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Die Geschichte des Weihnachtsbaumes EGA und Goethe Kannten in ihrer Zagend keine» ChrWm Für den rechten Deutschen ist ein Weihnachtsfest ohne Christbaum „kein richtiges Weihnachten". Am 24. De zember brennt überall der Lichterbaum, wo Deutsche weilen, an der Grenze des ewigen Eises und in der Tropenglut, aus fernsten Meeren und hoch droben in den Bergen. Und wenn es kein Taunenbaum sein kann, ist es ein anderes grünendes Gewächs, an dem die Kerzen entzündet werden. Der Christbaum ist an sich heidnischen Ursprungs. Er stammt aus der Zeit, als die Germanen das „Jul- fest" begingen. Das ist das Fest der Wintersonnenwende, und die Nächte dieser Feiertage nannte man — die ge weihten Nächte. Die Tanne ist der Wintermaien, der Lebensbaum, der zum Gruß der nun aus ihrer Bahn zurückkehrenden Sonne aufgerichtet wird als Gegenstück zu dem Sommermaien, der bei der Sonnenwende oder dem Johannistag der scheidenden Sonne den Abschieds gruß zuwinkt. Die älteste Abbildung dieses Weihnachts tannenbaumes besitzen wir auf einem Steinbild im Museum in Halle. Sie ist mehr als viertausend Jahre alt! In seiner heutigen Gestalt ist der Weihnachtsbaum noch nicht alt, ebenso wie das Weihnachtsfest. Vor dem Jahre 1605 kennt man keinen geschichtlichen Weihnachts baum. Auch dann tritt er nicht gleich fertig vor unsere Augen. Vor allem hat er noch keine Lichter. Erst nach der Reformation wurde das Ausschmücken des Weihnachts- baumes allgemein. Zur Einführung seiner Sitte hat Martin Luther sehr viel getan. Im Jahre 1642 wird der Weihnachtsbaum in einer Schrift von dem Straßburger Theologen Johann Konrad Dannhäuser erwähnt. 1765 hört man zum erstenmal von einem brennenden Christ baum in Leipzig. 1796 fand Friedrich Perthes ihn in Hamburg. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts kam der Weihnachtsbanm nach Berlin; 1805 verpflanzten preu ßische Offiziere die Sitte nach Danzig; um dieselbe Zeit wird sie auch in den katholischen Westen gebracht, nach Wesel und ins Triersche. 1817 erstrahlt zum erstenmal in Wien ein Weihnachtsbaum im Lichterglanz im Schloß einer protestantischen Fürstin. Erst nach 1848 bürgerte er sich dort beim Volk ein. In Frankreich führt ihn ein Jahrzehnt später eine mecklenburgische Prinzessin, die Herzogin Henriette von Orleans, ein. Nach England kam der Christbaum im Vermählungsjahr der Königin Viktoria mit dem Prinzgemahl Albert von Koburg- Gotha. Von Deutschland aus hat der Brauch seinen Weg über ganz Europa und später auch übers Meer ge nommen; vornehmlich überall dorthin, wo Kinder der germanischen, angelsächsischen und skandinavischen Rasse ansässig geworden sind. In der Literatur erscheint der Christbanm zum erstenmal 1774, nämlich in dem „Leiden des jungen Werther". Goethe kannte in seinem Elternhaus nicht die Sitte des festlich geputzten Baumes, er lernte sie erst als Student in Leipzig und Straßburg kennen. Weil er den Brauch sehr liebte, ließ er den Werther, als er Lotte am Sonntag vor Weihnachten mit Vorbereitungen zur Bescherung beschäftigt findet, wehmütig jener Zeit ge denken, „da einen die unerwartete Öffnung der Tür und die Erscheinung eines ausgeputzten Baumes mit Wachs lichtern, Zuckerwerk und Äpfeln in paradiesische Ent zückung setzte". — Schiller, hat ebenfalls in seiner Jugend keinen Christbaum gesehen. 1789 bestellt er bei seiner Braut zu Weihnachten „einen grünen Baum". Nicht immer ist es eine wirkliche Tanne, der zsu Ehren wir am Heiligen Abend singen: „O Tannenbaum, o Tannenbaum." Häufig werden auch Fichten als Weihnachtsbäume verwendet. Mitteldeutschland schmückt Tanne und Fichte und Süddeutschland fast nur Tanne. Die uns liebgewordene Sitte, am Heiligen Abend eine Tanne mit Kerzen, Äpseln, Sternen, Glanzpapier usw. zu schmücken, hat die Forschung lange beschäftigt. Die Nachrichten sind äußerst spärlich. 1737 werden in einer Wittenberger Schrift „von heiligen Lhristgeschenken" brennende Bäume erwähnt. 1605 schreibt ein Straß- burger Chronist: „Auf Weihnachten richtet man Tannen bäume in den Stuben auf, daran henket man Rosen, aus Papier geschnitten, Äpfel und Oblaten, Zischgold, Zucker. Man Pflegt darum einen viereckigen Rahmen zu machen." Die Sitte des Tannenbaumes mit brennenden Lichtern ist interessanterweise zuerst als Sivesterbrauch nachweis- ! bar, und zwar vom Jahre 1611, wo in Brieg im Schloß der Herzogin SyVille am 31. Dezember, also am Silvesterabend, solche Tannen mit Wachskerzen brannten. Als Weihnachtsbrauch ist bisher die Lichtertanne nicht früher als für das Jahr 1737 in der Zittauer Gegend ermittelt worden. Der Brauch, sich zu Weihnachten gegenseitig Geschenke zu machen, stammt aus grauer Vorzeit. Wir Germanen haben den Weihnachtsabend als Geschenk- gebezeit behalten, die alten Römer dagegen wie die heuti gen Franzosen beschenken sich am Neujahrstage. — So ist im Laufe von drei bis vier Jahrhunderten aus den verschiedenen Anschauungen die köstlichste und gemüt vollste Volkssitte geworden, die es auf der ganzen weiten Erde gibt und je gegeben hat: unser herrlicher Weih nachtsbanm. Er gilt auf der ganzen Welt als Zeichen der Liebe und des Friedens. Mehr des KsmWKSsers. Das unaufhaltbare Vordringen des Kar toffelkäfers in Frankreich, der sich an einigen Stellen bis auf nahezu 20 Kilometer der deutschen Grenze genähert hat, macht schon jetzt die Vorbereitung um fangreicher Abwehrmaßnahmen erforder lich. Der Reichsnährstand will mit Hilfe seiner Organi sationen im Laufe des Winters eine intensive Aufklärung der Bevölkerung des gefährdeten Grenzgebietes be treiben; dabei sollen insbesondere die zum Aufsinden des Kartoffelkäfers notwendigen Anleitungen gegeben werden. Mit Beginn der Entwicklung des Kartoffelkrautes wird sodann in der befallsgefährdeten Zone ein wohl organisierter llberwachungs- und Abwehrdienst einsetzen, durch den alle Kartoffel- und Tomatenfelder in regel mäßigen Abständen erfaßt werden. Jeder Grundstücks eigentümer und Nutzungsberechtigte wird ver pflichtet, auf das Auftreten des Kartoffelkäfers zu achten und alle verdächtigen Erscheinungen zu melden. Ziel der Bekämpfung soll sein, das Vordringen des Kartoffelkäfers über die durch Überflug aus Frankreich stets gefährdete Grenzzone hinaus zu verhüten, um den mittel- und ostdeutschen Kartoffelbau vor dem Schädling zu bewahren. Kampf dem Kartoffelkäfer. Unsere Darstellung zeigt die Eier dieses Schädlings (a), die Junglarven (b), die ausgewachsenen Larven (c) und den Käfer (d). Rechts ein Käfer in starker Vergrößerung — seine durch schnittliche Länge beträgt etwa ein Zentimeter — und eine aus gewachsene Larve. (Wagenborg-Archiv — M.) Frühzeitig, gut und haltbar packen! Eine kleine Mahnung und Bitte der Reichspost für die Adventswochen. Weihnachten steht vor der Tür, unv wieder gilt es, Weihnachtspakete zu verschicken; wird es doch nur wenige Haushalte geben, in denen alle Angehörigen die Zeichen der Liebe und des Gedenkens persönlich über bringen können. Wohl in jeder Familie werden ferne i Verwandte, Freunde und Bekannte mit einer Weihnachts gabe bedacht, und hoffentlich wird auch so manchem arbeitslosen oder bedürftigen Volksgenossen eine Weih nachtsfreude bereitet werden. Selbstverständlich sollen die Geschenke den Weihnachtstisch schmücken; sie müssen also rechtzeitig dem Empfänger zugehen. Hierfür hat die Deutsche Reichspost wieder in weitestem Umfange Vorsorge getrosfen; ihre Verkehrsmittel und ihr Personal' sind jedem Paketansturm gewachsen. Außergewöhnliche Postverbindungen auf der Bahn und auf Landwegen sind eingerichtet und die Wagen und Zustellkräfte vermehrt worden. Bei aller Vorfreude sollten die Absender von Paketen, Postgütern und Päckchen aber auch bedenken, daß Witterungsverhältnisse (plötzliche Schneefälle, Eis bildung usw.) den Verkehr namentlich auf der Landstraße erheblich behindern und dadurch Verspätungen auftreten können. Darum sollte man seine Weihnachtspackereien nicht erst in allerletzter Stunde einliefern. Die Sendungen sollen aber nicht nur rechtzeitig zur Weihnachtsfeier eintreffen, sie sollen auch unversehrt und richtig in die Hände des Empfängers gelangen, um die Festfreude nicht zu beeinträchtigen. Dazu ist natürlich gute Verpackung und Verschnürung nötig; nicht mehr widerstandsfähige Pappschachteln oder gar nur schwache Papierumhüllrmgen sind zwar immer, erst recht aber im Weihnachtsverkehr eine völlig ungeeignete Verpackung. In den Bahnpost- und Kraftwagen müssen die Sendungen übereinandergestapelt, an Unterwegsorlen ost in ver kürzter Haltezeit ein-, aus- oder umgeladen werden, sie müssen also einem gewissen Druck aewachsev sein. Die Aufschrift muß recht haltbar angebracht werden, die Aw- schrist des Empfängers vollständig und deutlich sein, auch die Anschrift des Absenders darf auf keiner Sendung fehlen. Obenauf in jede Sendung ist außerdem ein Doppel der Aufschrift zu legen, damit die Sendung auch dann ihr Ziel erreicht, wenn die äußere Aufschrift verlorengehen sollte. Wenn die Postkunden in dieser Weise verständnisvoll Mitarbeiten, wird sich der Weih- nachtsverkchr zu ihrer Zufriedenheit und zur Genug tuung der Postbeamtenschaft glatt und reibungslos av- wickeln. Aus dem Gerichtssaal Schwere Strafen für Veruntreuungen. Das Schöffengericht in Waldheim verhandelte gegen zahlreiche Personen, die zum Schaden der großen WaldHeimer Brückenmühle rund 15 000 Mark veruntreut hatten. Bei den Angeklagten handelte es sich teils um frühere Angestellte der Mühle, teils um Bauern und Land wirte aus der Umgebung von Waldheim. Sie hatten in einer großen Anzahl von Fällen fortgesetzt gemeinsam Betrügereien, Unireuehandlungen und Diebstähle zum Nachteil der Mühle begangen. Der Schaden ist von den Angeklagten nachträglich teilweise wiedergutgemacht wor den. Die unterschlagenen Gelder wurden größtenteils bet Trinkgelagen usw. ausgegeben. Der Hauptangeklagte Reichelt erhielt drei Jahre Zuchthaus, 3000 Mark Geld strafe und drei Jahre Ehrverlust. Der Angeklagte Vorpahl erhielt zwei Jahre Gefängnis, 2000 Mark Geldstrafe und zwei Jahre Ehrverlust, der Angeklagte Neubert ein Jahr sechs Monate Gefängnis. 1000 Mark Geldstrafe und zwei Jahre Ehrverlust. Da Fluchtverdacht bestand, wurden bei allen drei Verurteilten die Haftbefehle aufrechterhalten. Sechs Angeklagte erhielten Gefängnisstrafen bis zu zehn Monaten und Geldstrafen bis 1000 Mark, drei Angeklagte wurden nur zu Geldstrafen verurteilt, zwei Personen frei- gesprochen. Turnen. Sport und Spiel. Boxkampf Schmeling—Louis abgeschlossen. Nach einer Meldung aus New Dort hat der beste deutsche Schwergewichtsboxer, Max Schmeling, der sich zur Zeit zu einem kurzen Besuch in Amerika befindet, einon Vertrag für den Kamps gegen den amerikanischen Neger Joe Louis unterzeichnet. Schmeling wird seinen künftigen Gegner bereits in diesen Tagen im Kampf studieren können, denn Louis steht vor einem Tressen gegen den von Schme ling in diesem Sommer hoch geschlagenen Basken Paolino. Man sieht also, daß Schmeling, der eigentlich längst reis für den Kampf um die Weltmeisterschaft mit Braddock wäre, doch erst — und etwa im Juni — wieder einen neuen Ausschei dungskampf auszutragen hat. Louis ist wahrscheinlich ein bedeutend schwererer Gegner als der derzeitige Weltmeister. Der Sieger aus dem Kampf Schmeling—Louis dürfte es nicht schwer haben, sich auch die Weltmeisterkrone zu erkämpfen. Deutschland hat zum Davispokal gemeldet. Als eine der ersten Nationen hat Deutschland seine Meldungen für die nächstjährigen Davispokalspiele abgegeben. Hoffentlich ge lingt es unseren Spielern, auch im kommenden Jahr an die großen Erfolge von 1935 anzuknüpfen. Einen KleinlaUbcr-Lknderlampf auf drahtlosem Wege führten Deutschland, England mid Amerika durch. Die Er gebnisse wurden jeweils den anderen beiden Ländern tele graphisch übermittelt. Amerika ist aus diesem seltsamen Länderkamps als Sieger hervorgegangen, vor England und Deutschland. AeichSsender Leipzig. Freitag, 13. Dezember. Reichssender Leipzig: Welle 382,2. — Nebe»« sender Dresden: Welle 233,5. 6.00: Choral und Morgenspruch, Fnnkgymnastik. 4 6.30: Aus Königsberg: Frühkonzert. — Dazwischen um 7.00: Nach richten. — 7.30: Mitteilungen für den Bauer. * 8.00: Funk gymnastik. 4c 8.20: Sendepause. 4- 9.45: Spielturnen. 4- 10.00: Wetter, Wasserstand und Tagesprogramm. 4- 10.15: Aus Stutt gart: Ein Tausfest bei Glasmachers. Hörspiel aus dem Schwarzwald. 4c 10.45: Werbenachrichten. 4- 11.30: Zeit und Wetter. 4- 11.45: Für den Bauer. 4- 12.00: Aus Chemnitz: Musik für die Arbeitspause. 4- 13.00: Zeit, Nachrichten und Wetter. 4c 13.15: Aus Frankfurt: Mittagskonzert. 4- 14.00: Zeit, Nachrichten und Börse. 4c 14.15: Vom Deutschlandsender: Allerlei von zwei bis drei! 4c 15.00: Für die Frau. 4- 15.20: Aus Dresden: Was liest das BDM.-Mädel? 4c 15.40: Sende pause. 4- 15.50: Wirtschaftsnachrichten. 4c 16.00: Hausmusik. H 16.30: Leipziger Studentenleben im 15. Jahrhundert. 4 16.50: Zeit, Wetter nnd Wirtschaftsnachrichten. 4 17.00: Aus Dresden: Nachmittagskonzert. 4- 18.30: Das germanische Rechtsgesühl. 4 18.50: Buchbörse. 4 19.00: Luise Walker spielt Gitarre. 4 19.25: Fabrtcnlieder, die von germanischen Sagen singen. 4 19.55: Umschau am Abend. 4 20.00: Nachrichten. 4 20.15: Alts Stuttgart: Stunde der Nation: Engel Hiltensperger. Ein Hörspiel aus dem Bauernkrieg von Georg Schmückle. 4 21.30: Aus Saarbrücken: Bunte Musik. 4 22.00: Nachrichten und Sport. 4 22.30: Max Reger: Kammermusik. 4 23.10 bis 24.00: Aus Heidelberg: Unterhaltungsmusik. Deulschlan-fen-er. Freitag, 13. Dezember. Deutschlandsender: Welle 1571. 6.00: Glockenspiel, Tagesspruch, Choral, Wetter. 4 6.10: Funkgymnastik. 4 6.30: Fröhliche Morgenmusik. — Dazwischen um 7.00: Nachrichten. 4 8.30: Sendepause. 4 9.00: Sperrzeit. 4 9.40: Kerle und Käuze aus dem märkischen Volksleben. 4 10.00: Sendepause. 4 10.15: Deutsches Spielzeug. Wir be suchen Werkstätten. 4 10.45: Spielturnen im Kindergarten. 4 11.15: Seewetter. 4 11.30: Besuch aus dem Nürnberger Christ' kindleinsmarkt. 4 11.40: Der Bauer spricht — der Bauer hört! — Anschließend: Wetter. 4 12.00: Aus Köln: Musik zu«* Mittag. — Dazwischen: 12.55: Zeitzeichen. — 13.00: Glück wünsche. 4 13.45: Nachrichten. 4 14.00: Allerlei von zwei bis drei! 4 15.00: Wetter, Börse, Programmhinweise. 4 15-1m Kinderliedersingen. 4 15.40: Fürs Jnngmädel. 4 16.00: Bar nabas von Geczy spielt. — In der Pause um 16.50: Johan» Peter Hebel: „Der schlaue Husar." 4 18.00: Nordische Lieder und Klaviermusik. 4 18.30: „Die Ehe ist ein löblich Ding . . - Gespräche nach Luthers Tischreden. 4 19.00: Guten Abend, lieber Hörer! Mit Adalbert Lutter, Bruno Fritz und Udo Vietz. 4 19.45: Deutschlandccho. 4 19.55: Sammeln! 4 20.00- Kernspruch, Wetter, Nachrichten. 4 20.15: Stimmen und Klangs Zarte Melodien mit Emil Roosz. 4 21.30: Aus München- Poldi Mildner spielt. Konzert für KLavier und Orchester, ö-Moll, von Peter Tschaikowsky. 4 22.00: Wetter-, Tages'« Sportnachrichten, Deutschlandecho. 4 22.30: Eine kleine Nach' musik. 4 22.45: Seewetter. 4 23.00—24.00: Oscar Joost sp«eu zum Tanz.