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Wilsdruffer Tageblatt 2. Blatt. Nr.44 - Sonna-e»-,-en21. Februar 1931 Meiskeit im Keller. Von Rudolf Presber. Der Wein — so heitzt's in alten Worten — Ist es, der stets die Wahrheit sprach. Doch fragt ihr nur die üblen Sorten, So ist die „Wahrheit" auch d nach! * Ich laß' die armseligen Burschen noch gelten, Die auf den Wein, den erquickenden, schelten. Doch denen möcht' ich nichts Gutes gönnen, Die ihn loben und — nicht vertragen können. -r- Lieber dem Wasser die Idioten Haben den Bürgern den Wein verboten. Törichter scheinen mir noch die Massen, Die sich ihn einfach verbieten lassen. Tritt nur keck in den Keller ein, Ist es auch dunkel drin', Kleine! Lippen, noch feucht vom guten Wein, Glaub' mir, küssen wie keine. * Ein Abstinent, besonders blöd', Schrieb in ein Blättchen, frech und schnöd': Für meine kleinen Lieder vom Wem, Strich ich sogar — Honorare ein ... Geliebter Blödian, ohne zu prahlen, Du könntest mir ruhig das Zehnfache zahlen, Ich schriebe bei Wasser und Himbeer-Essenz Kein Lied für deine Abstinenz! * Was man mir nicht verzieh und vergaß: Daß ich mit der Liebsten beim Weine saß. — Warum soll eine Hochzeit am Rhein Trockener als zu Kana sein? * Wo die Rose wild über den Stein wächst, Such' dir dein Gräbchen aus. Wo an den Hängen der Wein wächst, Da wink' dir das Leben ins Haus! * Wenn leicht bewölkt dein Morgen war, So trink' ein Fläschchen Mosel oder Saar, lind wird dein Herz nicht recht von Sorgen frei, Ein braver Steinwein hilft dabei. Und stockt dein Werk und gcht's dir überquer, Nimm eine Flasche alten Rheinwein her Doch wen» ein Augenpaar^d-ch listig neckt - passionsanfang. 2. Kor. 6, 4: In allen Dingen beweisen wir uns als die Diener Gottes. In alten Dingen? In manchen, ja. Jeder hat seine guten Stunden, in denen er Gott wirklich dienen will und auch dient, willig und freudig. Aber wir alle wissen auch, wie rasch es damit zu Ende ist - und da gerade, wo wir damit aushören da fängt der eigentliche Gottesdienst doch erst an: entgegen den Stimmen um uns, die uns durch Locken und Drohen von dem begonnenen Gottesweg weg bringen wollen entgegen dem Begehren oder dem Bangen unseres Herzens das unsere Schritte zögern läßt oder Zur Umkehr bringt. Da, wo die Vollendung des Dienstes kommen sollte hort es bei uns so oft, allzuoft aus: weil wir die Passion fürchten, das Leiden. Das Leiden an und für sich, besonders aber das Leiden für ihn, für das Bekenntnis zu ihm und seiner Sache. Nun ist die Passlon^- zeit wieder da. Wer Sinn Hal für das fettige und Hel- ligste, wird sich in stiller Betrachtung versenken m den An blick dessen, der den Dienst gegen den himmlischen '^aier vollende, ha, bis zum Tode am Kreuze. Was aber soll diese Betrachtung, wenn sie uns nicht in uns selbst hineln- ^lb, mit der Frage: „Und ich - wie beweise ich mich als -lener Gottes?" ' Passion betrachten ist gut. Aber zur das mDienste Gottes selbst bereit sein ist besser, ist mir'nach Es allein ankommt. L enn es heißt: Folge Märtyrer Liebe 65. FortseNm^" °°n I. S ch n e i d e r. F ö r st l. ' ... Nachdruck verboten „Gerade glänzen ' .. . « Er entleerte seinen ^hst du nicht aus, mein Haschen. in die Augen. „Na Eack und sah ihr dabei unverwandt nächste Woche wollen habe das Hcrumklettern satt. Die »Ja, Hans Jörg!" ^im. Freust du dich?" „Erlaube! W scheinst dich ja ganz eigen" .'H denn eigentlich? — Du wenn ich einmal einen Tag " Traumen Hmzugeben, mir bier schlicken riefst du m bin. Die erste Nacht, die gedach^weil !ine Mutter ..Ich habe nichts dabei ' Und beute? " Seine cI!?°rwahrend von ihm sprach. -- Und heute? vcme bekam etwas Drohen- des. Elisabeth sah ihm liebevoll in di«. Mutter Sil- h°t s-st-m m>d h-ut-„ u, R V sonnigem Leben " wir seinen Namen oft und jo liegt er nur nage. „Hm Ist Korrespondenz gekommen? Nein? Gott sei Dank. Mach'kein Gesicht, Herrgott, man hat halt wieder ho ab und zu eme "Du hast sie mir zwar beinahe schon alle abgewohnt — „ .Ich?" Elisabeth lachte hell aus. „Ja, du! — Ich hütt's wahrhaftig nicht geglaubt, daß du soviel zuwege bringst..." Er vertauschte seinen Sportanzug mit einer gestreiften Hose und einem Cutaway und ließ stch von seiner Frau eine passende Krawatte heraussuchen. Unterdessen erzählte er ihr, daß er am Achensee die Nella getroffen habe, „das heißt den ganzen Haushalt Nenkell: Mann, Frau, Kind, Er- jieherin, Chauffeur und Auto. Die Nella macht nie etwas halb, meinte er belustigt. „Immer gleich ganze Arbeit." d'r schön genug?" Er hatte .seine Toilette be endet und gellte sich vor Elisabeth. Verkehrsnöte Kritik an der Reichsbahn. Autoschau im Reichstag. Eigentlich ist zum Haushalt des Verkehrsmtnisteriums schon am ersten Tage alles Notwendige gesagt worden und trotzdem suhlen die einzelnen Parteien das Bedürfnis, so „wie der Brauch es befiehlt", noch eine zweite Garnitur Redner vor- zuschicken. Wasserstraßen, Kraftwagensteuer und Wegebau kosten — es ist immer wieder dasselbe, das auch immer wieder nur den Auftakt bildet zu den Beschwerden über die Eisen bahn. Der Retchsverkehrsminister sitzt däbet, hört sich alles mit an und — kann doch nichts machen. Es fehlt eben an Geld für den Ausbau unwichtiger und wichtiger Verkehrs mittel. Am Mittellandkanal baut man nun auch schon so etwa 25 Jahre. Der vom Aachener Jndustrierevier so heiß ersehnte Kanal nach dem Rhein ist und bleibt vorläufig ein Traum der Zukunft und — was leider im Hause aber nicht erwähnt worden ist — es ist auch der Ausbau des Verkehrs netzes in diesem nordwestlichen Teil der Rhetnprovinz uns durch die Entente verboten worden. Immer wieder dasselbe Thema: Die Reichsbahn spart unter dem Druck der Reparationslasten in einem Ausmaß, daß schon das „Sakst^ kirst" bei ihr stark gefährdet wird, das Gebot also, daß die Sicherheit im Verkehrsbetriebe an allererster Stelle stehen muß. Und während draußen am Kaiserdamm die Internationale Autoschau veranstaltet wird, die ja der Ausdruck einer Revolutionierung des Verkehrs ist, zer bricht man sich im Reichstag die Köpfe, wie es erreicht werden kann, daß dieses moderne Verkehrsmittel seine ältere Schwester nicht an die Wand drückt. Man spricht von Erhöhung der K r a s t w a g e n st e u e r, um die schnell wachsenden Kosten der Wegebauten hereinzubringen, und die Ländervertreter streiten sich um den Anteil an dieser Steuer herum. Es ist aber nicht nur bei diesen Reden, sondern vor allem in der Wirklichkeit eben immer dasselbe: Wir haben unzählige Wünsche, unzählige Forderungen, die durchaus nicht etwa Luxusausgaben bedeuten würden, sondern eigentlich nur die Selb st Verständlichkeit darstellen, dringlichste Not wendigkeiten sind — aber wir haben kein Geld dazu, sie aus- und durchzuführen. Bitter empfindet man als Deutscher den Gegensatz zwischen dieser Wirklichkeit und dem stolzen Wort, das unsere Zeit als „das Jahrhundert des Verkehrs" bezeichnet. * Sitzungsbericht. (28. Sitzung.) OL. Berlin, 20. Februar. Bei Beginn der Sitzung gibt Präsident Löbe ein Urlaubsgesuch des Abgeordneten und Zweiten Vizepräsi denten Graes (Dtn.) für 14 Tage wegen dringender Geschäfte bekannt. Dem Gesuche wird stattgegeben. Das Haus setzt dann die Beratung des Haushalts des Reichsverkehrs Ministeriums fort. Daniit ver bunden wird auch ein Antrag desAbg. Rippel <Christl.-Soz.), die Gehälter der oberen Reichsüahnbeamtcn herab zusetzen und denen der gleichgestellten Reichsbeamten anzupassen. Abg. Groß (Ztr.) begrüßt die einheitliche Zusammenfassung der Fremdenverkehrswerbung und beschäftigt sich dann mit der Frage der Reichsbahntraise. Eine Senkung dieser Tarife dürfte unter den augenblicklichen Verhältnissen nicht möglich sein. Sehr scharfe Kritik richtet der Redner gegen das lohn- und arbeitspolitische System bei der Reichsbahn. Besonders beklagenswert sei die willkürliche Schließung von Eisenbahnwerkstätten. Es müsse mit diesem System Schluß gemacht werden. Dann geht der Redner ausführlich aus die Frage der Krastwagensteuer und der Wegeunterhaltungskosten ein und verlangt die Erhöhung der Kraftfahrzeugsteuer. Er bringt dann weitere Forderungen zum Ausbau des Mittel landkanals vor und verlangt, daß, solange der Aachen—Rhein- Kanal nicht gebaut werde, wenigstens das dortige Verkehrsnetz erweitert wird. Dann wendet er sich wie die Redner der vergangenen Sitzung auch gegen den Schenker-Vertrag. * Abg. Scheffel (Soz.j verurteilt gleichfalls das Verhalten der Reichsbahnverwaltung beim Abschluß des Schenker- Vertrages. Es heiße, die Reichsbahn solle unter Um ständen bis zu hundert Millionen Mark Zuschuß auf Grund dieses Vertrages leisten. Woher wolle sie denn die Mittel dazu nehmen? Im Verwaltungsrat der Reichsbahn liege der entscheidende Einfluß bei führenden Industriellen, zu denen in jüngster Zeit auch der Mitinhaber von Krupp hinzugekommen sei. Bet einer so einseitigen Zusammensetzung komme die Allgemeinheit zu kurz. Reichsminister von Guerard erwidert, daß er wegen der Gehälter der leitenden Beamten bei der Reichsbahn sich im Interfraktionellen Ausschuß äußern werde. Er sei durchaus bereit, die Gehälter der leitenden Beamten mitzuteilen, ebenso sich zur Frage der Leistungszu lagen zu äußern, die er in ihrem jetzigen Aufbau für unerträg lich halte. Nach einigen Mitteilungen über den zukünftigen Bau des Rügendammes, den das Reichsverkehrsministerium erst in Gestalt eines Eisenbahndammes errichten wolle, wenn eine Einigung mit der preußischen Regierung nicht zustande komme, geht der Minister gleichfalls aus die Kraftfahrzeug- steuer und die Wegebaukosten ein. Der Minister be tont, daß er sich für die weitestgehende Verwendung inländischer Baustoffe zum Wcgcbc- einsetze und daß die Verwendung ausländischen Matermls aus das notwendigste Matz beschränkt werden müsse Tann wendet sich der Minister den Einzelfragen über den Ausbau der Wasserstraßen zu und erklärt, daß für den Ausbau des Oderwasserweges tatsächlich nicht weniger, sondern mehr Mittel eingesetzt worden seien. Schwierig sei natürlich die Frage des Wellerbaues des Mittellandkanals. Hier müßten Schädigungen der östlichen Wirtschaft durch diesen Bau ver mieden werden. Nochmals erklärt der Minister, daß durch den Schenker- Vertrag eine tatsächliche Überrumpelung des Reichsverkehrs ministeriums erfolgt sei. Herr von Siemens habe allerdings im Jahre 1924 dem damaligen Generaldirektor der Reichsbahn- gesellschaft, Lser, einen solchen Plan vorgeiragcn, er sei aber entschieden abgelehni worden. Abg. Helmerich «Bayer. Vp.) beschwert sich über die un gerechte Verteilung der Kraftfahrzeugsteuer. Gerade Bayern werde trotz sehr großer Durchgangsstraßen hier ganz außer ordentlich benachteiligt. Weiter äußert der Redner Beschwer den über den langsamen Fortschritt bei den Gleiserneue rungen. Die Eiscnbahnkatastrophcn der letzten Zeit sollten der Reichsbahn über die Notwendigkeit einer Beschleunigung dieser Maßnahme dle Augen geössnct haben. Der Etat ist unter Ablehnung der kommunistischen Anträge angenommen, ebenso die Ausschüßentschließung. Nach Annahme des Haushalts des Reichsverkehrsministe riums werden dann auch noch eine Reihe von Entschließungen angenommen, die die Regierung ersuchen, der Reichsbahn be stimmte Vorschläge zu machen. Dabei ist zu erwähnen die An regung, für Arbeiter, die durch eine Einführung der Fünftage- Woche die bisherigen Wochenkarten nur an fünf Wochentagen benutzen können, neue verbilligte Wochenkarten auszugeben, des weiteren eine Entschließung, die Gehälter der oberen Reichsbahnbeamten denen der gleichgestellten Reichs beamten anzupassen und umgehend eine Zusammenstellung über die Bezüge aller hohen Reichsbahn- und Reichsbank beamten vorzulegen. Ferner wurde eine Entschließung ange nommen, die die Reichsregierung auffordert, unverzüglich die Rechtslage über den Schenker-Vertrag mit der Reichs bahn klarzustellen. Weiter wird eine Entschließung angenommen, wonach die Neichsregierung die Reichsbahn veranlassen soll, daß die kosten freie Beförderung aller Schwerkriegs- und Schwerunfallver- letztcn in der Polsterklasse durchgcsnhrt wird. Und schließlich wird weiter gefordert, Mittel für die Niedrigwasser- regulierung der Elbe durch die Neichsregierung zur Verfügung zu stellen. Die übrigen Entschließungen in dieser Frage wurden der Ausschutzberatung überwiesen. Damit schließt die Aussprache über den Haushalt des Reichsverkehrsministeriums. Die Vorlage zur Änderung des Pressegesetzes, wonach Abgeordnete nicht verantwortliche Redakteure sein dürfen, wird in einfacher Abstimmung gegen die Kommunisten und einige Mitglieder des Landvolks in der Schlutzabstim- mung angenommen. Das Gesetz tritt a ni 1 März d. I. in Kraft. Dann folgt die Beratung des Kriegslastenchaus- Halts. Nachdem die Abgg. Ritzel (Soz.) und Schreck-Baden (Komm.) die Notlage im besetzten Gebiet geschildert und Reichs hilse, gefordert haben, wird die Beratung abgebrochen. Der Kall Schenker. Die Regierung soll prüfen und berichten. Der Verkehrsausschuß des Reichstages beschäftigte sich mir der Eingabe des Reichsverbandes Deutscher Spediteure und der Gemeinschaft Deutscher Krastwagcuhaltcr, die sich gegen den von der Reichsbahn mit der Firma Schenker ab geschlossenen Vertrag wenden und verlangen, daß er nicht in Kraft gesetzt wird. Der Ausschuß beschloß, diese Eingabe der Reichsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen, und nahm eine Entschließung an, die die Regierung ersucht, die Rechtslage eingehend zu prüfen und dem Reichstage Bericht zu erstatten. Sie nickte und iah errötend an sich hinunter. „Macht nichts, mein Hase ... das „Häschen" muß ich mir jetzt abgewöhnen . . . wie soll ich sonst zu dem Jungen sagen, wenn er kommt? An Kosenamen bin ich arm." Elisabeth ging nach der Türe. Es hatte geklopft und eines der Zimmermädchen bat Reichmann, eilig ans Tele phon zu kommen. Wer rief, das wußte sie nicht. Beinahe instinktmäßig folgte ihm Elisabeth auf dem Fuße ins Tele phonzimmer. Reichmann hielt das Hörrohr bereits in der Hand. „Ja, hier Doktor Reichmann Doktor Hilbertt? — Nicht möglich! — Heute mittag? Ich komme sofort — — Im Krankenhaus? Ja? Nicht transportierbar. — Ja, meine Frau wird es übernehmen. Komme bestimmt mit dem Frühzug. — Ja, meinen Dank, Schwester Paula." Als Reichmann das Gesicht wandte, trug es beinahe keine Farbe. „So ... das reicht gerade . . . Erschrick nicht, Liesl, es ist viel auf einmal!" Ihre Lippen waren halb geöffnet. Sie wagte nicht zu fragen. „Dieser Raster war ein so sicherer Fahrer. Dier Jahre steuert der Mensch nun meinen Wagen. Und heute passiert ihm das!" Elisabeth brachte keinen Ton hervor. Der Schrecken hielt sie wie gelähmt. „Hans Jörg" war alles, was ihr Uber die Lippen kam. „Ja ... er und der Chauffeur, beide. Dem Raster ist ein Lastwagen in die Flanke gefahren unweit der Eisen- bahnbriicke. Ihm hat's die Schädeldecke zerschmettert. Er war sofort tot. Hans Jörg hat eine schwere Unterleibsver letzung. „So viel wie verloren," sagt Schwester Paula. Mit beiden Händen hatte Elisabeth in die Falten der Vorhänge gegriffen. Mit dem Rücken lehnte sie gegen dis Wand, unfähig, sich zu rühren. „Hast du . . . dick) nicht geirrt?" „Nein, Liesl. Ich wollte, ich hätte falsch gehört." Der Mutter sollte sie es schonend beibringcn, bat er — sie müsse sofort mit nach Eisenbach, wenn sie nicht trotzdem schon zu spät kämen. „Ich sehe im Kursbuch nach, wie die Züge Anschluß haben. Bis München geht es an, aber hernach — die Ver bindung in den Wald ist miserabel." Sie hatte gar nicht gehört, daß er das Zimmer verlassen hatte. „Hans Jörg ... es kann ja nicht sein. Hans Jörg, das . . . das bricht ihr das Herz." Sie kann es der Mutter nicht beibringen. Und jede Minute ist kostbar. Bis die alte Dame hier alles regelt, den Betrieb in bewährte Hände legt und ihre Sachen packt. „Er wird gehen und nie wiederkommen. Weißt du, was das heißt: Nie wiederkommen." In dem kleinen Giebelzimmer ist alles ruhig. Frau Hilbertt sitzt über einen Stoß von Rechnungen, setzt Sum men für Mittag- und Abendtisch ein, für Telephongespräche und frankierte Briefe, für Kahnfahrten und besorgte Damp ferbillette. „Bitte," klingt es energisch dazwischen. Sie will vom Personal in dieser Zeit nicht gerne gestört sein. „Du bist's, mein Kind? Du bist noch bleicher als gestern, was sollen wir tun, daß du rote Wangen bekommst? Wenn Hans Jörg kommt." „Mutter . . . Mutter Hilbertt... er... er .. . wird vielleicht nie wiederkommen!" „Elisabeth!..." „Wir werden ihn — beide verlieren!" Es ist einen Augenblick totenstill in dem kleinen Zim mer. Nur zwei eisigkalte Hände umklann^rn die der jun gen Frau. „Mein Hans Jörg . . . tot!" „Nein . . . nicht . . . nur sehr schwer verletzt bei einem Autounglück. Jede Stunde ist ein Geschenk für ihn und uns. Du wirst mit uns fahren, Mutter . . . Mutter Hil- bcrtt . . . und morgen, morgen früh sind wir in Eisenbach bei ihm." „Bei meinem toten Sohn ..." (Fortsetzung folgt.)