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„Wir Frontsoldaten brechen eine Marneschlacht nicht zum zweiten Male ad!" — Bundesführer Franz Seldte sprach Kundgebung des Dresdner Stahlhelms Dresden, 23. April. Der Stahlhelm, Bezirksgruppe Dresden, veranstaltete am Donnerstagabend im Zirkus Sarra- sani eine gewaltige ^Kundgebung; das Riesengebäude war bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter dem begeisterten Jubel der Versammlung hielten die Fahnen unter den Klängen des Ban- nermarfches ihren Einzug. Dann erklang weihevoll das Vorspiel den Meistersingern und bereitete den Boden vor für die zün dende Begrüßungsansprache, die der Bezirksgruppenführer Hauptmann a. D. Hauffe hielt. Er baute seine Rede auf den Worten auf: Verachtet mir die Meister nicht und ehrt mir ihre Kunst! Der Redner erinner te dann daran, daß der heutige Tag Her Geburtstag des unver geßlichen Königs Albert von Sachsen ist; ein Gruß aus großer fast sagenhafter Zeit klinge mit dieser Erinnerung zu uns her herüber: Die Erinnerung an den ersten Flug des Kaiseradlers in der Sonne des Sieges und des Glücks. Vier Männer sind heute unter uns, die jene Tage von 1870/71 miterlebt und unter den Fahnen des Heerführers Kronprinz Albert von Sachsen mitge fochten haben. Diese Männer: Geheimrat Steiger, sowie die Lundeskameraden Zimmermann, Fuhrmann und Eschenbach, wurden durch den Redner zu den ersten Ehrenmitgliedern des Dresdner Stahlhelms ernannt und ihnen zu Ehren erklang die erste Strophe des Liedes von 1870/71: „Es braust ein Ruf wir Donnerhall!" Schutz der jKultur, so fuhr der Redner dann fort, gehört ,um eisernen Bestand des Aufgabengebietes des Stahlhelms. Kultur und Nationalismus sind aber innere Seelenbewegungen und so kann der weltanschauliche Kampf, den der Stahlhelm für den Nationalismus, für die Freiheit seines Volkes führt, nicht ohne kulturelle Hilfe durchgefochten werden. In das Gebiet der Kultur gehört die Kirche. Darum die Parole des Stahlhelms: Für Kreuz und Schwert. Auch die Wirtschaft braucht den Schutz eines kraftvollen Staa tes. Aber nur ein Staat, der eine Armee besitzt, hat auch die Macht. In seinen weiteren Ausführungen richtete der Redner an die deutsche Jugend den Mahnruf, sich durchzuringen zur reinen Vaterlandsleidenschaft eines Fichte, nicht aber den falschen Stimmen zu glauben, die ihr eine Freiheit verheißen, die in Wirklichkeit die Knechtschaft der Materie ist. Der Redner schloß mit den Worten: „Kein Verzicht auf unsere Wehrhaftigkeit, auf unsere Ehre und auf unsere Freiheit. Gebt dem deutschen Volk seine Armee wieder und alles Elend hat ein En de. Der Stahlhelm steht auf der Wacht und weist dem deutschen Volk den Weg." Die begeistert aufgenommenen Ausführungen klangen aus in dem gemeinsam gesungenen Liede „Der Gott der Eisen wach sen ließ, der wollte keine Kechte!" Es wechselten Armeemärsche mit sportlichen Vorführungen ab; dann erklang der Parade marsch des ehemaligen 3. Magdeburgischen Infanterie-Regi ments Nr. 66, des Regiments des Bundesführers Franz Seldte, der unter stürmischen Heilrufen an das Rednerpult trat. Die Not der Zeit, so führte er aus, charakterisiert sich durch eine Notverordnung, die die alten Frontsoldaten zwar nicht schreckt, sie aber zwingt, entsprechend „elegant" zu reden. Wir wollen gar nicht die Aufhebung dieser Notverordnung, denn wenn wir einmal an die Tete kommen, wollen wir sie auch be nutzen. Der Kampf, den der Stahlhelm jetzt in Preußen ge führt hat, war ein chartes Ringen, aber unser ist auch der Sieg. Ein doppelter Sieg: 6 Millionen Frauen und Männer haben die Charakterleistung aufgebracht, sich in die Listen für das Volksbe gehren einzutragen und dabei noch mit Namen und voller Ad resse einen offiziellen Personalausweis abzugeben. Dank allen diesen mutigen preußischen Menschen unb Dank auch den uner- mütlichen Werbern aus den Reihen des Stahlhelms und seiner Freunde. Es ist ein Sieg und wir hören gerne auf den Ruf, jetzt den Helm noch fester zu binden. Gerne folgen wir dieser Mahnung. Am besten aber, wir nehmen den Helm gar nicht erst herunter. An diese geistige Schlacht schließen wir bie große Heerschau in Breslau, den 12. Reichsfrontsoldatentag des Stahlhelm am 30. und 31. Mai, wo wir als Bekenner zu einer starken deutschen Ostpolitik und zur Politik der unbedingten Wiedererlangung der deutschen Wehrhvheit ausmarschieren und sprechen werden. Dann geht es an die Vorbereitung der nächsten geistigen Schlacht, an den Volksentscheid und weiter an die Vor bereitungen zur Preußenwahl, zur Reichstagswahl und zur Reichspräsidentenwahl. Der Kampf geht weiter und soll schon vor der Genfer Abrüstungskonferenz zu einem gewissen klaren Abschluß gebracht werden. Das nunmehr hinter uns liegende Volksbegehren ist nur ein Auftakt. Es bedeutet das Cinschneiben der Sturmgasse in das feindliche Drahtverhau. Der Generalsturm folgt erst. Der Kampf wird aus dem Geiste der Frontgeneration geführt. Der deutsche Frontsoldat — ferngehalten und ausgeschaltet von der Mitar beit aus dem Reich, das er mit seinem Blute vier Jahre ver teidigt hat — hat sich nunmehr selbst in den Kampf eingeschaltet, geht an die Spitze und bleibt an der Spitze. Denn wir Front soldaten brechen nicht zum zweiten Male eine Marneschlacht ab Wir fechten sie durch und bereiten darum in aller Ruhe die nächsten Kampfaktionen vor. Aber auch unsere Gegner sind noch wach. Weil unser Kamerad Duesterberg und ich angeblich die Republik beleidigt haben, zieht man uns vor das Tribunal. Aber wir haben ja gar nicht nötig, die Republik zu beleidigen. Wir stehen über dem Streit, ob Monarchie oder Republik. Darüber unterhalten wir uns, wenn wir die Freiheit von Volk und Va terland erkämpft haben. In klarer ruhiger Bahn zieht der Stahlhelm, getragen von der Liebe zum Vaterland und dem Willen zum Siege. Heute findet der Stahlhelm in allen deut schen Gauen die notwendige Resonanz. Wir klären das deut sche Volk .darüber auf, baß der Marxismus sein Todfeind ist. Aber auch allen Lauen und Feigen wird der Kampf ungesagt. Stehend sang die Versammlung hierauf das Deutschlandlied. Sprache, die allgemeines Interesse beanspruchten. Die nächste Versammlung wird am 16. Mai in der Schiebocksmühle abge halten werden. Dabei ist ein Dortrag vorgesehen. Eine Neuauf nahme eines Mitgliedes wurde einstimmig genehmigt. Kirchennachrichten. für den Sonntag Jubilate. Text: Johannes 21, 18—23. Kollekte für die Posaunenmission. Wilsdruff. Vorm. ><9 Uhr Predigtgottesdienst und Eröff nung des Konsirmandenunterrichtes. Vorm. 10 Uhr Kindergot tesdienst. Grumbach. Vorm. ^9 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte lürr die Posaunenmission. Kesselsdorf. Vorm. >L9 Uhr Beichte. Vorm. 9 Uhr Pre digtgottesdienst. Eröffnung des Konfirmandenunterrichts (Pfar rer Heber). Vorm. >611 Uhr Unterredung mit der konfirmierten Jugend (Pfarrer Seidel). Nachm. 2 Uhr Taufen. Nachm. >63 Uhr Iungmädchenverein — Dienstag 28. April: Nachm. 5 Uhr Missionsstunde (Pfarrer Heber). Weistropp. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — Dienstag: 8 Uhr abends Iungmädchenverein (ältere Abteilung). —Don nerstag: 8 Uhr abends Iungmädchenverein (jüngere Abteilung). Freitag: 8 Uhr abends Iungmännerverein. Limbach. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Blankenstein. Vorm. 10 Uhr Predigtgvttesdienst. Herzogswalde. Vorm. >L9 Uhr Predigtgottesdienst, zugleich Lwffnungsgottesdienst für den Konfirmandenunterricht. Kollekte für die Posaunenmission. Vorm. °/,10 Uhr Kindergottesdienst. Neukirchen. Vorm. 10 Uhr Predigtgottesdienst durch P. Möckel-Hirschfeld. — Freitag, 1. Mai: >68 Uhr Wochenamt. Sora. Vorm. 10 Uhr Predigtgottesdienst; danach Kinder- gvttesdienst. — Mittwoch: Abend 8 Uhr Iungmädchenverein. Röhrsdorf. Vorm. 8 Uhr Predigtgottesdienst. Nachm. ^2 Uhr Deichte und heiliges Abendmahl. Abends >L8 Uhr Iung- männerverein — Dienstag: Abend 8 Uhr Iungfrauenverein. — Donnerstag: Abend 1-8 Uhr Bibelstunde in Klipphausen. Burthardswalde. Vorm. 8 Uhr Lesegottesdienst. Danneberg. Vorm. 8 Uhr Lesegottesdienst. - - Vereinskalender. Wilsdruffer Bank, e G. m. b. H. 27. April Iahreshaupt- ^°^nUung im „Adler". Haus- und Grundbesitzerverein. 25. April Versammlung. Ortsausschuß für Handwerk u. Gewerbe. 27. April Sprech tag im „Löwen". Wetterbericht. Im allgemeinen heiter bis wolkig, jedoch örtlich gewitter artige Störungen möglich. Temperaturverhältnisse wenig ge ändert. Schwache bis mäßige Winde aus südlichen, in der Höhe vorwiegend auch auffrischende Winde aus südwestlichen bis west lichen Richtungen. Sacblen unü NachbsrlchaN Sächsische LndustneUe und Schenker-Vertrag. Für Herabsetzung derVersandkosten. Der Gesamtvorstand des Verbandes Sächsischer Indu strieller nahm zu dem Vertrag zwischen der Deutschen Reichsbahn und der Firma Schenker u. Co. in folgender Entschließung Stellung: Die sächsische Industrie leidet zur zeit in ganz besonderem Maße unter der frachtlichen Ungunst der Rcichsbahntarise und sieht in der Verteuerung der Persandkosten gegenüber der Vorkriegszeit eine der wichtigsten Ursachen für ihre schwere Konkurrenzlage im Inlands wie Auslande. Für die notwendigen, auf eine Ermäßigung der Persandkosten gerichteten Maßnahmen bietet jedoch die Einrichtung eines Speditionsmonopols, wie es der Schenker-Pertrag Vor sicht, aus die Dauer keine Gewähr, wie es die freie Kon kurrenz der Spcditionsunternehmungen tun könnte. Es ist aber notwendig, daß seitens des freien Speditions gewerbes Maßnahmen getroffen werden, die die Nutzbar machung der der Spedition durch den Sammelladungs verkehr usw. eingeräumten Frachtverbilligungen in vollem Umfange auch für die Produktion gewährleisten und durch Rationalisierung des Speditionsgewerbes eine allgemeine Ermäßigung der Speditionskosten zur Folge haben Geringswalde. Scheunenbrand. In Altgcrings- walde wurde die große Fachwerkscheune des Landwirts Scheunert mit Erntevorräten und landwirtschaftlichen Ge räten völlig eingeäschert. Ein günstiger Wind verhütete das Nbergrcifen des Feuers auf die übrigen Gebäude des Gutes. Man vermutet Brandstiftung. Ottendorf-Okrilla. Pom Zuge üverfayren. Der Pförtner Born blieb beim Überschreiten der Gleise mit dem Absatz zwischen den Schienen hängen. In dem selben Augenblick kam ein Personenzug gefahren. Dem Unglücklichen wurde das rechte Bein vom Rumpf getrennt und eine Hand abgeschnitten. Er starb auf dem Trans port zum Krankenhaus. Königsbrück. 350 Jahre Fleischerinnung. Die Fleischerinnung zu Königsbrück blickt auf ein 350- jähriges Bestehen zurück. Sie erhielt ihr Zunftrecht am Walvurgistage 1581 vom Standesherrn zu Königsbrück, Christoph von Schellendorf. Türchau (Oberlausitzt. Ein wütender Bulle. Als der Gutsbesitzer Bischoff einen jungen Bullen zum Ziehen anlernen wollte, und diesen mit einem Pferde zu sammen in ein Geschirr gespannt hatte, scheute der Bulle, den der Sohn des Besitzers am Kopfe hielt. Bald war das ganze Gespann ein wildes Knäuel in das auch die beiden Führer verwickelt wurden. Der Gutsbesitzer erlitt so schwere Verletzungen, daß er nach kurzer Zeit starb. Ihm war außer Kopf-und Beinverletzungcn der Brustkorb völlig eingedrückt worden. Der Sohn hat nur einige Hautabschür fungen erlitten. Chemnitz. Politischer Zusammenstoß. Vor dem Arbeitsamt auf der Zschopauer Straße kam es nach einem Wortwechsel zu einer Schlägerei zwischen Anhän gern der NSDAP, und der KPD. Es wurden hierbei, wie festgestellt werden konnte, drei Personen verletzt, von denen eine im Krankenhaus verbunden werden mußte. Zwickau. Todesfall. Ein weithin bekannter Zwik- kauer Industrieller, Kommerzienrat Dr. h. c. Paul Wolf, ist einem Herzschlag erlegen. Er war als Wohltäter hoch- geschätzt. Sein plötzliches Hinscheiden ist ein in vieler Hin sicht schmerzlicher Proust. Pleista. Unterschlagungen bei der Kran kenkasse. In Erwartung einer aufsichtsbchördlichen Prüfung der Ortskrankenkasse hat sich der Perwaltungs- beamtc Haberkorn unter Mitnahme der Bücher entfernt. In einem Schreiben an die Verwaltung gibt er Verfeh lungen zu und teilt mit, daß er freiwillig aus dem Leben zu scheiden gedenke. Die Höhe der veruntreuten Summe steht infolge Fehlens der Buchunterlagen noch nicht fest. Mügeln. F e st g e n o m m e n. Ein Bockelwitzer und ein Börtewitzer Einwohner wurden verhaftet, nachdem ihnen die Täterschaft an den großen Weizendiebstählen nachgewiesen werden konnte, die Anfang dieses Jahres bei einem Gutsbesitzer in Bockelwitz verübt worden waren. Sie halten den Weizen an das hiesige Kornhaus verkauft. Leipzig. Die Versa m ml ungs-Belauscher sollen bestraft werden. Wie erinnerlich, ist die Tagung des nationalsozialistischen Jnristenbundes in Leipzig dadurch gestört worden, daß Reichsbannerleute eine Abhörvorrichtung im Tagungszimmer gelegt hatten. Gegen die Täter ist ein Strafverfahren unter dem Ge sichtspunkte des Vergehens gegen die Verordnung über das Fernmeldewesen (?) eingeleitet. Die Verhand lung wird, da die Beschuldigten geständig sind, in nächster Zeit schon stattfindcn können. Leipzig. V e r k e h r s u ns all e. In der Eutritzscher Straße stießen ein Lastkraftwagen und ein Kraftrad zu sammen, wobei der Fahrer des letzteren, ein Müllermeister, zu Boden geschleudert wurde und beide Unterschenkel brach. Ferner ereignete sich ein Zusammenstoß zwischen Motor rad und Auto in der Demmeringstraße in Lindenau. Hier stürzte eine auf dem Soziussitz fahrende Sortiererin so un glücklich, daß sie mit schweren Verletzungen ins Kranken haus gebracht werden mußte. Endlich stieß in der Reitzen hainer Straße ein motorradfahrender Tankstellenwärter mit einem Auto zusammen und erlitt eine Gehirnerschütte rung. Ein gleicher Unfall ereignete sich auf der Merse burger Landstraße und in der Torgauer Straße. Außerdem wurden noch an zwei verschiedenen Stellen der Stadt Per sonen durch Radfahrer umgerissen. Der Moloch Groß stadtverkehr will seine Opfer haben. * Aus sächsischen Gemeindeparlamenien. Haushaltplan für 193l abgelehnt. Plauen. Die Stadtverordneten lehnten den Haushalt plan für 1931 gegen zwei Stimmen ab, ebenso wurde die Erhebung eines Zuschlages von 125 Prozent zur Grund- und Gewerbesteuer mit Mehrheit abgelehnt. Einstimmig stellte sich die Körperschaft auf den Standpunkt, daß es un sozial und in heutiger Zeit der Bürgerschaft gegenüber nicht zu verantworten sei, wenn sie mit einer Bürgersteuer von 300 Prozent be lastet werden solle. Demzufolge verfiel auch dieser Antrag der Ablehnung. Der Haushaltplan, der eine Gesamtaus gabe von 30 711 211 Mark vorsieht, schließt mit einem Fehl betrag von 2 530 910 Mark ab. Für die Wohlfahrtsaus gaben ist ein Zuschuß von 5 074 519 Mark eingesetzt. Von allen Seiten wurde der dringende Ruf nach Hilfe an die Reichs- und Landesregierung gerichtet und erklärt, daß, wenn nicht schon in den nächsten Wochen ausreichende Hilfe komme, es unmöglich sei, die nötigen Mittel für die lau fende Äusgabenwirtschaft oufzubringen. Sollte der Eini gungsausschuß nicht die geeigneten Wege zur Sanierung finden, wird der Stadtrat die Gemeindekammer anrufen. Es muß nach Recht MS Billigkeit' l das Gute immer sahn sich brechen. Sie SLL.K bl-Marken wett und breit durch ihre ÄualiM bestechen - M M vuMLLMAM.!