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Mr HerabseZW Ser deutschen Tribut- lasten «nd der Kriegsschulden. London. 14. Januar. Auf einem Frühstück erklärte Bal four, eine baldige vernünftige Regelung des Problems der in teralliierten Schulden und der Reparationen sei das dringende Gebot der Stunde. Gewaltige Summen von einem Lande an das andere zu überweisen ohne entsprechenden Gegenwert zu empfangen, muffe die Währungen und den Handel auf das schwerste gefährden. Das System der Arbeitslosenunterstützung fei auf die Dauer nicht aufrecht zu erhalten. Eine Wiederbe lebung der Eigenverantwortlichkeit und Herabsetzung der Steuer» sei notwendig, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu über winden. Balfour für eine vernünftige Regelung der Reparations- «nd Schuldeufrage. Neuyork, 15. Januar. Der Gouverneur von Maryland, Ritchie, der als aussichtsreichster demokratischer Anwärter für die Präsidentschaftswchl im Jahre 1932 gilt, sprach sich in Ana- polis erneut für eine wohlwollende Behandlung des internatio nalen Schuldenproblems aus. Er betonte, daß Amerika nicht ge deihen könne, wenn Eurcpa darbe. Die Herabsetzung der deut schen Tributiaften und der interalliierten Kriegsschulden sei im Interesse des Fortschritts Amerikas notwendig. König Alfons in -er Tschechoslowakei. GrafZamojski verhandelt in Prag. Vor einigen Tagen wurde berichtet, daß das dem pol nischen Grafen Zamojski, einem Verwandten des spanischen Königs, gehörende Schloß Rauschenbach in der nördlichen Zips, in der Nähe der polnischen Grenze, als Zufluchtsort für den spanischen König ausersehen sei und mit einem großen Aufwand restauriert wurde. Die Nachricht, daß König Alfons im Falle der Ausrufung der spanischen Republik aus diesem Schloß Zuflucht suchen will, gewinnt an Wahrscheinlichkeit durch den Aufenthalt des Schloßherrn Grasen Zamoiski in Prag, wo er Besprechungen mit politischen Persönlichkeiten, sowie mit einigen Diplomaten, u. a. auch mit dem Gesandten einer westlichen Großmacht, über ihre Stellungnahme zu einem Aufenthalte des spanischen Königs in der Tschechoslowakei hatte. Das Verbot -es Remarque-Films in 6ü-slawien. Für das ganze Land verfügt Der Film „Im Westen nichts Neues" ist für ganz Südslawien verboten worden. Tie Belgrader Polizei hatte den Film für Belgrad verboten. Daraufhin wurde der Film einem Ausschuß vorgeführt, der aus Vertre tern des Kriegsministeriums, Unterrichtsministeriums und des Ministeriums des Innern bestand und die Oberste Filmbehörde darstellt. Dieser versügte das Ver bot für ganz Südslawien. Nach russischem Musser. Ein deutsches Gotteshaus als polnischer Tanzsaal. In dem Dorfe Tinnwalde bei Löbau (Pommerellen) befindet sich ein evangelisches Bethaus, in dem seit ge raumer Zeit kein Gottesdienst mehr abgehalten werden kann, da der Pfarrer aus Polen ausgewiesen wurde. Nachdem der polnische Gemeindevorsteher des Ortes einem deutschen Landwirt, der die Schlüssel zum Bethaus verwahrte, in Begleitung eines Polizisten die Schlüssel abgenommen hatte, mußten die noch immer zahlreichen deutsch-evangelischen Bewohner des Ortes mit ansehen, wie in ihrem Beihaus ein polnisches Tanzsest abgehalten wurde. Dabei wurden die Scheiben des Beihauses einge schlagen, die Bilder von den Wänden gerissen und einem Lutherbild die Augen ausgestochen. Sie Einigung im Arbeitszeitstreit bei der Reichsbahn. Sonntagsarbeit mit Zuschlag. Amtlich wird mitgeteilt: Im Tarifstrett über die Arbeits zeit bei der Reichsbahn ist im Reichsarbeitsministcrium eine Vereinbarung zwischen den Parteien zustande gekommen. Auch der Hauptstreilpunkt, der die Sonntagsarbeit wichtiger Arbeitsgruppen betraf, ist durch Vereinbarung geregelt worden. Künftig wird für die Sonntagsarbeit ein besonderer Zuschlag gezahlt werden. Das Reichelsdorfer Eisenbahnunglück. Das Urteil im Berufungsprozeß: Bedingter Straferlaß. ^^derusungsprozetz wegen des Reichelsdorfer Eisenbahn- unglucks verkündete die Große Strafkammer beim Landgericht Nürnberg das Urteil. Danach werden die Berufungen des Llaatsanwalts und der beiden Angeklagten, des Bahnassistentcn Llnüuber und des Lokomotivführers Mauicr. als un begründet verworfen. Den beiden Angeklagten wird bedingter Straferlaß bis zum 15 Januar 1935 gewährt, da das öffentliche Interesse den Vollzug der Strafe nicht erforderlich erscheinen läßt. In der Urteilsbegrün dung kam das Berufungsgericht zu der glichen Überzeugung wie das Erstqericht. Wilsdruff, am 15. Januar 1931. Merkblatt für den 16. Januar. Sonnenaufgang 7°° I Mondaüsgang 6°° Sonnenuntergang 16^' f Monduntergang 13^ 1901: Der Malei Arnold Böcklin gestorben. Ore langen Abende. Wenn man die Kindheitserinnerungen unserer Geistes größen durchgeht, entdeckt man, welchen tiefen Einfluß die langen Winterabende auf die Bildung ihres Wesens gehabt haben. Nicht umsonst haben unsere Maler und Zeichner so gern die Behaglichkeit der Stunden geschildert, wo die ganze Familie um den Tisch oder den Kachelofen versammelt ist, wo man sich nach des Tages Drang und Last in Ruhe ausspricht, wo man bastelt und liest und wo man Geschichten erzählt. Alle die schönen Märchen und Sagen, die von den Brüdern Grimm und anderen ausgezeichnet worden sind, verdanken ihre Pflege und Erhaltung den langen Winterabenden. Es gab Märchentanten und Märchenonkel, die eine besondere Be gabung dafür halten und deren Kunst so geschätzt war, daß sie reihum gehen mußten in den befreundeten Häusern. Daß die freie Erzählung so gepflegt wurde, hatte einen sehr nahe liegenden Grund Wir machen uns heute keinen Begriff mehr davon, wie unzulänglich für unsere Begrifssverhältnisse die Beleuchtung in früherer Zeit war. Das Lesen bei künstlichem Lichte verdarb auf die Dauer die besten Augen, denn Kerzen konnten sich nur sehr wohlhabende Leute für alle Tage leisten, und noch der alte Goethe mußte für seine Abendarbeit das matte Licht der Rüböllampe mit einer gläsernen Schusterkugel verstärken. Zeitungen drangen damals nur selten bis in ent- legenere Orte. An solche Tatsachen müssen wir gelegentlich denken, wenn wir dem Fortschritt gerecht werden wollen, der heute gegenüber der „guten alten Zeit" jedem zunutze kommt. Unsere Urgroßeltern, die wir unsererseits so gern um die Ge- ruhigkeit ihrer Lebenssührung beneiden, hätten viel eher An laß gehabt, ihre Urenkel zu beneiden, wenn sie sich eine Vor stellung davon hätten machen können, bei welcher Lichtfülle wir heute die vielseitigen Anregungen genießen, die uns unser Heimatsblatt in jeder Nummer an' Nachrichten und an Be richten aus allen Gebieten des menschlichen Wissens und Fort schrittes darbietet. Wir können uns den langen Winterabend ohne unsere Zeitung gar nicht mehr vorstellen, und wie einst mals vom Erzähler, so wird heute die Kultur aller Gebildeten durch die Zeituug beeinflußt. . * Die Eltern der nächsten Schulrekruten waren von der Schul leitung für Dienstag abend nach dem Lehrerzimmer der Schule zu einer Besprechung gebeten worden. Bis auf einige Ausnahmen waren sie auch erschienen. Schulleiter Kühne begrüßte sie und sprach von den inneren und äußeren Voraussetzungen für einen geordneten Schulbetrieb. Er empfahl ferner die Schulsparkasse, die seit ihrem Bestehen über 10 000 Mark ausgezahlt hat, und wies auf die Untersuchungen durch den Schul- und Zahnarzt, so wie die Wohlfahrtsschwester hin, auf Milchpflege und Wander tage. Die Aufnahme der Schulneulinge findet um 8. April statt. Die etwa gleichgroße Zahl der Knaben und Mädchen ermög licht die Einrichtung einer Knabenklasse, die Lehrer Talken de rg er führt, und einer Mädchenklasse, die Lehrer Ranft übern'immt. Die andernorts viel umstrittene Zuckertütenfrage wurde durch Abstimmung entschieden. Nur zwei Väter erklärten sich gegen die Tüte. MGV. „Sängerkranz". Die gestern abend im „Löwen" stattgefundene Jahreshauptversammlung war von den Mitglie dern zahlreich besucht. Vorsitzender Trepte begrüßte sie freund lichst, nachdem der Vereinssängerspruch gesungen war. Die Ta gesordnung wurde genehmigt und der Vorsitzende hielt kurze Rückschau auf das verflossene Jahr, das für den Verein trotz aller wirtschaftlichen Nöte schöne Erfolge brachte. Das war in sonderheit ein Verdienst des Liedermeifters Paul Hientzsch, dem noch besonderer Dank zum Ausdruck gebracht wurde. Ehren des Gedenken galt dem verstorbenen Sangesbruder Hölzel, dem der Verein am Tage vorher den letzten Gruß brachte. Verschiedene neue Mitglieder wurden aufgenommen, doch waren auch einige Abmeldungen zu verzeichnen, darunter die eines jetzt Passi ven, der 36 Jahre dem Vereine die Treue hielt. Aus Dankbar keit wurde beschlossen, ihn als steuerfreies Mitglied weiterzu führen. Anter Eingängen wurde eine Notenschenkung, Grüße aus Amerika vom Sangesbruder Hans Kühne und ein Rund schreiben betr. das Frankfurter Sängerfest zur Kenntnis ge bracht. Weiter lagen die Anmeldelisten für das Großenhainer Bundessängerfest am 27. und 28. Juni vor. Die Eintragung muß bis zum 10. Februar verbindlich geschehen. Trotzdem, daß an denselben Tagen in Wilsdruff das Schützenfest stattfindet, steht voraussichtlich eine zahlreiche Beteiligung der Sängertränz- ler zu erwarten. Den Jahresbericht erstattete Sangesbruder Schmidt. In 40 Singestunden waren im Durchschnitt 48 Sänger anwesend. Der Bericht schilderte ausführlich alle Be gebenheiten und Vorgänge im Verein. Dem Schriftführer wurde herzlich gedankt. Ein erfreuliches Bild konnte der Kassierer Günther vom Kassenbestand aufzeichnen, nachdem die Flügel schuld gedeckt ist. Die Kassenprüfer beantragten Entlastung. Mit Dankesworten wurde sie ihm erteilt. Die Gelegenheit benutzte der 2. Vorsitzende Hombsch, um denk verdienten Vorsitzenden Trepte für seine Aufopferung für den Verein namens aller Mitglieder herzlich zu danken, auch durch einen harmonischen Gruß. Der vorgelegte Haushaltplan fand einstimmige Annahme. Lin Frühjahrsvergnügen soll am 25. Februar stattfinden. Aus dem Vorstande schieden aus die Sangesbrüder Trepte, Hombsch, Lange, Häntzsch und Geißler. Sie wurden einstimmig wiedergewählt. Als Ersatzmänner sungieren die San gesbrüder Reiche und Pinkert, als Kassenprüfer Römer und Reiche. Ueber die Verleihung des vereinseigenen Flügels entspann sich eine ausgiebige Debatte. Einstimmig wurde be schlossen, für künstlerisch-musikalische Veranstaltungen den Flügel weiterhin unter besonderen Bedingungen nur im Hause zu ver leihen. Zur Sängerhilfe haben sich aus dem Verein 56 Personen gemeldet. Dor Schluß gab Sangesbruder Zienert seiner Freude über den starken Besuch der Versammlung und den herr schenden frischen frohen Geist Ausdruck mildem Wunsche, daß es trotz aller schweren Zeit so bleiben möchte im Sängerkranz. Be sonderer Dank wurde noch Herrn Lehrer Hientzsch für sein erfolgreiches Liedevmeistermühen gezollt. Mit einem flotten Sän germarsch wurde die harmonisch verlaufene Versammlung ge schlossen. Die gestrige Versammlung der Nationalsozialistischen Deut schen Arbeiterpartei hatte in größerer Zahl auch Kommunisten und Sozialdemokraten in den Saal des „Adlers" geführt, so daß Spätkommenden der Eintritt polizeilicherseits wegen Ueberfül- lung nicht gestattet wurde. Für den erkrankten Dr. Goldhan war als Redner Dr. Winter eingesprungen. Ohne zunächst auf das eigentliche Thema einzugehen, übte er Kritik an der deutschen po litischen Vergangenheit der vergangenen zwölf Jahre und kam auf die Notverordnung zu sprechen, trotz der heute schon wieder ein Defizit von einer Milliarde Mark im Reichshaushalt vorhanden sei. Das sei aber die Folge davon, daß man immer die Wirt schaft vor die Politik gestellt habe. Ueberhaupt könne Deutsch lands Lage nur durch eine zielbewußte, klare und aufrechte Außen politik zum Bessern sich gestalten. Vor allem müsse der Kampf gegen den Poungpian auf der ganzen Linie ausgenommen wer den. Der Regierung sei bekannt, daß sich das deutsche Volk nicht vom Ausland knechten lassen wolle, aber trotzdem habe Brüning trotz günstiger Voraussetzungen die Förderung des Revisionsge dankens verbarrikadiert. Die Sozialdemokratie habe oft gegen diese Regierung gewettert, aber sie stütze sie dennoch, um die Vorherrschaft in Preußen und ihre Posten nicht einzubüßen. Line gesunde Außenpolitik habe u. a. die Lage des Landes, den Geist des Volkes, den Eigennutz der anderen Völker, sowie Tradition und Geschichte zu berücksichtigen. Seit 1918 sei das aber von keiner deutschen Regierung geschehen. Der Wille zur Erhaltung zwinge zu aktiver Außenpolitik. Im Innern müsse freilich aufge räumt werden mit der Vertretung der Klassen und Standesinter- essen und mit der gegenseitigen Bekämpfung. Ein Stand könne nicht ohne den anderen gedeihen, gehe einer zugrunde, gehe das ganze Volk zugrunde. Der Nationalsozialistische Staat beruhe auf dem Gedanken des Führertums und ergreife Besitz von der Seele des deutschen Volkes. Im Endkampf stünden sich nur noch Natio nalsozialismus und Bolschewismus gegenüber. Die Sozialdemo kratie sei vom Zentrum gezwungen worden, eine ganz andere Po litik als die seit siebzig Jahren verkündete zu treiben. Durch die Annahme des Houngplanes sei zwar das Rheinland äußerlich befreit worden, aber dgs sei nur ein Scheinerfolg. Den Sieg habe die internationale Hochfinanz davongetragen. Die sei der To tengräber der deutschen Wirtschaft, der Schädling am deutschen Volke. Am Schlüsse seiner Ausführungen ging der Redner noch auf die Kapitalflucht, den Gedanken der Arbeitsdienstpflicht im be jahenden Sinne, die neuen Pläne des Reichsfinanzministers Diet rich und auf das Vorwärtsschreiten der nationalsozialistischen Be wegung ein. Sie habe ihren Grund in dem einheitlichen Wollen und im Glauben an die Idee, sowie in den vielen Opfern an Gut und Blut, die bisher gebracht worden seien. — Als erster trat in der sich anschließenden Aussprache der Kommunist Pe termann verschiedenen Ausführungen des Vortragenden ent gegen, um dann um so lauter die russischen Zustände als Ideal hinzustellen, die die Weltrevolution vorbereiteten. Nach kurzer Erwiderung des Referenten sprach als Vertreter der Sozialdemo kratischen Partei der Reichstagsabgeordnete Arzt- Dresden. Er redete der Verständigungspolitik mit dem Auslande das Wort, kritisierte die von den Nationalsozialisten geforderte Brechung der Zinsknechtschaft und erklärte, daß die Sozialdemokratie alles tun werde, um die Nationalsozialisten von der Regierung fernzu- halten. In seinem Schlußwort ging Dr. Winter auf die Aus führungen der Debatteredner ein und fand für seine Ausfüh rungen die Zustimmung seiner Anhänger ebenso wie die anderen beiden Redner von feiten ihrer politischen Freunde. Die Ver sammlung verlief im allgemeinen ruhig, nur einmal verspürte man eine gewisse Erregung, als zwei Mitglieder der SPD., einer wegen beleidigender Zwischenrufe, aus dem Saale verwiesen wur den. Zwischenrufe wurden allgemein sehr viel, aber wenig tref fende gemacht. Der Landbund dielt gestern nachmittag im „Adler" einen gutbesuchten Sprechtag ab, den der stellvertretende Dezirksvor- sitzende, Gutsbesitzer P r e u ß e r - Kaufbach, leitete. Steuerbe rater Schulz hielt einen Vortrag über die Notverordnung und machte aus der großen Materie die wichtigsten Bestimmungen unter Berücksichtigung ihrer Auswirkung aus die Landwirtschaft zum Gegenstand eingehender Betrachtungen. Er erläuterte vor Bild links: Der Mittelpunkt eines Erdbebens in Kleinasien war des Altertums ist — an Stelle von Angora — als neue ideal ebenen Strand von Daytona Beach in Florida, wo in den die Stadl Konia, wo zahlreiche Häuser einstürzten, Men- Hauptstadt der Türkei in Aussicht genommen gewesen — Bild nächsten Wochen der Engländer Campbell mit seinem Rennwagen schenleben jedoch nicht zu beklagen waren. Koma, das Ikonium rechts: Ueber diesen Strand werden 1400 PS. jagen, über den den Schnelligkeitsweltrekord angreifen wird.