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KwnKrTagM« Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Da, »WUadrufser Tageblatt' erscheint an ollen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Leschästsstelle und den Ausgabestellen 2 AW. im Monat, bei Austeilung durch die Boten 2,3« RM., bei Postbestellung 2 AM. zuzüglich Abtrag- . ,, . gebühr. Einzelnummern iöRpsg. Alle Pos, anstalten 28ocheuhlü11 für Ä>tlSvruff u. Umgegend PostbolenundunsereAus. trägerund nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Licseruug Ker Zeitung oder Kürzung der Bezugspreise». — Rücksendung eingesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzelle 20Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- pfeunig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Vor einigen Wochen wurde bekannt, daß eine große Bremer Schiffswerft dem Reichsarbeitsministerium er klärte, sie sei bereit, etwa 5000 arbeitslose Werftarbeiter zur Ausführung großer ihr in Aussicht gestellter Aufträge wieder zu beschäftigen, wenn ihr aus den Geldern der Arbeitslosenversicherung eine bestimmte Summe als Lohn zuschüsse zur Verfügung gestellt würde. Das Verlangen sei doch nicht unbillig, denn man fordere nicht den Be trag, den das Reich den 5000 für die Zeit ihrer Arbeits losigkeit zahlen müsse; es sei außerdem sozialethisch, wirt schaftlich und auch finanziell besser, die Lohnzuschüsse an das Unternehmen abzufuhren und 5000 Erwerbslosen wieder Beschäftigung und Lohn zu verschaffen, als daß diese 5000 unter Weiterbezug der Unterstützung auf der Straße hcrumlungern. Der Vorschlag erschien bestechend und es ist hierüber auch zu längeren Unterhandlungen mit dem Reichsarbeits- »lleichsflnanzmittisterium gekommen, ohne daß erfuhr, ob irgendwelche Be- getroffen wurden. Wohl dieser Vorschlag unmittelbar hinüber zu den auueyenerregenden Mitteilungen, die der Reichsfinanz- mmlster vor ein paar Tagen in Stuttgart gemacht hat und jetzt in Heilbronn noch näher kommentierte, auch etwas genauer erläuterte: Lohnzuschüssc zwecks Wiederein stellung von Arbeitslosen unter Verbilligung der all gemeinen Gestehungskosten und damit auch der Preise, wodurch dann wieder eine Belebung des Absatzes er möglicht würde. Genau wie damals, als der Vorschlag der Bremer Werft bekanntgeworden ist, rückte aber auch jetzt wieder der rein wirtschaftlicheStreitpunkt in den Mittelpunkt der Auseinandersetzungen: Ist es zu lässig und zu verantworten, wirtschaftlich notleidenden Betrieben Unterstützungen aus öffentlichen Mitteln zuzu wenden, um die Weiterführung zu ermöglichen und damit die Entlassung größerer Arbeitermassen zu verhindern? An solche „Subventionen" einzelner Unler ne hmendenktDr. Dietrich abernicht, bezeichnet sie vielmehr als „wirtschaftlichen Wahnsinn", da ja die Unterstützung schlechter Betriebe aus Kosten der guten er folge. Ganz etwas anderes und jedenfalls keine solche „Subventionspolitik" sei es, wenn man gleichzeitig und gleichmäßig lebenswichtigen Berufs- und Betriebsgruppen auf die von ihm vorgeschlagene Art und zu dem bereits gekennzeichneten Zweck zu Hilfe komme. Was der Minister meint, sei als Beispiel an dem oben skizzierten Bremer Fall dargelegt: Nicht eine einzelne Werst, sondern die ganze Werftindustrie würde gegen Lohnzuschüsse die Wiedereinstellung entsprechender Ar beitermassen vollziehen und die Herabdrückung der allgemeinen Gestehungskosten der Betriebe durch die Lohnzuschüsse könnte zu einer Preissenkung und damit über eine größere Wettbewerbs fähigkeit auch zur Hereinholung von Arbeitsaufträgen führen. Die Beschäftigungslosigkeit der deutschen Werften rührt zu erheblichem Teil von den immer noch allzu hohen Gestehungskosten und daher auch Preisen her, die sie fordern, die sie aber auf dem rein wirtschaftlichen Wege, u. a. des Lohnabbaus, herunter- drücken wollen. Der grundsätzliche Widerstand und Wider spruch des Reichsverba n desderdeutschenJn- dustrie entspringt neben zahlreichen andern Quellen auch der Befürchtung, daß solche Subventionen die wirt schaftlich notwendige endliche Austragung der lohnpoliti schen Differenzen hemmen oder verhindern müssen. Hier möge übrigens auch noch daraus verwiesen werden, daß sich sowohl notleidende Unternehmen wie Städte oder gar Länder in recht zahlreichen Fällen um jenen Widerspruch des Neichsvcrbandes nicht gekümmert haben und auch nicht kümmern, daß sogar einzelne Kommunen sich dazu ent schlossen, z. B. durch Steuererleichterungen neue Unter nehmen heranzuzleheu oder abwanderüngslustige durch solche „indirekte Subventionen" z« halten. Dr. Dietrich vergißt durchaus nicht das wi r t s ch a ft - lich Wichtigste bei seinem Vorschlag, also die Ab sa tz f r a g e; sie soll eben durch die mit Hilfe des Staates erzielbare Preisreduktion gelost werden. Wenn — um dies noch an einem andern naheliegenden „lebenswichtigen" Beispiel zu erläutern — aus einem solchen Wege eine be trächtliche Kohlenpreisherabsetzung erreichbar wäre, so könnte der Mehrabsatz unmittelbar durch Zurück- drängung der 1930 schon über sieben Millionen Tonnen betragenden englischen Kohlcnaussuhr nach Deutschland er folgen. Leider weiß aber die Diskussion in der Öffentlich keit immer noch nicht so recht, welche konkrelen Vorschläge im einzelnen der ReichsarbeitsmiNlster machen will, aber er hat erklärt, daß der Plan m Umrosit^ zeststehc und Genaueres bald bekanntgegeben würde, 6M Werfe« beiSalzburg in Vmd. Salzburg, 9. Januar. Das bekannte Schloß Werfen ist gestern abend kurz vor 20 Uhr in Brand geraten. Die Feuer wehren von Salzburg und der ganzen Umgebung wurden zu Hilfe gerufen. Der Brand ist in der Bibliothek des umfangreichen Schlosses ausgebrochen. Um Mitternacht war noch nicht abzu sehen, ob Teile der Burg gerettet werden können. Das Schloß gehört Erzherzog Eugen und ist eine der besuchtesten Sehenswür digkeiten des Landes Salzburg. Arbeit für die ReWregierW politisches Ltrlaubsende. Vor wichtigen Entscheidungen. Der Weihnachts- und Neujahrsurlaub, den einige Reichsminister zur Auffrischung ihrer Gesundheit genom men hatten, neigt sich jetzt dem Ende zu. Der Reichs kanzler, der im Anschluß an ein paar Erholungstage die Jnformationssahrt durch Ostpreußen und Oberschlesien machte, wird zum Beginn der nächsten Woche in der Reichshauptstadt zurückerwariet, der Reichsfinanzminister Dr. Dietrich, der während seiner Weihnachtsferien in Süd deutschland weilte, ist bereits nach Berlin in sein Ministe rium zurückgekehrt und der Reichsaußenminister Dr. Cur tius wird am Freitag von seinem Urlaub wieder nach Berlin kommen, um die Leitung des Außenministeriums wieder zu übernehmen. Die Arbeiten im Auswärtigen Amt kon zentrieren sich jetzt vor allen Dingen aus die diploma tische Vorbereitung für die Genfer Rats tagung, aus der bekanntlich vor allem die- deutschen Beschwerdenoten über die Behandlung der deutschen Minderheiten durch Polen zur Beratung kommen sollen. Vor der Abreise der deutschen Delegation nach Genf wird sich das Neichskabinett mit dem vom Reichsaußenministe rium zusammengetragenen Material beschäftigen, was um so notwendiger ist, da auch Polen bereits alle Vorkehrun gen getroffen hat, um die deutschen Beschwerden vor dem Genfer Tribunal nach Möglichkeit zu entkräften. Eine weitere wichtige Frage, mit der sich das Reichs kabinett in nächster Zeit beschäftigen wird, ist der von Reichsfinanzminister Dietrich schon kurz angedeutete Vor schlag zur Lösung des Arbeitslosenproblems durch Sub ventionierung einzelner Industrien. In Regterungs- kreisen soll die Ansicht vorherrschend sein, daß für eine erste Subventionierung für Einstellung von Erwerbslosen das Textilgewerbe in Frage kommen müßte. Man soll dabei die Hoffnung hegen, daß die aufgewandten Subventions beträge sehr schnell als Lohnsteuer wieder in die Reichs kassen zurüÄflietzen und damit das Steuerdefizit ver kleinern. Gleichzeitig würden auch die notleidenden Sozialeinrichtungen verstärkte Einnahmen erhalten, es sei auch eine starke Belebung des inneren Marktes zu erhoffen In diesem Sinne dürften die eingeladenen Wirtschafts vertreter am Montag von der Regierung informiert werden. Allgemeines Aufsehen hat in der Öffentlichkeit die Nachricht erregt, daß am nächsten Montag im Reichs- arbcitsministcrium eine Besprechung über die im Reichs tag von den Deutschnationalen und der Wirtschaftspartei eingcbrachten Anträge wegen Einführung einer Arbeitsdien st Pflicht stattfinden soll. An dieser Konferenz werden sowohl Bertrcter der Unternehmer wie der Arbeitnehmerorganisationen tcilnehmen. Solche Be sprechungen haben auch schon früher stattgefunden, ohne daß man jetzt etwa daraus folgern könnte, daß das Rcichs- arbeitsministerium seine ablehnende Einstellung zur Ein führung der Arbeitsdicnstpflicht geändert hätte. Man will offenbar im Reichskabinctt keine Gelegenheit unbenutzt lassen, um alle Möglichkeiten zur Erschließung von Arbeits gelegenheit zu untersuchen. Jedenfalls sind die Reichsminister für die nächste Zeit mit Arbeit reichlich bedacht, zumal ja auch im nächsten Monat wieder der Reichstag zusammentreten wird, um den neuen Reichshaushalt zu beraten. Bei dieser Gelegen heit dürfte denn auch eine große außenpolitische Debatte stattsinden, bei der wichtige Fragen der Außenpolitik wie Deutschlands Verhältnis zum Völker bund, Deutschlands Stellung zu Polen und auch die Frage der Abrüstung erörtert werden dürften, Fragen, die von der Opposition schon vor Weihnachten im Reichstag an geschnitten worden waren, deren Beratung von den Re gierungsparteien aber auf Wunsch der Reichsregierung für das neue Fahr vertagt wurde. Eine MlimrdniW W WWiWtdmg. Der klMus-te ZeHenverband. Eine Erklärung der Reichsregierung. Der ergebnislose Verlaus der Lohnverhandlungen im Nuhrbergbau hat dem Schlichter sowohl wie der Reichs regierung von verschiedenen Seiten Vorwürfe ein gebracht, gegen die sich die Angegriffenen jetzt wehren. Der Zechenverband behauptet u. a., daß er bei dem Lohnkonflikt im Ruhrbergbau von ver Rcichsrcgicrung enttäuscht worden sei. Die Bergbauunternehmer hätten nach dem Gange der Verhandlungen über die Preissenkung im Reichswirt schaftsministerium annehmen müssen, daß der Reichs arbeitsminister sich für eine Lohnsenkung von mindestens acht Prozent ab 1. Januar einsetzen würde und daß er sich dabei im Einverständnis mit dem Gesamtkabinett, insbesondere dem Reichskanzler, befände. Dazu stellte Reichsarbeitsministcr Dr. Stegerwald in einer Unterredung fest: Der Zechenverband verkennt völlig die Struktur oes staat lichen Schlichtungswesens. Zunächst ist es nicht richtig, daß „offenbar unter dem Druck der Regierung" der Schlichter für Westfalen sich nicht entschlichen konnte, „mit den Stimmen der Arbeitgeber einen Spruch zu fällen" Noch bevor das Reichsarbeitsministerium sich mit dem Ruhrkonflikt konkret beschäftigte, hat der zuständige Schlichter erklärt, daß er neben den zahlreichen Feierschichten der letzten Monate im Ruhrkohlenbergbau eine Lohnkürzung von acht Prozent nicht für tragbar halte. Sodann sind die Schlichter keineswegs nur willfährige Werkzeuge in der Hand der Regierung, sondern Die Concordiagrube in Hindenburg, die von dem Bergarbeiterstreik in Oberschlesien am meisten betroffen wurde. Persönlichkeiten mit eigener Meinung und Verantwortlichkeit, deren Unabhängigkeit von den Weisungen der Aufsichtsbehörde im Gesetz ausdrücklich gewährleistet ist. Von keiner Regierungsstelle ist den Unternehmern bei der Kohlenpreissenlung fest in Ansficht gestellt worden, daß im Kohlenbergbau eine Lohnkürzung von „mindestens acht Prozent ab 1. Januar eintretcn werde". Aus den Erklärungen des Staatssekretärs des Reichs wirtschaftsministeriums konnte nicht eine Lohnkürzung im Kohlenbergbau „von mindestens acht Prozent" abgeleitet werden. In einer am 12. Dezember stattgefundenen Besprechung zwischen den Zechenbesitzern und dem Reichsarbeitsminister er klärten erstere, daß sie beschlossen hätten, der Gesamtbelegschaft an der Ruhr am 15 Dezember zum 1. Januar zu kündigen. Der Reichsarbeitsminister entgegnete daß die Ausführung dieses Beschlusses um Weihnachten so große politische und auch wirtschaftliche und finanzielle Ge fahren zum Jahresultimo zur Folge haben werde, daß die Reichsregierung ein solches Beginnen nicht ruhig htn- nehmen könne. Diese Politik stehe im striktesten Gegensatz zu der der Neichsregicrung. Der Herr Reichspräsident habe die Sanierungsgesetze u. a. auch deswegen mit dem Artikel 48 der Reichsverfassung Anfang Dezember in Kraft gesetzt, um die gekennzeich neten Schwierigkeiten zum Jahresschluß zu mildern, während diese durch die Absicht der Ruhrbergbauunternehmer vergrößert und verstärkt werden würden. Der Reichsarbeitsminister werde seinerseits darauf hinwirken, daß die Neuregelung rechtzeitig in Kraft trete. Daß sich der Reichsarbeitsminister bei den Besprechungen mit beiden Parteien und mit führenden Persönlichkeiten die erdenklichste Mühe gegeben hat, um Unternehmern und Ar beitern zu einem Ausgleich Brücken zu bauen, wird wohl nicht angezweiselt werden können. Ein Termin, von dem ab ein etwaiger neuer Schiedsspruch Wirkung erlangt, steht gegenwärtianoch nicht sest so daß sich darüber zur Stunde weitere Bemerkungen erübrigen Der Schlichter Professor Dr. Brahn wanote fick ins besondere gegen den Vorwurf, er habe bei den Schlichtungs verhandlungen unter dem Druck der Reichsregierung ge handelt. Professor Dr. Brahn betonte, er sei in seiner Eigenschaft als Schlichter selbständig und unabhängig. Was die Vorwürfe gegen die Reichsregierung anbelangt, so könne er erwidern, daß die Reichsregierung bzw. das Reichs arbeitsministerium an der Verschärfung des Konflikts leine Schuld trügen. Er habe sich sehr darum bemüht, den Streit zu schlichten, aber leider sei es unmöglich gewesen, den Widerstand der Parteien zu beseitigen. Der Streik ist als beendet anzuschc». Im Ruhrgebiet sind nur noch 0,81 Prozent der Belegschaft ausständig. Es fehlten nach dem Bericht des Bergbauvereins von insgesamt 132 211 Mann 2606, unter denen sich noch 1531 Entlassene befinden. DieGesamt- keLlziffer stellt, sich auf 1,97 Prozent, ohne die Ent