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wird. Die Abtretung der Besitzrechte soll im September dieses Jahres erfolgen. Diese Maßnahme wird hoffentlich dazu beitragen, daß sich der Sachse auf seine heilkräftigen sächsischen Bäder besinnt. 190000 Textilarbeiter streiten. Starker militärischer Schutz. . Der Generalstreik im nordfranzösischen Textilgebiet ist allgemein durchgeführt worden. Von etwa 125 000 Ar beitern befinden sich 100 000 im Streik. Nur die belgischen Arbeiter, die alltäglich nach Frankreich kommen, um zu arbeiten, haben vorläufig die Arbeit fortgesetzt. Zu Ruhe störungen ist es nicht gekommen. Die Regierung hat alle Maßnahmen ergriffen, um Zwischenfällen vorzubeugen. 2000 Mann stehen bereit, um die Ordnung zu schützen. Neues aus aller Welt „ Tödlicher Absturz im Riesengebirge. Beim Besteigen der Nabenklippe bei Jannowitz im Riesengebirge stürzte der 21 Jahre alte Kaufmannslehrling Tufflick aus Landes hut ab und starb bald darauf an den erlittenen Verletzun gen. Mehrere junge Leute, darunter auch Tufflick, hatten sich bei der gefährlichen Klettertour nicht angeseilt. Mit Heugabeln gegen eine Schulklasse. In dem Aus flugsort Wilanow bei Warschau wurden die Teilnehmer eines aus der Hauptstadt gekommenen Schulausfluges von einer größeren Menge von Bauern überfallen und mit Heugabeln und Knüppeln geschlagen. Mehrere Schüler wurden schwer verletzt. Die Ursache des Überfalles war ein Wortwechsel zwischen einem Bauern und einem Schüler, der sich auf der Suche nach Trinkwasser begeben hatte. Bluttat eines Geisteskranken. In der Nähe von Görz verübte der Gutsbesitzer Jakob von Erzetic in einem An fall von Geistesstörung eine grauenhafte Bluttat. Er erschlug mit einem Beile seine schlafende Frau und seinen zwölfjährigen Sohn. Dann stürzte er sich aus dem Fenster und blieb tot auf dem Pflaster liegen. Millioncnklagc gegen den Exkönig Aman Ullah. Vor einem Pariser Gericht ist gegen den Exkönig Aman Ullah von Afghanistan und seinen ehemaligen Pariser Ge sandten Ghulani Nabi Khan von dem russischen Kauf mann Hanukiew eine Klage eingereicht worden. Hanukiew fordert 13 Millionen Frank wegen Vertragsbruchs als Kostenerfatz und entgangenen Gewinn bei einem Waffen geschäft. Hanukiew hatte von dem Pariser Gesandten den Auftrag erhalten, 50 000 Gewehre und 50 Millionen Patronen für Afghanistan zu kaufen. Er erwarb tatsäch lich beim englischen Kriegsamt die Gewehre, dann aber scheiterte das Geschäft. Wenige Monate später wurde Aman Ullah aus seinem Laude vertrieben. Tödlicher UnfaS beim Absprung mit dem Fallschirm. Ein schwerer Unfall ereignete sich gelegentlich eines Flug tages in Epernay. Eine 17jährige Französin war mit ihrem Begleiter aufgestiegen, um aus großer Höhe einen Fallschirmabsprung auszuführen. Als sich die Maschine m einer Höhe von etwa 500 Metern befand, ließ sich die Springerin aus dem Flugzeug fallen. Der Fallschirm öffnete sich jedoch nicht, so daß das Mädchen mlt zer schmetterten Gliedmatzen tot liegenblieb. Tödlicher Automobilunsall eines ehemaligen Präsi denten von Chile. Nach einer Meldung aus Santiago de Chile ist der Präsident der Zentralbank von Chile, Emiliano Fugueroa, mit vier anderen Personen bei einem Automobilunfall getötet worden. Fugueroa war von 1925 bis 1927 Präsident der Republik Chile. * Europa—Amerika über Grönland. Berlin. Der Flugzeugführer W. von Gronau, der im vergangenen Jahre einen erfolgreichen Erkundungsflug über Island und Grönland nach Nordamerika ausführte, beabsich tigt, Untersuchungen über die slugmeteorologischen Verhältnisse sowie die Luftverkehrsmöglichkeiten zwischen Europa und Nordamerika über Grönland vorzunehmen. Der Abflug soll von Reykjavik aus erfolgen und ist für Ende August geplant. Der Flug soll mit einem Dornier-Wal neuesten Typs und der gleichen Besatzung wie im vergangenen Jahre ausgeführt werden. Der Reichsverkehrsminister hat sein Einverständnis gegeben und seine Unterstützung zugesagt. Danzigs Senatspräsident verzichtet auf halbes Gehalt. Danzig. Der Danziger Senatspräsident Ziehm hat auf eigenen Antrag sein Gehalt in Höhe von 3600 Gulden monat lich aus 1500 Gulden herabsetzen lassen. Zehn Gefangene bei einer Gefängnismeuterei getötet. Rio de Janeiro. Im Staatsgefängnis der Stadt Curi- tyba im brasilianischen Staate Parana brach ein Aufruhr aus. Zehn Gefangene sind entkommen, zehn wurden auf der Flucht getötet und 15 schwer verletzt. Panzerkreuzer „Deutschland" fertig zum Stapellauf aus dem Gelände der Deutschen Werst in Kiel. Man er kennt rechts deutlich die Tauftribüne, von der aus der Reichspräsident den ersten deutschen Nachkriegsbau taufen und zu Wasser lassen wird. Regenhaut aus Rabbendürmeu. Von vr. H. v. Lengerken-Berlin, Professor für Zoologie an der Landwirtschaftlichen Hochschule Das sogenannte „Innere" der Schlacht- und Jagdtien geht nicht nur den menschlichen Kochkünstler an. Auch in dei Geschichte der Technik ist das Kapitel von der Verwendung der tierischen „Eingeweide" ein hochinteressanter Abschnitt. Jedermann Weitz, datz aus der Haut vieler Tiere Lede' gemacht wird und daß die Wolle des Schafes uns die An fertigung der wichtigsten Bekleidungsstücke erst ermöglicht Aber wer hat schon von Ueberkleidern aus Robbendärmel gehört? Der bekannte Berliner Zoologe W. Arndt berichte von Reaenkleidern, die von den Eskimos, den Bewobnerrt dei Menten und von anderen Polarvölkern angefertigt wurder und noch werden. Die Därme der erlegten Meeressäugetier, hat man aufgeblasen, getrocknet und aufgefchlitzt. Dabei erhäb der primitive Fabrikant ein Band von acht bis zehn Zenti meter Breite. Diese Bänder werden außerordentlich geschickt aneinander genäht. Es entsteht eine Regenhaut, in der Eskimo sprache als „Kapisad" bezeichnet, welche die Gestalt einei ringsum geschlossenen Jacke mit langen Aermeln und einei Kapuze aufweist. Diese Jacken sind wasserdicht und seh' haltbar. Als Rohstoff für „Kapisads" werden die Därme vor Seelöwen und Seebären bevorzugt. Das eigenartige Gewani zieht der Kajakfahrer an, wenn er bei Dauerregen auf Jag! hinaus muß. Dann bindet er den Saum der Regenhaut un den Rand des Sitzloches im Kajak mit einer Tiersehne fes und sitzt so, allseitig von Wasser umgeben, trotzdem in Trockenen. Noch im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts gab et sogar eine Art Industrie von Robbendarm-Ueberkleidern be den Eskimos, denn als Kotzebue 1821 auf seiner Weltum- seglung nach den St. Lorenz-Inseln im Berings-Meer ge langte, handelten dessen Schiffsleute in einer einzigen halber Stunde und auf einem einzigen Zeltlagerplatz der Eskimos nicht weniger als 200 Stück solcher Regenhäute ein. Das Vorhandensein dieser Bekleidungsstücke in so großer Anzahl beweist, daß noch zu jener Zeit Kapisads als Handelsgegen stände durch die Eskimos an andere Polarvölker geliefert worden sind. Von den seßhaften Tschuktschen ist aus dem gleichen Zeit abschnitt bekannt, daß sie „Darmhemden" nicht nur für sich selbst, sondern auch als Tauschware herstellten. Sie gaben ihre eigenartigen Fabrikate an nomadenhaft umherziehende Stammesverwandte ab und erhielten als Gegenleistung warme Kleider und festes Schuhwerk für den Winter. Die Tschuktschen beschränkten sich aber nicht auf die Fabrikation von Oberkleidern aus Tierdärmen, sondern stellten auch wasserdichte Fußbekleidung aus dem gleichen Material her, Gebrauchsgegenstände, dre der bis über die Hüften im Innern feines Kajaks geborgene Eskimo ja nicht verwendet. Natürlich kann der primitive Polarmensch bei der Bearbeitung des Rohstoffes nur primitives Handwerkszeug be nützen, und ein solches ist ihm in Gestalt seiner gesunden Zähne gegeben. Die getrockneten Darmhäute werden näm lich in erster Linie von den Frauen durch Kauen geschmeidig gemacht. Der gleiche Stoff dient den Eskimos Alaskas zur An fertigung von Segeln für ihre von Frauen geruderten Boote. Solche Darmsegel sind sehr fest, dauerhaft und vor allem außerordentlich leicht. Walroß-Darm-Segel eines Bootes wiegen nur vier Pfund. Aber auch der Weiße Kulturmensch unserer Tage räumt den tierischen Eingeweiden in seiner Technik noch einen Platz ein. Wir erinnern an die Schafdarmsaiten der Musikinstru mente und an die 1923 von Rogers angestellten Versuche, aus den Därmen der von den Waljägern erlegten riesigen Meeres tiere Leder zu gewinnen. Ganz neuerdings hat man in Amerika aus den Mägen der Wale sehr brauchbares Leder er zielt. Der zu Leder verarbeitete Magen eines einzigen Wales ergab: 200 Paare schwere Stiefel, 12 Paare leichte Schuhe, einige Meter Ledergürtel und viele Schuhriemen. So trägt der Mensch nicht nur die äußeren Häute der Tiere zu Markte, sondern in wirklichem Sinne des Wortes auch deren innere Gewebe. Kongresse und Versammlungen Marinetreffen in Kastel. Der Termin des diesjährige» Bundestages des Bundes Deutscher Marinevereine, der mn einem Seesoldaten- und Flandernkämpfertag verbunden wird, ist endgültig in Kassel für die Tage vom 31. Juli bis 3. August festgesetzt. Erwartet werden 20 000 bis 25 000 Teil nehmer. Seid uns gegrüßt! Es grüßen Euch unsere Ehrenpforten, unsere Kränze, un sere Fahnen! Möge nach all dem Schweren, das Euch und uns noch bevorsteht, uns allen ein neues, reines Glück in unserer trauten Heimat erblühen! Die Frauen und Mädchen der Stadt. I. A.: Frau Bürgermeister Küntzel. Mittwoch, 27. November. Gewerbevereinsoorstand S. hat die Vorstände der bürgerlichen Vereine zu sammengerufen: Die Sozialdemokratie knechtet uns und entrechtet die bürgerlichen Parteien. Zusammenschluß ist das dringendste Gebot der Zeit. Am Stammtisch: B. bedauert das viele Blut, das umsonst geflossen ist. — Br. sieht in den Ereignissen den durch die Natur vorgezeichneten Weg der Ent wicklung. Notwendig sei eine Brücke Püschen Bürger und Arbeiter. Die Bürger schaft habe sich vielfach zu sehr abgeschlossen, das „kleine Zimmer" — die Adler nebenstube sei des Beweis genug. — L. meint, er habe stets links gestanden, habe das Gebaren mancher Kreise oft getadelt und sogar die Art mit in der Gast stube gehabt, um die Scheidewand niederzureißen. Donnerstag, 28. November. Auf den Bahnhöfen durchsuchen die Arbeiterräte Rucksäcke und Taschen. — Die französischen Gefangenen dürfen frei, ohne Begleitperson umhergehen. — In der Fortbildungsschule ist ewiges Gespräch: Vom 1. Dezember ab Achtstunden arbeitstag! Ob wir langer arbeiten müssen? Was den Kaiser anbetrifft, so beschäftigt sich zurzeit die Auslandspreise mehr mit ihm als die deutschen Blätter. Es wird insbesondere in England erörtert, ob man den Kaiser, der sich zurzeit in Holland aufhält, von den Holländern fordern kann, um ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen. Die Holländer lehnen es ab, den Kaiser an eine andere Macht auszuliefern als an sein Heimatland, falls es von da aus verlangt werden würde. Der Einmarsch der fremden Truppen in die Pfalz und nach dem Rheinland beginnt. In der Pfalz sieht man mit peinlichem Erstaunen, daß zuerst schwarze Besatzungstruppen in die deutschen Kasernen gebracht werden, hofft aber, daß die beginnende Kälte diesen Herrschaften den Aufenthalt verleiden möge. Im Tageblatt ruft Bürgermeister Küntzel im Namen des Stadtrates den heimkehrenden Kriegern ein Willkommen zu: Nicht alle kehrt Ihr zurück! Viele, die auszogen, ruhen in Feindesland oder in deutscher Erde, mancher auch hat seine Ruhestätte in den Wellen des Meeres gefunden. Sie haben ihre Treue zum deutschen Lande, zu Heimat und Familie mit ihrem Herzblute besiegelt. Ihrer erinnern wir uns in Trauer zuvor. Unaus löschlichen Dank wissen wir ihnen, und immer werden wir ihr Andenken in Ehren halten! Euch aber, die auch Ihr uns und unser Land mit Euren Leibern geschützt habt und nach so langem, blutigen Ringen nach Ueberwindung von nie geahnten Gefahren und Unbilden, die Euch täglich und stündlich beschicken waren, nun end lich heimkommt, entbieten wir Heimatgruß aus vollem, dankbarem Herzen! Mitbürger! Die ganze Stadt soll dem Gruße zustimmen, den Dank bekunden! Darum schmückt die Stadt, schmückt die Häuser! Fahnen heraus! Unsere Krieger sollen sehen, sollen wissen, daß die Heimat sie empfängt, daß die Heimat ihnen dankt! (Fortsetzung folgt.) Nr. 2H ..Miraruner kagevirttt" ir s. I-Sl. ÜnlereUeimai im Aettkriege Bearbeitet von A. Kühne, Wilsdruff. Sonntag, 24. November. Zwei Empfänge heimkehrender Krieger, die sich vorbereiten. 1. Dvrle spielt mit ihrem Puppenwagen vor der Gartentür. Kommt die Briefträgerin und gibt ihr was. Dorle, Puppe und Puppenwagen vergessend, zur Mutter springend: Telegramm vom Vater! — Lotte saust durch den Gang. Aus gerissen: Bin gesund in Deutschland angekommen. Otto. — Nun gehts los: Die Wohnung wird umgeräumt, die Puppenstube mit Grün geschmückt, alles lebt in festlicher Erwartung: Der Vater kommt! Lieber die Tür kommt eine Ranke, und M. hängt einen jKranz mit „Herstich willkommen" dazwischen. Zur Feier des Tages erscheinen sogar — die Messingklavierleuchter wieder, auch sie wollen sich mitfreuen! — L Die Nachbarin: Na, A n, Deine gute Zeit is nu bale vorüber, nu kimmt Dei Mann wieder! — Aus dem Bahnhof treffe ich einen heimkehrenden Feldkrieger: Ein wandelnder Berg von Säcken und Hucken! — Kürzlich soll einer 13 Hemden, 8 Unterhosen und 5 Decken mitgebracht haben. Schwester Johanna Springsklee: Heimkehr. So kehren wir von der Front wieder heim, das ist das Ende vom Krieg — nicht Hurrarufen und Iubelschrei'n; nicht lauter, herrlicher Sieg, wie wir ihn erträumten, ward uns zuteil — doch vielleicht war's zu uns'rer Seelen Heil, vielleicht ist er dennoch gewonnen, wenngleich alle Wünsche zerronnen. Wir waren gestiegen zu hoch und zu kühn, wir glaubten, uns sei alle Macht; wir rechneten nicht mit der Tücke und List und nicht mit der Bosheit Nacht und nicht mit dem tausendfäd'gen Gespinn, das der Feind warf über die Welten hin,