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KkMdMMlltNSi? UMÄWA deutschen Handwerks ist etwas grund sätzlich anderes und höheres, als die Kundenwerbung eines einzelnen Hand werkszweiges! Welche außerordentliche wirtschaft liche und kulturelle Bedeutung dieser Veranstaltung beizumessen ist, das geht allein schon aus der Tatsache hervor, daß Reichspräsident von Hindenburg als Lhrenmeister des deutschen Handwerks die Schirmherrschaft übernommen hat. Sinn und Zweck der Reichs Hand werks-Woche sollen sich nicht darin er schöpfen, dem Rokruf von Industrie und Landwirtschaft, von handel und Gewerbe neue Klagen und Vorwürfe anzufügen. Rein, bei dieser Veranstaltung soll es sich darum handeln, neue Hoffnung und neuen Lebensmut in alle Herzen zu tragen! In der verworrenen Zeit schleichen der Krisen, steigender Arbeitslosigkeit und allgemeiner Verzagtheit erhebt das geeinte deutsche Handwerk seine mah nende Stimme. Und indem es von sei- ner Bedeutung für deutsche Volkswirt schaft, deutsche Kultur und deutsche Volksgemeinschaft berichtet, indem es jedem einzelnen Volksgenossen die Wich tigkeit dieser Tatsachen eindringlich vor Augen hält, leistet das deutsche Hand werk positive Arbeit an Deutschlands Wiederaufbau! Laut Beschluß des »Reichsverbandes des deutschen Handwerks" und des »Deutschen Handwerks- und Gewerbe kammertages" wird vom 15.—22. Würz 1SZ1 im ganzen Deutschen Reich eine Reichs Handwerks-Woche abgehalten. »Handwerks-Wochen" sind an sich nichts Neues mehr. Die Schneider und die Schuhmacher, die Kürschner und Friseure und manch andere Handwerks gruppen haben zum Teil sei» Zähren schon derartige werbemaßnahmen mit mehr oder minder großem Erfolg ver sucht. Die kommende Reichs-Handwerks- Woche aber, als die erste machtvolle Kundgebung des gesamten geeinigten Was 0as üeutjche Handwerk anläß lich der Reichs-Handwerks Woche der Oeffentlichkeit zu sagen hat. hat es in einer offiziellen Aufklärungsbroschüre „Handwerk tut not! Fördert das Hand werk!" niedergelegt. Diese Schrift wird durch die Handwerkerorganisationen ans Publikum abgegeben. Sie ist dazu berufen, Aufklärung, Stärkung und Freude in jede deutsche Familie zu tra gen, und wird auch dann noch ihre segensreiche Wirkung entfalten, wenn das lebendige Bild der vielen Veran staltungen zur Reichs-Handwerks Woche bereits in der Erinnerung verblaßt. — han-werkskultur! Die tiefe Kultur des Handwerks, zeit weise im rasenden Tempo des industri ellen Aufstiegs vergessen, gewinnt von Tag zu Tag wieder mehr an Bedeutung. Der Handwerker nämlich steht in seinem beruflichen Schaffen eben dem Vollbegrifs des „Schaffens" stets näher, als etwa der Industriearbeiter: er wird nicht auf wenige Handgriffe gedrillt, son dern erlebt in seiner Hände Arbeit zu- Das Handwerk lebt! Es hat nicht an Stimmen gefehlt, die den Untergang des Handwerks und seine Verdrängung durch die allmächtige In dustrie als unabwendbare Folge einer zwangsläufigen Entwicklung prophe zeiten. Bis endlich wissenschaftliche For schung, auf Veranlassung des Reichs tages mit der Untersuchung der deutschen Wirtschaftsverhältnisse beauftragt, im Jahre 1930 das einwandfreie Ergebnis brachte: Das deutsche Handwerk zählt 1,3 Millionen Betriebe, es ernährt 8 Millionen deutscher Volks genossen und ist zu 14 bis 16 am wirtschaftlichen Gesamtumsatz beteiligt! Heute glaubt kein Mensch mehr an ein unausbleibliches Todesschicksal des deut schen Handwerks! Handwerk ist not wendig für die Volkswirtschaft, diese Erkenntnis steht heute fest, wie die Mauer der 8 Millionen, die es ernährt. Maschinenarbeit hat ihren Wert, und Handarbeit hat ihren Wert, jede an ihrem Platz. Erstaunliches kann die Maschine, alles kann sie nicht. Alle Lücken, die das Maschinenschaffen läßt, muß die werkkundige Menschenhand füllen; unaufhörlich sorgt die handwerk liche Meisterschaft dafür, daß die Welt der Maschinen von Händen gelenkt wird, die das Werk und seine werkgerechte Erzeugung kennen. Dreiviertel Millionen Lehrlinge bildet das deutsche Handwerk jährlich aus, und ein Teil davon kommt der Industrie zugute. Umgekehrt hat die Industrie dem Handwerk viele Ma schinen geschenkt, die es leistungsfähiger machen. So hat das Handwerk auch das richtige Verhältnis zur großen Nach barin Industrie gewonnen. Im wachen Kampf um seinen Bestand und seine Entwicklung wirbt das deutsche Hand werk heute täglich neue Freunde. Auch die Reichs-Handwerks-Woche, die der Oeffentlichkeit die Notwendigkeit des Handwerks innerhalb der Volkswirtschaft vor Augen führen soll, ist eine Tat im Sinne kraftvollen Vorwärts- «ad Aus wärtsstrebens! gleich innerlich Entstehung und Vollen dung des Werkes. Das erfüllt ihn mit tiefer Berufsfreude, die jenen Hundert tausenden fehlen muß, denen in dem unerbittlichen Produktionsprozeß der Fabriken nur noch der Wert einer küm merlichen Bewegung in einem ungeheu ren Räderwerk zusteht. Der Handwerker ist und bleibt stets Vollmensch, das heißt, ein Mensch, der die Kräfte seines Nach denkens und die Fertigkeiten seiner Hände voll und ganz an sein Werk wenden darf. Diese kulturelle Eigentümlichkeit dem ganzen Volke recht ins Bewußtsein zu bringen, ist eine der wichtigsten Auf gaben der Reichs-Handwerks-Woche Handwerk als Mittelstan-. Man nennt das Handwerk einen wesentlichen Bestandteil des Mittelstan des im deutschen Volke. Die Reichs-Handwerks-Woche soll es allen Volksgenossen predigen, daß dieser Mittelstand nicht nur eine Lagenbezeich nung zwischen hüben und drüben, Zwischen oben und unten ist, sondern in erster Linie eine Wertbezeichnung, ein Hinweis auf „vermittelnde" Aufgaben. Soll die Nation nur aus zwei ewig ge trennten Parteien bestehen, aus großen kapitalstarken Unternehmen und kleinen Arbeitern und Angestellten? Es gilt, sich bewußt zu werden, welch ein guter Besitz für jedes Volk eine selbständige Mittelschicht kleiner Unternehmer ist, in die viele tüchtige Arbeiter aufrücken können, die nicht in Herrschaftswiegen geboren, aber doch von einer freundlichen Fee mit Fleiß, Charakter und Intelligenz begabt worden sind. Für den Fortschritt und die Zufriedenheit der Menschheit wäre nichts verhängnisvoller und nieder drückender, als die Gewißheit, nicht mehr aufsteigen, nicht mehr aus Abhängigkeit Zur Selbständigkeit gelangen zu können. Darum gilt die Mahnung der Reichs- Handwerks-Woche für alle: Handwerk tut not! fordert das Handwerk!