstehen kam ihr. rechte Vorstellung von der Schwierigkeit des Bergmannsberufs, von den Leuten, die -uns die „schwarzen Diamanten" aus tiefem Erdenschoß ans Tageslicht bringen? Der Sudetendeutfche Tag war ein Bekenntnis zum Deutschtum. Man weiß, unter welch schwierigen Verhältnissen unsere deutschen Müder jenseits der weiß-grünen Grenzvfähle leben, wie unendlich schwer es ihnen gemacht wird, ihre Nationalität zur Geltung zu bringen. Dafür spricht schon die eine bedauerliche Tatsache, daß die tschechoslo wakische Regierung die Ausstellung von Sammelpässen zu Grup penreisen nach Sachsen verweigerte. So etwas nennt man ,in Frieden und Freundschaft" leben. Ja, man tre-ibts arg mit uns Deutschen und es wird allerhöchste Zeit, daß sich nun endlich der schon vor Jahren -verheißene 'Silberstreif -am dunkkleN Hori zont zeigt. Auf sportlichem Gebiet -interessierte die Deutschland- Rad fahrt, die in -vielen Etappen vor sich geht und an der deutsche und ausländische Beinmuskelhelden beteiligt sinh. Die Herren waren früh in der Blumenstadt Erfurt -in den Sattel ge stiegen und bewältigten in nicht zu schneller Fahrt ihr Pensum. Die Reise ging über Zwickau nach Chemnitz und Freiberg. In Dresden wurden die 28 Teilnehmer an der Weißeritzstraße von einer nach Tausenden zählenden Auschauermenge erwartet. Ge gen 5 Uhr nachmittags tauchte die Spitzengruppe auf und wurde stürmisch begrüßt. Ls gehört schon ein tüchtiges Training dazu, um solch eine Fahrt bis zum Ende aushalten zu können. Am Montag früh sah man die Fahrer unter ortskundiger Führung dem „Waldschlößchen" zustreben, von wo -aus der Wettkampf fortgesetzt wurde. Die Gazetten berichten sehr ausführlich über solch „sportliches Ereignis", das letzten Endes nur 'der Reklame einer bestimmten Fahrrad-marke gilt, als gäbe es in diesen Ta gen keine wichtigeren Angelegenheiten. Aktuell wird zuguterletzt wieder die Frage: Wohin rei se n w i r i n -d i e s e m 'S om m e r ? Darauf wird man vielfach die Antwort hören: Gar nicht — wir bleiben zu Hause! Nicht weil man will, sondern weil man muß. Luxusreisen verbieten sich von selbst, Vergnügungs- und Erholungsreisen in beschei denem Rahmen sollte man aber, wenn irgend möglich, nicht gänz lich aufgeben. Auch wenn es sich nur um einige Tage oder we nige Wochen handelt. Der Nutzen des „Einmal-Ausspannens" auf Körper nd Geist ist nicht hoch genug einzuschätzen. Wie der berufstätige Mann so hat -auch die nimmermüde Hausfrau dieses Ausspannen e-inmal nötig, um dann neugestärkt den Lebens kampf fortsetzen zu können. In Murorten und Sommerfrischen, wo Tausende vom Vermieten leben, hat man sich wieher auf den Fremdenzustrom eingerichtet und vielerorts hat man bei der Preisberechnung den Zeitverhältnissen Rechnung getragen. Wenn aber beispielsweise in einem deutschen Ostseebade, das kein Luxus - bad darstellt, „Pension von 1-2 RMk. an" pro Tag angepriesen wird dann soll man sich in dem betreffenden Hause nicht wun dern, wenn die Zimmer leerbleiben. Wenn dann manche Leute das billigere Ausland vorz-iehen mag man sich hierüber nicht all zusehr entrüsten. Ader man liest — das sei gern anerkannt — auch sehr viele Angebote zu noch erschwinglichen Preisen. Sol chen Vermietern und Mostgebern wünscht volle Häuser Emil. VarcelM Md der SMkMvf. Von Oskar Rühle, Wilsdruff. Die Stadt hat eine Einwohnerzahl von 1,4 Millionen, wo runter sich 20 OOO Deutsche befinden. Barcelona besitzt ganz den Charakter der Mittelmeerländer, der durch die Milde seines Kli mas besonders angenehm -ist. Das blaue Meer u. die umgebenden Berge tragen dazu bei, die Lage der Stadt zu einer reizenden zu gestalten. Barcelona hat ganz das Aussehen einer modernen europäischen Stadt, die, was Handel und Industrie betrifft, an erster Stelle in Spanien steht. Hervorzuheben sind die brei ten, mit verschiedenen tropischen Bäumen bepflanzten Boulevards un'd Straßen. Hier verdient an erster Stelle genannt zu werden die zwei Kilometer lange auf der Höhe hinführende prächtig» Aussicht bietende Straße Alfons XIII. (Wird sie nach der Re volution noch ihren Namen weiter beibehalten?) Barcelona wurde durch seine 1929 stattgefundene großartig angelegte Welt ausstellung bekannt. Auch sie schloß wie alle anderen derartigen Unternehmen mit einem Defizit von 600 Millionen Pesetes — nach unserem Gelbe 260 Millionen RMk.— ab, welche Schuld in sechzig Jahren abgetragen sein muß. Von 'den vielen Kirchen soll nur die eine mit Namen „Sagrada famil-ia", auf deutsch „Hei lige Familie" erwähnt werden. Ihr Blau ist von einem eigen artigen hochmodernen Stil. Vier runde, schlanke Türme stehen in einer Reihe nebeneinander, deren beide mittleren die seit lichen weit überragen. Be-i Sonnenschein funkelt der obere Teil der Türme. Ich habe nicht erfahren können, wodurch diese Aus strahlung erzeugt wirb. Viele Jahre baut man schon an dieser Kirche. Sind die Mittel erschöpft, so sucht man, w-ie bei un- „Borislaw, ich — — ich habe dich nur auf die Probe gestellt, wie konntest du denken, daß es mein Ernst war. Ich liebe dich doch,"Borislaw, genau wie früher liebe ich dich. Du hast die Probe bestanden, bist zu mir zurückgekommen." Feige Angst um ihr Leben, das sie bedroht sah, gaben ihr diese Worte ein. Langsam lockerten sich seine Hände, in den Augen war noch mordende Leidenschaft. „Schwöre mir, Isabelle, daß du mein sein willst! Schwöre cs mir bei deinem Leben!" Isabelle schwur es ihm, in der Hoffnung, bald, recht bald von ihm befreit zu sein. „Du siehst also, Harry," sagte sie «ine Stunde später zu ihrem Bruder, den sie nach Sinskys Weggang.zu sich bitten ließ, „du sichst also, es ist hohe Zeit, mich aus der peinlichen Lage zu befreien. Du weißt ja nicht, wie widerwärtig mir sein von Leidenschaft verzerrtes Gesicht war. Er sah sie spitzbübisch lächelnd an. „Sag mal, Schwesterlein, was bedeutet eigentlich dein Interesse für den großen blonden Hohenegg?" Sie sah den Bruder an, abweisend, zweifelnd, wie weit sic gehen dürfe in ihrem Vertrauen zu ihm Dann warf sic plötzlich entschlossen den schönen Kopf zurück. „Weil ich Hohenegg liebe, weil ich seine Frau werden will." Klang es nicht wie ein leises Zischen durch den Raum? Bewegte sich nicht der dunkelrote Vorhang? Die beiden hatten nichts gesehen, nichts gehört. Harry pfiff durch die Zähne. „Alle Achtung, Isabelle. Aber so viel sch weiß, ist der Mann doch verheiratet. Wo willst du also seine Frau einst weilen hinstcllen?" Sie fuhr auf. „Mach keine faden Scherze, Harry, ich bitte dich. DK Sache ist abscheulich genug und nur die Gewißheit, daß es nicht mehr lange mit dieser Frau dauern kann, hält mich ruhig." tFortsetzunc folgt.!
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