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Bild links: Kött- wird BäbersLaLi? Biaunichienbvhiungen 'm Kölner Stadtgebiet erschlossen an zahlreichen Stellen starke Heil quellen, die eine Temperatur von 18—M Grad Celsius und einen Kehlcnfäurcgehalt von zwei Gramm je Liter haben. Diese überaus günstige Beschaffenheit hat zu dem Entschluß geführt, die Duellen für Heilzwecke auszunutzen. — Links: ein Bohrturm 0er Staat Köln bei Rodenlirchcn; rechts: das Brunnenhaus des Engelbertus-Brunnens bei Köln-Stammheim. * Bild rechts: Eine grundlegende Umwälzung im Dynamobau scheint dem Berliner Ingenieur Paul Hoffmann gelungen zu sein. Die um etwa zwanzig Prozent höhere Leistung des von ihm kon struierten Dynamos beruht auf einem in der Nektrotechnik bisher unbekannten Effekt, der durch eine neuartige Wicklung der An kerspulen erzielt wird. Dieser Effekt ist eine Quelle zusätzlicher Energie, deren Ausbeute den bisherigen Stromerzeugern gegen über einen Reingewinn an elektrischer Kraft 'darstellt. Nicht gesegnet. Erzählung von Ari^a Schanz. Im fürnehmsten Gasthof der Dorfschaft, im „Alten Eekboom" ist Leichenschmaus. In verschwenderischer Füll« duften und dampfen die üppigen Gerichte,' und schon löst fick beim Erscheinen der mächtigen Braten die während der ersten Gänge gebotene ernste Stimmung in lautere Reder und Gegenreden, in Behagen und Gemütlichkeit auf. Dil schweren Weine wurden eingeschenkt. Es ist wie Hochzeit. Nur daß die wirkliche Hochzeit der Gastgeber, des statt' lichen Paares am oberen Ende der Mitteltafel, nichts vor Prunk und Glanz der heutigen Feier gesehen hatte. Scher und blaß saß die Braut, die heute in reicher, schwerer Bauern- lracht, selbst stattlich und schwer trotz der zarten Blässe des vollen Gesichts, neben dem grauhaarigen beleibten Gatter prangt, damals auf ihrem Ehrenplatz. Bor vier Jahren wai das gewesen. Der Bauer, der sich der Sechzig näherte, hatte bald nach dem Tode seiner lange hinkränkelnden ersten Frau mit klares Absicht und Berechnung nach einer zweiten ausgefchaut. Daß die ledige Schwester der blühenden Eekhofmcierir bei einer solchen Umschau in Betracht kommen könnte, Haitz sic selbst am wenigsten geahnt. Sie war alt, wenigstens ältlich, ohne jung gewesen zr sein. Dem Verwandtschastshaushalt dienend und helfend ein gereiht, hatte sie ihr Selbst, ihr hageres, farbloses und reiz loses Ich, völlig vergessen. Der Antrag des Bauern rückte ihr ihr tiefes cigenes Ich in ein heftig verwirrendes Licht. Deutlich und fast ungeschminkt gab ihr der Rodehöfei seine Absichten und Wünsche kund. Was er von ihr wollte, war: die Führung seines Haushaltes, die Anstellung der Dienstleute, die Beaufsichtigung und leibliche Versorgung seines in der nahen Stadt zur Schule gehenden 15jährigev Sohnes, des Herzkernes seines Denkens und Lebens, des Erstgeborenen, jetzt zugleich Aeltesten und Jüngsten, — des Hoferben. Die Bäuerin, die der Hofherr sich als zweite Frau erwählte, mußte wissen und verstehen, daß es sich in ihrer Ehe nicht mehr um behagliche Wochcnstuben und fröhlich! Kindtaufen handeln konnte. Erbrecht und Erbstttc des Landstrichs spricht nach alter sich oft grausam auswirkender Ueberlieferung den Hof den- jüngsten Sohne zu. Hans Heins durch das Erscheinen jüngere: Geschwister zweimal bedrohtes Erbrecht war durch frühei Kindersterben der beiden Nachgeborenen wieder gefestigt. Unk so mußte es bleiben. , Etsabet, die Erwählte, eine Altjungferngestalt, wie au- altem, frommem Buch, hatte ihr fünfundvierzigstes Jahr .zurückgelegt. An Mutterwerden hatte sie in ihrer selbstlosen, harten Jungfernschaft nie gedacht. Beschäm: und verlegen ist das anspruchslose, bescheiden! Mädchen zur reichen Bäuerin ausgerückt. Von Glück gekrönt als rechtschaffen erwählte Braut des großen Bauern schrill sie zum Altar und galt doch, in ihrem Herzen zur Frav erwacht, vor sich selbst nicht als voll. Was einer Hochzeit das Geheimnisvolle, Glückselige gibt, fehlte bei der ihren. Tiej hat sie das empfunden. Weil sie überhaupt empfand, tiefer als sie vorher gewußt, ronme ile im surneymeu Mauenstand dann auch nie zum vollen Glücklichsein kommen. Wohl stand ihr das Frausein. Ein Erblühen, fast eir Schönsein kam über sie. Wohl stand ihr das Schaffen am Eigenen. Und doch war für ihr feines Herz das alles nicht anderes als ein Weiterdienen. Auch ihr Sichfügen in des Bauern rauhe, derbe Ehe herrlichkeit war ein Dienen. Er war nun ihr Mann. Unk er war ihr lieb. Der volle Stand, die volle Ehre des Frau- feins aber war nicht in ihrem Bewußtsein. Auch nicht in dem des Mannes, und es kam oft vor, daß er sich das vor ihr und den Menschen merken ließ. Er hatte kein Kind gewollt und er wollte kein Kind. Aber über diesen Wunsch weg truc er gegen die, die ihm keins brachte, die halb unbewußte Nicht achtung zur Schau, die der Bauer gegen die Kinderlose, dik Ungesegnete, empfindet. Der Bauer will zehnmal kein Kink und trotzt doch gegen die Frau, der es versagt bleibt. Der Rodehofbauer hat dieses verletzende Trotzen aus nehmend gut verstanden. Es ist ein paarmal kein Wagen da, der die Frau zur Kirche fährt, sie muß zu Fuß gehen, gekränkt, mühsam beherrscht. In einem straffen, heftigen Wortwechsel zwischen ihr und dem Stiefsohn, den sie mit stark erwachter Mutterseele liebt, gibt sie dem blonden Unfugtreiber, der in seinem Uebermul kein Maß mehr kennt, recht. In des Jungen lachender Keckheil liegt Wohl ein klein bißchen Liebes, ein Etwas, als müßt! er der Mutter eigentlich folgen. Aber der Vater treibt iHv von Widerspruch zu Widerspruch. Sogar die Dienstleute rerzl er auf gegen den Ordnungssinn und die feine Sparsamkeil der Frau. Tief und alle Freude vernichtend hätten sich Leid und Kränkung in Elsabets Herz einnisten können. Aber es war nicht Zeit dazu. Eine erschreckende Freude kam, jäh und jubelnd, voll heißer Angst und süßester Not. Elsabet, die Fünfundvierzigjährige, soll Mutter werden. Sie möchte vor ihrem Mann in die Knie sinken, sie möchte vergehen vor irrsinnigem Glück. — Gesegnet, — trotz allem und allem gesegnet! Was ein Weib als Höchstes und Liebstes zusammenfasser kann in dem Begriffe: „Kind", das jubelt und singt in der Frau. Sanft und bang hat sie es ihrem Manne gesagt, was Gott an ihnen beiden getan. Der Mann hat drei Tage lang verbissen und arbeits wutbesessen auf seinen Feldern gewerkt, hat sich kaum blicken lassen ini großen, kühlen, jahrhundertealten Fachwerkhaus. Als er aufs neue einlenkte ins tägliche Gleis, schien von ihm zu der Frau hin die Sprache verloren. Um so wortreicher fuhr er auf, wo er den kleinsten Mangel an Ehrerbietung gegen sie bei den Dienstboten merktc oder ahnte. Den Jungen zwang er eines Tages fast auf die Knie zu reuiger Abbitte wegen einer frechen Antwort, die er der Mutter — so nannte er ihm gegenüber jetzt die Fran — gegeben. Allerlei Anschaffungen gab es im Haus, Neuerungen zu beauemerer Wirtschaftsführung. Und Sonntae für Sonntag stano die bestbespannte Chaise zur Kirchsahr! bereit. Nur daß die Frau die Fahrt allein machen mußte. Dem Bauer war in seiner Verstimmung der Weg ins Gottes haus selbst im bequemsten Wagen M weit. Lay oie z^rau sich oies alles zu Herzen gehen ließ unk daneben ein so unsägliches Glück empfand, machte sie Wohl § so besonders frauelich und heimelich schön. Ihr Kino! Gott würde vielleicht geben, daß es eiv Mädchen sei. Ungeneidet, ungehaßt konnte sie es danr zu ihrem Ehesegen erziehen. Mit größerer Ruhe unk Sicherheit, feinerer Berechtigung sah sie von Tag zn Tag ins Leben. Sie lernte sich fühlen, sich breiter und sicherer einfühlen in das Sein und Wesen der begüterten Bäuerin Des Mannes Verbitterung trug sie geduldig und würdig, wie eine Krankheit, in der es doch übergenug Heiterkeit uni Hoffnung gibt. . Es war in den ersten Tagen eines wildsturmlschev Frühlings, als die Bäuerin ihr Kind zur Welt brachte. Härter, rauher, als das Ringen in der Natur, war da- Ringen der Angealterten um das neue Sein. — Haus, Hoj und Dorfschaft war zwei Tage lang erfüllt von dem, wai die Frau litt. Der Bauer stapfte, von widerstrebenden Ge fühlen zerrissen, die Hände geballt, die breite Stirn gekraust zwischen seinen Ackerbreiten dahin. Eine Hoffrau rief ihn um die Stunde des Abendläuten! dann einmal heim, — ohne weitere Mitteilung. Ein Sohr war geboren; — er las es von der Botin Gesicht, — — dn Mutter lebte; auch das konnte er lesen. Und es schrieb sick ihm mit rotleuchtender Schrift ins Herz, als er es las. Das Kind zu begrüßen, kostete ihn harte Ueberwindung Schwerfällig, täppisch, tat er es. Verwundert, mit immei unruhigem Blick sah er aus den Ankömmling nieder. Ein s> winziges, so „hieferiges" Kind hatte er nie gesehen. Mächtig breitbeinig, stand sein erstgeborener Sohn ihm gegenüber an des Neugeborenen Wiege, das Kleine tätschelnd, gutmütig gar nicht tragisch, gar nicht mißgestimmt. Der Landdoktor, dei sein Handwerkszeug zusammenpackte, gab über Bettchen unk Erstgeborenen weg dem Bauern einen nicht mißzuverstehenden Wink. Da ließ der Rodehöfer, von einer seltsamen Ergriffen heit gepackt, es sich die zweite Ueberwindung kosten. Er trat an das große Bett, in dem die Frau schneeweiß und glücklich lächelnd auf den prall gestopften Kissen lag. Dev breiten Nacken duckend, streichelte er mit der harten, braunev Hand freundlich die schönen, vollen Hände. Der kleine Erbe lebte, die Schätzung des Doktors über trumpfend, doch vierzehn Tage. Viel Wesens wurde von seinem kleinen Leben und dem großen Ereignis seines Ster bens gemacht. Unter Beteiligung der gesamten großen Freund schaft und Verwandtschaft ist er mit großem Gepränge feierlich begraben worden. Im „Alten Eekboom" feiern sie eben sein Totenmahl, sein immer lauter und lärmender werdendes Ehrenfest. Vater und Mutter sind still. Wundervoll würdig ist die blasse Frau. Mit wehmütigem Feingefühl versteht sie oie Stimmung, in der der Bauer während des Gelages ein paarmal nach ihrer Hand faßt. Sie läßt sie ihm geduldig, läßt sie ihm auch auf der Heimfahrt, wo er sie lange in der seinen hält. „Mußt nicht bös sein, — wollen, denk' ich, gut zu sammen leben, — gut zusammen kramen", bringt er stockend hervor. Sie nickt, — ruhig und traurig, voll wunderschöner, bäuerlicher Würde. s: Der Bau der grösi- aebaui werden, ist jetzt die große Holzbrücke fertiggestellt, die e bei Saalburg: über schließlich für den Guß der Betonmauer bestimmt ist und n