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Wilsdruffer Tageblatt : 21.01.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193101212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310121
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310121
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-01
- Tag 1931-01-21
-
Monat
1931-01
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 21.01.1931
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gert, sie im Familien- oder Bekanntenkreise bei Bedarf anzubie ten und weiterzugeben. Ls ist damit schon viel Schaden angerich tet worden. Auch harmlose Arzneien können, wenn sie alt gewor den sind, zersetzt sein und dann sehr schädlich wirken. Der Laie sieht einer Arznei, sei sie flüssig oder in Tablettenform, nicht an, ob sie verdorben ist. In jedem Falle verwende man ärztlich ver ordnete Arzneien, die übriggeblieben sind und längere Zeit auf bewahrt wurden, nicht, ohne sie vorher dem sachkundigen Apothe ker gezeigt oder den Arzt gefragt zu haben. Vermögenssteuer ist nicht ahugsfähig. Nach einem Urteil des Reichsfinanzhofs ist die Vermögenssteuer, wie die Deutsche Beamtenbund-Korrespondenz mitteilt, gemäß 8 16 Abs. 1 und 8 18 Ws. 1 Nr. 3. des Einkommensteuergesetzes nicht abzugs- fähig, auch wenn das Vermögen von einem Dritten genutzt wird. Herabsetzung der Verpfleg'ätze in den Landes-Heil- und Pflegeanstalten. Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern werden mit Wirkung vom 1. Januar 1931 die Pfleg sätze in ber oberen und unteren Klasse in den Landes-Heil- und Pflegeanstalten für Erwachsene um 15 Pfg. herabgesetzt. Im Landeskrankenhaus rind im Landes-Hospital verbleibt es bei den jetzigen Sätzen. Rechtsfahren auch in der Tschechoslowakei. Die tschechoslo wakische Regierung hat die Pariser Abmachung don 1926 unter schrieben, die die Einführung des Rechtsfahrens auf den öffent lichen Straßen vorsieht. Danach dürfte am 1. Juli das Rechts fähren in der Tschechoslowakei beginnen. Manche Unfälle werden dadurch vermieden werden, daß binnen kurzem alle europäischen Staaten das Rechtsfahren einführen. Der Stand der Tierseuchen in Sachsen am 15. Januar. Am Stichtag, dem 15. Januar, wurden in Sachsen in 3 Gem. und 3 Geh.) am 31. Dezember 1930: 4 Gem. und 4 Geh.) Milzbrand, in 7 Gem. und 8 Geh. (9, 10) Tollwut, in 88 Gem. und 189 Geh. (84,203) Maul- und Klauenseuche, in 6 Gem. und 6 Geh- (4,4) Räude der Einhufer, in 5 Gem. und 5 Geh. (3,3) Schwei neseuche, in 14 Gem. und 14 Geh. (13, 13) Schweinepest, in 1 Gem. und 1 Geh. (2, 2) Rotlauf der Schweine, in 6 Gem. und 7 Geh. (5, 5) Geflügelcholera, in 10 Gem. und 11 Geh. (11, 12) ansteckende Blutarmut der Einhufer, in 5 Gem. und 5 Geh. (5, 5) Gehirnrückenmarksentzündung der Pferde, in 6 Gem. und 6 Geh. (6, 6) Gehirnentzündung der Pferde und in 44 Gem. und 95 Geh. (44, 95) Bienenseuchen (Faulbrut) festgestellt. Die Fälle an Tollwut entfallen auf 3 Gem. und 4 Geh. auf die Amtshaupt mannschaft Bautzen, mit 3 Genz, und 3 Geh. auf die Amtshaupt- mannschaft Lobau, mit 1 Gem und 1 Geh. auf die Amtshaupt- mannschaft Pirna. Schädlingsbekämpfung im Winter. Die Pressestelle der -^anowlrlichastskammer macht darauf aufmerksam, daß - r^^En^sbekämpfung im Winter in manchen Fällen einfacher und wirksamer ist als zu anderen Jahreszeiten. Die Flugblätter der Biologischen Reichsanstalt vermitteln praktische Anregungen etwa bei der jetzt am zweckmäßig sten stattsindenden Bekämpfung der Kaninchen- oder auch der Rattenplage. — Auch die in der jetzigen Jahreszeit leicht aufzufindenden Misteln können wirksam bekämpft werden. — Genaue Vorschriften über die Zubereitung von Spritzbrühen gegen Krankheiten und Schädlinge fin den sich in einem eigenen Flugblatt. Über diese und andere Fragen erteilt die Hauptstelle für Pflanzenschutz, Dresden, Stübel-Allee 2, gern Auskunft. Kampf gegen den Baumschwamm. Abgestorbene Bäume bilden, wie die Pressestelle der Laxdwirtschafts- rammer mitteilt, eine ständige Gefahr für die benachbar ten, noch lebenden Bäume. Sie tragen häufig einen Pilz körper, genannt Baumschwamm, der unzählige, leicht vom Winde verwehte Sporen beherbergt. Wenn diese sich an etwa beim'Baumschnitt entstandene Wundflüchen festsetzen, können schwere Erkrankungen hervorgerufen werden. Man sollte daher alle „Baumleichen" sofort beseitigen. Anderer seits mögen die Wundstellen an den übrigen Bäumen durch Bestreichen mit Teer, Baumwachs oder Obstbaum- karbolineum gegen das Eindringen von Pilzen aller Art geschützt werden. Das Jugenderholungsheim Ottendorf, das Anfans Dezember 1930 für eine kurze Winterpause geschlossen wurde, nimmt den Betrieb am 16. Februar 1931 wieder auf. Sämtliche sächsischen Krankenkassen sind ebenso wie die Wohlfahrts- und Jugendämter zur Entsendung von Jugendlichen aufgeforderl worden. Tas Heim hat rn der erst 15 Monaten insgesamt 1550 Jugendliche rm Alter von 14 bis 21 Jahren zur Erholung ausgenommen, und Zwar 60 Prozent Mädchen und 40 Prozent Burschen. Da von wurden 78,3 Prozent von 81 sächsischen Kranken- kassen, i7 Prozent von der Landesversicherungsanstalt Wachsen und der Rest von der Neichsbahn-Arbeiterpew Wohlfahrts- und Jugendämtern und anderen Stellen erngewiesen. Rumänien. Durch eine neuere Verfü- ^wutsamt Regierung ist, wie das Landes- a!be er ft Rum»"'- Beschäftigung ausländischer Fach- einer strengen Kontrolle des rumä- Äckarbeftern i^ unterstellt worden. Deutschen nach Rum^ anzuraten, vor ihrer Abreise Arbeimeb!? u Hearns bestehen, daß ihnen die von, beilsmftiisterium an^?n°^ und vom rumänischen Ar- a a7 wird Mit dAk^"de Arbeitsbewilligung vor- st ihn^ der Arbeitsbewilligung chen Vor de^ Aufenthaltserlaubnis zugcspro- L L N-K wi- En---- Stimmungsvolle Abende im Tücher. Da in Anbetracht der ernsten Zeit auf oUc oajchmgLveranstaltungen verzichtet wird, finden lediglich am Mittwoch, Donnerstag und Freitag aus An laß des Anstiches des westberuhmten St. Lorenzi-Tucher-Fasten- bieres drei lustige Lorenzi-Aoende mit musikalischer Unterhaltung im Tücher, Webergaffe — Scheftelstraße, statt. Taubenheim. O b st b a u v e r e i n. Die zweite Versammlung des neugegründeten Obstbauvereins eröffnete am Freitag im Gasthof Pfarrer Heubel mit begrüßenden Worten. Er freute sich über das dem Verein entgrgengebrachte Interesse. Da er gleichzeitig den provisorischen Vorsitz niederlegte, wurde Stell machermeister A. Wolf-Ullendorf zum Vorsitzenden, Kaiser-Ullen dorf zum Kassierer und Gutspächter Vminann-Taubenheim ein stimmig zum Schriftführer gewählt. Beschlossen wurde, halbjähr lich einen Mitgliedsbeitrag von je 2 Mark zu erheben. — Darauf ergriff Obstbauinjpektor Jänichen vom Bezirksverband das Wort zu seinem Lichtbildvortrag: Bekämpfung des Ungeziefers und Obstaufbau. Kirchennachrichten Wilsdruff. Donnerstag 8 Uhr Bibelstunde. . , Vereinskalender. Funtverem. 21. Januar Restaurant Uebigau. D. H. V. 22. Januar Jahreshauptversammlung. Anakreon. 33. Januar Hauptversammlung. Turnverein D. T. 24. Januar Hauptversammlung. Ortsausschuß für Handwerk und Gewerbe. Montag, 26. Januar, 5 Uhr, Hauptsprechtag im Adler. Verein ehem. landw. Schülerinnen. 26. Januar Vortrag. Gewerbeverein. 27. Januar Jahreshauptversammlung. Verein junger Landwirte. 27. Januar Vortrag. Haus- und Grundbesitzerverein. 31. Januar Jahreshaupt versammlung. Homöopathischer Verein. 1. Febr. Jahreshauptversammlung. Wetterbericht. Höchstens vorübergehend auffrischende Winde, die nach Südost drehen werden. Vorläufig in der Hauptsache schwächere Bewölkung, vielfach neblig. Temperaturverhältniffe >im Durch schnitt wenig geändert, aber Auftreten von Schwankungen nicht ausgeschloffen. Im allgemeinen geringe Neigung zu Nieder schlägen. Oie billige Beamtenregierung and das kostspielige Parteien-Kabinett. Die zweite Lesung des Staatshaushalts. Sächsischer Landtag. (23. Sitzung.) Dresden, 20. Januar. Im Landtage begann heute die zweite Lesung des Staaishaushaliplanes 1930. Auf Vorschlag des Präsidenten be schließt das Haus, heule nur die Berichlerstalter und die Aus führungen der Regierung zu hören und danach die Sitzung zu schließen. In den nächsten Tagen sollen die Fraktionen zu den Berichten Siellung nehmen und diese am Dienstag den 27. Ja nuar zum Ausdruck bringen. Den ersten Bericht erstattet Abg. S i e g e r t (DN.). Nur noch 70 Tage gälte der Erat. Alles sei entweder ganz oder zu fünf Sechsteln bereits verausgabt worden. Nicht als Partetmann, sondern als vom Präsidenten ernannter Berichterstatter be antrage er, den Etat unverändert anzunehmen. Tie Abänderungsanträge der Sozialdemokratie würden Er sparnisse von 1 125 000 Mark, dagegen aber Erhöhungen von 14 390 000 Mark bringen, die Anträge der Nationalsozialisten S65 000 Mark Ersparnisse und 7 467 000 Erhöhungen, die An träge der Kommunisten Ersparnisse 1 180 000 Mark und 24 941 000 Mark Erhöhungen. Die Anträge würden aus dem balancierenden Etat einen Defizitetat machen und eine unheil volle Verwirrung in ihn hineintragen. Alle diese Anträge könnten höchstens als Anregungen und Wünsche für den näch sten Etat gewertet werden. Abg. M üller - Planitz (Soz.) legt die bereits mitgeteilten Abänderungsamräge vor und empfiehlt deren Annahme. Die Gemeinden warteten aus weitere Zuschüsse aus dem Etat, um die zur Deckung ihrer Ausgaben aufgenommenen Schulden tilgen zu können. Ministerpräsident Schieck erklärt: Bei den Abändcrungsanlrägen sei zu beachten, daß man am Ende des Etatjahres stelle und daß Betrage, bereit Streichung vcamragr weroe, zum größten Lell vereus aus- gegeben worden seien. Rückforderungen aber seien ausge schlossen. Anderseits seien die beantragten Höherziehungen zum Tei! nicht mehr durchführbar; im einzelnen scheiterten sie an der Finanzlage des Staates und der Unmöglichkeit, die nö tigen Mittel zu beschaffen. Was die Bezüge der Minister und höheren Ministerialbeamter! anlange, so seien diese durch das Besoldungsgesetz geregelt. Der Bcsoldungsaufwand für das gegenwärtige Gesamt- mftlistcrinm betrage übrigens nur 114 000 Mark gegenüber 261 000 Marl, als das Gesamtministerium noch aus Mitglie dern der Parteien bestanden habe. (Hört-, Hört-Rufe und Bet satt rechts.) Hierbei sei noch nicht berücksichtigt, daß die parlamenta rischen Minister neben ihren Mintsterbezügen noch die vollen Diäten als Abgeordnete be zogen. Die jetzt amtierenden Minister hätten bereits seit dem 1. Oktober 1930 auf 20 Prozent der ihnen zustehendcn Ge haltssätze freiwillig verzichtet «Beifall). Eine weitere erhebliche Ersparnis hätten sie dadurch herbeigeführt, daß zwei Muster je ein weiteres Ministerium mitverwalteten, ohne dafür beson ders entschädigt zu werden. Selbst der Dienstaufwand der Mt- nister sei um 20 Prozent gekürzt worden, obwohl dies nach der Notverordnung nicht nötig sei. Die gegenwärtigen Mi nister hätten also der Finanzlage des Staates schon weit gehend Rechnung getragen. Er glaube nicht, daß es ange messen wäre, die Ministergchälter auf einen Betrag festzu setzen, der noch nicht einmal das Gehalt eines Bürgermeisters einer mittleren Stadl erreiche. Das sei noch unter keiner Ne gierung geschehen. Die gehobene und eigenartige Stellung der Minister müsse auch in ihrer Besoldung zum Ausdruck kommen. Eine Herabsetzung der Beamtengchälter würde ein bewußtes Abweichen von dem bisher befolgten Grundsatz sein, die sächsischen Beamten nicht schlechter zu stellen, als die entsprechenden Beamten im Reiche und in Preußen. Trotzdem habe sich die Regierung bereits ent schlossen, die Dlenstauswandsentschädigungen im Etat von 1931 nur mit einem um 20 Prozent verringerten Betrage einzu stellen. Auch dies sei nach der Reichsnotverordnung nicht nötig. Damit schließt für heute die Aussprache über den Etat; sie soll am Dienstag dem 27. Januar fortgesetzt werden. Nächste Sitzung am Donnerstag dem 22. Januar 13 Uhr. Anträge und Anfragen über die Stillegung von Betrieben. Meißen. DerBau desMeißner Krematoriums i st endgültig genehmigt. Nachdem die immer wieder auftauchenden Bedenken der Kreishauptmannschaft, die Stadt Meißen könne in näherer oder fernerer Zeit einmal Schaden er leiden, wenn der Feuerbestattungsverein auf eigene Rechnung das Krematorium baue, restlos zerstreut wurden, ist in den letz ten Tagen seitens des Ministeriums die Genehmigung eingegan gen. Wenn gegen Ansang Februar baugünstiges Wetter eintritt, soll der Bau mit Hochdruck betrieben werden. Der Rohbau wird bann rasch vollendet sein und der Innenausbau so gefördert, daß im Sommer der Krematoriumsbetrieb eröffnet werden kann. Bautzen. Sturmschäden. Die Stürme der letzten Tage haben in den städtischen Waldungen am Czorneboh gegen 800 Festmeter Holz umgelegt. In den Löbauer Waldungen sogar 4000 Festmeter. Geithain. E h r w ü r d i g e s A l t e r. Der älteste Eitv- wohner unserer Stadt, der Rentenempfänger Wildenhain, feierte seinen 92. Geburtstag. Lugau. Der Pfarrer vermißt. Pfarrer Rüh ling, der sich vor etwa einer Woche auf Urlaub nach Bayern begeben hat, wird dort sei fünf Tagen vermißt. Man befürchtet einen Unglücksfall. Zwenkau. Erwischt. Ein Diebesbande, der außer sieben anderen Einbrüchen und Diebstählen auch der Raubüberfall im Bahnhof Nüssen und der Einbruch in das Arbeitsamt Zwenkau nachgewiesen werden konnte, wurde von der hiesigen Polizei sestgenommen. Unter den sechs Verhafteten befinden sich auch zwei „Damen". Zwickau. Doppelselbstmord. Der Inhaber eines hiesigen Musikhauses, Robert Totz, wurde mit seiner Ehefrau in der Küche tot aufgefunden. Der Tod war in folge Gasvergiftung eingetreten. Wiederbelebungsver suche blieben erfolglos. Die Eheleute sind offenbar wegen geschäftlicher Sorgen freiwillig aus dem Leben geschieden Gesau-Glauchau. EinVeterandesdeutscher Liedes. Der westsächsische Sängerbund „Canon" ehrft einen bekannten Veteran des deutschen Männergesanges, der schon über 50 Jahre das deutsche Lied pflegt, Schuh machermeister Eduard Reinhardt durch Überreichung des Ehrenbriefs des Deutschen Sängerbundes. Plauen. Berufsunfall- Auf einem Bauplatz glitt dem Maurerpolier Schubert eine Wagendeichsel aus der Hand und schlug ihm so heftig gegen den Leib, daß er mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden mußte. 62000 Katzen in Dresden hmgemordet. Die Folge der Katzen st euer. Die Dresdner Stadtverordneten beschäftigten sich in ihrer letzten Sitzung u. a. mit Anträgen, die sich wieder gegen die lebhaft asigeseindeten Katzen-, Musikinstrumen ten- und Getränkesteuern sowie gegen die Erhöhung der Hundesteuer wandten. Bei dieser Gelegenheit mußte der Berichterstatter feststellen, daß sich das Stadtsteueramt mit der Schätzung des Ertrages der Katzensteuer gewaltig ver rechnet hat. Von 80 000 Katzen hoffte man die Schwanz steuer erheben zu können, und jetzt stellt sich auf einmal heraus, datz Dresden nur noch 18 000 Katzen beherbergt. Demnach sind plötzlich 62 000 Katzen spurlos verschwun den. Da man kaum annehmen kann, daß die Katzen frei willig das katzenfeindliche Dresden verlassen und sich auf dem ihnen wohlgesinnten Lande angesiedelt haben, so bleibt nur die Vermutung übrig, daß die 62 000 Katzen getötet worden sind. Und dieses angesichts der starken Ratten- nnd Mäuseplage. Eine Tragikomödie des Katzen geschlechts! Und für das Stadtsteueramt betrüplich ist die Tatsache, daß der Goldstrom, der von der Katze kommen sollte, „zur Katze" ist. Im übrigen forderten die Stadtverordneten abermals die sofortige Aushebung dieser Gemeindesteuern, deren Einführung der Oberbürgermeister bekanntlich durch den Gemeinderag erzwungen hat. * Schwere politische Zusammenstöße. In den letzten Stadtverordnetcnsitzungen in Großen hain ist es schon zu starken Spannungen zwischen Sozial demokraten und Nationalsozialisten gekommen. Diese dürften als Ausgangspunkt der Zusammenstöße anzusehen sein, die ans dem Frauenmarkte in Gestalt einer kleinen Plänkelei begannen und sich vor der Gastwirtschaft, in der die Nationalsozialisten verkehren, fortsetzten. Dort wurden Fenster eingeschlagen, ein Fensterkreuz eingedrückt und anderer Schaden angerichtet. Später erfolgte ein Ge genangriff der Nationalsozialisten, die Verstärkungen von außen herbeigerufen hatten, auf das Gewerkschaftslokal auf dem Radeburger Platz. Auch dort wurden schwere Materialschäden verursacht. Den erregten Massen gegen über war natürlich die hiesige Polizei machtlos. Es wur den drei Sipobcreitschaftcn aus Niesa herbeigerufen, die in scharfer Weise durchgriffen, so daß in späterer Nacht stunde Ruhe nnd Ordnung wieder hergestellt waren. 16 Nationalsozialisten und acht Reichsbannerleute haben Verletzungen erlitten. Acht Schwerverletzte wurden nach dem Krankenhaus gebracht. * Im Anschluß an eine nationalsozialistische Versamm lung in Dresden-Löbtau kam es auf der Straße zn Zusammenrottungen von aus dem Saale entfernten Geg nern, die das Eingreifen der Polizei mit dem Gummi knüppel erforderlich machten. * Bei einem Werbemarsch der Nationalsozialisten in Crimmitschau kam es in verschiedenen Straßen der Stadt zu Schlägereien. Ein nationalsozialistischer Stu dienrat wurde blutig geschlagen, als er sich in Begleitung seiner Frau zum Marktplatz begeben wollte. Mehrere Per sonen wurden festgenommen. Sächsische Wirtschafisnachrichten. Gehaltskürzung im sächsischen Steinkohlenbergbau. Die Gehaltsbezüge der Angestellten im sächsischen Steinkohlenbergbau sind im Wege freier Vereinbarung mit Wirkung vom 1. Januar dj I. ab um 6 Prozent gekürzt worden. Das Abkommen läuft bis 30. Juni d. I. und kann von da mit Monatsfrist zum Quartalsschluß gekündigt werden. Aus Sachsens Gepichissälen. Der Braudstiftungs-Prozeß Pilz. Chemnitz. Unter großem Andrange des Publikums be gann vor dem Schwurgericht erneut die Verhandlung gegen sen ehemaligen Fabrikbesitzer Georg Pilz und dessen Ehefrau wegen gememschajtlicher Brandstiftung und gegen Frau Pilz außerdem noch wegen Meineid. Der Prozeß stand bereits schon einmal im Oktober v. I. zur Verhandlung, mußte aber wegen Erkrankung des Vorsitzenden abgebrochen werden. Den Vorsitz führt LandgerichtSdirektor Brodaus, die Anklage ver tritt Staatsanwalt Dr. Schüller, daneben ist noch ein Ersatz- Staatsanwalt vorhanden. Als Verteidiger fungieren die Chem nitzer Rechtsanwälte Dr. Dittrich und Dr. Meißner. Auch einige Sachverständige sind geladen, dazu nicht weniger als 57 Zeugen. Nach Feststellung der Personalien der Angeklagten kommt die Anklageschrift zur Verlesung, der folgender Tat bestand zugrunde liegt: In der Nacht zum 26. Mai 19-'7^brach in der Villa der Angeklagten in Scharfcnstein «Erzgeb.j neuer aus, wodurch ein Teil des Gebäudes vernichtet^wnrde. Lie Angeklagten behaupten, daß Brandstiftung von Feinden vor liege, während sie Anklage annimmt, daß sie selbst den Brand vorsätzlich angelegt haben, »in in den Besitz der Versicherungs summe von über 100 000 Mark zu gelangen, da Ne slnanztellcn Verhältnisse des Ehepaares sehr schlecht waren, vstau Pilz hat ferner beschworen, daß zwei Berliner Kaufleute, die die Fabrik ihres Ehemanns kau cn wollte», siH "n ihr unsulltch ver gangen hätten, was diese bestreiten. Wahrend die Angeklagten weiter behaupten, daß bei dem Brande Wertsachen in Hohe von etwa 101 000 Mark vernichtet wurden, soll sich der tat sächliche Werl der ver lichteten Gegenstände au; nur 18 000 Mk. belaufen haben. Beide Angcklagicn bestreiten auch heute jede Schuld. Die Verhandlung wird mehrere Tage beanspruchen.
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