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Wilsdruffer Tageblatt : 24.04.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193104241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310424
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310424
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-04
- Tag 1931-04-24
-
Monat
1931-04
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.04.1931
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von Frauenarbeit im Mittelalter Sächsische Wirischasisnachrichten. Annahme des Schiedsspruchs im Baugewerbe. Tie Arbeitgeber und Arbeitnehmer im sächsischen Bau gcwerbe haben den am Sonnabend gefüllten Schiedsspruch, der eine Herabsetzung der Löhne von 10,5 bis 13 Prozent vorsieht, angenommen. Die Arbeit wird am Donnerstag früh wieder ausgenommen. Aus Sachsens Genchtssälen. AaWa'nge zum Thüringer poiizeilosienffreil. Schwere Beleidigungen gegen einen Pressevertreter. Im Reichsgericht ist der Leipziger Vertreter des Ullstein- Verlages, Dr. Brandl, gelegentlich einer Slaatsgerichishoss- Verhandlung im Thüringer Polizeikostenstreit von National sozialisten belästigt und beleidigt worden. Die Belästigungen antisemitischen Charakters wurden auch auf der Slarße fön- Msetzl. Das Schöfsengericht Leipzig verurteilte die Haupttäter, einen Handlungsgehilfen Bretschneider zu 70 Mark Geldstrafe und zu einem Monat Gefängnis, und einen Referendar Förster, der den Dr. Brandt ein „Iudcnschwein" genannt hatte, zu 200 Mark Geldstrafe. Jetzt hat die Kleine Strafkammer beim Landgericht Leipzig auf die Berufung der beiden Verurteilten unter voller Aufrechterhaltung der vom Schöffengericht gege benen Begründung die Strafen ermäßigt. Bretschneider ist zu 70 Mark Geldstrafe und zwei Wochen Gefängnis, Förster zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Dr Brandt, gegen den Widerklage erhoben worden war, wurde sreigesprochen. bin der Letzte, der verlangt, daß alles seinen alten Zopf be halten müsse. Im Gegenteil, die neue Zeit hat auch Gutes gebracht, gerade bei uns, aber die Zöpfe".." Er mußte sich wieder stärken und zerkaute noch einmal die Zöpfe, die es ihm ganz besonders angetan haben mußten. Zettritz sah Meerbach an und Meerbach Zettritz. Und dann starrten die beiden dem Kriminaldirektor ins Gesicht: „Sic müssen sich schon etwas deutlicher ansdrücken, lieber Isenberg." „Kommt schon! Kpmmt schon, meine Herren. Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei den Zöpfen... na, da will ich Ihnen die Geschichte mal erzählen. Wir waren gerade hinter dem Olczewski her. Sie wissen schon, dem Attache der Polnischen Gesandtschaft, die sich im Nebenberuf damit beschäftigt, auch noch das polnische Spionage- büro zu leiten. Geschickter Bursche, das muß man ihm lassen Aber — na, Sie verstehen, die näheren Umstände darf ich Ihnen natürlich nicht auseinander setzen. Jedenfalls bekam ich einen Tip vom Auswärtigen Amt, daß der Bursche im Begriff sei, eine ganz große Sache zu landen. Ja, und dann begann der Krieg eben. Wir waren alle unterwegs. Vom kleinsten Wachtmeister bis zu mir zog die ganze Ab teilung aus, den Stryuß mit Herrn Olczewski zu wagen. Nebenbei — es stand sehr viel auf dem Spiel, ganz besonders im Hinblick auf die recht gespannten Politischen Beziehungen zu Polen. Wir mußten ihn erwischen, koste es, was es wolle. Und cs kostete viel, denn der Herr Attache machte sehr lange und kostspielige Reisen. Na, und eines Tages, da war er im ,Kakadm zum Tanztee — nicht allein natürlich, sondern mit einem wirklich hübschen, blonden Mädel und ..." Wieder mußte sich der Kriminaldirektor laben. ,„.. und ich war eigentlich überzeugt, daß diese Dame eine seiner Agentinnen war, denn ich hatte die beiden osi zusammen gesehen. Ich saß ein Paar Tische weiter und be obachtete. Sobald ich etwas Verdächtiges bemerkte, wollten wir zugreisen, denn die Sache mußte zum Abschluß gebracht werden, weil der Minister inzwischen recht nervös ge worden war. Ich lag da also wie ein Luchs aus der Lauer und konntl eigentlich nichts anderes feststellen, als daß der Bursche nack allen Regeln der Kunst mit der blonden Maid flirtete. Sü tanzten auch und tranken ein Paar Cocktails und rauchten Aber nichts Verdächtiges ereignete sich. Bis — ja, so komm man. in Gewissenskonflikte — bis ich plötzlich sah, wie dar Mädchen beim Tanz einen sehr geschickten Grisf in die Sakko lasche des Attaches tat. Was sollte man da tun? Schließlich war ich doch Polizis und bemerkte einen Taschcndiebstahl. Daß es sich bei diesen Opfer gerade um mein zukünftiges Opfer handelte — dafüi konnte ich doch beim besten Willen nichts. Und die Kriminal polizei ist nun einmal die objektivste Behörde der Welt. Ich stand also auf, griff mir deu Geschäftsführer, wie- mich aus und bat ihn, die Dame heraus zu bitten, da ick kein Aufsehen erregen wollte. Sie kam auch, sichtlich betreter und war keineswegs erfreut, plötzlich den Vertretern der Heiligen Hermandad gegenüber zu stehen. Natürlich schwindelt! sie. Kaun ich ja verstehen. Wer wird denn zugeben, daß ei ein Taschendieb ist? Mem tüchtiger Windelband hatte bald heraus, wohin du hübsche Kleine die Brieftasche des Attaches praktiziert Hatta und sie durfte trotz größten Widerstrebens in seiner Gesell schaft nach dem Polizeipäsidium fahren. Die Brieftasche aber gab ich — was sollte ich auch anderes tun? — dem Herrn Olczewski zurück. Soweit war alles gut und schön: Ich hatte zwar keinen Spion, dafür aber eine sicherlich recht ausgekochte Taschen diebin gefaßt. Nicht ohne Stolz ging ich am Abend auf- Präsidium, wo mich der Ches in nicht gerader freundlicher Weise zu sich bat. Unsere Unterhaltung war kurz, aber inhaltsschwer; denn als ich sein Zimmer verließ, hatte ich um meine Entlassung gebeten. Was das alles mit den Zöpfen zu tun hat? Nun — das blonde Mädchen hatte einen. Einen sehr schönen sogar, das muß ich alter Weiberfeind selbst zugeben. Und wissen Sie, . meine Herren, wer die Taschendiebin war? Eine Agentin des Auswärtigen Amts, die sich auf diese Weise in den Besitz von Material Jetzen wollte, das eine Verhaftung des Attaches rechtfertigte. Na, der Plan wurde durch mein Tazwischentrctcu ver eitelt. Aber — sagen Sie, meine Herren: Habe ich das ahnen können? Ein Mädchen Geheimagentin der Regierung! So geheim, daß selbst wir von der Polizei nichts davon wußten? Und da soll man noch länger Beamter bleiben? Nein, meine Herren, halten wir uns lieber an den Rotspon!" Tagungen in Sachsen Tagungen und Veranstaltungen in Bad Elster. Im sächsischen Staatsbad Bad Elster finden auch kn dieser Saison eine Anzahl größere Kongresse statt, von denen wir erwähnens Mitte Mai die Kreisversammlung des Gaues Sachsen des Deutschen Buchdrückervereins, Mitte September die Jahresversammlung der deutschen Mathematiker und Physiker, Ende September die Haupt versammlung des Verkehrsverbandes nordbayrische Ost mark und die Herbsttagung des Allgemeinen Deutschen Bädervervandes. Im übrigen wird das neue Elsterstadion, das zu Pfingsten eingeweiht werden soll, der Schauplatz größerer Veranstaltungen sein. Am 30. und 31. Mai gelan gen die mittel- und sudetendeutschen Hochschulmeisterschaf- ten zur Austragung, ferner führt der Vogtländische Reiter bund sein Reit- und Fahrtournier am 18. und 19. Juli in Bad Elster durch; am 23. August folgt alsdann das Bezirksturnsest der Deutschen Turner. 15. sächsischer Malcrtag in Sebnitz. Der Verband sächsischer Vereinigungen selbständiger Maler, Lackierer usw., Dresden, hält in den Tagen vom 15. bis 17. August d. I. den 15. sächsischen Malertag in Sebnitz ab. Landesverbandstag der sächsischen Junghandwerker. Der Landesverband sächsischer Junghandwerker hält am 3.. Mai im Handwerkervereinshaus in Chemnitz seinen sechsten Landesverbandstag ab. Im Rahmen der Verhandlungen wird ein Vortrag „Ein Blick aus der Ge genwart in die Zukunft des Handwerks" von Dr. Kunze, Syndikus des Landesausschusses des sächsischen Hand werks, gehalten. Ferner spricht Dr. Zimmer über „Unsere Stellungnahme zum deutschen Zusammenschluß im Jung- yandwerk". Der blonde Zopf Eine lustige Geschichte von Ebba Kahlenberg. gefahren waren, um uns in Minsk zu treffen. Sie zeigten fick freundlich und hilfsbereit. Der Empfang, der uns bereite: wurde, war sehr herzlich, und Douglas meinte, er wäre dock nicht böse, daß er eine bekannte Persönlichkeit sei. Wenn ich vorhin davon sprach, daß es uns an Privat leben mangele, so meinte ich nicht damit, daß wir gar keil eigenes Hausleben haben. Ich weiß, daß einige Filmstars es nicht verstehen, Heim und Beruf miteinander zu verbinden Für mich bedeutet es immer eine angenehme Unterbrechunc nach einem langen, ermüdenden Tag im Atelier, den kleiner häuslichen Pflichten nachzugehen. Es gibt immer etwas Handarbeit; dann muß man viel leicht einen Samenkatalog für die Bepflanzung eines neuer Blumenbeetes studieren- oder andere kleine häusliche Dingi erledigen. Der Mensch, der schöpferische Arbeit leisten must hat ein friedliches Heim nötig. Darum sorge ich dafür, das die Räder unseres Haushalts wie geölt laufen. Im Atelier können wir uns nicht schonen. Emma! mußte ich fünf Nächte lang im ununterbrochenen Regenguß arbeiten. Auf der Leinwand dauerte dann dieser Regen keim Viertelstunde! Ein anderes Mal hatte ich mit einem riesiger Kettenhunde zu kämpfen. Es war wahrhaftig kein Schein kampf! Ich entkam nicht gänzlich unversehrt. Mit dem Aufblühen des Tonfilms steht uns wieder ernste Arbeit bevor. Auch diejenigen, die ihre Laufbahn auf der Bühne begonnen haben, müssen ihre Stimme für das Mikrophon ausbilden. Ich beschäftige mich augenblicklich mit den Vor bereitungen zu meinem neuen Film „Kiki". Ich frische mein! fremden Kenntnisse auf, lerne neue Tänze, sorge für du Kostüme und suche die verschiedenen Schauspieler aus. Ich erlebe zur gleichen Zeit alle Anstrengungen des Film schauspielers und alle Aufregungen des Produktionsleiters Da ich eine eigene Gesellschaft habe, muß ich dauernd für neue Ideen sorgen. Ein Tonfilm wird noch schärfer kritisiert als ein stummer Film. Die Menschen betrachten die Filmschauspieler nicht mehr als Halbgötter. Wir müssen mit der Bühne, dem Rundfunk und dem Fernsehen konkurrieren. Wir stehen nicht mehr im Mittel punkt des Interesses, aber das Kino hat seinen Platz gefunden, und wir kennen seine Möglichkeiten so gut wie seine Gren zen. Es setzt uns mehr und mehr instand, etwas Volks tümliches und oft Lebenswahres zu schaffen, und es wird uns vielleicht zu dem führen, was größer und dauernder ist, nämlich zur Gründung einer Filmkunst. Die Verantwortung wird immer größer. Aber das ist immer so: Je berühmter man wird, nm so mehr wächst die Verantwortung. Sie ist eben der Preis der Berühmtheit! das." Er war ein Junggeselle vom besten Schrot und Korn, und mau konnte den guten Kriminaldirektor durch nichts schneller in Harnisch bringen als mit einer Anspielung aus eine doch immerhin mögliche Heirat. Er setzte eine seiner langen und scheußlich schwarzen Zi garren in Brand und schwieg beharrlich. Ihm mußte etwas ganz Schlimmes widerfahren sein, das erst im Roten ertränkt sein mußte, ehe sich Isenberg die Zunge löste. Aber sie löste sich. Zwar erst spät, als sich schon etliche Flaschen ihrer hohlen Bäuche schämten und die sanfte Röte des Weins sich auf die freundlichen Gesichter der Zecher über tragen hatte. „Ich hab mich pensionieren lassen." Das schlug ein wie eine Bombe. Denn man wußte, wie sehr Isenberg an seinem Beruf hing und wie eng sein ganzes Sein mit der Kriminalistik verwachsen war. „Wirklich, meine Herren, ich ließ mir den Abschied geben, obwohl mich doch noch einige Jährchen von der Dienstalters grenze trennen. Aber jetzt — unter diesen Verhältnissen Be amter zu sein und noch dazu bei der Polizei..." Er schüttelte sich und tat einen tiefen Zug aus seinem Glase, um den wieder aufsteigenden Aerger hinunter zu spülen. „Nee, da soll man mich zufrieden lasten. Neue Methoden? Bitte schön. Ich Uyranrnng oer persönlichen Freiheit wenig spürbar, da ja der mittelalterliche Mensch an sich schon fester in der Scholle ver wurzelt war und wenig nach Freizügigkeit verlangte. Der laut Urkunden häufig verkommende Tausch von Eigenhörigcn zwischen benachbarten Gütern oder Klöstern, vor allem von hörigen Mägden, hat sicherlich mehr den Charakter eines Magdwechsels; gelegentlich wird auch erwähnt, daß die Be treffenden selbst befragt werden und den Tausch „mit oeren vrycn Willen tagelaten ind avergcgheven hebt, ind al sünder Argelist ind Geveyerde". Wollten hörige Leute auf eignen Wunfch in eine andre Gemeinde verziehen, etwa um sich zu verheiraten, so wurde das ohne Schwierigkeiten bewilligt, ent weder unter Vorbehalt eines späteren Gegentausches oder gegen eine geringe Abgabe, und es wurde auch Wohl urkund lich festgelegt, daß die betreffende hörige Frau, die in die Hörig keit der Grundhcrrschaft ihres Ehemannes überging, nicht mit erbgeteilt, d. h. also nicht gegen ihren Willen anderweitig ver geben oder verpflanzt werden konnte. Auch Freilassungen, teils als Dank für treue Dienste, teils gegen eine gewisse Summe Geldes, kommen häufig vor. Wie patriarchalisch die Stellung und Behandlung der Haushörigen war, geht aus Beispielen hervor wie etwa der Mägdeordnung des bayrischen Klosters Thierhausen: „Die Dirnen sollen der Millichfrawen gehorsam sein und bair ir in der Kammer liegen und mit ir niedergan und nfstan, wan sis weckt, und die Millichfraw soll darob sein, das sie nichts unerlich thuend und sie besonders an dem Feiertag zu der Kirchen fürdern und zu andern seligen Sachen weisen und lernen, als eine Muctter ir Tochter." Im „Ruodlieb" trau ert beim Abschied des Ritters das Hausgesinde mit der ver einsamten Mutter; sic erklettern die Pfahle des Hofzauns, blicken ihrem Herrn nach, schluchzend und weinend. Und eben so wird bei seiner Rückkehr das Gesinde versammelt, „und keiner ist, der ohne ein Geschenk von Ruodlicbs Hand in Freu den wieder geht." Die Mutter des frommen Poppo von Stab- lo wurde von ihren Dienern so geliebt, daß sie ihr bei ihrem Abschied und Eintritt ins Kloster wehklagend folgten und bis in die Mitte der Schelde wateten, die die Herrin schon von ihnen, trennte. Es gab ein mächtiges Hallo, als sich der Kriminaldirektor Isenberg seit langer Zeit zum ersten Male wieder am Stamm tisch in der „Klause" zeigte. „Krank gewesen?" fragte der lange Regierungsrat Zettritz, als der gure Rotspon vor dem Angekommenen rubinrot im Glase funkelte. „Wo steckten Sie so lange, Isenberg?" ließ sich auch Herr Meerbach vernehmen und setzte etwas maliziös lächelnd hinzu: „Haben Sie inzwischen gar geheiratet?" Isenberg hob mit entsetzter Miene abwehrend die Hände. „Um Himmelswlllen, meine Herren! Nein, alles andere als Bon Lulu von Strauß und Torney. Alles, was sich über die Stellung der Frau im Mittel alter sagen läßt, gilt ebenso für den bäuerlichen wie für der ritterlichen Stand. Denn die Frau des ritterlichen Dienst mannes, dem sein Fürst einen kleinen Lehnshof übertrug lebte in alltäglich häuslichen Pflichten und Sorgen nicht Vie! anders als eine Bäuerin, während die Lebenshaltung einet großen Klostermeiers, eines freien Hofbauern häufig so drei: behäbig war, daß sie — wie im Roman „Ruodlieb" der Dorf hirte dem nach Unterkunft fragenden Ritter berichtet — nichi erschrecken würden, wenn ein Graf mit hundert Mann bei ihnen Einkehr nähme. In dem Maße aber, wie durch fürstliche Belehnunger die großen Grundherrschaften zunehmen, die Bauern den Grundherrn zinspflichtig oder schutzhörig wurden oder diese: selbst seine Hörigen auf Baucrnstcllcn setzte, erweiterte sich du Kluft zwischen frei und unfrei, Ritter und Hörigen, Herrn und Knecht. Die Ritterfrau, der genug Hände höriger Mägdc zur Verfügung stehen, braucht nicht mehr selbst bäuerlich grobe Arbeit anzufassen, sie regiert das Hauswesen und wirk ausgesprochen zur Herrin, während die Hörige selbst immei mehr als Arbeitskraft gewertet wird. Trotzdem wäre es ein Irrtum, die Hörigkeit jener Zeil als eine Art Sklaverei aufzufassen. Wie wenig sie es war, be weisen die zahlreich erhaltenen Urkunden, in denen freie Leutc sich samt all ihren Nachkommen „mit freien gantzen steder Willen unbetwungen und ungedrungen" in die Schutzhörigkeit eines Klosters oder auch eines edlen Herrn geben. Denn eben sowohl wie eine Abhängigkeit bedeutete die Hörigkeit auch ein persönliches Zusammeugehörigkeits- und Fürsorgeverhältnis vor allem für die Haushörigen, die lebenslang Obdach, Bro: und Kleidung unter ihres Herrn Dache fanden. Freilich wirk! es dem Worllaut nach seltsam, wenn etwa in einer Urkunde noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein schwäbischer adelige: Grundherr erklärt, „daß ich den ersamen geistlichen Herrn, dem Abt und dem Konvent des Klosters zu Laach hab geben die zwei Frauen Agnes und ihr Schwester Mahilt, Tegan Reinbolds Seligen Töchter und ihre Kindt, die davon kommen mögen, um drei Pfund Heller." Tatsächlich aber war die Ve- Vermischies Zimmerpreis: 300 Mark. Ein Hotel, das sich sehen, aber nicht von jedem benutzen lassen kann, ist vor einigen Tagen in London eröffnet worden. Das billigste Zimmer in diesem Hotel kostet pro Tag und Bett 35 Mark — wohl verstanden: „ohne alles", das heißt, daß Bedienung, Be achtung, Frühstück usw. ertra bezahlt werden müssen. Wem aber ein Zimmer für 35 Mark noch nichi komfortabel genug zu sein scheint, der kann in dem neuen Hotel noch etwas besser wohnen. Das beste Zimmer kostet allerdings — 300 Mark pro Tag, aber man rechnet hier offenbar mit einer Kundschaft, diechas spielend bezahlen kann. Es wird versichert, daß das Hore! feuer-, einbruchs- und erdbeben sicher sei. Mit dem Erdbeben sollte man das denn doch lieber erst versuchen. Was ich dem Ruhme-geopfert habe. Von Mary Pickford. Wenn man berühmt ist, dann hat man gar kein Privat- Icbeu mehr. Alles kommt an die Oeffentlichkcit. Weil wir die Herzen der Filmliebhaber erobert hatten, konnten Douglas Fairbanks und ich nicht einmal ruhig heiraten. Wir konnten keinen Augenblick unsere Liebe geheim halten, -elegramme und Lautsprecher schrien die Neuigkeit in alle Welt hinaus. Die Berichte über unsere Heirat füllten tagelang das Hauptblatt der Zeitungen. Von diesem Augenblick an haben manche Zeitungen eine besondere Freude daran gefunden, über unser Privatleben und unsere Besitzungen genau zu berichten. Sie erzählen der ganzen Welt, wieviel Dienstboten wir haben und sogar, wie ?jt wir die Wäsche Achseln. Die Welt weiß wirklich mehr über uns als wir selbst! Das nimmermüde Interesse der Menschen an unserem Tun und Treiben zwang uns neulich, eine hohe Steinmauer um unseren Garten zu bauen. Es war so unangenehm für uns, von Reisegesellschaften und ihren Führern angegafft zu werden. Da die Touristen immer wicderkehrten, schlug ein Mann an der Ecke unseres Gartens eine Würstchenbude auf und bot bis tief in die ill.acht seine Ware mit heiserer Stimme 'u. Er befand fick auf öffentlicher Landstraße, so konnten wir "'Htz gegen ihn unternehmen. w-^otzdem gibt es Zetten, in denen es angenehm ist, be- Bor Amgen Jahren beschlossen Douglas und ich, nach Moskau zu fahren In Europa waren wir von allen Seiten gefeiert worden Das hatte uns sehr ermüdet, und wir freuten uns, an einen Ort zu kommen, wo uns keiner kannte. Unsere Filme sind in Rußland schon seit langer Zeit nicht mehr gezeigt worden wir waren für die Leute eben nur irgend welche amerikanische Touristen. m was ich von Rußland sah, war ein dunkler Bahnhof Leute standen herum die uns beobachteten und niemals lächelten. Da wir kein Wort Russisch verstanden, kamen wir -n Ungelegenheiten wegen des Zolls. Niemand konnte uns helfen. Ich gestehe es nicht gern, aber in dem ^llenblick wünschten wir doch daß jemand etwas mehr Dann kamen aber bald einig! ssische Schauspieler und Filmleute, welche die ganze Nacht
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