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DUd stnls: Die Kampfltatte der diesjährigen Deutschen Ski meisterschaften, die vom 3. bis 8. Februar ausgetragen werden und ausgezeichnete internationale Besetzung erwarten lassen ist die Gegend von Ernstthal in Sachsen. — Bild rechts: Rie ¬ siger Felssturz im Niagara-Fall. Auf der amerikanischen Seite der Niagara-Fälle tim Bilde links von der Insel) lösten sich vom oberen Rande Gestelnsmassen in einer Breite von 50 Metern und in einer Tiefe von 70 Metern und stürzten in die Tiefe. Der Absturz ist die größte Veränderung, die die Niagara- Fälle seit Menschengedenken erfahren haben: in den Kamm der Fälle wurde eine riesige Bresche gerissen, und am Fuße der Fälle türmen sich die abgestürzten Felsmassen auf. Neues aus aller Ar« j 150ü Liter Mitch auf Ver Straße. Das Mitchgespann einer Molkerei geriet auf dem Stadtberg in Krossen ins Schleudern und stürzte um. Etwa 1500 Liter Mitch er gossen sich aus die Straße. Zwei Selbstmörder bestellen ihre Särge. In Buxte hude bei Hamburg wurden im sogenannten Toten Graben ne Leichen eines pensionierten Briefträgers und seiner Tochter gesunden. Da von den beiden vor einigen Tagen wer Särge bestellt worden waren, nimmt man an, daß >cide freiwillig aus dem Leben geschieden sutd. , Drei Grubenarbeiter von einem Stollenzuge zcr- ummr. Gin schwerer Unglücksfall ereignete sich in einer Ei" Stollenzug, in dem 80 Gruben- hatten, stieß mit einem aus cnt- 'bter Rich,ung kommenden Zuge zusammen. Da- iel wurden drei Grubenarbeiter zermalmt, während eine .leihe anderer mehr oder weniger schwere Verletzungen avonlrug. Das Unglück ist auf falsche Weichenstellung urückzuführen. ' Schweres ExplosiousunglüZ auf einer Kopenhagener -Acrft. Auf der Werft von Burmeister u. Wain in Kopen- mgen explodierte ein riesiger Dieselmotor. In wenigen lugenblicken war der ganze Motor in Flammen gehüllt. Die Sprengstücke wurden überall nmhergeschleudert. Auf ver Laufbrücke des Motors, in 15 Meter Höhe, standen im Augenblicke der Erplosion zehn Arbeiter, die von dem Luftdruck zu Boden geworfen wurden und deren Kleider ,n Brand gerieten. Alle Arbeiter erlitten mehr oder weniger schwere Verletzungen. Die Feuerwehr konnte den Brand in kurzer Zeit löschen. Mit Bomben gegen Bahnhöfe. In Buenos Aires explodierten auf drei Bahnhöfen ungefähr zu gleicher Zeit Bomben. Nach den bisherigen Feststellungen sind drei Personen getötet und mehrere schwer verwundet worden. Von den Attentätern fehlt jede Spur. Rus aem SerlGtslasl Tausends Geldgeber. 800 000 Mark auf Nimmerwiedersehen. Im Münchener Goldmacherprozeß wurden während der Lcrnchmung des Angeklagten die sehr umfangreichen Satzun gen der -Tausend-Studiengesellschaft" verlesen. Tausend gab m, daß die Gesamtsumme der von seinen Geldgebern einge- >ahllen Gelder etwa 800 000 Mark betragen habe. Ani Grund v" Satzungen habe er 25 Prozent der Mitgliedsbeuräge er- Lon der .Gesellschaft 164" habe er in zwölf Monaten wann und außerdem fünf Prozent der ausaebenden Der Schauplatz der Europameisterschaften im Skilauf ist die Gegend umOberhofim Thüringer Wald, wv Mit te Februar dieser international hervorragend besetzte Wettbe werb ausgetragen wird. (Im Hintergründe ist der Schnee kopf sichtbar, durch dessen Gebiet der 50-Kilometer-Langlauf führen wird.) Gelder bekommen. Sämtliche Beträge, die eingegangen'seien, seien an den General Ludendorff bzw. an den Justiz rat Schramm gezahlt worden, ins gesamt über 600 000 Mark. Bei der Auflösung der Gesellschaft habe er, Tausend, die Schuld übernommen, um Forderungen gegen Ludendorff unmöglich zu machen. Der dann gegrünoewn „Studiengesellschaft Tausend" sei eine halbe Million Mork aus der alten Gesellschaft gutgeschrieben worden. Bargeld sei nicht vorhanden gewesen. Als neue Mitglieder seien der Ge sellschaft beigetreten: der Prinz von Waldenburg- Schönburg mit 72 500 Mark, die Gebrüder Schöller aus Wien mit 150 000 Mark, Richard Wolf mit 67000 Mark. Gutsbesitzer Geaenbauer aus Kärnten zu sammen mit Kommerzienrat Wulf in Düsseldorf mit 63 000 Mark, über die Versuche im Münchener Münzami äußerle Tausend, er habe den ersten Versuch abgebrochen, weil er den Eindruck gewonnen habe, daß Prof. Röntgen im Auftrage einer interessierten Gruppe dem Versuch beiwohne, um hinter das Geheimnis zu kommen. Den zweiten Versuch im Münchener Münzami habe er bis zum Ende vurchgefnhrt, weil man ihm im Falle des Gelingens die Haftentlassung in Aussicht gestellt habe Alle Anwesenden seien überzeugt ge wesen, daß der Versuch gelungen sei Auch der Staatsanwalt habe erklärt, oaß nunmehr der Fall erledigt sei. Trotzdem sei aus seiner Freilassung nichts geworden. Auf Vorhalt des Verteidigers stellte der Vorsitzende sest, daß die Überprüfung der Experimente im ganzen Ami auf das schärfste durchgeführt worden sei, und daß der ganze Vorgang unter strengster Kontrolle gestanden habe Tausend erzählte dann weiter, wie sich nach und nach die Geldgeber von ihm zurückgezogen hätten. Schließlich sei er darangegangen, kleine Anlagen zu konstruieren, um die Goldherstellung als Heimarbeit durchzuführen. Jede arbeitslose Familie in Freiberg sollte einen solchen kleinen Apparat bekommen und in die Lage ver setzt werden, durch Goldfabrikation in der Wohnung sich eine glänzende Existenz zu verschaffen. An der Verwirklichung seiner Pläne sei er durch seine Verhaftung verhindert worden. Die MnfMmMonenerWaff von 1676. Ein Textilarbeiter von heute möchte Erbe sein. Ein merkwürdiger Erbfchastsprozetz, bei dem es sich um 50 Millionen nebst Zinsen und Zinseszinsen seit dem Jahre 1676 handelt, soll demnächst in Ranch zur Verhandlung kommen. Es handelt sich um folgendes: In Wien starb im Jahre 1676 ein französischer Luxus schuhmacher namens Jean Thiery unter Hinterlassung eines für die damalige Zeit geradezu märchenhaften Ver mögens von 50 Millionen, wobei allerdings nicht gesagt wird, zu welcher Währung diese 50 Millionen gehörten Das Geld war in Venedig deponiert und blieb, da sich keine Erben meldeten, bis eines Tages Napoleon Bonaparte in Italien erschien und die schöne runde Summe für franzö sische Heereszwecke einkassierte. Jetzt tauchten auch plötzlich Erben auf, und es begann ein Prozeß, der zunächst einmal bis — 1880 dauerte und „beinahe schon gewonnen" wäre, wenn nicht der damalige „letzte Erbe" das Pech gehabt hätte, kurz vor der Urteilsverkündung das Zeitliche zu segnen. In zwischen sind nun wieder fünfzig Jahre vergangen. Da ge schah es, daß kürzlich und Plötzlich ein „allerletzter Erbe" auf tauchte, ein Textilarbeiter aus der Gegend von LunS- ville. Dieser Mann will in ganz direkter Linie von dem seligen Wiener Luxusschuhmacher abstammen und verlangt nun natür lich die 50 Millionen nebst allem, was sich inzwischen an Geld noch angehäuft hat. Da er persönlich kein Geld hat, um den interessanten Prozeß durchzuführen, hm ihm em gefälliger Freund 200 000 Frank vorgeschosfen, und nun soll lustig drauf losprozessiert werden. Und abermals nach fünfzig' Jahren wird man vielleicht wieder etwas von dem Verlauf der Dinge hören. Märtyrer der Liebe Roman von I. Schneider-Förstl. 4. Fortsetzung Nachdruck verboten „Nein, Hanna, nein! Keinen Pfennig von deinem Geld! '"mmt mich auch so! Ohne alles! Ich wenn du mir raten könntest, woher ich's und" " " Haben mix nichts mehr zu verkaufen an Obst . schrilles unterbrach die Rede. Elisabeth sprang auf! Ihr Gesicht war ganz blaß geworden. „Ich habe solche Angst, H^na!" „Laß nur, kleine Liese, wird alles wieder recht. Ist schon so vieles recht geworden! — hgs der gnädige Herr in einer Viertelstunde essen kann. Und sag' dem Friedrich, er soll kommen und servieren." Sie wandte sich eilig nach dem Herd und nickte Elisabeth im Hinausgehen ermunternd zu. „Sund' und Schande,' murmelte sie. „Das einzige Kind und muß den Vater fürchten!" * Elisabeth wischte sich die letzten Tränenspuren von den Wimpern, atmete ein paarmal aus äller Tiefe und lief dann hastig die Treppe zum ersten Stock hinauf. „Na, na, na, na! Willst mich wohl Uber den Haufen rennen, du Wildfang!" Baron Merkens Hünengestalt kam ihr von oben ent gegen. „Verzeih, Vater, ich habe dich nicht gesehen!" „Natürlich nicht! Habe ich schon gespürt! — Wo willst du denn hin? — Zu mir? — Na also, dann komm! Fried rich ist so gut wie vom Erdboden verschwunden. Da läute uud klingle ich in alle Ewigkeit für die Katz! Hat die Hanna was zu essen? — Was Ordentliches? — Ich habe Hunger. Nimm mir dann die Stiesel herunter, Liesl, und bringe mir meinen bequemen Hausrock und wenn du noch eine Zigarre findest irgendwo. Aber eine gute! Sonst kann ich auch darauf verzichten." Mit schwerem Schritt trat er in das einfach möblierte Eßzimmer. Der bequeme Lehnstuhl krachte unter der Bürde seines Leibes. Er streckte die mit schweren Schaftstiefeln be kleideten Füße weit von sich und fuhr einige Male glättend durch den noch immer dichten dunklen Vollbart. Dabei streif ten seine Augen — genau dieselben, wie sie in dem Gesichte seiner Tochter standen — ungeduldig durch den Naum. Mer kens Gesicht war gesund und gerötet und von starken, kno chigen Formen. Alles an diesem Manne war massiv. Nichts störte die Harmonie! Es paßte alles zusammen. Herrgott, wo blieb nur das Mädl wieder? Er trommelte mit schweren Fingern über die weißüber deckte Platte des großen Eichentisches. Im selben Augenblick trat Elisabeth ein, das Gesicht tief gerötet und noch hastig atmend vom raschen Laufen. Sie brachte alles, was ihr für seine Bequemlichkeit wünschens wert erschienen war und legte zwei Zigarren auf das kleine Tischchen neben dem Kamin. Sorglich streifte sie ihm die Stiefel von den Füßen, half ihm in den warmen Hausrock und brachte Feuerzeug und Aschenbecher. Als Friedrich erschien, war der Baron bereits in seine Abendzeitung vertieft. „Der Herr Baron werden verzeihen ..." „In die Küche! Ich habe Hunger!" knurrte Merken. „Zum Teufel auch! Nun sitze ich schon eine geschlagene Stunde!" „Vater, es ist noch keine zehn Minuten," beschwichtigte Elisabeth, um den Alten nicht zu kränken. „So? — Na also, dann sitze ich eben zehn Minuten." Das Abendessen verlief äußerst schweigsam. Elisabeth würgte an den wenigen Bissen, welche sie zu sich nahm. Das Gesicht des Vaters war fast ganz von der Zeitung ver deckt. Er sah kaum auf, als Friedrich den Tisch räumte. Nur einmal warf er einen flüchtigen Blick zu der Tochter hinüber, die, über ihr Haushaltsbuch geneigt, eine Summe zusam menrechnete. Es schien immer die gleiche zu sein. Wenn Georg morgen kam, mußte sie ihm Bescheid geben. Sie hatte sich ja erboten, mit dem Vater zu sprechen. Viel leicht war es gar nicht so schrecklich, als sie sich alles aus malte. Vater hatte doch auch nichts dagegen gehabt, als sie sich mit Doktor Reichmann verlobte. Sie blickte von ihrem Buche auf nach des Vaters herab geneigtem Gesicht, sah die vielen tiefen Furchen und die zu sammengezogenen Brauen und aller Mut war wie wegge blasen. Nein, sie getraute es sich nicht zu sagen! O Gott, sie konnte nicht von ihm gehen, das war ja ganz unmöglich. Wieder sah sie zu ihm hinüber. Sein Kopf erschien ihr ganz plötzlich in einem anderen Lichte. Sie hatte ihn ja lieb! Unsagbar lieb! Das bißchen Furcht! Warum mußte sie ihn auch fürchten? Das wollte er sicher nicht. Er war nun einmal so, mußte poltern und schimpfen und meinte es nicht halb so schlimm. Ein Erinnern tauchte auf: sie war schwer krank gewesen. Fünfzehn Jahre hatte sie damals gezählt oder sechzehn. Da hatte er vor ihrem Bett gekniet und ihre Hände umklammert gehalten und war nicht von ihrem Lager gewichen in allen den langen, todesbangen Nächten. Halt los wie ein Kind hatte er geweint, als der Arzt ihm sagte, sie würde die Krisis kaum überstehen. Und als der Tod dann doch in Gnaden vorübergegangen war, hatte er sie mit Küs sen fast erstickt und ihr Blumen gebracht und Früchte und teuren Wein. Also mußte er sie doch liebhaben! Liebe — und Liebe — trägt je ein anderes Gesicht und ist im Grunde genommen doch immer das gleiche. Elisabeth fuhr erschrocken zusammen, als Merken ganz unvermittelt das Blatt zusammenfaltete. „Ich möchte wissen, wovon du so nervös wirst!" sagte er ärgerlich. „Macht dir dein Doktor so viel zu schaffen. War er nachmittags hier? Ja? Der rennt nur nächstens noch die ganze Bude über den Haufen! Herrgott, hat s der Mensch allzeit eilig. Der könnte auch einmal warten, bis ich nach Hause komme!" (Fortsetzung folgt.)