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„Das Dynamii -es Familienlebens/ Erwerbslosen- und Gottlosenfrage aus der Elterntagung. Auf der Tagung des Evangelischen Reichs- elternbundes in Bad Harzburg hielt Frau Berto Finck, die Fachreferentin im Zentralausschuß für Innere Mission, einen Vortrag über die Betreuung der erwerbslosen Jugendlichen und die Mitarbeit der Elternschaft auf diesem Gebiete. Der erschreckend hohe Stand der Erwerbslosigkeit unter den Jugendlichen, deren Zahl man auf etwa 600 000 schätze, haben zu einer Reihe non Abhilfsmaßnahmen geführt, in deren Mittelpunkt die berufliche Fortbildung stehe. Die Erwerbs losigkeit könne zum Dynamit des Familienlebens werden, wenn die Eltern es an Verständnis für die seelische Not ihrer Kinder fehlen ließen. Dem Elternhause erwüchsen also neue erzieherische Aufgaben. Zur Gottlosenpropaganda wurde eine Reihe von Referaten gehalten, an die sich eine Aus sprache über eine umfassende Abwehr- und Angriffsaktion der Elternschaffi schloß. In den Reden kam zum Ausdruck, daß die Gottlofenbewegung eine Gefahr für die deutsche Kultur sei, die nicht ernst genug genommen werden könne. Wir ständen voi einer großen Epoche der Glaubens kämpfe, wie sie in solcher Schärfe die Geschichte der christlichen Kirche bisher nicht erlebt habe Im Anschluß an diese Darstellungen wurden Richtlinicti einer einheitlichen Abwehr- und Gegenaktion beraten. Es wurde zum Ausdruck gebracht, daß die evangelischen Eltern bünde das Gebot der Stunde erkennen und sich entschlossen an die Spitze des ihnen ausgezwungcncn Kampses gegen die Gott- loscnfront stellen müßten. Kims Gramm Radium. Eine kostbare Postsendung. Die Stadt Wien hat für Heilzwecke die Menge von fünf Gramm Radium angekauft. Nur Stockholm und Paris verfügen über eine größere Menge. Der Transport dieses Quantums vollzieht sich unter besonderen Vorsichtsmaßregeln, oie nicht nur die gefährlichen Eigenschaften des heilkräftigen Metalls, sondern auch der große Wert der Sendung — er ist mit zwei Millionen Schilling, also 1,2 Millionen Reichsmark angegeben — rechtfertigen. Auf der Strecke Brüssel—Wien, die bis Sendung nimmt, sind sämtliche Postdtrektionen um besondere Aufmerksamkeit ersucht worden. Handgranate als Kinderspielzeug. Schwere Explosion im Bett. In Kawitsch bei Rawitsch nahm das sechsjährige Söhnchen eines Landwirts einen als Kriegserinnerung aufbewahrten Zünder einer Handgranate mit ins Bett. Das Kind bohrte in der Nacht mit einer Nadel in den Zünder, der dadurch erplodierte. Ter Knabe wurde schwer verletzt. Im Krankenhaus mußte ihm die linke Hand ab genommen werden. Er hat außerdem das Augenlicht völlig verloren. Kassierer Klarr stellt sich selber. Er war nicht in der Tschechoslowakei. Die Berliner Staatsanwaltschast hat gegen den Buchhalter der Allgemeinen Versicherungsgesellschaft Fritz Klarr wegen Unterschlagung einen Haftbefehl erlassen. Am Dienstag kam die Nachricht aus Mährisch-Ostrau, daß der ungetreue Kassie rer bei Überschreitung der Reichsgrenze in der Tschechoslowakei festgenommcn wurde, überraschenderweise erschien nun der Buchhalter Klarr mit seinem Rechtssreunde bei der Berliner Staatsanwaltschaft und stellte sich freiwillig. Er wurde sofort in Haft genommen. Er wird wegen Unterschlagung von 25 000 Mark belangt. 40 Fälle von Versicherungsbetrug. Mehrere hunderttausend Mark erschwindelt. Bor dem Schwurgericht in München-Gladbach begann der Prozeß gegen die beiden Kaufleute Robertz aus Viersen und gegen zehn Mitangeklagte. Die zwölf Angeklagten werden beschuldigt, aus Grund von Versiche rungsverträgen für angebliche Unfälle, Einbrüche und Brände unberechtigt erhebliche Entschädigungssummen bezogen zu haben. Die zu Unrecht bezogenen Summen sollen mehrere hunderttausend Mark betragen. 40 Falle ha, die Anklagebehörde untersucht; dis Hälfte davon ist jedoch verjährt. Zu dem Prozeß, der etwa zehn Tage dauern soll, sind 57 Zeugen geladen. Die Angeklagten be streiten, sich strafbar gemacht zu haben. Und noch ein Versicherungsbetrug. Vor einigen Tagen fanden Bauern in einer Schlucht bei Villanders in der Nähe von Bozen einen jungen, nur halb bekleideter Mann mit schweren Verletzungen aus. Der Verletzte nannte sich Architekt Heinrich Günther aus Deutschland. Er sei, sagte er, von zwei Unbekannten über fallen, ausgeraubt und in die Schlucht geworfen worden. Die Ermittlungen ergaben, daß Günthers Raubüberfall erdichtet war und daß der Mann einen Versicherungs betrug versuchen wollte. Günther gestand, daß er sich wegen großer Schulden das Leben nehmen wollte; dann sei ihm aber der Gedanke gekommen, einen Raubüberfall vorzutäuschen. Er have sich bei einer Versicherungsgesell schaft in Deutschland ziemlich hoch versichern lassen. Günther wurde dem Gericht in Bozen überwiesen. s polWÄe ^unajchsu j Deutsches Reich Abschied von Rom. Reichsverkehrsminister von Güörard hat bei seinem Rückflug aus Rom an den italienischen Luftfahrtminister folgendes Telegramm gerichtet: „Beim Verlassen des italienischen Bodens beehre ich mich, Euer Exzellenz und der italienischen Regierung besonders ryeinen herzlichsten Dank zu sagen für die glänzende Aufnahme in Italiens Hauptstadt. Daß die Linie Berlin—Rom, die ich die Ehre hatte, zu eröffnen, Italiens und Deutschlands Polk ein ander noch näher bringen möge, ist mein herzlichster Wunsch." Um die Brotprcisc. Der Deutsche Städtetag hat den Reichskanzler und den Reichsernährungsminister auf die verhängnisvollen Aus wirkungen einer Brotpreiserhöhung aufmerksam gemacht. Der Städtetag verkennt nicht die Vorteile, die die Herauf setzung der Mehlpreisc für die Landwirtschaft haben kann, er hält aber dringende Maßnahmen für erforderlich, um mit allen Mitteln einer allgemeinen Brotpreissteigerung entgegenzuwirken, wenn nicht der gesamte durch die Preis senkungsaktion mühsam gewonnene Boden wieder ver loren gehen soll. Rußland. Beginn der Gottlosenwoche. In der gesamten Sowjetunion begann die Gottlosen woche gegen die russischen Ostern. Die Gottlosenverbände veranstalteten große Demonstrationen. In Leningrad, Moskau und anderen Städten wurden Beschlüsse gefaßt, die Kirchen der Staatsverwaltung für Wohnungen, Kinos und Klubs zur Verfügung zu stellen. Aus In- und Ausland Rom. Reichsverkehrsmmtster von Gnärard hat dem italienischen Außenminister Grandi einen Besuch abgestattet und mit ihm eine kurze Unterredung gehabt. Oslo. In Norwegen sind 43 000 Arbeiter ausgesperrt. Bis zum 15. April werden mindestens 82 000 Mann von der Aussperrung betrossen sein. Die Regierung erklärt, nur ein- greisen zu wollen, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer dies wünschten. Nsues aus aller Weit 40 Stunden unter dem D-Zug. Ein rumänischer Soldat, der aus Bukarest desertiert war, ist auf dem Schlesischen Bahnhof in Berlin unter einem aus Rumä nien eingetrofsenen D-Zug-Wagen am Drehgestell ent deckt worden. Der blinde Passagier hatte in dieser Lage die 40stündige Fahrt mitgemacht. Als man ihn fand, war er bald bewußtlos. > Das Lübecker Kinderstcrbcn. Unter den Säuglingen, die an den Folgen der Tuberkuloseimpfung schwer er krankt waren, hat sich jetzt ein neuer Todesfall ereignet, so daß die Zahl der Todesovker 76 beträat. Wie dieser neue Todesfall zeigt, ist die Gefahr für die noch kranken Kinder keineswegs beseitigt. Gastod dreier Frauen. Aus Gram über den Tod ihres vor Jahresfrist verstorbenen Mannes vergiftete sich in Berlin-Charlottenburg die 70jährige Frau Anna Gold schmidt mit ihren beiden verwitweten Töchtern durch Gas. Selbstmord eines Ehepaares aus Gram über den Tod des Sohnes. In Dresden wurde ein Konditorehe paar in seiner Wohnung durch Gas vergiftet tot aufgc- funden. Man nimmt an, daß das Ehepaar die Tat aus Gram über den kürzlich erfolgten Tod seines sechs Jahre alten Sohnes begangen hat. Schweres Eisenbahnunglück in Frankreich. Ein schweres Eisenbahnunglück ereignete sich in der Nähe von Marseille. In dem Augenblicke, in dem ein Arbeiterzug in einen Tunnel einfahren wollte, kam aus der entgegen gesetzten Richtung eine Lokomotive, die direkt in den Zug hineinfuhr. Der Zusammenprall war so heftig, daß meh- ! rere Wagen des Arbeiterzuges aus den Schienen sprangen l und zum größten Teile zerstört wurden. Aus den Trüm- 1 mern zog man zwei Tote und zehn Verletzte. Mehrere , von den Verletzten dürften kaum mit dem Leben davon- kommen. Großfcuer in Arras. In Arras ist das gesamte Hauptwarenlager des Post-, Telegraphen- und Telephon dienstes der Provinz Pas de Calais durch ein Feuers brunst zerstört worden. Das Lager befand sich in der Nähe des Hauptbahnhofes. Neben der Feuerwehr mußten noch Hunderte von Soldaten aufgeboten werden, um das Auf kommen von Bränden in der Umgebung zu verhindern. Die Ursache des Brandes steht noch nicht fest. Gewaltiger Gasausbruch in Rumänien. In der Nähe von Ploesti (Rumänien) erfolgte aus einer 1800 Meter tiefen Sonde ein außerordentlich starker Gasaus bruch. Das Getöse des Ausbruchs war 15 Kilometer weit zu hören. Die Gasmassen brennen nicht, gefährden aber die ganze Umgebung. Die Gemeinde Szanni wurde geräumt. Zusammenstoß mit dem Orientexpretz. Auf der Strecke Athen—Taioi stieß der Orientexpreß mit einem Autobus zusammen. Der Autobus wurde vollkommen zertrümmert; zwei Personen wurden getötet, vier schwer verletzt. Opferung eines Kindes. In Madras in Indien wurde ein Hindu, der ein Kind geopfert hatte, um eine zürnende Göttin zu besänftigen, zum Tode verurteilt. Der Mann, ein „Wunderheiler", hatte den Säugling einer an Pocken erkrankten Bäuerin erwürgt und in einen Dornbusch geschleudert. Dadurch sollte dis Genesung der von der zornigen Göttin Mariamman aufs Krankenlager geworfenen Frau beschleunigt werden. Goebbels an Grippe erkrankt. München. Eine Anfrage über den Aufenthalt des Berliner Gauleiters Dr. Goebbels ergab die aulhenttfche Auskunft, daß Goebbels in Berlin weile, aber an Grippe erkrankt sei. Franco wieder in Spanien? Paris. Die Polizei und Militärbehörden von Barcelona sind OounroOifll Ober Gernctue. die von dein Anse»,»alt Majors a D. Franco, seines Mechanikers Rada und des Generals Tel Jlauo in Lerida bei Barcelona wißen wollen. Die Biirgergarde steht alarmbereit und ein ausgedehnter Über wachungsdienst für Hotels ist eingerichtet worden. Aus Liebeskummer vergiftet. Budapest. Die 22jährige Magdalena Vago, die Tochter eines Fabrikdirektors, hat sich vergistet, da ihre Eltern sie zwingen wollten, dem von ihr zum Gatten ausersehenen armen inngen Mann zu entsagen und einen anderen sehr reichen Mann zu heiraten. Zwei Nußlanddcutsche verurteilt. Moskau. Das Bezirksgericht in Pokrawsk verurteilte den Führer der deuttchen Mennonitengemeinde in Kitschkas, Franz Giesebrecht, und den Kolonisten Paul Tissen zu Gesängms- strafen von dre, und zwei Zähren, weil sie angeblich gegen die Sittlichkeit verstoßen haben. Beide Angeklagten haben jedoch kein Geständnis abgelegt. Sic haben sich durch die Bekämpsuna der Propaganda der Gottlosen besonders bemerkbar gemacht. 12) Gewaltsam schob er all diese Gedanken endlich von sich, da er unterdessen auch vor seinem Hotel angekommen war. Oben in seinem Zimmer kramte er eine Weile in den Köckern. Er hatte da noch allerlei kleine Erinnerungen, die ihm lieb waren und von denen er sich nicht trennen mochte. Aber nichts war dabei, was seine Vergangenheit hätte verraten können. Zwei Bilder hielt Rainer längere Zeit in den Händen. Eins war eine gute Aufnahme seines Mütterchens. Lange sah er darauf nieder. Hierauf legte er sie liebevoll zurück in die Ledermappe. Lange blickte' er dann noch auf fein eigenes Bild, das ihn als Rittmeister seines Regiments darstellte. Fest preßte Rainer die Lip pen aufeinander und legte das Bild gleichfalls in die Mappe zurück. Vergrub diese ganz tief unten im Koffer. Schlaft, Erinnerungen, — ein neuer Lebensabschnitt beginnt! 5. Kapitel. Durch Evelyns neueste Marotte, ein Waisenhaus gründen zu wollen, war die Reise um einige Wochen verzögert worden. Jackson unternahm nie einen Spaziergang, eine Fahrt oder geschäftliche Besprechung ohne Rainer. Immer war er dabei, mußte es sein. Er lernte in diesen wenigen Wochen die riesigen Unternehmungen des Grubenkönigs kennen, wußte jetzt, daß ihn einer der reichsten Männer Amerikas zu seinem Freund und Vertrauten auserwählt hatte. Jackson selbst vergaß die kurze Zeit des Kennens. Er, der sich früher stets einen Sohn gewünscht, der die Ent täuschung, nur eine Tochter zu besitzen, nie ganz in seinem Innern überwunden hatte, behandelte Rainer nun wie ei nen Sohn. Er liebte die sicheren eleganten Bewegungen, die gewählte Sprache, das zurückhaltende gemessene Wesen im Beisein Dritter, und unauffällig lernte der Gruben könig von seinem jungen Begleiter, was ihm bisweilen hier und dort gefehlt hatte. Er hätte sich am liebsten tot gelacht über die mißtrauischen Gesichter von Vater und Sohn Paager. Wills Paagers grünliche Augen sprühten Gift und Galle aus, wenn sie Mister Rainer auch nur von kern sahen. Einzig konnte ihn das freundliche Benehmen Miß Evelyns trösten. Wills Paager stellte mit großer Be friedigung fest, daß Miß Evelyn den in diesem Falle un begreiflichen Geschmack ihres Vaters nicht teilte. Natür lich stand es jetzt doppelt fest bei Wills Paager, daß er früher im Süden sein mußte als Jackson mit seiner Be gleitung. Rainer merkte natürlich auch sehr bald, daß Miß Evelyn ihm geflissentlich auswich. Ein schmerzhaftes Ge fühl war in ihm bei dieser Erkenntnis. So unsympathisch also war er ihr! Und als er dieses schmerzhafte Gefühl spürte, war auch gleichzeitig die Vernunft da. Was ha derte er eigentlich mit dem Schicksal? Sicherlich hatte die ses Schicksal es doch sehr gut mit ihm gemeint. Was gin gen ihn schließlich Miß Evelyn und ihr langweiliger Ver ehrer Wills Paager an? Mit einer wahren Wut stürzte er sich in die Pflichten seiner neuen Stellung. Sie fielen ihm nicht schwer. Der alte Mann hing an ihm und er war beinahe rührend in seiner Nachgiebigkeit, wenn er sah, daß seinem jungen Freund einmal irgend etwas nicht behagte. Mit kühlen, spöttischen Augen blickte Evelyn auf ihren Vater. Sie ritt . täglich aus. Da sie stets von Wills Paager begleitet wur- I de, machte Paulus Jackson sich weiter keine Gedanken. Sie kannten sich ja von Kindheit an, die zwei jungen Men schen. Wenn Evelyn Wills Paager schon nicht als Bräu tigam betrachtete, so doch sicher als älteren Bruder. Und Jackson dachte weiter nicht über diesen Punkt nach, er hatte viel zu viel zu tun vor der Reise. — Wills Paager blickte beschwörend m Eve lyns Augen. „Evelyn, es ist . . . es ist unerträglich für mich, daß dieser fremde Mensch sich da bei Ihnen eingeschlichen hat. Onkel Jackson ist ja wie behext." Wills Paagers hageres Gesicht war ganz blaß, als er fragte: „Und Sie, Evelyn? Wie denken Sie darüber?" Wieder das seltsame Lächeln in Evelyns Gesicht. „Ich ... ich hasse ihn, weil er sich meines Vaters Freundschaft so mühelos errang. Er soll nicht glauben, daß auch ich froh bin, daß er bei uns aufgetaucht ist. Ich meide möglichst jedes Zusammensein mit ihm." Wills Paager nahm ihre Hand und drückte einen flammenden Kuß darauf. „Haben Sie Dank, Evelyn, heißen Dank für Ihre Worte. Nun bin ich beruhigt." Evelyn erschrak. Fast hätte sie ihm schroff ihre Hand entzogen, hätte gerufen: „Nein, so war es nicht gemeint." Doch sie schwieg. Konnte sie dafür, daß gerade in di^ sem Moment, als sie so dicht neben sich das blasse, ve^ lebte Gesicht Wills Paagers sah, ein gebräuntes schmäh Antlitz auftauchte, ein paar große, dunkle Männeraug^ ihr engegenslammten? Evelyns Hand zitterte. Sie streichelte den Hals Pferdes. Was war ihr nur? Warum dachte sie stets an sen Mann? (Fortsetzung