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Wilsdruffer Tageblatt : 07.01.1931
- Erscheinungsdatum
- 1931-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-193101078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19310107
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19310107
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1931
-
Monat
1931-01
- Tag 1931-01-07
-
Monat
1931-01
-
Jahr
1931
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 07.01.1931
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auch mit den bescheidenen Mitteln, die dem Reich zur Beifügung stehen, die Provinz in die Möglichkeit zu ver setzen, aus ihrer Notlage herauszukommen. Ostpreußen wird nie aufgegeben. Der Reichskanzler führte nunmehr aus, wir wissen, daß eine gewisse Nervosität in Polke von Verlautbarungen jenseits der Grenze in den vergangenen Monaten in Ostpreußen eingetreten ist. Wir sind der Ansicht, daß ein Grund für eine solche Nervosität nicht vorhanden ist, wenn wir gemeinsam — Reichs- und Staatsregierung — alle Kräfte daransetzen, um zunächst einmal wirtschaftlich sie eiternde Wunde im Osten zu schließen. Das andere kommt und muß kommen. Denn es gibt eine Gerechtig keit. Es ist gefordert worden, daß nicht nur starke Worte gemacht werden, sondern auch starke Taten entstehen mögen. Ich möchte deshalb in dieser Beziehung keine starken Worte reden, sondern mich daraus beschränken, was ich eben gesagt habe. Den Wohlwollenden und Einsichtigen ist absolut klar, was ich damit gemeint habe. Es gibt nur eines für uns, klar zu sehen, frei von Illusionen zu sein and uns auf die Lebensmöglichkeiten zurückzuziehen, die uns zurzeit gegeben sind, und mit dem Vorhandenen yaus- zuhaltcn. Sie haben uns Worte der Kritik ausgesprochen. Sie haben Forderungen ausgestellt. Ich begrüße das. Wir können Kritik sehr wohl vertragen. Aber um eines bitte ich Sie, sorgen Sie dafür, daß die Provinz Ostpreußen ihren ganzen Einfluß, ihre ganze politische Macht frei vom Extremen und Abenteuerlichen hält. Ich verweise aus die Person des hochverehrten Herrn Reichspräsi denten, der diese Reise mit warmem Herzen verfolgt. Er ist uns ein M u st e r an Pflichterfüllung euch in der schwersten Zeit und wenn es ihm am wenigsten gedankt wird. Sie können versichert sein, daß Ost preußen niemals vom Reiche aufge geben wird. Oberpräsident Siehr sprach sodann die Erwartung aus, daß es ihm gelingen würde, die Einigkeit zwischen den verschiedenen Volksschichten in Ostpreußen herbeizu- sühren zum Wohle der Provinz. Brüning in Tilsit. Kommunistische Demonstrationen am Bahnhos. Der Reichskanzler traf in seinem Sonderzuge in Tilsit ein. Auf dem Bahnhofsvorplatz hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, die den Kanzler mit den Rufen: „Nieder, nieder mit der Hungerdiktatur" und dem Absingen der Internationale begrüßte. Ein Demon strationszug, der vor das Rathaus zu ziehen versuchte, wurde von der Polizei mit dem Gummiknüppel ausein andergetrieben. Im Rathaus nahm zunächst der Regierungspräsident Rosenkranz, Gumbinnen, das Wort zu einer Begrüßungs ansprache. Er wies dabei auf das deutsche Land jenseits der Memel hin.Mögen übermächtige Feinde es uns entrissen haben, es bleibe als deutsches Kulturland doch mit uns schick- salsverbunden. Oberbürgermeister Salge führte aus, zu den allgemeinen Kriegs- und Nachkriegsfolgcn habe der Krieg sür Tilsit noch ganz besondere Verhältnisse geschas- sen, die es in besonders schwere Bedrängnis gebracht hätten. Der Bürgermeister wies-wor allem aus den Nieder- vruch der Tilsiter Holzindustrie hin. Der Vertreter des Reichslandwirtschaftsverbandes führte aus, wie der Landwirtschaft mit ihrer überwiegen den Viehzucht das außerordentliche Abglcitcn der Preise für Molkerciprodukte hauptsächlich auch sür Tilsiter Käse zum Verhängnis ge worden sei. Auf diesem Gebiet hätten die Zollschutzmaß nahmen vollkommen versagt. Reichskanzler Brüning dankte dafür, daß ihm Gelegenheit gegeben sei, mit den verschiedensten Berufsschichten in Fühlung zu kommen. Sie haben, so sagte er, ein Recht, Ihre Wünsche aus- zusprechen und Kritik zu üben. Darauf legen wir Wert. ES seien erfolgreiche Anleiheverhandlungen mit dem Aus lande ausgenommen worden, die aber nach dem Ausfall der Wahl vom 14. September gescheitert seien. Treviranus über -le Zmsensenlung. Für Umschuldungshypotheken tn Ostpreußen, vor der Abfahrt des Sonderzuges mit Reichskanzler Brumng haue Reichsminister Trevlranus erklärt, bei alten Umschuldungshypotheken aus den Jahren 1928 und 1929 eure Senkung auf 5 Prozent vorgesehen, während ste sich bei den erststelligen Hypotheken nicht ermöglichen ließe. Pu der Frage nach der Möglichkeit einer allgemeinen Steuer- senkung wies der Minister aus die ZweischncidigkeU einer solchen Maßnahme gegenüber den ostpreußlschen Städten hin, da ja doch aus Grund der allgemeinen Steuern die Rcichsüver- weisungcn an die Städte erfolgten. Schmeling verliert seinen Titel. Die Ncwyorker Boxkommission hat Schmeling des Weltmelstcrschaststitels für verlustig erklärt, nachdem Ja robs sich weigerte, den Titclkampf seines Schützlings gegen «Harkey im nächsten Juni ohne vorherige Aus- schcidungskampfe anzunehmen. Schmeling will irr Chikago Kämpfen. N e u y o r k, 7. Januar. Wie zu erwarten war, kündigte Ia cobs nach Bekanntwerden des Beschlußes der Neuyorker Box- kvmmissivn an, daß er bereit sei, Schmeling im kommenden Juni in Chikago gegen Stribbting antreten zu lassen. Der Chikagoer Unternehmer hat für diesen Kamps 2 Millionen Mark angebvten. Eisenbahnunglück bei Gleiwitz. — Vierzehn Verletzte. Gleiwitz. Der Schnellzug Berlin —Beurhen stieß bei der Ausfahrt aus dein Gleiwitzer Bahnhof mit dem ein fahr enden Perfo nenzug B e u , h e n - G l c i- wltz zusammen. Trotzdem die FahrtgeschwindigkeU der beiden Züge verhältnismäßig gering war, war der Zusam menprall außerordentlich hcslig. Die beiden Lokomotiven wurden schwer beschädigt. Die des Schnellzuges ist um- geworfen worden, ein Lokomotivbc die nstcter und dreizehn Reisende erlitten Verletzungen Lebensgefahr besteht, soweit sich b shcr übersehen laßt, bei keinem der Verunglückten. Die Reisenden sind in der Haupt sache durch Älasfplitter verletz! worden Arzte und Rettungs mannschaften waren bald nach dem Unglück zur Stelle. Om Teil der Verletzten konnte beiLfts entlaßen werden. Nur wenige, darunter der Lokomotivbedienstete, wurden ins Krankenhaus übergeführt. Der Eisenbahnverkehr erleidet durch den Unfall eine empfindliche Störung, da ins gesamt drei Gleise gesperrt sind. Schwerer Sturm im Schwarzen Meer. Moskau. Im Schwarzen Meer herrscht starker Sturm. Die Schiffahrtsverbindungen zwischen der Türkei und Rußland sind völlig unterbrochen. Die Dampfer „Lenin" und „Gorde jew" haben Schiffbruch erlitten und sind mit schweren Be schädigungen nach Sebastopol eingebracht worden. Oie sächsische Negierung rechtfertigt sich. Antwort auf die nationalsozialistischen Angriffe. Die Nachrichtenstelle der Staatskanzlei teilt mit: Das Organ der Nationalsozialistischen Deutschen Ar beiterpartei „Ter Freiheitskamps" greift in seiner Aus gabe vom 5. Januar unter der Spitzmarke „Sächsischer Regierungssumpf" die gegenwärtige sächsische Regierung wegen ihrer personalpolitischen Haltung an. Die Negie rung glaubt demgegenüber für sich in Anspruch nehmen zu können, daß sie sich auch bei der Personalpolitil lediglich von ihren sachlichen Erwägungen und von dem Bestreben hat leiten lassen, jedem Beamten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, daß sie insbesondere, wenn ein Posten zu besetzen war, nur das eine Ziel gehabt hat, dafür den fachlich geeig neten Mann auszuwählen. Die in dem Artikel aufgestellte Behauptung, daß beabsichtigt wäre, den Gerichtspräsi denten von Chemnitz in das Justizministerium zu be rufen, ist völlig aus der Luft gegriffen. Wer Präsident der Landesversicherungsanstalt beim Freiwerden dieses Postens werden soll, ist überhaupt noch nicht erwogen worden, geschweige denn, daß dafür bereits eine bestimmte Persönlichkeit in Aussicht genommen worden wäre. Damit fallen alle Be hauptungen oder Vermutungen des Artikels in sich zu sammen. Auch kann die beruhigende Mitteilung gemacht werden, daß der ins Ministerium des Innern versetzte Regierungsrat Dr. Richter mit dem Minister des Innern weder verwandt ist noch in irgend welchen anderen per sönlichen Beziehungen zu ihm steht. * Acht Monate sächsischer Staatshaushalt. Nach dem Monatsausweis über die Einnahmen uuv Ausgaben des Landes Sachsen für den Monat November des Rechnungsjahres 1930 beliefen sich die Einnahmen für diesen Monat auf 27 647 000 Mark, die Ausgaben auf 31 353 000 Mark, so daß sich für den Monat Novem der eine Mehrausgabe von 3 706 000 Mark herausstellt. In den ersten acht Monaten des laufenden Rechnungs jahres betrugen die Einnahmen 249 772 000 Mark, die Ausgaben 270 162 000 Mark, so daß sich am Ende des Monats November eine Mehrausgabe von 20 390 000 Mk. ergibt. (Der Rechnungsabschluß für Ende Oktober ver zeichnete eine Mehrausgabe von 16 684 000 Mark.) Der außerordentliche .Haushaltplan verzeichnete in den Mona-- ten April bis November Ausgaben in Höhe von 19 103 000 Mark, weist also eine Steigerung von 2 086 000 Mark gegenüber des Vormonats auf. Wilsdruff, am 7. Januar 1931. Meridian sür den 9. Januar. Sonnenaufgang 8^I Mondaufgang 2B° Sonnenuntergang 16" j Monduntergang 1t?" 1908: Der Maler und Dichter Wilhelm Busch gesi. Grippe. Ein ungebetener, nicht gern gesehener, aber immer wieder kehrender Wintergast, die Grippe, ist wieder da. Richt allerorts in deutschen Landen zeigt ste sich, aber doch an Vieten Orten, und es ist nur gut, daß sie diesmal nicht in scharfer oder gar in schärfster Form aufzutreten scheint. Allzu große Besorgms braucht nian also nicht zu äußern, aber damit ist natürlich nicht gesagt, daß man überhaupt keine Befürchtungen hegen, daß man sozusagen die Grippe ruhig an sich herantreten lassen soll. Me Mediziner betonen immer wieder und betonen mit gutem Recht, daß bei Krankheiten, die epidemisch auftreten, die Prophylaxe die Vorbeugung, das wichtigste ist. Nun wird >a bestimmt niemand, und möge er sich noch so ängstlich von der Außen welt abschließen, möge er sich auch zu Hause noch so sehr in acht nehmen, einen Krankheitsausbruch unter allen Umständen verhüten können, aber bestehen bleibt trotzdem für einen jeden von uns die Pflicht, alles zu vermeiden, was den Besuch der Grippe geradezu provozieren könnte. Es ist eine Pflicht der Selbstcrhaltung und es ist auch eine Pflicht, die man gegen die andern Hal, denn die Grippe ist eben eine Sache, die inan sehr leicht auch auf diese anderen übertragen kann Wie man sich in Fällen einer Grippeseuche vernünftigerweise und vorbeugend zu verhalten hat darüber werden am besten die Ärzte Aus kunft geben können Und im übrigen sind wir ja von früheren Epidemien her gut geschult, so daß wir mindestens wissen könnten, was wir nicht zu tun haben. Sträflicher Leichtsinn ist es, sich forsch in jede Gefahr zu begeben, nach dem Grundsatz: „Mir kann nix geschehen!" Es kann nämlich jedem etwas ge schehen, und keiner ist so abgehärtet, daß er gegen jede An steckungsgefahr gefeit wäre Es ist vor allem zu bedenken, daß gerade solche Winterwitlerung, wie wir sie gegenwärtig haben — nicht Fleisch und nicht Fisch, nicht warm und nicht kalt — der Ausbreitung der Grippe besonders förderlich zu sein Pflegt. Fassen wir es also noch einmal zusammen: Wir brauchen nicht bänglich zu zagen und in jedem Schnupfen, tn jedem Hustenreiz gleich eine hereinbrechende Grippe zu ver muten, aber wir dürfen anderseits die Grippebulletins nicht ganz unbeachtet lassen — heute kommt es an diesen, morgen an jenen! Warnung. Seit längerer Zeit versuchen hier wie anderorts unbekannte Firmen ihre Waren, meistens Sprechapparate und Radiogeräte, durch Preisausschreiben an den Mann zu bringen. Manche „Gläubige" schicken die Lösung ein. Schon nach kurzer Zeit erhalten sie die Mitteilung, daß sie richtig, sie Gewinner eines der mitgenannten Artikels seien; sie werden ausgefordert, innerhalb -von acht Tagen für Verpackungskosten, Bahnspesen usw. sieben bis zehn Mark einzusenden, um bald in Besitz des herr lichen Wertstückes zu sein. Abermals gelockt, schicken nicht nur Kinder, sondern auch große „Dumme" die paar Mark ein. Es verstreicht wiederum eine Zeit und nochmals laust ein Schreiben ein, das zum großen Erfolg beglückwünscht und auffordert, ledig lich noch zirka zwanzig Mark für die unbedingt zum Sprechappa rat gehörenden ausgesuchten modernen Musikstücke zu zahlen. „Sollten Sie gewillt sein, dieses Meisterwerk mit allem Zubehör Ihr Eigen nennen zu dürfen, dann antworten sie sofort und per Bahnnachnahme geht es Ihnen zu!" Verschiedene „Sieger" sind dem Schreiber bekannt; er kennt ihre Enttäuschung beim Oeff- nen der Sendung, ihre Schmerzen, ihre leeren Taschen. Men Musikfreunden kann man nur raten, im neuen Jahr von ehr lichen, tüchtigen Fachleuten sich bedienen zu lasten. Fremdenverkehr in Wilsdruff. Im Jahre 1930 übernachteten in den hier zur Uebernachtung berechtigten Gasthäusern insge samt 4516 Personen (1929: 3387). Diese verteilen sich: Gasthof zum goldenen Löwen 225 (1-929: 191), Gasthof zum weißen Ad ler 325 (267), Gasthof zur guten Quelle 168 (123), Fremdenhof St-adt Dresden 85 (95) und Parkschänke (Fremdenverkehr mit Obdachlosen 3713 (2711), Bon den in der Parkschänke übernach teten Fremden waren 2825 (1822) Obdachlose. Tierseuchen im Bezirk der Amtshauptmannschast Meißen. Nach dem amtlichen Bericht des Landesgesundheitsamtes über den Stand von Tierseuchen in Sachsen am 31. Dezember 1930 waren in der Amtshauptmannschast Meißen zu verzeichnen: Milzbrand in 1 Gem., 1 Geh.; Maul- und Klauenseuche in 26 Gem., 73 Geh.; ansteckende Blutarmut der Einhufer in 2 Gem., 3 Geh.; Gehirnentzündung der Pferde -in 1 Gem., 1 Geh.; Me- nenseuchen in 1 Gem., 1 Geh. Graf Luckner wieder genesen. Das Befinden des Grafen Luckner, der am 15. Dezomder bei einem Autounfall in der Nähe von Waukegan (Illinois) ernstlich verletzt wurde, hat sich soweit gebessert, daß er jetzt mit der Bahn die Reise nach Neuyork an treten konnte. Zu der Fahrt wurde ihm der Salonwagen des Präsidenten der Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft zur Verfü gung gestellt. Fällige Steuern. Wie das Finanzamt im amtlichen Teile der gestrigen Nummer bekanntgibt, sind bis zum bzw. am 10. Ja nuar die vierteljährlichen Einkommen-, Körperschaft- und L-msatzsteuer-Vorauszahlungen, sowie der zweite Teilbetrag Ein kommensteuerzuschlag 1929, Reichshilfe der Aufsichtsratsmitglie der sowie die erste Bürgersteuerrate fällig. Wir weisen die Steuerpflichtigen an dieser Stelle besonders auf die Bekannt machung hin. Stundung der Einkommensteuer-Vorauszahlungen am 10. Januar 1931. Am 10. Januar 1931 sind für das letzte Vier teljahr 1930 auf die Einkommensteuer Vorauszahlungen zu leisten (Landwirtschaft -ausgenommen). Diese Vorauszahlungen betragen ein Viertel der zuletzt festgestellten Einkommensteuerschuld. Da für das Kalenderjahr 1930 und für die in der zweiten Hälfte dieses Kalenderjahres endenden Wirtschaftsjahre die Einkommen steuer-Veranlagungen erst in diesem Frühjahr erfolgen, richten sich die Vorauszahlungen nach der im Steuerbescheid für 1929 (für die in der ersten Hälfte des Kalenderjahres 1930 endenden Wirt schaftsjahre nach der im Steuerbescheid für 1929/30) festgesetzten Steuerschuld, und di»s solange weiter (10. April, 10. Juli und 10. Okt.), bis ein neuer Steuerbescheid zugestellt ist. Die Ein- kommensevgebnisse für 1930 werden infolge der schlechten Wirt schaftslage -häufig ungünstiger sein als die für 1929. Es empfiehlt sich daher, in solchen Fällen zu prüfen, ob nicht ein Stundungs antrag für die jetzt fälligen Vorauszahlungen in Frage kommt. Das Einkommensteuergesetz gibt in Paragraph 100 dem Steuer pflichtigen ein Recht, Stundung von Vorauszahlungen zu bean tragen, wenn er glaubhaft nachweist, daß sich sein Einkommen sür einen Steuerabschnitt (— Wirtschasts- oder Geschäftsjahr) gegen über dem zuletzt festgestellten Einkommen voraussichtlich um mehr als den fünften Teil, mindestens aber um 1000 RMark niedriger berechnen wird. Auf Antrag ist -ihm der auf den wahrscheinlichen Betrag der Einkommensteuer-Verminderung entfallende Teil der Vorauszahlungen zu stunden. Weiler können nach Paragraph 105 der Reichsabgabenordnung Zahlungen von Steuern gestundet werden, wenn ihre Einziehung mit erheblichen Härten für den Steuerpflichtigen verbunden wäre und die Steuerforderung durch -die Stundung nicht gefährdet wird. Liegen -also die Voraus setzungen des Paragraphen 100 des Einkommensteuergesetzes nicht vor, so kann immerhin eine Stundung nach Paragraph 105 der Reichsabgabenordnung erfolgen. Steuererleichterung für Kriegsbeschädigte. Das Sächsische Innenministerium hat soeben in Anlehnung an einen Erlaß des Reichsministers der Finanzen die Zulassung der Stundung der Grunderwerbssteuer für Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene von Kriegsteilnehmern verfügt. Voraussetzung dafür ist, daß durch eine Bescheinigung der Versorgungsbehörde nachgewiesen wird, daß die Berechtigungen für die Gewährung einer Kapitalabfin dung zum Erwerb eines Grundstückes vorliegen, die Kapitalabfin dung aber nicht gezahlt werden kann, weil zur Zeit nicht ge nügend Mittel zur Verfügung stehen. In solchen Fällen wird die Grunderwerbssteuer nebst Zuschlägen vorläufig zinslos gestundet und eine entsprechende Bescheinigung darüber erteilt. Umfrage bei den Rundfunkteilnehmern über die Art der be nutzten Rundfunkempfangsgeräte. Die Deutsche Reichspost wird Anfang Januar 1931 bei allen Rundfunkteilnehmern in Deutsch land eine Umfrage veranstalten über die Art -der von ihnen be nutzten Rundfunkempfa-ngsgeräte. Leber den Zweck dieser Um frage teilt uns die Deutsche Reichspost folgendes mit: „Genaue Unterlagen darüber, wie sich die Rundfunkteilnehmer aus Detek tor- und Röhrenempfänger verteilen, liegen bisher nicht vor. Mit Rücksicht auf -den Ausbau des deutschen Rundfunkjender- netzes ist es für die Deutsche Reichspost aber unbedingt notwen dig zu misten, mit welchen Empfängertypen der Rundfunk ab gehört wird. Auch ist die Funkindustrie und der Funkhandel für die Durchführung planmäßiger absatzpolitischer Maßnahmen darauf angewiesen, einen Ueberblick zu erhalten, welche Arten von Rundfunkempfangsgeräten sich- in Deutschland im Gebrauch -befinden, da die vorhandenen Produkti-onsstatistiken hierüber kei nen Aufschluß geben. Die Umfrage bei den Rundfunkteilnehmern soll dazu dienen, über die von den Rundfunkteilnehmern benutz ten Empfangsgeräte zuverlässige Zahlen zu gewinnen." Zur Er reichung dieses Zieles wird allen Rundfunkteilnehmern dringend empfohlen, die von den Postämtern verteilten Fragekarten aus- gefüllt zurllckzugeben. Samenprüfung im Januar. Der Gartenfreund muß jetzt schon wieder an die Aussaat denken. Nur wenige Wochen noch, und das erste Aussäen beginnt von neuem. Großer Aerger und auch materiellen Verlust kann es zur Folge haben, wenn der Samen überhaupt nicht oder nur in einer unzureichenden Menge aufgeht. Wer noch Samen vom vergangenen Jahre hat oder auch wer sich im vergangenen Herbst selbst Samen gezogen hat, dem ist zu empfehlen, daß er zunächst einmal eine Vorprüfung über die Keimfähigkeit vornimmt. Das macht keine großen Mühen. Man nimmt von jeder Samenart eine bestimmte Anzahl Körner heraus, pflanzt diese, natürlich jede Art getrennt, in Blumen töpfe ein, die in ein warmes Zimmer gestellt werden. So wird schon nach kurzer Zei zu erkennen sein, ob es sich lohnt, den Sa men auszusäen oder ob man sich doch nicht lieber -anderen besor gen soll. Viel unpraktischer ist es, erst bei der Aussaat zu sehen, was vom Samen -aufgeht und wie hoch die Keimfähigkeit ist. Leber 2000 Wanderfcheine in Sachsen. Die Einrichtung der Wanderscheine für Arbeitslose ist -in Sachsen nach den vorliegen den Berichten sehr stark in Anspruch genommen worden. Im Sommerhalbjahr 1930 wurden 2005 Wanderscheine ausgegeben
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